Tagebuch: Ralkarion
Sitzung 126 - Part 1
Am Ende war es wohl eine gute Idee gewesen die Reise mitzumachen. Es zeigte sich einmal mehr, dass es einfach unmöglich war Garret allein zu lassen. Neben der absurden Erfahrt durch den Nebel mit all ihren Realitätswechseln, schaffte er es doch tatsächlich sich in einer zu verirren.
Ich war der Gruppe so gut es ging ausgewichen, da ich keinesfalls einen Zusammenstoß mit Ava haben wollte. Doch wie sehr es mir zuwider war die Windmühlen zu bekämpfen, so konnte ich mir nicht lange vormachen, dass diese Leute mir egal waren. Oder gar, dass die Bedrohung durch Shadar Logoth unerheblich gewesen wäre. In welcher Welt hätte Jashier leben sollen, Wo die Kinder, um die er sich kümmerte … Nein, es gab noch eine Aufgabe zu erledigen. Aber ich hatte das Gefühl mehr dazu beitragen zu können, wenn ich dies aus dem Hintergrund tat. Nicht zuletzt, weil es mir Kopfschmerzen ersparte.
Und dennoch … hier war ich mal wieder. Inmitten der Gefahr, um eine Hand zu reichen. Beinahe wäre Garret in den Wirbeln dieser Realitätsfragmente abhanden gekommen. Unsere Reise verlief rudimentär anders, als die der anderen. Aber schließlich kamen wir auch an. In der Ferne sahen wir sie noch die Bergwand hoch gleiten. Dieser Aufstieg war keinesfalls leicht, aber zum Glück blieb mir die Option mich verwandeln zu können, um uns folgen zu lassen.
Als wir den Durchgang in der Felswand erreichten wartete dort bereits eine ätherisch wirkende Frau namens Constassina. Scheinbar hatte die Gruppe ihre Reise bereits fortgesetzt und wir mussten nun eilig folgen. Die Aussicht auf einen noch gefährlicheren Weg stimmte mich nicht gerade glücklich, aber was half es. Der Halbling insistierte ihnen nachzugehen.
Kaum durchschritten wir die uns gezeigte Tür brachen die Realitäten auf. Ein merkwürdiges Erlebnis in der Existenz einer Person aus Mocny folgte. Loganars Geburtstag wurde gefeiert und Reiter der Apokalypse mit unserem Antlitz sprangen aus dem Nebel hervor und drohten alles zu zerstören und jeden zu töten. Sie übermannten Loganar fast spielend, während wir um unser Leben bangten und die Flucht anstießen. Eine vage Erinnerung ob eines qualvollen Todes blieb als Nachbeben zurück, bevor mich ein Schleier erfasste.
Hier stand ich nun. Inmitten meiner Familie. Gemeinsam hatten wir die Welt zum Besseren verändert. Die Mächte, die mein Vater in meiner Schwester und mir erweckt hatte, waren der Zündfunke für eine epische Reise. Wir brachten Glück und Frieden in diese Welt und es gab niemanden mehr, den die Bewohner dieser Lande zu fürchten hatten. Alle warteten auf mich, damit wir aufbrechen konnten. Razora stand vor mir und streckte ihre Hand aus. Sie war schwanger? Ich sortierte meine Gedanken, es brach so viel über mich ein. Woher kamen diese anderen Gedanken und Erinnerungen? Sie fand es gar nicht lustig, als ich nachfragte, ob sie von mir schwanger war und langte mir eine mit den deutlichen Worten „von dem denn sonst, du Idiot“.
Doch ihr Blick war schnell wieder liebevoll. Meine Verwirrung nahm zu. Sie sagte, dass wir jetzt los wollten und ich mich beeilen sollte. Ich blickte mich um und sah diesen Nebel wieder. Hinter einem Baum waberte es leicht. Ich blickte zurück zu ihr und den anderen. Hier war ich glücklich, hier war alles gut. Es gab keine Leiden, keine schreckliche Vergangenheit, keine unlösbar scheinenden Probleme. Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten.
Und dann war da dieser Gedanke … nagend, hinterhältig. Dies war alles zu perfekt, zu einfach wirkte es. Dieses Glück ohne Entbehrungen erhalten zu haben war auf eine absurde Art nicht richtig gewesen. In mir bäumte sich etwas auf. Eine jede Faser meines Körpers schrie, dass dies nicht korrekt sein konnte. Ich schluckte und sagte Razora, dass sie vorgehen sollte, ich würde gleich nachkommen. Sie meinte ich solle nur zusehen, nicht zu lange zu brauchen. Dann ging ich in Richtung des Nebels. Bevor ich hineinging blickte ich mich ein letztes Mal um. Es war das perfekte Leben und ich ließ es zurück. Tränen tropften mir vom Gesicht, als ich schließlich vom Nebel eingehüllt wurde.
Mein Schritt endete in einem weiteren Gang. Vor mir standen Ava, Krathus, Taya und Arina. Hinter mir gesellte sich nun Garret dazu. Obgleich ich froh war, dass es alle hierher geschafft hatten, war mein Herz unendlich schwer. Es dauerte einen Moment, bis ich mich sammeln konnte. Dann erschien Loganar.
Nachher: [siehe Part 2 - Taya]
Sitzung 121
Die Nacht war erholsam. Mochte man an so einem Ort gar nicht glauben. Die Ruhe abseits all der eminenten Probleme war angenehm. Am nächsten Orden wurde es sogar noch besser, als wir zum Frühstück heiße Schokolade und einen ungewöhnlichen Fußwärmer erhielten.
Amastacia hatte allerdings ansonsten ein eher gewöhnungsbedürftiges Essensangebot. Fisch. Das war bei einer Katze wohl zu erwarten gewesen. Sie klärte uns auch auf, dass die Idee Garret’s widerspenstiges Anhängsel in ein Skelett zu übertragen mit einem Knackpunkt einherging. Etwas müsste ihn am Leben erhalten, eine magische Quelle. So zum Beispiel Amastacia selbst. Was wiederum seine Möglichkeiten sich frei zu bewegen etwas einschränken würde. Doch in Anbetracht der Umstände schien dies immer noch ein erheblich besserer Deal zu sein, als im Kopf des Halblings zu verweilen. Auch wenn der Platz dort erheblich war.
Erstaunlicherweise wusste sie auch etwas über der den Zirkel des Kataklysmus zu erzählen. Lang genug war sie selbst bereits am Leben und hatte das ein oder andere aufgeschnappt. Was genau der Antrieb des Zirkels war, das vermochte sie nicht zu sagen. Aber sie hatte bemerkt, dass nach den eher seltenen Todesfällen der Druiden diese sich vornehmlich elfische Körper als nächste Hülle suchten. Irgendwie klang das wenig zufriedenstellend. Wie transferierten sie sich? Waren es willige Opfer oder bloß leere Hüllen? Ich wischte die analysierenden Gedanken beiseite und trank noch etwas von dem guten Stoff von Garret. In der Schokolade ging der Whiskey erst so richtig gut auf.
Da Amastacia so viel Freude mit Experimenten an unterschiedlichen Körpern hatte, überließ ich ihr meine Probe aus den Sümpfen. Ich trug dieses magisch versetzte Insekt schon ewig mit mir rum und bisher erfüllte es keinerlei Zweck. Sie ließ uns auch wissen, dass sie schon viele Inkarnationen hatte. Was sie ursprünglich einmal war und wie alt sie eigentlich sei hatte sie unlängst vergessen.
Eigentlich wollte ich noch etwas bleiben und die Ruhe genießen, aber Ava machte Druck von hier abzureisen. Sie gönnte einem auch wirklich gar nichts. Zumindest war das Angebot einen Abend im Lurkers auszugeben ein einigermaßen brauchbarer positiver Aspekt dem auch nachzukommen.
So verabschiedeten wir uns und kurz darauf teleportiert ich uns zurück nach Zoica. Wieder begrüßte uns ein Wachposten bei Einkehr. Da ich angeheitert war und etwas Abwechslung heute Abend angenehm sein würde, lud ich die junge Dame zu unserer Runde ein. Da Ava zahlte war das doch keinen zweiten Gedanken wert. Irgendwas war mit dem Mädel los, aber da solche Gedanken ein klares Zeichen dafür waren, dass ich wieder nüchtern wurde, schob ich sie beiseite und nahm noch einen guten Schluck. Derweil brach Krathus auf und rannte direkt los seine Mutter zu besuchen. Also hieß das für mich erst einmal mindestens 24 Stunden Abstand halten.
Der Weg zum Compound war ereignislos. Wir wollten mit Posetine sprechen, doch bevor wir auch nur in die Nähe kamen hielt uns Landerson im Hof auf. Ein Brief war für uns angekommen. Er war von Calas. Es freute mich, dass er scheinbar gesund und munter war. Die Tatsache, dass er wohl noch immer keine Spur von seiner Familie hatte war ein kleiner Dämpfer. Hätte ich nicht eh schon einen schwummrigen Kopf gehabt, dann hätte seine Rechtschreibung aber sicher einen solchen ausgelöst. Es gab sogar kleine Geschenke in dem Paket. Für mich gab es ein Buch darüber wie man ein guter Vater würde. Bis auf die erste Seite mit nur einem Tipp war es leer und er ließ es offen, ob ich wohl mehr hinzuzufügen hatte. Es war eine nette Geste, auch wenn ich es innerlich so sah, wie Calas es für sich selbst beschrieb. Ich fühlte mich unqualifiziert.
Es gab ein kleines betrunkenes Geplänkel mit Landerson, in welchem er aufgrund meiner Fahne eher unzufrieden war. Ava ließ daraufhin schon wieder ihre Stutenbissigkeit mir gegenüber raushängen und mit einem Mal zog mich ein komischer magischer Vortex von den Beinen. Dann stand ich plötzlich auf dem Dach von Landerson’s Hütte. Diese unfreiwillige Bewegung jedoch tat meinem Magen gar nicht gut und so ließ ich mir den bisher einverleibten Alkohol nochmal durch den Kopf gehen. Oder vielmehr durch den Schornstein, denn das war das Erstbeste was ich zum Entledigen fand. Muss kaum erwähnen, dass Landerson darüber auch nicht erfreut war. War wohl einfach nicht sein Tag.
Wir verzogen uns schnell nach drinnen und suchten Posetine. Die war aber scheinbar nicht vor Ort. Die Wache wollte uns zwar aufhalten hineinzugehen, aber wer hörte schon auf die Wachen im Compound. Die Barriere jedoch vor dem Eingangsbereich war dann doch hartnäckiger zu ignorieren. Ava wollte aber unbedingt in den Hort und brauchte eine Ablenkung. Nachdem ich ihr gerade erst ein Gold in die Hand gedrückt hatte als Trinkgeld, erzählte ich ihr nun einmal wie das mit dem Geld einheitlich so funktioniert. Den Leuten war ja einfach nicht klar wie effektiv sie es für den Alkoholgenuss einsetzen konnten. Ava kam ungesehen rein und raus, und dis ohne irgendwelche neuen Erkenntnisse. Die Wache unterdessen erwies sich als neunmalklug und machte einen dummen Spruch. Daraufhin suggerierte ich ihr, dass es wohl das Beste wäre das Goldstück in den Kauf von Eiern für seine Frau zu investieren und lachte in mich hinein.
Der Tag zog ohne viele Geschehnisse vorüber. Ausgehend davon wie gemütlich es bei Amastacia gewesen war, hoffte ich auf einen zumindest wiedergutmachenden Abend im Lurkers. Die Bude war bis unters Dach voll, so wie ich hoffentlich auch bald. Lurk führte uns eilig zum Stammplatz und erklärte noch, dass es später eine Art Frettchenrennen geben sollte. Auch wenn er das Wort irgendwie anders aussprach. Es war ein Wettbewerb und Garret wollte unbedingt daran teilnehmen. Mir schwebte sogleich vor ihn in ein Frettchen zu verwandeln und für uns laufen zu lassen. Bis dahin aber galt es erstmal das erhaltene Bierfass zu leeren.
Ava schlug eine Spielrunde vor. Wahrheit oder Pflicht, was sich in dem Fall in „Gib ne Antwort auf eine aus Unzufriedenheit gestellte Frage oder mach was dummes - ansonsten sauf“ übersetzen ließ. Schien mir passend. Das junge Mädel vom Wachdienst kam auch dazu. Sie stellte sich als Domitia vor. Eigentlich hatte ich vor Garret zu verkuppeln, aber das erwies sich nach ihrer Offenbarung ihren Vater während der „Revolution“ von Garret verloren zu haben als erheblich komplizierter. Zumal dies im Zuge des Spiels herauskam, als sie ihn fragte wieso er das überhaupt getan hatte. Innerlich brach ich zusammen vor Lachen, als mir durch den Kopf schoß, dass es alles wegen eines Silberstückes angefangen hatte. Naja, und seine Antwort war dann auch wie zu erwarten unzureichend.
Ava führte nach Aufforderung einen unglaublich schlechten Poledance auf. Als sie diesen im Umkehrschluss von mir verlangte, ließ ich richtig die Hüften kreisen und zeigte dieser Steinsäule von Frau mal wie sowas ging. Sie war auch an unserer Meinung zu ihr interessiert. Dazu fiel mir aktuell nichts ein, was auch nur annähernd positiv gewesen wäre. Zuletzt schaffte sie es jedes bisschen verbleibender Sympathie in schwelende Ablehnung zu verwandeln. Wieso trank ich wohl so viel in ihrer Gegenwart!? Ok, es war nicht nur wegen ihr, aber schon zu einem überwältigen Anteil. War schließlich die einzige Option es in ihrer Nähe auszuhalten. Also verzichtete ich auf eine Antwort und trank. Ging mir sogleich etwas besser.
Zwischendrin genoß ich noch das Treiben in einem Meer aus Bier, da ich mich in einen Shrimp verwandelte und von Garret reingeworfen wurde. Es war eine Wonne, wenngleich für nur einen kurzen Zeitraum.
Dann sollte dieser komische Wettbewerb beginnen. Scheinbar war unsere Idee den Wettkampf zu manipulieren dahin, denn es wurden Zweierteams gebildet. Ein Typ namens Fenton wollte unbedingt mit Garret in ein Team. So verblieben Ava und ich. Als drittes Team wurde ein Pärchen gewählt, welches frisch vermählt war. Es war eine krude Idee eines Wettbewerbs. Es gab ein Paar Hosen für jedes Team. Die Öffnungen der Beie waren jeweils zusammengenäht, so das sich die Füße der Personen berührten. So angezogen wurde dann eine Form von Ratte unter den Gürtelrand einer Hose gesetzt. So viel zum Frettchen … Ziel war es das Vieh dazu zu bewegen von dort durch ein Hosenbein zu der anderen Hose zu gelangen, hier über den Bund in das gegenüberliegende Hosenbein geführt zu werden und schließlich beim Einlass wieder herauszukommen.
Garret’s Teammitglied hatte offenbar eigene Vorstellungen und manipulierte insofern, als das er dafür sorgte, dass die Ratte stets wieder zurück zu Garret lief. Wir hatten währenddessen Schwierigkeiten das Tier überhaupt irgendwohin zu lotsen und später sabotierte Ava dann auch noch unser Vorankommen. Sie gönnte einem wirklich gar nichts. Dem Hochzeitspaar erging es zunächst gar nicht so übel, sie legten richtig vor, bis die ganze Szenerie sich in einen Horror verwandelte. Sie hatten Probleme die Ratte aus dem Einlass herauszubekommen und das Tier wurde aggressiv. Inzwischen blutete der Mann so stark, dass wir das Schlimmste annehmen mussten. Mir gelang es kaum in dieser verschnürten Position irgendetwas zu tun, so sehr ich mich auch anstrengte.
Ava gelang es schließlich das Vieh rauszuholen, doch der Mann hatte so schwere Verletzungen erlitten, dass er nunmehr im Sterben lag. Glück im Unglück war, dass sie ihn stabilisieren und heilen konnte. Aber zur Hölle was war das hier? Die Besucher grölten vor Freude ob des anstehenden Todes eines Unschuldigen, der dem Wahnsinn dieses Hablings Lurk zum Opfer gefallen war. Meine Wut brannte lichterloh und so packte ich mir den kleinen Bastard. Meine in sein Gesicht gebrüllten Worte nahm er gar nicht ernst, vielmehr sollte ich die „Show“ weiter anheizen. Waren wirklich alle Halblinge so begriffsstutzig!? War es die Situation, die Erlebnisse der letzten Wochen, der Alkohol oder die Kombination aus allem? Ich verlor die Kontrolle und schoß dem miesen Stück Scheiße einen Froststrahl in den Wanst.
Zu meiner Überraschung stand er tatsächlich noch. Jetzt mischte sich Ava ein und drohte mir handgreiflich zu werden, wenn ich nicht aufhörte. Klar stellte sie sich wieder mal gegen mich. War ja nicht so, dass Lurk hier der Schweinehund war. Typisch Ava halt. Ich ließ ab von ihm, setzte mich zu meinem Getränk und machte sehr deutlich, dass sie mich nun allein lassen sollten. Meine Wut war überschäumend und ich merkte bereits, wie mein Körper fast wie von selbst die Macht des Nexus anzuzapfen begann. Eine Eskalation stand direkt bevor und Ava schien einfach nicht zu wissen, wann es genug war.
Um uns herum war es ruhig geworden, doch das wiederum galt nicht einmal unserem Schauspiel. Posetine war indes eingetreten und hatte die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Offenbar hatte sie von unserem Besuch erfahren und vor mit uns zu sprechen. Doch das lag ausserhalb dessen, wozu ich derzeit fähig war. So ergriff ich das Bierfass vom Tisch, verwandelte mich kurzerhand in einen feinen Dunst und zog durch eine Öffnung ins Freie.
Wozu soll man diese Leute retten, wenn sie einander bei so einem Mist unter stürmischen Getose umbringen wollten? Es war der letzte Tropfen in einem gewaltigen Fass, der es schließlich zum Überlaufen brachte. Ich hatte endgültig genug von Drachen, Zoica, undurchdachten Entscheidungen und sabotierender Selbstgerechtigkeit. Mein Weg führte mich zurück nach Ailamere, wo ich bei Modron meinem Frust Luft machen konnte und zu der Erkenntnis gelangte, dass mein Bestreben das Richtige tun zu wollen fehlgeleitet war. Die Kompromisse, das Erdulden, dem Geradestehen für die Kurzsichtigkeit anderer und wie mein Leben auf den Kopf gestellt wurde durch den wahnhaften Gedanken sich mit zweifelhaften Märtyrern einzulassen.
Meine Ziele waren doch längst erreicht. Jashier war frei. Ich war frei. Meine Schuld war beglichen. Es war Zeit von dieser Freiheit endlich Gebrauch zu machen. Also nahm ich Schluck um Schluck und stieß auf mich selbst an, bis meine Sicht zu schwinden begann … welch wohliges Gefühl dies war.
Sitzung 120
So richtig wich mein Ärger und die Enttäuschung nicht, was den bevorstehenden Besuch in den Points kaum angenehmer gestaltete. So teleportiert ich ohne moralische Stütze hinfort und landete direkt in der nächsten Überraschung. Der Wächter wurde ausgetauscht gegen giftige Stacheln, in denen jeder landete, der diese Form des Transportes wählte. Das Gift schien nicht sehr potent, meine Schuhsohlen waren aber nun ebenso löchrig wie meine Stimmung.
Es wunderte mich, dass ich unbehelligt durch diese Gegend schreiten konnte. In der Siedlung scherte sich niemand um mich und so war der Weg zur Wohnstätte von Maddoc erstaunlich ruhig. Was direkt verflog, als ich ansetzte zu klopfen. Durch die Tür waren sehr eindeutige Geräusche zu hören, was ein Anlass war noch etwas zu warten. Nach einem deutlich geringeren Zeitraum als angenommen kehrte Stille ein. Nun war es Zeit mich bemerkbar zu machen. Einmal tief durchatmend setzte ich erneut zum Klopfen an.
Als direkte Konsequenz ertönt eine Stimme über mir. Mutter stand nur in einer Decke gekleidet und mit einer Zigarre im Mund auf einem Austritt. Diesen Anblick brauchte es wahrlich nicht. Nach einer ersten Überraschung über meine Anwesenheit bat sie mich hinauf.
Ich schilderte kurz, dass ich mit Maddoc reden müsste. Sie zeigte sich aber enttäuscht darüber, dass ich keine Blumen mitgebracht hatte. Das war dieselbe Frau, die mich bei unserer ersten Begegnung beinahe umbrachte. Meine Laune war an einem Tiefpunkt und sie förderte, wie zu erwarten, keine positive Veränderung. Ausgehend von der Art, wie sie sich gab und mit mir sprach hätte ein jeder der anderen sicher direkt irgendwelche Sprüche gedrückt. So gesehen war es also vielleicht zum Besseren gewesen alleine zu kommen.
Auf keinen Fall wollte ich hier länger bleiben, als ich musste. Und es galt ein Ziel zu erreichen. Schließlich lag Arina’s Leben in unserer Hand. Daher nahm ich alles an Selbstbeherrschung zusammen, das mir geblieben war, schluckte jede Form von Stolz herunter und bedeutete meiner „Mutter“, dass ich in ihrem Namen zwar keine Blumen, dafür ein Tattoo gestochen hätte. Dies erfüllte seinen Zweck. Für dieses Mal war sie gebändigt und sorgte für ein Treffen mit Maddoc.
Dieser zeigte sich mir etwas zu freizügig, war aber zumindest gesprächsbereit. Es gab ein typisches hin und her, bis wir uns einigen konnten, was getan werden sollte. Kurzerhand schloss ich einen Deal mit ihm, der dafür Sorge trug Arina näher an unser Ziel zu geleiten – inklusive einer vorherigen Unterkunftsphase. Nicht zuletzt holte ich aber noch einen nicht weiter definierten Gefallen für später heraus. Überzeugt hatte ich Maddoc dazu, indem ich ihm anbot seine Beine wiederherzustellen. Auch wenn er zunächst skeptisch war.
Er machte auch noch klar, dass er es angenehm fände, wenn wir ihm Honigkekse aus Sylvanar mitbrächten und Mutter schwarze Blumen.
Was das Thema der Verteidigung gegen den Roten anging, so war der Pirat kaum interessiert. Aber als er hörte, dass es womöglich Gold als Ausgleich geben könnte schien er eine höhere Bereitschaft zu zeigen. Es musste sich aber erst noch erweisen, was Posetine bereit war zu zahlen. Und inwieweit Piraten mit Schiffen für uns überhaupt hilfreich waren. Aus meiner Sicht vermochten sie zumindest zu kämpfen und brachten gegebenenfalls Schiffswaffen mit.
Da ich schon einmal hier war befragte ich Maddoc auch zu meinem zweiten Tattoo. Scheinbar wurden die Nachrichten konstant besser und besser …
Dieses war ein Zeichen für die Malstrom Guard, also für Sycora’s persönliche Leibgarde. Sich unrechtmäßig damit zu schmücken war wohl keine gute Idee. Ich wunderte mich was ein alternativer Ralkarion wohl mit denen zu schaffen hatte. In jedem Fall aber hatten die Piraten schon ab und an mit ihr zu tun.
Meine Aufgabe hier war erledigt. Zurück bei den anderen konnte ich zumindest die Erfolge kundtun. Mehr mussten sie auch nicht wissen.
Kurzerhand verwahrten wir die Forschungsbücher im Bad of Holding, bevor ich Arina dann zu ihrer kurzzeitigen Bleibe in den Points brachte. Nun blieben uns vier Tage, bevor wir Harkis in Zoica treffen würden. Wobei wir den ersten Tag sinnvoll mit Rumsitzen verbrachten. Mal auszuspannen war aber keine schlechte Sache. Wobei wir eigentlich nur unsere Kräfte sammelten, um als nächstes einmal in Scourgefaust vorbeizuschauen. Die Kunde, dass die Feste leer sein sollte beunruhigte uns. Nach einer erholsamen Nacht brachten wir dann dorthin auf.
Wir landeten wie gehabt im Sanktum. Niemand war hier anzutreffen. Dann entdecken wir, dass das Tor nach draußen von innen verriegelt worden war. Es dauerte einen Augenblick den scheinbar magischen Aspekt der Verriegelung zu lösen. Wir schauten uns in den Gebäuden um und entdeckten, dass nichts geplündert worden war. Lediglich ein zu erwartendes Gebetbuch fehlte, das aber wohl mitgenommen worden war. Dann fiel uns ein Schreiben in die Hand, welches auf den erlebten Feldzug Bezug nahm. Es war davon auszugehen, dass die Hextor wohl bald wiederkommen würden.
Wir versetzten Ales wieder in seinen Urzustand und verließen Scourgefaust in Richtung Zoica.
Es kam die Idee auf mit Marco über Mocny zu sprechen. Schließlich war Loganar sehr deutlich darin, dass wir uns vorzubereiten hätten, wenn wir den Weg durch die Anomalien bewältigen wollten. Ava hatte recht schnell dafür gesorgt, dass wir uns mit Marco trafen. Er fand es lustig in meiner Gestalt aufzutauchen, mir entlockte es nicht mehr als ein Gähnen. Nach einem Besuch bei meiner Mutter war Marco zu ertragen wirklich keine Herausforderung mehr.
Je mehr wir ihn jedoch zu seiner alten Heimat befragten, desto zorniger und irrationaler wurde er. Es wurde aber deutlich, dass er es scheinbar vermieden hatte sich mit dem was dort geschehen war im Nachgang näher auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt, weil er nie über das Ereignis hinweggekommen war. Emotional riss ihn das ganze so mit, dass er nicht nur zu hyperventilierten begann, sondern uns auch anbrüllte und schließlich das Gespräch jäh beendete. Es hatte keinesfalls geholfen, dass Ava wenig Empathie zeigte. Ich mochte zu Marco stehen wie ich eben stand, aber ich sah den Schrecken in seinen Augen und konnte diesen anerkennen.
Da wir weiterhin ohne Idee waren Mocny lebend zu durchqueren kam uns zuletzt noch Chrylax in den Sinn. Doch es zeigte sich schnell, dass dieser keinen Schimmer von Mocny hatte. Erwähnte aber, dass es ja helfen könnte mit Arcalis zu reden. Hatte die Holzkohlefackel vergessen, dass dieser tot war? Wobei uns dies doch auf eine Idee brachte.
Eventuell könnte Amastacia in diesem Bezug nützlich sein. Und sowieso hatten wir noch das Thema it Garret und seinem Meister zu klären. Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen hörte sich gut an.
Ich teleportiert uns zu Bolg’Mors’s Höhle. Hatte wir uns nie die Zeit genommen den Rau genauer anzuschauen? Es war eigenartig. Wie wir in der geheimen Kammer standen schien es, als wären wir auf der Spitze eines hohen Berges und blickten in die Ferne. Die Wände gaben ein interessantes Bild wider. Aber keiner von uns hatte die blasseste Ahnung wo sich dieser Berg befinden könnte. Eventuell war es aber ein Hinweis darauf, wo diese Magier hin verschwunden waren?
Wir reisten einen Tag bis zu Amastacia. Auf dem Weg nach Boulderbane begegneten wir erneut Steve. Er sah wie gehabt erschreckend hässlich aus. Unsere anfänglichen Kommunikationsversuche mit ihm waren etwas schwierig und er wirkte etwas unzufrieden – wenn man dies bei seinem Gesicht denn zu ermitteln fähig war. Garret gelang es die gräulichen Geräusche von Steve zu übersetzen. Scheinbar war er in eine Sinnkrise gestürzt. Den ganzen Tag nur hier stehen und Leute abschrecken war dann sogar für das Gemüt einer Monstrosität irgendwann zu viel und zu einsam.
Wir hatten Mitleid und versuchten ihn zu ermutigen und etwas aufzubauen. Dies schien ganz gut zu gelingen. Auch wenn Ava sich erneut negativ eingestellt zeigte. Sich um die Belange der Wesen zu kümmern, denen wir begegneten war aus ihrer Sicht konstant Zeitverschwendung. Doch wenn wir nichtmal das Leben einer Person zu verbessern vermochten, wie glaubten wir es dann durch unser größeres Vorhaben zu können?
Zumal man mit ihrer Art sicher keine Alliierten gewinnen würde. Bei der Sicht auf das „große Ganze“, wie sie es stets betonte, hatte sie doch unlängst den Überblick verloren. Ein Einzelner vermochte den Lauf der Geschichte ändern zu können. Wer weiß wer zu welchem Zeitpunkt was dazu beitragen konnte am Ende einen positiven Einfluss auf unsere Sache haben zu können.
Amastacia’s Heim war von innen immer noch deutlich angenehmer, als von außen. Ihre „Zofe“ begrüßte uns und verhätschelte uns wie eine überfürsorgliche Mutter. Scheinbar war Amastacia gerade noch ein Nickerchen machen. Garret und ich hatten zuvor kein Sterbenswort gesagt. Krathus und Ava waren völlig ahnungslos was es mit der Guten auf sich hatte. Ein verdienter Spaß.
Ava war genervt keine brauchbaren Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, während Krathus mit Essen und Trinken versorgt wurde uns sich schließlich auch an die Katze auf seinem Schoß gewöhnte. Obgleich wir ihn zu Anfang abhalten mussten die Katzen zu ärgern oder zu essen. Auch ich ließ es mir gutgehen und trank ohne Zurückhaltung. Seit den Points hatte das stark zugenommen. Musste ja auch mit einigem klarkommen und konnte mich in der Gruppe kaum über Rückhalt freuen.
Als das Kätzchen Amastacia schließlich wach wurde übernahm sie ihre kleine Puppe. Sehr zur Überraschung von Krathus und Ava. Und tatsächlich bekamen wir einige Antworten. In Mocny würden verschiedene Realitäten aufeinanderprallen. Zog man durch das Land, so könnte es sein, dass man sich plötzlich in eine solche reingelegt ohne es zu merken. Oder schlimmer sie für angenehmer empfand, als die aus der man stammte. Dies hatte weitreichende Konsequenzen, nicht zuletzt darin, dort quasi verloren zu gehen. Sie beschrieb die Anomalien als real und nicht real zur gleichen Zeit. Und unsere innersten Gefühle und Motivationen konnten ohne einen brauchbaren „Anker“ in dieser Realität schnell zu einem Problem werden.
Ava machte während dieser Ausführungen ein eher kritisches Gesicht. Etwas beschäftigte sie diesbezüglich. Zuletzt offenbarte sie uns, dass sie keine Ahnung habe, was sie nach der Erfüllung unserer Aufgabe tun wollen würde. Nichts schien sie anzuziehen, sie wirkte zu dem Zeitpunkt etwas verloren. Bevor wir Mocny durchqueren würden, nahm ich mir vor das einmal anzusprechen.
Dann kamen wir auf das Thema mit Arcalis sprechen zu wollen. Amastacia zeigte sich davon sehr angetan. Ihr schienen schon unglaublich viele Dinge durch den kopf zu schießen, was sie mit ihm besprechen wollte. Wir machten aber klar, dass unsere Fragen Priorität hätten und sie ihre im Zweifel noch später stellen könnte.
Es galt nur sie und die Überreste des Drachen zueinander zu bringen. Laut Ava’s Freundin war es wahrscheinlich, dass Arcalis Leichnam im Fubamizi lag. Wenn Zofra dorthin unterwegs gewesen war, dann könnten wir eine Verbündete vor Ort haben, die uns helfen würde. Andernfalls müssten wir uns auf eine unangenehme Situation mit einem Drachen namens Tundra einstellen.
Ich schlug vor, dass wir vor Ort einen Teleportzirkel einrichten und Amastacia dann abholen wollen würden. Das schien soweit anklang zu finden.
Blieb nur noch Garret übrig. Es galt einen Körper für den potentiellen Transfer der Seele seines Meisters aufzutun. In Anbetracht dazu, dass wir Amastacia ermöglichen könnten mit Arcalis zu sprechen, war Bezahlung überflüssig.
Es gab nun zwei Optionen an einen Körper zu gelangen. Entweder wir fanden den Gnom namens Pan wieder, der verschollen zu sein schien und welcher uns mit so etwas aushelfen konnte, oder wir fanden etwas anderes brauchbares. Da in der Tat unsere Zeit begrenzt und völlig ungesichert war wie lange wir brauchen würden den Gnom aufzufinden, schlug ich kurzerhand vor schlicht die Knochen aus der Grabstätte des Fubamizi zu nehmen. Am Ende würde ein Drachengeborener wiederbelebt in einem Drachenskelett eine gewisse Art der Poesie darstellen, oder nicht?
Im Zuge weiterer Überlegungen kamen wir auch noch einmal auf das Thema mit Ungol in Kontakt treten zu wollen. Und dies war auch etwas, dass Amastacia sichtlich freute, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam. Eventuell könnten uns dabei die Kommunikationsbücher helfen. Wenn wir ein Paar vorbereiteten und eines davon an die Spinne entsandten, dann wäre es vermutlich effektiver, als darauf zu hoffen auf telepathischem Wege zu sprechen. Denn zumindest meine Lust war eher gering uns vor Ort vorstellig zu machen.
So endete auch dieser Tag. Amastacia bot uns Zimmer an und wir nahmen dankend an. Auch wenn Ava nun selbst Nachtruhe als Zeitverschwendung begann anzusehen. Ich fand es ermüdend und anstrengend, es konnte ja nicht jeder nur mit ein wenig Rumsitzen und Meditieren voll erholt sein. Zumindest hatte ich meinen Spaß, als sie in ihrem Zimmer Begegnung mit den riesigen Fledermäusen machte. Ein kleiner Schreck zum Abend war belebend und labend.