Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 110
Krathus tauchte schon bald wieder auf. Er war bei seiner Mutter gewesen… eigentlich ein kompletter Widerspruch zu unserer andauernden Undercover-Aktion, aber da ich die Sinnhaftigkeit derselben mittlerweile ernsthaft in Frage stellte und der Wunsch immerhin verständlich war, konnte ich ihm kaum böse sein. Zumal ich eine gewisse Mitschuld trug - obwohl ich Krathus kannte, hatte ich es versäumt, meine Sicht auf Unsichtbares auszuweiten und daher nicht mitbekommen, wie er ging.
So wandten wir uns recht zügig den weiteren Plänen zu, die Yuan-Ti auf unsere Seite zu ziehen. Eine gewisse Machtdemonstration dürfte notwendig werden. Auf unser Drängen testete Ralkarion seine Theorie, dass er hier keinen Zugriff auf die Macht des Nexus hatte. Wie die Blutstropfen an seinen Augen zeigten, lag er damit falsch - das eröffnete Möglichkeiten. Einige Möglichkeiten wurden dikutiert, eine wilder als die andere. Persönlich war ich diesbezüglich eher dafür, vor Ort zu entscheiden, wenn wir ein besseres Bild davon hatten, was die Yuan-Ti beeindruckte und was nicht - alles andere dürften erstmal nicht viel mehr als Hirngespinste. Aber Ralkarion hatte gerne alles durchgeplant und angesichts dessen, was auch und gerade ich ihn in letzter Zeit hatte durchleben lassen, war ich gewillt, ihm den Gefallen zu tun.
Dennoch war ich nicht ganz bei der Sache, vermutlich der Grund, weshalb ich die Einzige war, die in den Nebenräumen Geräusche hörte. Da ich mich glücklicherweise frei bewegen konnte und die Geräusche sich auf uns zubewegten, nutzte ich die Gelegenheit, einmal nachzuschauen, was dort los war. Es bot sich ein höchst merkwürdiges Bild. Zunächst einmal sah ich nichts als einen gewaltigen Rucksack mit allem möglichen Krimskrams daran. Dann wurde ich des Besitzers gewahr, eine Art Vogelwesen? Es durchwühlte die Schränke offenbar nach allem, was halbwegs brauchbar war und stoppte erst damit, als ich es mehrmalig dazu aufforderte. Es machte Anstalten, davonzugehen, doch ich wollte mehr darüber erfahren, was es war oder hier tat und stellte sich es im Gang zur Rede. Nicht die Beste Idee, da zum einen außer seinem Namen - Tatum - und seiner Spezies - Imperial Nightingale - nicht viel aus ihm herauszubekommen war. Bei der Spezies klingelte etwas in meinem Kopf. Hatte Garret nicht einen solchen Begleiter gehabt, der mit zu den Yuan-Ti gegangen war? Weil sie irgendwie damit verbunden waren? Weiter kam ich mit den Überlegungen nicht, denn Tatum begrüßte jemanden hinter mir. Ich drehte mich um und sah gerade noch, wie Krathus seinen Kopf wieder ins Zimmer zog. Ich seufzte. Die Geheimhaltungsgeschichte war schon anstrengend genug, aber mit Krathus wurde es schon fast zermürbend.
Ich versuchte, davon zu retten, was zu retten war und tat das erstbeste - ich verpasste ihm einen falschen Namen. „Cuu“ kam heraus. Sollte Tatum im Dienste der Yuan-Ti stehen, würde er zumindest einen falschen Namen weitergeben, möglicherweise auch Zweifel daran wecken, ob der Herrscher Zoicas wirklich tot war. Nicht ideal, aber immerhin etwas.
Als Tatum abzog, kehrte ich zur Gruppe zurück. Die Überlegungen waren mittlerweile dabei angekommen, was man mit dem angebrochenen Tag machte, immerhin musste wir bis morgen warten. Ich war recht froh, dass ich mich mit meinem Vorhaben, die marodierenden Magier in ihre Schranken zu weisen, durchsetzen konnte. Ralkarion war nicht begeistert, würde es doch die Tarnung riskieren. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er nun auf Grund des Großen Ganzen die kleinen Dinge ignorieren wollte. Doch ich hatte mir vorgenommen, aus meinen Fehlern zu lernen - einer davon war gewesen, die direkten Probleme als unwichtig einzustufen, nur weil sie nicht unmittelbar mit dem großen Ziel verknüpft waren. Und so planten wir, wie man sich in der Stadt bewegen solle. Ralkarion hatte darauf hingewiesen, dass er sich und die anderen ja nur begrenzt oft unsichtbar machen konnte und auch meine Sichterweiterung funktionierte nicht unbegrenzt, falls Krathus wieder auf dumme Ideen kam. Ohne dies blieb eigentlich nur die Möglichkeit der Verkleidung, weshalb ich mich wieder alleine aufmachte, diesmal zum Theater, um Kostüme zu besorgen. Dort angekommen wurde zumindest bestätigt, dass Tatum tatsächlich im Dienste der Yuan-Ti stand. Er erstattete Maldrante gerade Bericht. Innerlich lachte ich auf. „Schauspielerin“, na klar. Es folgte ein durchaus erheiternder verbaler Schlagabtausch zwischen Maldrante und mir mit kaum verhohlenen Drohungen und Andeutungen auf beiden Seiten, wodurch immerhin klar wurde, dass die Yuan-Ti tatsächlich einen Angriff planten, und zwar schon bald. Wir hatten also nicht viel Zeit.
Anschließend suchte ich ein paar Kostüme zusammen und kehrte zurück, die Auswahl erwies sich jedoch als mehr als dürftig. So sehr Krathus Spaß am kostümieren hatte, so deutlicher war es, dass dies keine echte Option war. So musste Ralkarion eben doch seine Magie bemühen.
Unsere Suche nach den jungen Magiern indes dauerte nicht allzulang. Schon nach kurzer Zeit trafen wir auf Marco, der uns im Zusammenhang damit darauf hinwies, doch einmal beim Freedom Fighter Squad in der Kanalisation vorbeizusehen. Das taten wir und standen kurz darauf vor einer runenverzierten Tür. Zusammen mit dem vorher ausgelösten Alarm wr es klar, dass es sich dabei um eine Art Schutzzauber handelte. Nicht untalentiert, aber ich war sicher, dass ich ihn brechen können wurde. Meine Vermutung bestätigte sich und schritt ins Innere, wo ich eine wildfremde Person antraf, die einen Stab auf mich richtete und mir gleich darauf sehr vertraut vorkam. Meinen alten Freund Steffge begrüßend ging ich freudestrahlend auf ihn zu - dann brach Ralkarion den Zauber und mir wurde klar, was hier passiert war.
Ich entschied, dass dies ein guter Moment war, meinen dunkleren Impulsen nachzugeben und setzte ihm das Schwert an die Kehle. Obgleich er davon äußerlich unbeeindruckt wirkte, gaben er und seine Kumpane einige wichtige Informationen preis - sie hatten wohl vor, Garrets Revolutionsgarde wieder aufleben zu lassen und mit magischen Mitteln zu bereichern. Zu unserem Glück hatten sie jedoch auch statuiert, dass nur der Gründer des Freedom Fighter Squad es wieder auflösen konnte, was Garret prompt tat. Ich setzte noch ein paar gesalzene Worte hinzu, dass sie ihre Magie künftig nicht mehr gegen die Bewohner Zoicas verwenden sollten, doch wie effektiv sich das erweisen würde - nun ja. Marco hatte schon Recht, wenn er sagte, dass die Macht der Magie nicht immer das Beste in den Leuten zum Vorschein brachte.
Als nächstes wandten wir uns dem Logikrätsel aus Kerzen und Bannlinien zu, dass die Yuan-Ti den Magiern überlassen hatten. Mit unseren neueren Informationen war es deutlich, dass hier wohl eine Art Invasionsportal geschaffen werden sollte, doch alle Versuche, es zu zerstören, schlugen fehl. Mehr als das fingen Ralkarion und Krathus plötzlich an, selbst herumzurätseln um das Puzzle zu lösen. Was um alles in der Welt…? Es kostete mich unglaubliche Anstrengungen, die beiden davon zu bewegen, davon abzulassen. Hier musste etwas gefährliches am Werk sein. Nachdem ich die beiden endlich vom Puzzle gelöst bekam, kamen wir zumindest darin überein, dass dieser Ort bewacht werden müsse. Aufgrund der Geschehnisse von vor ein paar Minuten drängte ich darauf, dass ich vorübergehend dafür hier blieb, während die anderen zu Posetine gingen und eine Bewachung organisierten.
Als sie weg waren, besah ich mir das Puzzle genauer. Sicher, die anderen waren irgendwie davon besessen gewesen, aber schließlich waren sie Kurzlebige. Sie besaßen nicht die Erfahrung und Widerstandsfähigkeit von…nun, zum Beispiel von Elfen. Vielleicht gelang es mir ja sogar, das Puzzle zu lösen und es damit seiner Magie zu berauben? Ähnlich dem Schutzzauber. Ich begann, Kerzen zu löschen und anzuzünden, doch kam nicht weiter. Nach einiger Zeit musste ich frustriert aufgeben. Diese Schlangen waren durchtriebener, als ich dachte. Dann hörte ich Schritte.
Vor der Tür hatte sich bereits eine Wache postiert - DIREKT vor der Tür. Das erschien mir zu gefährlich, nicht jeder würde das Puzzle so beherrschen können wie ich, andere würden wie Ralkarion und Krathus von ihm beherrscht werden. Also wies ich ihn an, in weitaus größerem Abstand ein Auge auf die Tür zu haben, was er grummelnd tat.
Da die anderen in ihrer Aufgabe offenbar erfolgreich gewesen waren, machte ich mich auf den Weg in den Compound. Unterwegs wanderten meine Gedanken immer wieder zu dem Puzzle. Was wohl die Lösung sein mochte…?
Sitzung 110
Krathus kehrte irgendwann zurück und erzählte er wäre bei Razora gewesen. Natürlich war er dort und mir schwante bereits übles. Jedesmal nach einem seiner Besuche war der nächste von mir gespickt mit Katastrophen gewesen. Ich wunderte mich, ob ich es wohl schaffen würde ihm ungesehen den Hals umzudrehen …
Doch diesen Gedanken zu folgen, musste ich für später aufheben. Zunächst ging es weiter um unsere Planung, besonders wie wir mit den Yuan-ti umgehen würden. Ihnen eine Demonstration unserer Macht zu geben, schien zunächst in weite Ferne gerückt, da wir die Armschienen nicht aufladen konnten. Doch stellte sich dann heraus, dass meine Bindung an den Nexus offenbar auch auf eine hohe Entfernung wirksam war. Es sponnen sich einige wirre Ideen, wie wir mit einer speziellen Verwandlungsmagie aus einem von uns zur besagten Verdeutlichung unserer Stärke einen Drachen machen konnten. Viel zu verlieren hatten wir mit dieser Idee auch nicht mehr. Aber spätestens dann und dort würden wir sicher wieder Shadar’s Aufmerksamkeit erringen.
Ava vernahm plötzlich nebenan Geräusche. Jemand schien dort zu räumen. So ging sie hinüber, während wir anderen lauschten. Es war ein wenig eigenartig was wir hörten. Scheinbar viele Leute, die sinnlos aneinander gereihte Sätze von sich gaben. Nach einiger Zeit gab unsere Elfe ein klares verbales Zeichen, in dem sie nach uns verlangte. Natürlich musste Krathus direkt und ohne nachzudenken den Kopf rausstrecken. Das Beste was Ava einfiel war nun ihn mit „Cuu“ anzusprechen. Sogleich zog ich die Tür komplett auf und schob den überraschten Krathus heraus. Das war mehr eine Impulshandlung denn gut überlegt, da wir ja ungesehen bleiben sollten und so verdammte ich innerlich diese Tat auch gleich wieder. Wieso konnte sich keiner von ihnen in Zurückhaltung üben, wenn wir unentdeckt bleiben sollten … ?
Das wirre „Gespräch“ ging weiter. Zwischenzeitlich lief mir dann ein kalter Schauer über den Rücken. Eine der Stimmen klang verflucht nach Harkis. Garret hatte dies erstaunlicherweise überhaupt nicht realisiert. Aber er hatte ja auch nichts von dem durch Harkis Gesagten realisiert, als dieser noch mit uns reiste.
Das merkwürdige Zusammentreffen endete schließlich. Ava berichtete von einer Kreatur, die sie als Imperial Nightingale beschrieb. Nur dunkel kam meine Erinnerung an die Erzählung von einem ähnlichen Wesen namens Suna hervor, von der Garret berichtet hatte und welche später mit Harkis mitgezogen war. Dieser nebenan kramende Vogel war wohl dabei gewesen im Compound alles mitgehen zu lassen, was nicht angenagelt war. Die Yuan-ti waren ja noch dreister, als ich es während meiner Jugendtage war.
Wir schoben dieses Ereignis aber erst einmal beiseite. Da Ava zuvor Krathus Rüstung zum Schmied gebracht hatte und dieser bis morgen an jener zu arbeiten hatte, mussten wir noch einiges an Zeit rumbringen. Ava selbst war davon scheinbar etwas besessen sich den diebischen Jungmagiern anzunehmen. Auf kurz oder lang müsste man isch derer annehmen, aber dafür unsere Tarnung zu riskieren hielt ich im Moment für fragwürdig. Sie war aber der Ansicht, dass wir verkleidet sicherlich ohne Probleme durch die Stadt kämen. Ich war skeptisch.
Wir warteten etwas, nachdem sie kurzerhand losgezogen war, im Theater nach etwas Brauchbarem zu suchen. Bei ihrer Rückkehr stand sie mit eher fragwürdigen Kostümen vor uns. Garret steckte sich in eine ärmliches Bauerngewand und nutzte eine recht stumpfe Illusion eines Bouquets, das er vor sein Gesicht hielt. Wenn das nicht wieder der wandelnde Busch war …
Krathus erhielt eine Königsgewandung. Berücksichtigte man seine irrigen Vorstellungen über den Bau eines Hortes und einhergehende Machtphantasien, dann war dies keinesfalls förderlich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Mir wurde eine rudimentäre Uniform einer Stadtwache ausgehändigt. Wobei der Helm weder aus Metall war noch über meine Hörner zu ziehen ging. Etwas rohe Gewalt führte dann dazu, dass besagte Hörner einfach durch den Papphelm stießen. Es war lächerlich.
Da es an Theaterschminke fehlte, um unser Äußeres final anzupassen, war die ganze Aktion mit der Kostümierung irgendwie komplett nutzlos gewesen. So griffen wir doch wieder zu meinem Unsichtbarkeitszauber.
Schon kurz nachdem wir ausgezogen waren, um in der Akademie mit unseren Nachforschungen zu beginnen, trafen wir auf Marco. Dieser Gab einen Hinweis auf den Freedom Fighter Squad – dem Gruppierungsnamen, unter welchem Garret seine „Revolution“ durchgezogen hatte. Scheinbar war diese Vereinigung wieder, oder erneut am Werke. Und dazu auch noch an exakt dem Ort, wo wir Derrin angetroffen hatten. Also machten wir uns auf den Weg dorthin, um zu ermitteln, was diese Leute nun wieder vorhatten.
Als wir angekommen waren lösten wir einen neu installierten Spinnenalarm aus und fanden uns vor der mit Runen bedeckten Geheimtür wieder. Ava löste die Magie auf und ich wunderte mich darüber, wo sie das gelernt hatte. Sie schritt direkt hinein. Nachdem eine andere Stimme zu hören war und sich Ava etwas merkwürdig verhielt und die vor uns stehende Person, welche sich ihr gegenüber als Steffge vorstellte, wie einen Freund behandelte, schritt ich ein. Es machte den Eindruck, als sei sie verzaubert worden. Die Unsichtbarkeit auflösend durchbrach ich diesen, woraufhin sie wenig erfreut recht rabiat mit dem Sonderling umging.
Diese Leute hatten sich irgendwie in den Kopf gesetzt den Squad am Leben zu erhalten und sich zugleich mit magischen Mitteln zu bereichern. Da sie aufgrund eines fehlgeleiteten Kodex nur dem Initiator der Revolution zusprachen diese Gruppe aufzulösen trat nun Garret hervor und tat genau dies. Ava sorgte dann mit deutlichen Worten dafür, dass ihnen klar war sich nicht erneut danebenzubenehmen.
Gleichermaßen erfuhren wir, dass sie hier eine Art Logikrätsel zu lösen, dass sie von einem Yuan-ti Abgesandten erhalten hatten. Uns schwante nichts Gutes. So sandten wir diese Möchtegernhelfer hinfort und wandten uns der Yuan-ti-Teufelei zu. Wobei ich zugeben musste, dass es ein ziemlich fesselndes Rätsel war, dass ich nur schwerlich unbeachtet lassen konnte. Sehr zum Missfallen der anderen, die laufend versuchten meine Konzentration zu stören. Es war lästig. Zumindest Krathus half mir. Schlussendlich wusste ich gar nicht wieso ich so fasziniert davon war, doch es kostete Ava einige Mühen uns dazu zu bewegen aufzuhören.
Wir kamen überein, dass wir was immer das hier war unter Verschluss halten sollten. Es mochte etwas herbeirufen können, zumindest ergab das meine magische Analyse. Vielleicht ein Portal, oder ein Monstrum? Die Spielchen dieser Schlangen waren perfide genug mit allem rechnen zu müssen. Den Ort abdichten und bewachen zu lassen war daher nun das Ziel.
Ava blieb zurück, während wir zu Posetine aufbrachen. Vor dem Zugang zur Kanalisation saß erneut Marco. Er bemerkte uns, was mich wenig überraschte. Dann begann er uns zu belehren, dass dies bloß wegen dem erneuten Aufbau der Akademie passieren konnte. Doch da irrte er, denn eigentlich war es nur wegen der Absetzung Cuu’s möglich. Ich hatte wirklich genug von warf ihm vor, dass sein ganzes Gehabe sich für die Bewohner einzusetzen Unsinn war, da er sich nie selber einer Sache annahm. Seine Reaktion war, dass er uns ja darauf hingewiesen habe und er sich nicht in Gefahr bringen konnte. Wenn ihm etwas zustieße, würde sich ja niemand mehr um die Leute kümmern können. Es klang nach Ausreden. Jedenfalls merkte er noch an, dass wenn sich uns der Sinn des Rätsels entzog, ja der ursprüngliche Überbringer mehr wissen könnte. Nicht unbedingt die wertvollste Information die er je teilte.
Er zog ab und wir weiter zu Posetine. Sie gewährte uns eine ununterbrochene Bewachung des Ortes durch vertrauensvolle Wachposten. Da nunmehr der erneuerte Unsichtbarkeitszauber aber zeitlich an seine Grenzen stieß, gingen wir in unser Zimmer. Ob meiner Erschöpfung konnte ich nicht uns alle drei erneut verhüllen, weswegen Garret und Krathus im Compound verbleiben, während ich loszog Ava abzuholen.
Als ich ankam war die Wache erstaunlicherweise schon vor Ort. Ava hingegen war verschwunden. Ich bemerkte jedoch, dass die Konfiguration des Rätsels sich verändert hatte. Nach all dem Gemaule, was ich mir anhören durfte bezüglich meiner Versuche das Rätsel zu lösen, hatte sie es ganz offensichtlich jetzt selbst probiert. Ich grinste in mich hinein. Und war kurz darauf wieder davon angezogen. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich final davon löste und mich zurück auf den Weg zum Compound machte. Meine Gedanken kreisten den ganzen Weg zurück eine Lösung zu finden.
Sitzung 109
Zumindest schien Posetine mehr und mehr in ihre Herrscherinnenrolle hereinzuwachsen. Das Erbe ihres Vaters? Oder Erziehung? Jedenfalls hoffte sie, eine Allianz mit ihnen zu schmieden - auf Grundlage ihrer wankelmütigen Bündnispolitik in der Vergangenheit hielt sie das für möglich. Ihr Argument hatte durchaus Hand und Fuß - wenn sie vorher überzeugt werden konnten, die Seiten zu wechseln, wäre es nicht auszuschließen, dass sie das wieder tun würden. Der Plan trug Marcos Handschrift, der in der Zwischenzeit eine Mentorrolle für sie übernommen hatte. Es blieb die Frage, inwieweit das gut oder schlecht war. Marco hatte sich in der Vergangenheit als jemand erwiesen, der sich durchaus um die Belange der einfachen Bürger sorgte, was mir grundlegend sympathisch war. Gleichzeitig war er aber auch unglaublich gut darin, sich nicht zu tief in die Karten blicken zu lassen… es blieb stets ein ungutes Gefühl nach Gesprächen mit ihm.
Darüber hinaus gab es eine, vielleicht zwei, gravierende Schwächen an dem Plan. Zum ersten dürfte es sich potentiell als schwierig erweisen, die Sardak davon zu überzeugen, dass ein Bündnis mit uns von Vorteil wäre, wenn ein aspirierender Gott ihnen eine Kostprobe seiner Macht gegeben hatte. Zweitens hielt sie nichts davon ab, uns in den Rücken zu fallen, wenn die Geschicke sich zu unseren Ungunsten entwickelten. Doch für diesen Fall hatte Posetine den Gedanken, sie gegen andere Alliierte des Roten aufzuhetzen. Tatsächlich wäre auch in diesem Fall einiges gewonnen. Wohl war mir dennoch nicht bei der Sache - zu viele Unwägbarkeiten, doch so, wie die Dinge standen, hatten wir kaum eine andere Wahl.
Die Herrscherin hatte jedoch noch einen weiteren Punkt auf der Agenda - als ihre „Champions” (nebenbei etwas, was im krassen Gegensatz zur geplanten Heimlichtuerei stand) sollten wir ein entsprechend protziges Anwesen erhalten. Während Krathus natürlich Feuer und Flamme für seinen eigenen Hort war, waren ich, Garret und Ralkarion nicht eben begeistert davon. Posetine redete davon, dass die Leute inspiriert werden müssen - sicher, aber meiner Meinung nach geschah dies nicht durch goldene Paläste, die nichts als ein Symbol der Erhöhung und Entfremdung waren. Es geschah durch Taten. Posetine wollte natürlich nichts davon hören und verließ uns, um nach weiteren Bittstellern zu sehen, jedoch nicht ohne den Ratschlag, vorher vielleicht mal bei den Zwergen in Lachlun vorbeizusehen. Auf dem Weg nach draußen besprachen wir unsere Optionen, die leider recht eingeschränkt waren. Immerhin waren wir uns alle einig, dass zunächst ein Besuch in Azoicström angeraten war, ob nun um Angstrum dazu zu bewegen, den Nexus zu leeren oder um ihn an Ralkarion zu übergeben, musste Gegenstand einer späteren Diskussion bleiben, die an einem sichereren Ort weitergeführt werden würde.
Uns dorthin begebend sorgte machte Ralkarion wieder alle außer mir unsichtbar. Es gefiel mir zwar nicht unbedingt, derzeit das „Gesicht” zu sein, aber es war unbestreitbar praktisch - sie konnten überallhin und da man nur mich sah und sie nicht, würde kaum jemand Verdacht schöpfen. Nun, fast niemand würde sie sehen… ich schon. Das Zusammentreffen mit dem unsichtbaren Reiter vor Mundi hatte eine weitere Inspiration zum Training meiner magischen Fähigkeiten gegeben und so wirkte ich meinen eigenen Zauber, der mich die anderen deutlich sehen ließ, was sich später noch als nützlich erwies, als ich Krathus von einem unüberlegten Ausflug zum Schmied abhalten konnte. Zunächst trafen wir draußen im Gang jedoch auf Lafayette und Marco, ersterer eher nervös und mit einem Blumenstrauß in der Hand, letzterer wirkte eher gelangweilt beim Münzspiel. Lafayette hatte offenbar noch nicht aufgegeben, Posetine zu umwerben und da er offenbar öfter hier war, mochte er damit nichtmal ohne Erfolg sein - ich bezweifelte allerdings, dass Posetine noch viel mehr als ein Spielzeug in ihm sah. Offenbar machte er sich selbst auch nur bedingt Hoffnungen, da er nun kaum verhohlen mir Avancen machte. Mein erster Impuls war, meinen früheren, kurzzeitigen Arbeitgeber abblitzen zu lassen, meine Interessen lagen anderswo. Ich besann mich dann aber eines besseren und vertröstete ihn vage auf später - es ergab wenig Sinn, ihn noch weiter herabzuwürdigen und mochte später noch von Nutzen sein. Trotz allem war er ein Mann mit vielen Ressourcen.
In meinem Zimmer angekommen besprachen wir das weitere Vorgehen. Die Route war klar, auch wenn wir die Abreise zu den Sardak noch einen Tag verzögern mussten - Krathus nun zu kleine Rüstung musste angepasst werden und die Schuppen in unsere Rüstungen und Kleidungsstücke eingearbeitet werden, etwas, wofür wir die Hilfe eines Drachen brauchen würden. Wenn es nach mir ging, die von Al’Chara - eventuell konnte sie uns noch weiteres über die Natur der Schuppen verraten, wenn man Posetines ungewöhnliche Herkunft bedachte. Unterbrochen wurden wir lediglich von einer… Taube? Sie kam ins Zimmer und sprach von Preisen, die vergessen wurden. Offenbar aus dem Kubus. Das hatte unangenehme Implikationen. Wusste die Taube, wer den Kubus nutzte? Und stand sie damit in seinen Diensten? Wenn ja, war alle Heimlichtuerei unnötig. Darüber hinaus kam mir ein weiterer, beunruhigender Gedanke: Der Rote hatte uns offensichtlich beobachtet und auch, wenn er derzeit keinen Grund haben mochte, die anderen drei zu beobachten - tat er das bei mir? Und wusste darüber schon längst Bescheid? Unglücklicherweise war die Taube sofort wieder verschwunden und die Überlegungen mussten spekulativ bleiben. Ich beschloss, die Heimlichtuerei weiter mitzuspielen, bis es einen eindeutigen Beweis gab, dass der Rote von der Flucht aus dem Kubus wusste. Krathus war davon weniger überzeugt. Verständlich, hießt es doch, dass er nicht zu seiner Mutter konnte. Als Friedensangebot bot ich ihm an, seine Rüstung beim Schmied vorbeizubringen, während ich zur Akademie ging und Angstrum abholte. Leider beschlossen Ralkarion und Garret, dass die drei besser im Raum warten würden, das Reden würde also wieder mir überlassen werden müssen. Wie schon gesagt: Praktisch, aber es gefiel mir nicht… ich machte mich auf den Weg.
Nach dem Abstecher zum Schmied ging ich geradewegs zur Akademie und erspähte Chrylax auf dem Dach, allerdings reagierte er nicht auf mein Rufen. Also stieg ich die Treppen hinauf, wurde aber enttäuscht - Angstrum war nicht unter den Schülern, was ich trotz deren eher unförmiger, aber feuerfester Kleidung erkennen konnte. Ich wandte mich also direkt an den Professor und fragte ihn nach dessen Aufenthaltsort. Chrylax reagierte wie gewohnt ungehalten mit dem Versuch eines Feuerballs, doch auch in diesem Fall hatte mich die Erfahrung einiges gelehrt und ich ließ den Feuerball sehr zu seinem und dem Verblüffen seiner Schüler mit einem Gegenzauber wirkungslos verpuffen. Was unter den Schülern großen Eindruck machte, worin ich eine Chance sah. Ich lächelte, als ich Chrylax ansah und erzählte, dass ich seinen Schülern den Gegenzauber beibringen würde, wenn er mir nichts erzählen würde. Seine Antwort bestand in einem kleinen Feuerzauber, der aber dermaßen schlecht gezielt war, dass es mir keine Mühe bereitete, auszuweichen. Mich an die Schüler wendend begann ich mit den Grundlagen. Das hatte nun endlich einen Effekt und Chrylax erzählte zumindest, dass Angstrum schon seit einer Woche nicht mehr hier gewesen war, er aber mehr nicht wüsste. Angesichts seiner Art glaubte ich ihm und wand mich stattdessen an die Schüler, ob sie etwas gesehen hatten. Eifrig, den Gegenzauber zu lernen, rauchten ihre Köpfe und immerhin konnten sie sich daran erinnern, dass Angstrum davon erzählt hatte, dass er ein Nest bauen würde. Nest. Hatten die anderen nicht etwas von Angstrum und Melody erzählt…? Die Schüler wussten zwar nicht wo, doch einer brachte mich durch den Zwischenruf, dass man Nester auf Türmen baute auf einen Gedanken. Immerhin war sein altes Zuhause echt hoch oben… Ich bedankte mich bei den Schülern und machte mich an den Abstieg. Ich würde demnächst wohl mal eine Unterrichtsstunde zu Gegenzaubern halten müssen - wenn wir es nicht schafften, die Akademie zu schließen, natürlich.
Ich holte die anderen aus dem Compound ab, die meine Auffassung, dass Angstrum möglicherweise mit Melody nach Azoicström gezogen war, teilten. Und selbst wenn nicht - wir hatten ohnehin noch einen Tag Zeit, Krathus sollte nicht ohne Rüstung zu den Sardak mitkommen. Auch hatten wir mittlerweile beschlossen, dass es vermutlich am sinnvollsten wäre, Ralkarion den Nexus zu überlassen. Es würde das Potential einer Machtdemonstration bei den Sardak eröffnen und die Verhandlungen möglicherweise erleichtern. Auch Krathus freute sich wie ein kleines Kind auf den Nexus, da auch sein Banner aufgeladen werden sollte. Natürlich blieb die Ungewissheit, ob Angstrum den Nexus abgeben würde, aber wir waren uns relativ sicher, dass der Fakt, dass der Nexus ein riesengroßes Fadenkreuz auf ihn pinselte, ihn letzten Endes überzeugen würde und so machten wir uns auf den Weg zum Teleportzirkel.
Auf dem Weg dorthin wurden wir Zeuge einer eher unschönen Szene. Garret machte uns auf eine kleine Explosion in einem Laden aufmerksam, aus dem gleich darauf zwei Männer traten. Ein kurzer Wortwechsel machte deutlich, dass es sich um Schüler der Akademie handelte, die mittels Magie den Besitzer bestohlen hatten. Widerlich, dieser Missbrauch von Macht. Ich überlegte, ob wir etwas dagegen unternehmen sollten, doch schlussendlich hatten wir gerade andere Prioritäten. Vielleicht, wenn wir zurück waren.
Der Teleport verlief ereignislos, Ralkarion schien es besser und besser zu beherrschen, der Teleportzirkel in Azoicström hatte sich allerdings verändert und war kaum anders als als gewaltiges Nest zu beschreiben. Und als hätte es noch Bestätigung gebraucht, stand im nächsten Moment Angstrum nur im Lendenschurz vor uns und begrüßte uns wie gewohnt wortgewandt, bevor er von einem Arm von der Tür weggezogen würden. Ich folgte ihnen und es wurde klar, dass wir ihn und Melody wohl bei gewissen Aktivitäten unterbrochen hatten. Ich grinste. Die beiden waren schon süß zusammen.
Es kostete etwas Mühe, Angstrum davon zu überzeugen, den Nexus abzugeben, doch mit Melodys Mithilfe schafften wir es letzten Endes und wurden von Angstrum direkt dorthin transportiert. Erneut war Melody eine große Hilfe, da Angstrums Versuch, sich vom Nexus zu lösen, entschieden zu halbherzig war, woraufhin sie mit einem Zauber nachhalf, natürlich nicht ohne sich im Vorfeld bei ihm dafür zu entschuldigen. Ralkarion nutzte die erzwungene Pause, um mir nun Fragen zu meinen letzten Wochen zu stellen. Ich bemühte mich nicht zuletzt Krathus zuliebe, es möglichst kurz zu halten und erklärte es. Als sie mich kennengelernt hatten, hatte ich aufgrund von naiven Vorstellungen von Heldentum meine dunklere Seite unterdrückt. Nachdem dieser Teil meiner Seele beim Übertritt aus der anderen Welt hinaus aus mir herausgerissen worden war, war ich von meinen dunklen Impulsen überwältigt. Krathus stellte ganz richtig fest, dass ich deswegen immer so wütend gewesen war - jahrhundertelange Unterdrückung dieses Teil meiner Selbst hatten enorme Wut angestaut. Erst die Hilfe von Arem und seine angeleiteten Meditationen in seinem Heimatdorf hatten dazu geführt, dass ich mit dem anderen Teil meiner Seele wiedervereint war und gelernt hatte, mich als das zu akzeptieren, was ich war. Kein Held. Kein Bösewicht, Sondern schlicht und einfach ich, im Guten wie im Schlechten.
Wie Ralkarion feststellen musste, äußerte sich das auch in meinem Humor. Als Krathus sein Banner aufgeladen hatte und die Zeit gekommen war, dass Ralkarion sich mit dem Nexus verbinden würde, ließ ich hinter ihm die Illusion von Kissen entstehen, daran denkend, wie bisherige Versuche verlaufen waren. Auch Garret erinnerte sich daran und machte sich bereit, ihn aufzufangen. Das schlug jedoch grandios fehl, als er den zurückgeschleuderten Ralkarion verfehlte und dieser Saltos schlagend in die Illusion von Kissen gegen die Wand krachte. Kurz vorher sah ich ein Aufblitzen in Ralkarions Augen, das deutlich machte, dass er die Kissen als Illusion enttarnt hatte, was den Moment nur noch perfekter machte. Während Krathus und Garret unter Mühe ein Grinsen unterdrücken, bog ich mich vor Lachen. Als ich allerdings sah, dass ihn der Aufprall härter getroffen hatte, als gedacht, riss ich mich zusammen und versorgte seine Verletzungen. Dennoch - das war es wert gewesen. Nicht alle Wunden ließen sich jedoch so leicht versorgen. Aus seinen Augen tropfte Blut, wenig zwar, aber stetig. Wirklich merkwürdig war allerdings, dass es davor schweben blieb. Ein weiteres Problem? Ein paar Tests später war klar, dass es vermutlich über das Wirken entsprechender Zauber unter Kontrolle halten ließ. Eine weitere Theorie war, das Ralkarions Körper schlicht zu schwächlich war, um die Energien des Nexus ohne Nebenwirkungen zu nutzen. Ich schlug dennoch vor, Al’Chara zu konsultieren. So angewidert sie von Blutmagie war, so verstand sie doch eine ganze Menge davon.
Die Rückkehr aus dem Nexus erwies sich jedoch als komplizierter als gedacht, da am Ausgang nun ein weiterer Bugbear aufgetaucht war, der nicht begeistert von unserer Anwesenheit war. Es kostete etwas Überredungskunst, ihn zu überzeugen und das Endergebnis bekam ich nicht mehr mit, da ich plötzlich Krathus Hand an meiner Hüfte spürte und wir im nächsten Moment wieder in Melodys und Angstrums Nest standen. Anerkennend fragte ich ihn, seit wann er das könne. Noch nicht all zu lange, offenbar, allerdings erzählte er mit Begeisterung die Geschichte, wie er mit diesem Zauber Ralkarion hoch in die Luft auf sein fliegendes Yak teleportiert hatte als Rache für, wie er fand, respektlose Kommentare. Ich grinste erneut. Ralkarion hatte offenbar nicht nur unter meinen Späßen zu leiden…
Wenig später erschienen auch Ralkarion und Angstrum, abgeholt von Krathus, der mir einen Shrimp in die Hand drückte und mich warnte, dass ich es nicht essen sollte, das würde weh tun. Es stellte sich heraus, dass Ralkarion statt der Unsichtbarkeit diesmal zu einem Polymorphzauber gegriffen hatte um Garret in diese Form zu zwängen als Rache für eine Ohrfeige. Die Interaktion hatte Ralkarion offenbar widerstandsfähiger gegenüber Angriffen gemacht, was Garret natürlich ausprobieren musste. Wirklich reuevoll wirkte er nicht, als ich den Shrimp auf den Boden klatschte und daraufhin Garret in seiner eigentlichen Gestalt wieder erschien.
Angstrum machte sich nun jedoch Sorgen um die Verteidigung von sich und Melody ohne den Nexus. Im folgenden Gespräch kamen wir auf die Kobolde des Roten - und einen gewaltigen Fehler Angstrums. Er druckste zunächst allerdings herum. Fand ich das normalerweise eher putzig, war es bei diesem Thema völlig unangemessen. Wir brauchten klare Antworten von ihm, ohne seine übliche Redseligkeit. Ich beschloss, ihm zu diesem Zweck einen Schrecken einzujagen und die Ernsthaftigkeit der Situation zu demonstrieren. Melody griff zwar beruhigend ein, als ich nach Angstrums Kehle griff, doch die Geste hatte ihren Zweck erfüllt. Angstrum berichtete für seine Verhältnisse ziemlich schnörkellos, wie er die Kobolde, die hier gewesen waren, einfach hatte umkehren lassen mit dem Versprechen, niemandem etwas davon zu erzählen. Kobolde, die wohl ein Fernrohr dabeigehabt hatten. Ich seufzte. Vermutlich hatte der Rote also so vom Nexus erfahren. Allerdings hatte niemand etwas von weiteren Schuldzuweisungen, also ließ ich Angstrum los und bat um Entschuldigung für meine Grobheit. Letzten Endes hatte sich unsere Situation dadurch auch nicht geändert - wir waren ohnehin davon ausgegangen, dass der Rote die Position des Nexus kannte.
Da hier damit alles erledigt war, verabschiedeten wir uns und teleportierten zurück nach Zoica, um dort den Rest des Tages abzuwarten. Auf dem Weg zum Compound begegneten wir erneut zwei Schülern der Akademie - und auch diese hatten offenbar gerade mit magischen Mitteln einen Händler um seinen Verdienst gebracht. Schon wieder. Vielleicht wurde es Zeit, das Biest loszulassen… so postierte ich mich mit verschränkten Armen in ihrem Weg. Versuchten sie anfangs noch einfach, an mir vorbeizugehen, weiteten sich ihre Augen kurz darauf, als ich meine Augen und Goldsträhnen schwarz werden ließ und meine Adern schwarz hervortraten, während ich ihnen befahl, damit aufzuhören - oder sonst… Die Angst in ihren Augen verschaffte mir eine gewisse Genugtuung und die Hoffnung, dass zumindest diese beiden ihre magischen Fähigkeiten nicht mehr derart missbrauchen würden. Dennoch, eine Lösung musste gefunden werden - vielleicht könnten wir uns den Rest des Tages damit beschäftigen? Bis dahin begnügte ich mich, den beiden Davonhüpfenden noch eine kaum verhohlene Drohung hinterherzurufen, sollten sie das noch einmal versuchen. Wer ihnen wohl die Schnürsenkel zusammengebunden hatte - Garret oder Krathus? Netter Einfall, jedenfalls.
Ralkarion war wenig überraschend wohl ein wenig entsetzt von dieser Seite von mir. Nun, ich hatte ihn gewarnt und offenbar hatte er auch kein gesteigertes Interesse daran, sich darüber zu streiten, was mich doch sehr erleichterte. Im Compound angekommen, mussten wir jedoch feststellen, dass Krathus abhanden gekommen war. Ich verfluchte mich dafür, so unaufmerksam gewesen zu sein. Da wir uns ungefähr denken konnten, wo er hin verschwunden war, dürfte sich der Schaden hoffentlich in Grenzen halten - zumal es immer deutlicher wurde, dass wir uns ohnehin nicht lange vor dem Roten verstecken können würden…