Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 79
Nun, das tat es tatsächlich, doch anders als ich erwartet hätte… doch der Reihe nach, meine Gedanken müssen sich noch ordnen, denn von Beginn an lief einiges schief. So konnten wir in unserem Staunen nicht verhindern, dass Gudden ausplauderte, dass wir über die Nexi Bescheid wussten. Unsere spontanen und löchrigen Erklärungsversuche beruhigten den bis eben so kooperativen Itiu’Kitna nicht und er rief seine Wachen, inklusive einem Berg von einem Ork, Shruc. Ohne unsere Waffen blieb uns keine andere Wahl, als seinen Fragen zu stellen. Nicht, dass wir sonst etwas anderes getan hätten… denke ich. Doch zu allem Überfluss fand der Orc große Gefallen daran, sich an Krathus Stelzen zu vergreifen und schlug ihm schlichtweg weg. Zwar schaffte es Krathus irgendwie, sich auf einer Stelze zu halten - wofür er mir einiges an Bewunderung abrang - jedoch wurde er nun endgültig als Kobold enttarnt. Möglicherweise war das aber auch ganz gut so, denn Itiu’Kitna ließ uns zwar weiter bewachen, nahm Krathus jedoch zu einem ausgiebigen Gespräch in seine Studierstube mit. Leider konnten wir nicht verstehen, was dort gesagt wurde, doch wenig später kam Krathus (mit einer leuchtenden Kugel, die um sein Banner kreiste - was auch immer es damit auf sich hatte) gemeinsam mit Itiu’Kitna heraus. Die beiden hatten eine Einigung getroffen: Wir würden dafür sorgen, dass Avra, der ohnehin hierbleiben wollte, zu Itiu’Kitna kommen würde, dafür blieben wir am Leben, erhielten die Hand von Wuldan und dürften sogar die Tour fortführen. Der Haken: Dieser Carson hatte augenscheinlich irgendeine Macht über Avra, die vorher gebrochen werden musste. Krathus erzählte uns außerdem, dass er Itiu’Kitna über unsere Situation aufgeklärt hatte, wir mussten also nicht länger so tun, als wären wir von hier. Sehr zu meiner Erleichterung, ich tauge (noch?) nicht als Lügnerin.
Ich war froh, dass sich die Situation so gelöst hatte und wir sogar die Tour fortsetzen könnte, schließlich bot dies die Chance, wertvolle Informationen zu finden, die uns bei unserem eigentlichen Auftrag für Al’Chara und Layara helfen konnten und nebenbei vielleicht auch etwas Licht in meine eigenen Recherchen zu meinem Volk zu bringen. Mit letzterem hatte ich nur wenig Glück - nichts, was Itiu’kitna besaß, stammte aus der Zeit nach dem Verrat. Eine Flöte war zwar erst danach gefunden worden, doch sie war so alt, dass sie auch von vorher stammen konnte. Gleichzeitig befeuerte dies den gleichzeitig beruhigenden wie schrecklichen Verdacht, dass Sylvanar vernichtet worden war und deswegen nicht zu Hilfe geeilt ist. Dann könnte ich hier nichts mehr ausrichten - aber es verstärkte auch den Verdacht, das Al’Chara möglicherweise mehr darüber wusste, als sie preisgegeben hatte. Aber dann würde das auch bedeuten… stop. Zuviel Spekulation. Ich musste ihr diese Fragen stellen.
Wesentlich aufschlussreicher war der Besuch im Keller, wo sich drei Sarkophage befanden - nach den Erzählungen Garetts war zu vermuten, dass Lia in einem davon war. Doch war sie auch noch am Leben? Es gab einen Weg das herauszufinden, aber ob ich das hinbekam? Nun, mit der Ratte hatte es auch funktioniert, und da hatte ich nichts als Geschichten zur Orientierung. Diesmal hatte ich sowohl Krathus als auch Ral schon dabei beobachtet… ich achtete darauf, dass Itiu’Kitna mich nicht beachtete, schloss die Augen und konzentrierte mich. Ich brauchte 3 Versuche, aber als ich schließlich die Augen aufschlug, erstrahlten die Sarkophage in einem eigenartigen Licht. Das also sahen Krathus und Ral, wenn sie nach Magie Ausschau hielten. Beunruhigenderweise waren die Sarkophage nicht nur durch Gitter, sondern auch durch eine Art Wand sehr starker Magie geschützt, die Itiu’Kitna sehr stolz als stärkste Schutzmagie Logothils beschrieb. Immerhin fand ich heraus, dass sie nur nach vorne hin abschloss, nach hinten oder oben sei der Stein ohnehin zu solide. Möglicherweise ein Eingang? Oder was, wenn sie aufwachten? Ein Magier von Mundis Fähigkeiten sollte mit einer Steinwand wenig Probleme haben. Augenblick. Dachte ich wirklich darüber nach, sie aufzuwecken??? Andererseits: Was wussten wir schon über ihn, außer, dass er mit Untoten experimentierte? Natürlich, Garett hatte davon erzählt, wie böse er sei, doch Garett hatte bisweilen eine beneidenswert simple Sicht auf die Dinge. Oder er hatte mir auch da nicht alles erzählt? Jedenfalls konnte es nach allem, was wir wussten, kaum schlimmer kommen, oder? Gefährliche Gedanken… ich versuchte, sie zu verbannen, doch es gelang mir nicht ganz.
Nicht zuletzt deswegen, weil das Gespräch gerade um das fehlende Puzzleteil ging, das hier herumlag. Krathus schien ganz versessen darauf, es zu finden, obgleich dies die Zeit für unseren Auftrag mit Avra enorm verkürzen würde. Eigentlich hätte ich protestiert, aber ich wurde die Gedanken wie gesagt nicht los. Und so zeigte mir Krathus ein paar Kisten, während ich mich darauf konzentrierte, dass entsprechende Puzzleteil zu finden - was tatsächlich sehr einfach war. Magie war schon etwas sehr Nützliches - ich hätte mich früher damit beschäftigen sollen. Anschließend beendeten wir die Tour, wobei wir nebenbei auch die Bestätigung erhielten, dass die gesuchte Hand von Wuldan sich in Itiu’Kitnas Besitz befand - dummerweise wusste dieser jetzt auch von uns, dass Monta Kren danach suchte. Ich hoffte sehr, dass sich unsere Informationsfreude nicht noch rächte…
Auf dem Rückweg zur Taverne klärte uns Krathus (dessen Banner noch imer von dieser grünlich leuchtenden Kugel umschwirrt wurde) noch darüber auf, dass es sich beim aktuellen Lichtbringer nicht etwa um den Großen Roten handelte, sondern um seinen Sohn Loganar, der ihn insgeheim umgebracht und ersetzt hatte. Hoffentlich änderte das nichts an Guddens Loyalitäten…
An der Taverne begrüßte uns wie immer Avra, der sich dafür entschuldigte, dass Olerian ihm ausgerissen war. Wir befragten ihn zu seinem Verhältnis zu Carson, doch fanden nicht viel darüber heraus. Erst später erzählte uns Leeroy, dass Avra dem Dienst freiwillig zugestimmt hatte, nun aber magisch an Carson gebunden war. Offenbar wurde er irgendwie magisch an ihn gebunden, würde aber tatsächlich gerne bei Itiu’Kitna arbeiten. Nichtsdestotrotz proklamierte Krathus plötzlich, dass er jetzt frei sei. Avra wollte es erst nicht glauben, doch als Krathus ihn überzeugte, doch einmal aus dem Garten des Burned Eyes Inn zu gehen, stellte er fest, dass dies offenbar der Wahrheit entsprach und er zog glücklich in Richtung Itiu’Kitna davon, nachdem er uns von einer Schriftrolle erzählt hatte, die Carson genutzt hatte, um ihn an sich zu binden. Nachdem Krathus erzählt hatte, dass er den Bann auf Avra gebrochen hatte (ein beeindruckender Erfolg!), besprachen wir das weitere Vorgehen. Es war klar, dass Carson den Bann mit hoher Wahrscheinlichkeit erneuern konnte, wenn wir diese nicht zerstörten. Nichtsdestotrotz wollte ich zuerst einmal sicher gehen, dass der sanftmütige Kerl sicher bei Itiu’Kitna ankam. Letzten Endes taten wir jedoch nichts davon, sondern beschlossen, erst einmal bei Monta Kren vorbeizusehen. Der Austausch mit Itiu’Kitna hatte uns misstrauisch gemacht, ob dem alten Mann zu trauen war.
Wie letztes Mal machte niemand auf, so dass wir einfach eintraten. Einbruch war ja nichts Neues mehr für uns… während Gudden sich sofort an der Geheimtür im Boden zu schaffen machte, las Krathus sich das Buch vom letzten Mal durch, dass sich als Monta Krens Tagebuch herausstellte und einige beunruhigende Einträge wie „neue Opfer gefunden” beinhaltete, die sich offenbar auf uns bezogen, aber auch Hinweise auf eine gewisse Elli, die er zurückbringen wollte. Merkwürdig, doch ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Gudden war wieder aufgetaucht und als Krathus ihn über den Inhalt des Tagebuches unterrichtet hatte, hob er den zappelnden Monta Kren einfach hoch. Der schaffte es zwar mit einer bemerkenswerten Beweglichkeit, sich aus dem Griff zu befreien, doch der Bugbear hob ihn einfach wieder hoch. Er behauptete, nichts von „Opfern” zu wissen - allerdings reagierte er darauf, als ich ihn nach Elli fragte, allerdings brüllte ihn Gudden wieder an, bevor er eine Antwort geben konnte und hielt seine Nase direkt in das Tagebuch. Allerdings las Monta etwas gänzlich anderes vor als das, was wir dort lasen. Irgendwas ging hier vor und ich war mir nicht sicher, dass der alte Mann dafür verantwortlich war, doch Gudden ließ nicht mit sich verhandeln. Also stiegen wir alle gemeinsam durch die Luke, wo wir einen Gang vorfanden, der, wie sich herausstellte, direkt mit der Kanalisation verbunden war. Viel interessanter war jedoch der Sanktum-ähnliche Raum, in deren Mitte eine Art Sarg stand - noch einer. In diesem lag jedoch ein totes Mädchen. Elli, die Monta Kren wiederbeleben wollte. Dazu benötigte er das Buch, dass daneben lag - was sich bei näherer Betrachtung von Krathus als das Buch herausstellte, das Al’Chara von uns wollte!
Das Buch, das Al’Chara von uns wollte… es war mit Blut geschrieben. Auf Haut. Widerwärtig - und besorgniserregend. Was wollte Al’Chara damit? Lia wiederbeleben, sicherlich, aber hätte dafür nicht das Puzzle genügt? Warum wollte sie dieses widerwärtige Buch?
Nichtsdestotrotz: Wir benötigten es. Weshalb es mich etwas entsetzte, als Krathus es an Monta zurückgab. Wir hatten es bereits, warum gab er es jetzt einfach weg? Andererseits, es war das moralisch richtige… aber es half uns nunmal nicht weiter, sondern verkomplizierte unsere Situation nur weiter. „Immerhin” versprach uns Monta Kren, das Buch zu überlassen, sobald Elli wieder lebte, wofür er die Hand von Wuldan benötigte. Das also auch noch…
Aber vorerst galt es, den Auftrag mit Itiu’Kitna abzuschließen. Wir überzeugten uns erst einmal davon, dass Avra sicher dort angekommen war, leider sah Itiu’Kitna den Auftrag erst dann als abgeschlossen an, wenn auch die Schriftrolle zerstört wurde. In mein Schicksal ergeben - ich hatte wenig Lust, Billy in einem Badehaus zu begegnen - folgte ich meinen Gefährten zum Badehaus.
Von der Rezeptionistin erfuhren wir, dass die beiden immer noch hier waren und zahlten ebenfalls unseren Eintritt, vorgeblich um zu baden, tatsächlich aber natürlich, um die Schriftrolle zu finden. War bis hierhin noch alles normal, verfolgte ich nun mit wachsendem Unglauben, wie Krathus die… „Deluxe”-Variante buchte. Von den anderen beiden hätte ich das vielleicht erwartet, aber von Krathus? Er musste doch verstehen, was das bedeutete, doch tatsächlich trennte er sich von uns, um in den entsprechenden Bereich geführt zu werden.
Etwas angewidert ging ich mit Gudden und Garret in die andere Richtung und fand mit meiner neuentdeckten Fähigkeit sehr schnell die entsprechende Umkleide. Glücklicherweise waren wir gerade alleine auf dem Gang und so wiesen wir Gudden an, draußen aufzupassen, während Garret die Tür knackte und wir hereingingen, wo er dasselbe mit der Schranktür tat und wir tatsächlich die Schriftrolle fanden. Das erschien mir zwar etwas zu einfach, aber gerade aktuell sollte ich vielleicht nicht zu sehr hinterfragen, wenn uns das Glück einmal hold war. Tatsächlich hielt dies nicht lange an, denn die Schriftrolle stellte sich als völlig immun gegenüber Schwertstreichen heraus. Daher beschlossen wir, sie erst einmal einzupacken, den Köcher, in der sie gesteckt hatte, dalassend. Vielleicht wusste Itiu’Kitna, wie man se zerstörte. Und tat das auch, statt Avra an sich zu binden, aber immerhin musste Avra dazu zustimmen und er wusste nun, was es damit auf sich hatte. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass wir aus guter Absicht alles schlimmer machten. Aber war ich nicht auch diejenige, die darüber nachdachte, dass Puzzle zu vervollständigen, nur um unseren immer fragwürdiger erscheinenden Auftrag für Al’Chara zu erfüllen? Erstaunlicherweise war die Antwort: ja, das war ich tatsächlich. Mal davon abgesehen, dass ich ohnehin keine bessere Idee hatte.
Wir sammelten noch Krathus ein, der sofort aufgeregt mit Garett zu tuscheln begann, doch ich verspürte wenig Lust, von seinen „Abenteuern” zu erfahren. Viel interessierter - und das nicht im positiven Sinne - war ich daran, was bei Itiu’Kitna geschehen würde. Auf dem Weg dorthin wurden wir noch Zeuge, wie eine Leiche aus dem Kanal getragen wurde, die dort wohl Reparaturen versucht hatte. Ein weiteres Opfer unserer Unbedachtheit. Ich hoffte, es war das letzte, doch hatte in dieser Hinsicht meine Zuversicht fast verloren…
Sitzung 78
Der nächste Morgen brach an und unsere Abfahrt nach Mocny war vorbereitet, Billy würde das Boot steuern und uns hoffentlich sicher zur Ausgrabungsstätte von Sir Henry bringen, es war immer noch völlig unklar was uns dort erwarten würde, ich hoffte aber dass es keine Bestätigung für die Vision geben würde
Es war eng, das Boot war eigentlich zu klein für vier Personen drei Pferde und unser Reisegepäck, irgendwie jedoch passte alles hinein auch wenn der Wasserspiegel verdächtig hoch stand, wir legten ab
Drei Tage waren wir bereits ohne Komplikationen unterwegs, kein anderes Schiff oder Boot kreuzte bisher unseren Weg, es blieb ruhig
Mit Ausnahme von Billy, seine Blicke und Kommentare bereiteten mir Unbehagen, gerade im Bezug zu den Erlebnissen einige Tage zuvor in Ailamere war dies zu viel für mich, lange hatte ich nicht mehr über dieses spezielle Ereignis meiner Vergangenheit bewusst nachgedacht doch nun bekam ich es nicht Mehraus dem Kopf
Erst mit Nachdruck und Unterstützung von Leeroy und Gorok ließ sich Billy in die Schranken weisen, er schien beleidigt, meinem Reflex mich dafür zu entschuldigen gab ich diesmal aber nicht nach, das war neu und genau genommen auch richtig, trotzdem war es ein indifferente Gefühl
In der Nacht zu Tag vier auf See änderte sich die ruhige Fahrt, in der Ferne hatten Leeroy und Gorok während der Nachtwache etwas auf dem Wasser ausgemacht, ein Floß mit drei Gestalten näherte sich
Nachdem wir uns angenähert hatten und für etwas Licht sorgten konnten wir nunmehr die Gestalten genauer betrachten, eine humanoide Person ein Echsenmensch und ein … Jaguar
Den Echsenmenschen sehend brachen zugleich die Eindrücke aus dem Sumpfgebiet nahe Road’s End über mich ein, auch wenn er kleiner war und im Gegensatz zu denen im Sumpf die Gemeinsprache beherrschte änderte dies nichts an meiner Sorge über die Dinge die nun geschehen könnten
Sorin hieß er, sein Begleiter war ein vermeintlich Schiffbrüchiger mit Namen Fin (the Magpie) und offenbar Barde, das Tier an Bord war Sorin’s Begleiter was nicht zu meiner Beruhigung beitrug
Laut Fin’s Erzählung war er an Bord eines Schiffes als dieses angegriffen wurde, er wurde bewusstlos und wachte sehr viel später wieder auf, doch dann war er nicht mehr an Bord des Schiffes, Sorin hatte ihn aus dem Wasser gefischt und so sein Leben gerettet, dieser war seinerseits zum Fischen unterwegs
Zu unserem Erschrecken stellte sich heraus, dass das Schiff die ‚Hin und Her‘ gewesen war, eben genau jenes Schiff mit dem wir nach Ailamere übersetzten und auf der Reise ebenso angegriffen wurden, war unsere Gegenwehr der Grund gewesen wieso das Schiff erneut angegriffen wurde?, im schlimmsten Fall vielleicht sogar versenkt?, doch was war die Wahl gewesen … unsere Überfahrt sah den Schutz des Schiffes vor, warum schien alles was wir taten kontinuierlich mehr Unheil nach sich zu ziehen!?
Die beiden wollten sich nach Road’s End mitschleppen lassen, ihr Floß bot keine gute Möglichkeit schnell Land zu erreichen, bevor wir zustimmten wollte ich jedoch noch mehr Informationen über Sorin haben
Laut der Erzählung machte es den Anschein dass er ein Ausgestossener sei, scheinbar hatte er die Verhaltenskonventionen seines Stammes gebrochen?, es wirkte zudem als sei er von zurückhaltender Natur – gänzlich anders, als unsere bisherigen Erlebnisse mit dieser Bevölkerungsgruppe
Als wir den Zusammenstoß mit dem vermeintlichen Divine Devourer erwähnten reagierte Sorin eher ungläubig beziehungsweise belächelnd und tat es als Wunschdenken ab, mich wunderte wieso, wir wussten was wir gesehen hatten und wie die Echsenmenschen auf dieses Etwas reagierten, irgendein Puzzleteil fehlte uns stets, meine Verunsicherung wuchs erneut
Wir tauschten noch einige Informationen aus, dann beschlossen wir sie in Schlepp zu nehmen, Gorok verbrachte zu unserer Sicherheit die restliche Reise auf derem Floß, ich muss gestehen dass ich trotz seiner übereifrig stürmischen Art froh war dass er uns begleitete, es schien nichts zu geben dass ihn aus der Bahn warf und er ließ auch nie Zweifel an seiner Loyalität aufkommen
Ich schlief unruhig mit unseren „Gästen“ nebenan, die Bilder von Bik suchten mich im Schlaf heim, der Gedanke Sorin den Rücken zuzudrehen erweckte zusätzliche Ängste, meine Begleiter schienen damit deutlich weniger Probleme zu haben, Gorok im Speziellen sowieso nicht
Am nächsten Tag erreichten wir Road’s End, die Stadt war erstaunlich voll von REDs, wie sich herausstellte sammelten sie sich nachdem die unmittelbare Bedrohung durch die Echsenmenschen aus dem Sumpf vorüber war, scheinbar hatten sie aber auch keinen Ausmarschbefehl, ich war mir unsicher ob die Präsenz der Hextor hier noch ein Problem werden könnte, von der Hin und Her war auch keine Spur doch es konnte sein dass sie nachdem Angriff länger für den Rückweg brauchte - so hoffte ich
Wir organisierten neue Rationen und aßen etwas in der Taverne, Gorok verbrüderte sich dort mit Fin und Sorin, Leeroy und ich hatten indes noch ein privates Gespräch
Er machte sich Sorgen um die Zukunft, was wäre wenn sein Bruder wirklich vor Ort wäre und wie sollten wir dann vorgehen?, ich wusste nicht viel darauf zu erwidern, seine Bedenken waren absolut nachvollziehbar aber mit einer Lösung konnte ich ihm nicht dienen
Eines war sicher: Leeroy könnte was auch immer passieren würde seinen Bruder trotz allem nicht mit tödlicher Gewalt aufhalten, es war einer der Gründe wieso ich ihn gerne um mich hatte, diese Überzeugung trotz aller Widrigkeiten wo andere längst ihre Moralvorstellungen über Bord geworfen hätten
Sie stellte zudem meine zuletzt aufkommenden Gedankengänge infrage, nach allem was wir erlebten und gesehen haben habe ich nicht mehr den Eindruck noch ich selbst zu sein, Zeit meines bisherigen Lebens hatte ich nie einen Wunsch nach Vergeltung oder Ähnlichem, zuletzt bin ich mir nicht mehr sicher
Aber würde Leeroy zu seiner Überzeugung stehen können?, oder würde diese uns vielleicht sogar in größere Gefahr bringen können?, was wäre wenn Gorok seine nur wenig zurückhaltende Androhung Leonard im Zweifel aufzuhalten wahrmachen würde?
In jedem Fall sollte unser Vorgehen vorsichtig sein, Leeroy war hier sehr eindeutig und ich stimmte ihm zu, im Versuch seinen angeschlagenen emotionellen Zustand zu beschwichtigen versuchte ich mich im Aufmuntern, so brachte ich ein halb gestottertes und aufgrund meiner eigenen Sorgen wahrlich nur wenig überzeugend klingendes „wir schaffen das schon“ hinaus, ich war dankbar dass er es mir nicht ankreidete sondern mit einstimmte, auch wenn ich sehen konnte dass auch ihm die volle Überzeugung fehlte
Jedenfalls sollte Leonard wen ner denn bei Sir Henry wäre im Bestfall gefangen genommen werden, wie auch immer wir das anstellen würden, im Vorfeld wünschte sich Leeroy zunächst mit Sir Henry reden zu können, eine Infiltration schwebte ihm vor, damit hatten wir schon einmal Erfolg ging mir durch den Kopf und zuckte ebenso schnell zusammen wie mir das Bild von Tundra in den Geist kam
Schlussendlich versammelten wir uns wieder in der Taverne, die anderen hatten bereits gegessen doch Leeroy und mir knurrte noch der Magen, Billy war seit meiner Zurückweisung sehr kurz angebunden und wollte nur noch so schnell es ging zurück nach Buckingwaters, weswegen er nun auch Druck machte weiterzureisen, so nahmen wir unser Essen auf die Hand, wir fühlten uns etwas gehetzt doch andererseits sah ich auch die Ungeduld in Leeroy’s Augen
Wie sich herausstellen sollte würden uns Sorin und Fin wohl nun begleiten, Sorin hatte nichts besseres zu tun und Fin war ob unserer erzählten Geschichten schon Feuer und Flamme neues Material für seine Bardenkunst aufgreifen zu können, ich war unentschlossen wusste aber auch dass wir mehr Hilfe gebrauchen könnten, Sorin genau beäugend stimmte ich schließlich zu, wohl war mir trotz aller Zusicherungen dennoch nicht
Wir reisten also ab und folgten dem Flusslauf nach Westen Richtung Mocny, wir waren unruhig aufgrund unserer Erlebnisse mit der riesigen Schildkröte damals auf dem Landweg nach Road’s End, Billy aber versicherte uns er müsse was er tut, offenbar gab es eine Passage welche diese Kreaturen umfuhr
Es dauerte noch weitere zweieinhalb Tage bis wir die Anlegestelle zur Ausgrabungsstätte erreichen sollten, in einiger Entfernung besprachen wir noch einmal unser Vorgehen, Fin schaffte es Leeroy zu verkleiden, es würde an ein Wunder grenzen wenn er nun noch erkannt werden könnte, mit Billy sprachen wir ab dass er uns als von Amelia gesandte Arbeitskräfte vorstellen sollte, der Plan war es Sir Henry zu finden und mit ihm privat zu sprechen
Als wir uns dem Anleger näherten sahen wir ein größeres Schiff vor Anker liegen, allerdings sah es sehr ungewöhnlich aus, seine Form war anders als bei anderen Schiffen, Ballisten an Bug und Heck, keine Segel, wie fuhr dieses „Schiff“ wohl?
Die Waffen wurden zunächst auf uns gerichtet doch Billy’s Anwesenheit ermöglichte eine sichere Passage and Land, er stellte uns kurz vor und setzte dann alles daran wieder abzureisen, vielleicht hätten wir dankbarer sein können, zeitgleich wunderten wir uns wieso er selber Sir Henry nicht sehen wollte
Es befanden sich Arbeiter an der Stätte, sie standen jedoch nur herum, aktuell sah es nicht danach aus als würde aktiv gegraben werden, auf unsere Nachfrage hin hieß es dass Sir Henry im Inneren der Katakomben sei, es machte den Anschein als gäbe es dort einen runden Raum der sich zu drehen vermochte was dazu führte dass der Eingang dann auf eine Mauer traf wenn der Raum sich gedreht hatte
Dies war nun der Fall, nicht das erste Mal dass dies passierte, Sir Henry war im Inneren und forschte derzeit scheinbar alleine während die Arbeiter darauf warteten wieder hinabsteigen zu können, man stellte uns frei ob wir den eg nach unten anstreben wollten oder auf Sir Henry’s Rückkehr warten, es schien effizienter ihn selber zu suchen, so gingen wir hinunter
Sorin hatte sich vor einigen Tagen ganz interessiert an Goroks erworbenen Schrumpfkopf im Glas gezeigt, eine Kleinigkeit aus Ailamere die an unsere etwas fremdartige Nacht in einem Laden einer vermeintlichen Angehörigen des lokalen wenig rechtschaffenen Untergrundes erinnerte, Gorok hatte ihn gerne abgetreten, doch nun fand ein Teil aus diesem Glas seinen Weg wieder an die Luft, offenbar Magie anwendend hatte Sorin das Auge zum Leben(?) erweckt und er behauptete nun dadurch erkennen zu können wo sich Magie befände, ich war ein wenig irritiert und angewidert
Gorok fand sogleich im Inneren einen Zugang zum Kellerbereich und stürmte voraus, hier unten war wohl einmal ein Lager gewesen, in Infernal war etwas in einen Stein geritzt, offenbar war hier unten jemand eingeschlossen worden und wartete vergeblich auf Hilfe, den Strichen nach zu Urteilen war die arme Seele mindestens dreieinhalb Monate hier, derjenige wollte tiefer in die Katakomben steigen, einen Leichnam sahen wir nicht, vielleicht wurde er schon herausgetragen oder wir würden weiter drinnen etwas finden
Wobei der Raum zunächst nicht so aussah als ob es noch einen weiteren Zugang gab, dann entdeckten wir aber dass Fußspuren direkt auf und unter einem Regal an der Wand entlangliefen, ein geheimer Zugang tat sich vor uns auf, dahinter ein kleiner Gang der in einer geschwungenen Wand endete, vermutlich war dahinter der runde Raum?, seitlich zu der Wand befand sich versteckt hinter einem geheimen Panel eine Art Hebel, Gorok fehlte heute wieder einmal die Lust behutsam vorzugehen und zog unvermittelt daran
Offenbar schien sich das Druckverhältnis in der mit dem Hebel verbundenen Röhre zu ändern, dann fing die Wand an sich zu bewegen bis sie schließlich eine Öffnung offenbarte, im Inneren dieser riesigen runden Halle war ein kupfernes Rad auf einem Podest angebracht und ebenso kupferne Platten an Boden und Wänden, es hatte Ähnlichkeit mit dem Steuerrad eines Schiffes nur das dieses hier lag, eine Rohrkonstruktion führte von vier Richtungen in die Mitte hinein, wir konnten eine zischendes Geräusch darin wahrnehmen
Gorok hatte vor das Rad zu drehen, wir vermuteten dass sich damit der Raum gegebenenfalls drehen ließ, Leeroy folgte ihm für den Feldtest hinein, ich blieb mit den beiden Fremden allein zurück, es war mir nicht ganz wohl doch im Zweifel konnte ich an die Oberfläche fliehen
Tatsächlich fing der Raum sich an zu drehen, und nach kurzer Zeit hörten wir plötzlich eigenartige Geräusche aus dem Inneren des Raumes, kämpften sie etwa gegen jemanden oder etwas?, wir betätigten den Hebel erneut und der Raum drehte sich zurück, was wir dort sahen war verwunderlich, mechanische Kreaturen, groß und mit langen Armen an denen verschiedene Werkzeuge befestigt waren
Es sollte noch mehr geben erzählten uns die beiden, ein Nachbarraum war voll von ihnen, Gorok brannte drauf sie alle zu zerstören, mir war nicht ganz klar wieso wir das tun mussten aber da drehte sich der Raum auch schon wieder, ein Kampf entbrannte
Etwa ein Dutzend von diesen Metallkonstrukten zerschlugen wir bevor es friedlich wurde, der Raum in dem sie sich befunden hatten war mit einem Schild betitelt „Ausstellungsraum“, ansonsten war er leer, welchem Zweck diente dies?
In der Annahme dass sich Sir Henry in einem weiteren angrenzenden Raum befinden musste drehten wir weiter, ein Gang wurde sichtbar der in eine große Kaverne mit einer Schlucht führte, am Rand gab es einen Weg hinab, und um die Ecke stand ein weiteres Konstrukt, Fin zeigte hier zu seinen Verkleidungskünsten nun auch magische Fähigkeiten, zunächst testete er mit einer fliegenden ätherischen Hand ob das Konstrukt reagierte, dann zeigte er uns eine Art illusionäres Trugbild von dem was er um die Ecke erhascht hatte, es war einem Insekt nicht unähnlich von der Optik
Da es keine ersichtlichen Spuren in dieser Kaverne gab entschieden wir unser Glück ein drittes Mal zu probieren und im Zweifel hierhin zurückzukommen
Wieder drehte sich der Raum, nun befand sich ein völlig in Kupfer verkleideter Gang vor uns, sonst gab es keine weiteren Details, ein schlichter Gang, Gorok nahm wieder die Spitze und marschierte hinein, der Großteil folgte, nur Fin blieb zunächst zurück, dann klickte etwas unter Goroks Füßen und kupferne Gitter kamen vor und hinter uns von der Decke, wir waren eingeschlossen, jetzt spürten wir auch eine ansteigende Hitze
Während Sorin den Weg zurück versuchte zu bearbeiten indem er irgendwie das Metall zu erhitzen versuchte schlug Gorok mit seiner ganzen Kraft bereits eine Stange vor uns heraus, währenddessen entdeckten wir ein geheimes Panel an der Seite, es war ähnlich dem im Kellergang, hier waren nun aber drei Hebel angebracht, die Oberen waren mit „Aus“ betitelt und die Unteren mit „An“
Zeitgleich stieg und stieg die Hitze, ich griff auf eine unbewusste Schutzmagie zu die zumindest mir eine gewisse Resistenz gewährte, wir probierten einige Kombinationen und hatten schließlich schon beim dritten Versuch Glück, die Gitter zogen sich hinauf und die Hitze klomm langsam ab, meine Begleiter sahen deutlich angesengt aus, ich machte mir Gedanken dass ich ihnen keine sonderliche Hilfe gewesen war in dieser Situation
Gorok störte dies alles nicht weiter wie er bereits den nächsten Raum eröffnete, eine Art Werkstatt - so auch betitelt mit einem weiteren Schild - war zu sehen, Werkbänke und Material, ein Gang ging von hier aus noch ab, und weiter in einer Ecke stand eine Gestalt, sie sah aus wie eine Statue, gräulich, mit einer Plattenrüstung, irgendwie surreal, Sorin meinte er wolle sich das einmal genauer anschauen, er hatte behauptet das diese Statue einen magischen Schimmer habe, sicherlich war ich neugierig aber die Art von Sorin’s „Magie“ schreckte mich etwas ab, nicht zuletzt hörten wir aber auch Stimmen von nebenan
Hinter der Tür zum nächsten Raum waren zwei männliche Stimmten am Beraten wie sie die Sicherheitsmaßnahmen hier vor Ort deaktivieren könnten, betitelt war der nächste Raum mit „Studien 4218“, im Flüsterton berieten wir über unser Vorgehen, Leeroy sollte in jedem Fall erst einmal zurückbleiben da wir nicht wussten wer dort sprach, wir kamen überein dass wir schlicht das gleiche sagen wollten wie schon oben und dem Plan folgen
So klopften wir an und machten uns bemerkbar, es wurde still von der anderen Seite, wir traten ein, dort standen nun zwei Personen, eine war eleganter gekleidet die andere eher kämpferisch ausgestattet und etwas verwegen aussehend, der Rau selber war voller vergitterter Bücherregale, auf einem Schreibtisch befand sich unter einem Gitter eine größerer leuchtender Kristall der zeitweise kleine Energiespitzen in die nähere Umgebung abgab
Wie sich schnell herausstellen sollte hatten wir Sir Henry gefunden, zudem aber auch Leonard, wir wurden aufgefordert uns in Gänze zu erkennen zu geben und so trat auch Leeroy in seiner Verkleidung ein, welcher scheinbar sofort von Leonard erkannt wurde, ein breites Grinsen entsprang Leonard’s Gesicht während er fast unauffällig zu eine Dolch greifen wollte
Er hatte sich vor Sir Henry postiert und tat so als sei der verkleidete Leeroy eine Gefahr für diesen, Leeroy reagierte blitzartig und schoss Leonard den Dolch aus der Hand, es gab ein kurzes Wortgefecht zwischen den dreien, jeder versuchte Sir Henry von der Gefahr des anderen zu überzeugen, dann ließ Leeroy die Maskerade fallen, die Verwirrung war im Gesicht des älteren Mannes deutlich zu erkennen, ich kann nicht sagen dass es mir anders ging
Dann meldete sich allerdings Sorin aus dem anderen Raum, die „Statue“ hatte begonnen sich zu bewegen, weniger gräulich, eher ätherisch und sehr deutlich am Leben bewegte sich das Wesen zu uns in den Raum, nahm eine Art Stab und richtete ihn auf den Kristall, ein Strahl sprang zwischen beiden umher und durchdrang dabei Leonard, ein eigenartiges Flackern durchlief ihn, ich dachte sofort an eine Illusionsmagie, dann stellte sich das Wesen an die Wand und regte sich vorerst nicht mehr
Die Situation wurde von hier aus noch verwirrender, jetzt fing Leonard an zu behaupten dass nicht er sondern Leeroy all die Dinge getan hätte für die er von ihm verantwortlich gemacht würde, der Mann mit der großen Gesichtsnarbe vor uns schien das wirklich zu glauben, Leeroy wusste nur wenig zu erwidern, hier standen wir und beobachteten, die Situation war festgefahren da beide im Grunde dasselbe über den anderen sagten
In mir machten sich Zweifel breit, hatte Leeroy uns etwa belogen?, wollte er deswegen dass wir zunächst Sir Henry alleine aufsuchten um ihn als Druckmittel zu nutzen?, wollte er darum seinen Bruder im Ernstfall auch nicht umbringen da der ganze Plan darin bestand diesen zurückzubringen?, was bedeutete dies für seine Vision wenn sie denn echt war?
Wir hatten so viel gemeinsam erlebt aber ich dachte an all die Täuschungen und finsteren Spielchen zurück welche wir auf den Reisen erlebt hatten, meine Wahrnehmung für sowas war zu Beginn der Reise nicht existent, sie war auch jetzt noch schlecht, aber … ich schüttelte den Gedanken ab, mich überkam mehr und mehr ein paranoides Gefühl, einhergehend aber auch Wut und Enttäuschung über Vergangenes, das war doch alles Blödsinn, ich sammelte mich
Die zuvor ätherische Frau schien jetzt vollständig normal zu sein nur ihre Augen wirkten noch eigenartig und sprach plötzlich zu uns, sie forderte Sir Henry und Leonard auf den Raum zu verlassen, sagte Leeroy noch dass es nötig war dass er dies erlebte, wir alle waren verwundert, die beiden aber reagierten nach einiger Zeit und gingen vorsichtig hinaus in die Werkstatt
Wieder sprach sie und erklärte „Meister möchte mit euch sprechen“, ich zuckte heftig zusammen, Panik machte sich breit, die deutete auf einen Spiegel im Raum, beinahe wollte ich fragend den Namen Shadar Logoth aussprechen unterbrach mich aber selber bei der Hälfte, Sorin hatte es anteilig aufgeschnappt und war irritiert am Nachfragen von wem ich sprach, dann setzte die Frau an und sprach einen Namen dreimal, doch es war ein anderer … Loganar Logoth, eine Gestalt erschien im Spiegel, die eines Drachen, eher in schattenhaften Farben gehüllt doch flüchtige Eindrücke konnten einem den Eindruck geben dass es einmal eine rote Färbung gewesen sein musste, lediglich ein Auge in der Mitte ähnlich eines Zyklopen
Ich verkrampfte, mir wurde übel und mein Herz raste. Dieses Szenario war keinesfalls weniger erschreckend als das ausgemalte mit Shadar Logoth und zugleich war es an dieser Stelle auch das am wenigsten erwartete …
Sitzung 77
Wir diskutieren unser weiteres Vorgehen, während die Spinnen im Hintergrund irgendetwas tun, allerdings kann ich nicht verstehen, was sie besprechen. Die Entscheidung wird mehr oder weniger für uns getroffen, als Krathus und Gudden es sich hinter einem Berg toter Spinnen gemütlich machen und kurz darauf eine erstaunlich kleine Spinne kommt und in einiger Entfernung stehen bleibt. Einer der Botschafter, von denen Ral und Garret gesprochen haben? Immerhin hat Ralkarion ja bereits erfolgreich mit den Spinnen verhandelt… ich spreche die Spinne also versuchsweise an und tatsächlich ist sie deutlich redseliger als die anderen, wenn auch nicht unbedingt freundlicher. Sie erwähnt etwas von einer Vibration den Berg hinauf (welch ein Zufall, dass wir den Berg hinauf zum Palast müssen… haben unsere gesuchten Gegenstände etwas damit zu tun?) und Essen, das nicht mit ihnen redet. Damit sind nicht wir gemeint - wir sind offenbar das „Essen, das sie tötet”. Ich weiß nicht recht, wie ich darauf reagieren soll - auf der einen Seite haben wir zuerst angegriffen, auf der anderen sind wir ihr „Essen”. Nichtsdestotrotz stimmt sie zu, uns zu führen. Die anderen haben Bedenken, aber ihr Widerspruch ist eher halbherzig - vielleicht wissen sie auch nicht, was sie sonst tun sollen, die Sache mit der Vibration klingt interessant. Und davon abgesehen: Welchen Grund hätte die Spinne, uns anzulügen, wenn sie sieht, was mit ihren Freunden, Familie? - passiert ist. Also folgen wir ihnen, aber halten die Augen offen. So bemerke ich, dass sich irgendwas in der Wand passiert. Darauf angesprochen, versucht Krathus irgendwas mit dem Schild und „Buh”-Rufen… er ist manchmal halt etwas seltsam.
Das nächste was passierte, war, dass plötzlich etwas sehr großes, schweres von der Decke fiel und fast auf uns landete, allerdings sprangen die meisten von uns rechtzeitig beiseite, nur Gudden wurde zu Boden geschleudert. Das Etwas entpuppte sich als eine gewaltige Spinne. Ich bemühte mich noch um eine friedliche Lösung, aber mir fehlt ganz einfach Rals Verhandlungsgeschick und so entbrannte schon wieder eine Kampf. Diesmal einer, an dem ganz eindeutig ich schuld war… nachdem die große Spinne gefallen war, teile Gudden auch die kleine in 2 Teile. Ich kann nicht sagen, dass ich ihm Vorwürfe deswegen machen konnte. Ich half ihm wortlos, die große Spinne zurückzuschleppen und den Eingang zum Spinnengang zu blockieren. So einiges ging mir durch den Kopf, aber vor allem, dass erneut durch meine Unbedarftheit meine Gefährten in Gefahr geraten waren.
Der von den Spinnen gegrabene Gang war nach Ansicht derselben nicht der richtig Weg, den wir verfolgen sollten und ich war in keiner Position, zu widersprechen, auch wenn mir die Vibration nicht aus dem Kopf ging. Überhaupt wurde entschieden, dass wir erst einmal zurückgehen sollten. Wieder am von Tozzle mittlerweile verriegelten Eingang (erstaunlich, wie schnell der Goblin arbeiten konnte) trafen wir erneut den betrunkenen Mann, der sich seitdem offenbar nicht vom Fleck bewegt hatte. Gudden, der ihn angewiesen hatte, seine Schulden zu bezahlen, gefiel das gar nicht und er ging ihn hart an. Zu hart, hätte ich gesagt, doch was, wenn ich auch diesmal falsch lag? Wenn dieser so harmlos aussehende Säufer nur so harmlos tat? Es war schon sehr seltsam, sich zum saufen in die Kanalisation zurückzuziehen… unschlüssig kaute ich auf meiner Oberlippe. Erst als Gudden Anstalten, ihm die Hand abzuhacken, ging ich dazwischen. Stattdessen packte der Bugbear den zappelnden Trunkenbold beim Kragen und schleppte ihn einfach mit nach oben. Ein fast schon komisches Bild. Oben stellte sich heraus, dass der Trunkbold der Schwager des Wirtes war und als solcher eine gewisse Narrenfreiheit besaß. Immerhin ein Problem weniger (?).
Ganz nebenbei bekamen wir in dem Gespräch mit dem Wirt noch heraus, dass Itiu’Kitna seine Sammlung, also unter anderem die Artefakte, die wir suchten, offenbar sehr frei jedem zeigte, der Interesse dafür zeigte. Hätten wir das von Beginn an gewusst, man hätte sich soviel Ärger schenken können. Wir beschlossen, die neue Information sacken zu lassen, ohnehin waren wir ein wenig angeschlagen, so dass ein wenig Pause nicht schaden konnte. Krathus und Gudden setzten sich an einen Tisch und lassen es sich gut gehen, doch ich fühlte mich gerade nicht danach, zu viel ging mir durch den Kopf, das Wenigste davon schmeichelhaft. Ich bestellte mir ein Bier, um nicht weiter aufzufallen, aber rührte es nicht an. Garret schien zu merken, dass es mir nicht gut ging und blieb bei mir. Manchmal konnte er ziemlich feinfühlig sein. Als er das Schweigen brach und mich fragte, was los sei, brach alles heraus. Die stetigen Fehlschläge, die meine Gefährten in Gefahr brachten. Die in bester Absicht geschehenen Aktionen, die die Situation immer nur verschlimmerten. Ral, den ich einfach hatte ziehen lassen aus einem naiven „Es ist seine Entscheidung” heraus und der nun wer weiß wo war. Razora, die sich für uns geopfert hatte. Der verschwundene Junge im Dorf bei Ostracitoren, den ich möglicherweise auf dem Gewissen hatte. Und so vieles mehr. Garret tat sein Bestes, mich zu beruhigen, doch bewirkte eher das Gegenteil. Als ich ihn fragte, wie er mit all den Toten seiner Revolution und all dem, was bisher geschehen war, leben konnte, zuckte er nur mit den Schultern und erzählte etwas von „einfach weitermachen” und „Helden sind die, die es trotz aller Fehlschläge weiter versuchen”. Auf der einen Seite wünschte ich, ich könnte es derart einfach sehen, andererseits machte es mich auch wütend, dass er all die Toten einfach in Kauf zu nehmen schien. Wie viele mussten denn noch sterben, bis wir endlich lernen würden? Um mich selbst zu beruhigen, griff ich nun doch zum Bier und ging zu Krathus und Gudden, doch mein aufgewühlter Gemütszustand blieb. Ich hatte gehofft, es würde mir besser gehen, wenn ich alles einmal herausschrie, doch das Gegenteil war der Fall. Wenigstens schien Garret mir meinen Ausfall nicht übel zu nehmen.
Krathus und Gudden hatten sich derweil mit drei düsteren Gestalten in ein Gespräch vertieft. Den einen erkannte ich als den unangenehmen Tavernenbesucher, den ich vorhin versuchte, anzusprechen, die anderen waren uns vor kurzem von Avra als Billy the Butcher (ein Berg aus Fleisch mit einem Haken statt seiner rechten Hand) und dem Chef, Carson, vorgestellt (ein eher stummer Geselle, wie es schien, doch mit einer Aura, die klar werden ließ, dass man sich mit ihm besser nicht anlegte). Der Typ von vorhin besserte meine Laune nicht, indem er mich sofort als „Dirne” bezeichnete, was Billy offenbar als Anlass nahm, permanent zotige Anspielungen zu machen. Langsam verwandelte sich meine Niedergeschlagenheit in Wut. Was bildeten die sich eigentlich ein? Ohne, dass ich mir dessen bewusst war wanderte meine Hand zum linken Schwert und ich rammte es voller Wut neben Billys gesunder Hand in den Tisch. Erst dann wurde mir bewusst, was ich da tat und erschrak gewaltig. Mit zitternder Hand zog ich das Schwert aus dem Tisch. Billy hatte das Vorgehen offenbar wenig beeindruckt, doch ich hörte kaum noch zu. Was machte diese Welt nur mit mir? Auch vom Rest des Gespräches bekam ich kaum etwas mit - ein fehlgeschlagener Bestechungsversuch, ein fehlgeschlagener Versuch, sie auf unsere Seite zu ziehen (welche war das eigentlich?) und steigendes Misstrauen auf der anderen Seite des Tisches. Das übliche Versagen nunmal.
Nach diesem unerfreulichen Zwischenfall, besprachen wir das weitere Vorgehen. Dabei beschlossen wir, die Erkundung der Kanalisation heute noch fortzuführen, um im Notfall einen Notausgang zu haben, morgen aber einfach auf eine dieser Touren mit Itiu’Kitna zu gehen. Ich bekam erneut nur die Hälfte mit… als wir aber in die Tunnel aufbrachen, bemühte ich mich nach Kräften, die Gedanken erst einmal wegzuschieben. Abgelenkte Ranger sind tote Ranger, wie Rana es ausgedrückt hatte. Es tat gut, einmal wieder den Kopf freizumachen, auch wenn ich wusste, dass das nur aufgeschoben war.
Und so stiegen wir ein zweites Mal in die Kanalisation hinab. Diesmal verlief unsere Erkundung deutlich friedlicher - der Wegbeschreibung folgend begegneten wir keinerlei Spinnen. Gudden schickte seinen Schatten einmal in einen Nebenraum und berichtete uns kurz darauf, dass von dort ein Schleim auf uns zukam, dem wir aber ohne Probleme aus dem Weg gingen. Kurz darauf standen wir vor einer massiven Eisentür. Eigentlich führte uns unser Weg daran vorbei, doch ein Geräusch dahinter ließ uns zögern. Nachdem jedoch Garret mit einem Versuch, die Tür zu öffnen, scheiterte, ließen wir von ihr ab und folgten dem Weg. Wie vermutet, aber nicht wie erhofft, führte uns die Wegbeschreibung nicht in den Palast, sondern in einen Raum mit ein paar Säulen, oberhalb verlaufenden Rohren und weiteren Wegen links und rechts. Ein wenig ratlos blickten wir uns um. Als ich eine Ratte sah, kam mir eine Idee. Eine sehr wilde Idee, die lediglich auf meinen Beobachtungen von Rals Zaubern sowie ein paar Geschichten meines Volkes beruhte. Doch ein Versuch konnte nicht schaden… oder? Ich kämpfte die erneut aufkeimenden Zweifel nieder und schnappte mir die Ratte möglichst vorsichtig. Dann schließe ich die Augen und konzentriere mich ganz auf das Tier in meiner Hand. Ich brauchte ein paar Versuche, doch unter großer Anstrengung gelingt es mir tatsächlich, meine Sinne in das Tier zu transferieren. So auf Erkundungstour geschickt, rannte es geradewegs zu seinem zu Hause… hatte ich es dorthin geschickt? Ich war mir nicht sicher. Jedenfalls rannte es geradewegs in einen Haufen voller Ratten, der hinter einem Wanddurchbruch lag. Dort kappte ich die Verbindung, nicht ohne vorher einen seltsamen Steinhaufen links zu sehen - eine weitere Spinne? Folgten sie uns noch immer?
Als die Sinne in meinen Körper zurückkehrten, spürte ich als erstes Krathus, der mich schüttelt und mich anbrüllte, was los sei. Ich beruhigte ihn und sah mich um - der Bugbear schien irgendwas angestellt zu haben, jedenfalls war er über und über mit Kloake beschmutzt und roch entsprechend. Ich berichtete den anderen von „meinem Ausflug” und offenbar war es interessant genug, zumindest einen kleinen Abstecher zu wagen, der allerdings lediglich mit einem toten Ooze (der Steinhaufen) und noch viel mehr toten Ratten endete. Ein Fehlschlag, aber wenigstens nicht auf ganzer Linie - die neugewonnene Fähigkeit könnte noch nützlich werden.
Auf Grund der fortgeschrittenen Stunde und der morgigen Pläne beschlossen wir, weitere Erkundungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Wir fanden einen Ausgang, der zum Marktplatz führte und nach einigen Kraftanstrengungen von Gudden und Krathus (ein wirklich gut gesetzter Gullydeckel, wie es schien) konnten wir überirdisch zurück, da der Marktplatz um diese Zeit praktisch leer gefegt war. Der Rückweg verläuft ohne Zwischenfälle, lediglich einige Wachen wiesen uns auf die Sperrstunden hin, behelligen uns aber sonst nicht weiter.
Zurück im Burned Eyes Inn begaben wir uns direkt aufs Zimmer. Olerian (so habe ich den Hund getauft - ein lieb gewonnener Name, der mir Kraft geben soll) rollte sich sofort auf dem Teppich zusammen und schlief ein. Ich wusste, dass auch ich mich in den nächtlichen Trance begeben sollte, doch ich schaffte es einfach nicht. All die aufgeschobenen Gedanken fluteten zurück. Die Gegebenheiten dieser Welt - sie sind nichts, was ich einfach zurücklassen kann, so wie die anderen. Gleichzeitig habe ich auch in meiner Welt Verpflichtungen - meine Gefährten kämen sicher auch ohne mich zurecht, bisher habe ich mich schließlich eher als Sicherheitsrisiko erwiesen. Aber was ist mit Arina? Kann ich die Suche nach ihr einfach aufgeben? Sicher, sie ist schon lange verschwunden und ich habe keine Ahnung, wo ich beginnen kann, nachdem die Spur von Lafayette im Sande verlief, aber sie ist oder war meine beste Freundin. Gleichzeitig geht es in dieser Welt um wesentlich mehr als nur eine Elfe, noch dazu habe ich einen konkreten Anhaltspunkt für den Beginn der Recherche. Ist es da nicht egoistisch, die ungewisse Suche nach einer Elfe darüber zu stellen? Und dann war dann noch die Sache mit Gudden. Der Bugbear war hilfreich, keine Frage. Er hatte sich schon mehrfach als wertvoller Verbündeter erwiesen. Doch er war auch ein Späher für den Sohn des Großen Roten - aus Azoicstrum, dem Ort, an dem sich der vierte Nexus befand, nach dem der Große Rote suchte. Kehrte Gudden zurück, müsste er nur einmal seine Heimat besuchen und das Geheimnis wäre aufgeflogen. Doch was sollte man dagegen tun? Ihn dazu bewegen, in dieser Welt zu bleiben? Unwahrscheinlich. Ihn überzeugen, die Seiten zu wechseln? Er schien nicht der illoyale Typ zu sein. Blieb nur… ihn zu töten? Ich erschrak. Nein, dass konnte nicht die Antwort sein. Aber was? Meine Gedanken kreisten und kreisten und ich kam zu keinem Ergebnis. Fast schon erleichtert bemerkte ich, wie sich Olerian regte und draußen die Sonne aufging. Nach einer schlaflosen Nacht ging ich also nach unten und traf dort meine Gefährten bereits beim Frühstück. Erneut war es Garret, dem mein übernächtigter Zustand auffällt und sich nach meinem Wohlergehen erkundete, doch ich fühlte mich gerade nicht in der Lage, darüber zu sprechen und bestellte mir stattdessen gleich mehrere Tassen Kaffee. Der Tag würde lang werden und ich hatte das Gefühl, ich würde all meine Kräfte brauchen, um ihn heile zu überstehen - in mehrerer Hinsicht.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf. Unterwegs liefen wir Avra über den Weg, den die anderen noch nach dem fehlenden Puzzlestück des Bilds befragten. Offenbar hatten meine Begleiter gestern die Idee bekommen, dass Avra es haben könnte, weil er hier bleiben wollte? Jedenfalls versicherte er uns, dass er es nicht habe. Da er einmal mehr während der gesamten Zeit Olerian kraulte, kam mir der Gedanke, den kleinen Hund bei ihm zu lassen, um ih nicht den Gefahren auszusetzen, denen wir entgegenliefen, was Avra freudestrahlend annahm.
Diesmal steuerten wir überirdisch geradewegs auf die Schreinerwerkstatt von Keril zu. Garret wollte einen neuen Stab, aber vor allem hatten sie den Plan gefasst, Krathus Stelzen zu verpassen, so dass er bei Itiu’Kitna nicht sofort als Kobold erkannt werden würde. Das würde zu viele detaillierte Fragen nach sich ziehen, die ihn vermutlich sehr schnell als Hochstapler enttarnen würden. Schon im Gespräch mit Carson und Co gestern war es wohl schon knapp geworden. Dort angekommen, öffnete uns nicht Keril, sondern ein Mann, der sich als Muj vorstellte. Tatsächlich stellte er sich als Keril’s Schwager in Spe heraus und wollte wissen, woher wir ihn kannten. Zu langen Erklärungen kam es allerdings nicht, da in dem Moment Keril auftauchte und uns freudestrahlend hereinbat. Auch stellte er Krathus als einen Abgesandten vor, woraufhin sich das Gebaren seines Bruders schlagartig änderte und die Liebenswürdigkeit in Person wurde. Nicht nur, dass sie unsere Bitten um Stelzen, einen neuen Stab und ein paar Pfeile mit Freuden erfüllten, sie wollten nicht einmal Geld dafür. Und was noch schlimmer war, sie tischten uns ein Frühstück auf, dass der Baronin würdig gewesen wäre. Alles aufgrund einer Lüge. Doch es blieb uns nichts anderes übrig als das Spiel mitzuspielen. Krathus sprach davon sie dafür zu entlohnen - damit meinte er jedoch lediglich eine einzelne Goldmünze, die er „segnete”. Wie schamlos er die Gutgläubigkeit dieser Leute ausnutzte! Gudden brach die Münze immerhin entzwei, damit beide eine Hälfte hatten (er sprach davon, dass sonst bald der eine den anderen dafür umgebracht hätte) und ich zückte meine eigene Börse, um einen etwas angemesseneren Preis zu zahlen.
Mit unseren neuen Ausrüstungsgegenständen verließen wir dann seine Werkstatt in Richtung des Sitzes von Itiu’KiTna. Krathus hatte ein wenig Probleme, den steilen Berg auf Stelzen hinaufzukommen, doch die Übung (und Guddens ganz… besondere Hilfe) tat ihm offenbar gut, jedenfalls wurden seine Bewegungsabläufe mit der Zeit immer natürlicher und vielleicht würden wir die Täuschung tatsächlich aufrechterhalten könne. Mittlerweile war auch Olerian wieder mit von der Partie, offenbar war er Avra davongelaufen und mir gefolgt. Ich machte mir zwar ein wenig Sorgen, den Kleinen dabei zu haben, aber freute mich ehrlich gesagt auch über seine Anwesenheit. Olerian - würde ich ihn wohl wiedersehen? Im nächsten Moment fing Garret an zu humpeln. Im ersten Moment dachte ich, ihm sei etwas passiert, aber er wollte lediglich eine Tarnung schaffen, damit er seinen Stab mit hinein nehmen könnte. Natürlich! Dass ich daran nicht gedacht hatte - sie würden uns wohl kaum mit Waffen eintreten lassen.
Und richtig: Die Wachen am Tor des Wohnsitzes verlangten von uns, unsere Waffen abzugeben. Ich folgte widerwillig, aber ohne meinen Widerwillen zu zeigen. Es wäre schließlich sehr verdächtig, würden simple Kunstliebhaber, die die Ausstellung sehen wollten, sich nicht von ihren Waffen trennen wollen würden. Leider durchschauten die Wachen Garrets Maskerade sofort. Um ihm davon abzulenken, tat Gudden so, als würde er sich seine Waffe zurückholen wollen und ich stieg in das Schauspiel mit ein. Leider - mal wieder - ohne Erfolg. Die Wachen waren nun noch misstrauischer uns gegenüber und begannen, Krathus abzutasten. Mir stockte der Atem, würden sie doch jetzt die Stelzen ertasten. Doch zu unserem Glück missinterpretierten sie diese als eine Kriegsverletzung und ließen uns durch, nachdem wir noch erfragt hatten, wo sie unsere Waffen lagern würden - selbstverständlich unter dem Vorwand, uns Sorgen um die wertvollen Gegenstände zu machen, aber eigentlich eher, um zu wissen, wo wir sie finden könnte, wenn die Dinge hier aus dem Ruder liefen. Einmal mehr fiel mir auf, wie leicht mir derartige Täuschungen mittlerweile fielen. Was mich noch mehr irritierte war, dass es mich mit jedem Mal weniger störte.
Wir wurden zum Schreiber weitergeleitet, der sehr überrascht war, dass jemand die Sammlung sehen wollte, offenbar kam das nicht oft vor. Ein kurzer Blick in den Kalender und er verkündete uns, dass Itiu’Kitna tatsächlich Zeit für uns hätte - welch glückliche Fügung. Er geleitete uns zu einer Kammer im hinteren Teil des Anwesens und ließ uns dort auf den Verwalter warten. Der stand kurz darauf vor uns - ein Kobold, ganz wie Krathus, doch mit Flügeln. Das hatte ich noch nie gesehen, doch neugierige Fragen in diese Richtung würden uns verraten können und so schwieg ich. Auch der abgedeckte Gegenstand im Raum nebenan, der Garrets Interesse erweckt hatte, musste fürs Erste warten, denn Itiu’Kitna konnte es kaum erwarten mit der Tour zu beginnen. Schnell wurde klar, dass er seine Sammlung wirklich sehr liebte und noch dazu in der Geschichte dieser Welt sehr bewandert war - zu jedem Stück konnte er mindestens 15 Minuten erzählen, selbst zu einer schlichten Vase, hergestellt von einem Halbling namens Ozmain Krillto. So erfuhren wir zum Beispiel nebenbei, dass Caer Aeslyn vor einigen Jahren von seltsamen Schlangenmenschen eingenommen worden war, was mich sofort an Garrets Schilderungen seines ehemaligen Weggefährten und Verräter Harkis denken ließ. Auch den Keller, in dem unser Ziel lag, würde er uns zeigen, versprach er uns, allerdings als krönenden Abschluss. Ich beschloss, diese Wissensquelle anzuzapfen um mich vielleicht bei meinen eigenen Problemen weiterzuhelfen und fragte ihn, ob er auch etwas elfisches da habe. In der Tat führte er uns zu einem Gemälde, dass den Kampf um Ark’Therion und den „Großen Verrat” zeigte. Er bestätigte damit, was schon Layara gesagt hatte: Die Elfen von Sylvanar (in dem meine Familie in dieser Welt offenbar lebte) hatten den Verteidigungspakt gebrochen und damit den Untergang Ark’Therions besiegelt. Auch wenn ich es erwartet hatte, traf mich diese Nachricht hart. Zwei Dinge jedoch machten mich auch ein wenig stutzig. Zum einen sagte Itiu’Kitna „Hätte es bloß damals schon den Lightbringer gegeben”, was vermutlich lediglich auf eine gewisse Gehirnwäsche Itiu’Kitnas zurückzuführen war, aber potentiell ganz andere Möglichkeiten offen ließ. Und zum Zweiten wäre Sylvanar seitdem völlig still. Hatten meine Familie und die Sylvanar-Elfen vielleicht nicht eingreifen können, weil sie selbst Probleme hatten Waren sie vllt gar selbst ausgelöscht worden? Doch warum sprach Al’chara dann von den Trostbearers in der Gegenwart? Warum gab es kein Ravengrove, aber Elfen allgemein waren lediglich selten, nicht nicht existent? Fragen über Fragen…
Während des weiteren Rundgangs fiel uns auf, dass Itiu’Kitna uns überall hin führte, aber eine Ecke des Anwesens hinter einer großen Tür verborgen blieb. Darauf angesprochen sprach er davon, dass dieser Raum von niemandem betreten werden dürfe. Während ich das fast einfach akzeptiert hätte - hatte ich denn immer noch nichts gelernt? - beschritten die anderen den weitaus besseren Weg, ihn bei seiner Sammlerleidenschaft zu packen. Doch erst ein Anhänger Garrets und das Fernglas von Krathus, dass er schon öfter benutzt hatte, versetzte ihn in Verzückung, als er hindurchsah. Was auch immer er dort gesehen hatte, es schien ihn so zu faszinieren, dass er schlussendlich einwilligte, uns auch diesen Raum zu zeigen.
Ich war gespannt, doch hätte nicht mit dem gerechnet, was sich uns dort offenbarte: Der Raum war über und über bewuchert mit Pflanzen. Inmitten dieser Pracht fand sich dort auch eine Dryade, die Lorilla zum verwechseln ähnlich sah. Doch all das war nichts gegen die gewaltige, schimmernde Kugel in der Mitte des Raums, die dort von lianenartigen Gebilden festgehalten wurde. Kein Zweifel: Ein Nexus! Offenbar einer, der die natürlichen Kräfte der Natur speicherte und nutzbar machte. Plötzlich ergab das Wetter und der Wildwuchs in dieser Region einen Sinn. Und wer weiß: vielleicht würden sich hier noch manch andere Frage klären…