Tagebücher
Die Tagebucheinträge sind nach der Gesamtzahl der Sitzungen beider Gruppen strukturiert. Jedes Buch erzählt eine durchgehende Geschichte aus der jeweiligen Sichtweise des Charakters, der es geschrieben hat.
Gemeinsam ergeben diese Bücher die Zusammenfassung aller Ereignisse der Kampagne.
Sitzung 106
Der folgende Raum stand in einer dicken Schicht von Säure. In der Mitte stand ein gigantisches Holzfass, optisch ähnlich denen in Brauereien. Zunächst versuchten wir schnellstmöglich auf die Oberseite zu gelangen, um uns vor den Auswirkungen des toxischen Bodens zu schützen. Doch der Aufstieg war nicht ohne Hürden. Oben angekommen stellte sich schnell heraus, dass das Fass eine Art Eigenleben hatte. Unverhofft sprang eine Klappe auf und versuchte besonders Garret aus dem Tritt zu bringen. Wie durch ein Wunder klebte er beinahe an der Oberfläche und vermochte das heruntergelassene Seil und damit uns zu halten.
Weiter dabei uns nach oben zu ziehen hatte der Halbling aber noch mehr zu erdulden. Ein in der Mitte des Deckels sitzender großer Korken ploppte in die Höhe. Aus dem nun offenen Loch schoss eine Flüssigkeit heraus. Nur mühsam war ein Halt möglich. Weiter unten bemerkte ich auch, dass es sich dabei um Bier handelte. Wie es den säurehaltigen Boden berührte, verpuffte es in einem kurzen Zischen. Mussten wir für diesen dämlichen Test nunmehr das Fass zerbersten und das Bier ablaufen lassen? Ich zweifelte am Verstand Shadar’s – und seinem Humor.
Oben angekommen versuchten wir uns zu orientieren. Ich setzte mich stumpf auf den Korken, um ein erneutes Hochschießen zu erschweren oder gar zu verhindern. Diese Idee jedoch schlug fehl. Schon im nächsten Augenblick flog ich mitsamt des Korkens in die Tiefe. Irgendwas jedoch bremste meinen Fall, verhinderte aber nicht, dass ich ein erneutes Säurebad nahm. Mit letzter Kraft gelang es mich erneut nach oben zu hieven. Kurz darauf hatten sich Krathus, Garret und Calas sich allmählich dem Loch zugewandt. Krathus schien etwas im Inneren zu sehen. In typischer Koboldmanier sprang er ohne nachzudenken hinein. Ich fürchtete das Schlimmste. Sollte ich Razora erklären müssen wie er in einem Bierfass ertrunken sei … nun, sie würde es wohl verstehen. Es war aber nichts, was ich gutheißen konnte.
Auf Krathus folgte Calas, der mit seiner Plattenrüstung ebenso auf Tauchgang ging. Waren die alle verrückt geworden? Was immer da drin war konnte doch ebenso von außen dazu gezwungen werden herauszukommen. Einen brauchbaren Zauber hätte ich sogar gehabt, es wäre aber einige Vorbereitungen nötig gewesen. So entschied ich instinktiv die beiden verwandeln zu wollen, erinnerte mich aber noch daran, dass Calas diese Dinge stets komplizierter machte. Daher fokussierte ich mich zunächst auf Krathus und verwandelte ihn in einen riesigen Oktopus, bevor ich mir etwas für den eigentlich weiseren Schuppenträger überlegte.
Der Kleine fand scheinbar Gefallen an seiner neuen Form. Nun fing er an wild im Kreis zu schwimmen, erzeugte so einen starken Sog. Calas konnte ich nur schwer ausmachen, doch glaube ihn jetzt panisch um sich schwingend zu sehen. Obgleich weniger koordiniert als sonst hatte dies aber Erfolg. Das Fass sprang ein einer Stelle auf, das Bier begann dort herauszufließen. Eine Warnung telepathisch vorausschickend griff ich in die Zaubertrickkiste und sorgte dafür, dass Calas an die Oberfläche kommen würde. Vermutlich wäre er wohl mit dem Kopf gegen den Deckel geschlagen, doch das abfließende Bier hatte genug Raum zwischen der Obergrenze der Flüssigkeit und dem Deckel gebildet. Beide waren somit erst einmal nicht mehr in Gefahr zu ertrinken. So atmete ich innerlich tief auf.
Nachdem Garret sich die Tinte aus dem Gewicht hatte, welche Krathus in seiner offenbar übertriebenen Freude in dessen Gesicht gespritzt hatte, erweiterte er nun das Loch von aussen. Von unten zischte es heftig ob des konstanten Bierflusses in die Säure. Nun sahen wir sehr viel besser was sich im Inneren abspielte. Es musste so etwas wie ein Elementar gewesen sein … ein Bierelementar? Von solchem Unfug hatte ich ja noch nie gehört. Garret nahm es als Gottesgeschenk und hatte nichts Besseres zu tun, als während all seiner Aktionen konstant Proben vom Bier zu sammeln. Es war ein Irrenhaus.
Nachdem wir einiges an Schaden am Elementar gemacht hatten, versuchte es noch in einem letzten verzweifelten Akt das Loch abzudichten. Dabei scheiterte es schlussendlich. Zusammen mit den Resten des Bieres floss es hinab und fand ein jähes Ende. Damit war dann auch die Säure neutralisiert worden. Die Tore öffneten sich. Angeschlagen zogen wir weiter.
In diesem Raum war es ziemlich dunkel. Vier Säulen waren zu erkennen und an diesen hingen jeweils ein Amulett etwa mittig in der Höhe zum Raum. Im Zentrum des Raumes fand sich ein Podest mit vier rundlichen Öffnungen. Scheinbar war es möglich die Amulette dort einzusetzen.
Zunächst aber brauchten wir eine Pause, oder zumindest Heilung. Krathus setzte sofort an Garret und mich entsprechend aufzupäppeln. Irgendetwas aber wirkte auf seinen Zauber ein. Obgleich er nicht negiert wurde, kam es jedoch zu abnormalen Nebeneffekten. Erst fielen ihm die Hörner ab, dann schrie er jedes Wort, ein Nebel legte sich um uns, eine merkwürdige Kreatur huschte durch den Raum, Krathus wuchs zu unserer Verblüffung gute 30 Zentimeter in die Höhe und zuletzt erschienen ein Haufen Schmetterlinge um ihn herum. Und eigentlich reagierte er nur auf die letzten beiden Effekte. Größer zu sein fand er großartig und wegen der Schmetterlinge wunderte er sich lediglich sein Banner doch gar nicht eingesetzt zu haben. Mir war damit auch eines ganz klar geworden: Die Aufgabe ausgerechnet diesen Kobold als Ziehsohn zu haben bedeutete noch viele Migräneanfälle in der Zukunft. Gleichzeitig war es aber auch bemerkenswert wie unbeschwert er alles nahm.
Nachdem wir nunmehr einigermaßen frisch waren, widmeten wir uns den Amuletten, welche verschiedenste Symbole beherbergten. Eines war mit Runen beschrieben, eines hatte einen Ledersack darauf, ein anderes ein Schwert und das Letzte ein Kreuz. Auf dem Podest stand etwas in fünf Zeilen geschrieben. „A Gem, Sprite, if the, Freight, Doors Open“
Ad hoc hatte niemand eine Idee und so packte sich Garret im Versuchsverfahren Amulette und setzte sie ein. Das Amulett mit den Runen war nun ganz oben angeordnet und schien keinen Effekt zu haben. Als er aber das Schwert in die zweite Öffnung steckte kippte der Halbling einfach um. Als wir ihn wieder stabil hatten dachte ich eine Eingebung zu haben und setzte den Sack an dritte Stelle. Nichts geschah. Als Omen nehmend auf dem richtigen Weg zu sein blieben für das Schwert und Kreuz nur noch jeweils eine Option. Das Kreuz ging an die zweite und das Schwert an die erste Stelle. So öffneten sich erneut die Portale.
Zwar hätten wir deutlich mehr Erholung benötigt, doch wussten wir, dass die Portale nicht lange offenbleiben würden. Recht ausgebrannt und mit mindestens noch zwei Räumen rechnend schritte wir hindurch.
Dieser Raum hatte vier Runenkreise am Boden und zwei davon waren umgeben von größeren leuchtenden Bereichen. In der Mitte standen uns drei Orks gegenüber. Wenngleich diese ziemlich verunstaltet aussahen, mit Ausnahme der eher martialischen Anführerin zwischen ihnen. In der Hoffnung vielleicht diesmal auf willige Gesprächspartner zu treffen, zeigte ich mich ungefährlich und lud ein zunächst zu reden. Die Frau machte den Eindruck diese Geste erwidern zu wollen. Für einen Moment freute ich mich über diese Abwechslung und die Hoffnung eventuell ohne Blutvergießen auskommen zu können. Doch ihre gereichte Hand war eine Finte und ich fiel wie ein blutiger Anfänger darauf herein. Kurz darauf wurde es auch schon schwarz.
Als ich die Augen wieder aufschlug sah mir Krathus mit einem sehr energischen Blick direkt ins Gesicht. Dann huschte er herum schlug auf die „Orkdame“ ein. Er traf. Ein gleißendes Licht folgte dem Hieb. Die Energie dieses Angriffs zerfetzte sie regelrecht, so dass sich ihr Körper in mehr oder weniger schon fast flüssiger Form über alle Umstehenden ergoss. Ich war sprachlos … und auf eine verdrehte Art unglaublich stolz.
Leider hielt die Freude über das reduzierte Problem nicht lange an. Das Tückische in diesem Raum war das stetige Wiederkehren unserer Feinde. War einer umgefallen, so erschien er kurz darauf erneut in der Mitte des Raumes. Wir hatten inzwischen ermittelt, dass die zwei größeren Bereiche jegliche Magie negierten. Eine Hilfe war es bisher aber nicht gewesen.
Wir positionierten uns neu, versuchten weitere Taktiken. Es musste etwas mit den Runenkreisen auf sich haben. Einen der Orks darin seinem Ende zuzuführen hatte aber einen Effekt. Es stellte sich die Frage was passierte, wenn wir darin Platz fänden. Wie immer wir dies auflösen wollten, es musste schnell geschehen. Unsere Ausdauer Kämpfe zu führen schwand zusehends.
Sitzung 105
Eine enorme Hitze schlug uns dort entgegen, zweifelsohne von den diversen Lavabecken stammend. Störte mich zwar nicht übermäßig, das Vieh dort, dass eine abnormale Kreuzung aus Mensch (?) und Spinne zu sein schien und uns recht aggressiv begrüßte, allerdings noch weniger - es stapfte ohne zu zögern durch die Lava. Instinktiv in eine Kampfhaltung fallend landete ich einen guten Treffer, der das Vieh jedoch eher zu stören schien statt wirklich weh zu tun. Kräftig aufstampfend ließ es den Raum erbeben. Tat weh. Nachdem ersten Schlagabtausch taxierte ich unseren Gegner genauer. Auf der Brust prangte eine Art Siegel. Noch bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, landete Krathus einen Treffer mitten in das Siegel. Ob Zufall oder nicht, der Kleine hatte exakt den richtigen Riecher gehabt und die Kreatur erstarrte, während sich die Portale erneut öffneten und wir hindurchgingen. War ja gespannt, was diesmal kommen würde. Hoffentlich nichts all zu Schlimmes, wir waren recht angeschlagen.
Der Würfel überraschte einmal mehr. Der nun vor uns liegende Raum enthielt lediglich 2 große, verhüllte Objekte, 2 Bänke, ein Pult und - eine Taube? Zumindest erstmal keine Gefahr, vielleicht könnten wir uns sogar einen Moment ausruhen. Doch als wir uns auf die Bank niederließen, fing die Taube plötzlich in fließendem Common an zu sprechen. Begeistert stellte sie sich als Meta vor und teilte uns in zwei Teams ein, die gegeneinander in einem Quiz antreten sollten. Ich würde mit Garret ein Team bilden, während Ralkarion und Krathus ein Familienteam bildeten, wie Ralkarion es nannte, er schien seine Vaterrolle mittlerweile komplett anzunehmen. Interessante Abwechslung, warum eigentlich nicht. Problematisch war jedoch, dass die Taube implizierte, dass die Verlierer hier bleiben müssten, weshalb ich vorschlug, dass wir möglichst auf Unentschieden spielen sollten. Muss allerdings zugeben, dass ich dieses Ziel im Spielfieber nahezu gänzlich aus den Augen verlor. Merkwürdige Fragen übrigens, verstand nichtmal die Hälfte davon, doch die Antworten flogen mit auf seltsame Weise zu, fast, als würde eine äußere Macht sie mir einflüstern. Garret und ich gewannen und durften uns jeweils eines der verhüllten Gebilde aussuchen. Während meines völlig sinnlos war (eine zugegeben sehr kunstvoll gehauene Statue meiner selbst - wer brauchte so etwas???), hatte Garret wohl die bessere Wahl getroffen und einen wunderschönen Flügel erhalten, an den er sich sofort setzte und zu spielen begann. Es war unmöglich, sich der ausbreitenden, zauberhaften Musik zu entziehen und so lauschten wir gebannt und verzückt. Als wir wieder zu uns kamen, fühlte ich mich erfrischt, als hätte ich gerade ausgeschlafen und den anderen ging es ähnlich. Doch die Freude hielt nur kurz, denn wir sahen die Portale wieder - und sie waren schon sehr klein und schlossen sich weiter. Hastig stürmten wir auf eines der Portale zu. Mich der Worte der Taube erinnernd packte ich Krathus am Kragen und schleuderte ihn hindurch, für Erklärungen blieb keine Zeit. Ich wartete, bis ich Garret und vor allem Ralkarion hindurch waren, dann sprang ich selbst hinein.
Doch ich hatte möglicherweise zu lange gewartet und blieb etwa auf Hüfthohe im mittlerweile sehr kleinen Portal stecken. Ich kämpfte die aufkeimende Angst nieder und versuchte mich weiter durchzudrücken, als plötzlich jemand mein Bein berührte und es sich daraufhin in Gas zu verwandeln begann. Blinde, irrationale Panik überkam mich. Bloß keine Verwandlung! Ich widerstand dem Zauber, dann versuchte ich, mich mit meinem Schwert abzustoßen und doch noch durch das Portal zu kommen, dass mir mittlerweile schmerzhaft die Rüstung eindrückte. Es misslang und ich begann schonmal, Frieden mit meinem Leben zu machen, als ich plötzlich unsanft durch das Portal nach vorne katapultiert wurde. Ehe ich wusste, wie mir geschah, war ich durch das Portal durch. Ich nahm noch goldenen Glanz von überall her wahr, dann donnerte ich schmerzhaft und mit Wucht gegen etwas Großes. Benommen richtete ich mich auf und blickte einem goldenen Drachen ins Gesicht. Reflexartig verstärkte ich mit einem Zauber die Zähigkeit meiner Gefährten - mit Drachen war nicht zu spaßen, auch wenn dieser ein eher klägliches Exemplar war. Das allerdings ganz und gar nicht damit einverstanden schien, dass Krathus begonnen hatte, seinen Hort leer zu räumen und flüssiges Gold gegen den Kobold spie, was allerdings nur seinen Adoptivvater traf. Zu unserem Glück war dies bereits das Gefährlichste, was der Drache im Gepäck hatte und nach einem kurzen Kampf rammte ich ihm mein Schwert senkrecht durch den Schädel, woraufhin sich die Portale zu einem neuen Raum öffneten.
Erneut bot sich uns ein gänzlich anderes Bild: Ein großer Kristall mit einem Gesicht, umgeben von mehreren kleineren Kristallformationen. Noch ehe wir uns umsehen konnten, begann der Kristall zu sprechen - nun weniger sprechen, eher verursachte er Schwingungen, doch wir verstanden trotzdem irgendwie, was er ausdrückte. Er stellte ein altes Rätsel von dem, was alle verschlingt, blablabla. Natürlich war des Rätsels Lösung Zeit. Problematischer war allerdings, dass der Kristall erwartete, dass wir ihm genau diese übertrugen. Ich gestehe, dass ich einen Augenblick zögerte. Meine Aufgabe war es, Schaden von der Gruppe abzuwenden, doch gleichzeitig waren sie wesentlich jünger als ich und konnten mehr geben. Dann gewann jedoch der Beschützerinstinkt und ich berührte den Kristall, um ihm ein paar meiner Jahre zu geben. Ich war jedoch erleichtert als ich sah, dass Garret dasselbe tat und sich wenig später die Portale erneut öffneten.
Der nächste Raum war weitestgehend leer, abgesehen von einem Spiegel, einem Stuhl und einer nach anderen Standards als den meinigen wohl sehr gut aussehende Halblingsdame. Mir war sie ehrlich gesagt etwas zu schmächtig, zu klein und zu stark parfümiert, aber jede, wie sie will. Sie freute sich sichtlich über unsere Ankunft. „Freunde” hätten sie hierher verbannt und sie würde doch so gerne frisieren. Wir ahnten bereits, dass es wohl der Weg hier heraus wäre, sich von dieser Dame frisieren zu lassen. Nun, dass traf wohl nur auf Garret zu, der sich dazu bereit erklärte, woraufhin die Frau aber darauf bestand, ihm gründlich die Augen zu verbinden. Falsches Spiel vermutend blieb der Rest von uns jedoch wachsam und ich begann die Formeln zu sprechen, die mich Magie jeder Art entdecken lassen würden. Noch bevor ich damit fertig war, sah ich, dass die Frau ein Messer an Garrets Hals gesetzt hatte. Meine Hand wanderte zu einem Dolch, doch ich bemerkte noch rechtzeitig, dass sie wohl lediglich zur Rasur ansetzte. Ralkarion war jedoch misstrauischer und murmelte, dass er eine Ablenkung brauchte, er wollte etwas überprüfen. Krathus reagierte prompt und zauberte zur Ablenkung ein gewaltiges Festmahl. In der Theorie völlig in Ordnung, platzierte er es leider so, dass ein recht großer Braten die Frau traf, die daraufhin mit dem Messer abrutschte und ihm statt einer Rasur versehentlich eine tiefe Schnittwunde verpasste. Garret nahm daraufhin die Augenbinde ab, und rannte zu uns herüber, wo Krathus die Wunde verarztete. Ralkarion hatte die Ablenkung genutzt und zeigte uns nun das Spiegelbild der Frau in einer Münze und damit ihre wahre Gestalt. Ein Anblick, der Würgereflexe auslöste. Ein kurzer, magischer Blick bestätigte, dass die Frau unter einem Zauber lag - wenngleich sie selbst offenbar keine magischen Talente besaß. Merkwürdig, hatten ihre „Freunde” sie verflucht? Doch warum dann mit einer offensichtlich hübscheren Gestalt?
Währenddessen schien die Frau ehrlich bestürzt über das Missgeschick, doch Garret ließ sich nun um nichts in der Welt dazu bewegen, auf den Stuhl zurückzukehren und auch die anderen waren sich nun sicher, dass die Frau Böses im Schilde führte. Hingegen war ich zu einem gänzlich anderen Schluss gekommen. Schließlich wusste kaum jemand so gut wie ich, dass Aussehen alleine nichts besagt und nichts im Verhalten der Frau deutete irgendwie entfernt darauf hin, dass sie uns etwas antun wollte. Ich bot daher an, dass sie stattdessen meine Hörner schleifen könnte, was sie zu denselben Bedingungen wie schon bei Garret annahm. Eine nicht unangenehme Schleifung später war sie fertig und es öffneten sich erneut vier Portale. Wo auch immer diese nun hinführen würden…
Sitzung 105
Der nächste Raum stand vor Hitze. Es erinnerte stark an Cindercrest, besonders die mit Lava gefüllten Becken. In der Mitte stand eine Kreatur, die sowohl humanoide Bestandteile wie auch die eines Skorpions hatte. Vornehmlich war der Oberkörper ähnlich dem eines Menschen. Auf dessen Brust prangte ein goldenes Symbol. Es hatte Ähnlichkeit mit einem auf dem Kubus. Als wir so plötzlich vor dem Wesen standen schien es geradezu erfreut. Offenbar war jedes Leben hier drin schon über längere Zeiträume hier gefangen. Ausgehend von der Masse des Ungetüms und dem Fakt, dass es zur Abwechslung mal mit uns sprach, wollte ich es davon überzeugen mit uns zusammenzuarbeiten. Obgleich es in freudiger Erwartung neue Spielobjekte zu haben auch gleich einmal zuschlug.
Doch das übereifrige harte Durchgreifen von Krathus und Calas erwies sich als Auslöser dafür, dass es nun ernst machte. Wahrlich war dies keine Überraschung. Obgleich ich versuchte direkt einen sicheren Bereich in diesem arg begrenzten Raum aufzusuchen, ließ mich die Reaktion wortwörtlich fast aus den Latschen kippen. Zunächst kam ein direkter Angriff auf mich, den Krathus unerwartet zu blocken versuchte. Danach bebte der Untergrund und sorgte für den ein oder anderen Fallschaden. In was für einem grotesken Spiel waren wir hier nur gefangen? Beobachtete der rote Dreckssack uns die ganze Zeit bei diesem Spießrutenlauf?
Garret preschte als nächstes nach vorne und erwischte das Biest direkt auf dem goldenen Emblem, was es mit einem Mal erstarren ließ. Es war ungewöhnlich und absurd. Zumindest erwies sich das Gespür des Halblings diesmal als nützlich. Erneut öffneten sich die rot leuchtenden Tore. Wieder gab die Münze keine Reaktion. So durchschritten wir das nächstbeste Portal.
Was uns nun erwartete war etwas Zeit zum Durchatmen. Ein Podest stand mittig und zwei Rednerbereiche, ähnlich in einem Gerichtssaal, jeweils rechts und links davor. Auf dem Podest saß eine Taube? Es war Zeit eine Pause einzulegen. Die Taube jedoch hatte eine andere Idee. Sie sprach und erklärte, dass wir nun in „Meta’s Gaming Show“ wären. Was immer das nun wieder sein mochte. Offenbar ging es darum eine Reihe von Fragen zu beantworten, dabei traten wir aber in Zweierteams gegeneinander an. Kurzerhand schlossen Krathus und ich uns zusammen. Da wir aber befürchteten, dass dem Verlierer irgendetwas obskures passieren könnte, trafen wir die Abmachung auf ein Unentschieden hinzuarbeiten.
Nach einer Reihe von sehr irritierenden Fragen und selbiger Antworten zeigte sich schnell, dass wir etwas manipulieren mussten, um unser Ziel zu erreichen. Schlussendlich erwies sich die Befürchtung aber als grundlos. Tatsächlich bekamen die Gewinner Garret und Calas so etwas wie einen Gewinn. Calas erhielt eine protzige Statue von sich selbst und Garret ein Piano unfassbarer Qualität. Es musste ein kleines Vermögen wert gewesen sein. Als er anfing etwas darauf zu spielen fühlten wir uns unerwartet erholt. Die Prellungen von der Bekanntschaft mit dem Boden im letzten Raum waren in kurzer Zeit verschwunden. Dann bemerkten wir aber wie sich die Tore begannen zu schließen. Eigentlich waren sie sogar schon zur Hälfte geschlossen.
Eilig hasteten wir hindurch. Lediglich Calas ließ sich extrem viel Zeit. Als er dann hindurch wollte blieb er plötzlich stecken. Dieses verdammte Portal war dabei ihn in zwei Teile zu spalten. Intuitiv setzte ich zu einem Zauber an ihn in eine flüchtigere Form zu verwandeln. Aber er schien sich dem Zauber zu verweigern? Was zur Hölle ging nur in der Echse vor sich? Er war im Begriff zu sterben und widersetzte sich der Hilfe. Garret und Krathus versuchten ihn zu ziehen, hatten aber wenig Erfolg. Zwar fürchtete ich darum ihn damit einem gewaltsamen Ende zuzuführen, doch einzig verblieb ein telekinetischer Zauber. So ließ ich die Magie wirken. Das Ergebnis war zeitgleich hilfreich wie unangenehm.
Calas Rüstung war der Ankerpunkt beim Steckenbleiben gewesen. Daher war die volle Intensität des Zaubers notwendig. Als schließlich die Rüstung den dicksten Punkt überwunden hatte zog die Kraft ungebremst an Calas’ Körper. Er schoss schneller als jeder Pfeil aus einem Bogen heraus und heftig in das hinter uns befindliche Ungetüm donnerte, welches wir bisher ignoriert hatten. Ich seufzte. Damit war auch hier eine friedvolle Lösung undenkbar geworden.
Ein schneller Blick zeigte, dass wir auf Bergen von Gold standen. Und das Ding vor uns war eine gigantische ochsenhafte Kreatur. Sie war einem Drachen nicht unähnlich, wenngleich etwas kleiner, gedrungener und ohne Flügel. Krathus hatte scheinbar schon vor uns etwas „Freundschaft“ mit ihr geschlossen. Ich versuchte wieder eine günstigere Position zu finden. Aber nachdem Krathus völlig verblendet nach dem Gold um sich herum griff wurde er zugleich das Primärziel der Echse. Sie holte tief Luft, dann umfing ihn ein goldener Atem … und ebenso mich, da sich der Kobold direkt vor mir aufhielt. Das Vieh spuckte flüssiges Gold. Zum Glück war ich Hintze gegenüber stets resistenter als andere Personen, aber das nun erkaltende Metall musste ich schleunigst wieder loswerden.
Kurz darauf zeigte sich, dass auch dieses Wesen ein Symbol auf seiner Brust hatte. Doch war diese so nahe am Boden, dass wir Schwierigkeiten hatten es zu erreichen. In Gedanken spielte ich mit einer Idee, kam aber zu dem Schluss, dass es uns vermutlich alle töten würde. Doch bevor wir dazu kamen das Symbol zu treffen rammte Calas dem Getier schon das Schwert durch den Schädel und erlegte es. Erneut öffneten sich Portale. Es machte den Anschein, als kämen wir gut voran. Wenngleich nicht ohne Blessuren.
Im neuen Raum befand sich ein großer glühender Kristall. Schnell erwies sich, dass dieser irgendwie lebendig war. Er sprach zu uns und offerierte uns einen Ausweg, sofern wir ein Rätsel lösen könnten. Nachdem wir ein paar Fragen unsererseits gestellt hatten, wurde auch klar, dass ein Versagen bedeutete selbst zu einem Kristall zu mutieren. Viele kleinere Haufen von Kristallen um den großen herum waren ein Zeichen für all diejenigen, die zuvor versagt hatten. Sein Rätsel lautete: „Welche Waffe bringt alle Kämpfe(r) zur Ruhe?“
Um uns herum erschienen alle denkbaren Waffen, die jemals existiert hatten aufgereiht an den Wänden und stetig wechselnd je nach Gedanken den wir hatten. Klar war, dass es sich nie und nimmer um eine richtige Waffe gehandelt hatte. Im Ergebnis kamen wir überein, dass die Antwort „Zeit“ lautete. Was uns nunmehr daran erinnerte wieso uns Tanaos hatte in der grünen Energie, die uns verjüngt hatte, baden lassen. Ich war skeptisch wieviel unserer Lebenszeit der Kristall absorbieren würde und haderte daher. Calas hingegen ging ohne zu zögern vor. Zwar entzog der Kristall ihm Lebenszeit, aber es gab wohl ein Maximum pro Person. Musste nunmehr jeder von uns etwas geben? Gerade als ich im Begriff war den Kristall zu berühren schob sich Garret ungeduldig dazwischen. Närrischer O'Reilley.
So wirklich groß schien die Wirkung bei ihm nicht gewesen zu sein. Da erinnerte ich mich, dass dieses Volk eine längere Zeitspanne hatte als Menschen oder Tieflinge. In jedem Fall reichte die zweite Ladung an entzogener Energie um dieses Rätsel als abgeschlossen anzusehen. Wieder öffneten sich die Portale.
Der nachfolgende Raum hielt eine weitere Überraschung parat. Ein Stuhl stand in der Mitte. Er war auf einer Stange befestigt und machte den Eindruck drehbar zu sein. Fest an der Aufhängung montiert befand sich ein Arm, an dem ein Spiegel befestigt war. Dieser war dadurch so ausgerichtet, dass eine auf dem Stuhl sitzende Person stets hineinzublicken vermochte. Daneben stand eine Halblingsfrau in einem aufwändig verzierten Gewand. Weiterhin gab es noch ein paar eisige Flächen im Raum verteilt.
Sie war äußerst gesprächig und bot uns einen Haarschnitt an. Auf unser Nachfragen erfuhren wir, dass sie hier gelandet sei, weil angeblich irgendwelche Neider sie verflucht hatten. Neidisch seien sie auf ihre beruflichen Fähigkeiten gewesen. Das klang absonderlich. Garret machte jedoch den Anfang und setzte sich unbekümmert wie eh und je auf den Stuhl, wobei sie ihm aber zuvor eine Augenbinde verpasste. Mit eindeutigen Worten vermittelte sie, dass ein Absetzen unerwünscht war. Ausgehend von dem scharfen Objekt an Garrets Kehle und dem eigentümlichen Verhalten musste hier mehr vor sich gehen. Um die Chance zu haben mit meinem Spiegel einen Blick zu erhaschen musste sie jedoch abgelenkt werden.
Calas hielt sich an seinem Schwertgriff fest, falls etwas geschah. Blieb noch Krathus. Nachdem er die ganze Zeit mit einem Berg an Gold in den Händen rumlief und wir uns geweigert hatten es in unsere Taschen zu übernehmen, war er etwas genervt. Doch er brauchte eine Lektion seiner Gier nicht immer so unkontrolliert nachzugeben. Dies war etwas, wo Calas und ich uns einig waren. Doch im Zuge meinen Plan umzusetzen, bot ich ihm an die Hälfte seines Goldes zu übernehmen. Sogleich ließ er alles fallen und zauberte will Nahrungsmittel hinter die Frau in die Luft. Das war nicht was ich im Sinn hatte. Nicht zuletzt hatte sie soeben noch eine Klinge in der Nähe zu Garret’s Hals. Doch da war es schon geschehen.
Es polterte hinter ihr und ich glaubte einen Kürbis auf ihrem Kopf landen zu sehen. Dann rutschte sie ab. Garret schrie auf, riss die Augenbinde ab und kam röchelnd zu uns herüber. Glücklicherweise konnte Krathus ihn auch sogleich heilen. In dem kurzen Moment ohne verbundene Augen sah unser Halbling aber ihr Spiegelbild. Was er beschrieb war leicht verstörend, aber inzwischen auch nicht mehr allzu ungewöhnlich für diesen Ort. Obgleich des Ereignisses blieb die Frau ruhig. Und obgleich alle eigentlich ein ungutes Gefühl hätten haben müssen beschloss Calas sich stumpf einen Schuppenschnitt geben zu lassen. Währenddessen pflückte Krathus seien Münzen vom Boden auf. Rein zufällig bemerkte ich ein Spiegelbild darin.
Was Garret gesehen hatte sah nun auch ich. Aber in jeder Münze, egal welche Position sie hatte – auch wenn sie abgewandt von der Frau war. Die Fratze, die ich darin erblickte, war in der Tat als unangenehm einzustufen. So zog ich es vor weiterhin wachsam zu bleiben. Entgegen meinen Erwartungen schloss sie aber ihre Arbeit ohne weitere Vorkommnisse ab, woraufhin sich erneut Portale öffneten.
Ich hoffte, dass es bald ein Ende haben würde durch dieses Labyrinth des Irrsinns zu streifen …