Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 82
Zunächst passierte nicht viel. Krathus ging erst vorsichtig, dann, als nicht geschah, immer schneller auf den Menhir zu, begleitet von einem von Guddens alternativen Ichs. Merkwürdig - er haut ständig Löcher in die Luft, weil er behauptet, ein alternatives Ich von sich beschützen zu müssen, aber hatte offenbar kein Problem damit, dieses in Gefahr zu schicken. Denn das er Angst hatte, war offensichtlich, so wie wir alle. Die merkwürdigen Stimmen taten dazu ihr übriges.
Zunächst hatte auch Krathus’ Ankunft keine Auswirkung, nicht mal, als er den Teekessel auf den Menhir richtete. Dann allerdings trat er dagegen und endlich kam eine Reaktion. An der Spitze erschien ein Schattenhaftes Wesen von undefinierbarer Form. Wie erwartet war eine friedliche Lösung unmöglich - wir waren immerhin hier, um seine Essenz einzusaugen, wenn auch für einen guten Zweck. Und so griff es auch nach kurzen … Erkundungen von Krathus und “Gudden” tatsächlich an. Zu unserem großen Unglück stellte es sich jedoch unseren Waffen gegenüber als völlig unempfindlich dar und schien noch dazu um die Funktionsweise des Teekessels zu wissen und zog sich ständig aus der doch begrenzten Reichweite von Krathus zurück. Noch dazu transformierte es das Gelände im inneren des Rings zu einem schaurigen Gemenge aus Lavaflüssen, Lavaseen und Bergen. Krathus schien es jedoch zu erkennen und es schien etwas in ihm auszulösen - jedenfalls rief er plötzlich, er hätte die Rüstung und das Banner nur aus Versehen geklaut. Von ihm hätte ich ein solches Verhalten kaum erwartet - wurde es besser dadurch, dass wir wussten, dass er vom großen Roten geklaut hatte? Mir blieb jedoch nicht viel Zeit, nachzudenken, denn das Schattenvieh griff weiter an, nachdem es Guddens zweites Ich außer Gefecht gesetzt hatte.
Probehalber steckte ich einen meiner Pfeile an einem der entstandene Lavaströme in Brand und schoss damit auf das Wesen. Während das Feuer ihm durchaus etwas anzuhaben schien, floss ein Teil von ihm wieder in den Menhir zurück. Um das zu überprüfen, tat ich es ein zweites Mal und es bot sich dasselbe Schauspiel. Daraufhin gab ich den Plan auf - nicht, dass der Menhir die abgesogene Energie nutzte, um ein zweites solches Wesen zu erschaffen. Stattdessen setzte ich mich in Bewegung, um zu Krathus, Garret und “Gudden” aufzuschließen. Ich konnte hier ohnehin nichts ausrichten, möglicherweise könnte Krathus mit seiner Magie etwas tun, während ich den Teekessel übernahm. Welch seltsamer Gedanke … doch bevor es soweit kam, hatte das Wesen irgendetwas mit Krathus angestellt, dass er den Teekessel plötzlich auf uns richtete. Völlig überrascht von diesem Ereignis, erwischte uns der Sog mit voller Wucht, eine höchst unangenehme Erfahrung. Glücklicherweise hatte Krathus sich schnell wieder unter Kontrolle, doch der Schaden war angerichtet. Ich begann, mit dem Gedanken an einen Rückzug zu spielen - wir waren noch keinen Millimeter näher an unser Ziel herangekommen. In einem letzten Versuch und einem Seitenblick übernahm ich den Teekessel von Krathus und richtete ihn auf das Wesen.
Schon im nächsten Moment wurden meine Gedanken erneut abgelenkt. Die Umgebung änderte sich erneut, während mein Leben vor meinen Augen ablief. So viele angenehme Erinnerungen und als ich die Augen öffnete, fand ich mich in Ravengrove wieder. Eine Welle der Nostalgie überkam mich und ich sah zu Olerian hinüber, der winselnd am Rand des Rings stand. Ich hoffte sehr, seinen Namensvetter eines Tages wiederzusehen.
Dann kam die Erinnerung an die letzten Monate und der Kontakt mit der realen Welt hier draußen. Ernüchternd. Dann erinnerte ich mich daran, dass Ravengrove in dieser Welt nicht existierte. Schlimm. Und dann begriff ich, dass das Ding die Umgebung aus meinen Erinnerungen gestohlen haben musste und versucht hatte, sie als Waffe gegen mich zu verwenden. Und nun überkam mich kalte Wut. Es reichte, ich hatte genug. Wenn das Ding es persönlich machen wollte, dann sollte es es bekommen. Mit neuem Fokus richtete ich den Teekessel auf das Wesen. Irgendwie hatte Garret es geschafft, das Ding zu betäuben und Gudden, es festzuhalten - es schien irgendwo einen soliden Kern zu geben. Zwar hatte es dadurch einiges an Substanz verloren, die in den Menhir entwichen war (wir hatten gehofft, dass es in die Lampe entschwinden würde, doch hatten natürlich wieder kein Glück), doch war dem Sog nun hilflos ausgeliefert. Seine Gegenwehr wurde schwächer und schwächer, während es Stück für Stück eingesogen wurde. In einem letzten Versuch schaffte dieser Schatten, Gudden gegen uns aufzubringen, der Garret bewusstlos schlug und auch nach mir schlug, doch von den Ereignissen gewarnt, schaffte ich es auszuweichen. Dummerweise war das Wesen dadurch entkommen, doch ich setzte ihm nach, während Krathus den um den Verstand gebrachten Gudden kümmerte, und schaffte es, auch den letzten Rest des Wesens einzusaugen.
Ich verspürte eine gewisse Erleichterung, doch die Wut blieb. Als Gudden, nun wieder er selbst, mir die Hand von Wuldan, die er als Waffe genutzt hatte, vor die Füße warf und sagte, ich solle sie doch wieder an mich nehmen, bekam er das zu spüren. Ich brüllte ihn an, er solle endlich aufhören mit seinem beschissenen „Arkanistenscheiß” und die blöde Hand gefälligst selber tragen. Wie konnte ein solcher Hüne ein solcher Feigling sein? Kurz half ich noch Garret mit meiner begrenzten Heilmagie auf die Beine, dann stapfte ich entschlossen aus dem Ring heraus. Ich hatte wirklich keine Lust, mir jetzt noch mehr anzuhören. Glücklicherweise schienen die anderen das zu merken und wir traten schweigend die Rückreise an …
Sitzung 81
Unsere Aufmerksamkeit wurde von der Leiche abgelenkt zu einer Wache, die ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legte - er rannte wie vom Raben gejagt zu einem Gestell, dass sich als große Fackel erwies. Nach der Entzündung wurden in Windeseile weitere Fackeln entzündet, die offenbar eine Linie bis hinauf zu Itiu’Kitnas Palast führten. Viel weiter kamen wir jedoch mit unseren Beobachtungen nicht - die Leiche regte sich plötzlich. Nahezu unglaublich! Ich hatte von Wiederbelebungen gehört, aber selbst in Ravengrove hatte ich so etwas nicht erlebt. Zu unserem Unglück war Krathus bereits als der Abgesandte erkannt worden und damit in Verbindung gebracht worden - die Menge begann sich in Bewegung zu setzen, unbedingt willens, sich vom Abgesandten segnen zu lassen. Auch eine friedliche Masse konnte einen kleinen Kobold erdrücken, daher stellte ich mich schützend vor ihn, neugierig, was passieren würde. Gudden hingegen war da weniger subtil - er nahm den Kobold auf die Schultern, brüllte, dass der Abgesandte erschöpft sei und durch müsse, was auch funktionierte.
Die Nachhut bildend erkannten Garret und ich zu unserem Erstaunen, dass hinter Krathus ständig in großem Tempo Pflanzen in die Höhe zu sprießen. Es begann zu rattern - sein Banner leuchtete grün, der Nexus hatte eine grüne Färbung. Überall sprossen und gediehen die Pflanzen. War es möglich, dass der Nexus nicht einfach Pflanzen, sondern gar Leben erschuf? Gudden bestätigte zumindest, dass dies bei einem Nexus möglich sei.
Unsere Theorien wurden kurz darauf so gut wie bestätigt, als wir vor uns lautes Hufgetrappel hörten und Lorilla angeschossen kam. Sie ignorierte uns weitestgehend, doch das Ziel schien angesichts der nun wieder erloschenen Fackeln klar - sie wollte zum Marktplatz. Probehalber rief ich ihr daher zu, er lebe schon wieder und sie könne sich den Weg sparen. Wenig überraschend ließ sie das abrupt anhalten, überraschend war jedoch, mit welcher Abneigung sie diese Information aufnahm und Krathus sogar nahezu hasserfüllt ansah. Sie fragte uns, was wir angestellt hätten, aber wir antworteten, dass wir es nicht wussten. Nicht direkt eine Lüge, wir hatten lediglich Theorien, und man muss ja nicht immer jedem Fremden alles sagen. Lorilla wusste offenbar nicht so recht, was sie mit der Info anfangen sollte, entschied sich jedoch, weiter zum Marktplatz zu bewegen, wir hätten es möglicherweise „falsch gemacht”, was immer das heißen wollte.
Wir rätselten noch ein wenig, was es damit auf sich hatte. Garret erwähnte, sie hätte eine Nexuskugel bei sich gehabt, was unsere Theorien zu bestätigen schien. Mich beschäftigte primär jedoch, dass Itiu und Lorilla den Nexus offenbar dazu einsetzten, die Menschen hier wiederzubeleben, wenn sie einen Unfall erlitten. Und auch wenn dies möglicherweise zum Machterhalt diente - sie nutzten dafür offenbar Magie des Lebens, während wir für eine alte Drachin arbeiteten, die für die Wiederbelebung ihrer Tochter mit Blut geschriebene Bücher aus Haut verwenden wollte, möglicherweise nichtmal aus altruistischen Motiven… noch mehr Unklarheiten. Als hätte ich das noch gebraucht.
Fürs Erste begrub ich die Gedanken, denn wir kamen am Palast an und wurden zu Itiu geführt. Wir wurden in sein Büro geführt und bejahten seine Frage, ob wir die Schriftrolle hätten. Doch zuerst wollten wir ein paar Informationen zu Krathus Banner. Offenbar die falsche Frage, Itiu wich komplett aus und schien von dem Thema recht unangenehm berührt. Immerhin bemerkte ich im Hinterzimmer ein grünes Leuchten unter eine Decke auf dem Tisch, was ich für später archivierte. Jetzt ging es erstmal um Avra. Nachdem wir uns Itius Intentionen die Schriftrolle vergewisserten, übergaben wir die Schriftrolle, nicht ohne Misstrauen, wie ich gestehen muss. Es wurde nicht eben erleichtert dadurch, dass Itiu zur Zerstörung zwar eine Idee hatte, die ihn offenbar begeisterte, aber die er nicht mit uns teilen wollte. Nichts Gutes ahnend, folgten wir dem von diesem Berg von Orc Shruc flankierten Kobold in den Keller. Unterwegs versuchten Gudden und Krathus, ihm weitere Informationen zum Banner zu entlocken, mit dem einzigen Erfolg, dass sich mehr und mehr mühsam zurückgehaltene Wut auf dem Gesicht von Itiu abzeichnete. Warum nur? Im Keller trafen wir Avra, glücklich, Olerian zu sehen, doch auch glücklich, hier zu sein. Auf dem Weg weiter flüstert Gudden uns zu, er habe an der Wand einen Luftzug gespürt - möglicherweise der Eingang des Geheimgangs. Doch das nutzt uns wenig, da wir noch nicht wissen, wie wir dort hinkommen. Aktuell war da immer noch die Sache mit der Schriftrolle …
Itiu führte uns in die Gallerie und griff nach einem Dolch mit einem Pantherkopf. Abwesend folgte ich seinen Ausführungen, mein Blick wurde immer wieder vom Gemälde angezogen, von dem Garret erzählt habe, es habe in unserem Logothil Lia und Mundi wieder zum Leben erweckt. Ich erinnerte mich daran, dass ich überlegt hatte, es zusammenzusetzen - doch nun bestärkte der Anblick nur mehr meine Zweifel, ob wir überhaupt für die richtige Seite arbeiteten. Mit diesen Gedanken bekam ich mit, wie der Kobold den Dolch zur Schriftrolle führte. Schlimmes ahnend trat ich einige Schritte zurück, Gudden war bereits fast in den nächsten Raum zurückgegangen, doch alles was passierte war, dass der Dolch der Schriftrolle die Magie entzog und sie dann mühelos zerteilte. Der Effekt wurde uns sofort lautstark bestätigt, als Avra sich über seine Freiheit freute und Olerian in der Luft herumwirelte. Ich nahm den kleinen Hund behutsam auf den Arm, dann wendeten wir uns Itiu zu. Tatsächlich hielt dieser sein Versprechen und überreicht uns die Hand von Wuldan… immerhin. Ich nahm sie an mich und bemerkte mit einer Art grimmigem Humor, dass sich Gudden im Folgenden ferner von mir hielt als sonst. Itiu lud uns noch zu einer weiteren Tour hier ein, doch eine Frage nach dem Banner später nahm er diese zurück und warf uns mehr oder weniger heraus. Was war bloß mit diesem Banner, dass es solchen Hass bei ihm auslöste? Lag es daran, dass es den toten Vater seines „Gottes” verehrte?
Wie auch immer. Es wurde langsam spät, doch wir hatten die unangenehmen Begegnungen für heute noch immer nicht überstanden: Auf halbem Weg nach unten kamen uns 4 Gestalten entgegen … Leeroy, Carson und Konsorten, die uns sichtlich unamüsiert wegen dem Diebstahl der Schriftrolle zur Rede stellten. Die Situation drohte zu eskalieren, bis die Wachen hinzukamen. Erst dann ließ ich die Hand vom Bogen sinken - und stellte erst jetzt erschreckt fest, dass sie überhaupt dort gewesen war. Fast schon ein vertrautes Gefühl. Carson verschwendete keine Zeit und beschuldigte uns des Diebstahls, doch seine Strategie ging nach hinten los, als ich den Wachen erklärte, dass der Diebstahl geschah, um einen Sklaven zu befreien. Daraufhin nahmen die Wachen die 4 in die Mitte, aber auch wir wurden „gebeten”, mitzukommen und wurden zu Itiu geführt, der uns sichtlich irritiert begrüßte. Nach Schilderung der Situation war er doch sehr aufgebracht, ließ uns aber vom Haken, da es aus einem höheren Grund geschah und tat dasselbe für Carson im Interesse der guten Geschäftsbeziehungen. Ein Deal, der besonders den plötzlich sehr nervösen Carson sehr erleichterte. Itiu entließ uns mit der deutlichen Warnung, dass wer auch immer von uns das nächste Mal Ärger innerhalb der Stadt mache, nicht mit Gnade rechnen könne.
Da vor allem Leeroy aber noch immer Gift und Galle spuckte, beschlossen wir, aus Sicherheitsgründen in einem anderen Gasthaus unterzukommen und fanden nach kurzer Suche das Dead Eyes. Eigentlich hatten wir vor, unter dem Suchzauber zu bleiben, doch mit einem unverkleideten Krathus war das unmöglich, wie wir wieder feststellen mussten. Nach viel zu viel Aufwand, in dessen Zuge ein Gast das Zimmer wechseln musste, bekamen wir gemeinsam die Suite zugewiesen. Einer inneren Eingebung folgend insinuierte ich eine romantische Beziehung zwischen Garret und Krathus und muss zugeben, dass das tollpatschige Herumdrucksen und Winden von Garret mich durchaus amüsierte. Doch zunächst gab es wichtigeres zu tun… ich erwartete nicht viel, doch besah mir Wuldans Hand durch den magischen Blick. Erwartungsgemäß kam nicht viel dabei heraus, fand aber immerhin heraus, dass die Basis nicht auf Leerenmagie beruht. Während die anderen um mich herum einschliefen, kreisten meine Gedanken um Al’Chara und Itiu’Kitna und seinen Lichtbringer, doch kam einfach nicht zu einer befriedigenden Lösung. Und so traf ich nach langem hin und her einen Entschluss: Meine Priorität ist es nur noch, Monta Kren zu helfen, seine Tochter zurückzubekommen… anders als alle anderen scheint er mir am meisten wie jemand, der einfach nur aus Kummer handelt. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich dann tun werde - wenn es so weitergeht, wäre es vielleicht das Beste, zurückzukehren und die Dinge hier ihrem natürlichen Verlauf ohne Einmischung zu überlassen? Wir machen es ja doch nur schlimmer, wenn wir blind herumstolpern.
Am nächsten Morgen bekamen wir ein ziemlich gutes Frühstück, dann gingen wir zu Monta Kren. Unterwegs liefen uns Carson und seine Crew mehrfach über den Weg und insbesondere Carson machte sich gar nicht die Mühe, zu verheimlichen, dass sie uns folgen. Ich war nicht beunruhigt - wenn sie in der Stadt etwas unternahmen, hätten sie ein Problem mit den Wachen, wenn sie außerhalb der Stadt etwas versuchten, nun, sie hätten ihr Schicksal gewählt. …nicht, dass ich nicht versuchen würde, es zu verhindern.
Ausnahmsweise klopften wir mal bei Monta Kren an und wurden tatsächlich hereingebeten. Das er uns immer noch willkommen heißt nach 2 Einbrüchen ist mir ein Rätsel. Doch schon im nächsten Moment verflog das Mitleid allmählich - nachdem wir ihm die Hand von Wuldan überreichten und von Krathus Banner erzählten, war er zwar nahezu außer sich vor Begeisterung, doch blieb in seinen Antworten mal wieder kryptisch, ignorierte Nachfrage um Nachfrage und strapazierte meinen Geduldsfaden damit enorm. Doch dann fragten wir nach dem Tod seiner Tochter, da ihm offenbar die Wiederbelebung durch Lorilla konstant verweigert wird und wurde. Meinen Kopf gerade gerückt, lausche ich Montas Vorschlag, Elli mittels der Magie des Nexus wiederzubeleben, was Gudden jedoch als nahezu unmöglich erachtete, da Lorilla höchstwahrscheinlich auf den Nexus eingestimmt und seine Magie damit für uns verschlossen sei. Kein Problem, dachte ich - Carson und Co sind ohnehin versessen darauf, gegen uns zu kämpfen. Wenn einer von ihnen stirbt, besteht eine Chance, dass Lorilla kommt, um sie wiederzubeleben und wir sie dann zu Elli ringen können. Im nächsten Moment war ich entsetzt von diesem monströsen Gedanken. Wie um mir mein monströses Verhalten vor Augen zu führen, sprach Gudden in diesem Moment davon, dass es unehrenvoll sei, von jemandem zu stehlen, der immer sein Wort gehalten habe. Da das Stehlen der Nexusenergie wohl die sichere Methode sei, Elli wiederzubeleben, war die Option zwar dennoch nicht vom Tisch, doch nach dem Austausch weiterer Argumente entschieden wir ultimativ, den ursprünglichen Plan mit der Leerenmagie zu verfolgen. Monta Kren schien damit einverstanden und begann mit der Konstruktion eines Gerätes, dass uns dabei helfen könne - eine merkwürdige Konstruktion aus Teekessel und Hand von Wuldan… und außerdem erklärte er Krathus mittels Schriftrolle, was es mit seinem Banner und Fernrohr auf sich hat. Darüber aufgeklärt, fiel uns die Kinnlade herunter - mächtige Gegenstände, in der Tat. Das könnte sich noch als hilfreich erweisen, doch unsere Freude wurde sofort dadurch getrübt, dass sich des Banners Wirkung nur auf jene erschreckt, die an dem täglichen Ritual von Krathus, in dem er zu dem großen Roten betet, teilzunehmen. Sowohl Garret als auch ich entscheiden, dass wir noch nicht bereit sind, unsere Ideale derart für einen taktischen Vorteil zu verraten. Nachdem Monta Kren fertig war konnte Krathus endlich sein Banner „ausschalten”.
Auf nachträgliches hartnäckiges Nachfragen erfuhren wir die furchtbare Geschichte von Elli … scheinbar erkundeten sie gemeinsam die Leerenruinen, zu denen auch wir für ihn wollen, als etwas von ihr Besitz ergriff und er hilflos mit ansehen musste, wie die Mächte mit ihr spielten und sie dann sich selbst umbringen ließen, indem sie ihren Kopf wieder und wieder gegen einen Stein schlagen ließ. Danach entschwand er trauernd im Gewölbe. Sofort tut mir mein scharfes Verhalten gegenüber ihm Leid.
Dennoch machten wir uns nunmehr auf zu den mehrere Tagesreisen entfernten Ruinen auf. Da Garret und Gudden feststellten, dass Carson und Crew nicht mit ihrer Observation aufgehört hatten, entschwanden wir durch die Falltür durch den Untergrund, vorbei an Ellis Leiche und dem verfluchten Buch … doch immerhin funktionierte der Plan endlich einmal und wir verließen unbehelligt die Stadt. Es tat gut, einmal aus diesen erdrückenden Mauern herauszukommen, selbst wenn der Ort, zu dem wir unterwegs waren, wohl kaum freundlicher war. Nach zwei Tagen kamen wir an den Ruinen an - ein großer Steinkreis mit einem Menhir in der Mitte. Was darüber hinaus hin äußerst unangenehm auffiel, sind die Stimmen, die wir in unserem Kopf hörten - eine Art Geflüster. Nein, nicht einfach Stimmen. Unsere Stimmen! Ich bekam eine Gänsehaut, doch ging unbeirrt mit den anderen weiter. Ich habe beschlossen, Monta Kren zu helfen, und das werde ich tun. Doch nicht blind, was die anderen glücklicherweise ebenfalls nicht taten. Wir erkannten Schriftzeichen an den Steinen und auch wenn ich sie nicht vollständig entziffern konnte, so fand ich doch heraus, dass der Steinkreis etwas am verlassen hindern soll. Etwas, was wohl im Menhir steckt. Möglicherweise erklärte auch das die beiden etwa 4 Tage alten Spuren, die zum Menhir führten, aber nur eine Spur, die zurückführte …
Doch ich entdeckte noch weitere, sehr viel ältere Spuren, die um den Steinkreis herumführten. Entscheidend, dass jeder noch so kleine Hinweis wichtig sein könnte, folgten wir diesen Spuren, bis wir auf der anderen Seite des Steinkreises einen kleinen Alkoven mit mehreren Skeletten verschiedener Größe entdecken. Eines der Skelette zieht Garrets Blick sofort auf sich - es ist im Besitz von Gegenständen, die er eigentlich schon vor langer Zeit zurückließ! Was ging hier vor sich… erst die Geige, nun das? Gab es noch weitere Geheimnisse, die Garret mir nicht erzählt hatte? Durchaus wahrscheinlich …
Doch die Antwort darauf musste warten - wir waren hier, um Leerenmagie zu fangen. Wohl wissend, dass dies möglicherweise sehr gefährlich werden würde, betrat Krathus den Steinring …
Sitzung 80
Hier standen wir nun vor dem Abbild von Loganar Logoth. Dem Sohn des roten Großdrachen, der in den Schatten seine Fäden in Logothil zog und eine immense Bedrohung darstellte.
Es blieb nicht viel Gelegenheit über die Situation nachzudenken. Loganar ergriff direkt das Wort. Offenbar erwartete er uns. Mehr noch hatte er die Begegnung Leeroy’s mit seinem Bruder eingefädelt. Und es wurde verdeutlicht, dass dieser Leonhard nicht jener war, den Leeroy kannte. Er war aus einer anderen Realität gezogen worden und tauschte den Platz mit dem hier ansässigen Bruder. War dies möglich?
Doch der Drache führte direkt weiter aus. Es gab einen Grund für unser Zusammentreffen mit ihm. Eine Aufgabe die er erfüllt wissen wollte. Wir sollten zu unserer Überraschung seinen Vater sabotieren.
So erfuhren wir von etwas, dass er Nexus nannte. Es gab einen in den Haze Peaks, mit welchem Shadar experimentiert hatte. Die Ereignisse seiner Eingriffe führten vor Jahrhunderten irgendwann zu dem Blightening. Jener Katastrophe, die Mocny ins Verderben stürzte und in dem desolaten Zustand zurück ließ, in dem es noch heute ist. Tórtòr war nur eines von unzähligen Opfern. Sorgenvoll dachte ich an all die weiteren möglichen Schicksale der hier einst lebenden Bevölkerung. Wer wusste schon, ob nicht mehr Personen in solchen Zwischenwelten gefangen waren wie er? … oder schlimmeres.
Loganar wurde irgendwann beauftragt den Nexus zu schützen und wurde somit zu seinem Hüter. Währenddessen nutzte Shadar sein neuerworbenes Wissen, um weitere Nexi zu kreieren. Ein kleines Netzwerk aus unglaublich mächtigen magischen Fokalpunkten. Diese generierten ein magisches Potenzial, welches mithilfe von Prime Nexus Orbs abgetragen und zu Shadar geliefert wurden. Sein Ziel ist etwas, dass Loganar ‚Concurrence‘ nannte. Im Kern sollte es Shadar zu einem Gott machen.
Nicht auszudenken was dies für Logothil und auch alles hinter den Landesgrenzen bedeuten würde. Loganar’s Ansinnen war, dass wir dies verhindern sollten. Doch dies hatte nichts mit Mitgefühl zu tun. Für ihn ging es um den Erhalt seiner Position. Würde Shadar sein Ziel tatsächlich erreichen können, dann würde Loganar nicht länger als Hüter gebraucht werden und seine durch den hier befindlichen Nexus verliehene Macht aufgeben müssen. Dieser Gedanke missfiel ihm zutiefst. Folglich musste er intervenieren, doch es durfte nicht danach aussehen, als ob er gegen seinen Vater aufbegehrte. Dies war nunmehr das Stichwort für unsere Involvierung.
Wir sollten den Transport eines dieser Orbs verhindern. Scheinbar war es ein kritischer Bestandteil zu Shadar’s Plan. In nicht weniger als drei Tagen und einigen Stunden würden wir, so hatte es Loganar vorausgesehen, die Chance haben eine Gruppe Kobolde und einiger weiterer Begleiter abzufangen. Dem einäugigen Drachen war egal wie wir an den Orb kommen würden, nur das es geschah. Und was mit dem Objekt selbst passierte … das wäre unsere Belohnung.
Die Macht der Orbs war groß. So groß, dass sie uns ermöglichen könnten einige unserer Langzeitziele in einem Wimpernschlag zu erreichen. Es schien zu gut um wahr zu sein. Gleichermaßen hatten wir nun aber auch zwei neue Begleiter bei uns, die noch ungeahnte eigene Ziele hatten. Inzwischen hatte ich zu viel gesehen und erlebt, was mich dazu trieb zu hinterfragen wie vertrauensvoll ich sein durfte. Gedanken, die ich bis vor einigen Monaten nie gehabt hatte …
Zunächst wartete er unsere Reaktion ab. Wir waren zögerlich uns als Schachfiguren einsetzen zu lassen und zudem einer potentiellen Bedrohung Unterstützung zukommen zu lassen. Loganar aber machte eines sehr deutlich: Es war egal, ob wir ihm trauten oder seine Ziele gut fanden. Wenn unser Ziel war Shadar aufzuhalten, dann hatten wir diese Aufgabe zu erfüllen. Es wäre zwar nur eine Verzögerung von Shadar’s Plänen, aber es erkaufte Zeit die Verwirklichung gegebenenfalls aufhalten zu können.
Einem Übel zu helfen, um ein anderes auszuschalten. In meiner Wertvorstellung war dies trotzdem falsch. Die Konsequenz es nicht zu tun wäre aber um ein vielfaches schlimmer zu diesem Zeitpunkt.
Durch den Spiegel ertönte erneut seine Stimme, nicht länger auf unsere Entscheidung wartend. Erläuternd was uns erwarten würde. Wir erhielten Informationen zur Stärke des Trupps und seiner relevanteren Begleiter. So sollte Shadar’s Haupttaktiker Urso, ein Mensch, ebenso im Zug befinden. Zusätzlich ein Kobold Pilger. Welche Bewandtnis diese Information hatte vermochte ich nicht einzuschätzen.
Auch ließ er uns wissen, dass er es war der den Azoicstrum Nexus verschleiert hielt. Dieser würde Shadar’s Plan ultimativ werden lassen. Jetzt erschloss sich die Nachricht von Ral plötzlich auch. Sie hatten wohl den Nexus dort bereits entdeckt und ebenso seine Existenz soweit möglich für sich behalten. Ob Loganar nun als Alliierter gesehen werden sollte … ich wusste es nicht. Wo immer ich hingekommen war schien jeder stets nur seine eigene Interessen zu wahren. Dieses Beispiel war nicht anders.
Auch vermochte Loganar angeblich in andere Realitäten zu blicken, derer es endlos viele geben sollte. An Leonhard’s Beispiel zu sehen war er aber auch in der Lage auf diese aktiver zuzugreifen. Wenn dies stimmte, dann lag hier immense Macht. Und er konnte bereits seit Jahrhunderten darauf zugreifen. Ich fragte mich, wieviele Schicksale er dadurch bereits manipuliert hatte. Und gleichermaßen sah ich hier und jetzt keine Option etwas dagegen tun zu können. Einmal mehr war ich den Geschehnissen ausgeliefert. Dieses Gefühl wurde mehr und mehr zermürbend.
Mehr oder minder als zufälligen Kommentar zu „dieser" Realität erwähnte er noch in Zusammenhang etwas zu Urso. Dieser hatte den grauen Mann rekrutiert. Es klang unzusammenhängend und mysteriös. Wer war dies und wieso sollte er vor Ark’Therion (gewesen) sein?
Loganar brach das Gespräch dann aber auch ab und überließ alles Weitere der nich weniger mysteriösen Frau, die zuvor ihr Dasein vermeintlich als Statue gefristet hatte. Constassina Valrius hieß sie. Wir versuchten also durch sie gewisse Dinge zu klären und auch die Situation mit Sir Henry und Leonhard aufzuklären.
Letzteres war nicht leicht. Leeroy gab sich alle Mühe eine plausible Erklärung zu vermitteln. Leonhard war sichtlich verwirrt, glaubte zudem auch zunächst kein Wort. Wer konnte es ihm übel nehmen? Schließlich mussten wir glaubhaft erklären, dass er aus seiner Realität herausgezogen wurde.
Wobei diese Situation sogar komplizierter war. Constassina erläuterte, dass es keinen physischen Wechsel gab. Vielmehr seien die Seelen vertauscht worden. Doch die jeweiligen Seelen waren dennoch an ihre originalen Körper gebunden. Sollte dem „bösen“ Bruder etwas geschehen, könnte das den „guten“ umbringen. Leeroy war über diese Nachricht ebenso erschrocken. Ein weiteres Problem reihte sich nun also in unsere eh schon lange Liste mit ein. Es war zum verzweifeln.
Besonders, da uns Loganar vermittelt hatte, dass der Orb drei Aufladungen hätte und wir eine direkt zur Flucht brauchen würden. Das machte noch zwei … und es gab so viel für uns zu entscheiden. Und zusätzlich kam nun die potenzielle Rettung Leonhards mit hinzu. Und nun gab es da noch Fin und Sorin. Über deren Ziele wir nichts wussten …
Von Sir Henry erfuhren wir, dass die Schildkrötenreiter Blitze mithilfe technischer Gerätschaften zu erzeugen vermochten. Also keine Magier, wie wir zunächst angenommen hatten. Was, wie wir durch Mocny’s Geschichte in Erfahrung bringen konnten, auch viel mehr Sinn ergab.
Sein Schiff stammte aus Dusk, einer der beiden Regionen hier. Es war betrieben mit einer Dampfmaschine. Ich war mir nicht sicher, was ich mir darunter vorstellen sollte. Aber es erklärte das ungewöhnliche Aussehen.
Constassina hingegen erläuterte uns noch mehr dazu. Mocny war voller Hybris aufgrund ihrer technologischen Genialität. Hier glaubte man der Magie überlegen zu sein und kümmerte sich auch nicht um jene.
Mocny selbst war die Hauptstadt und lag von der Ausgrabungsstätte etwa einen Tag weiter im Südosten. Das Land war in zwei Regionen unterteilt. Dusk und Dawn. Der Bereich hier gehörte zu Dawn.
Auf ihre Rolle in dem Ganzen erwiderte sie, dass sie einst die Gräfin der Provinz Dawn gewesen war. Heute bereut sie ihre Ignoranz gegenüber magischer Lehren. Ob das Blightening aufzuhalten gewesen wäre vermochte sie nicht zu sagen, aber sie hatten sich jeder Chance beraubt. Durch sie Auswirkungen war sie nun Ethereal. Ihre Seele kann Körper wechseln, trotzdem ist ihre Essenz scheinbar weit weg von dem, was wir als menschlich bezeichnen würden.
Da mich Mazziah’s Kommentar zu meinem Namen seither stetig verfolgte versuchte ich einem wirren Gedankengang nachgehend etwas von ihr zu erfahren. Es war töricht gewesen anzunehmen, dass sie irgendwas genaues wusste. Schließlich war ihr Ableben auch weit zurückliegend gewesen. Doch der Name meiner Mutter klag für sie zumindest sehr nach einem aus Mocny.
Warum hätte mein Vater mir solche Informationen vorenthalten? Oder wusste er es selber nicht? Wenn die Nachfahren aus dieser Region so gegen Magie waren, hatte sie selbst – bezogen auf meinen Vater – dieses Vorurteil abgelegt, oder nie erlernt? Vermutlich bedeutete dies alles gar nichts. Das eigentliche Problem war, dass wir in so viele Ränkespiele verwickelt worden waren, dass mein Geist begann sie nun an jeder Ecke zu sehen. Für den Moment schüttelte ich die paranoiden Gedanken aber ab.
Leeroy hatte sich inzwischen insoweit mit seinem „Bruder“ verständigt, dass dieser uns wohl begleiten würde. Beide waren ob der Situation völlig neben sich und ich verstand es nur zu gut. Leonhard traute allem noch nicht wirklich, war aber zumindest Willens herauszufinden, ob Leeroy in der Tat die Wahrheit sagte.
Wir beschlossen nun also final Loganar’s Weisung zu folgen. Zuvor durchsuchten wir noch einmal die Räume. Leider war kein Rankommen an die uralten Bücher in den Regalen. Doch es gelang den anderen den Kristall aus dem Käfig zu holen.
Sorin untersuchte ihn und fand heraus, dass er über magische Eigenschaften verfügte. Offenbar aber keine, die er als besonders hilfreich ansah. In einer unerwarteten Geste übergab er mir das Objekt mit den Worten, dass ich dafür wohl mehr Nutzen hätte. Ich war verwundert und wusste nicht wie ich Sorin einschätzen sollte. Da er auf dem Geschenk bestand, nahm ich es aber an.
Nunmehr setzten wir uns in Bewegung, zusammen mit Constassina. Sie geleitete uns durch ihre zerstörte Heimat. Es galt den Trupp abzufangen, doch auch vorab mit einem sinnvollen Plan daherzukommen. Die Reisezeit gab uns hoffentlich genug Zeit dafür.
Mir war mulmig. Das Erlebte war nur Teil davon. Mocny selbst war kein einladender Ort. Es hing eine Art Schleier über der Region. Manchmal wirkten Objekte wie verschoben, als ob sie sich zwischen zwei Welten befinden würden. Es roch nacht nichts, kaum ein Tier war je zu sehen und je weiter wir vordrangen, desto mehr Anzeichen für die riesigen Schildkröten gab es.
Aber es beunruhigte mich ebenso, dass wir ein Objekt stehlen sollten, dass aufgrund seines Machtpotenzials sehr gut geschützt wurde. Wieder einmal würden wir wohl einen Kampf austragen müssen. Wieder einmal würden Leben verloren werden. So schlimm ich meine Heimat empfunden hatte, so sehr wünschte ich mir die „einfacheren“ Tage manches mal zurück.
Während wir voranschritten fand ich Zeit mich mit Fin zu unterhalten. Bisher war er eher zurückhaltend sein Äußeres zu zeigen. Aber es sollte sich herausstellen, dass er ebenso ein Halbelf war wie ich. Er kam aus Slyvanar und dort war es kaum besser für ihn gewesen, als für mich im Orden. Es half über die gemeinsam erlebten Dinge zu sprechen. Besonders, um ein wenig mehr Vertrauen aufzubauen. Vieles war aber immer noch unklar über ihn und seine Absichten. Aber aufgrund seiner Erzählungen schien es mir passend ihm auszuhelfen. So gab ich ihm den magischen Stein, den mir Sorin in der Ausgrabungsstätte übergeben hatte. Er war sichtlich berührt.
Wir reisten etwa einen halben Tag, bevor es Abend wurde. Die Nacht blieb aber nicht ohne Störung. Ein Reiter auf seiner Schildkröte tauchte auf und war im Begriff direkt auf uns zuzukommen. Um mit dem Reiter zu sprechen baute Sorin kurzerhand ein Männchen aus Holz, in das Constassina schlüpfen konnte. Hochgehalten durch die Echse ertönte nun ihre Stimme aus der kleinen Holzkonstruktion und erbat Zugang in dieser Region. Zu unser aller Erleichterung wurde er gewährt. Mich verfolgten noch die Bilder unseres ersten Zusammentreffens mit diesen gigantischen Kreaturen. Es sollte die restliche Nacht keine weitere Unruhe geben.
Am nächsten Morgen, wenn man dies in dieser stets im Zwielicht befindlichen Region so nennen konnte, reisten wir weiter. Wir kamen an einen Höhleneingang, ähnlich einer alten Mine. Obgleich sie sehr groß von aussen wirkte gingen wir kaum eine Viertelstunde, bevor wir die andere Seite erreichten.
Kurze Zeit danach kamen wir an einen Ort wo vor kurzem jemand kampiert hatte. Zeichen eines etwa ein bis zwei Tage alten Lagerfeuers und entsprechender Spuren. Offenbar handelte es sich um vier Pferde und sechs Personen … es waren unsere.
Völlig perplex machte uns Constassina dann klar, dass wir etwa noch vier Stunden hätten, bis der Trupp hier wäre. Es schien, als ob wir einen ganzen Tag verloren hätten beim hindurchschreitend der Mine. Und wir hatten nicht einmal gemerkt wieder zurückgegangen zu sein. Die Mine selbst war ein gerader Gang gewesen. Doch das schlimmste war die verlorene Zeit. Es gab bisher keinen tauglichen Plan für unser Vorgehen.
Wir versuchten uns ein wenig zu organisieren und Ideen zusammenzutragen. Schon bald hörten wir in der Ferne laute Geräusche. Wir näherten uns vorsichtig und erspähten das Lager. Eine Holzpalisade war darum gezogen, ein Graben davor. Zelte im Inneren und Wachposten auf kleinen Türmen.
Zunächst wollten wir mehr Informationen sammeln. Leeroy und Fin meldeten sich freiwillig in das Lager einzudringen. Damit sie eine Sorge weniger hätten verhüllt ich sie magisch. Dann schlichen sie davon. Es dauerte einige Zeit bis sie wieder bei uns waren. Jede Sekunde war nervenaufreibend gewesen, hoffend, dass sie nicht erwischt würden.
Ihrem Bericht nach gab es merkwürdige Laute von Kreaturen in nahgelegenen Zelten. Viele Wachen, teils gut geschützt. Und nicht zuletzt im großen Zelt in der Mitte offenbar den Menschen, den uns Loganar als Urso benannte. Von dem Orb fehlte bisher aber jede Spur.
Nun saßen wir uns versteckend im Niemandsland von Mocny, während wir darüber berieten was zu tun sei. Es musste ein Plan her, wie wir an den Orb gelangen würden. Und bestmöglich, entgegen des Drachens Einschätzung, ohne eine der magischen Aufladungen verbrauchen zu müssen …