Krathus kehrte irgendwann zurück und erzählte er wäre bei Razora gewesen. Natürlich war er dort und mir schwante bereits übles. Jedesmal nach einem seiner Besuche war der nächste von mir gespickt mit Katastrophen gewesen. Ich wunderte mich, ob ich es wohl schaffen würde ihm ungesehen den Hals umzudrehen …
Doch diesen Gedanken zu folgen, musste ich für später aufheben. Zunächst ging es weiter um unsere Planung, besonders wie wir mit den Yuan-ti umgehen würden. Ihnen eine Demonstration unserer Macht zu geben, schien zunächst in weite Ferne gerückt, da wir die Armschienen nicht aufladen konnten. Doch stellte sich dann heraus, dass meine Bindung an den Nexus offenbar auch auf eine hohe Entfernung wirksam war. Es sponnen sich einige wirre Ideen, wie wir mit einer speziellen Verwandlungsmagie aus einem von uns zur besagten Verdeutlichung unserer Stärke einen Drachen machen konnten. Viel zu verlieren hatten wir mit dieser Idee auch nicht mehr. Aber spätestens dann und dort würden wir sicher wieder Shadar’s Aufmerksamkeit erringen.
Ava vernahm plötzlich nebenan Geräusche. Jemand schien dort zu räumen. So ging sie hinüber, während wir anderen lauschten. Es war ein wenig eigenartig was wir hörten. Scheinbar viele Leute, die sinnlos aneinander gereihte Sätze von sich gaben. Nach einiger Zeit gab unsere Elfe ein klares verbales Zeichen, in dem sie nach uns verlangte. Natürlich musste Krathus direkt und ohne nachzudenken den Kopf rausstrecken. Das Beste was Ava einfiel war nun ihn mit „Cuu“ anzusprechen. Sogleich zog ich die Tür komplett auf und schob den überraschten Krathus heraus. Das war mehr eine Impulshandlung denn gut überlegt, da wir ja ungesehen bleiben sollten und so verdammte ich innerlich diese Tat auch gleich wieder. Wieso konnte sich keiner von ihnen in Zurückhaltung üben, wenn wir unentdeckt bleiben sollten … ?
Das wirre „Gespräch“ ging weiter. Zwischenzeitlich lief mir dann ein kalter Schauer über den Rücken. Eine der Stimmen klang verflucht nach Harkis. Garret hatte dies erstaunlicherweise überhaupt nicht realisiert. Aber er hatte ja auch nichts von dem durch Harkis Gesagten realisiert, als dieser noch mit uns reiste.
Das merkwürdige Zusammentreffen endete schließlich. Ava berichtete von einer Kreatur, die sie als Imperial Nightingale beschrieb. Nur dunkel kam meine Erinnerung an die Erzählung von einem ähnlichen Wesen namens Suna hervor, von der Garret berichtet hatte und welche später mit Harkis mitgezogen war. Dieser nebenan kramende Vogel war wohl dabei gewesen im Compound alles mitgehen zu lassen, was nicht angenagelt war. Die Yuan-ti waren ja noch dreister, als ich es während meiner Jugendtage war.
Wir schoben dieses Ereignis aber erst einmal beiseite. Da Ava zuvor Krathus Rüstung zum Schmied gebracht hatte und dieser bis morgen an jener zu arbeiten hatte, mussten wir noch einiges an Zeit rumbringen. Ava selbst war davon scheinbar etwas besessen sich den diebischen Jungmagiern anzunehmen. Auf kurz oder lang müsste man isch derer annehmen, aber dafür unsere Tarnung zu riskieren hielt ich im Moment für fragwürdig. Sie war aber der Ansicht, dass wir verkleidet sicherlich ohne Probleme durch die Stadt kämen. Ich war skeptisch.
Wir warteten etwas, nachdem sie kurzerhand losgezogen war, im Theater nach etwas Brauchbarem zu suchen. Bei ihrer Rückkehr stand sie mit eher fragwürdigen Kostümen vor uns. Garret steckte sich in eine ärmliches Bauerngewand und nutzte eine recht stumpfe Illusion eines Bouquets, das er vor sein Gesicht hielt. Wenn das nicht wieder der wandelnde Busch war …
Krathus erhielt eine Königsgewandung. Berücksichtigte man seine irrigen Vorstellungen über den Bau eines Hortes und einhergehende Machtphantasien, dann war dies keinesfalls förderlich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Mir wurde eine rudimentäre Uniform einer Stadtwache ausgehändigt. Wobei der Helm weder aus Metall war noch über meine Hörner zu ziehen ging. Etwas rohe Gewalt führte dann dazu, dass besagte Hörner einfach durch den Papphelm stießen. Es war lächerlich.
Da es an Theaterschminke fehlte, um unser Äußeres final anzupassen, war die ganze Aktion mit der Kostümierung irgendwie komplett nutzlos gewesen. So griffen wir doch wieder zu meinem Unsichtbarkeitszauber.
Schon kurz nachdem wir ausgezogen waren, um in der Akademie mit unseren Nachforschungen zu beginnen, trafen wir auf Marco. Dieser Gab einen Hinweis auf den Freedom Fighter Squad – dem Gruppierungsnamen, unter welchem Garret seine „Revolution“ durchgezogen hatte. Scheinbar war diese Vereinigung wieder, oder erneut am Werke. Und dazu auch noch an exakt dem Ort, wo wir Derrin angetroffen hatten. Also machten wir uns auf den Weg dorthin, um zu ermitteln, was diese Leute nun wieder vorhatten.
Als wir angekommen waren lösten wir einen neu installierten Spinnenalarm aus und fanden uns vor der mit Runen bedeckten Geheimtür wieder. Ava löste die Magie auf und ich wunderte mich darüber, wo sie das gelernt hatte. Sie schritt direkt hinein. Nachdem eine andere Stimme zu hören war und sich Ava etwas merkwürdig verhielt und die vor uns stehende Person, welche sich ihr gegenüber als Steffge vorstellte, wie einen Freund behandelte, schritt ich ein. Es machte den Eindruck, als sei sie verzaubert worden. Die Unsichtbarkeit auflösend durchbrach ich diesen, woraufhin sie wenig erfreut recht rabiat mit dem Sonderling umging.
Diese Leute hatten sich irgendwie in den Kopf gesetzt den Squad am Leben zu erhalten und sich zugleich mit magischen Mitteln zu bereichern. Da sie aufgrund eines fehlgeleiteten Kodex nur dem Initiator der Revolution zusprachen diese Gruppe aufzulösen trat nun Garret hervor und tat genau dies. Ava sorgte dann mit deutlichen Worten dafür, dass ihnen klar war sich nicht erneut danebenzubenehmen.
Gleichermaßen erfuhren wir, dass sie hier eine Art Logikrätsel zu lösen, dass sie von einem Yuan-ti Abgesandten erhalten hatten. Uns schwante nichts Gutes. So sandten wir diese Möchtegernhelfer hinfort und wandten uns der Yuan-ti-Teufelei zu. Wobei ich zugeben musste, dass es ein ziemlich fesselndes Rätsel war, dass ich nur schwerlich unbeachtet lassen konnte. Sehr zum Missfallen der anderen, die laufend versuchten meine Konzentration zu stören. Es war lästig. Zumindest Krathus half mir. Schlussendlich wusste ich gar nicht wieso ich so fasziniert davon war, doch es kostete Ava einige Mühen uns dazu zu bewegen aufzuhören.
Wir kamen überein, dass wir was immer das hier war unter Verschluss halten sollten. Es mochte etwas herbeirufen können, zumindest ergab das meine magische Analyse. Vielleicht ein Portal, oder ein Monstrum? Die Spielchen dieser Schlangen waren perfide genug mit allem rechnen zu müssen. Den Ort abdichten und bewachen zu lassen war daher nun das Ziel.
Ava blieb zurück, während wir zu Posetine aufbrachen. Vor dem Zugang zur Kanalisation saß erneut Marco. Er bemerkte uns, was mich wenig überraschte. Dann begann er uns zu belehren, dass dies bloß wegen dem erneuten Aufbau der Akademie passieren konnte. Doch da irrte er, denn eigentlich war es nur wegen der Absetzung Cuu’s möglich. Ich hatte wirklich genug von warf ihm vor, dass sein ganzes Gehabe sich für die Bewohner einzusetzen Unsinn war, da er sich nie selber einer Sache annahm. Seine Reaktion war, dass er uns ja darauf hingewiesen habe und er sich nicht in Gefahr bringen konnte. Wenn ihm etwas zustieße, würde sich ja niemand mehr um die Leute kümmern können. Es klang nach Ausreden. Jedenfalls merkte er noch an, dass wenn sich uns der Sinn des Rätsels entzog, ja der ursprüngliche Überbringer mehr wissen könnte. Nicht unbedingt die wertvollste Information die er je teilte.
Er zog ab und wir weiter zu Posetine. Sie gewährte uns eine ununterbrochene Bewachung des Ortes durch vertrauensvolle Wachposten. Da nunmehr der erneuerte Unsichtbarkeitszauber aber zeitlich an seine Grenzen stieß, gingen wir in unser Zimmer. Ob meiner Erschöpfung konnte ich nicht uns alle drei erneut verhüllen, weswegen Garret und Krathus im Compound verbleiben, während ich loszog Ava abzuholen.
Als ich ankam war die Wache erstaunlicherweise schon vor Ort. Ava hingegen war verschwunden. Ich bemerkte jedoch, dass die Konfiguration des Rätsels sich verändert hatte. Nach all dem Gemaule, was ich mir anhören durfte bezüglich meiner Versuche das Rätsel zu lösen, hatte sie es ganz offensichtlich jetzt selbst probiert. Ich grinste in mich hinein. Und war kurz darauf wieder davon angezogen. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich final davon löste und mich zurück auf den Weg zum Compound machte. Meine Gedanken kreisten den ganzen Weg zurück eine Lösung zu finden.