Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 113
Die Verhandlungen wurden jedoch jäh unterbrochen, als sich Ral mit einem Mal meldete und von Übelkeit sprach. Ob das eventuell mit einem gewissen Blutfluch und dem Ei zu tun haben könnte, woraufhin Arina ihn sich ohne groß zu zögern schnappte, mit sichtlicher Besorgnis. Ich hoffte, dass es schlicht eine Magenunverträglichkeit war, fürchtete zwar Schlimmeres, doch zunächst galt es noch, einen letzten Punkt mit Harkis zu klären. Das war mein Grund, zu bleiben. Dass Krathus zunächst blieb, überraschte mich weiter nicht - hier gab es noch ein ungegessenes Ei und für gewöhnlich siegte bei dem Kobold die Aussicht auf etwas zu essen über die Sorge um - nun, alles. Aber das Garret die Gelegenheit nicht nutzte, sich Harkis Präsenz zu entziehen, erweckte mein Interesse. Sollte er doch noch irgendwelche Pläne hier haben? Wenn ja, dürfte es spannend werden, ihn beim verhandeln zu erleben. Eine Vermutung, die sich wenig später als falsch erweisen sollte, als wir von unten einen gequälten Aufschrei Rals hörten und nun doch Garrets Sorge um den Freund wuchs.
Währenddessen machte ich mich daran, meinen eigenen Plan in die Tat umzusetzen, Arina von diesem Ort wegzulocken und zu ergründen, wie weit ihre Loyalität letzten Endes ging. So schlug ich Harkis vor, dass er uns eine seiner Untergebenen mitschicken sollte, die bestätigen könne, dass wir mit Mundi einen entsprechenden Nichtangriffspakt auf die Yuan-Ti ausgehandelt hätten. Jemand, dem auch wir vertrauten. Arina, zum Beispiel. Leider ließ sich Harkis nicht darauf ein, dennoch erfuhr ich etwas Interessantes - anscheinend war Arina durch ihre Wandlung an diesen Ort gebunden und konnte ihn nicht verlassen. Sehr schade. Ebenfalls schade, dass ich vergessen hatte, dass Krathus den Raum noch nicht verlassen hatte, da er eifrig vorschlug, dass Harkis uns ja einfach einen anderen Yuan-Ti mitschicken könnte für denselben Job. Ich durchbohrte ihn geradezu mit Blicken - es war sicher nicht meine Intention gewesen, Harkis eine Einladung zu geben, uns einen Spion an die Seite zu stellen. Aber der Schaden war angerichtet und ich konnte Krathus nicht wirklich einen Vorwurf machen - abgesehen von seinen gelegentlichen Geistesblitzen war er nunmal von eher schlichtem Gemüt und hatte lediglich versucht zu helfen.
Und so beendeten wir das Gespräch beim nächsten, deutlich lauteren Gebrüll von Ralkarion und eilten hinunter, wo sich ein eher beunruhigender Anblick bot. Genauer, ein Ralkarion mit aufgebrochenem Brustkorb, der aus irgendwelchen Gründen dennoch bei Bewusstsein blieb. Vor langer Zeit antrainierte Reflexe wurden wach und ich nahm sofort einen Platz am Tisch ein, um Arina zu assistieren. Während Krathus losgeschickt wurde, ein Ei zu holen (nur um zu aller Beunruhigung mit zweien zurückzukommen), beschränkte sich meine Aufgabe zunächst einmal auf das Herausnehmen der Leber, an deren Stelle das Ei gesetzt wurde und später das Zusammenflicken von Ral anstelle der vor Aufregung noch zitternden Arina. Eine recht blutige und äußerst seltsame OP später war Ralkarion wieder an einem Stück, wenn auch natürlich enorm geschwächt. Nun, zumindest das war etwas, worum ich ich kümmern konnte. Ich schloss die Augen und teilte mich auf, um den, nun, unschuldigen (?) Teil meiner Selle Ral versorgen zu lassen. Ich hätte mittlerweile mit dem Gefühl vertraut sein müssen, aber noch immer überwältigte mich jedesmal erneut das unangenehme Gefühl, etwas verloren zu haben und der damit einhergehende Zorn war auch nicht leichter zu kontrollieren. Nur gut, dass es nicht lange dauerte und als ich die Augen öffnete, sah Ral schon deutlich besser aus. Ich hatte dennoch den Eindruck, dass er irgendwie fragiler aussah als sonst. Noch fragiler.
Nachdem sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, kam die Sprache jedoch unweigerlich auf Garret und ob ihm ähnliches widerfahren wäre, hätte er das Ei gegessen. Abgesehen von der Antwort, dass dies sicher möglich gewesen wäre, erfuhren wir noch etwas deutlich beunruhigenderes: Ein ausreichend mächtiger Blutmagier konnte mit jemandem wie ihn wohl im Prinzip anstellen, was sie wollten. Ich war mir recht sicher, dass der Große Rote als ein entsprechend mächtiger Blutmagier galt. Was Garret zu einem wandelnden Sicherheitsrisiko machte. Doch zu meinem völligen Unverständnis sah Garret das gänzlich anders, wand sich, wehrte sich auch nur gegen den Gedanken, einen simplen Test ob der Beschaffenheit seines Zustands zu machen. Es brauchte schon unsere geballten Überredungskünste und ein durch und durch verständliches Ausrasten von Ral, um ihn davon zu überzeugen, mittels einer Blutprobe von Ralkarion zu bestätigen, dass es sich bei ihm tatsächlich um Blutmagie handelte. Was gleichzeitig bestätigte, dass er in keinster Weise eine Gefahr für den Roten darstellte, sondern eher eine Art unwilligen Alliierten. Schon Sekunden später fragte ich mich, wie unwillig er tatsächlich war, denn selbst mit diesem Wissen weigerte er sich standhaft, die Prozedur an sich durchführen zu lassen. Nun gut, er hatte Ralkarion aufgebrochen gesehen, vielleicht morgen, wenn er sich etwas abgeregt hatte.
Bis dahin blieb uns nichts anderes übrig, als Ralkarion aufs Zimmer zu bringen, uns gründlich zu erholen und zu hoffen, dass Garret einsah, wie unglaublich egoistisch und kontraproduktiv er gerade handelte. Doch selbst unsere Ruhe währte eher kurz, denn gerade noch rechtzeitig bemerkte ich, dass sich an der Stelle, an der noch Ralkarion gelegen hatte, plötzlich ein recht beeindruckende Variante eines Yuan-Ti befand. Es brauchte nicht lange, um zwei und zwei zusammenzuzählen, doch während ich noch überlegte, wie wir Ralkarion zurückbekämen oder ob er nun endgültig verloren war, gingen die anderen beiden schon vollständig zum Angriff über. Zu unserem und Rals Glück war dies auch des Rätsels Lösung und er verwandelte sich wieder in den hagren Tiefling zurück, der er doch eigentlich war und der Rest der Nacht verlief ungestört.
Auf das Erlebnis angesprochen wirkte Harkis nicht überrascht. Er habe so etwas schon erwartet, da Ralkarion jetzt gesegnet sei. Einmal pro Tag würde er sich möglicherweise verwandeln. Na großartig. Erst offenbarte sich Garret als wandelnde Gefahr und nun auch noch Ral, wobei letzterer wenigstens willens schien, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, sollten sich welche antun. Garret hingegen war nichtmal unter der Androhung, künftig nur noch gefesselt zu schlafen, dazu zu bringen die Prozedur durchzuführen. Er begründete es mit der Angst, seinen Meister zu verlieren. Eigentlich verständlich, doch angesichts der Umstände und der Tatsache, dass er seit Monaten erfolglos versuchte, selbigen zu kontaktieren, auch sehr leichtsinnig. Schließlich ging er widerwillig auf Arinas Kompromissvorschlag, einen Zustand herbeizuführen, indem er sich mit seinem Meister darüber unterhalten könne und so gingen wir ein weiteres Mal in den OP, in dem diesmal auch ein merkwürdiger Vogel wartete, der als Suna vorgestellt wurde. Etwas klingelte. War sie nicht diejenige, die Garret bei der Durchführung seiner letzten Endes fehlgeschlagenen Revolution in Zoica unterstützt hatte? Nun, fürs Erste war das nicht relevant. Ich konnte nur hoffen, dass Garrets Meister etwas mehr Verstand hatte als er selbst, doch hegte ich wenig Hoffnung angesichts der Tatsache, dass Garret gerne erklärte, er habe alles von ihm gelernt und es immerhin um dessen Leben ging. Aber zumindest war es eine Chance.
Statt Garret aufzuschneiden, fixierte Arina eine Art große, metallene Kugel über Garrets Dickschädel und begann, einige Schrauben zu arretieren, bis Garret plötzlich davon sprach, Kontakt zu haben. Nun, zumindest das hatte funktioniert. Es blieb nichts anderes, als gebannt abzuwarten, was wohl herauskommen möge. Offenbar war es ausgesprochen anstrengend für Garret, denn ich sah kurz darauf, wie sich aus Garrets Nase ein Blutfaden bildete. Mit der Intention, selbigen zu untersuchen, griff ich danach - und hielt plötzlich etwas kleines in der Hand, was verdächtig nach Hirnmasse aussah, während das Blut nur so aus Garrets Nase schoss. Erstarrt übernahm meine „bessere Hälfte” erneut und verschloss die Wunde. Mich lenkten die aufkeimenden Gefühle ausreichend ab, um mich danach zu fangen, wenn auch nicht ausreichend genug, um zu bemerken, dass Krathus und Suna den Raum verlassen hatten.
Schließlich kappte Garret wohl die Verbindung - und erklärte nicht unerwartet, aber dennoch zu meinem und wohl auch Rals Entsetzen, dass er der Prozedur nicht zustimmen würde, da sein Meister bleiben und kämpfen wolle und er ihm zutraue, dem Roten zu widerstehen. Diesmal brauchte ich keine Trennung, um Zorn zu verspüren. Woher nahmen die beiden nur diese grenzenlose Selbstüberschätzung? Ein alternder Drachengeborener, der von einer Horde Goblins niedergestreckt worden war, sollte stark genug sein, es mit einem fast schon gottähnlichem Drachen aufzunehmen. Na sicher, und morgen würde Al’Chara uns freundlich bei Kaffee und Kuchen empfangen, uns bereitwillig alles über Blutmagie erzählen und nebenbei anmerken, dass sie den Roten eigenhändig niedergerungen habe und er nun freiwillig in der Einhorn-Zucker-Dimension ihrer Tochter lebte, mit der er täglich neue Bonbonrezepte ausprobierte.
In der Zwischenzeit hatte ich auch bemerkt, wie Krathus wieder hereingewieselt war und einen irgendwie undeutbaren Gesichtsausdruck hatte. Was hatte er in der Zwischenzeit wohl ausgefressen? Eine Frage, die sich wenige Sekunden darauf selbst beantwortete, als ich aus dem Gang, in dem nun Suna auftauchte, mit Krathus Stimme die Worte „Gepriesen sei Shadar Logoth” hörte. Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken herunter. Dieser dämliche Möchtegerndrache hatte doch nicht etwa…?
Er hatte. Und offenbar hatte Suna fröhlich kopiert, denn wenige Sekunden später stob eine unglaublich heiße Feuerwand aus dem Spiegel über uns auf uns herab. Das Gesicht, in das wir danach starrten, war unverkennbar. Doch es blieb keine Zeit, sich damit näher zu befassen. Ich brannte, aber das taten auch alle anderen und ich wurde von Posetines Schuppe teilweise geschützt. Mich umblickend bemerkte ich jedoch Arina, die zu Boden ging. Das konnte ich nicht zulassen, hatte ich sie doch gerade erst wiedergefunden. Ich rannte herüber, löschte die Flammen - wie genau, vermochte ich nicht zu sagen - und brachte sie wieder auf die Beine, während auch Krathus links und rechts Flammen des Desasters löschen, die sein unbedachtes Verhalten angerichtet hatte. Fast hätte ich durch ihn Arina verloren, die ich gerade erst wiedergefunden hatte. Von den weiteren Implikationen ganz zu schweigen. Nur mühsam kannte ich meine Wut nieder, es gab erstmal wichtigeres zu tun. Irgendwie aus dieser steingewordenen Falle von einem Gebäude entkommen, zum Beispiel. Überall herrschte das Chaos, ich half Arina noch dabei, einige (unsagbar wenige) Forschungsergebnisse ihrer Arbeit zu bewahren, dann musste ich sie mit mehr oder minder sanfter Gewalt dazu zu bringen, das Gebäude zu verlassen, was dank einiger Zauber sicher gelang. Was schon fast einem Wunder gleichkam, bedachte man, dass um uns herum die Trümmer des gewaltigen steinernen Schlangenkopfes lagen, der der Regierungssitz von Sshistana gewesen war. Harkis hatte es wohl ebenfalls geschafft.
Somit waren alle in Sicherheit. Doch es lag möglicherweise weitaus mehr in Trümmern als nur das Gebäude. Ich hatte gelernt, dass auch der Zorn ein Teil meiner selbst war. Ein Teil, dem ich mich nun vollends hingab, als ich begann, auf Krathus zuzumarschieren.
Sitzung 113
Der Gedanke Arina auf meine Vorgeschichte mit den Experimenten meines Vaters anzusprechen wurde unerwartet vorverlegt, als mir plötzlich unglaublich übel wurde. Eilig gingen wir hinab in das Labor, wo ich mich kurzerhand vor einem Behandlungstisch wiederfand.
Arina verlor keine Zeit und war fast panisch. Damit war sie nicht alleine. Und zu allem Überfluss schien es, als gäbe es nur eine Möglichkeit und die sei mich sofort zu behandeln. Ich war starr vor Angst. Ihr Blick war eindringlich und ihre Stimme besorgt. Ava traute ihr. Doch ich konnte nur schwerlich abschütteln wo wir uns hier befanden und unter wessen Befehl sie stand. Doch stand, wieder einmal, der Sensenmann nur wenige Schritte von mir entfernt.
So willigte ich ein. Und bereute schon wenige Sekunden später auf was ich mich eingelassen hatte. Wie hätte ich eine solche Reaktion durch dieses dumme Ei auch erwarten können.
Kaum lag ich, da warnte mich die weibliche Schlange auch schon, dass es schmerzhaft würde. Dafür wollte sie mich fixieren. Sie wollte mich aufschneiden … bei den neun Höllen, das konnte sie vergessen. Ich wand mich, obgleich des Versuches der anderen mich zu halten. Dann zauberte Krathus etwas mit einer typischen Anbetungsphrase an Shadar Logoth und mein Körper erstarrte unter dem skeptischen Blick Arina’s.
Eine Sekunde später schnitt sie an mir rum, bis ich wie eine sezierte Roulade aussah. Die Schmerzen waren unsagbar, aber aus irgendeinem Grund fiel ich nicht in Ohnmacht. Gewünscht hatte ich es mir. Ich hörte noch, wie sie Krathus anwies ein weiteres der Eier zu holen und ich betete, dass er stattdessen nicht wieder irgendeinen Unfug treiben würde. Dann trat er wenig später mit zwei Eiern zurück ins Labor. Scheinbar war er sich unsicher welches das richtige Ei gewesen war. Wenig überzeugt wählte sie eines davon aus, während Arina noch anmerkte wie gefährlich das falsche Ei sein würde. Ich verdammte die zum Meter gestapelte schuppige Dummheit, war aber machtlos etwas dagegen zu unternehmen.
Um ein Organ erleichtert und mit einem Gift gefüllten Ei an dessen Stelle später wurde es nun noch absurder. Arina reichte mir ein merkwürdiges Instrument. Es war spitz zulaufend und mit einer Art Gewinde versehen. Dabei deutete sie auf mein Herz und meinte beklommen, dass ich die Blutmagie dort entfernen müsse. Das konnte nur ein schlechter Witz gewesen sein, dachte ich. Jedoch meinte sie dies völlig ernst. Krathus hatte den Zauber fallen gelassen.
Hadernd folgte ich der Anweisung und perforierte mein eigenes Herz, annehmend nun zu sterben. Doch dort, wo das Loch klaffte, strömte kein Blut heraus. Eine Art Barriere versiegelte es scheinbar von innen. Mein Blick traf sie fragend. Doch nun blieb sie still. Meine Panik wuchs. Dann erhaschte ich aber eine wohl nicht beabsichtigte Bewegung von ihr. Sie schien unterbewusst eine Art Quetschbewegung auszuführen. Das konnte sie nicht ernst meinen …
So packte ich denn mein eigenes Herz und drückte es mit all der verbliebenden Kraft zusammen. Plötzlich schoss eine Art schwarzer Nebel heraus. Anschließend musste ich den Inhalt des vorbereiteten Eies hinein füllen. Es war obskur und dieses giftgrüne Yuan-ti Zeug in mein Herz fließen zu lassen war das Letzte was ich wollte.
Danach hatten die Qualen ein Ende. Arina sorgte dafür, dass ich wieder zusammengeflickt wurde und auch das zuvor entfernte Organ wieder an seinen Platz fand. Die vorherige Entnahme sollte laut ihrer Aussage im Bestfall den Verwandlungsprozess verhindern, den sie durchgemacht hatte. Meine Hoffnung war groß, denn als Schlange wollte ich sicher nicht leben müssen.
Noch nie in meinem Leben hatte ich so unvorstellbare Schmerzen wie in diesem Augenblick. Mein ganzer Körper schrie auf. Doch zeitgleich hatte ich auch den Eindruck, dass eine Art Last genommen wurde. Etwas das wie ein Anker gewirkt hatte, der mich unter Wasser gehalten hatte. Es war ein eigenartiges Empfinden.
Statt mir direkt eine Verschnaufpause zu gönnen, kam nun aber noch das Thema mit Garret auf. Die Blutmagie sei nicht ungefährlich, denn ein mächtiger Blutmagier könnte jemanden, der mit einem Blutfluch infiziert sei sogar übernehmen, erzählte Arina. Ausgehend davon, dass der große Rote sich diese Magie aktiv zunutze machte, war dies eine echte Gefahr. Garret ging davon aus, dass sein Meister ihn damals mit solcher Magie gerettet habe. Um es aber mit Genauigkeit sagen zu können musste ein Test gemacht werden.
Dass ich dabei wieder zum Opfer wurde gefiel mir gar nicht. Aber was mir noch weniger gefiel war, wenn wir Gefahr laufen sollten eine Bedrohung in den eigenen Reihen haben zu können. Garret aber druckste herum und wandte sich wie eine Schlange. Was war sein verdammtes Problem, hatte er nicht begriffen wie gefährlich es sein konnte, wenn er im Zweifel von dem Drachen – oder wer weiß wem sonst noch – kontrolliert werden konnte!?
Ihn zu überzeugen einen simplen Test zu machen schien irrational lange zu dauern. Arina schritt schon vorab direkt zur Tat und wollte erneut an mein Herz heran. Als es um mein Blut ging, dachte ich an all das, was hier sowieso schon weit verbreitet ausgelaufen war. Die hatten doch alle eine Klatsche. Nichtsdestotrotz nahm sie ihre Probe und bot sie nun Garret an. Und dieser weigerte sich.
Wollte der Kerl mich verarschen!? Mir stachen sie ins Herz und holten da diesen rotgrünen Mist raus und er weigerte sich damit den Test machen zu wollen. Ich war wenig freundlich in meinem Verlangen, dass er zusehen sollte es verdammt nochmal zu akzeptieren. Schließlich stimmte er zu und Arina konnte bestätigen, dass er in der Tat unter Blutmagie litt.
Sicherlich keine guten Nachrichten, aber es war notwendig gewesen es zu wissen. Mehr noch mussten wir direkt handeln. Dieser Halbling war eine wandelnde Gefahr in diesem Zustand. Arina bot an das Prozedere morgen mit ihm durchführen zu können. Seine Abneigung war aber von Weitem zu spüren. Ich hatte aber für den Moment auf jeden Fall die Schnauze voll von alledem.
Die anderen halfen mir hinauf ins Schlafgemach und so erholten wir uns, oder vielmehr ich mich, erst einmal.
Zumindest war das der Plan, doch als ich zu Bewusstsein kam war ich plötzlich umzingelt von Feinden. Sofort stürmte ich hervor und verteidigte mich. Ich schlug auf ein Ziel ein. Ich umwickelte es mit meinem Schwanz, damit es nicht fliehen konnte. Ich biss es, gerade als wollte ich es verschlingen. Dann fing es an mir zu dämmern das irgendetwas nicht stimmte. Die Feinde waren in der Überzahl und so hatte ich keine Chance. Als ich erheblich verwundert worden war löste sich der Schleier.
Es waren Ava, Krathus und Garret gewesen. Offenbar hatte ich mich beim Eindösen in einen Yuan-ti verwandelt gehabt. Glücklicherweise stoppte die Wirkung und mein altes Ich kam wieder zum Vorschein. Aber es war für uns alle eine wenig erfreuliche Überraschung gewesen. Der Rest unserer Ruhezeit verlief ohne weitere Zwischenfälle. Und schon am nächsten Morgen lies uns Harkis mit einer Spur widerlichen Schlangenhochmuts und einem Anflug von Amusement wissen, dass er sowas schon erwartet hatte. Scheinbar konnte man es aber zu kontrollieren lernen, was mir etwas Hoffnung gab.
Nachdem wir eine Kleinigkeit zu uns genommen hatten, gab uns Arina einige Neuigkeiten. Sie hatte die Nacht über geforscht und einen weniger radikalen Weg gefunden die Blutmagie aus Garret zu bannen. Dieser verweigerte jedoch weiterhin seine Kooperation. Er schwafelte etwas von seinem Meister und wie er Kontakt zu ihm aufbauen wollte – zumindest den Resten in ihm, die durch die Blutmagie gebannt worden waren. Doch keiner von uns fand diese Wiedervereinigung wertvoller, als unsere Leben oder gar die Aufgabe, der wir uns verschrieben hatten.
Es ging darum den großen Roten aufzuhalten und diese Region vor ihrem Untergang zu bewahren. Doch Garret war wieder einmal typisch Garret. Vernunft war ihm ein Fremdwort. Selbst nach allem, was wir bisher durchgemacht hatten. Meine Wut stieg ins Unermessliche. Einen Shadar-Schläfer in der Gruppe zu haben war jenseits meiner Akzeptanz. Krathus war schon ein Fall für sich, doch zumindest schenkte ihm der Drache aufgrund seines Rituals keine Aufmerksamkeit.
Keiner drang zu ihm durch. Arina machte schließlich den Vorschlag, dass sie versuchen könnte den Kontakt der beiden herzustellen und Garret so in die Lage versetzt würde die Situation mit seinem Meister zu besprechen. Selbst jetzt zögerte er die Dinge noch heraus, willigte aber schlussendlich ein. Vielleicht würde der weise alte Mentor ihm ein wenig gesunden Menschenverstand einbläuen können, sofern der wirklich noch in ihm rumgeisterte.
Nachdem Garret fixiert war operierte Arina mit Ava’s Hilfe an seinem Hirn herum. Auch wenn ich glaubte zu sehen, wie Ava etwas zu tief bohrte und ein Stück herausriss. Innerlich zuckte ich mit den Schultern, da ich nicht davon ausging das dort noch mehr kaputt gemacht werden könnte. Es dauerte nicht lange da meinte Garret er habe Kontakt. Ich war überrascht. Dann hörten wir lange Zeit nichts von ihm. Er lag einfach nur da.
Einige Zeit später erklärte er, dass alles gut sei. Sein Meister sei noch da und wolle ihn unterstützen. Folglich sollte die Blutmagie bestehen bleiben. Wir waren fassungslos. So fassungslos, dass wir Suna’s „Im Namen Shadar Logoth’s“ und das Verschwinden von ihr und Krathus nicht wirklich realisierten. Er hatte tatsächlich nicht begriffen welche Gefahr dies mit sich führte. Die Seele des alten Knackers war niemals einem zum Gott aufsteigendem Drachen gewachsen, der mit Blutmagie spielte wie ein Kind mit Ameisen. Ich war drauf und dran eine gewalttätige Lösung herbeizuführen, als wir uns plötzlich beobachtet fühlten.
Aus dem an der Decke über dem Operationstisch hängendem Spiegel blickte uns ein Teil der Fratze eines Drachen an. Schon im nächsten Moment füllte sich der Raum mit Feuer. Ich verlor kurz das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam brannten die magischen Feuer des Drachenatems um uns herum. Wir hatten alle Hände voll zu tun den Feuern an den Körpern unserer Gefährten Herr zu werden. Krathus war dabei besonders hilfreich, als er die Flammen nacheinander bannte.
Dann begann das Gebäude nachzugeben. Scheinbar hatte das Feuer die tragende Struktur beschädigt. Arina rannte los Forschungsunterlagen retten zu wollen, Krathus setzte ihr nach. Wir restlichen suchten einen anderen Weg hinaus. Ava war aufgrund dessen, dass sie allen anderen half im Verzug. Ich selbst war heftig angeschlagen und würde den Kollaps kaum lebend überstehen. Weswegen ich mit einer Verwandlungsmagie in einen Riesenaffen transformierte, Ava ergriff und meinen Weg hinauf begann. So kamen wir zu einem großen Fenster. Es ging tief hinab und uns lief die Zeit davon, bevor der gigantische steinerne Schlangenkopf kollabieren würde.
Verzweifelt überlegte ich was wir tun konnten und setzte schließlich alles auf eine Karte. Ich befahl allen zu springen. Kaum in der Luft suchte ich Zugang zu der Nexusmagie. Und tatsächlich funktionierte es, so das wir sanft zu Boden glitten. Scheinbar hatten es alle geschafft. Zuletzt auch Harkis, der sich während all der Zeit woanders im Gebäude aufgehalten hatte.
So standen wir vor den Ruinen dessen, was kurz zuvor noch der Herrschaftssitz von Sshistana gewesen war. Nun richteten sich alle Augen auf Krathus …
Sitzung 112
Wiedervereint im Compound wurde wie so oft das weitere Vorgehen besprochen. Ich musste allerdings gestehen, nicht voll bei der Sache zu sein. Immer wieder kritzelte ich in mein Notizbuch, in Gedanken halb bei dem Rätsel. So entging mir auch fast, wie Krathus in Richtung Toilette entschwand. Erst als Ralkarion plötzlich zusammenzuckte und bemerkte, dass der Zauber auf Krathus vorzeitig abgebrochen geworden war, wurde ich aufmerksamer. Das war kein gutes Zeichen, doch in Panik verfallen würde kaum jemandem helfen. So bot ich an, zunächst einmal nachzusehen, ob er zu Razora gelaufen war. Noch halb in Gedanken bemerkte ich kaum, dass ich durch die Tür ging ohne sie zu öffnen. Eigentlich hatte ich das mittlerweile recht gut unter Kontrolle… das Rätsel vereinnahmte mich zu sehr. Mit Gewalt schüttelte ich den Gedanken daran ab, steckte mein Notizbuch weg und machte mich auf den Weg zu Razoras Zelt. Angesichts der Erzählungen von Ralkarion ließ ich beim Eintritt Vorsicht walten. Nichtsdestotrotz war unser Gespräch nur mäßig ergiebig, jedoch ergiebig genug um zu erfahren, dass Krathus nicht hier gewesen war. Razora bat mich, sie im Zweifel den Aufenthaltsort von Krathus wissen zu lassen und ich kehrte etwas ratlos zu Ralkarion und Garret zurück.
Das Rätsel löste sich zumindest teilweise, als es kurz darauf an der Tür klopfte. Jedoch ließ der Fakt, dass der Bote Steffge war, der mich noch vor kurzem verzaubert hatte, vertrieb jeden Gedanken an Krathus mit kaum verhohlener Feindseligkeit. Seine Botschaft brachte zwar den Gedanken an Krathus zurück, drängte jedoch die Wut nicht zurück. Seiner Aussage nach war Krathus statt auf Toilette zu gehen zu dem Rätsel gegangen und hatte damit einen magischen Zirkel geöffnet und war hindurchgegangen, nach Steffges Ansicht nach war er somit tot. Mochte sein, aber das musste überprüft werden. Verfluchter Kobold… Nach ein paar weiteren unfreundlichen und somit hochverdienten Worten machten wir uns also wieder auf den Weg zum Rätsel. Das mich natürlich sofort wieder in den Bann schlug und mit ein wenig Hilfe öffnete sich auch für uns das Portal. Wenngleich es mir gehörig missfiel, für Krathus’ Extratour alles zu verzögern, ging ich kurzerhand achselzuckend hindurch.
Um direkt darauf in einem recht gut gearbeiteten Raum einer großen, weißen Schlange gegenüberzustehen. Mit Armen. Ein Yuan-Ti? Ich zog meinen Bogen, bemerkte dann jedoch, dass die Schlange nicht feindselig schien und uns dann sogar in Schstanar begrüßte, als Ralkarion und Garret ebenfalls durch das Portal traten. Garrets Reaktion bot einen Vorgeschmack auf das, was mir heute und morgen noch blühen würde - er schoss an mir vorbei und verpasste der Schlange eine gesalzene Ohrfeige. Offenbar handelte es sich um ihren ehemaligen, transformierten Gefährten Harkis. Zum Glück ließen weitere Ausbrüche Garrets (erstmal) auf sich warten, dennoch hatte sein Auftritt bereits Schaden angerichtet, da Harkis nun offen lamentierte, ob er uns das Angebot, das er machen wollte, noch machen wolle. Ganz gleich, wie unvorteilhaft dieses für uns sein mochte, in jedem Fall hatte Garrets Verhalten unsere Verhandlungsposition geschwächt. Doch zunächst bedeutete und Harkis, ihm zu folgen. Dabei bemerkte ich gerade noch rechtzeitig, wie Harkis eine Art kleinen Hüpfer hinlegte, was ich ihm gleichtat, doch Ralkarion, der offenbar abgelenkt war, hatte weniger Glück und fiel durch ein sich plötzlich auftuendes Loch in einem recht gemütlichen, aber auch sehr tiefen Raum. Ich begann, einen Zauber zu wirken, der ihn wieder heraufholte, doch Ralkarion sorgte schlicht selbst für seine Rückkehr nach oben, so dass mir nicht mehr übrig blieb, als mich nach seinem Befinden zu erkunden. Glücklicherweise hatte er den Sturz gut überstanden, was ich erleichtert zur Kenntnis nahm. Wenigstens einen Gefährten zu haben, der halbwegs bei Verstand war, würde hier sicher bitter nötig sein.
Schon um die nächste Ecke bot sich ein weiteres, eher erschreckendes Bild: Krathus, der über einen Kuchen geneigt am Essen war. Und dazu eine weitere, seltsam vertraut wirkende Schlange, die ein Messer über ihn hob. Um nicht auch noch die letzte Chance auf Diplomatie zu verschwenden, wirkte ich einen Zauber, der die Schlange an einen anderen Ort im Zimmer teleportiert hätte, wenn es nicht widerstanden hätte. Das es dennoch irritiert den Kopf drehte, lag wohl eher daran, dass Garret der nächsten Schlange eine Schelle verpasste. Glücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass es lediglich ein Missverständnis war und „Miss Caulde” Krathus lediglich den Kuchen schneiden wollte.
Bei dem Namen zuckte ich zusammen. Caulde? Hatte er CAULDE gesagt? Das erklärte das vertraute Gefühl bei ihrem Anblick. Und kurz darauf erkannte auch Arina mich. Meine erste Reaktion war kaum gebändigter Zorn. Ich nahm an, dass Arina eine Agentin der Yuan-Ti gewesen war, die sich in die Personen einreihte, die mich mein Leben lang belogen oder Geheimnisse vor mir behalten hatten. Erst langsam flaute dieser Zorn ab und verwandelte sich in vorsichtiges Mitleid, als Arina erzählte, wie es zu ihrem Hiersein gekommen war. An dem Tag, als sie verschwunden war, hatte sie einen Auftrag für die Baronesse erledigen müssen, im Zuge dessen sie mit einem Blutfluch belegt worden war, der um das Anwesen der Baronesse herum wirkte. Der Fluch ließ sie rapide altern, doch niemand konnte oder wollte ihr helfen, nicht einmal meine Mutter und so war sie in die Wüste gewandert, um Hilfe zu finden. Hier hatten sie die Yuan-Ti gefunden und tatsächlich von dem Fluch geheilt, sie allerdings (ihrer Ansicht nach unabsichtlich) in eine der ihren verwandelt aufgrund. Als Begründung dafür führte sie den Blutfluch an. Ich war mir da nicht so sicher. Arinas Sicht der Dinge und nahezu blinde Loyalität den Yuan-Ti erschien mir sehr naiv (welch Ironie…) und passte nicht zu der eher kritisch denkenden Person, die ich damals kennenlernte. Aber vielleicht war dies auch nur vorgetäuscht? Immerhin war sie mittlerweile zu Harkis’ rechter Hand aufgestiegen, vielleicht verfolgte sie damit auch einen Plan?
Ein Gedanke, der mir im Verlauf der Tour immer unwahrscheinlicher erschien, die sie uns dann gab. Erstaunlich, dass wir uns dermaßen frei bewegen durften. Entweder nahmen sie uns nicht als Bedrohung wahr oder aber wir waren bereits tot und sie kümmerte es nicht, was wir sahen. Wir würden es wohl oder übel herausfinden. Interessant war, dass die Yuan-To eine ganze Menge toter Eier pflegten. Wozu wurde uns später erklärt, als Arina uns in einen Nebenraum zeigte, wie ein Ei mit einer Art Flüssigkeit injiziert wurde und die Farbe wechselte. Offenbar hatte dieses Ei nun die Möglichkeit, das Potenzial einer Person zu erhöhen. Ein solches Ei sei es auch gewesen, dass sie gerettet habe.
Danach führte sie uns wieder nach oben, wo Harkis bereits auf uns wartete und ohne großes Geplänkel zu Verhandlungen über eine Allianz übergehen wollte. Wenngleich ich derzeit in einem recht verwirrenden Gefühlschaos bezüglich Arina steckte, war seine Taktik sofort offensichtlich. Gut ausgeruht mit 4 müden, teilweise emotional überforderten Personen zu verhandeln, das war keine Situation, in der etwas von Wert für uns heraussprang und so bestand ich darauf, diese Verhandlungen erst am Morgen zu führen. Harkis ließ sich darauf ein, wie unwillig oder bereitwillig vermochte ich nicht zu sagen und wir wurden in ein recht luxuriöses Zimmer geführt, das allerdings hinter uns verschlossen wurde. Ein merkwürdiger Widerspruch zur bisherigen Offenheit.
Ich hätte es bevorzugt, jede Minute möglichen Schlafs zu nutzen, da ich befürchtete, dass Harkis uns seiner ursprünglichen Taktik folgend bereits sehr früh wecken lassen würde, doch Ralkarion und Garret verlangten nun von Krathus, sich zu erklären und zugegeben war auch ich diesbezüglich sehr interessiert. Krathus wand sich ein wenig, doch was er erzählte, war durchaus dazu angetan, meinen Respekt vor dem Kobold zu steigern. Offenbar hatte er es nicht nur geschafft, Harkis ein erstes Angebot aus dem Kopf zu schlagen, sondern auch Informationen über Zoica vorenthalten, herausgefunden, dass das Rätsel magiebegabte Personen herlocken wollte und nicht zu letzt auch, dass die Yuan-Ti zumindest keine übermäßige Furcht vor dem Roten hatten. Besonders letzteres schien interessant, da die Yuan-Ti sowohl von meinen Gefährten als auch einigen Büchern als ein Volk mit gesteigertem Selbsterhaltungstrieb und brutaler Pragmatik beschrieben wurden. Selbstverständlich wollte Ralkarion sofort unsere Verhandlungsposition für morgen klären, doch angesichts seines zunehmend irritierendem Benehmen erschien mir das kaum sinnvoll. Selbst für seine Verhältnisse war er übermäßig sarkastisch und kritisch, was wohl an dem Ort liegen musste. Angesichts seines und Garrets erratischem Verhalten erschien es mir sinnvoller, einen vernünftigen Nachtschlaf hinzulegen. Morgen früh mochten sie bereits wieder klarer denken. Ein frommer Wunsch, der sich nicht erfüllen sollte.
Nachdem ich meine Meditation abgeschlossen hatte, beschloss ich, ein kleines Experiment zu wagen und herauszufinden, wie eingeschlossen wir waren. Mich konzentrierend trat ich wieder in den Raum zwischen den Ebenen, doch als ich durch die Tür treten wollte, wurde ich von dem Zauber, mit dem sie belegt war, brutal und lautstark zurückgeschleudert. So ganz vertraute man uns wohl wirklich nicht. Was meine ungute Theorie bestärkte, dass wir in den Augen der Yuan-Ti bereits tot waren.
Das Schafott, oder besser, was ich dafür hielt, nahm am nächsten Morgen die Gestalt eines Verhandlungstisches mit 4 Eiern an, zu dem wir geführt wurden. Harkis erwartete uns dort bereits und erklärte, dass diese Eier eine Belohnung des Imperators seien als Belohnung für seine Befreiung. Nichts, was meine Befürchtung besänftigte, immerhin war lediglich Garret dabei anwesend gewesen und dieser hatte breits zwei hochrangige Yuan-Ti tätlich angegriffen. Unglücklicherweise erwähnte Harkis auch die Potential verstärkende Wirkung der Eier, so dass kurz darauf im Eifer der Verhandlungen niemand verhindern konnte, dass Krathus sich ein Ei griff und herunterschlürfte. Es war erstaunlich, wie dieser Kobold zwischen genialen Momenten und schierer Idiotie hin- und hersprang.
Harkis war offenbar kein Mann unnötiger Worte und kam recht schnell zur Sache. Wir sollten dafür sorgen, dass die Untoten (die sie lediglich als lästige Zeitverschwendung sahen) sie nicht angriffen und ihre Magieadepten an der Akademie in Zoica studieren lassen, dafür würden wir die Freundschaft und Dankbarkeit der Yuan-Ti erhalten. Angesichts dessen, wie die Yuan-Ti ihre Loyalitäten handhabten, ein völlig inakzeptables Angebot. Nach vielem Hin und Her und gegenseitigen Drohungen (die Yuan-Ti hofften, dass ihre Macht von Shadar erst bemerkt würde, wenn er nichts mehr dagegen tun könnte) schaffte ich es zumindest, einen Austausch von Rekruten zu erreichen: Die Yuan-Ti würden ihre Zauberschüler bekommen und sie im Gegenzug unsere Wachen und Freiwilligen zu Kriegern ausbilden. Das fühlte sich bereits fast nach dem Maximum an, da Garret nur still in der Ecke schmollte und Ralkarion mehr und mehr Kommentare abgab, die nicht nur nicht hilfreich, sondern komplett abträglich waren. Was war nur in ihn gefahren?
Wenigsten Krathus entpuppte sich wieder als Unterstützung, als er in einem seiner lichten Momente anmerkte, dass es nicht ganz ausgeglichen sei, dass wir für jeden ausgebildeten Magier, den die Yuan-Ti bekamen, „nur” einen Krieger bekamen. Als Harkis einwand, dass diese allerdings mit viel Kampferfahrung zurückkommen würden, wurden wir hellhörig. Harkis offenbarte mehr oder minder unfreiwillig, dass sie im Norden gegen Insektenwesen kämpften, die der Kontrolle ihrer Königin entglitten waren. Diese würden in Raserei gegen sie anrennen und dabei im Gegensatz zu den Untoten offenbar eine echte Bedrohung darstellen. Interessant und ein möglicher Ansatzpunkt, die Yuan-Ti irgendwann als ganzes auf unsere Seite zu ziehen, denn es war klar geworden, dass diese uns niemals in Gänze unterstützen würden, solange sie stark waren. Geschwächt jedoch… Nun, für’s erste wurden lediglich diverse Entschädigungen für gefallene Zoicaner in Ausbildung ausgehandelt.
Ebenfalls klar war nun aber auch, dass die Yuan-Ti fürs Erste kein Interesse daran hatten, uns tot zu sehen und da auch Krathus nach dem Genuss des Eis keinerlei Anzeichen von Schwäche zeigte, beschlossen ich und offenbar auch Ral im Interesse der Diplomatie, unser Ei zu essen. Irgendetwas stellte es tatsächlich mit mir an. Etwas Positives, was genau vermochte ich nicht zu sagen. Ral schien es ähnlich zu gehen, wie sein gieriges Schlürfen verriet. Gleichzeitig kam ich nicht umhin, mich zu fragen woher diese Gier kam. Garret hingegen hatte beschlossen, weiterhin zu schmollen und die Verhandlungen zu erschweren. Ich musste zugeben, dass ich mir im Vorfeld nicht hätte erträumen lassen, dass Krathus und ich eine solche Verhandlung lenken würden und Garret und Ralkarion sich alle Mühe geben würden, sie zu torpedieren. Verkehrte Welt.
Danach schien Ralkarion dann jedoch doch etwas zur Vernunft zu kommen, denn er griff einmal mehr den Verhandlungsstrang auf, die Angriffe der Untoten aufzuhalten, was nicht übermäßig schwierig sein sollte, aber das musste Harkis nicht wissen. Im Gegenzug rang er Harkis die Aussage ab, dass sie im Gegenzug uns mit einem Gegner helfen würden. Ich hielt die Gelegenheit für einigermaßen günstig, die Yuan-Ti gegen Zatar, the Imperishable zu senden - Ocanar mochte eine Art Verbündeter sein, doch einer, der unter der Fuchtel von dem Roten stand und offensichtlich nicht in der Lage war, sich gegen ihn aufzulehnen. Eine Niederlage seinerseits würde die Kräfte des Roten mehr schwächen als uns, eine Niederlage der Yuan-Ti könnte sie weit genug schwächen, um sie uns in die Arme zu treiben. Und auch ein geschwächter Verbündeter war besser als keiner. Es war zugegeben unwahrscheinlich, dass sich Harkis darauf einlassen würde, doch es wäre einen Versuch wert gewesen. Jedoch kam ich nicht dazu, denn Ralkarion hatte ein gänzlich anderes Ziel im Kopf - den Wächter des Nexus bei Cindercrest.
Gewagt, und ich war mir völlig unsicher, was ich davon halten sollte. Fest stand, dass wir dem Roten früher oder später die Nexi entreißen mussten und der Wächter dabei ein nicht zu unterschätzendes Hindernis war. Gleichzeitig schien mir der Zeitpunkt dafür deutlich verfrüht - selbst wenn es uns gelang, würde es uns unweigerlich wieder auf die Agenda des Roten setzen, der diesmal möglicherweise deutlich weniger „milde” gestimmt sein würde, als es beim letzten Zusammentreffen der anderen mit ihm der Fall gewesen war. Sicher, wir hatten uns bereits einen Nexus unter den Nagel gerissen, aber dieser stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht unter der Kontrolle des Roten. Und dann blieb da noch die Frage, wer sich mit dem Nexus verbinden sollte und damit die Kontrolle übernehmen sollte. Ralkarion disqualifizierten die Blutstropfen, die seit dem Arkanen Nexus ständig aus seinen Augen traten, Garret hatte bisher nur minimale magische Begabung an den Tag gelegt und Krathus würde sich zwar sicher sofort freiwillig melden, war aber viel zu unbeherrscht, um mit der Macht eines Nexus betraut zu werden. Ähnliches galt für die örtlichen Magier der Akademie, mit Ausnahme von Melody vielleicht, die allerdings aufgrund ihrer Unbedarftheit auch eher ausfiel. Die übrige Option gefiel mir ehrlich gesagt nicht…
Es würde eine Menge zu besprechen geben, wenn wir uns erneut zu Mundi begeben würden.