Der Gedanke Arina auf meine Vorgeschichte mit den Experimenten meines Vaters anzusprechen wurde unerwartet vorverlegt, als mir plötzlich unglaublich übel wurde. Eilig gingen wir hinab in das Labor, wo ich mich kurzerhand vor einem Behandlungstisch wiederfand.
Arina verlor keine Zeit und war fast panisch. Damit war sie nicht alleine. Und zu allem Überfluss schien es, als gäbe es nur eine Möglichkeit und die sei mich sofort zu behandeln. Ich war starr vor Angst. Ihr Blick war eindringlich und ihre Stimme besorgt. Ava traute ihr. Doch ich konnte nur schwerlich abschütteln wo wir uns hier befanden und unter wessen Befehl sie stand. Doch stand, wieder einmal, der Sensenmann nur wenige Schritte von mir entfernt.
So willigte ich ein. Und bereute schon wenige Sekunden später auf was ich mich eingelassen hatte. Wie hätte ich eine solche Reaktion durch dieses dumme Ei auch erwarten können.
Kaum lag ich, da warnte mich die weibliche Schlange auch schon, dass es schmerzhaft würde. Dafür wollte sie mich fixieren. Sie wollte mich aufschneiden … bei den neun Höllen, das konnte sie vergessen. Ich wand mich, obgleich des Versuches der anderen mich zu halten. Dann zauberte Krathus etwas mit einer typischen Anbetungsphrase an Shadar Logoth und mein Körper erstarrte unter dem skeptischen Blick Arina’s.
Eine Sekunde später schnitt sie an mir rum, bis ich wie eine sezierte Roulade aussah. Die Schmerzen waren unsagbar, aber aus irgendeinem Grund fiel ich nicht in Ohnmacht. Gewünscht hatte ich es mir. Ich hörte noch, wie sie Krathus anwies ein weiteres der Eier zu holen und ich betete, dass er stattdessen nicht wieder irgendeinen Unfug treiben würde. Dann trat er wenig später mit zwei Eiern zurück ins Labor. Scheinbar war er sich unsicher welches das richtige Ei gewesen war. Wenig überzeugt wählte sie eines davon aus, während Arina noch anmerkte wie gefährlich das falsche Ei sein würde. Ich verdammte die zum Meter gestapelte schuppige Dummheit, war aber machtlos etwas dagegen zu unternehmen.
Um ein Organ erleichtert und mit einem Gift gefüllten Ei an dessen Stelle später wurde es nun noch absurder. Arina reichte mir ein merkwürdiges Instrument. Es war spitz zulaufend und mit einer Art Gewinde versehen. Dabei deutete sie auf mein Herz und meinte beklommen, dass ich die Blutmagie dort entfernen müsse. Das konnte nur ein schlechter Witz gewesen sein, dachte ich. Jedoch meinte sie dies völlig ernst. Krathus hatte den Zauber fallen gelassen.
Hadernd folgte ich der Anweisung und perforierte mein eigenes Herz, annehmend nun zu sterben. Doch dort, wo das Loch klaffte, strömte kein Blut heraus. Eine Art Barriere versiegelte es scheinbar von innen. Mein Blick traf sie fragend. Doch nun blieb sie still. Meine Panik wuchs. Dann erhaschte ich aber eine wohl nicht beabsichtigte Bewegung von ihr. Sie schien unterbewusst eine Art Quetschbewegung auszuführen. Das konnte sie nicht ernst meinen …
So packte ich denn mein eigenes Herz und drückte es mit all der verbliebenden Kraft zusammen. Plötzlich schoss eine Art schwarzer Nebel heraus. Anschließend musste ich den Inhalt des vorbereiteten Eies hinein füllen. Es war obskur und dieses giftgrüne Yuan-ti Zeug in mein Herz fließen zu lassen war das Letzte was ich wollte.
Danach hatten die Qualen ein Ende. Arina sorgte dafür, dass ich wieder zusammengeflickt wurde und auch das zuvor entfernte Organ wieder an seinen Platz fand. Die vorherige Entnahme sollte laut ihrer Aussage im Bestfall den Verwandlungsprozess verhindern, den sie durchgemacht hatte. Meine Hoffnung war groß, denn als Schlange wollte ich sicher nicht leben müssen.
Noch nie in meinem Leben hatte ich so unvorstellbare Schmerzen wie in diesem Augenblick. Mein ganzer Körper schrie auf. Doch zeitgleich hatte ich auch den Eindruck, dass eine Art Last genommen wurde. Etwas das wie ein Anker gewirkt hatte, der mich unter Wasser gehalten hatte. Es war ein eigenartiges Empfinden.
Statt mir direkt eine Verschnaufpause zu gönnen, kam nun aber noch das Thema mit Garret auf. Die Blutmagie sei nicht ungefährlich, denn ein mächtiger Blutmagier könnte jemanden, der mit einem Blutfluch infiziert sei sogar übernehmen, erzählte Arina. Ausgehend davon, dass der große Rote sich diese Magie aktiv zunutze machte, war dies eine echte Gefahr. Garret ging davon aus, dass sein Meister ihn damals mit solcher Magie gerettet habe. Um es aber mit Genauigkeit sagen zu können musste ein Test gemacht werden.
Dass ich dabei wieder zum Opfer wurde gefiel mir gar nicht. Aber was mir noch weniger gefiel war, wenn wir Gefahr laufen sollten eine Bedrohung in den eigenen Reihen haben zu können. Garret aber druckste herum und wandte sich wie eine Schlange. Was war sein verdammtes Problem, hatte er nicht begriffen wie gefährlich es sein konnte, wenn er im Zweifel von dem Drachen – oder wer weiß wem sonst noch – kontrolliert werden konnte!?
Ihn zu überzeugen einen simplen Test zu machen schien irrational lange zu dauern. Arina schritt schon vorab direkt zur Tat und wollte erneut an mein Herz heran. Als es um mein Blut ging, dachte ich an all das, was hier sowieso schon weit verbreitet ausgelaufen war. Die hatten doch alle eine Klatsche. Nichtsdestotrotz nahm sie ihre Probe und bot sie nun Garret an. Und dieser weigerte sich.
Wollte der Kerl mich verarschen!? Mir stachen sie ins Herz und holten da diesen rotgrünen Mist raus und er weigerte sich damit den Test machen zu wollen. Ich war wenig freundlich in meinem Verlangen, dass er zusehen sollte es verdammt nochmal zu akzeptieren. Schließlich stimmte er zu und Arina konnte bestätigen, dass er in der Tat unter Blutmagie litt.
Sicherlich keine guten Nachrichten, aber es war notwendig gewesen es zu wissen. Mehr noch mussten wir direkt handeln. Dieser Halbling war eine wandelnde Gefahr in diesem Zustand. Arina bot an das Prozedere morgen mit ihm durchführen zu können. Seine Abneigung war aber von Weitem zu spüren. Ich hatte aber für den Moment auf jeden Fall die Schnauze voll von alledem.
Die anderen halfen mir hinauf ins Schlafgemach und so erholten wir uns, oder vielmehr ich mich, erst einmal.
Zumindest war das der Plan, doch als ich zu Bewusstsein kam war ich plötzlich umzingelt von Feinden. Sofort stürmte ich hervor und verteidigte mich. Ich schlug auf ein Ziel ein. Ich umwickelte es mit meinem Schwanz, damit es nicht fliehen konnte. Ich biss es, gerade als wollte ich es verschlingen. Dann fing es an mir zu dämmern das irgendetwas nicht stimmte. Die Feinde waren in der Überzahl und so hatte ich keine Chance. Als ich erheblich verwundert worden war löste sich der Schleier.
Es waren Ava, Krathus und Garret gewesen. Offenbar hatte ich mich beim Eindösen in einen Yuan-ti verwandelt gehabt. Glücklicherweise stoppte die Wirkung und mein altes Ich kam wieder zum Vorschein. Aber es war für uns alle eine wenig erfreuliche Überraschung gewesen. Der Rest unserer Ruhezeit verlief ohne weitere Zwischenfälle. Und schon am nächsten Morgen lies uns Harkis mit einer Spur widerlichen Schlangenhochmuts und einem Anflug von Amusement wissen, dass er sowas schon erwartet hatte. Scheinbar konnte man es aber zu kontrollieren lernen, was mir etwas Hoffnung gab.
Nachdem wir eine Kleinigkeit zu uns genommen hatten, gab uns Arina einige Neuigkeiten. Sie hatte die Nacht über geforscht und einen weniger radikalen Weg gefunden die Blutmagie aus Garret zu bannen. Dieser verweigerte jedoch weiterhin seine Kooperation. Er schwafelte etwas von seinem Meister und wie er Kontakt zu ihm aufbauen wollte – zumindest den Resten in ihm, die durch die Blutmagie gebannt worden waren. Doch keiner von uns fand diese Wiedervereinigung wertvoller, als unsere Leben oder gar die Aufgabe, der wir uns verschrieben hatten.
Es ging darum den großen Roten aufzuhalten und diese Region vor ihrem Untergang zu bewahren. Doch Garret war wieder einmal typisch Garret. Vernunft war ihm ein Fremdwort. Selbst nach allem, was wir bisher durchgemacht hatten. Meine Wut stieg ins Unermessliche. Einen Shadar-Schläfer in der Gruppe zu haben war jenseits meiner Akzeptanz. Krathus war schon ein Fall für sich, doch zumindest schenkte ihm der Drache aufgrund seines Rituals keine Aufmerksamkeit.
Keiner drang zu ihm durch. Arina machte schließlich den Vorschlag, dass sie versuchen könnte den Kontakt der beiden herzustellen und Garret so in die Lage versetzt würde die Situation mit seinem Meister zu besprechen. Selbst jetzt zögerte er die Dinge noch heraus, willigte aber schlussendlich ein. Vielleicht würde der weise alte Mentor ihm ein wenig gesunden Menschenverstand einbläuen können, sofern der wirklich noch in ihm rumgeisterte.
Nachdem Garret fixiert war operierte Arina mit Ava’s Hilfe an seinem Hirn herum. Auch wenn ich glaubte zu sehen, wie Ava etwas zu tief bohrte und ein Stück herausriss. Innerlich zuckte ich mit den Schultern, da ich nicht davon ausging das dort noch mehr kaputt gemacht werden könnte. Es dauerte nicht lange da meinte Garret er habe Kontakt. Ich war überrascht. Dann hörten wir lange Zeit nichts von ihm. Er lag einfach nur da.
Einige Zeit später erklärte er, dass alles gut sei. Sein Meister sei noch da und wolle ihn unterstützen. Folglich sollte die Blutmagie bestehen bleiben. Wir waren fassungslos. So fassungslos, dass wir Suna’s „Im Namen Shadar Logoth’s“ und das Verschwinden von ihr und Krathus nicht wirklich realisierten. Er hatte tatsächlich nicht begriffen welche Gefahr dies mit sich führte. Die Seele des alten Knackers war niemals einem zum Gott aufsteigendem Drachen gewachsen, der mit Blutmagie spielte wie ein Kind mit Ameisen. Ich war drauf und dran eine gewalttätige Lösung herbeizuführen, als wir uns plötzlich beobachtet fühlten.
Aus dem an der Decke über dem Operationstisch hängendem Spiegel blickte uns ein Teil der Fratze eines Drachen an. Schon im nächsten Moment füllte sich der Raum mit Feuer. Ich verlor kurz das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam brannten die magischen Feuer des Drachenatems um uns herum. Wir hatten alle Hände voll zu tun den Feuern an den Körpern unserer Gefährten Herr zu werden. Krathus war dabei besonders hilfreich, als er die Flammen nacheinander bannte.
Dann begann das Gebäude nachzugeben. Scheinbar hatte das Feuer die tragende Struktur beschädigt. Arina rannte los Forschungsunterlagen retten zu wollen, Krathus setzte ihr nach. Wir restlichen suchten einen anderen Weg hinaus. Ava war aufgrund dessen, dass sie allen anderen half im Verzug. Ich selbst war heftig angeschlagen und würde den Kollaps kaum lebend überstehen. Weswegen ich mit einer Verwandlungsmagie in einen Riesenaffen transformierte, Ava ergriff und meinen Weg hinauf begann. So kamen wir zu einem großen Fenster. Es ging tief hinab und uns lief die Zeit davon, bevor der gigantische steinerne Schlangenkopf kollabieren würde.
Verzweifelt überlegte ich was wir tun konnten und setzte schließlich alles auf eine Karte. Ich befahl allen zu springen. Kaum in der Luft suchte ich Zugang zu der Nexusmagie. Und tatsächlich funktionierte es, so das wir sanft zu Boden glitten. Scheinbar hatten es alle geschafft. Zuletzt auch Harkis, der sich während all der Zeit woanders im Gebäude aufgehalten hatte.
So standen wir vor den Ruinen dessen, was kurz zuvor noch der Herrschaftssitz von Sshistana gewesen war. Nun richteten sich alle Augen auf Krathus …