Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 101
Mundi zahlte nicht schlecht, musste ich ihm lassen. Für die paar Knochen… der neue Auftrag war allerdings mehr nach meinem Gusto. Ne Gruppe von Aventuriern durch die Weltgeschichte begleiten. Gut bezahlt. Passt. Mir noch mehr, würde mich wohl auch selbst weiterbringen. Und erinnerte mich an früher… er wäre wohl stolz auf mich.
Als ich die Plattform betrat und dort meine Schützlinge betrachtete, wurde mir recht schnell klar, warum der Knochenkerl mich angeheuert hatte. Kaum Fleisch auf den Knochen, der Haufen. Zwei der beiden waren von einer Größe, die mein Sohn schon mit 13 hinter sich gelassen hatte. Halbling und Kobold. Der Halbling war immerhin erwachsen aber trug weder Rüstung noch Waffen, aber der Kobold wirkte recht jung. Die anderen beiden wirkten da schon eher wie Krieger - ein Typ mit recht ansehnlicher Rüstung und eine hochgewachsene Elfe mit einer merkwürdigen Kriegsbemalung im Gesicht. Blut? Wessen? Na, nicht mein Problem, sollte sie sich anmalen, wie sie wollte.
Naturgemäß wurde ich zunächst mit Misstrauen begrüßt. Nun, da waren sie nicht die ersten und würden nicht die letzten sein. Gab genug in meinem Handwerk, die uns Söldnern einen schlechten Ruf verpassten. Würde sich schon noch geben, tat es immer. Meistens. Musste auch zugeben, dass ich wohl auch misstrauisch wäre, wenn der Knochenmann mir nen Aufpasser an die Seite stellen würde. Vorstellungen waren dran, hatte mal wieder meine Manieren vergessen. Meine Schützlinge stellten sich vor als Arem, Ava, Krathus und… Garret. Wie das Schicksal so spielte, der Bezwinger meines Beinahe-Auftraggebers Cuu. Entbehrte nicht einer gewissen Komik, dass ich nun zu seinem Schutz angeheuert wurde. Grinste ein wenig, sagte ihm, er schulde mir noch einen Job. Half dem Misstrauen nicht, aber war’s wert für mich.
Auf dem Weg nach unten sonderten sich die Elfe und der Gepanzerte mit den merkwürdigen Augen etwas ab. Besprachen irgendwas unter sich. Ich hörte nicht näher hin, wurde unten aber klar, als sich die beiden von den zwei Kleinen verabschiedeten. Irgendwas mit einer Bedrohung aus dem Norden - tja, davon war Logothil vollgestopft. Gab immerhin genug Arbeit dadurch. Als die Elfe sich unbeobachtet fühlte, sprach sie mit Krathus. Sagte ihm, er sei dafür verantwortlich, Garret und einen anderen namens Ralkarion zu bewachen und auf Spur zu halten. Hmm, ob in dem kleinen wohl mehr steckte? Musste ich mal testen. Machte eigentlich einen eher kindlichen Eindruck. Mochte ich, da wurden väterliche Instinkte wieder wach.
Tat ich dann am Abend auch. Die Reise war eher wortkarg verlaufen, das Nötigste wurde mir mitgeteilt, mehr nicht. Ereignislos wie die Reise verlaufen war, würde ein wenig Training gut tun. Krathus schien ebenfalls ganz erpicht darauf zu sein. Der Kleine hatte Feuer, das musste man ihm lassen. Erinnerte mich an meinen Sohn. Aus einer Gefühlsduselei zog ich Korron’s Schwert statt meinem Zweihänder. War immerhin nur ein Trainingsmatch, wie ich schon tausende durchlaufen hatte. Bei Krathus Fähigkeiten gab es genau wie bei mir damals allerdings noch einiges nachzubessern. Er war zu direkt, vergaß, den Gegner als Ganzes im Auge zu behalten und ließ sich dafür offen für Gegenangriffe. Ein Hieb mit dem Schwanz, ein gezielter Schlag und er lag unbewaffnet am Boden. In einem echten Kampf ein leichtes Ziel. Schien es mir allerdings nicht übel zu nehmen, als ich ihm aufhalf.
Am nächsten Tag erreichten wir Ferozoica. Oder Zoica, wie es jetzt hieß, würde ich mich wohl nicht mehr dran gewöhnen. Gingen direkt zum Compound. Wo sich mir ein Anblick bot, der mein Blut zum Kochen brachte - ein grauer Tiefling! Die antrainierten Instinkte der vergangenen Jahrzehnte ließen mich noch meine Schützlinge hinter mich schieben, bevor ich mein Schwert zog. Wieder Korrons, diesmal jedoch aus anderem Grund… bevor ich zur Tat schreiten konnte, hielten mich die anderen jedoch auf. Dies sei Ralkarion, der andere aus der Gruppe. Konnte mir nicht erklären, warum jemand mit diesen Mördern aus den Shales zusammen arbeitete, aber Job war Job. Wollte trotzdem ne Rückversicherung, also stellte ich ihm ein paar Fragen. Er stammte wohl gar nicht aus den Shales, sondern war in diesem Loch Ailamere aufgewachsen. Hätte ich ihm fast unrecht getan. Ich steckte mein Schwert weg und entschuldigte mich. Schien ihn nur mäßig zu beruhigen, als die anderen erklärten, warum ich hier war, schien er nicht weniger beruhigt. Nachvollziehbare Reaktion. Hingegen schien er fast erleichtert, dass die Elfe nicht mehr dabei war, sie hätte ihm nur „Ich hab’s dir gesagt” unter die Nase gerieben. Sein Soloabenteuer schien nicht ganz so verlaufen zu sein, wie er sich erhofft hatte, aber zuerst ging es rein in den Compound. Essen. Man merkte dem Grauen an, dass er sich bei seinen Erzählungen zurückhielt, wollte einem Fremden gegenüber nicht zuviel erzählen. Gesunde Vorsicht, sag ich mal. Legte selbst weniger Zurückhaltung an den Tag. Der Kerl berichtete von einem Ausflug zu seiner Mutter. Eine dermaßen beschissene Familie hatte ich noch nicht erlebt. Hatte selbst ne Menge Scheiße angestellt, aber sowas, was seine Eltern gemacht hatten, wow.
War schon fast erleichtert, als das Essen kam und sich damit erstmal leichtere Themen angesprochen wurden. Krathus legte allerdings Tischmanieren an den Tag, die seinesgleichen suchten. Wurde wohl wieder Zeit für ne kleine Lektion. Gab ihm nen Dolch zum Essen, was er grummelnd annahm. Da er aber immerhin akzeptierte, gab ich ihm einen zweiten, als er danach fragte. Musste ja auch belohnt werden, wenn er Fortschritte machte. Der Kobold war wirklich wie ein Kind. Freute mich schon auf den Nachtisch, könnte witzig werden. Im Zuge dessen kam heraus, dass Ralkarion wohl der Adoptivvater oder Ziehvater, irgend ne Art Vater von Krathus jedenfalls war. Schien aber nicht besonders erfahren darin… erinnerte mich an mich selbst damals. Es war noch kein Vater vom Himmel gefallen. Wenn er es annahm, würde ich mal versuchen, da ein paar Tips mitzugeben. Beim Nachtisch wies ich Krathus an, den Pudding ebenfalls mit dem Dolch und nicht mit dem Pudding zu essen. Schaute genüsslich zu, wie er sich abmühte, dann zog ich den Pudding zu mir schnitt mir ebenfalls etwas ab - dann zog ich den Löffel und begann zu essen. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kleinen war unbezahlbar.
Dann war allerdings erstmal ich mit Erzählen dran. Fair. Neben den üblichen Fragen der Loyalität zu ihnen war Thema auf mein Alter gekommen, die Jungspunde hatten daraufhin ne Menge fragen. War ja erst ganz harmlos… Thema Akademie, Garret schien ganz amüsiert davon, dass ich geflogen war. Mit Krathus am Tisch betonte ich allerdings besonders, dass ich halt ein Arsch gewesen war. War ich ja auch gewesen. Was wir alles angestellt haben, rückblickend wirklich nicht witzig. Der Kobold sollte besser nicht auf die Idee kommen, das wäre etwas Gutes gewesen. Trotzdem erlaubte ich mir ein wenig Spaß mit Ralkarion, als die Frage aufkam, wie weit meine magischen Fähigkeiten reichten. Der alte Trick mit dem illusionierten Essen. Dann unterbrach ich seinen Zauber, als er Garret verwandeln wollte. Dennoch, das hatte mein Interesse geweckt. Ich besah ihn mir mal genauer und tatsächlich - dieser schmächtige Graue war ein begnadeter Arkanist. In dieser Hinsicht weitaus stärker als ich.
Dann allerdings kam das Thema auf meine Familie. Heikles Thema. Eigentlich keins, was ich mit jedem teilte. Dennoch erzählte ich bereitwillig, dass ich eine Frau und einen Sohn hatte. Habe. Mehr war ich nicht bereit zu teilen - noch nicht. Die Bande hatte was an sich, aber nun ja: gesunde Vorsicht. Glücklicherweise waren sie auch ziemlich abgelenkt davon, als ich eröffnete, dass ich nicht im Compound nächtigen würde, sondern bei meinen Eltern hier in Ferozoica. Sowas wie mich hätten sie hier noch gar nicht gesehen, was sie verwirrte. Witzig. Der Graue fragte mich, ob ich jemanden namens Kryla kennen würde, die eine andere „Drachengeborene” sei. Weder kannte ich sie, noch fand ich die Bezeichnung besonders passend, was ich vor mich hin murmelte, als ich rausging. Freute mich, meine Eltern wiederzusehen. Waren ja auch nicht mehr die Jüngsten.
Am nächsten Morgen traf ich die anderen wie vereinbart am Compound. Wie am Abend abgesprochen, sollte es auf die Suche nach dieser Lia gehen. Teleport nach Ak’therion. War ich noch nicht, kam mir gut zupass. Außerdem war Professor Chrylax wohl für den Teleport zuständig, der wohl nicht mehr ganz er selbst war. War gespannt, den arroganten Fatzke wiederzusehen. Nach dem Frühstück, bei dem mal wieder eine Lektion für Krathus fällig war - der Kerl saß doch tatsächlich mit voller Rüstung bei Tisch - beschwor ich meine eigene. Ein nützlicher Taschenspielertrick, doch offenbar für die Gruppe etwas Besonderes. Ralkarion hingegen schien zu glauben, ich hätte die Rüstung die ganze Zeit angehabt und nur die Illusion von normaler Kleidung erzeugt. Cleverer Kerl, selbst wenn er auf dem Holzweg war.
Auf dem Weg dorthin wurde ich vor seiner Leidenschaft für Feuerbälle gewarnt. Mein Grinsen wurde ziemlich breit. Das könnte lustig werden. War schon fast wieder der Student von damals. Jaja, war ein Arsch, aber Chrylax auch, dem schadete es nicht. Während die anderen also zögerten, hinunterzugehen, verlagerte ich etwas Energie in meine Schuppen und stieß die Tür auf. Wie erwartet empfing mich ein Feuerball, doch aktuell war das für mich nicht mehr als ein laues Lüftchen. Ein Lachen kaum unterdrückend können, begrüßte ich ihn mit einem grinsenden „Hallo, Professor.” Erstaunlicherweise erinnerte sich der Typ sogar noch an mich. Hatte wohl Eindruck hinterlassen, der hatte sich doch sonst nicht für die Studenten interessiert. Es folgte ein Austausch an Nettigkeiten, dann begannen der Professor und Ralkarion mit der Vorbereitung des Teleportzirkels. Natürlich war er sofort bereit, seine Klassen dafür abzusagen und schickte Krathus los, um das für ihn zu tun. Spielte derweil oben mit Garret Karten. Ernstzunehmender Gegner, der Kerl, nötigte mir doch Respekt ab.
Nachdem Krathus zurück war, ging es los. Allerdings war nicht Chrylax derjenige, der den Teleport ausführte, sondern Ralkarion. Sieh an, sieh an, die alte Mumie wollte doch mal wen unterrichten? Wenige Sekunden später standen wir in einer Turmruine und wurden mit einem lauten Knall empfangen. Instinktiv baute ich einen Schild auf, der einen Teil der Energie absorbierte und Garret und Krathus entkamen dem Energiestoß mit einer Geschicklichkeit, die ich schlicht nicht mehr besaß. Ralkarion hingegen wirkte etwas zerzaust. Ich schlug mein altes Zauberbuch auf und begann einen der Sprüche von damals. Wollte wissen, ob es noch mehr Fallen von der Sorte hier gab, doch ich entdeckte nur den einen. So verließen wir den Turm und betraten eine Geisterstadt. Keine Spuren nirgendwo, was mich angesichts der intakten magischen Falle irritierte, zumal sie laut Aussage der anderen beim letzten Besuch nicht dagewesen war. Die Frage nach dem Verbleib der Bewohner stellte sich nicht mehr, als wir auf eine Massengrab stießen. Die Hextor erwiesen offenbar auch ihren gefallenen Gegnern die letzte Ehre. Was sie wiederum ehrte. Gegner wechselten ständig, es war wichtig, wie man mit den Besiegten umging, sonst entfachte man anhaltende Blutfehden, die keinem halfen. Wusste ich nur zu gut.
Außerhalb der Stadt begegnete uns ebenfalls niemand, doch noch ein paar Stunden Fußmarsch Richtung Süden, zu unserem Ziel Westerfell, sahen wir ein gewaltiges Skelettwesen etwas abseits vom Weg lagern. Wirkte nicht aggressiv, versperrte uns auch nicht den Weg. Krathus wollte aus irgendwelchen Gründen direkt anklopfen, die anderen hatten wohl schon einen Zusammenstoß mit so etwas gehabt und wollten es vermeiden. So zogen wir weiter. Machte mr eine Notiz, mit Krathus bei Gelegenheit mal drüber zu sprechen, wann man Kämpfen aus dem Weg gehen sollte. Oder besser, Ralkarion darauf hinzuweisen. Er war der „Vater”, nicht ich. Gegen Abend schlugen wir dann unser Lager auf. An einem ungünstigen Ort, wie sich herausstellte, doch zunächst stand ein weiteres Training mit Krathus an. Er lernte schnell dazu, der Schwanztrick funktionierte diesmal nicht, doch er war noch immer zu sehr darauf bedacht, was er konnte und zu wenig auf das, was der Gegner damit anstellte, so dass das Ergebnis am Ende das gleiche war. Dennoch, der Kleine hatte durchaus Talent.
Wir hatten uns kaum zur Ruhe begeben, da fuhr ein eiskalter Sturm über uns und durch alle Glieder hindurch. Doch bevor wir reagieren konnten, war unser ungesehener Gegner schon wieder geflohen. Ich verfluchte mich selbst dafür, nicht den üblichen Schutzzauber gewirkt zu haben. Wurde auf meine alten Tage wohl nachlässig. Ralkarion und Garret hatte es indes aus den Latschen gehauen. Fragte mich, wie die beiden mit der Konstitution so weit gekommen waren, aber zumindest erklärte das ihre Aversion gegen die Untersuchung des Skeletthaufens von vorher. Ralkarion konnte unseren Gegner noch als Drachen identifizieren, bevor auch seine Augen den Blickkontakt zu dem davonfliegenden Ungetüm verloren. Ein Drache! So ein Vieh hatte ich noch nie gesehen, glücklicherweise. Interessante Gegend jedenfalls. Hoffentlich war es nicht der Rote - gegen ein Vieh, dass mal eben den Herrscher von Ferozoica erlegte und dabei die halbe Stadt abbrannte sah ich schwarz. Aber auch so schien mit diesem Exemplar nicht zu spaßen zu sein. Ich schlug daher vor, unser Nachtlager zu verlegen, hier war es ganz offensichtlich nicht sicher. Aus unerfindlichen Gründen waren die anderen jedoch davon überzeugt, keine weiteren Störungen mehr zu erwarten zu haben. Mir war nicht wohl bei der Sache, aber sie waren mit anvertraut, also blieb ich natürlich bei ihnen.
Das nächste, an das ich mich erinnerte, war eisige Kälte und deutlich später erwachte ich in einer mir bekannten Postion. An den Füßen gefesselt, Rücken auf einer zurechtgebastelten, kruden Trage, über den Boden schleichend. Genau wie bei dem Einsatz bei Llachlun. Reflexartig beschwor ich Rüstung und Waffen und kappte das Seil, was mich vornüber stolperten ließ und mich mit einem Fluch am Boden landen ließ. Stöhnend stand ich auf, mein Körper war ziemlich zerschunden. Ich ließ mein Schwert aufleuchten, um mir die Situation genauer zu besehen. Krathus und Garret blickten mich vom Rücken eines Yaks aus an, beide ebenfalls recht mitgenommen. Ralkarion lag noch bewusstlos auf dem Rücken desselben. Nach einer Erklärung fragend, erklärte mir Krathus, dass der Drache eben doch wiedergekommen war und sie sich nun doch zur Verlegung des Camps entschlossen hätten. Kluger Zug. Beeindruckender fand ich jedoch, dass Krathus beide Angriffe überstanden hatte und uns alle aus der Gefahrenzone befördert hatte. Verstand langsam, warum die Elfe ihn mit dem Schutz der anderen beauftragt hatte, in dem Kleinen steckte Potential. Sagte ich ihm auch so und bedankte mich bei ihm, was ihm gut zu gefallen schien und seinem Yak etwas zuflüsterte. Als Ralkarion später erwachte, wies ich ihn mit einem Ellenbogenstoß an, dasselbe zu tun. Man musste Kinder nicht nur Regeln beibringen, man musste sie auch loben, wenn sie etwas gut gemacht hatten, so wie Krathus es getan hatte.
Eine Weile zogen wir durch die Dunkelheit, bevor wir einen scheinbar geeigneten Lagerplatz gefunden hatten und es wagten, uns wieder zur Ruhe zu betten. Diesmal vergaß ich nicht, den Schutzzauber zu wirken, auch wenn ich bezweifelte, dass er gegen einen Drachen etwas ausrichten würde. Mittlerweile kreisten sich meine Gedanken darum, warum er uns nicht längst umgebracht hatte, es wäre ihm spätestens nach dem zweiten Angriff problemlos möglich gewesen. Beschützte er nur etwas? Hatte er aus unerfindlichen Gründen trotzdem Angst vor uns? Oder verjagte er nur lästige Fliegen aus seinem Revier? Die anderen äußerten den Verdacht, dass es sich bei dem Drachen gar um die gesuchte Lia handeln könnte, diese sei von drachischer Abstammung. Das wurde ja immer besser.
Kurz nachdem wir uns erneut zur Ruhe gelegt hatten, wurden wir von meinem Zauber geweckt. Machte mich kampfbereit, doch es war nur ein Huhn gewesen. Oder war es das? Etwas stimmte nicht mit seinem Verhalten. Ich war unschlüssig. Wenn es eine Gefahr darstellte, wäre ein kurzer Feuerstoß ein adäquates Mittel, doch wenn es nur ein Huhn wäre, würde irgendein Bauer einen Verlust zu beklagen haben. Für arme Leute war so etwas nicht leicht zu verkraften. Krathus hingegen hatte da keine Skrupel und er rannte dem Huhn hinterher, alle Rue in den Wind schlagend, nachdem er mit seinen Versuchen, das Huhn zu ergreifen gescheitert war. Es stellte sich heraus, dass der Feuerstoß die bessere Alternative gewesen wäre - das Huhn verwandelte sich in den Drachen, der uns so zusetzte, schnappte sich Krathus und hob ihn in die Lüfte. Ich machte mich bereit, seinen Sturz abzufangen, doch Ralkarion kam mir zuvor.
Da das Vieh uns erneut gefunden und angegriffen hatte - wobei, hatte es das? Erneut hätte es uns problemlos auslöschen können, aber es nicht getan. War es schlicht feige? Wie dem auch sei, nach diesem neuerlichen Angriff schien die Nachtruhe nicht mehr in Reichweite, aber wenigstens eine kurze Pause war dringend nötig, wir pfiffen alle aus dem letzten Loch. Diesmal suchten wir uns allerdings ein offenes Feld, in der einsetzenden Dämmerung hatten wir einen besseren Überblick und würden frühzeitig gewarnt, wenn das Vieh wiederkam. Krathus bat darum, schlafen zu dürfen, was der kleine Kerl sich redlich verdient hatte, also sagte ich ihm, dass ich ihn wecken würde, wenn der Drache zurückkommen würde. Tatsächlich und wenig überraschend kam er wieder, drehte aber jedesmal wieder ab, wenn wir es sahen. Wirklich feige? Warum? Das Verhalten ergab nur dann einen Sinn, wenn es glaubte, dass wir noch immer genug Kondition hätten, um ihm gefährlich zu werden. Was nicht der Fall war, aber besser, wir ließen es das nicht wissen. Auf die Rufe von Ralkarion, dass wir nach Lia suchen würden und der Nennung von Mundo schien es allerdings auch nicht weiter zu reagieren und in einem unaufmerksamen Moment war es wieder da, wirkte irgendeine Art Zauber auf Garret, der uns daraufhin angriff, glücklicherweise dabei nicht besonders geschickt war. Ralkarion schlug ihn bewusstlos, während es mir immerhin gelang, ein Zeichen auf den Drachen zu legen. So sollten wir frühzeitig gewarnt werden, wenn er zurückkam - doch die Hoffnung währte nur kurz, nachdem es sich ein paar Meilen entfernt hatte, schien es das Zeichen zu entfernen. Unangenehm. In der Hoffnung, zumindest diese Rast beenden zu können und dann mit einem Gewaltmarsch aus den Fängen des Ungetüms zu entkommen, begaben wir uns zurück an die Wache…
Sitzung 101
Zunächst galt es aber noch zu klären, was Mundi von Sycora wusste. Wie sich herausstellte jedoch nicht viel. Seine Reaktion war deutlich erhellender, fast schien er, als hätte er Angst von ihr. Nun, vielleicht eher Respekt vor ihrer Macht, die substantiell zu sein schien. Demzufolge also wohl ein guter Ort, um das falsche Signal für die Kobolde des Roten zu setzen.
Mundi schien derweil erpicht darauf, uns bei unserer Suche nach Lia Hilfe zukommen zu lassen. Was er darunter verstand, wurde direkt deutlich, als ein Koloss in Platte die Plattform betrat, dessen Äußeres dem eines Drachen auf zwei Beinen nicht unähnlich war. Mein Misstrauen war sofort geweckt - Mundi stellte uns einen Aufpasser (oder sollte ich sagen Überwacher?) an die Seite, der noch dazu Assoziationen mit dem großen Roten weckte? Das stank zum Himmel. Die anderen schienen mein initiales Misstrauen zu teilen - immerhin etwas. Schien an dem Kerl jedoch abzuprallen. Loswerden würden wir ihn wohl aber auch nicht, so fügte ich ich erstmal in unser Schicksal. Vielleicht würde er sich später als hilfreich erweisen - oder aber, es ergäbe sich eine Möglichkeit, ihn loszuwerden. Arem indes umtrieb wohl noch etwas anderes und er fragte mich, telepathisch natürlich, was ich vorhätte, wenn Lia nicht mitkommen würde. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass es manchmal nötig war, Opfer zu bringen, ob es einem gefiel oder nicht. Ich glaubte, von ihm eine gewisse Missbilligung zu spüren, doch stattdessen beglückwünschte er mich zu meinen Verhandlungen. Da war er vermutlich der Erste.
Ich hätte es bevorzugt, dass weitere Vorgehen mit der Gruppe abzusprechen, doch die veränderte Zusammensetzung erschwerte das - ich hatte kein Bedürfnis, mit diesem Calas meine Pläne zu teilen. So setzte ich mich auf dem Rückweg ein wenig mit Arem ab und unterbreitete ihm mein Vorhaben. Man konnte es drehen oder wenden, wie man wollte: Ich war in der Gruppe am entbehrlichsten. Gleichzeitig lief uns mit Lia die Zeit davon, doch die Bedrohung aus Arems Heimat erschien mir nicht als etwas, was man schlicht ignorieren konnte. Außerdem zog mich noch irgendetwas dorthin. Was jedoch… das vermochte ich selbst nicht zu sagen. Vielleicht hatte es etwas mit diesem anderen Ich zu tun? Sei es drum. Ich schob den Gedanken beiseite, darum ging es gerade nicht. Vordergründig. Arem war einverstanden, mich dorthin zu begleiten, während die anderen Lia suchten. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, sie damit alleine zu lassen, aber ich sah kenne andere Möglichkeit. Oder wollte ich keine andere sehen?
Zumindest war ich den anderen aber schuldig, mich zu erklären. Arem erklärte sich bereit, mit Garret zu sprechen, während ich mich mit Krathus unterhalten würde. Trotz seiner unbedarften und unvorsichtigen Art hatte er bisweilen einen erstaunlich klaren Blick für das, was die Situation erforderte. Als dieser rotgefärbte Fleischberg von einem Aufpasser außer Hörweite war, erklärte ich Krathus, was ich vorhatte und dass ich auf ihn zählen würde, auf die anderen aufzupassen und vor allem, auf Kurs zu halten - insbesondere Ralkarion. Ich hoffte sehr, dass er das auch tun würde. Krathus schien widerwillig - nicht unverständlich, hatte ich doch erst kürzlich die Alleingänge des Gehörnten verurteilt. Ich wusste ja selbst nicht ganz, was mich zu dieser objektiv dummen Handlung trieb, doch irgendwie konnte ich nicht anders. Dennoch sah ich mich zu einer Entschuldigung genötigt. Krathus akzeptierte und überraschte mich mal wieder auf die für ihn übliche Art, indem er mich plötzlich fragte, ob der Zweck nicht die Mittel heiligte. Eine der in ihrer Absolutheit verqueren Ansichten des Gehörnten aus ihrem Gespräch? Jedenfalls antwortete ich, dass das ganz auf den Zweck ankäme, eine Antwort, die den Kobold offenbar zufrieden stellte.
Im Anschluss sattelte ich mein Pferd und machte mich gemeinsam mit Arem auf den Weg. Über die Schultern blickend sah ich, wie die anderen sich ebenfalls in Begleitung des Söldners aufmachten und ertappte mich bei dem Gedanken, dass dies hoffentlich kein gewaltiger Fehler war…
Sitzung 101 - Part 2
Vorher: [siehe Part 1 - Arem]
Tatsächlich wartete ich nicht allzu lange. In der Dunkelheit erhoben sich kurz nach meiner Ankunft Silhouetten. Aber es waren nur drei? Noch bevor ich genau erkannt hatte wer fehlte stand auch schon eine ziemlich übel gelaunte und durchaus gefährlich wirkende humanoide Echse vor mir und wedelte mit ihrer Waffe vor meinem Gesicht. Hätte schlimmer sein können, wenn es Ava gewesen wäre. So blieb lediglich die Verwunderung, dass ich ihre Stimme nicht vernahm. Auf den zweiten Blick fehlte sie. Und wo war der Zinnsoldat abgeblieben? Ein in mich gekehrtes Grinsen überkam mich ob der Tatsache warum gerade die beiden fehlten – so kühl wie beide wirkten ergaben sie doch das perfekte Paar. Dann brachten mich aber die Worte von meinem Gegenüber, welchen ich nun als Drachengeborenen erkannte, zurück in den Moment.
Aus ihm platschte so ein Gewäsch heraus von Tieflingen aus den Shales, welche bösartig seien. Überraschung … meine Familie kam von da. Garret gab sich alle Mühe dem Fleischberg zu vermitteln, dass ich zur Gruppe gehörte, während ich versicherte nichts mit denen zu tun zu haben, von denen er da sprach. Schien angekommen zu sein. So wurde es Zeit für ein bisschen Aufklärung.
Typisch für Garret fand er so wenig Worte wie irgend möglich mir mitzuteilen was sich im Dreadspire ereignet hatte. Und da beklagte die Elfe meine Kommunikationsfähigkeit …
Interessant war, dass nun sie diejenige war, welche einen Abstecher machte. Eigentlich war es ein idealer Moment echauffiert zu sein. Jedoch ließen mich meine vorangegangenen Erlebnisse eher hoffen, dass ihre Reise weniger durchwachsen sein würde. Wer sie wohl diesmal sein würde, wenn sie zurückkehrte?
Der Fleischberg stellte sich als Calas Meiur vor, Söldner im Auftrag Mundi’s. Ja, das hatte noch gefehlt. Drachenähnlich, rote Farbe und dann von dem irren Untoten gesandt. Das war ja mal gar kein schlechtes Omen. Für einen Moment wollte ich Garret erwürgen. Den Gedanken hinterfragend wurde mir klar, dass ich in Zukunft eher die Momente benennen sollte, wo ich es nicht vorhatte. Das wäre mit weniger Schreibaufwand versehen.
Nach dem etwas ruppigen Start setzte Calas aber einiges daran ein paar Bedenken zu zerschlagen. Er war bereits ein alter Mann mit seinen 54, dafür aber top in Form und sogar magisch begabt. Stellte sich heraus, dass er einst für zwei Jahre an der alten Akademie von Zoica war. Reichlich überraschend. Er flog jedoch aus der selbigen hinaus, da er wohl zu viel Unfug in seiner Jugend veranstaltete. Das wiederum war amüsant und es blieb offen was man wohl alles tun musste, um final aus der Akademie geworfen zu werden. Machte mich neugierig. Mehr noch lebten seine Eltern wohl sogar noch hier. Sicher es war eine große Stadt, aber andere Drachengeborene wären sicher aufgefallen. Die Frage ob er Kryla kannte verneinte er. Aber Frau und Kind hatte er. So richtig ins Detail wollte er Fremden gegenüber aber nicht gehen. Konnte ich nachvollziehen, doch blieb meine Neugier was die ausgesparten Punkte anging.
Nun war es an mir zu berichten was die letzten Tage so passiert war. So erzählte ich von dem Signal, den Ungol, dass die Taverne in Kettlehall nun endlich in Verwendung war und zuletzt auch anteilig von meinen Erlebnissen in den Points. Dass ich meine Mutter dort traf und wie sie und Foamwave „verifizierten“, dass ich der bin für den mich ausgab. Dass aufgrund der vorangegangen Geschichte meiner Eltern meine Mutter damals in Kontakt mit Mad Dog Maddoc kam und ihre Beziehung in der tat dazu führte, dass Narchessa meine Tante war … ein Punkt über den ich nie hinwegkommen würde. Und einer den mir Ava sicher lang und breit unter die Nase reiben würde, wenn sie davon erführe.
Doch wie ich das vortrug brach es aus Calas hervor wie kaputt meine Familie sei. Und erst jetzt wurde mir das Ausmaß selber bewusst, wie ich meiner eigenen Stimme lauschte. Es war ein stetiges Auf und Ab seit wir in Cindercrest die ersten Hinweise erhielten. Von Hoffnung über Enttäuschung, Überraschung bis zu Irrsinn. Meine eigene Mutter hätte mich umgebracht, wenn nicht eine Eingebung der Götter es verhindert hätte. Ausgerechnet die Person, die immer als verloren galt, bis neue Zuversicht durch meine wiederentdeckte Schwester geweckt worden war. Alles in allem konnte ich in diesem Moment nicht mehr sagen, ob es gut gewesen war von ihnen zu erfahren, sie gar zu treffen. Hatte ich mich noch geborgen gefühlt als ich sie endlich in die Arme schließen konnte, so wusste ich nun nicht mal mehr ob diese Gefühl nicht schlicht Einbildung gewesen war.
Ich hatte es so sehr gewollt, seit ich von meiner Familie erfahren hatte … vielleicht zu sehr, um die Realität akzeptieren zu können. Wie ein einzelner Satz eines Fremden alles infrage stellen konnte …
Der Abend war fortgeschritten und draußen herrschte bereits Nacht. Krathus war zu Razora unterwegs ihr einen Besuch abzustatten. Unterdessen war Calas scheinbar auch zu seinen Eltern unterwegs. Ich verweilte noch ein bisschen und versuchte mich zu ordnen, bevor ich ebenso zu Razora ging. Hatte es ihr ja versprochen und die Zeit zusammen brachte mich zumindest auf andere Gedanken.
Zu meinem Leidwesen hatte Krathus mal wieder Mist gebaut. Kaum bei ihr angekommen trat ich in eine Bärenfalle, die eigentlich für den kleinen schuppigen Vollpfosten gedacht war. Nach ein paar Erklärungen und Verbänden waren zwei Dinge sicher: Zum Einen, dass meine Sorgen für den Abend trotzdem noch wie weggeblasen sein würden und zum Zweiten, dass der Katastrophenkobold niemals mehr unbeaufsichtigt zu seiner Mutter durfte.
Am nächsten Morgen planten wir im Compound unser Vorgehen. Mundi ließ uns, sehr zu meinem Missfallen, nur wenig Wahl was die Prioritätenliste anging. Der ursprüngliche Plan die Rachwood’ler nach Azoicstrum zu bringen war damit vorläufig auf Eis gelegt. Eisig war auch meine Stimmung gegenüber dem planlosen Gesichtsausdruck von Krathus. Calas heiterte die Situation aber auf, als er ihn mit Dolchen einen Pudding essen ließ. Das war zum schießen komisch. Nach dem Frühstück brachte uns unser Weg somit zu Chrylax. Gleichzeitig war es eine gern gesehene Bestätigung von Calas’ Geschichte, da sich das alte Bandagengesicht an ihn erinnerte – nicht unbedingt positiv, wobei das wohl auf niemanden zutraf, aber immerhin.
Wie üblich hatte Chrylax kein Verlangen uns zu helfen, doch die reine Erwähnung Mundi’s reichte aus, um ihn davon zu überzeugen das richtige zu tun. Es dauerte einige Zeit, aber er brachte mir zwei Teleportrunen bei. Währenddessen wollte sich Krathus um die bevorstehende Abwesenheit des Professors in der Akademie kümmern. Wer immer den guten Einfall hatte das durchzuwinken würde sicher bald dafür die Rechnung tragen. Garret und Calas beschäftigten sich derweil mit Kartenspielen.
Zwei bis drei Stunden später waren wir endlich bereit aufzubrechen. Der Kobold berichtete Chrylax noch von seinem Auftritt in der Akademie und man hätte schwören können ihm sei das Gesicht ein klein wenig entglitten, wenn es nicht eh schon so tief gehangen hätte. Es war ein guter Moment aufzubrechen. Chrylax wollte schon zum Teleport ansetzen, da kam ich ihm zuvor. Er hatte die Tendenz unliebsame Ergebnisse zu produzieren und zudem wollte ich meine neuen Fähigkeiten auch zum Einsatz bringen. Während ich den Spruch sagte gelangte die Mumie zu der Erkenntnis wohin wir auf dem Weg waren aufzubrechen und fing noch einen Satz an, den keiner von uns aber mehr zu Ende hören konnte. Im nächsten Moment standen wir auf der Spitze von Ark’Therion’s Teleportturms … wo sich eine magische Entladung ereignete, die uns fast aus den Latschen kippen ließ.
Irgendjemand hatte den Turm magisch vermint. Wir schauten uns die Gegend genauer an. Zuletzt musste jemand hier gewesen sein, doch alle Spuren betrafen bloß die obere Ebene des Turms. Derjenige musste also entweder per Teleport oder fliegend hierher gekommen sein. Krathus hatte derweil festgestellt, dass hier eine Form von Nexusmagie in der Luft lag. Doch entgegen des normalen „Flusses“ dieser Energie in eine bestimmte Richtung rieselte sie eher und verblasste dann zusehends. Ein unguter Gedanke machte sich breit.
Ark’Therion selbst war nur noch die Hülle einer einstigen Stadt. Die Hextor hatten ganze Arbeit geleistet. Alles brennbare war zu Asche geworden, so standen nur noch die Grundmauern der Stadt. Dieser Ort hatte eine gewisse Ähnlichkeit zu Ailamere, insofern als das es klarere Klassenunterschiede gegeben haben musste. Zumindest wiesen die verschiedenen Bezirke darauf hin. Gleichermaßen war es sehr viel übersichtlicher was die Größe anging als Zoica. Sehr breite Straßen waren ein markantes Merkmal. Schutzmauern oder Einrichtungen dieser Art gab es wohl damals nur bedingt. Es wurde klar, dass die einfallende Armee nicht viel zu überwinden hatte – mit Ausnahme eines Drachen vielleicht. Zugleich plünderten sie alles wirklich gewissenhaft. Nicht eine Tür, Luke oder versteckter Zugang blieb unberührt. Auffällig war, dass es keine Skelette gab, doch scheinbar eine Art von Grabstätte inmitten der einstigen Stadt.
Viel mehr gab es hier nicht in Erfahrung zu bringen. Nach Westerfell würde es ein paar Tage benötigen und so brachen wir in Richtung Süden auf.
Einige Zeit später sahen wir ein recht großes Skelett am Wegesrand liegen. Es war vierarmig und lag quasi auf seinem Gesicht. Es ähnelte dem im Dreadspire. Vielmehr war es eigentlich verdammt ähnlich zu dem, welches Lia damals in Scourgefaust bei sich hatte. Ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Auch wenn dieser Weg für unseren Kobold wenig amüsant war. Das Sonnenlicht war nicht gerade sein Freund. Es blendete wohl zu sehr und schien ihm Unbehagen zu bereiten, so dass er die meiste Zeit auf seinem Yak lag und sich treiben ließ. Als er gerade eingedöst war ergab sich meine Chance. Eilig wirkte ich einen kleinen Zauber und das Yak und Krathus verschwanden in tiefer Dunkelheit. Ich griff hinein und rüttelte ihn wach. Calas und Garret sprangen direkt drauf an und riefen ihn um Hilfe. Völlig desorientiert ob der Erschöpfung und der Dunkelheit um ihn herum sprang er panisch herab und lief einige Meter, bis er die Grenze des Zaubers erreichte und mit einem Mal im hellen Sonnenlicht stand. Man musste dabei gewesen sein, der Gesichtsausdruck war Gold wert. Etwas angepisst tapste er wieder zurück und genoß die zehn Minuten Dunkelheit, bevor der Zauber abklang.
Am Abend schlugen wir unser Lager auf. Calas und Krathus legten eine Trainingsrunde ein. Sie verlief aber erstaunlich schlecht für den kleinen. Hatte ihn bisher in einer Kampfsituation nie so unbeholfen gesehen. Dann begaben wir uns zur Ruhe … so dachten wir.
In der Nacht huschte plötzlich ein eisiger Schauer über mich hinweg. Das nächste an das mich erinnere ist wie die anderen mich wieder zusammengeflickt hatten. Etwas Großes hatte uns mit einem eisigen Hauch angegriffen und flog dann davon. Wir hatten wohl etwas aufgeschreckt, oder hatte es uns aufgelauert? Ein Drache? Gegebenenfalls war es gar Lia? In der Annahme, dass es floh und weit ausserhalb unserer Rehweite war versuchten wir ein wenig Ruhe zu bekommen, um uns von dem Angriff zu erholen. Zu unserem Leidwesen war die Kreatur aber keinesfalls geflohen. Sie kam zurück und erwischte uns ein weiteres Mal. Wieder wurde mir schwarz vor den Augen. Mein letzter Gedanke war die Frage, ob es das gewesen sein sollte. All das Erlebte und so endet es, bei einem Hinterhalt in der Nacht?
Ich erwachte sehr viel später. Krathus hatte glücklicherweise den zweiten Angriff überstanden. Der Rest von uns war völlig am Ende. Irgendwie hatte er es auch bewerkstelligt uns alle aus der Gefahrenzone zu bekommen. Ich war dankbar, auch wenn ich es nicht so richtig zu zeigen vermochte in dem Moment. Garret hatte derweil ein Versteck nahe des Weges ausgemacht. Wir brauchten Ruhe, vielleicht fanden wir sie dort. Calas nutzte seine Magie für einen Zauber, der uns im Falle eines Feindes in der Nähe alarmieren sollte. Wir schliefen leider nicht allzu lange bevor es in unseren Köpfen wie in einem Glockenturm zuging. Der Zauber hatte getan was er sollte, war aber scheinbar zu seicht eingestellt. Da stand dieses Huhn plötzlich vor uns und für einen Moment atmeten wir auf.
Krathus wollte es sich aber schnappen, was aber nicht so gut gelang. Es entwich ihm und rannte in die Nacht. Etwas war eigenartig, aber ich konnte es nicht genau benennen. Dann sprintete der Kobold dem Federvieh hinterher in die Nacht. Was war das für ein irrsinniger Gedanke? Es dauerte nicht lange bis uns allen klar war, das dies eine ganz schlechte Idee gewesen war. Etwas erhob sich in die Luft und hatte Krathus in Schlepp. Es musste wirklich ein Drache sein und er flog schnurgerade in die Höhe. Mit einem flauen Gefühl im Bauch was als nächstes passieren würde rannte ich in ihre Richtung los und wartete einen Zauber haltend darauf, dass etwas von oben herunterfallen würde. Und so geschah es. Im letzten Augenblick stoppte ich Krathus’ Fall. Dieses Mistvieh legte es wirklich drauf an uns Schaden zuzufügen.
Wir versuchten zumindest eine kurze Verschnaufpause hinzubekommen, doch der Drache kehrte gefühlt jede Viertelstunde wieder. Sobald er entdeckt wurde zog er sich kurz zurück. In der Annahme, dass es sich dabei eventuell um Lia handeln könnte riefen wir zu, das wir nur reden wollten. Es blieb jedoch ohne Reaktion. Nach einem weiteren Vorbeiflug fing plötzlich Garret an um sich zu schlagen. Ein kurzer Stoß mit dem Dolchgriff auf den Schädel brachte ihn aber bereits zu Fall. Wir alle waren am Ende unserer Kräfte und es war es nur eine Frage der Zeit bis es uns endgültig zerlegen würde. Was sollten wir nur tun?