Tagebuch: Calas
Sitzung 107
Wenn es keinerlei Effekt hatte, dass die Orcs in den Runenkreisen starben (waren zwei davon nicht eben noch Säulen gewesen?) - vielleicht waren sie für uns da? Ich beschloss, diese Theorie zu testen, die anderen schienen denselben Gedanken gehabt zu haben. Allerdings barg das die Gefahr, dass die Orcs auf die anderen losgehen würden, ohne, dass ich etwas dagegen tun könnte. Aber irgendwie mussten wir hier raus. Ich schnappte mir zumindest einen der drei Orcs und zog sie mit mir… so könnte ich die Gefahr zumindest verringern.
Soweit so gut, doch der Plan geriet in Gefahr, als einer der anderen Orcs Ralkarion niederstreckte und sich dann Krathus zu umwandt, der sich des Angriffs jedoch erwehren konnte. Instinktartig ließ ich den Orc vor mir los und rannte zu Ralkarion, um ihn zumindest zu stabilisieren, gleich darauf war auch Garret zur Stelle und hob ihn wieder auf. Wir konnten nicht verhindern, dass Ralkarion ein weiteres Mal niedergestreckt wurde, doch schafften wir es mit vereinten Kräften dann doch, jeden lebend in seinen Runenkreis zu verfrachten. Als die Portale erschienen, kümmerte sich Krathus kurz um Ralkarion, dann verschwanden wir so schnell wir konnten im Portal.
Der nächste Raum wartete zum Glück nicht mit weiteren Monstern, sondern lediglich mit vier Podesten und einem beschrifteten Steinaltar in der Mitte auf, auf dem in zunächst unverständlichen Buchstaben etwas geschrieben stand. Ralkarion und ich holten daraufhin erstmal unsere Zauberbücher hervor, während Garret und Krathus den Raum erkundeten. Da es dabei offenbar recht schmerzhaft zuging, widmeten sie sich daher erst einmal einem Getränk aus Garrets Brauerei - seine Familie war offenbar eine von Braumeistern. Na großartig… Als der Zauber gewirkt war, besahen wir uns den Stein, dessen Inschrift allerdings nicht wirklich ermutigend war - nur Tote oder Sterbende sollten Zutritt zum nächsten Raum erhalten. Eine Bedingung, dir wir aus meiner Sicht eigentlich fast alle erfüllten, aber nun ja, der Raum war da wohl wählerischer. Wenngleich wir inständig hofften, dass die Inschrift nicht wörtlich gemeint war, wussten wir doch nicht, welche andere Lösung sein mochte. Ich setzte mich daher letzten Endes mit dem Vorschlag durch, eine Pause zu machen. Wenn wir uns tatsächlich auf diesen Plattformen opfern mussten - nun, dann war nichts verloren. Sollte der Raum schon mit einem Teil unserer Lebenskraft zufrieden sein - dann würden wir den nächsten Raum in deutlich besserer Verfassung betreten als jetzt. Außerdem bestand eine Chance, dass wir währenddessen auf eine bessere Idee kämen.
Zumindest die letzte Hoffnung bestätigte sich nicht und so stiegen wir besorgt auf die Plattformen, die sofort begannen, das Blut äußerst schmerzhaft aus uns herauszusaugen. Eine extrem unangenehme Erfahrung, die nicht dadurch besser wurde, dass wir feststellen mussten, dass sich unsere Hoffnung auf ein parti… par… teilweises Aussaugen nicht erfüllte. Mehrmals unterbrachen wir, der Raum stank und ertrank in unserem Blut - moment, unser Blut? Dafür war es zu viel… wo das andere wohl herkam? So oder so blieb uns nichts anderes übrig, uns vollständig aussaugen zu lassen. Wir wollten nicht riskieren, alle bewusstlos zu werden und so blieben Krathus und ich erstmal den Plattformen fern. Da das Blut die Säule in der Mitte jedoch nur halb hochstieg, mussten wir letzten Endes einsehen, dass uns nichts anderes übrig blieb, als dasselbe Schicksal zu erleiden. Einmal wehrte sich mein Körper noch und ich erwachte aus der Bewusstlosigkeit. Mich einmal umblickend ging mir der Gedanke „Warum dauert das denn so lange?” durch den Kopf, dann wurde mir wieder schwarz vor Augen.
Als ich diesmal aufwachte, war ich in einem anderen Raum. Hatte also geklappt. Uff. Die Erleichterung währte aber nur kurz: Wir waren an vier unterschiedlichen Enden des Raums in jeweils eine Käfig gesperrt und überblickten eine eher unheimliche Szenerie. Eine große Gruppe von in Roben gehüllten Gestalten, die vor einer gewaltigen Statue standen. Hatte was kultartiges. Es wurde nicht besser dadurch, dass ich feststellen musste, dass ich nicht einen Muskel rühren konnte - und im nächsten Moment ein Gefangener aus einem anderen Käfig in das Maul der Statue geworfen wurde und verschwand. Und tatsächlich musste ich wenig später mit ansehen, wie Krathus aus seinem Käfig geholt wurde und dasselbe Schicksal erlitt und ich völlig machtlos zusehen musste. Nun, zumindest würde ich nicht lange damit hadern müssen, denn kurz darauf wurde auch ich geholt und in das Maul geworfen. Wütend auf die Welt, aber unfähig, etwas dagegen zu machen. Ich hatte noch was zu erledigen. Gwen, Craich, es tut mir Leid…
Im nächsten Moment knallte ich relativ hart auf einem Steinboden auf. Verdattert blickte ich mich um. Meinen Tod hatte ich mir anders vorgestellt. Währenddessen klatschten auch Garret und Ralkarion neben mir auf, letzterer bewusstlos mit einer Dolchwunde - was auch immer er angestellt hatte, um das zu schaffen? Während Krathus sich um ihn kümmerte, stellten wir fest, dass wir wieder zurück an unserem Ausgangsort waren, allerdings unser „Gastgeber” nirgendwo zu sehen war. Garret schoss los, um oben nach dem rechten zu sehen, Ralkarion und Krathus zog es eher zurück in die Bibliothek unten. Da wir noch keine Ahnung hatten, was uns hier nun erwartete, beschloss ich, dass niemand alleine bleiben sollte und jagte Garret hinterher. Je weiter wir nach oben kamen, desto mehr stank es - und der Grund dafür war nicht zu übersehen. Ein gewaltiger, uns bekannter silberner Drache war vor der Tür aufgerichtet - oder besser aufgehängt. Sein Oberkörper war mit Ketten zwischen hastig errichtete Türme gespannt worden und offenbar bei noch lebendigem Leib ausgeweidet worden. Selbige Eingeweide waren wenig wählerisch über den Boden verteilt worden. Ich war eine Menge gewohnt, aber bei dem Anblick musste ich mit aller Macht ein Würgen unterdrücken. Was für ein Monster tat so etwas? Ach, richtig.
Cenereth aka der Graue Mann war also tot. Nach dem, was wir dort sagen, vielleicht sogar schon ein paar Wochen, auch wenn sich das nicht so genau bestimmen ließ, geschweige denn das ich ein gesteigertes Interesse hatte, die Leiche genauer zu untersuchen. Wir gingen daher wieder nach unten, wo auch Ralkarion und Krathus eine Entdeckung gemacht hatten. Mehrere sogar. Zunächst einmal war da Lia. In ihrer menschlichen Form dort sitzend, hatte sie offenbar jeden Rest von Verstand eingebüßt und schien uns nicht einmal wahrzunehmen. Ralkarion hantierte gerade mit einem Buch, dass offenbar irgendwie mit ihr in Verbindung stand, aber hatte keinen Erfolg damit, ihren Verstand wiederherzustellen.
Und dann war da dieser Brief, den uns der Rote dagelassen hatte. Selbst ohne die Situation vor Ort hätte mich der arrogante Schreibstil vermutlich auf die Palme gebracht, so hingegen entfachte er blanken Zorn auf diese rote Bestie. Neben einer Menge selbstverliebter Äußerungen enthüllte er unter anderem, dass er schon lange vom arkanen Nexus gewusst hatte und nur darauf gewartet hatte, dass sich dieser wieder auflädt, was durch die Neuerrichtung der Akademie geschehen war (ich hatte immer gewusst, dass nichts Gutes von diesem vermaledeiten Ort kommen konnte!) und er dadurch mittlerweile sein Ziel, zu einem Gott zu werden, erreicht haben dürfte. Ferozoica sei nun in den Händen des Imperators Ssai Sardak des Wiedergeborenen Imperiums oder aber an die Linie des Harkis vergeben, ein Name, der mir aus den Erzählungen der anderen irgendwie bekannt vorkam, auch wenn ich den Finger nicht darauf legen konnte. Einen Hoffnungsschimmer gab es jedoch: Er sprach davon, dass nie jemand weniger als 57 Jahre gebraucht hätte, um aus dem Würfel zu entkommen. Dem grauenvollen Anblick von oben nach zu urteilen, waren jedoch nicht viel mehr als zwei bis drei Wochen vergangen. Was im Umkehrschluss heißen dürfte, dass all die Vorhaben in dem Brief vielleicht noch nicht umgesetzt worden waren? Dieser Gedanke löste eine Flut an Gedanken und Plänen aus, denen ich jedoch nur teilweise folgte. Denn ich war in meinem ganz eigenen Konflikt gefangen…
Wenn wir zurück in Ferozoica waren, dürfte mein Auftrag als abgeschlossen gelten, ob gescheitert oder nicht - Lia war gefunden, der weitere Zustand würde sich klären müssen. Der Gedanke kam auf, ob Qwe ihr vielleicht helfen könnte, die Illusionsmagie, die auf ihr lag, zu lüften. Nun, so oder so - ich wäre frei, meine Suche nach Gwen und Craich fortzusetzen. Vielleicht sogar hier in der Gegend, es gab noch eine Menge unerforschtes Territorium hier. Gleichzeitig erschien mir der Gedanke enorm egoistisch angesichts dessen, was Garret, Ralkarion und Krathus vor sich hatten. Sie würden jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnten - konnte ich sie da wirklich alleine lassen? Gleichzeitig hatte ich geschworen, nicht eher zu ruhen, bis ich Gwen und Craich gefunden hatte. Sie waren meine Familie! Wie könnte ich sie im Stich lassen, ganz gleich, was für andere Aufgaben warten mochten?
So verfolgte ich die Diskussion nur am Rande. Bekam mit, dass Ralkarion etwas in dieses Kommunikationsbuch schrieb, um die genaue Zeit in Erfahrung zu bringen, was mich auf eine Idee brachte, wie ich vielleicht beides miteinander vereinen konnte. Dennoch, ich brauchte mehr Zeit, um mir über alles klar zu werden. Glücklicherweise wurde kurz darauf ohnehin beschlossen, dass wir die Nacht hier verbringen würden und erst morgen nach Ferozoica zurückkehren würden, da wir nicht wussten, in welchem Zustand wir die Stadt vorfinden würden. Eventuell würden wir all unsere Kräfte benötigen, auch wenn ich inständig hoffte, dass das nicht nötig sein würde. Aus so vielen Gründen, aber vor allem aus Sorge um meine Eltern. Sie hatten die erste Schleifung Ferozoicas überlebt, aber wer weiß, wie es diesmal enden würde. Unruhig und unsicher begab ich mich zur Ruhe.
Mit einem klareren Kopf am Morgen fiel es mir leichter, eine Entscheidung zu treffen. So sehr mir die Gruppe ans Herz gewachsen war, so sehr ich sie für das bewunderte, was sie versuchten und so sehr ich um sie fürchtete angesichts der Mächte, die ihnen gegenüberstanden - meine Familie konnte ich nicht alleine lassen. Ich würde meine Suche fortsetzen. Aber wenn ich dabei helfen konnte, würde ich das tun. Ich bat daher Ralkarion um eines der Kommunikationsbücher. Er hatte zwar keines übrig, erwähnte jedoch, dass Professor Chrylax eventuell noch wenige besaß. Ich schluckte. Da würde ich wohl zu Kreuze kriechen müssen, aber mein Stolz sollte nicht zu Lasten anderer gehen. So informierte ich die Gruppe darüber, dass ich sie verlassen würde, um weiter nach meiner Familie zu suchen, dies aber hier in der Gegend tun und sie nach Möglichkeiten per Buch mit Informationen zu diesem Wiedergeborenen Imperium der Yuan-Ti zu versorgen würde. Zu meiner Erleichterung waren sie voller Verständnis, besonders Ralkarion - mit seiner Geschichte war das gleichzeitig sehr verständlich wie bewundernswert. Mit deutlich leichterem Herzen brach ich gemeinsam mit ihnen auf nach Ferozoica, die immer noch geistlose Lia auf den Schultern. Der Plan war, dass Ralkarion den Teleportzirkel aktivieren würde und uns sofort nach er Ankunft unsichtbar machen würde. Es bestand zwar trotzdem die Gefahr der Entdeckung, wir wollten diese aber so klein wie möglich halten. Selbst wenn in Ferozoica noch alles beim alten war, konnte es nur von Vorteil sein, wenn der Rote glauben würde, dass wir noch im Würfel gefangen waren.
Tatsächlich war dies leichter als gedacht, da auf der anderen Seite mittlerweile eine Kammer entstanden war, in die der Teleportzirkel führte und der Wächter davor gerade ein Nickerchen einlegte. Im ersten Moment beunruhigend, legte sich diese Unruhe schnell wieder, als wir feststellten, dass sich ansonsten baulich nicht viel verändert hatte, also wohl tatsächlich nicht allzuviel Zeit vergangen war. Auch ansonsten wirkte Ferozoica auf dem Weg zu Professor Chrylax nicht wirklich anders als sonst. Unentdeckt kamen wir dort an, zumindest bemerkten wir keinerlei Verfolger. Ich lud Lia, die ich während der ganzen Aktion auf den Schultern getragen hatte, oben ab, dann stapfte ich nach unten. Wurde Zeit, den Professor mal nett um einen Gefallen zu bitten. Ich fand ihn unten, gemeinsam mit Qwe in irgendein Experiment vertieft. Auf meine Ansprache reagierte er jedoch wie üblich höchst ungehalten mit einem Flammenball. Mochte damit zu tun haben, dass ich vergessen hatte, dass ich ja noch unsichtbar war, da konnte ich ihm tatsächlich keinen Vorwurf machen. Nur gut, dass mir seit damals Feuer nicht mehr soviel ausmachte. Erstaunlicherweise wirkte er meiner Bitte gegenüber offen - vermutlich bedeuteten ihm diese Bücher aber auch einfach nicht soviel. Also nahm ich eins an mich und ging wieder nach oben.
Unbemerkt gefolgt von Qwe, der kurz nach mir ankam. Als er sich im Raum oben umsah, fielen der Reihe nach die Unsichtbarkeitszauber aus - und auch der Zauber, der auf Lia gelegen hatte, löste sich auf! Sofort sprang sie wie von der Phasenspinne gebissen auf, schrie nach ihrem Buch, wo es sei, sie müsse es haben. Ralkarions Art, Fragen nur sehr umständlich und eher kryptisch zu beantworten, kam ihm dabei nicht zugute, als Lia, völlig im Wahn der Suche nach dem Buch, ihn am Bein packte, wie eine Puppe hochhob und durchschüttelte. Ein durchaus amüsantes Bild, wie ich zugeben musste. Letzten Endes kam Lia aber noch genug zu Sinnen, um Ralkarion Zeit zu geben, dass Buch hervorzukramen und an sie zu überreichen. Im ersten Moment war ich überrascht, als sie kurzerhand in das Buch sprang und verschwand, doch im nächsten Moment erinnerte ich mich daran, wie sie davon gesprochen hatte, dass Tanaos Ayumu von ganzen Bibliotheken, die in einem Buch versteckt waren, gesprochen hatte. Vermutlich war dies eines davon.
Kurz darauf erschien Lia wieder bei uns. Sie hatte offenbar gefunden, wonach sie suchte, denn sie erzählte aufgeregt, dass es noch da sei. Der Schlüssel zu allem sei noch da. Was das wohl sein mochte? Ich hoffte sehr, dass sie Recht hatte und was immer sie gefunden hatte die Aufgabe für meine baldigen Ex-Schützlinge weniger überwältigend machen würde…
Sitzung 106
Nun, zunächst einmal in einen Raum, in dessen Mitte ein gewaltiges Fass stand. Und um das herum Säure floss. In der wir standen. Fantastisch. Während Garret in einer erstaunlichen Demonstration der Missachtung aller Naturgesetze einfach das Fass herauflief, begann ich den Aufstieg, indem ich mich mit meinen Dolchen am Fass herauf hangelte. Vermutend, dass Ralkarion damit etwas mehr Probleme haben würde, nahm ich ihn kurzerhand mit. Nachdem wir oben angekommen waren, sah ich, dass Krathus ebenfalls so seine Probleme mit dem Klettern hatte, wenngleich Garret kräftig mittels einem Seil mithalf. Irgendetwas schien ihn jedoch dabei zu behindern, zwischendurch wusch gar eine Welle von Flüssigkeit über uns hinweg, die uns aber glücklicherweise verfehlte… jedenfalls kletterte ich erst einmal zurück und half nun auch Krathus, nach oben zu kommen.
Die Freude, der Säure entronnen zu sein, währte jedoch nur kurz, als der Pfropfen des Fasses nahezu explosionsartig nach oben geschossen wurde und Ralkarion mit ihm. Reflexartig vollführte ich einen Zauber, der seinen Sturz lindern würde, konnte allerdings nicht verhindern, dass er wieder in Säure landete. Einige Momente darauf bebte der Deckel selbst, offenbar lebte dort etwas unter uns, und während ich und Krathus es gerade so schafften, uns auf den Beinen zu halten, fiel nun auch Garret nach unten. Inklusive Seil, dass zischend in der Säure verging. Während der Halbling also einmal mehr einfach wieder hochlief, packte ich mein Seil zu und warf es Ralkarion zu. Der Aufstieg war auf Grund des bebenden Deckels nicht leicht, doch letzten Endes gelang es.
Krathus hatte sich in der Zwischenzeit zum Loch begeben, dass durch den nun fehlenden Pfropfen entstanden war. Der Gesichtsausdruck, den er dabei aufsetzte, war mir mittlerweile schon bekannt - der Kleine war wütend und würde nun vermutlich etwas Übereiltes tun. Und tatsächlich: bevor man ihm noch ein Wort der Warnung hätte zurufen können, sprang er kurzerhand ins Fass, irgendwas davon redend, dass er „die Scheiße aus dem Vieh raus smiten” würde. Im Leben spielt man mit den Karten, die einem gegeben werden. Ich zuckte also nur mit den Schultern und sprang hinterher.
Bier! Die verfluchte Flüssigkeit im Fass war nicht Wasser, sondern Bier! Hätte ich mir denken müssen. Warum war ich hier nur herein gesprungen? Was wenn… ich biss meine Kiefer noch fester zusammen, als nötig gewesen wäre, kämpfte die Erinnerungen nieder und begab mich zu Krathus, um ihm beizustehen. Das stellte sich allerdings als nicht so leicht heraus, da das Wesen, eine Art Elementar, sich um Krathus herumgeschlungen hatte und mein erster Schlag dann auch prompt auch den Kobold erwischte. Hier musste ein Strategiewechsel erfolgen.
Doch bevor es dazu kam, jagte mir ein harter Schlag die Luft aus den Lungen. Ich keuchte, hustete - und schluckte Bier. Sofort schloss ich das Maul, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen und ich spürte bereits die Auswirkungen des Alkohols. In blinder Panik fasste ich mein Schwert und begann, auf die Außenwand einzuschlagen. Ich musste hier raus. Das war alles, was zählte. Ich bemerkte kaum, wie das Wesen mich umschlang und festhielt und selbst dass Krathus sich plötzlich in einen großen Oktopus verwandelte trotze mir kaum mehr als leichtes Unbehagen ob der Verwandlung ab. Ich muss hier raus, war alles, was ich denken konnte, während ich größere und größere Löcher in die Wand schlug, aus dem das vermaledeite Teufelsgebräu abfloss. So recht zu Sinnen kam ich erst wieder, als ich plötzlich auf dem Bier stand, als wäre es eine feste Oberfläche. Das Bier war tintenschwarz, ebenfalls wie das Gesicht Garrets, der vor mir stand, aber das registrierte ich nur nebenbei. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Ich spürte die Auswirkungen des Alkohols und das würde möglicherweise noch ein Problem werden, doch zunächst galt es, das naheliegende Problem zu lösen. Ich riss mich mühsam zusammen, kletterte aus dem Loch, dankte Ralkarion für die Rettung (es war sein Zauber gewesen, der mich wieder an die Oberfläche befördert hatte) und begann dann, an der Außenseite herabzusteigen, um das Loch von außen zu bearbeiten. Wie sich herausstellte, war das dank Garrets schlagkräftiger Mithilfe kaum mehr nötig. Das Loch war bereits recht groß und wurde zwar von dem Bierelementar abgedichtet, doch schon im nächsten Moment musste Krathus ihm wohl den Garaus gemacht haben, jedenfalls floss das Bier in Strömen heraus, neutralisierte die Säure - und die Portale schlossen sich. Diesmal hatte ich es sehr eilig, aus dem Raum zu verschwinden.
Der nächste Raum wirkte zuerst deutlich friedlicher. Ein Podest in der Mitte mit einer Inschrift und mehreren Einlassungen, vier Säulen, an denen Amulette hingen. Keine Gegner zu sehen und so schlug ich vor, zunächst einmal eine Rast einzulegen. Die anderen waren allerdings (verständlicherweise) etwas paranoid und glaubten nicht daran, dass der Raum es uns gestatten würde, zu verschnaufen. So begann Krathus mit dem Wirken eines Heilzaubers, während Garret sich noch ein Bier reinstürzte. Das Gefühl, dass ich hatte, als ich ihm dabei zusah, gefiel mir gar nicht, doch ich wurde abgelenkt von plötzlich aufkeimendem Nebel und Krathus, der durch das Wirken des Zaubers irgendetwas ausgelöst haben musste… war er gewachsen? Und hatte er nicht vorher Hörner gehabt? Und wo kam dieses merkwürdige Wesen voller Tentakeln und Augenstiele her, dass sich glücklicherweise angsterfüllt in eine Ecke flüchtete, statt uns gegenüber aggressiv zu sein. Offenbar musste man mit Zaubern hier vorsichtig sein.
Nachdem Krathus sch freundlicherweise auch um meinen geschundenen Körper gekümmert hatte, begann ich mir das Podest einmal näher anzusehen. Die Worte darauf ergaben für uns wenig Sinn. Klar schien jedoch, dass jedes der Amulette, in die merkwürdige Zeichen geritzt waren, in die Einlassungen am Podest gehörten. Impulsiv, wie er nunmal zu sein schien, nahm Garret eines der Amulette und setzte es ein. Da nichts passierte, tat er das Gleiche mit einem anderen Amulett nochmal - und kippte plötzlich einfach um. Nachdem Krathus ihn wieder aufgelesen hatte und er sich erneut ein Bier genehmigte (nein, das gefiel mir wirklich nicht), hatte Ralkarion offenbar einen Geistesblitz, denn er setzte das zweite Amulett ein, ohne, dass etwas gescha. Garret hatte sich offenbar bereits erholt und setzte die nächsten beiden Amulette ein. Beide fügten sich problemlos ein - warum, entzog sich meinem Verständnis, doch Hauptsache, es hatte funktioniert - der Nebel verschwand genau wie das merkwürdige Tentakelwesen und die Portale öffneten sich. Als wir es durchschritten, durchfuhr mich erschrocken der Gedanke, dass wir mit dem Einsetzen des letzten Amulets hätten warten und erstmal eine Pause hätten machen sollen, doch dafür war es nun zu spät - wir konnten nur hoffen, dass die letzten drei Räume, wenn man diesem Ayumu Glauben schenken konnte, weniger brutal werden würden.
Eine Hoffnung, die beim Anblick des Raumes zerstob. In allen vier Ecken gab es Runenzirkel, zwei davon mit einer wabernden Suppe von irgendwas umgeben - und dann waren da die drei Orks, die so gar nicht nach Craich aussahen. Zwei grün und voller Pusteln, die andere eher bläulich mit einer fies aussehenden Metallkralle, schienen sie hocherfreut, uns zu sehen. Das letzte Wesen, dass sich so gefreut hatte, hatte uns direkt angegriffen und so packte ich seufzend meinen Schwertgriff. Immerhin war dies eine Herausforderung, von der ich etwas verstand. Ralkarion hingegen wählte offenbar lieber die diplomatische Route und für einen kurzen Moment schien es, als hätte er damit Erfolg, als die offensichtliche Anführerin ihm ihre Hand reichte. Einen Moment segelte Ralkarion von einem gewaltigen Schlag getroffen rückwärts und der Kampf hatte begonnen.
Der zunächst erstaunlich einfach war. Nachdem ich die Anführerin mittels eines in die Klinge geleiteten Zaubers paralysiert hatte, brachte Krathus sie regelrecht zum explodieren und auch einer ihrer Kumpane brach unter Garrets Schlägen zusammen, der dummerweise in einer Gaswolke explodierte, die uns die Atemwege verätzte - Vorsicht war also geboten. Meine Gesichtszüge entgleisten mir jedoch, als die beiden wenige Sekunden später wieder in der Mitte des Raumes erschienen und sich bester Gesundheit erfreuten. Das gab es doch einfach nicht. Im weiteren Verlauf ging es so weiter - wir schlugen einen Gegner nieder und kurz darauf erschien er einfach neu. Selbst wenn wir sie im Runenzirkel oder der Suppe töteten, die offenbar Magie bannende Eigenschaften besaßen, blieben die Mistviecher einfach nicht liegen. Während ich mich der Angriffe recht gut erwehren konnte, bemerkte ich, wie die Kräfte meiner Begleiter, von den vorherigen Strapazen ohnehin schon arg beansprucht, mehr und mehr schwanden. Uns musste etwas einfallen, und zwar schnell.
Sitzung 105
Eine enorme Hitze schlug uns dort entgegen, zweifelsohne von den diversen Lavabecken stammend. Störte mich zwar nicht übermäßig, das Vieh dort, dass eine abnormale Kreuzung aus Mensch (?) und Spinne zu sein schien und uns recht aggressiv begrüßte, allerdings noch weniger - es stapfte ohne zu zögern durch die Lava. Instinktiv in eine Kampfhaltung fallend landete ich einen guten Treffer, der das Vieh jedoch eher zu stören schien statt wirklich weh zu tun. Kräftig aufstampfend ließ es den Raum erbeben. Tat weh. Nachdem ersten Schlagabtausch taxierte ich unseren Gegner genauer. Auf der Brust prangte eine Art Siegel. Noch bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, landete Krathus einen Treffer mitten in das Siegel. Ob Zufall oder nicht, der Kleine hatte exakt den richtigen Riecher gehabt und die Kreatur erstarrte, während sich die Portale erneut öffneten und wir hindurchgingen. War ja gespannt, was diesmal kommen würde. Hoffentlich nichts all zu Schlimmes, wir waren recht angeschlagen.
Der Würfel überraschte einmal mehr. Der nun vor uns liegende Raum enthielt lediglich 2 große, verhüllte Objekte, 2 Bänke, ein Pult und - eine Taube? Zumindest erstmal keine Gefahr, vielleicht könnten wir uns sogar einen Moment ausruhen. Doch als wir uns auf die Bank niederließen, fing die Taube plötzlich in fließendem Common an zu sprechen. Begeistert stellte sie sich als Meta vor und teilte uns in zwei Teams ein, die gegeneinander in einem Quiz antreten sollten. Ich würde mit Garret ein Team bilden, während Ralkarion und Krathus ein Familienteam bildeten, wie Ralkarion es nannte, er schien seine Vaterrolle mittlerweile komplett anzunehmen. Interessante Abwechslung, warum eigentlich nicht. Problematisch war jedoch, dass die Taube implizierte, dass die Verlierer hier bleiben müssten, weshalb ich vorschlug, dass wir möglichst auf Unentschieden spielen sollten. Muss allerdings zugeben, dass ich dieses Ziel im Spielfieber nahezu gänzlich aus den Augen verlor. Merkwürdige Fragen übrigens, verstand nichtmal die Hälfte davon, doch die Antworten flogen mit auf seltsame Weise zu, fast, als würde eine äußere Macht sie mir einflüstern. Garret und ich gewannen und durften uns jeweils eines der verhüllten Gebilde aussuchen. Während meines völlig sinnlos war (eine zugegeben sehr kunstvoll gehauene Statue meiner selbst - wer brauchte so etwas???), hatte Garret wohl die bessere Wahl getroffen und einen wunderschönen Flügel erhalten, an den er sich sofort setzte und zu spielen begann. Es war unmöglich, sich der ausbreitenden, zauberhaften Musik zu entziehen und so lauschten wir gebannt und verzückt. Als wir wieder zu uns kamen, fühlte ich mich erfrischt, als hätte ich gerade ausgeschlafen und den anderen ging es ähnlich. Doch die Freude hielt nur kurz, denn wir sahen die Portale wieder - und sie waren schon sehr klein und schlossen sich weiter. Hastig stürmten wir auf eines der Portale zu. Mich der Worte der Taube erinnernd packte ich Krathus am Kragen und schleuderte ihn hindurch, für Erklärungen blieb keine Zeit. Ich wartete, bis ich Garret und vor allem Ralkarion hindurch waren, dann sprang ich selbst hinein.
Doch ich hatte möglicherweise zu lange gewartet und blieb etwa auf Hüfthohe im mittlerweile sehr kleinen Portal stecken. Ich kämpfte die aufkeimende Angst nieder und versuchte mich weiter durchzudrücken, als plötzlich jemand mein Bein berührte und es sich daraufhin in Gas zu verwandeln begann. Blinde, irrationale Panik überkam mich. Bloß keine Verwandlung! Ich widerstand dem Zauber, dann versuchte ich, mich mit meinem Schwert abzustoßen und doch noch durch das Portal zu kommen, dass mir mittlerweile schmerzhaft die Rüstung eindrückte. Es misslang und ich begann schonmal, Frieden mit meinem Leben zu machen, als ich plötzlich unsanft durch das Portal nach vorne katapultiert wurde. Ehe ich wusste, wie mir geschah, war ich durch das Portal durch. Ich nahm noch goldenen Glanz von überall her wahr, dann donnerte ich schmerzhaft und mit Wucht gegen etwas Großes. Benommen richtete ich mich auf und blickte einem goldenen Drachen ins Gesicht. Reflexartig verstärkte ich mit einem Zauber die Zähigkeit meiner Gefährten - mit Drachen war nicht zu spaßen, auch wenn dieser ein eher klägliches Exemplar war. Das allerdings ganz und gar nicht damit einverstanden schien, dass Krathus begonnen hatte, seinen Hort leer zu räumen und flüssiges Gold gegen den Kobold spie, was allerdings nur seinen Adoptivvater traf. Zu unserem Glück war dies bereits das Gefährlichste, was der Drache im Gepäck hatte und nach einem kurzen Kampf rammte ich ihm mein Schwert senkrecht durch den Schädel, woraufhin sich die Portale zu einem neuen Raum öffneten.
Erneut bot sich uns ein gänzlich anderes Bild: Ein großer Kristall mit einem Gesicht, umgeben von mehreren kleineren Kristallformationen. Noch ehe wir uns umsehen konnten, begann der Kristall zu sprechen - nun weniger sprechen, eher verursachte er Schwingungen, doch wir verstanden trotzdem irgendwie, was er ausdrückte. Er stellte ein altes Rätsel von dem, was alle verschlingt, blablabla. Natürlich war des Rätsels Lösung Zeit. Problematischer war allerdings, dass der Kristall erwartete, dass wir ihm genau diese übertrugen. Ich gestehe, dass ich einen Augenblick zögerte. Meine Aufgabe war es, Schaden von der Gruppe abzuwenden, doch gleichzeitig waren sie wesentlich jünger als ich und konnten mehr geben. Dann gewann jedoch der Beschützerinstinkt und ich berührte den Kristall, um ihm ein paar meiner Jahre zu geben. Ich war jedoch erleichtert als ich sah, dass Garret dasselbe tat und sich wenig später die Portale erneut öffneten.
Der nächste Raum war weitestgehend leer, abgesehen von einem Spiegel, einem Stuhl und einer nach anderen Standards als den meinigen wohl sehr gut aussehende Halblingsdame. Mir war sie ehrlich gesagt etwas zu schmächtig, zu klein und zu stark parfümiert, aber jede, wie sie will. Sie freute sich sichtlich über unsere Ankunft. „Freunde” hätten sie hierher verbannt und sie würde doch so gerne frisieren. Wir ahnten bereits, dass es wohl der Weg hier heraus wäre, sich von dieser Dame frisieren zu lassen. Nun, dass traf wohl nur auf Garret zu, der sich dazu bereit erklärte, woraufhin die Frau aber darauf bestand, ihm gründlich die Augen zu verbinden. Falsches Spiel vermutend blieb der Rest von uns jedoch wachsam und ich begann die Formeln zu sprechen, die mich Magie jeder Art entdecken lassen würden. Noch bevor ich damit fertig war, sah ich, dass die Frau ein Messer an Garrets Hals gesetzt hatte. Meine Hand wanderte zu einem Dolch, doch ich bemerkte noch rechtzeitig, dass sie wohl lediglich zur Rasur ansetzte. Ralkarion war jedoch misstrauischer und murmelte, dass er eine Ablenkung brauchte, er wollte etwas überprüfen. Krathus reagierte prompt und zauberte zur Ablenkung ein gewaltiges Festmahl. In der Theorie völlig in Ordnung, platzierte er es leider so, dass ein recht großer Braten die Frau traf, die daraufhin mit dem Messer abrutschte und ihm statt einer Rasur versehentlich eine tiefe Schnittwunde verpasste. Garret nahm daraufhin die Augenbinde ab, und rannte zu uns herüber, wo Krathus die Wunde verarztete. Ralkarion hatte die Ablenkung genutzt und zeigte uns nun das Spiegelbild der Frau in einer Münze und damit ihre wahre Gestalt. Ein Anblick, der Würgereflexe auslöste. Ein kurzer, magischer Blick bestätigte, dass die Frau unter einem Zauber lag - wenngleich sie selbst offenbar keine magischen Talente besaß. Merkwürdig, hatten ihre „Freunde” sie verflucht? Doch warum dann mit einer offensichtlich hübscheren Gestalt?
Währenddessen schien die Frau ehrlich bestürzt über das Missgeschick, doch Garret ließ sich nun um nichts in der Welt dazu bewegen, auf den Stuhl zurückzukehren und auch die anderen waren sich nun sicher, dass die Frau Böses im Schilde führte. Hingegen war ich zu einem gänzlich anderen Schluss gekommen. Schließlich wusste kaum jemand so gut wie ich, dass Aussehen alleine nichts besagt und nichts im Verhalten der Frau deutete irgendwie entfernt darauf hin, dass sie uns etwas antun wollte. Ich bot daher an, dass sie stattdessen meine Hörner schleifen könnte, was sie zu denselben Bedingungen wie schon bei Garret annahm. Eine nicht unangenehme Schleifung später war sie fertig und es öffneten sich erneut vier Portale. Wo auch immer diese nun hinführen würden…