• Sonntag, 20. April 2025 02:17

Sitzung 81

Tueddelig
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Unsere Aufmerksamkeit wurde von der Leiche abgelenkt zu einer Wache, die ein recht merkwürdiges Verhalten an den Tag legte - er rannte wie vom Raben gejagt zu einem Gestell, dass sich als große Fackel erwies. Nach der Entzündung wurden in Windeseile weitere Fackeln entzündet, die offenbar eine Linie bis hinauf zu Itiu’Kitnas Palast führten. Viel weiter kamen wir jedoch mit unseren Beobachtungen nicht - die Leiche regte sich plötzlich. Nahezu unglaublich! Ich hatte von Wiederbelebungen gehört, aber selbst in Ravengrove hatte ich so etwas nicht erlebt. Zu unserem Unglück war Krathus bereits als der Abgesandte erkannt worden und damit in Verbindung gebracht worden - die Menge begann sich in Bewegung zu setzen, unbedingt willens, sich vom Abgesandten segnen zu lassen. Auch eine friedliche Masse konnte einen kleinen Kobold erdrücken, daher stellte ich mich schützend vor ihn, neugierig, was passieren würde. Gudden hingegen war da weniger subtil - er nahm den Kobold auf die Schultern, brüllte, dass der Abgesandte erschöpft sei und durch müsse, was auch funktionierte.

Die Nachhut bildend erkannten Garret und ich zu unserem Erstaunen, dass hinter Krathus ständig in großem Tempo Pflanzen in die Höhe zu sprießen. Es begann zu rattern - sein Banner leuchtete grün, der Nexus hatte eine grüne Färbung. Überall sprossen und gediehen die Pflanzen. War es möglich, dass der Nexus nicht einfach Pflanzen, sondern gar Leben erschuf? Gudden bestätigte zumindest, dass dies bei einem Nexus möglich sei.

Unsere Theorien wurden kurz darauf so gut wie bestätigt, als wir vor uns lautes Hufgetrappel hörten und Lorilla angeschossen kam. Sie ignorierte uns weitestgehend, doch das Ziel schien angesichts der nun wieder erloschenen Fackeln klar - sie wollte zum Marktplatz. Probehalber rief ich ihr daher zu, er lebe schon wieder und sie könne sich den Weg sparen. Wenig überraschend ließ sie das abrupt anhalten, überraschend war jedoch, mit welcher Abneigung sie diese Information aufnahm und Krathus sogar nahezu hasserfüllt ansah. Sie fragte uns, was wir angestellt hätten, aber wir antworteten, dass wir es nicht wussten. Nicht direkt eine Lüge, wir hatten lediglich Theorien, und man muss ja nicht immer jedem Fremden alles sagen. Lorilla wusste offenbar nicht so recht, was sie mit der Info anfangen sollte, entschied sich jedoch, weiter zum Marktplatz zu bewegen, wir hätten es möglicherweise „falsch gemacht”, was immer das heißen wollte.

Wir rätselten noch ein wenig, was es damit auf sich hatte. Garret erwähnte, sie hätte eine Nexuskugel bei sich gehabt, was unsere Theorien zu bestätigen schien. Mich beschäftigte primär jedoch, dass Itiu und Lorilla den Nexus offenbar dazu einsetzten, die Menschen hier wiederzubeleben, wenn sie einen Unfall erlitten. Und auch wenn dies möglicherweise zum Machterhalt diente - sie nutzten dafür offenbar Magie des Lebens, während wir für eine alte Drachin arbeiteten, die für die Wiederbelebung ihrer Tochter mit Blut geschriebene Bücher aus Haut verwenden wollte, möglicherweise nichtmal aus altruistischen Motiven… noch mehr Unklarheiten. Als hätte ich das noch gebraucht.

Fürs Erste begrub ich die Gedanken, denn wir kamen am Palast an und wurden zu Itiu geführt. Wir wurden in sein Büro geführt und bejahten seine Frage, ob wir die Schriftrolle hätten. Doch zuerst wollten wir ein paar Informationen zu Krathus Banner. Offenbar die falsche Frage, Itiu wich komplett aus und schien von dem Thema recht unangenehm berührt. Immerhin bemerkte ich im Hinterzimmer ein grünes Leuchten unter eine Decke auf dem Tisch, was ich für später archivierte. Jetzt ging es erstmal um Avra. Nachdem wir uns Itius Intentionen die Schriftrolle vergewisserten, übergaben wir die Schriftrolle, nicht ohne Misstrauen, wie ich gestehen muss. Es wurde nicht eben erleichtert dadurch, dass Itiu zur Zerstörung zwar eine Idee hatte, die ihn offenbar begeisterte, aber die er nicht mit uns teilen wollte. Nichts Gutes ahnend, folgten wir dem von diesem Berg von Orc Shruc flankierten Kobold in den Keller. Unterwegs versuchten Gudden und Krathus, ihm weitere Informationen zum Banner zu entlocken, mit dem einzigen Erfolg, dass sich mehr und mehr mühsam zurückgehaltene Wut auf dem Gesicht von Itiu abzeichnete. Warum nur? Im Keller trafen wir Avra, glücklich, Olerian zu sehen, doch auch glücklich, hier zu sein. Auf dem Weg weiter flüstert Gudden uns zu, er habe an der Wand einen Luftzug gespürt - möglicherweise der Eingang des Geheimgangs. Doch das nutzt uns wenig, da wir noch nicht wissen, wie wir dort hinkommen. Aktuell war da immer noch die Sache mit der Schriftrolle …

Itiu führte uns in die Gallerie und griff nach einem Dolch mit einem Pantherkopf. Abwesend folgte ich seinen Ausführungen, mein Blick wurde immer wieder vom Gemälde angezogen, von dem Garret erzählt habe, es habe in unserem Logothil Lia und Mundi wieder zum Leben erweckt. Ich erinnerte mich daran, dass ich überlegt hatte, es zusammenzusetzen - doch nun bestärkte der Anblick nur mehr meine Zweifel, ob wir überhaupt für die richtige Seite arbeiteten. Mit diesen Gedanken bekam ich mit, wie der Kobold den Dolch zur Schriftrolle führte. Schlimmes ahnend trat ich einige Schritte zurück, Gudden war bereits fast in den nächsten Raum zurückgegangen, doch alles was passierte war, dass der Dolch der Schriftrolle die Magie entzog und sie dann mühelos zerteilte. Der Effekt wurde uns sofort lautstark bestätigt, als Avra sich über seine Freiheit freute und Olerian in der Luft herumwirelte. Ich nahm den kleinen Hund behutsam auf den Arm, dann wendeten wir uns Itiu zu. Tatsächlich hielt dieser sein Versprechen und überreicht uns die Hand von Wuldan… immerhin. Ich nahm sie an mich und bemerkte mit einer Art grimmigem Humor, dass sich Gudden im Folgenden ferner von mir hielt als sonst. Itiu lud uns noch zu einer weiteren Tour hier ein, doch eine Frage nach dem Banner später nahm er diese zurück und warf uns mehr oder weniger heraus. Was war bloß mit diesem Banner, dass es solchen Hass bei ihm auslöste? Lag es daran, dass es den toten Vater seines „Gottes” verehrte?

Wie auch immer. Es wurde langsam spät, doch wir hatten die unangenehmen Begegnungen für heute noch immer nicht überstanden: Auf halbem Weg nach unten kamen uns 4 Gestalten entgegen … Leeroy, Carson und Konsorten, die uns sichtlich unamüsiert wegen dem Diebstahl der Schriftrolle zur Rede stellten. Die Situation drohte zu eskalieren, bis die Wachen hinzukamen. Erst dann ließ ich die Hand vom Bogen sinken - und stellte erst jetzt erschreckt fest, dass sie überhaupt dort gewesen war. Fast schon ein vertrautes Gefühl. Carson verschwendete keine Zeit und beschuldigte uns des Diebstahls, doch seine Strategie ging nach hinten los, als ich den Wachen erklärte, dass der Diebstahl geschah, um einen Sklaven zu befreien. Daraufhin nahmen die Wachen die 4 in die Mitte, aber auch wir wurden „gebeten”, mitzukommen und wurden zu Itiu geführt, der uns sichtlich irritiert begrüßte. Nach Schilderung der Situation war er doch sehr aufgebracht, ließ uns aber vom Haken, da es aus einem höheren Grund geschah und tat dasselbe für Carson im Interesse der guten Geschäftsbeziehungen. Ein Deal, der besonders den plötzlich sehr nervösen Carson sehr erleichterte. Itiu entließ uns mit der deutlichen Warnung, dass wer auch immer von uns das nächste Mal Ärger innerhalb der Stadt mache, nicht mit Gnade rechnen könne.

Da vor allem Leeroy aber noch immer Gift und Galle spuckte, beschlossen wir, aus Sicherheitsgründen in einem anderen Gasthaus unterzukommen und fanden nach kurzer Suche das Dead Eyes. Eigentlich hatten wir vor, unter dem Suchzauber zu bleiben, doch mit einem unverkleideten Krathus war das unmöglich, wie wir wieder feststellen mussten. Nach viel zu viel Aufwand, in dessen Zuge ein Gast das Zimmer wechseln musste, bekamen wir gemeinsam die Suite zugewiesen. Einer inneren Eingebung folgend insinuierte ich eine romantische Beziehung zwischen Garret und Krathus und muss zugeben, dass das tollpatschige Herumdrucksen und Winden von Garret mich durchaus amüsierte. Doch zunächst gab es wichtigeres zu tun… ich erwartete nicht viel, doch besah mir Wuldans Hand durch den magischen Blick. Erwartungsgemäß kam nicht viel dabei heraus, fand aber immerhin heraus, dass die Basis nicht auf Leerenmagie beruht. Während die anderen um mich herum einschliefen, kreisten meine Gedanken um Al’Chara und Itiu’Kitna und seinen Lichtbringer, doch kam einfach nicht zu einer befriedigenden Lösung. Und so traf ich nach langem hin und her einen Entschluss: Meine Priorität ist es nur noch, Monta Kren zu helfen, seine Tochter zurückzubekommen… anders als alle anderen scheint er mir am meisten wie jemand, der einfach nur aus Kummer handelt. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich dann tun werde - wenn es so weitergeht, wäre es vielleicht das Beste, zurückzukehren und die Dinge hier ihrem natürlichen Verlauf ohne Einmischung zu überlassen? Wir machen es ja doch nur schlimmer, wenn wir blind herumstolpern.

Am nächsten Morgen bekamen wir ein ziemlich gutes Frühstück, dann gingen wir zu Monta Kren. Unterwegs liefen uns Carson und seine Crew mehrfach über den Weg und insbesondere Carson machte sich gar nicht die Mühe, zu verheimlichen, dass sie uns folgen. Ich war nicht beunruhigt - wenn sie in der Stadt etwas unternahmen, hätten sie ein Problem mit den Wachen, wenn sie außerhalb der Stadt etwas versuchten, nun, sie hätten ihr Schicksal gewählt. …nicht, dass ich nicht versuchen würde, es zu verhindern.

Ausnahmsweise klopften wir mal bei Monta Kren an und wurden tatsächlich hereingebeten. Das er uns immer noch willkommen heißt nach 2 Einbrüchen ist mir ein Rätsel. Doch schon im nächsten Moment verflog das Mitleid allmählich - nachdem wir ihm die Hand von Wuldan überreichten und von Krathus Banner erzählten, war er zwar nahezu außer sich vor Begeisterung, doch blieb in seinen Antworten mal wieder kryptisch, ignorierte Nachfrage um Nachfrage und strapazierte meinen Geduldsfaden damit enorm. Doch dann fragten wir nach dem Tod seiner Tochter, da ihm offenbar die Wiederbelebung durch Lorilla konstant verweigert wird und wurde. Meinen Kopf gerade gerückt, lausche ich Montas Vorschlag, Elli mittels der Magie des Nexus wiederzubeleben, was Gudden jedoch als nahezu unmöglich erachtete, da Lorilla höchstwahrscheinlich auf den Nexus eingestimmt und seine Magie damit für uns verschlossen sei. Kein Problem, dachte ich - Carson und Co sind ohnehin versessen darauf, gegen uns zu kämpfen. Wenn einer von ihnen stirbt, besteht eine Chance, dass Lorilla kommt, um sie wiederzubeleben und wir sie dann zu Elli ringen können. Im nächsten Moment war ich entsetzt von diesem monströsen Gedanken. Wie um mir mein monströses Verhalten vor Augen zu führen, sprach Gudden in diesem Moment davon, dass es unehrenvoll sei, von jemandem zu stehlen, der immer sein Wort gehalten habe. Da das Stehlen der Nexusenergie wohl die sichere Methode sei, Elli wiederzubeleben, war die Option zwar dennoch nicht vom Tisch, doch nach dem Austausch weiterer Argumente entschieden wir ultimativ, den ursprünglichen Plan mit der Leerenmagie zu verfolgen. Monta Kren schien damit einverstanden und begann mit der Konstruktion eines Gerätes, dass uns dabei helfen könne - eine merkwürdige Konstruktion aus Teekessel und Hand von Wuldan… und außerdem erklärte er Krathus mittels Schriftrolle, was es mit seinem Banner und Fernrohr auf sich hat. Darüber aufgeklärt, fiel uns die Kinnlade herunter - mächtige Gegenstände, in der Tat. Das könnte sich noch als hilfreich erweisen, doch unsere Freude wurde sofort dadurch getrübt, dass sich des Banners Wirkung nur auf jene erschreckt, die an dem täglichen Ritual von Krathus, in dem er zu dem großen Roten betet, teilzunehmen. Sowohl Garret als auch ich entscheiden, dass wir noch nicht bereit sind, unsere Ideale derart für einen taktischen Vorteil zu verraten. Nachdem Monta Kren fertig war konnte Krathus endlich sein Banner „ausschalten”.

Auf nachträgliches hartnäckiges Nachfragen erfuhren wir die furchtbare Geschichte von Elli … scheinbar erkundeten sie gemeinsam die Leerenruinen, zu denen auch wir für ihn wollen, als etwas von ihr Besitz ergriff und er hilflos mit ansehen musste, wie die Mächte mit ihr spielten und sie dann sich selbst umbringen ließen, indem sie ihren Kopf wieder und wieder gegen einen Stein schlagen ließ. Danach entschwand er trauernd im Gewölbe. Sofort tut mir mein scharfes Verhalten gegenüber ihm Leid.

Dennoch machten wir uns nunmehr auf zu den mehrere Tagesreisen entfernten Ruinen auf. Da Garret und Gudden feststellten, dass Carson und Crew nicht mit ihrer Observation aufgehört hatten, entschwanden wir durch die Falltür durch den Untergrund, vorbei an Ellis Leiche und dem verfluchten Buch … doch immerhin funktionierte der Plan endlich einmal und wir verließen unbehelligt die Stadt. Es tat gut, einmal aus diesen erdrückenden Mauern herauszukommen, selbst wenn der Ort, zu dem wir unterwegs waren, wohl kaum freundlicher war. Nach zwei Tagen kamen wir an den Ruinen an - ein großer Steinkreis mit einem Menhir in der Mitte. Was darüber hinaus hin äußerst unangenehm auffiel, sind die Stimmen, die wir in unserem Kopf hörten - eine Art Geflüster. Nein, nicht einfach Stimmen. Unsere Stimmen! Ich bekam eine Gänsehaut, doch ging unbeirrt mit den anderen weiter. Ich habe beschlossen, Monta Kren zu helfen, und das werde ich tun. Doch nicht blind, was die anderen glücklicherweise ebenfalls nicht taten. Wir erkannten Schriftzeichen an den Steinen und auch wenn ich sie nicht vollständig entziffern konnte, so fand ich doch heraus, dass der Steinkreis etwas am verlassen hindern soll. Etwas, was wohl im Menhir steckt. Möglicherweise erklärte auch das die beiden etwa 4 Tage alten Spuren, die zum Menhir führten, aber nur eine Spur, die zurückführte …

Doch ich entdeckte noch weitere, sehr viel ältere Spuren, die um den Steinkreis herumführten. Entscheidend, dass jeder noch so kleine Hinweis wichtig sein könnte, folgten wir diesen Spuren, bis wir auf der anderen Seite des Steinkreises einen kleinen Alkoven mit mehreren Skeletten verschiedener Größe entdecken. Eines der Skelette zieht Garrets Blick sofort auf sich - es ist im Besitz von Gegenständen, die er eigentlich schon vor langer Zeit zurückließ! Was ging hier vor sich… erst die Geige, nun das? Gab es noch weitere Geheimnisse, die Garret mir nicht erzählt hatte? Durchaus wahrscheinlich …

Doch die Antwort darauf musste warten - wir waren hier, um Leerenmagie zu fangen. Wohl wissend, dass dies möglicherweise sehr gefährlich werden würde, betrat Krathus den Steinring …