Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 87
Wie sich herausstellte, erstaunlich wenig. Der Beholder besaß trotz allem genug Grips, sich außer Sicht zu halten und so luden die Hextor schlicht den Wagen ab und machten sich dann auf den Fußweg zurück. Praktisch. Kurz darauf erwies sich der Beholder erneut als hilfreicher als gedacht, als er darauf hinwies, dass es auch im wesentlich näheren Oclusar einen Teleportationszirkel gab. Oclusar … was es wohl in dieser Welt beherbergen mochte? Sicher, es war eine Ruine von einer Stadt, doch letzten Ende bedeutete das nur, dass es dort etwas gab oder gegeben hatte, dass für die Beholder unter dem Befehl des Großen Roten dort etwas gab, was eine Zerstörung notwendig machte.
Nachdem der Beholder - nachdem Qwe - deutlich machte, dass es für ihn kein Problem darstellen sollte, den Turm zu stabilisieren, so dass wir gefahrlos zum Teleportationszirkel gelangen würden, stand das nächste Reiseziel fest und ich begab mich zur Ruhe. Als ich mich aus der Trance holte, sah ich, dass Garret und Krathus etwas entfernt schlummerten und ziemlich angeschlagen aussahen - was hatte die beiden jetzt schon wieder angestellt? Doch für Nachforschungen fehlte die Zeit, ich hatte wichtigeres zu tun, ich hatte meine Übungen viel zu lange vernachlässigt und da gab es noch etwas, was ich ausprobieren wollte …
Nach einem unnötig ausgedehnten Frühstück, dass den anderen aber immerhin gut zu tun schien, brachen wir auf. Auf dem Weg dorthin gab es noch eine im Nachhinein sehr amüsante Episode, als Krathus in seiner Lauffaulheit versuchte, den Wagen zu lenken, dabei aber ein grandioses Unvermögen zur Schau stellte. Razora zuckte nur mit den Achseln und sagte, dass Kinder halt ihre Fehler machen mussten (wie wahr … ich hatte sehr viele Fehler gemacht), aber ich fürchtete um Wagen und Essensvorräte. Um seine Schnelligkeit wissend wies ich Garret an, hinterherzulaufen und das zu regeln, was dazu führte, dass der Halbling mitten im Sprung hart vom Wagen gebremst wurde, als Krathus die Pferde dann doch unter Kontrolle bekam. Nachdem ich feststellte, dass der Wagen wohl keinen Schaden davongetragen hatte, konnte ich mir ein Grinsen ob der Komik nicht verkneifen.
Die weitere Reise verlief unspektakulär und so erreichten wir am nächsten Tag Oclusar. Die Stadt hatte in dieser Realität nichts mit der Pracht ihres Gegenstücks zu tun, es war tatsächlich nichts als eine Ruine - doch eine voller Überraschungen. Wir hatten noch ein wenig Zeit bis zum verabredeten Teleportationstermin um die Mittagszeit, so dass wir uns entschlossen, die Stadt etwas zu erforschen. Qwe hatte quasi über Nacht beschlossen, seine gestrige Nützlichkeit nicht zu wiederholen und wusste nun nichts mehr über das warum und genaue wann des Angriffs, doch so lange konnte es nicht her sein - der Beholder war erst 3 und er war beim Angriff dabei gewesen. Auf unserem Streifzug durch die Stadt erwartete uns gleich zu Beginn eine handfeste Überraschung: Ein auf den ersten Blick unspektakulärer Geröllhaufen entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als das Gesicht von Tanaos Ayumu. Hieß das, er hatte bei dem ganzen hier seine Finger im Spiel gehabt? Die Prophezeiung bewies, dass er einiges an Weitsicht besaß … wenn er noch am Leben war, sollten wir ihm dringend einmal einen Besuch abstatten. Ral nahm das Ganze mal wieder zum Anlass, sich über sein Dasein als Spielball zu beschweren, aber wenn ihm das Gejammer dabei half, seinen Verstand zu behalten, sollte mir das recht sein.
Unterdessen bestärkte mich das Ganze nur darin, mehr darüber herausfinden zu wollen, was hier passiert war und das Gesicht erinnerte mich daran, dass wir noch immer diese Ringe hatten. Ich hatte nicht vor, die ganze Stadt aufzuwecken – zu viel Zeit, zu viele Mäuler zu stopfen, wenn man sich den Zustand der Stadt ansah, würden sie wohl kaum auf eigenen Beinen stehen können. Aber irgendwo musste es so etwas wie ein Rathaus geben und dort eventuell jemand versteinert sein, der mehr wissen würde. Tatsächlich erspähte ich es und wir machten uns auf den Weg dorthin. Dort angekommen, besah ich mir die Statuen, um Hinweise darauf zu entdecken, wer von den versteinerten eventuell mehr über die Stadt wissen könnte, dann traf ich meine Wahl. Der Erweckte schien jedoch mehr verschreckt als dankbar. Sicher verständlich, doch die Zeit drängte, ich hatte keine Zeit für die Beruhigungsspielchen, die Ral und die anderen spielen wollten. Unglücklicherweise handelte es sich bei dem Erweckten nur um den Assistenten des Bürgermeisters, der noch dazu vor seiner Versteinerung offenbar mit Taubheit geschlagen worden war. Er hätte nur gehört, dass die Arkanisten hier mit irgendwas rumexperimentierten, aber was, da habe er keine Ahnung. In einer solchen Stadt sollte es keinerlei Gerüchte gegeben haben, die dem Assistenten des Bürgermeisters zu Ohren gekommen waren? Unglaubwürdig, doch die anderen schienen ihm zu glauben und mit meiner Menschenkenntnis war es zugegeben nicht all zu weit her, das hatte ich in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, weswegen ich mich dem Eindruck der anderen beugte, aber misstrauisch blieb. Immerhin konnte er uns den Weg zum Labor weisen, insofern war seine Wiedererweckung nicht vollkommen verschwendet. Wir machten uns also auf den Weg dorthin und begannen mit der Untersuchung. Zuerst entdeckten wir nicht viel, bis wir einen Brief von einem gewissen Ethelbald entdeckten, ein Name, der Ral und Garret bekannt vorkam. Er schrieb davon, dass er Studenten aus Zoica ein paar gestohlene Bücher abgenommen hätte und da sich dort niemand daran erinnere, hätte er sie hierher geschickt. Zu viert wühlten wir uns durch die Trümmer und schließlich wurden Ral und ich tatsächlich fündig. Der Inhalt war hochinteressant - er enthielt zumindest Teile der Geschichte der Entstehung und Nutzung der Nexi, unter anderem sprach es von einem Ethereal Nexus in den Haze Peaks, der von einem Untergebenen des Großen Roten gefunden wurde und die Experimente damit löschten eine ganze Nation aus. Nachdem wir nun bereits mehrere Nexi erlebt hatten, fiel es mir nicht schwer, das zu glauben.
Leider gab es drüber hinaus nichts mehr zu entdecken und auch die Durchsuchung des Restes der Stadt förderte außer ein paar Goldmünzen nichts Wichtiges zu Tage. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir irgendetwas übersahen, doch die Zeit, zu der wir nach Zoica zurückkehren sollten rückte näher. Qwe hatte in der Zwischenzeit mit Trümmerteilen den Turm stabilisiert und eine provisorische Treppe gebaut. Garret, Ral und Krathus gingen zuerst durch, während ich zurückblieb um sicherzugehen, dass alle Rachwoodler und vor allem Qwe durchkamen.
In Zoica angekommen erwartete mich eine weitere amüsante Szene. Nein, zwei… die erste war ein angekokelter Garret. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was geschehen war. Die zweite, wesentlich amüsantere Szene war das Aufeinandertreffen von Chrylax und Qwe. Qwe’s telekinetische Begrüßung und der Ausdruck milder Panik in Chrylax untotem Gesicht angesichts seines Unvermögens, einen Feuerball heraufzubeschwören, war unbezahlbar. Ich und Ral amüsierten uns königlich. Als wir nach oben kamen, unterhielt sich Krathus gerade mit Melody. Schon fast niedlich, bis Qwe nachkam und sein Auge auf Melody richtete - und plötzlich stand eine Harpyie vor uns. Interessanterweise hatte Melody selbst keine Ahnung davon, was sie wirklich war und war ob der Entdeckung gar nicht glücklich - ihr Vater hatte sie ihr ganzes Leben lang belogen. Nun, damit würde sie schon klarkommen, das wusste ich aus Erfahrung und immerhin kannte sie jetzt die Wahrheit. Melody verzog sich in ihr Nest - erst jetzt fiel mir auf, dass sie tatsächlich ein Nest gebaut hatte - und wir konnten weiter, doch Ral bestand darauf, sich erst um Melodys verletzte Gefühle zu kümmern. Da Chrylax uns nicht weiter als Gäste dulden wollte, warteten wir draußen, bis Ral zurückkam und sahen uns ein wenig um. Auf dem (ehemaligen) Marktplatz entstand gerade tatsächlich die Akademie - derzeit noch aus Holz, ein Umstand, der Chrylax dazu veranlasste, seine Schüler auf dem Dach zu unterrichten, wie Melody noch verraten hatte, bevor sie ob ihres Äußeren jede Rationalität verloren hatte.
Als Ral herauskam, hatte sich eine beachtliche Menge an Schaulustigen versammelt, die Rachwoodler waren nicht eben unauffällig. Als wir loszogen, ließen sie uns allerdings problemlos passieren. Wir gingen zunächst in Richtung des nun ehemaligen Compounds der Hextor – dort gab es genügend Platz für die Rachwoodler, um sie erst einmal unterzubringen. Dann wurde es Zeit, im Hauptsitz nach dem Rechten zu sehen. Bei dem Gedanken beschlich mich ein mulmiges Gefühl, wenn ich bedachte, wer dort alles im vergangenen Monat regiert hatte, doch zunächst wurde Krathus von dem Mädchen angesprochen, dass wir als Kleiner Drache kannten. Kleiner Drache und der Kobold … welch wunderbare Ironie. Nur zu gerne hätte ich mit Marco gesprochen und wies sie an, ihn zum Compound zu holen, doch leider hatte er sich die interessanten Infos bereits von den Rachwoodlern geholt – ärgerlich. Krathus war etwas verwundert ob unseres Umgangs mit dem kleinen Mädchen, daher klärten wir ihn auf, was es damit auf sich hatte.
Im Compound angekommen, bemerkten wir zuerst einmal, dass Boulder ihn fast vollständig wieder hergestellt hatte. Wenn seine Kumpane aus Cindercrest ähnlich schnell arbeiteten, könnte Zoica schon bald in altem Glanz erstrahlen … doch der Reihe nach. Zunächst empfing uns Gereon und linderte meine schlimmsten Befürchtungen … es schien nicht viel passiert zu sein, Steuereinnahmen waren gut, die befürchtete Katastrophe war nicht eingetreten. Und so wanden wir uns dem nächsten Menüpunkt zu: Ein dringend notwendiges Gespräch mit Al’Chara über die Geschehnisse rund um Ark’Therion, ihren Spross Lia und praktisch alles andere. Gegen Abend würde also ein Arbeitsessen stattfinden. Das gab mir noch Zeit, meine unbequeme Rüstung von diesem Stümper aus Plateau in der Garnison abzugeben und hoffentlich in eine passende zu wandeln.
Dann wurde es Zeit, sich auf das Essen vorzubereiten. Wir wollten etwas von Al’Chara wissen. Ihr bisheriges Verhalten ließ darauf schließen, dass sie gerne hofiert wurde, war sie doch das Herrschen gewohnt. Zeit also, ein wenig von den Tischmanieren an den Tag zu legen, dass mir Mutter versucht hatte beizubringen. Widerwillig wusch ich mir meine Bemalung aus dem Gesicht und suchte das Abendkleid aus meinem Gepäck heraus. Definitiv nicht meine bevorzugte Kleidung, aber ich hatte die Hoffnung, dass es die alte Drachin milde stimmen würde und sie etwas kooperativer machen würde.
Nun, das klappte nicht ganz, denn was ich nicht wusste war, dass das Buch offenbar auf mich abgefärbt hatte –- ich “stank” nach Blutmagie. Eine durchaus interessante Entdeckung, der ich bei Gelegenheit nachgehen würde, doch aktuell eher ein Hindernis. Wir erzählten ihr also von dem Buch – sie schien überrascht, dass wir es an uns hatten bringen können. Nichtsdestotrotz bot sie an, das Buch zu übersetzen, damit wir es dann loswerden könnten. Auch wenn ich Rals Einschätzung teilte, dass das ein Fehler wäre, verdrehte ich innerlich die Augen, als er seine Ablehnung lautstark verkündete. Das musste Al’Chara doch nicht wissen, aber gut - ich stand auf und holte das Buch. Das Fossil hielt Wort und übersetzte das Buch für uns - und was daran stand, war in der Tat hochgradig interessant. Zunächst einmal enthielt es dieselbe Geschichte, die wir auch im Buch in Oclusar gefunden hatten, was die Frage aufwarf, wie Ethelbald daran gekommen war und wer diese Studenten waren, die das Buch gestohlen hatten. Noch interessanter war, dass es auch die Geschichten der anderen beiden Nexi enthielt und so viel mehr. Offenbar war das Blut der goldenen Drachenfamilie Dacra der Schlüssel zur Erschaffung weiterer Nexi. Nachdem der große Rote Arcalis getötet hatte, blieb ihm dafür nur dessen Frau Yonzi, die aber kurz vor dem Sterben war. Offenbar hatte der Rote sie daraufhin mittels Blutmagie am Leben gehalten und ihren Abkömmling Posetine erschaffen, die unwissenderweise dazu genutzt wurde, die weiteren Nexi zu erschaffen. Damit hatten wir zumindest einen Weg, zu verhindern, dass weitere Nexi geschaffen wurden. Zwar gab es derzeit keinen Anhaltspunkt, dass das geplant war und die vier Nexi würden wohl zur “Ascendance” genügen, aber als Backupplan durchaus brauchbar. Es drängte sich außerdem die Frage auf, was wohl mit den anderen Nexi geschehen würde, wenn Posetine starb … darüber sollten wir uns bei Gelegenheit informieren. Darüber hinaus drängten sich noch unendlich mehr Fragen auf - beispielsweise hatte Loganar offenbar die Nacht, durch verschiedene Realitäten zu wandern und Leute von einer zur anderen zu versetzen. Über welche Macht verfügte Shadar, wenn selbst ein solch mächtiges Wesen seine Befehle verfolgte? Warum waren die Nexi alle im Süden, Osten oder Südosten von Logothil lokalisiert? Und so vieles mehr, was es zu klären galt.
Mit der neuen Information wollte Ral dennoch in Richtung Ethereal Nexus aufbrechen oder die andere Gruppe in die Richtung schicken, doch ich war skeptisch – unsere bisherigen Begegnungen mit den Nexi waren nicht unbedingt von der Art gewesen, die mich ermutigten, ohne mehr Wissen und/oder mehr Macht einen weiteren aufzusuchen. Selbst Garret stimmte zu und brachte ein, dass dieser Nexus als der originale vermutlich sogar besonders gut geschützt sein dürfte. Einen Moment lang dachte ich, dass Ral dann offenbar sogar seine im Weg stehende Suche nach seiner Schwester hinten angestellt hatte, doch als ich ihn darauf ansprach, wurde ich eines besseren belehrt. Innerlich seufzte ich. Wir brauchten Ral, wenn wir auch nur eine Chance haben wollten, irgendwann Kontrolle über die Nexi zu erlangen. Wir würden uns wohl darum kümmern müssen, ein abgelenkter Ralkarion war ein höheres Risiko, als ich bereit war einzugehen.
Sitzung 86
Wir hielten uns eine Weile vor dem Eingang der Höhle auf, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Besonders die Nahrungsmittelfrage war kritisch. Wir hatten eine große Gruppe zu versorgen. Krathus hatte diesbezüglich aber einen sehr nützlichen magischen Trick parat, mit welchem er Nahrung und Wasser erzeugen konnte. Andernfalls wäre diese Einöde wohl unser langsames Verderben geworden. Als dies geklärt war entschieden wir den noch verbleibenden halben Tag zu reisen. Es ging nach Nordwesten, immer an der Bergkette entlang.
Der Abend kam und wir setzten uns zur Rast nieder. Ich konnte es gar nicht erwarten etwas zur Ruhe zu kommen. Iris hatte mich unter permanentem Stress gehalten. Eine gewisse, wenngleich schmale, Zuversicht erfüllte mich zu wissen, dass wir die Beholder vorerst hinter uns gelassen hatten.
Nun … bis Ava mich jäh aus dem Schlaf riss und ein eben solcher nun direkt vor uns schwebte. Er forderte Garret zum Duell heraus. Sollte sich zeigen, dass dieser Beholder namens Qwe von Ocanar gesendet worden war. Er war der Telekinetiker für Zoica. Und laut seinen „Regeln“ konnte er sich nicht einfach Befehle von irgendjemandem geben lassen. Der Anführer der Stadt musste sein Können unter Beweis stellen und Qwe im Duell besiegen, damit dieser auch mitspielte. Es war einfach großartig vom Regen in die Traufe zu stolpern.
Zunächst verwickelten wir Qwe in ein Gespräch, um das Thema zu umschiffen. Aber es gab kein Durchkommen. Zumindest aber fanden wir heraus wie die Beholder überhaupt entstanden. Ocanar kreierte sie, wenn er Albträume hatte. Der Menge an Augenviechern in Iris zu entnehmen wird das wohl ein täglicher Prozess sein. Für ein Wesen mit seiner Macht würden derlei Albträume als Irrwitzig gelten. Aber wir hatten gesehen, was Shadar im angetan hatte. Ein Beweis mehr für meine Theorie, die ich gegen Morgen noch mit Kopfschmerzen als Bezahlung bestätigt sah. Stellte sich die Frage, ob die Beholder wohl wieder dematerialiserten, wenn Ocanar das zeitliche segnen würde.
An dem Duell gab es nichts zu rütteln. Ava machte es gar noch komplizierter. Sie forderte Teams. Ein Anführer müsse Untergebene haben, die seinen Anweisungen folgen, um zum Erfolg zu gelangen. Aha. Ich war so erschöpft vom Tag und sicher keine große Hilfe, also entschloss ich mich dem Beholder zur Seite zu stehen. Und dieser – sicher, dass zwei halbe Personen eine vollständige ergeben würde – gestand Garret sogar zwei Alliierte zu. Ich wunderte mich ob Garret und Krathus gemeinsam dann auch genauso gewieft wären, wie eine normale beziehungsweise normal große Person. Hätte eigentlich amüsant sein sollen, doch konnte es mir kein Lächeln abringen. Ava machte mit sehr eindrucksvoller Mimik klar, was sie erwartete. Da ich keinen Schimmer hatte, wie ich diese Ava zu deuten hatte fragte ich aber lieber nochmal heimlich nach.
Die anderen planten ihren Auftritt. Derweil begleitet ich Qwe ein Stück abseits. Er war total aufgeregt und ging davon aus zu verlieren. Schließlich sie Garret ja ein Herrscher und müsse damit mächtiger sein. Heh, ja genau …
Die Chance nutzend wollte ich gleich ein paar Dinge klarstellen, wie sich das Leben in Zoica darstellen würde. Keine Leute rumwerfen, essen, auf andere weise töten. Einem Beholder humanoide Etikette beibringen war stets mein Traum gewesen. Ich seufzte tief ich mich hinein. Um ihm klarzumachen wie ernst es mir damit war sagte ich ihm auch deutlich, dass Verstöße bedeuten würden, dass wir uns diesen annehmen müssten. Und wenn wir das täten, dann könnten wir den Deal mit seinem Boss nicht einhalten. Und der war ja nunmal allsehend, was wohl Konsequenzen für Qwe hätte.
Keine Ahnung, ob die Nachricht ankam. Denn ihm platzte noch heraus, dass Ocanar gar nicht so allsehend wäre. Alles was die Beholder anblickten sei in ein antimagischen Feld gehüllt und läge damit nicht in Ocanar’s Blickfeld. Das war gut zu wissen. Vielmehr aber noch, dass dieser Beholder wohl auf einer ähnlichen Stufe mit Krathus und Garret stand. Tendenz zum Unsinn verzapfen. Konnte nützlich, oder katastrophal sein in seinem Fall. Wobei … eigentlich in allen drei Fällen. Man könnte meinen Ocanar hätte sich mit der Auswahl einen doppelten Spaß erlaubt.
Der „Kampf“ begann dann kurze Zeit später. Qwe’s Unwillen meine verbleibende magische Energie auf sich wirken zu lassen machte mich noch unnützer in dieser Situation. Ich agierte so sinnfreien, wie es mir möglich war und ließ die anderen den Job zu Ende bringen. Als Qwe allerdings anfing Verdacht zu schöpfen musste etwas geschehen. Krathus hatte erheblich einstecken müssen, nachdem ich dem Beholder vermittelt hatte wie gefährlich der Heiler sei. Er schlug sich aber wacker, hatte er nicht zuletzt auch die größten Defensivfähigkeiten im Arsenal. Mein Augenmerk fiel daher auf Garret. Ihm eine magische Schelle zu verpassen tat ganz gut. Dachte ich wäre darüber hinweg, wir haben uns ausgesprochen gehabt und alles. Aber nachdem er offenkundig Mitschuld an dieser Ava war hatte ich einen erheblichen Drang ihn übers Knie zu legen. Wieder und wieder. Es sollte aber erstmal nur bei dem einen „Ausrutscher“ bleiben. Team Garret gewann. Yay …
Wir kratzten Krathus und Qwe auf. Dieser war zwar etwas skeptisch, ob alles wirklich fair gelaufen war, doch erkannte das Ergebnis an. In mir loderte die Frage auf, ob man wohl das Licht aus seinem Primärauge scheinen sah, wenn man eine Kerze in seinen Schädel stellte. Vielleicht hätte ich mich aber lieber mit den dutzenden Rachwood’lern auseinandersetzen sollen, die inzwischen mit Waffen gezogen um uns standen. Keiner hatte etwas Dummes getan. Ihnen stand eher die Verwunderung im Gesicht denn der Wunsch sich erneut Behindern gegenüber zu sehen. Der Pulk ließ sich daher schnell auflösen. Als ich meine Müdigkeit zum Ausdruck brachte traf mich plötzlich ein Licht. Das nächste, was ich weiß ist, dass ich mit einem verspannten Nacken am nächsten Morgen dort aufwachte, wo ich scheinbar umgekippt war. Dieser verfluchte Beholder hatte mich einfach mit seiner Magie in den Schlaf geschickt. Und keiner der anderen hielt es für nötig mich zu meinem Nachlager zu tragen. Dass Ava neben mir war, wie ich meine Augen aufschlug machte es trotzdem nicht besser.
Nach einem kümmerlichen Frühstück wollten wir aufbrechen. Qwe sollte sich unauffällig verhalten und in eineiigem Abstand zu uns bleiben. Wer weiß auf wen wir treffen würden. Er tat wie ihm befohlen wurde, wobei er noch meinte, dass er eh genug von der Hexe hätte. Ich schaute zu Ava. Sie war schon eigenartig geworden, aber sie als Hexe zu bezeichnen … wäre angemessen, dennoch irritierend. Auf Nachfrage verwies er darauf jemand anderes zu meinen. Garret nutzte eine erstaunlich wirkungsvolle Magie, die den Bereich um uns herum illuminierte. Das brachte dann eine junge Frau zum Vorschein, die sich zwischen den Felsen verbarg. Scheinbar menschlich und etwas dünn bekleidet für eine Region wie diese fand ich. Hoshana war ihr Name. Und um das Tüpfelchen auf das I zu setzen machte sie keinen Hehl darum eine Kataklysmus-Druidin zu sein. Ihrer Behauptung nach wollte sie uns helfen. Die Hextor seien direkt auf unserem Reiseweg. Wir würden ihnen in etwa einer Tagesreise begegnen. Den Beholder, Krathus und die Rachwood’ler im Schlepp wäre dies milde ausgedrückt ein Wagnis.
All ihren Andeutungen nach war dies alles, waren wir, Teil in ihren Planungen. Es hing mir zum Hals heraus. Scheinbar hatte jeder der großen Spieler auf diesem Schachbrett etwas mit uns vor, oder Anweisungen denen wir folgen sollten. Drunten, die sich nicht um den Tod ganzer Rassen scherten. Eigentümliche Magier, die Prophezeiungen der Zukunft weitergaben … welche auch noch zutreffend waren. Fliegende großmäulige Augen mit Tentakeln, die uns ihren Willen aufdrückten. Labbrige Skelettmagier aus vergangener Zeit, die uns mit Tod durch Skelettieren drohten, wenn wir nicht Cupido für sie spielten. Halbelfische Schlampen, die einen für ihre Dienste einspannten und der Freiheit beraubten. Und nicht zuletzt Väter, die ihre Kinder misshandelten, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Ich hätte explodieren können. Glaube sogar, dass ich es tat. Mir fehlten einige Minuten meiner Erinnerung, wo ich offenbar dem ganzen Luft machte – zumindest den Gesichtsausdrücken der Umstehenden nach zu urteilen.
Nein. Wir würden dieser Druidin nicht gestatten uns als Spielball zu verwenden. Ums verrecken nicht. Wir hätten die Hextor auch umgehen können. Krathus enthielt sich, da er keine Erfahrungen mit ihnen hatte. Garret wollte sie treffen. Ava hatte zunächst Argumente gebracht, wie es auch nützlich sein könnte der Spielball für solche Leute zu sein. Ging es noch? Hatte sie zu viel von Katan’s Mist geraucht? Doch im gleichen Atemzug wertete sie alle Standpunkte aus und da sie Garret nicht zustimmen wollte, ging sie konform mit meinem Vorschlag. Ich war extrem verwirrt. Das war vielleicht gut so, denn es ließ mich noch einmal über alles nachdenken. Sie hatte einen wichtigen Punkt gebracht in alledem. Würden wir die Hector treffen und vom Angriff abhalten können, dann würden wir verhindern, dass der Nexus sich füllte. Das war in der Tat ein verdammt guter Grund. Und ich hasste ihn. Inbrünstig. Denn es hieß die großen Spieler hatten wieder mal für uns entschieden. So änderte ich schlussendlich meine Meinung. Ein Treffen mit Fanatikern stand auf dem Plan. Zum Wohle des großen Ganzen. Man musste sich nur wundern wem das am Ende tatsächlich zum Wohle gereichen würde. Ich hatte da ein ganz mieses Gefühl.
Wir reisten weiter nach Norden. Unser Haufen aberwitziger Kämpfer blieb aber gut ein bis zwei Stunden hinter uns. Das Treffen mit den Hextor sollte am Abend stattfinden. Bestmöglich ohne den Eindruck zu vermitteln, dass sie sich verteidigen müssten. Hoshana hielt Wort und brachte uns direkt zum Zelt des Anführers. Es war eigenartig. Sie nahm uns mit in eine Form von Zwischenebene. Graue Schleier, dunkle Schwaden, alles wirkte ein wenig verschwommen in der Weite. Derweil durchdrangen wir Materie, als wäre sie Luft. Das war eine mächtige Magie. Sek konnten damit überall sein, alles mitbekommen und doch ungesehen bleiben. Wer weiß welches Wissen sie damit angehäuft hatten, oder ob sie uns seit jeher beobachteten. Der Gedanke endete abrupt, als wir plötzlich vor dem Anführer materialisierten. Hoshana war weg. Dafür stand uns nun Mundo gegenüber …
Die Rüstung erkannten Garret und ich sofort. Und sie griff geradewegs zu ihrer Waffe. Es dauerte einen Augenblick ihm klarzumachen, dass wir keine Bedrohung waren. Doch er ließ sich drauf ein. Was hatte er zu verlieren. Wir waren inmitten seines Camps mit zwei Legionen Hextorkriegern. Nachdem er Garrets Siegel inspiziert hatte bat er diesen in einen magischen Zirkel. Es zeichnete sich eine lustige Runde „Befrag den Fanatiker“ ab. Passte je nach Tageslaune ja zu beiden. Es war keinesfalls enttäuschend, wenn man bedenkt was wir in Erfahrung bringen konnten.
Halten wir zunächst einmal fest, dass das Bild in Mundi’s kleinem Schlafgemach gar nicht ihn, Lia und Bashere zeigte. Sondern Ihn, Lia und Mundo. Jetzt, da ich ihn tatsächlich vor mir sah, war es ganz deutlich.
Lia war Mundi’s Verlobte gewesen – oder ist es sogar noch? Scheinbar hatte sie Informationen gehabt, die darauf hindeuteten, dass eine Person, welche bloß „der graue Mann“ genannt wurde, in Ark’Therion versuchte an besondere Forschungsergebnisse von Arcalis zu gelangen – offenbar im Auftrag Shadar’s. Ausgehend von unserem Wissensstand, ohne dies Mundo mitzuteilen, handelte es sich dabei vermutlich um Nexusforschung. Wobei mir direkt unklar war, wieso Arcalis – Bündnis hin oder her – Forschungsergebnisse dieser Natur so weit im Norden bei Alliierten hielt. Jedenfalls war sie davon überzeugt, dass besagter Person Einhalt geboten werden müsse. So bat sie Mundi um Hilfe. Dieser hingegen empfand die radikale Art eine ganze Stadt dem Erdboden gleichzumachen als zu verwerflich. Man höre und staune … das war der gleiche Typ, der sich aktuell vor den Toren Zoica’s bereitmachte jeden zu töten, nur weil ein paar Hextor sich eine Kirche mit Vorgarten gebaut hatten. In ihrer „Not“ suchte sie dann Mundo auf und blieb wohl etwas länger, als es für alle Beteiligten gut gewesen wäre.
Klassisches Liebesdreieck. Musste ja schiefgehen. Mundo kam der Bitte nach. Ganz wie unsere neue Ava empfand er, dass es zu vertreten war diesen Schritt zu gehen, wenn es im Sinne einer größeren Sache geschah. Sie mögen das so viel wiederholen wie sie wollen, aber der Zweck heiligt nicht immer die Mittel. Ark’Therion fiel. Cenereth hatte sein Leben im Kampf mit dem Roten zuvor ausgehaucht. Wieso jedoch Al’Chara nicht eingriff war mit nicht klar. Wobei wir sie zugegebener weise später in einem Kerker vorfanden. Ein Umstand den Mundo als bedauerlich einstufte, da es bedeutete, dass die Arbeit unvollständig erledigt worden war. Mir fehlten die Worte.
Ein weiterer unglückselige Part des Aufmarsches der Hextor war aber Mundi’s Paranoia. Die Brüder hatten sich in der Zwischenzeit über Lia zerstritten. Als Mundo den Weg nach Ark’Therion antrat dachte Mundi, dass sein Bruder ihn loswerden wolle. Dies führte zu einem Kampf der beiden. Wie die Geschichte gezeigt hatte, ging es nicht gut für Mundo aus. Dieser machte jetzt aber keinerlei Anstalten darüber verärgert zu sein. Vielmehr suchte er fast schon Vergebung für das Vorgefallene. Er liebte seinen Bruder, tat es noch und wünschte sich scheinbar nichts sehnlicher als eine Aussprache. Das … kam unerwartet.
Wenn er keine Feindschaft wünschte, dann war dies gerade eine echte Chance. Ich erzählte dem Kreuzfahrer von den Ereignissen vor Zoica. Er zögerte nicht eine Sekunde und machte sofort einen Schrieb fertig, der die Hextor aufforderte die Stadt zu räumen. Dieses Ergebnis kam einen Wunder gleich. Ganz ohne eine Sphäre eingesetzt zu haben. Obwohl ich mich mit einer solchen im Besitz derzeit wohler gefühlt hätte.
Um das Versprechen an Mundi nicht zu vergessen befragten wir ihn noch nach dem wahrscheinlichsten Aufenthaltsort von Lia. Offenkundig mied sie derzeit beide Brüder. Aber wir hatten zugesagt Informationen über sie aufzutreiben. Mundo konnte sich nur vorstellen, dass sie eventuell in den Ruinen Ark’Therion’s nach Hinweisen suchte. Es waren jedoch 40 Jahre vergangen seit damals. Mir war unklar, was sie nach jener Zeit dort zu finden hoffte. War sich Mundo darüber eigentlich vollends bewusst wieviel Zeit vergangen war? Na ja, er musste ja informiert worden sein. Gut genug zumindest, um sich unbekannten Angreifern von Alliierten stellen zu wollen. Denn das Ziel dieser Truppen war es die Verantwortlichen für das Verschwinden der Bewohner Oclusar’s zu finden. Plus herauszufinden was mit der göttlichen Magie passierte, die die Hextor einsetzten. Denn sie hatten mitbekommen das etwas nicht stimmte.
Es kostete einige Mühen ihm vom Kriegspfad abzuwenden. Doch als er von hunderten von Beholdern hörte war er überrascht. Schließlich ließ er locker. Wenngleich das Thema keinesfalls beendet war. Es brannte ihn mehr zu erfahren, besonders was mit all der abgezapften Energie passierte. Für den Moment jedoch war das Überleben seiner Untertanen ihm wichtiger. Dieser Konflikt war damit vertagt, doch er würde ganz sicher kommen.
Wir gaben das Versprechen mit Mundi auch über das zu sprechen, was Mundo uns mitgeteilt hatte. Hey, wenn die beiden sich zusammenraufen könnten, dann hätten wir doppelt so viel Macht im Gepäck gegen den großen Roten.
Zu guter letzt erbaten wir noch Verpflegung für unsere befreiten Gefangenen. Eine Geschichte, die wir kurz und bündig hielten. Der gute Mundo war schon ein wenig skeptisch geworden. Mag gut sein, dass ihn bloß die Überraschung, dass wir in seinem Zelt aufgetaucht waren, so viel durchgehen ließ.
Seine Garde vor dem Zelt wurde hinzugerufen. Diese war sehr verwundert. Und wurde zugleich zum Packeseldienst verdonnert. Mit zwei Hextorkriegern und zwei vollen Karren entschwanden wir in die Nacht zu unserem verabredeten Lagerort.
Trotz dieses unglaublich positiven Ergebnisses blieben zu viel Fragen offen. Ebenso das Gefühl laufend durch eine unsichtbare Hand gesteuert zu werden. Ohne zu wissen zu welchem Zweck.
Eines war aber für mich klar. Leute würden Fragen beantworten. Ganz vorneweg Mundi und Al’Chara. Und dann war da noch der Gedanke von gestern, der mich umtrieb. Sollte ich es wirklich in Erwägung ziehen?
Sitzung 86
Der Rest des Abends wurde Logistikfragen gewidmet - so viele Mäuler zu stopfen schien in dieser Einöde nur schwer möglich. Mit ein wenig Kreativität entwickelten wir einen Plan, der uns zumindest bis zum ersten Grün bringen sollte. Kurz nachdem wir uns dann also zur Ruhe begeben hatten, wurden wir wieder gestört. Ich nahm eine Bewegung wahr und als ich die Augen öffnete, war hinter Krathus ein rotgeschuppter Beholder erschienen. Instinktiv ließ ich meinen Bogen erscheinen und warnte Krathus ob der potentiellen Gefahr, doch der Beholder war offenbar wegen Garret hier. Er wollte den Herrscher von Zoica zum Duell fordern. Während Krathus Garret weckte, weckte ich Ralkarion.
Der Beholder, der sich als Qwe vorstellte und wohl der Telekinist war, den Ocanar uns sandte, forderte Garret tatsächlich zum Duell über die Herrschaft Zoicas. Ein Duell, dass Garret zwangsläufig verlieren musste - alleine war er ihm nicht gewachsen, soviel war klar. Daher warf ich ein, dass ein guter Herrscher auch andere befehligen müsse und es daher sinnvoll wäre, wenn jemand an ihrer Seite kämpfen würde. Zu meiner Erleichterung stimmte Qwe zu und suchte sich Ralkarion aus - ihm traute ich am ehesten zu, die Rolle des unterstützenden Untergebenen zu spielen, ohne uns wirklich zu schaden. Garrets Wahl - zu der ich ihn zwingen musste, doch welcher Herrscher ließ schon Untergebene für sich entscheiden? - fiel auf mich. Zu unserem Glück wollte der Beholder in seiner für seine Art wohl typischen Selbstüberschätzung auch, dass Krathus an unserer Seite kämpfte.
Während Ralkarion mit Qwe verschwand, gingen wir auf die andere Seite des Feldes. Wir besprachen kurz einen Schlachtplan, doch genauso gut hätte ich den Steinen von der Parallelwelt erzählen können - als das Duell startete, hatte zwar Krathus den Verstand, sich langsam anzupirschen statt vorzupreschen, dasselbe konnte man von Garret allerdings nicht behaupten. Fluchend rannte ich ihm nach - es wäre besser gewesen, Qwe zu uns kommen zu lassen und die Bedingungen zu diktieren, doch diese Möglichkeit war uns nun genommen. Unglücklicherweise war Garret der zentrale Charakter in diesem Kampf, sein Sieg und Schutz musste unsere oberste Priorität sein. Ein heftiger Kampf entbrannte, in dessen Zuge Krathus zu Boden ging und ich eine interessante neue Fähigkeit, das Heraufbeschwören schützender Dunkelheit, entdeckte. Letzten Endes waren wir jedoch siegreich. Ralkarion spielte seine Rolle zwar nicht perfekt, aber gut genug. Ich bildete es mir möglicherweise nur ein, aber ich hätte schwören können, ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen, als er Garret mit einem Zauber traf.
Besiegt stellte Qwe seine Kräfte in den Dienst der neuen Akademie in Zoica, was unter der Bedingung akzeptiert wurde, dass er jeden, der nicht zu unseren Feinden gehörte, in Ruhe ließ, sofern wir es nicht anders befahlen. Dann konnten wir endlich schlafen, natürlich nicht bevor der Beholder uns seine “Hilfsbereitschaft” bewies und Ral auf magische Weise einfach einschlafen lies.
Am nächsten Morgen weckte er uns. Wir besprachen das weitere Vorgehen und beschlossen, dass er bei uns bleiben sollte. Dann verschwand der Beholder, doch mit einem Kommentar, der uns stutzen ließ - die „Hexe” würde ihn schon die ganze Zeit ärgern. Zunächst dachte ich, er würde mich meinen und begann zu analysieren, womit ich ihn genau verärgert hatte, doch Garret und Ral machten mich darauf aufmerksam, dass er wohl jemand anderen meinte. Nach einem Zauber von Garret erschien tatsächlich eine etwas merkwürdig aussehende Menschenfrau neben uns. Misstrauisch beäugte ich sie, doch es schien keine unmittelbare Gefahr von ihr auszugehen. Sie stellte sich als Hoshana, eine Druidin des Zirkels des Kataklysmus vor, was Ralkarion sofort einiges an Misstrauen abnötigte. Nicht, dass ich ihn nicht verstand, mehr noch, ich unterstützte diese Haltung - doch es nutzte nichts, Hilfe nur aufgrund einer diffusen Abneigung abzulehnen. Und Hilfe bot sie uns an: Es sei ihre Aufgabe, uns ins Camp der auf uns zu marschierenden Hextorarmee zu bringen, doch aus welchem Grund sie das wollte, wollte oder konnte sie uns nicht sagen. Nur ein weiterer blinder Befehlsempfänger - ich fühlte mich an Layara aus der Parallelwelt erinnert. Garret bestätigte, dass sie in ihren Absichten ehrlich zu sein schien, somit stand für mich der weitere Weg fest. Die Hextor waren Verbündete, zumindest im Moment, und eine Armee konnte unser Logistikproblem lösen - der Beholder fraß genug für 5 Leute und stellte uns damit vor Herausforderungen. Hoshana konnte diesbezüglich zwar Abhilfe schaffen, doch ließ nicht erkennen, ob sie mit uns reisen würde oder nicht, wir brauchten eine sichere Lösung. Somit stimmte ich, trotz meines Misstrauens gegenüber den Langzeitzielen der Druiden, der Hilfe Hoshanas zu.
Ralkarion hingegen war gänzlich anderer Ansicht und wollte die Armee lieber umgehen, wenngleich ich ihn darauf aufmerksam machte, dass dies mit einer so großen Gruppe mitten in einem Ödland wie diesem wohl nur schwer möglich sein dürfte, doch er war nicht davon abzubringen. Er schien wütend und frustriert ob seiner Überzeugung, dass wir nur ein Spielball im Spiel größerer Mächte waren. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Natürlich hatte er Recht, übersah aber in all seiner zweifellosen Klugheit einen entscheidenden Faktor: Ein Spielball, der Entscheidungen über seine Richtungen treffen konnte, war in der Lage, die Spieler zu bevorzugen oder zu benachteiligen und damit das Spiel auf eine Weise zu beeinflussen, die ihm passte. Natürlich gab es Grenzen für diesen Einfluss, aber ein Spielball zu sein, bedeutete nicht die Machtlosigkeit, die er damit verband.
Statt dies zu sagen - es hätte nur zu einer weiteren, sinnlosen Auseinandersetzung geführt - wies ich ihn noch darauf hin, dass wir so die Chance hätten, die Hextor aufzuhalten und so den Kampf und das damit verbundene Aufladen des Nexus zu verhindern. Ein Argument, dass durchzudringen schien, doch zunächst weigerte er sich weiterhin. Garret und Krathus waren ebenfalls auf verschiedenen Seiten der Diskussion, so dass wir eine Pattsituation erlebten. Ich ging meine Optionen durch. Schlicht hierbleiben war keine Option, wir brauchten eine Entscheidung. Bei allen Überlegungen hatte ich wenig Erfahrung mit den Hextor, Garret und Ral hatten schon öfter mit ihnen zu tun gehabt. Ich vertraute Rals Urteil mehr als Garret. Also sagte ich Ral, dass ich einverstanden wäre, es auf seinem Weg zu probieren, was ihn nur noch mehr zu verwirren schien. Ironischerweise stimmte er dann wenig später zu, dem Anführer der Armee der Hextor einen Besuch abzustatten, wie ich es ursprünglich vorgeschlagen hatte.
Um größere Probleme zu vermeiden, schickten wir den Beholder davon und beschlossen, voraus zu gehen. Gegen Abend erreichten wir das Camp und tatsächlich hielt die Druidin Wort - mittels eines Zaubers, der uns auf eine Ebene schickte, die der von Gudden beschriebenen sehr ähnlich sah, drangen wir unmittelbar in das Zelt des Anführers vor - tatsächlich niemand anderes als Mundo persönlich. Ich hätte ihn gern noch etwas aus der Sicherheit der anderen Ebene beobachtet, doch Hoshana trennte die Verbindung zwischen uns und wir erschienen im Zelt. Der Hohe Kreuzritter reagierte verständlicherweise verblüfft und wollte schon nach seinen Waffen greifen, doch es gelang uns, die Situation zu entschärfen. Während des folgenden Gesprächs verlangte er von uns, in eine von ihm geschaffenen Wahrheitszone zu treten. Das verkomplizierte die Sache, hatten wir doch beschlossen, ihm nichts von unserer Beziehung mit Ocanar und Iris zu erzählen, um sein Misstrauen nicht zu wecken. Glücklicherweise schien unser überraschendes Auftauchen Mundo nachhaltig verwirrt zu haben, jedenfalls stellte er keine weiteren Fragen in diese Richtung. Im Gegenzug erzählten wir ihm davon, dass wir Gefangene dort befreit hatten, was er wohlwollend zur Kenntnis nahm und versprach, uns Verpflegung zukommen zu lassen.
Der Rest des Gespräches war ausgesprochen aufschlussreich. So hatte er beispielsweise gar nicht gewusst, gegen was er marschierte - bei aller Erfahrung war er wohl tatsächlich wie ein Amateur ohne Schlachtplan gegen einen unbekannten Gegner gezogen. Ein Zeichen von Arroganz, die Schwäche von vielen Mächtigen. Er schien zu glauben, dass nichts der Macht von Hextor widerstehen konnte, ungeachtet der Tatsache, dass er bereits einmal getötet worden war. Die Geschichte dahinter schien faszinierend - Garret und Ral hatten bereits von Lia und ihrer Beziehung zu Mundi und Mundo gesprochen, doch nun hörten wir sie aus erster Hand. Die Geschichte demonstrierte auf recht eindeutige Weise, dass diese Lia ihr eigenes Spiel zu spielen schien, in der Mundi und Mundo nichts weiter als ahnungslose Puppen waren. So war zum Beispiel sie es gewesen, die Mundo dazu angestachelt hatte, Ark’Therion zu vernichten. Sie hatte ihm erzählt, dass dort der “Graue Mann”, ein mächtiger Magier, etwas geschaffen hatte, das die Energien von Arcalis für den Großen Roten nutzbar machte. Etwas sagte mir, dass Mundo in seinem Bemühen, ihn zu töten, gescheitert war … seine Leiche war nicht gefunden worden war, wenngleich die Hextor die Stadt dem Erdboden gleichgemacht hatten. Ein durchaus beeindruckender Pragmatismus - sicher, eine Stadt zu vernichten war eine extreme Maßnahme, doch er hatte abgewogen, was der Preis wäre, wenn er es nicht tat und war zu der Entscheidung gekommen, dass es nun einmal notwendig war. Auch wir würden uns die Hände schmutzig machen müssen für das große Ganze, ob meine Gefährten dies akzeptieren wollten oder nicht. Überhaupt stellte sich Mundo als ein recht vernünftiger Mann heraus - wenn da nur nicht dieser Fanatismus und der Glaube an die eigene Überlegenheit gewesen wäre, die ihn zu einem bestenfalls unberechenbaren, schlimmstenfalls gefährlichen Verbündeten machten.
Dennoch hatte das Gespräch einen weiteren durchaus praktischen Nebeneffekt - als er von Mundi berichtet bekam, dass dieser aufgrund der Hextor vor den Toren Zoicas stand, erwähnte er, dass er keinen Streit mit seinem Bruder wollte und räumte eine große Mitschuld an den Ereignissen von einst ein. Kurzerhand händigte er uns einen Befehl aus, der die Hextor in Zoica anwies, nach Scourgefaust abzuziehen, was unser Problem mit den Untoten zumindest für den Moment lösen sollte.
Wesentlich schwerer war es, ihn davon zu überzeugen, seinen Angriff auf Iris abzublasen. Im Prinzip war es für uns nicht von großer Relevanz - ich hatte keine Zweifel an den Verteidigungsfähigkeiten von Iris und wenn die Hextor geschwächt würden, könnte uns das zum Vorteil gereichen. Wesentlich schwerer wog für mich und wohl auch die anderen, dass ein solcher Angriff den Nexus in Windeseile wieder aufladen würde. Ich wollte nur ungern dafür sorgen, dass der Große Rote oder auch Ocanar zu schnell wieder auf diese Macht zurückgreifen konnten. Und auch, wenn Mundo richtig herausstellte, dass es manchmal nötig war, Krieg zu führen um Frieden zu schaffen (wie gesagt - ein bemerkenswert pragmatische Mann), so war dieser Konflikt sinnlos. Die kleinlichen Rachegelüste der Mächtigen und Arroganten … Doch schließlich gelang es auch diesbezüglich, ihn von diesem Vorhaben abzubringen.
Als unser Gespräch abgeschlossen war, wies er die beiden Wachen vor seinem Zelt an, mit uns zu kommen, quasi als Beobachter. Ungünstig, würden sie dann doch den Beholder sehen, aber mit 2 Hextor würden wir im Zweifelsfall schon fertig werden. Ein Gefühl plötzlicher Hochstimmung erfasste mich - die letzten zwei Tage erschienen ausgesprochen erfolgreich, zumindest auf den ersten Blick. Weder bildete ich mir ein, dass es so bliebe, noch gab ich mich der Illusion hin, dass wir nicht wichtige Details übersehen hatten, die die Erfolge der letzten Tage ad absurdum führen könnten, aber dennoch … es wurde Zeit, zumindest kurz einmal zu entspannen und ein wenig Spaß zu haben. Ich grinste, dann fragte ich Ral, ob er nicht Krathus über seine Beziehung zu Razora aufklären wolle. Er spießte mich mit Blicken fast auf, während er sich wand, um Erklärungen und Ausflüchte zu finden. Ich amüsierte mich eine Weile, dann offerierte ich ihm einen Weg aus der Situation heraus, den er annahm, wenn auch nicht eben dankend.
Währenddessen verließen wir das Lager, auf dem Weg zurück zu den Gefangenen und dem Beholder. Ich konnte nicht anders als mich zu fragen, was wohl passieren mochte, wenn wir dort mit zwei Hextor auftauchten …