• Freitag, 31. Januar 2025 11:33

Sitzung 90

Anarath
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So schleppte ich Angstrum mit uns. Während des Weges durch die Stadt verfolgten uns eine Wache und natürlich eines von Marco’s Kindern. Doch ich kannte Städte. Ihre Winkel, Gassen, Abkürzungen. Wir ließen die beiden schnell hinter uns. Wobei es sich nicht vermeiden lassen würde, dass die kleinen Vöglein trotzdem unseren Weg preisgaben. Ich wusste wie so etwas lief. Nich erst durch die Erlebnisse in Zoica. Man konnte jede Stadt nennen und überall war es das Gleiche. Zoica, Ailamere – es spielte keine Rolle. Für einen Moment verlor ich mich in den Gedanken meiner Vergangenheit. Als ich kurz zu Angstrum blickte, den ich hier durch die Straßen zurrte, unterdrückte ich sie jedoch wieder. Typischer weise war die Tür von Chrylax’ Haus nicht verschlossen. Nach den Ereignissen damals auf dem Marktplatz würde hier sowieso kaum jemand freiwillig einkehren wollen.

Bevor wir überschwänglich dazu Melody trotten würde, wollte ich aber Sicherheit, dass der Wunsch auch funktioniert hatte. Die anderen blieben mit dem Bugbear im Hauptraum. Mein Weg führte in den Garten. Melody war kaum willens sich groß mit irgendwas oder irgendwem auseinander zu setzen. Der Schock saß tief. Ich verstand das. Es brauchte ein wenig Überzeugungsarbeit, bis sie mich in ihr „Nest“ ließ. Ich traute meinen Augen kaum … sie war tatsächlich zurückverwandelt worden. Aber darüber hinaus optisch noch ansprechender. In Angstrums Kopf war ein abweichendes Bild gewesen, als er den Wunsch aussprach. Ein Ideal seiner Vorstellung. Silbern bis golden gefärbte Flügel, weiße lange Haare und Augen, die den Eindruck vermittelten sie würden gar ganz fein leuchten. Nebst Angstrums persönlicher Vorliebe für andere Körperteile … Konnte es ihm nicht verdenken.

Es dauerte, bis sie bereit war sich im Spiegel zu betrachten. Länger noch, bis sie nachvollzog, dass dies keine Illusion war. Ich stellte den nervigen Angstrum als eine selbstlose aufopfernde Person dar. Melody konnte kaum glauben was sie sah und hörte. Bei letzterem ging es mir ähnlich. Doch es war nicht zu seinem, sondern ihrem Wohl. Heute konnte eine Seele auf den Weg der Heilung gebracht werden. Wenn schon nicht meine, dann doch ihre. Das daraufhin folgende Zusammentreffen war wider erwartend positiv. Obgleich einer kleinen Verwechslung, da sie zunächst Garret für ihren Helfer hielt. Scheinbar hatte sie kein Problem mit Angstrums Optik. Und übereifrig, nachdem er von ihr akzeptiert worden zu schien, machten sich die beiden sogleich auf in die Nacht. Seine Art zu feiern würde Melody wohl erst lernen müssen. Vielleicht stutzte sie ihn aber auch ein wenig zurecht. Es blieb abzuwarten wie sich ihre Geschichte entwickeln würde.

Obgleich der Abend fortgeschritten war, so lag das Anwesen von Lafayette direkt nebenan. Wir hatten noch mit ihm zu reden. Wieso sollten wir also warten. Wissend um den benötigten Schlüssel besuchten wir Birch. Zu unserem Leidwesen war er wie immer um diese Zeit angetrunken und wartete auf Damenbesuch. Ava’s Abendkleid weckte da zunächst falsche Erwartungen. Für einen Moment überlegte ich mir daraus einen größeren Spaß zu erlauben, beließ es aber beim Geschäftlichen. Einen suggestiven Zauber wirkend überzeugte ihn davon uns Zugang zu Lafayette’s Anwesen zu verschaffen. Als Birch sich wieder seinen nächtlichen Tätigkeiten hingeben wollte sprach Krathus noch eine kurze Phrase. Ich hatte so etwas schon einmal gehört. Dann war der Gute stocknüchtern, in seinem Pyjama auf den Straßen von Zoica bei Nacht. Seiner Reaktion nach zu urteilen traf der Begriff Verwirrung es nicht annähernd. Er hatte seine Schuldigkeit getan und stolperte zurück nach Hause.

Kurz darauf warf sich eine schattenhafte Gestalt auf mich. Bing hatte sich schon auf die Lauer gelegt. Der Panther war erstaunlich freudig drauf, fast wie eine Hauskatze. Ein bisschen hinter den Ohren kraulen half dem Gewicht zu entkommen. Hätte es besser wissen müssen was einen hier erwartete, dennoch saß ein kleiner Schreck fest. Krathus misstraute dem, im Vergleich zu ihm selbst, riesigen Tier etwas. Bing schien ihn hingegen recht interessant zu finden. Und markierte ihn direkt mal zur Freude der restlichen Anwesenden mit einer Duftmarke. Hätte es so gelassen, wenn wir nicht mit Lafayette sprechen wollten. Aber wir konnten da kaum mit dem unwiderstehlichen Geruch von Pantherurin auftauchen. Bing verzog sich enttäuscht wieder in die Dunkelheit, nachdem niemand mit ihr spielen wollte. Krathus schwor indes Rache. Ich wunderte mich, ob dies eine rückwirkende Duftmarke zur Folge haben würde, während ich meine magischen Fähigkeiten nutze ihn zu säubern.

Lafayette öffnete uns, war aber kaum glücklich uns zu sehen. Das erste war ein abfälliger Kommentar. Doch die Aussicht von seinem Hausarrest befreit zu werden machte ihn willens zuzuhören. Die Nachricht, dass wir uns für ihn eingesetzt hatten nahm er dann positiv auf. Er war sichtlich unzufrieden mit der neuen Königin. Angeblich hatte er im besten Interesse der Stadt gehandelt, als er sie unter seine „Fittiche“ nehmen wollte. Der Einfluss der Dame Therion hingegen weckte wohl nicht das Verhaltensmuster, was er sich vorstellte. Es hatte ja schon einmal einen Drachen gegeben, der hier herrschte und sich für das Größte zwischen Himmel und Erde hielt. Diese Sorge verstand ich. Doch insgesamt mussten wir abwarten wie sich die Dinge entwickeln würden. Garret hatte seine Beteiligung an der Regierung aufgegeben – jedoch war sie bereits verflogen, noch bevor er dies aktiv tat. Vertane Chancen. Etwas an das man sich in dieser Gruppe gewöhnen musste.

Auf die von Cuu herausgesagten Zahlungen angesprochen wusste er ein wenig was zu erzählen. Zumindest das sie stattfanden, regelmäßig. Aber nicht wohin. Scheinbar hatte er dies auch versucht herauszufinden, aber seine Agenten kamen stets als tote Körper zurück zu ihm. Weitere wollte er nicht opfern. Dies war also auch für ihn ein Geheimnis. Gereon machte die Zahlungen stets fertig. So gab er uns dies als Hinweis.

Lafayette’s Blick wanderte mitunter zu unserem neuen Gruppenmitglied. Speziell seine Rüstung interessierte ihn. Wenn er einen Blick auf das eingravierte Siegel werfen dürfte wollte er uns mehr dazu sagen. Krathus davon zu überzeugen ihm Teile der Rüstung kurz auszuhändigen blieb aber schwer. Zuletzt fügte er sich. Es stellte sich heraus, dass diese Rüstung vom Zwergenschmiedemeister Thorin Mingus hergestellt worden war, welcher in Mon Mithral sein Werk verrichtete. Angeblich gab es dort wo Krathus seine Rüstung hatte mitgehen lassen größtenteils nur sehr gewichtige. Diese eine leichte war etwas Besonderes. Doch blieb die Frage offen, wie sie in den Besitz Shadar’s gelang. Kam es ein Abkommen zwischen den Zwergen und dem Drachen? War es eine Beute? Über drei Ecken eine Auftragsarbeit? Es stellten sich immer neue Fragen. Wären sie gar alliierte, was würde das für die Zukunft bedeuten …

Unser Gastgeber hatte aber noch mehr zu bemängeln. Auf das Thema Marco angesprochen warf er ein wie scheinheilig dieser war. Gegen die Einführung von Wissen und Magie stellend nutzte er nicht nur selber welche, sondern vielmehr sandte er seine Vöglein auch auf die Akademie. In der Tat hatte er sich energisch uns gegenüber geäußert was die erneute Errichtung einer Akademie der magischen Künste anging. Ich erinnerte mich gut daran. Jetzt schlug er trotzdem daraus seinen Nutzen. Aber Lafayette war kein Deut besser als Marco. Er hatte auch jeden Vorteil für sich ausgespielt. Ich nahm alles mit einer gewissen Gleichgültigkeit entgegen.

Im Zuge dessen, dass wir ihm die Freiheit wiedergaben schlossen wir noch einen Deal. Er würde sich nach Lia Therion umhören. Es machte direkt den Eindruck, als ob er gar nicht so abgeschnitten von der Aussenwelt gewesen war, wie er zunächst behauptete. Agenten würden sich auf den Weg nach Ark’Therion machen. Er würde uns wissen lassen, sobald diese Informationen eingeholt hätten. Und wir stellten sicher, dass wir dann auch keine Terminplanung brauchen würden. Sein alles Verhaltensmuster kam schon etwas arg schnell zum Vorschein, dem musste gleich einmal Einhalt geboten werden. Mit dieser Vereinbarung machten wir uns wieder auf den Weg. Obgleich nicht ganz freiwillig. Eigentlich hatte ich vor noch mehr zu erfahren, aber meine Gefährten waren nicht unbedingt sehr diplomatisch gewesen. Was ihn verstimmt hatte. Beim nächsten Besuch auf dem Markt würde ich Knebel erwerben.

Die Nacht kam immer näher. Gereon konnten wir aber noch befragen, schließlich war der Compound auch das Nachtlager für die Meisten von uns. Ich hatte später noch andere Pläne, aber das war persönlicher Natur. So weckten wir Gereon und befragten ihn zu den Geldlieferungen, die er im Auftrag Cuu’s abfertigte. Viel gab es aber nicht herauszufinden. Er wusste kaum mehr als die Menge die er in regelmäßigen Abständen fertigzumachen hatte. Sie wurde von ihm in der Nacht dann in einem der Karren vom Compound verstaut. Am nächsten Tag war dieser dann weg. Einmal hatte er eine ziemlich kleine Gestalt dabei beobachtet. Aber erkennen konnte er sie nicht. Auch wollte er sich nicht den Ärger Cuu’s auf sich ziehen zu viele Fragen zu stellen. Ich dachte unwillkürlich an Gardis. Doch dieser war ein Agent Landerson’s. Orks? Ich war mir unschlüssig. Zumal die Karren wohl nicht immer dasselbe Ziel hatten. Hier erfuhren wir aber nicht mehr.

Vor der Nachtruhe, und vor allem weil sie weniger Schlaf benötigte, wollte Ava sich bei den Wochen umhören. Vielleicht hatten die etwas mitbekommen. Ein Versuch konnte nicht schaden. Die anderen gingen Richtung ihrer Unterkünfte. Ich hingegen machte mich auf den Weg den Compound zu verlassen. Meine nächtlichen Pläne sahen anderes vor. Dafür erntete ich merkwürdige Blicke.

Endlich war ich allein. Mir spukte schon die ganze Zeit eine Idee im Hinterkopf. Sie war nicht ohne Risiko und konnte die Dinge auch verschlimmern. Die jüngsten Ereignisse betrachtend konnten wir uns aber nicht erlauben mögliche dienliche Quellen auszuschlagen. Die Uhrzeit bedenkend war mir klar, dass mein Vorhaben etwas kostspieliger werden würde. Einen Händler für Geflügel aufsuchend holte ich diesen aus dem Bett. Einen Tiefling zur Nachtzeit vor der Tür stehen zu sehen führte zu dem mir wohl bekannten typischen Verhaltensmuster, dass ich Zeit eines Lebens gewohnt war. Man kam sich stets vor, als sei ein Teufel aus den neun Höllen persönlich an die Tür getreten und forderte eine Seele ein. Der wahre Fluch war kaum unsere Blutlinie, sondern eher die daraus resultierende Reaktion. Dennoch vermochte ich dem Händler für einige Silber ein Huhn abzukaufen. Ich legte nich etwas drauf, was ihn noch irritierter zurückließ, als es meine Anwesenheit bereits getan hatte. Schließlich brabbelte er noch was von Blutopfern und Ritualen, die er nicht unterstützen würde. Vielleicht hätte ich ihn mitschleifen sollen in die Kanalisation …

Dort angekommen suchte ich den Ort auf, wo ich Veklani zuletzt traf. Eigentlich war das Federvieh als Geschenk für ihn gedacht, um Verhandlungen zu ermöglichen. Aber alles was ich vorfand war diese hungernde Spinne. Deutlich kleiner. Sie verstand mich wohl, dachte ich. Jedoch war sie mehr auf das gackernde Ding in dem kleinen Käfig fixiert, als auf mich. Würde ich es ihr geben und sie Veklani rufen, dann bräuchte ich noch ein weiteres Huhn. Ich sorgte also vor. Sagt ihr ich käme gleich wieder und besuchte den rassistischen Händler erneut. Dieser war so erschrocken, wie beim ersten Besuch. Was stimmte nur nicht mit diesen Leuten? Er handelte gar ein Gold für ein zweites Huhn heraus. Ich hatte wahrlich keine Lust mich lange mit ihm zu beschäftigen und gab es ihm. Das zweite Huhn verpackte ich gut verschnürt aber human an meinem Rücken.

In der Hoffnung mein Ziel damit zu erreichen überließ ich der Spinne nun eines der beiden. Sie machte sich sofort über das arme glucksende Tier her. Aber es half alles nichts. Dann tappte das achtbeinige Etwas auf etwas, das einem Schild ähnelte. Es waren Zeiten. Offenbar für die Ankunft von Veklani. Ich hatte mir also eine Audienz für den morgigen Tag gesichert. Ein Fortschritt. Hoffentlich würde ich das aushandeln können, was mir im Geiste vorschwebte. Damit verließ ich den Untergrund und machte mich auf den Weg zu Razora. Vielleicht wäre ihr nach etwas Gesellschaft heute Abend. Ich konnte sie allemal gebrauchen. Abseits von den anderen.

Am ehemaligen Hextor Compound angekommen überkam mich ein merkwürdiger schwefliger Geruch. Es knirschte unter meinen Füßen. Hier lagen Eierschalen von dutzenden, vielleicht hunderten von Eiern. Plattgetreten, oder gegen Objekte geworfen. Aus Razora’s Zelt hörte ich ihre aufgebrachte Stimme. Scheinbar regte sie sich über Krathus auf. War er hierfür verantwortlich? Wieso würde er sowas machen? Mir fiel das Huhn auf meinem Rücken ein. Nur der Vorsicht halber verwandelte ich es in eine Katze. Razora sollte nicht denken, dass ich mit diesem Unfug etwas zu tun hatte. Ich wollte abschalten, nicht mehr Stress haben. So betrat ich ihr Zelt und bereute es schon kurz danach.

Krathus hatte ihr die ganzen Eier hingelegt, weil er missverstanden hatte was sie ihm zu vermitteln versuchte. Scheinbar sollte er sich jemanden suchen und, wie Kobolde das anscheinend tun, Nachwuchs in Form von Eiern machen. Doch unser Gehirnakrobat von einem Kobold hatte keinen blassen Dunst, was die Aussage bedeutete. Stattdessen hinterließ er ihr das ganze Zelt voller Eiern. Was sie ein wenig arg aufregte. Die Situation wurde kaum besser, als sie die Katze auf meinem Rücken bemerkte. Bevor sie auf komische Gedanken kam, spielte ch mit offenen Karten und sagte ihr, dass es ein Huhn war – für einen anderen Zweck. Und dass ich bloß nicht ins Kreuzfeuer geraten wollte mit dem Vieh direkt aufzutauchen. Wie man es macht, macht man es aber falsch. Sie war so in Rage, dass ich in die Sache mit reingezogen wurde. Nicht nur, dass ich mich nützlich machen sollte die Schweinerei – die eigentlich sie veranstaltet hatte – zu säubern. Nein. Zu allem Überfluss sollte ich Krathus gefälligst erklären wie das mit der Fortpflanzung läuft. Was hatte ich denn mit dem Schuppenvieh zu tun?

In ihrem Zustand war kaum ein vernünftiges Wort zu reden. Auf einen flapsigen Kommentar beim Rausgehen hin bekam ich noch ein Ei an den Hinterkopf geworfen. Draussen überlegte ich kurz und steckte nochmal den Kopf hinein. Es brauchte nur einen gesäuselten magisch angehauchten Satz, um heute Nacht doch noch etwas Frieden zu bekommen. Aber es misslang. Auf meinem Weg zurück zum Compound reinigte ich sodann magisch was mir möglich war … und schwor Krathus Rache …

Ich besorgte mir eine Handvoll Eier aus der Küche, ging direkt zu Krathus’ Zimmer und hämmerte ihn aus dem Schlaf. Nachdem ich ihm die Dinger für jede seiner Schandtaten und meiner Leiden um die nicht vorhanden Ohren gehauen hatte setzten wir uns zusammen. Versuchend das Missverständnis zwischen ihm und seiner Adoptivmutter aufzuklären und ihn über den Sachverhalt der Fortpflanzung ins Bild zu setzen verging dann noch etwas Zeit. Das Thema wurde arg abwegig, da es den Anschein machte, dass Kobolde ihre Geschlechtsorgane „Stelzen“ nannten und sie gar zwei besaßen? Meine Verwirrung war groß. Davon hatte ich noch ie gehört. Es kostete einige Mühen dieses wirre Gespräch zu führen und meinen Punkt rüberzubringen. Und ehrlicherweise bezweifelte ich, dass viel bei ihm hängen blieb. Mit Ausnahme des Eidotters auf seinen Schuppen. Und so zog ich mich schließlich in meinen eigenen Raum zurück.

Der nächste Morgen brach an. Das Huhn war versorgt und zu Lorilla gegeben. Nett wie sie war, würde sie auf es aufpassen, bis ich es abholen würde. Dann schloss ich mich den anderen beim Frühstück an. Es gab Speck und … Eier. Mir verging direkt der Hunger. Es stellte sich auch heraus, dass bereits eine Diskussion zu der nächtlichen Aktion in Krathus’ Zimmer stattgefunden hatte. Ava war sichtlich amüsiert. Stellte ihrerseits einiges klar. Ob es der Kobold nun verstanden hatte blieb weiterhin ein Mysterium. Irgendwie nickte er immer, als ob er verstand und machte dann doch das Gegenteil. Wäre er doch nur weiblich gewesen, dann wären er und Garret das perfekte Gespann.

Das Gespräch am Tisch ging dann noch in weiteres unliebsames Territorium. Meine Aktion mit den Ungolspinnen wollte ich zunächst für mich behalten, musste dann aber auf Druck mit der Sprache rausrücken. Ava war ganz begeistert von der Idee. Die könnten dann ja die Kobolde einfach fressen gehen. Ich widersprach heftig. Das war nicht die Idee. Zumindest jene, von der ich mich zuvor gelöst hatte. Denn den bösartigen Gedanken hatte ich bereits gehabt. Nein, sie sollten lediglich Informationen über die Bewegungen der Kobolde sammeln und uns mitteilen. Schließlich verbreiteten sich diese Spinnen schneller als jedes Gerücht im Untergrund von Ailamere. Wer weiß wo sie schon überall saßen. Garret war zu meinem Erstaunen der gleichen Ansicht. Krathus hatte scheinbar für seine eigene Art so wenig Mitgefühl, dass es ihm egal war. Sie wären ja aktuell unsere Feinde. Waren sie das? Oder selbst nur Handlanger unter der Peitsche eines Unterdrückers? Wir hatten doch zwei Experten von Revolutionen am Tisch sitzen, dachte ich in mich hämisch hinein, da sollte uns doch ein besserer Weg einfallen. Schließlich verblieb es bei der Informationssammlungsidee. Ava schien damit nicht zufrieden. Erstaunt war ich nicht mehr. Aber mein Misstrauen wuchs.

Nachdem dies alles geklärt war, wollten wir dann den unliebsamen Besuch bei Marco angehen. Es dauerte nicht lange bis wir eines seiner eingespannten Kinder fanden und ein Treffen vereinbaren konnten. Es war wieder einmal eine der wechselnden leeren Gebäude. Ich mochte ihn nicht. Ich mochte nicht wofür er stand, ich mochte nicht wie er seine Ziele erreichte, ich mochte nicht wen er dafür manipulierte. Aber wenn ich meine persönlichen Gefühle beiseite schob, dann war er eine nutzbringende Quelle. Und ich versuchte wirklich, dass dies funktionierte. Einfach weil es musste.

Marco redete viel, aber sagte wenig. Dennoch kamen ein paar brauchbare Informationen dabei herum. So zum Beispiel, dass in der Tat Gardis für die Goldtransfers verantwortlich war. Das heißt Bargle war definitiv ein Aspekt in dieser Rechnung. Der gleiche Bargle, zu dem wir Gardis entsandten bezüglich Verhandlungen. Diesmal aber ohne Goldlieferung. Das konnte ja nur gut enden …

Auch erfuhren wir, dass Marco aus Mocny stammte. Aus dem alten Mocny. Es war verrückt, doch scheinbar war er während des Blightening vor hunderten Jahren anwesend. Er selber war, obgleich seien Landsleute bekanntlich keine Arkanisten mochten, eben ein solcher. Und zu jener Zeit experimentierte er mit einem Zauber, mit dem man die Realität oder Phase verschob. Aufgrund dessen, so vermutete er, zog ihn das Blightening zurück. Aber nicht gänzlich. Er scheint seither in einer Zwischenform zu existieren. Halb ätherisch und vom Alterungsprozess entbunden. Eine Illusion von etwas, dass dieser Gudden machte, während die anderen in der Parallelen Welt waren überraschte ihn sogar. Erinnerte ihn an das, was in Mocny geschehen war.

Ich wunderte mich derweil was er alles gesehen haben mochte über all diese Zeit … was er alles an Fäden gesponnen hatte in all dieser Zeit! Sicherlich hatte er mein Mitglied für den Verlust seiner Heimat, aber keinesfalls mein Vertrauen. Jetzt weniger denn zuvor.

Nichtsdestotrotz gab ich ihm Hinweise auf das, was geschehen war. Erwähnte gar eine Vorrichtung arkaner Natur, die für die Zerstörung Mocny’s verwendet wurde. Gleichermaßen versuchte ich damit herauszufinden, ob er der „graue Mann“ war, über den wir gehört hatten. Es wäre durchaus eine logische Überlegung. Doch es machte den Anschein, als wusste er nichts von der Quelle der Katastrophe – und auch nicht, dass Shadar mit der Zerstörung seiner Heimat zu tun hatte. Er schien auch nicht viel übrig zu haben für Drachen im Allgemeinen. Ebenso war die neue Königin ihm ein Dorn im Auge. Seine Meinung dazu ließ er Garret auch deutlich wissen.

Ihm nicht zu viel berichtend, aber klarmachend, dass die Zukunft Zoica’s mit ihr zu tun habe, befragten wir ihn nach Lia. Tatsächlich wusste er wo sie sich aufgehalten hatte. Sie war in Ark’Therion gewesen, dann aber nach Westerfell gereist. Dort hatte sie sogar eine Weile gelebt. Das verwunderte mich. Und Westerfell … das hörte sich bekannt an. Harrington kam daher. Wir hatten eine grobe Ahnung wo dieser Ort liegen musste.

Wieviele Informationen würden wir ihm noch preisgeben müssen, um einigermaßen weiterführende Anhaltspunkte zu erhalten … ?