Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 107
Wenn es keinerlei Effekt hatte, dass die Orcs in den Runenkreisen starben (waren zwei davon nicht eben noch Säulen gewesen?) - vielleicht waren sie für uns da? Ich beschloss, diese Theorie zu testen, die anderen schienen denselben Gedanken gehabt zu haben. Allerdings barg das die Gefahr, dass die Orcs auf die anderen losgehen würden, ohne, dass ich etwas dagegen tun könnte. Aber irgendwie mussten wir hier raus. Ich schnappte mir zumindest einen der drei Orcs und zog sie mit mir… so könnte ich die Gefahr zumindest verringern.
Soweit so gut, doch der Plan geriet in Gefahr, als einer der anderen Orcs Ralkarion niederstreckte und sich dann Krathus zu umwandt, der sich des Angriffs jedoch erwehren konnte. Instinktartig ließ ich den Orc vor mir los und rannte zu Ralkarion, um ihn zumindest zu stabilisieren, gleich darauf war auch Garret zur Stelle und hob ihn wieder auf. Wir konnten nicht verhindern, dass Ralkarion ein weiteres Mal niedergestreckt wurde, doch schafften wir es mit vereinten Kräften dann doch, jeden lebend in seinen Runenkreis zu verfrachten. Als die Portale erschienen, kümmerte sich Krathus kurz um Ralkarion, dann verschwanden wir so schnell wir konnten im Portal.
Der nächste Raum wartete zum Glück nicht mit weiteren Monstern, sondern lediglich mit vier Podesten und einem beschrifteten Steinaltar in der Mitte auf, auf dem in zunächst unverständlichen Buchstaben etwas geschrieben stand. Ralkarion und ich holten daraufhin erstmal unsere Zauberbücher hervor, während Garret und Krathus den Raum erkundeten. Da es dabei offenbar recht schmerzhaft zuging, widmeten sie sich daher erst einmal einem Getränk aus Garrets Brauerei - seine Familie war offenbar eine von Braumeistern. Na großartig… Als der Zauber gewirkt war, besahen wir uns den Stein, dessen Inschrift allerdings nicht wirklich ermutigend war - nur Tote oder Sterbende sollten Zutritt zum nächsten Raum erhalten. Eine Bedingung, dir wir aus meiner Sicht eigentlich fast alle erfüllten, aber nun ja, der Raum war da wohl wählerischer. Wenngleich wir inständig hofften, dass die Inschrift nicht wörtlich gemeint war, wussten wir doch nicht, welche andere Lösung sein mochte. Ich setzte mich daher letzten Endes mit dem Vorschlag durch, eine Pause zu machen. Wenn wir uns tatsächlich auf diesen Plattformen opfern mussten - nun, dann war nichts verloren. Sollte der Raum schon mit einem Teil unserer Lebenskraft zufrieden sein - dann würden wir den nächsten Raum in deutlich besserer Verfassung betreten als jetzt. Außerdem bestand eine Chance, dass wir währenddessen auf eine bessere Idee kämen.
Zumindest die letzte Hoffnung bestätigte sich nicht und so stiegen wir besorgt auf die Plattformen, die sofort begannen, das Blut äußerst schmerzhaft aus uns herauszusaugen. Eine extrem unangenehme Erfahrung, die nicht dadurch besser wurde, dass wir feststellen mussten, dass sich unsere Hoffnung auf ein parti… par… teilweises Aussaugen nicht erfüllte. Mehrmals unterbrachen wir, der Raum stank und ertrank in unserem Blut - moment, unser Blut? Dafür war es zu viel… wo das andere wohl herkam? So oder so blieb uns nichts anderes übrig, uns vollständig aussaugen zu lassen. Wir wollten nicht riskieren, alle bewusstlos zu werden und so blieben Krathus und ich erstmal den Plattformen fern. Da das Blut die Säule in der Mitte jedoch nur halb hochstieg, mussten wir letzten Endes einsehen, dass uns nichts anderes übrig blieb, als dasselbe Schicksal zu erleiden. Einmal wehrte sich mein Körper noch und ich erwachte aus der Bewusstlosigkeit. Mich einmal umblickend ging mir der Gedanke „Warum dauert das denn so lange?” durch den Kopf, dann wurde mir wieder schwarz vor Augen.
Als ich diesmal aufwachte, war ich in einem anderen Raum. Hatte also geklappt. Uff. Die Erleichterung währte aber nur kurz: Wir waren an vier unterschiedlichen Enden des Raums in jeweils eine Käfig gesperrt und überblickten eine eher unheimliche Szenerie. Eine große Gruppe von in Roben gehüllten Gestalten, die vor einer gewaltigen Statue standen. Hatte was kultartiges. Es wurde nicht besser dadurch, dass ich feststellen musste, dass ich nicht einen Muskel rühren konnte - und im nächsten Moment ein Gefangener aus einem anderen Käfig in das Maul der Statue geworfen wurde und verschwand. Und tatsächlich musste ich wenig später mit ansehen, wie Krathus aus seinem Käfig geholt wurde und dasselbe Schicksal erlitt und ich völlig machtlos zusehen musste. Nun, zumindest würde ich nicht lange damit hadern müssen, denn kurz darauf wurde auch ich geholt und in das Maul geworfen. Wütend auf die Welt, aber unfähig, etwas dagegen zu machen. Ich hatte noch was zu erledigen. Gwen, Craich, es tut mir Leid…
Im nächsten Moment knallte ich relativ hart auf einem Steinboden auf. Verdattert blickte ich mich um. Meinen Tod hatte ich mir anders vorgestellt. Währenddessen klatschten auch Garret und Ralkarion neben mir auf, letzterer bewusstlos mit einer Dolchwunde - was auch immer er angestellt hatte, um das zu schaffen? Während Krathus sich um ihn kümmerte, stellten wir fest, dass wir wieder zurück an unserem Ausgangsort waren, allerdings unser „Gastgeber” nirgendwo zu sehen war. Garret schoss los, um oben nach dem rechten zu sehen, Ralkarion und Krathus zog es eher zurück in die Bibliothek unten. Da wir noch keine Ahnung hatten, was uns hier nun erwartete, beschloss ich, dass niemand alleine bleiben sollte und jagte Garret hinterher. Je weiter wir nach oben kamen, desto mehr stank es - und der Grund dafür war nicht zu übersehen. Ein gewaltiger, uns bekannter silberner Drache war vor der Tür aufgerichtet - oder besser aufgehängt. Sein Oberkörper war mit Ketten zwischen hastig errichtete Türme gespannt worden und offenbar bei noch lebendigem Leib ausgeweidet worden. Selbige Eingeweide waren wenig wählerisch über den Boden verteilt worden. Ich war eine Menge gewohnt, aber bei dem Anblick musste ich mit aller Macht ein Würgen unterdrücken. Was für ein Monster tat so etwas? Ach, richtig.
Cenereth aka der Graue Mann war also tot. Nach dem, was wir dort sagen, vielleicht sogar schon ein paar Wochen, auch wenn sich das nicht so genau bestimmen ließ, geschweige denn das ich ein gesteigertes Interesse hatte, die Leiche genauer zu untersuchen. Wir gingen daher wieder nach unten, wo auch Ralkarion und Krathus eine Entdeckung gemacht hatten. Mehrere sogar. Zunächst einmal war da Lia. In ihrer menschlichen Form dort sitzend, hatte sie offenbar jeden Rest von Verstand eingebüßt und schien uns nicht einmal wahrzunehmen. Ralkarion hantierte gerade mit einem Buch, dass offenbar irgendwie mit ihr in Verbindung stand, aber hatte keinen Erfolg damit, ihren Verstand wiederherzustellen.
Und dann war da dieser Brief, den uns der Rote dagelassen hatte. Selbst ohne die Situation vor Ort hätte mich der arrogante Schreibstil vermutlich auf die Palme gebracht, so hingegen entfachte er blanken Zorn auf diese rote Bestie. Neben einer Menge selbstverliebter Äußerungen enthüllte er unter anderem, dass er schon lange vom arkanen Nexus gewusst hatte und nur darauf gewartet hatte, dass sich dieser wieder auflädt, was durch die Neuerrichtung der Akademie geschehen war (ich hatte immer gewusst, dass nichts Gutes von diesem vermaledeiten Ort kommen konnte!) und er dadurch mittlerweile sein Ziel, zu einem Gott zu werden, erreicht haben dürfte. Ferozoica sei nun in den Händen des Imperators Ssai Sardak des Wiedergeborenen Imperiums oder aber an die Linie des Harkis vergeben, ein Name, der mir aus den Erzählungen der anderen irgendwie bekannt vorkam, auch wenn ich den Finger nicht darauf legen konnte. Einen Hoffnungsschimmer gab es jedoch: Er sprach davon, dass nie jemand weniger als 57 Jahre gebraucht hätte, um aus dem Würfel zu entkommen. Dem grauenvollen Anblick von oben nach zu urteilen, waren jedoch nicht viel mehr als zwei bis drei Wochen vergangen. Was im Umkehrschluss heißen dürfte, dass all die Vorhaben in dem Brief vielleicht noch nicht umgesetzt worden waren? Dieser Gedanke löste eine Flut an Gedanken und Plänen aus, denen ich jedoch nur teilweise folgte. Denn ich war in meinem ganz eigenen Konflikt gefangen…
Wenn wir zurück in Ferozoica waren, dürfte mein Auftrag als abgeschlossen gelten, ob gescheitert oder nicht - Lia war gefunden, der weitere Zustand würde sich klären müssen. Der Gedanke kam auf, ob Qwe ihr vielleicht helfen könnte, die Illusionsmagie, die auf ihr lag, zu lüften. Nun, so oder so - ich wäre frei, meine Suche nach Gwen und Craich fortzusetzen. Vielleicht sogar hier in der Gegend, es gab noch eine Menge unerforschtes Territorium hier. Gleichzeitig erschien mir der Gedanke enorm egoistisch angesichts dessen, was Garret, Ralkarion und Krathus vor sich hatten. Sie würden jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnten - konnte ich sie da wirklich alleine lassen? Gleichzeitig hatte ich geschworen, nicht eher zu ruhen, bis ich Gwen und Craich gefunden hatte. Sie waren meine Familie! Wie könnte ich sie im Stich lassen, ganz gleich, was für andere Aufgaben warten mochten?
So verfolgte ich die Diskussion nur am Rande. Bekam mit, dass Ralkarion etwas in dieses Kommunikationsbuch schrieb, um die genaue Zeit in Erfahrung zu bringen, was mich auf eine Idee brachte, wie ich vielleicht beides miteinander vereinen konnte. Dennoch, ich brauchte mehr Zeit, um mir über alles klar zu werden. Glücklicherweise wurde kurz darauf ohnehin beschlossen, dass wir die Nacht hier verbringen würden und erst morgen nach Ferozoica zurückkehren würden, da wir nicht wussten, in welchem Zustand wir die Stadt vorfinden würden. Eventuell würden wir all unsere Kräfte benötigen, auch wenn ich inständig hoffte, dass das nicht nötig sein würde. Aus so vielen Gründen, aber vor allem aus Sorge um meine Eltern. Sie hatten die erste Schleifung Ferozoicas überlebt, aber wer weiß, wie es diesmal enden würde. Unruhig und unsicher begab ich mich zur Ruhe.
Mit einem klareren Kopf am Morgen fiel es mir leichter, eine Entscheidung zu treffen. So sehr mir die Gruppe ans Herz gewachsen war, so sehr ich sie für das bewunderte, was sie versuchten und so sehr ich um sie fürchtete angesichts der Mächte, die ihnen gegenüberstanden - meine Familie konnte ich nicht alleine lassen. Ich würde meine Suche fortsetzen. Aber wenn ich dabei helfen konnte, würde ich das tun. Ich bat daher Ralkarion um eines der Kommunikationsbücher. Er hatte zwar keines übrig, erwähnte jedoch, dass Professor Chrylax eventuell noch wenige besaß. Ich schluckte. Da würde ich wohl zu Kreuze kriechen müssen, aber mein Stolz sollte nicht zu Lasten anderer gehen. So informierte ich die Gruppe darüber, dass ich sie verlassen würde, um weiter nach meiner Familie zu suchen, dies aber hier in der Gegend tun und sie nach Möglichkeiten per Buch mit Informationen zu diesem Wiedergeborenen Imperium der Yuan-Ti zu versorgen würde. Zu meiner Erleichterung waren sie voller Verständnis, besonders Ralkarion - mit seiner Geschichte war das gleichzeitig sehr verständlich wie bewundernswert. Mit deutlich leichterem Herzen brach ich gemeinsam mit ihnen auf nach Ferozoica, die immer noch geistlose Lia auf den Schultern. Der Plan war, dass Ralkarion den Teleportzirkel aktivieren würde und uns sofort nach er Ankunft unsichtbar machen würde. Es bestand zwar trotzdem die Gefahr der Entdeckung, wir wollten diese aber so klein wie möglich halten. Selbst wenn in Ferozoica noch alles beim alten war, konnte es nur von Vorteil sein, wenn der Rote glauben würde, dass wir noch im Würfel gefangen waren.
Tatsächlich war dies leichter als gedacht, da auf der anderen Seite mittlerweile eine Kammer entstanden war, in die der Teleportzirkel führte und der Wächter davor gerade ein Nickerchen einlegte. Im ersten Moment beunruhigend, legte sich diese Unruhe schnell wieder, als wir feststellten, dass sich ansonsten baulich nicht viel verändert hatte, also wohl tatsächlich nicht allzuviel Zeit vergangen war. Auch ansonsten wirkte Ferozoica auf dem Weg zu Professor Chrylax nicht wirklich anders als sonst. Unentdeckt kamen wir dort an, zumindest bemerkten wir keinerlei Verfolger. Ich lud Lia, die ich während der ganzen Aktion auf den Schultern getragen hatte, oben ab, dann stapfte ich nach unten. Wurde Zeit, den Professor mal nett um einen Gefallen zu bitten. Ich fand ihn unten, gemeinsam mit Qwe in irgendein Experiment vertieft. Auf meine Ansprache reagierte er jedoch wie üblich höchst ungehalten mit einem Flammenball. Mochte damit zu tun haben, dass ich vergessen hatte, dass ich ja noch unsichtbar war, da konnte ich ihm tatsächlich keinen Vorwurf machen. Nur gut, dass mir seit damals Feuer nicht mehr soviel ausmachte. Erstaunlicherweise wirkte er meiner Bitte gegenüber offen - vermutlich bedeuteten ihm diese Bücher aber auch einfach nicht soviel. Also nahm ich eins an mich und ging wieder nach oben.
Unbemerkt gefolgt von Qwe, der kurz nach mir ankam. Als er sich im Raum oben umsah, fielen der Reihe nach die Unsichtbarkeitszauber aus - und auch der Zauber, der auf Lia gelegen hatte, löste sich auf! Sofort sprang sie wie von der Phasenspinne gebissen auf, schrie nach ihrem Buch, wo es sei, sie müsse es haben. Ralkarions Art, Fragen nur sehr umständlich und eher kryptisch zu beantworten, kam ihm dabei nicht zugute, als Lia, völlig im Wahn der Suche nach dem Buch, ihn am Bein packte, wie eine Puppe hochhob und durchschüttelte. Ein durchaus amüsantes Bild, wie ich zugeben musste. Letzten Endes kam Lia aber noch genug zu Sinnen, um Ralkarion Zeit zu geben, dass Buch hervorzukramen und an sie zu überreichen. Im ersten Moment war ich überrascht, als sie kurzerhand in das Buch sprang und verschwand, doch im nächsten Moment erinnerte ich mich daran, wie sie davon gesprochen hatte, dass Tanaos Ayumu von ganzen Bibliotheken, die in einem Buch versteckt waren, gesprochen hatte. Vermutlich war dies eines davon.
Kurz darauf erschien Lia wieder bei uns. Sie hatte offenbar gefunden, wonach sie suchte, denn sie erzählte aufgeregt, dass es noch da sei. Der Schlüssel zu allem sei noch da. Was das wohl sein mochte? Ich hoffte sehr, dass sie Recht hatte und was immer sie gefunden hatte die Aufgabe für meine baldigen Ex-Schützlinge weniger überwältigend machen würde…
Sitzung 107
Nur mühevoll gelang es uns in den Runenkreisen Platz zu finden. Die Orks kehrten konstant wieder und versuchten alles unser Vorhaben zu unterbinden. Zwischendrin verlor ich das Bewusstsein, doch trotz allem gelang es die Aktivierung zu vollziehen. Zu unserer Überraschung öffneten sich die Portale, so dass wir hindurch schlüpfen konnten. Ich hoffte nur, dass Calas nicht wieder stecken bleiben würde. Diesmal wäre dies noch fataler gewesen. Doch meine Sorgen blieben unbegründet.
Ziemlich angeschlagen atmeten wir erst einmal tief durch, als im nachfolgenden Raum uns nicht sofort etwas ansprang. Es gab vier höher gelegene Bereiche, einen in jeder Ecke des Raumes. In der Mitte stand eine hohe Säule. Auf ihr waren Schriftzeichen oder Runen, die wir aber nicht sofort zu lesen vermochten. Calas und ich starteten jeweils einen Zauber, der ein wenig Vorbereitung benötigte, bis er aktiv wurde. Dass wir beide in der Lage waren den gleichen Zauber zu wirken war wahrlich Zufall. Jedoch stolperte der Drachengeborene konstant über seine eigene Zunge, was es schwer machte mich auf meinen Spruch zu konzentrieren. Ganz zu schweigen von dem Radau, den Krathus und Garret stets veranstalteten …
Nachdem wir fertig waren, verifizierten wir die Inschrift. Sie stimmte mich nicht wirklich glücklich. „Welcome to the room of death and suffering. Only the dead or dying may leave.“
Nebenher wurden wir von den anderen auf die merkwürdig aussehen Wände aufmerksam gemacht. Dies war kein Stein. Eher wirkte es schuppenartig und aus gewissen Ritzen trat scheinbar Blut aus, wenn jemand in den Ecken stand. Wobei die Person selbst auf unbekannte Art Schaden erlitt. Krathus hatte dies in seiner typisch unbedachten Weise getestet.
Ausgehend von der Inschrift und der Wirkung in den Ecken diskutierten wir was getan werden müsste, um den Raum verlassen zu können. Ob es an meiner körperlichen oder aktuell geistigen Verfassung lag, vermochte ich nicht zu sagen, aber es erschien mir, als gäbe es nur einen Weg: Jemand müsste sich opfern. Und so bot ich mich an. Calas musste seine Familie finden und mein Verantwortungsgefühl ließ es nicht zu es Krathus machen zu lassen. Blieben noch Garret und ich. Mein Gesundheitszustand war sowieso schon niedrig.
Doch Calas intervenierte. Laut seiner Annahme mochte es wie mit dem Kristall sein. Wenn wir uns ausruhten und dann Gesundheit opferten, kämen wir gegebenenfalls nach einiger Zeit frei. Ich war unsicher, aber zumindest wäre es besser als zu sterben. So rasteten wir zunächst.
Als wir uns besser fühlten begannen wir einen Plan zu ersinnen mit dem gestellten Rätsel umzugehen. Wir stellten uns alle auf je eine der Erhebungen. Je länger wir den Schmerz erduldeten, desto schwächer wurden wir und mehr und mehr Blut floss aus den Wänden hinab. Von Tropfen, über Rinnsale, hin zu einem Schwall. Irgendwann wurde mir schwarz vor den Augen. Die letzte Wahrnehmung war der näherkommende Boden.
Irgendwann schlug ich die Augen erneut auf. Jedoch war ich unfähig mich zu bewegen. Aus dem Augenwinkel vernahm ich lediglich einen von uns in einem Käfig, wie dem meinen und scheinbar ebenso regungslos. Die Szenerie war kaum weniger positiv. Eine große Treppe führte mittig hinauf zu einer gigantischen Statue einer Kreatur, deren Maul weit aufgerissen war. Um uns herum waberte eine Art Nebel. So etwas wie Kultisten waren im Ram verteilt. Es handelte sich um Yuan-ti in Kapuzenroben. Einige waren mittig auf einer Art Tribüne versammelt, wohingegen ein paar andere Personen aus den überall an den Wänden befindlichen Käfigen herausholten, die Treppe hinaufführten und schließlich in das Maul der Statue warfen. Woraufhin kurz darauf neue Opfer in den Käfigen erschienen. Sie „fielen“ von oben herab und landeten in einem Käfig.
Langsam machte sich Panik breit. Diese Paralyse setzte dem Schrecken wirklich die Krone auf. Was war dies nur für ein perverses Spiel!?
Dann sah ich, wie sie Krathus die Treppe hochführen. Ich versuchte mit aller Macht mich zu bewegen, zu reagieren. Doch jedweder Versuch schlug fehl. Es folgten Calas und dann Garret. Waren sie etwa alle tot?
Als die Kultisten nunmehr bei mir angekommen waren, fiel mir das auffällige Amulett ins Auge, welches sie trugen. Verzweifelt versuchte ich mich eines mit meiner Magie zu bemächtigen. Es gelang mir beinahe es in meinen Besitz zu bringen, mich eventuell wieder bewegen zu können und diese geschuppten Bastarde mit in die neun Höllen zu nehmen. Doch wurden meine Bemühungen jäh zunichte gemacht. Obendrein wollten sie wohl kein Risiko eingehen, woraufhin mich etwas am Kopf traf und ich bewusstlos wurde.
Ich erwachte auf einer steinernen Wendeltreppe umgeben von den anderen. Dieses Schwarz werden vor den Augen wurde allmählich so etwas wie ein Sport … ein höchst unzufriedener noch dazu.
Positiv verblieb die Tatsache, dass wir scheinbar an unserem Ausgangspunkt angekommen waren. War dies alles eine merkwürdige Form der Halluzination gewesen? Meine schmerzenden Glieder waren da anderer Ansicht. Und wo waren Shadar und Lia? Hatte Cenereth entfliehen können? Calas und Garret wollten kurzerhand an die Oberfläche, um dort nachzugucken. Krathus und mich trieb es nach. Ob ein Aufteilen jetzt wirklich sinnvoll gewesen sein mochte war unklar, doch hätte man uns umbringen wollen, dann wären wir es nun auch.
Cenereth’s Arbeitszimmer war völlig verwüstet worden. Es erschien, als habe jemand versucht voller Wut und sehr gewissenhaft alles zu vernichten, insbesondere die hier einst vorhandenen Bücher. Klitzeklein waren sie zerfetzt worden. In einer Ecke saß Lia. Sie wirkte kaum bei Sinnen. Die einstige arrogante Erhabenheit war den in die Leere starrenden Augen und einem Sabberstreifen aus dem Mundwinkel gewichen. Einen Dämpfer hatte sie sicher verdient, aber das sah schlimm aus und fühlte sich falsch an. Krathus hatte derweil einen Brief entdeckt.
Nachdem Calas und Garret zu uns stießen, erzählten sie zunächst was sie oben vorgefunden hatten. Cenereth war tot. Und sein Leichnam in Drachenfirm war als Statement weit aufgespannt und aufgeschlitzt zurückgelassen worden. So viel zu diesem „Alliierten“. Wenn diese Drachen nicht so ein unfassbares Ego gehabt hätten, wären Dinge gegebenenfalls anders gelaufen.
Es war Zeit für den Brief geworden. Shadar machte sich in diesem einen Spaß daraus uns zu verballhornen. Darüber zu schwadronieren was er plante und welches Ergebnis wir vorfinden würden … mehr als 50 Jahre später. Doch in diesem Punkt irrte er. Dank Tanaos Ayumu hatten wir den Kubus in viel kürzerer Zeit bestritten. Ausgehend vom schlechten körperlichen Zustand Lia’s und dem Verwesungsgrad Cenreth’s mussten es zwischen zwei und drei Wochen gewesen sein, die wir verpasst hatten. Gleichermaßen offerierte er einen Blick in die Zukunft, in der wir uns laut seiner Einschätzung hätten befinden sollen. In dieser würden die Sardak und gegebenenfalls sogar der Nachkomme Harkis’ über das einstige Zoica herrschen. Shadar selber wäre nun ein Gott und hätte diese Gefilde hinter sich gelassen.
Es schien zumindest, als ob er sich in der Tat nicht um irgendwas weltliches scheren würde. Mit Ausnahme der Nexi, um seinen Plan zu verwirklichen. Auch wurde klar, dass er unlängst wusste, wo der letzte Nexus war. Doch dieser musste auch aufgeladen werden und mit dem Wiederaufbau der Akademie würde er in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten entsprechend an den Magienutzern der Region vollsaugen können. Diese Erkenntnis traf heftig. So gesehen hatte Marco mit seiner Einstellung zur Akademie auf Umwegen einen legitimen Grund angeführt, ohne den größeren Zusammenhang zu kennen. Es war trotz allem nicht weniger frustrierend.
Zu guter Letzt kam etwas überraschend eine Einladung an Krathus sich nunmehr seinen Anhängern wieder anschließen zu dürfen. Wobei er dann auch in seinen Gebeten an den neuen Gott Shadar Logoth einbetten sollte, woher diese grüne Energiekugel an seinem Banner stammte.
Alles in allem hätte es deutlich schlimmer kommen können. Wir waren dem Zeitplan dieses Drachen weit voraus. Und wir hatten einen Vorteil: Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, dass wir wieder hier waren. So nahmen wir zumindest an.
Um genauer zu verstehen wieviel Zeit vergangen war, stellte ich eine anonyme Anfrage im Kommunikationsbuch. Während Calas und Garret auch nochmal nachdrücklich versicherten, dass der Teleportturm wohl noch stehen würde. Was immer wir vor hatten, wir kämen zumindest schnell von hier weg.
Während Krathus fast schon überschwänglich freudig seiner Einladung entgegen blickte – was mich wieder einmal an seinem Verständnis für die Situation zweifeln ließ –, zeigte sich Calas indes verzweifelt. Die verstrichenen Wochen schienen sich schwer auf sein Gemüt zu legen, denn es war Zeit, die ihm fehlte, seine Familie zu finden. Vieles mochte inzwischen passiert sein. Notdürftig versuchte ich ihn aufzubauen und Hoffnung zu geben. Aber es waren doch nur Worte.
Aufgrund Von Lia’s schlechtem Zustand und da wir sie keinesfalls hinterlassen konnten, versuchte ich ihr etwas zu trinken zukommen zu lassen und sie dann erst einmal hinzulegen. Dabei fiel ein Buch hinab, das sich zwischen ihr und der Wand befunden hatte. Es erschien höchst seltsam, dass dieses Buchband so einfach die kontrollierte Zerstörung des Innenraumes überstanden haben sollte. Der Titel war eingängig. „The Adventures of Princess Therion“ prangte auf dem Einband in drakonischer Schrift. Ebenso eingängig war der Inhalt … welcher aus leeren Seiten bestand. Das Buch selber war scheinbar magischer Natur und irgendwie überkam mich bei der Analyse die Begrifflichkeit des „Weltenbuches“. Doch mit dieser Terminologie konnte ich wiederum nichts anfangen. Die Seiten waren nicht beschreibbar, Tinte perlte einfach ab und tropfte hinab. Gleichermaßen wurde klar, dass ein Zauber auf Lia lag.
In einem Anflug von, für seine Verhältnisse, überragender Intelligenz überraschte Krathus mit dem Vorschlag sie einfach mal Qwe vorzustellen. Das vermochte in der Tat eine Möglichkeit zu sein ihr zu helfen. Hoffend, dass der Zauber keine bleibenden Schäden hinterlassen würde.
Da wir unseren Vorteil in den Augen Shadar’s „aus dem Spiel genommen zu sein“ beibehalten wollten, entschieden wir erst einmal verdeckt zu operieren. Da wir bei der Nutzung des Teleportzirkels aber Aufmerksamkeit erzeugen würden, hieß dies bis zum Abend zu warten. Es gab uns Gelegenheit zu verschnaufen, Lia ein klein wenig aufzupäppeln und uns auszutauschen. Calas nutzte dies uns darüber zu informieren, dass unsere gemeinsame Zeit in Kürze zu Ende sei. Er machte sich immense Sorgen um seine Familie. Obgleich er die Aufgabe, der wir uns verschrieben hatten, völlig verstand, so war dies für ihn dennoch von höherer Priorität in diesem Augenblick. Wer hätte das besser verstanden als ich …
Ich musste aber zugeben, dass er ein zuverlässiger Verbündeter war und ich, obgleich des ruppigen Starts, eine freundschaftliche Verbindung empfand. So sagte ich ihm jedwede Unterstützung zu, die er noch benötigte, um sich ab Zoica auf den Weg machen zu können. Und ich hoffte aus ganzem Herzen, dass seine Suche Erfolg haben würde.
Irgendwann am Abend kam dann auch eine Antwort vom Zinnsoldaten im Buch. Es war in der Tat so viel Zeit vergangen, wie wir geschätzt hatten. Mehr noch starrte ich ob der folgenden Textzeilen schlicht ungläubig drein. Es erklärte Ava’s baldige Rückkehr nach Zoica und ob wer auch immer so naiv nach der Zeit gefragt hatte wüsste, wo sich die Gruppe um Garret befände. Um weiter unsere Rückkehr zu verschleiern schrieb ich mit links und verwies darauf, dass es dieser Personen halber etwas gegen Mitternacht im Compound zu klären galt.
Als uns die Nacht umfing brachen wir schließlich auf. Calas trug Lia. Zoica erwartete uns. Einen Teleport später standen wir an unserem Bestimmungsort. Dies war ungewöhnlich, denn eigentlich erwarteten wir zu fallen. Scheinbar hatte es aber Baumaßnahmen gegeben, die dazu führten, dass die Teleportausgangspunkte nunmehr begehbar waren. Kurzerhand machte ich uns unsichtbar und wir schlichen aus dem Gebäude an der einzigen Wache vorbei.
Chrylax Anwesen war das Ziel, denn hier vermuteten wir weiterhin Qwe. Dort angekommen zeigte sich, dass Melody ihre Unterkunft im Garten wohl geräumt hatte. Ein Grinsen lag mir auf den Lippen. Das Date war wohl gut verlaufen. Qwe war nirgends zu sehen, doch aus dem Keller vernahmen wir dann Geräusche. Da wir uns nicht vollends zu erkennen geben wollten ging Calas alleine vor. Wie gehabt war Chrylax überaus freundlich in seiner Begrüßung. Zumindest hatte er wohl ein weiteres Kommunikationsbuch für Calas.
Als dieser wieder zu uns stieß folgte kurz darauf auch Qwe, der unten mit Chrylax gearbeitet hatte. Das war genau, was wir nicht gebraucht hatten. Die Unsichtbarkeit brach und plötzlich schüttelte Lia ihren vegetativen Zustand ab. Dem Beholder vermittelten wir eindringlich sich umzudrehen, wessen er auch nachkam. Lia war jedoch außer sich. Sie begann fast brüllend nach dem Buch zu fordern. Alle Versuche sie zu beruhigen waren ergebnislos. Für eine dahinvegetierende hatte sie zudem noch eine Menge Kraft übrig behalten, als sie mich schlicht packe und vom Boden anhob. Sie zu bitten ruhig zu sein zeigte etwa so viel Wirkung, wie dem Regen zu sagen nicht nass zu sein.
Sie entriss mir das Buch so wie meine Hand es aus dem Rucksack zog. Dann öffnete sie es und … wurde von ihm eingesaugt. Gleich darauf spuckte es sie wieder aus. Nun schien sie etwas ruhiger und erleichtert. Sie plapperte etwas davon, dass der Tesserakt ihres Vaters noch da sei und es somit Hoffnung gäbe.
Sitzung 106
Nun, zunächst einmal in einen Raum, in dessen Mitte ein gewaltiges Fass stand. Und um das herum Säure floss. In der wir standen. Fantastisch. Während Garret in einer erstaunlichen Demonstration der Missachtung aller Naturgesetze einfach das Fass herauflief, begann ich den Aufstieg, indem ich mich mit meinen Dolchen am Fass herauf hangelte. Vermutend, dass Ralkarion damit etwas mehr Probleme haben würde, nahm ich ihn kurzerhand mit. Nachdem wir oben angekommen waren, sah ich, dass Krathus ebenfalls so seine Probleme mit dem Klettern hatte, wenngleich Garret kräftig mittels einem Seil mithalf. Irgendetwas schien ihn jedoch dabei zu behindern, zwischendurch wusch gar eine Welle von Flüssigkeit über uns hinweg, die uns aber glücklicherweise verfehlte… jedenfalls kletterte ich erst einmal zurück und half nun auch Krathus, nach oben zu kommen.
Die Freude, der Säure entronnen zu sein, währte jedoch nur kurz, als der Pfropfen des Fasses nahezu explosionsartig nach oben geschossen wurde und Ralkarion mit ihm. Reflexartig vollführte ich einen Zauber, der seinen Sturz lindern würde, konnte allerdings nicht verhindern, dass er wieder in Säure landete. Einige Momente darauf bebte der Deckel selbst, offenbar lebte dort etwas unter uns, und während ich und Krathus es gerade so schafften, uns auf den Beinen zu halten, fiel nun auch Garret nach unten. Inklusive Seil, dass zischend in der Säure verging. Während der Halbling also einmal mehr einfach wieder hochlief, packte ich mein Seil zu und warf es Ralkarion zu. Der Aufstieg war auf Grund des bebenden Deckels nicht leicht, doch letzten Endes gelang es.
Krathus hatte sich in der Zwischenzeit zum Loch begeben, dass durch den nun fehlenden Pfropfen entstanden war. Der Gesichtsausdruck, den er dabei aufsetzte, war mir mittlerweile schon bekannt - der Kleine war wütend und würde nun vermutlich etwas Übereiltes tun. Und tatsächlich: bevor man ihm noch ein Wort der Warnung hätte zurufen können, sprang er kurzerhand ins Fass, irgendwas davon redend, dass er „die Scheiße aus dem Vieh raus smiten” würde. Im Leben spielt man mit den Karten, die einem gegeben werden. Ich zuckte also nur mit den Schultern und sprang hinterher.
Bier! Die verfluchte Flüssigkeit im Fass war nicht Wasser, sondern Bier! Hätte ich mir denken müssen. Warum war ich hier nur herein gesprungen? Was wenn… ich biss meine Kiefer noch fester zusammen, als nötig gewesen wäre, kämpfte die Erinnerungen nieder und begab mich zu Krathus, um ihm beizustehen. Das stellte sich allerdings als nicht so leicht heraus, da das Wesen, eine Art Elementar, sich um Krathus herumgeschlungen hatte und mein erster Schlag dann auch prompt auch den Kobold erwischte. Hier musste ein Strategiewechsel erfolgen.
Doch bevor es dazu kam, jagte mir ein harter Schlag die Luft aus den Lungen. Ich keuchte, hustete - und schluckte Bier. Sofort schloss ich das Maul, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen und ich spürte bereits die Auswirkungen des Alkohols. In blinder Panik fasste ich mein Schwert und begann, auf die Außenwand einzuschlagen. Ich musste hier raus. Das war alles, was zählte. Ich bemerkte kaum, wie das Wesen mich umschlang und festhielt und selbst dass Krathus sich plötzlich in einen großen Oktopus verwandelte trotze mir kaum mehr als leichtes Unbehagen ob der Verwandlung ab. Ich muss hier raus, war alles, was ich denken konnte, während ich größere und größere Löcher in die Wand schlug, aus dem das vermaledeite Teufelsgebräu abfloss. So recht zu Sinnen kam ich erst wieder, als ich plötzlich auf dem Bier stand, als wäre es eine feste Oberfläche. Das Bier war tintenschwarz, ebenfalls wie das Gesicht Garrets, der vor mir stand, aber das registrierte ich nur nebenbei. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Ich spürte die Auswirkungen des Alkohols und das würde möglicherweise noch ein Problem werden, doch zunächst galt es, das naheliegende Problem zu lösen. Ich riss mich mühsam zusammen, kletterte aus dem Loch, dankte Ralkarion für die Rettung (es war sein Zauber gewesen, der mich wieder an die Oberfläche befördert hatte) und begann dann, an der Außenseite herabzusteigen, um das Loch von außen zu bearbeiten. Wie sich herausstellte, war das dank Garrets schlagkräftiger Mithilfe kaum mehr nötig. Das Loch war bereits recht groß und wurde zwar von dem Bierelementar abgedichtet, doch schon im nächsten Moment musste Krathus ihm wohl den Garaus gemacht haben, jedenfalls floss das Bier in Strömen heraus, neutralisierte die Säure - und die Portale schlossen sich. Diesmal hatte ich es sehr eilig, aus dem Raum zu verschwinden.
Der nächste Raum wirkte zuerst deutlich friedlicher. Ein Podest in der Mitte mit einer Inschrift und mehreren Einlassungen, vier Säulen, an denen Amulette hingen. Keine Gegner zu sehen und so schlug ich vor, zunächst einmal eine Rast einzulegen. Die anderen waren allerdings (verständlicherweise) etwas paranoid und glaubten nicht daran, dass der Raum es uns gestatten würde, zu verschnaufen. So begann Krathus mit dem Wirken eines Heilzaubers, während Garret sich noch ein Bier reinstürzte. Das Gefühl, dass ich hatte, als ich ihm dabei zusah, gefiel mir gar nicht, doch ich wurde abgelenkt von plötzlich aufkeimendem Nebel und Krathus, der durch das Wirken des Zaubers irgendetwas ausgelöst haben musste… war er gewachsen? Und hatte er nicht vorher Hörner gehabt? Und wo kam dieses merkwürdige Wesen voller Tentakeln und Augenstiele her, dass sich glücklicherweise angsterfüllt in eine Ecke flüchtete, statt uns gegenüber aggressiv zu sein. Offenbar musste man mit Zaubern hier vorsichtig sein.
Nachdem Krathus sch freundlicherweise auch um meinen geschundenen Körper gekümmert hatte, begann ich mir das Podest einmal näher anzusehen. Die Worte darauf ergaben für uns wenig Sinn. Klar schien jedoch, dass jedes der Amulette, in die merkwürdige Zeichen geritzt waren, in die Einlassungen am Podest gehörten. Impulsiv, wie er nunmal zu sein schien, nahm Garret eines der Amulette und setzte es ein. Da nichts passierte, tat er das Gleiche mit einem anderen Amulett nochmal - und kippte plötzlich einfach um. Nachdem Krathus ihn wieder aufgelesen hatte und er sich erneut ein Bier genehmigte (nein, das gefiel mir wirklich nicht), hatte Ralkarion offenbar einen Geistesblitz, denn er setzte das zweite Amulett ein, ohne, dass etwas gescha. Garret hatte sich offenbar bereits erholt und setzte die nächsten beiden Amulette ein. Beide fügten sich problemlos ein - warum, entzog sich meinem Verständnis, doch Hauptsache, es hatte funktioniert - der Nebel verschwand genau wie das merkwürdige Tentakelwesen und die Portale öffneten sich. Als wir es durchschritten, durchfuhr mich erschrocken der Gedanke, dass wir mit dem Einsetzen des letzten Amulets hätten warten und erstmal eine Pause hätten machen sollen, doch dafür war es nun zu spät - wir konnten nur hoffen, dass die letzten drei Räume, wenn man diesem Ayumu Glauben schenken konnte, weniger brutal werden würden.
Eine Hoffnung, die beim Anblick des Raumes zerstob. In allen vier Ecken gab es Runenzirkel, zwei davon mit einer wabernden Suppe von irgendwas umgeben - und dann waren da die drei Orks, die so gar nicht nach Craich aussahen. Zwei grün und voller Pusteln, die andere eher bläulich mit einer fies aussehenden Metallkralle, schienen sie hocherfreut, uns zu sehen. Das letzte Wesen, dass sich so gefreut hatte, hatte uns direkt angegriffen und so packte ich seufzend meinen Schwertgriff. Immerhin war dies eine Herausforderung, von der ich etwas verstand. Ralkarion hingegen wählte offenbar lieber die diplomatische Route und für einen kurzen Moment schien es, als hätte er damit Erfolg, als die offensichtliche Anführerin ihm ihre Hand reichte. Einen Moment segelte Ralkarion von einem gewaltigen Schlag getroffen rückwärts und der Kampf hatte begonnen.
Der zunächst erstaunlich einfach war. Nachdem ich die Anführerin mittels eines in die Klinge geleiteten Zaubers paralysiert hatte, brachte Krathus sie regelrecht zum explodieren und auch einer ihrer Kumpane brach unter Garrets Schlägen zusammen, der dummerweise in einer Gaswolke explodierte, die uns die Atemwege verätzte - Vorsicht war also geboten. Meine Gesichtszüge entgleisten mir jedoch, als die beiden wenige Sekunden später wieder in der Mitte des Raumes erschienen und sich bester Gesundheit erfreuten. Das gab es doch einfach nicht. Im weiteren Verlauf ging es so weiter - wir schlugen einen Gegner nieder und kurz darauf erschien er einfach neu. Selbst wenn wir sie im Runenzirkel oder der Suppe töteten, die offenbar Magie bannende Eigenschaften besaßen, blieben die Mistviecher einfach nicht liegen. Während ich mich der Angriffe recht gut erwehren konnte, bemerkte ich, wie die Kräfte meiner Begleiter, von den vorherigen Strapazen ohnehin schon arg beansprucht, mehr und mehr schwanden. Uns musste etwas einfallen, und zwar schnell.