• Sunday, 20. April 2025 00:46

Sitzung 101

Tueddelig
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Mundi zahlte nicht schlecht, musste ich ihm lassen. Für die paar Knochen… der neue Auftrag war allerdings mehr nach meinem Gusto. Ne Gruppe von Aventuriern durch die Weltgeschichte begleiten. Gut bezahlt. Passt. Mir noch mehr, würde mich wohl auch selbst weiterbringen. Und erinnerte mich an früher… er wäre wohl stolz auf mich.

Als ich die Plattform betrat und dort meine Schützlinge betrachtete, wurde mir recht schnell klar, warum der Knochenkerl mich angeheuert hatte. Kaum Fleisch auf den Knochen, der Haufen. Zwei der beiden waren von einer Größe, die mein Sohn schon mit 13 hinter sich gelassen hatte. Halbling und Kobold. Der Halbling war immerhin erwachsen aber trug weder Rüstung noch Waffen, aber der Kobold wirkte recht jung. Die anderen beiden wirkten da schon eher wie Krieger - ein Typ mit recht ansehnlicher Rüstung und eine hochgewachsene Elfe mit einer merkwürdigen Kriegsbemalung im Gesicht. Blut? Wessen? Na, nicht mein Problem, sollte sie sich anmalen, wie sie wollte.

Naturgemäß wurde ich zunächst mit Misstrauen begrüßt. Nun, da waren sie nicht die ersten und würden nicht die letzten sein. Gab genug in meinem Handwerk, die uns Söldnern einen schlechten Ruf verpassten. Würde sich schon noch geben, tat es immer. Meistens. Musste auch zugeben, dass ich wohl auch misstrauisch wäre, wenn der Knochenmann mir nen Aufpasser an die Seite stellen würde. Vorstellungen waren dran, hatte mal wieder meine Manieren vergessen. Meine Schützlinge stellten sich vor als Arem, Ava, Krathus und… Garret. Wie das Schicksal so spielte, der Bezwinger meines Beinahe-Auftraggebers Cuu. Entbehrte nicht einer gewissen Komik, dass ich nun zu seinem Schutz angeheuert wurde. Grinste ein wenig, sagte ihm, er schulde mir noch einen Job. Half dem Misstrauen nicht, aber war’s wert für mich.

Auf dem Weg nach unten sonderten sich die Elfe und der Gepanzerte mit den merkwürdigen Augen etwas ab. Besprachen irgendwas unter sich. Ich hörte nicht näher hin, wurde unten aber klar, als sich die beiden von den zwei Kleinen verabschiedeten. Irgendwas mit einer Bedrohung aus dem Norden - tja, davon war Logothil vollgestopft. Gab immerhin genug Arbeit dadurch. Als die Elfe sich unbeobachtet fühlte, sprach sie mit Krathus. Sagte ihm, er sei dafür verantwortlich, Garret und einen anderen namens Ralkarion zu bewachen und auf Spur zu halten. Hmm, ob in dem kleinen wohl mehr steckte? Musste ich mal testen. Machte eigentlich einen eher kindlichen Eindruck. Mochte ich, da wurden väterliche Instinkte wieder wach.

Tat ich dann am Abend auch. Die Reise war eher wortkarg verlaufen, das Nötigste wurde mir mitgeteilt, mehr nicht. Ereignislos wie die Reise verlaufen war, würde ein wenig Training gut tun. Krathus schien ebenfalls ganz erpicht darauf zu sein. Der Kleine hatte Feuer, das musste man ihm lassen. Erinnerte mich an meinen Sohn. Aus einer Gefühlsduselei zog ich Korron’s Schwert statt meinem Zweihänder. War immerhin nur ein Trainingsmatch, wie ich schon tausende durchlaufen hatte. Bei Krathus Fähigkeiten gab es genau wie bei mir damals allerdings noch einiges nachzubessern. Er war zu direkt, vergaß, den Gegner als Ganzes im Auge zu behalten und ließ sich dafür offen für Gegenangriffe. Ein Hieb mit dem Schwanz, ein gezielter Schlag und er lag unbewaffnet am Boden. In einem echten Kampf ein leichtes Ziel. Schien es mir allerdings nicht übel zu nehmen, als ich ihm aufhalf.

Am nächsten Tag erreichten wir Ferozoica. Oder Zoica, wie es jetzt hieß, würde ich mich wohl nicht mehr dran gewöhnen. Gingen direkt zum Compound. Wo sich mir ein Anblick bot, der mein Blut zum Kochen brachte - ein grauer Tiefling! Die antrainierten Instinkte der vergangenen Jahrzehnte ließen mich noch meine Schützlinge hinter mich schieben, bevor ich mein Schwert zog. Wieder Korrons, diesmal jedoch aus anderem Grund… bevor ich zur Tat schreiten konnte, hielten mich die anderen jedoch auf. Dies sei Ralkarion, der andere aus der Gruppe. Konnte mir nicht erklären, warum jemand mit diesen Mördern aus den Shales zusammen arbeitete, aber Job war Job. Wollte trotzdem ne Rückversicherung, also stellte ich ihm ein paar Fragen. Er stammte wohl gar nicht aus den Shales, sondern war in diesem Loch Ailamere aufgewachsen. Hätte ich ihm fast unrecht getan. Ich steckte mein Schwert weg und entschuldigte mich. Schien ihn nur mäßig zu beruhigen, als die anderen erklärten, warum ich hier war, schien er nicht weniger beruhigt. Nachvollziehbare Reaktion. Hingegen schien er fast erleichtert, dass die Elfe nicht mehr dabei war, sie hätte ihm nur „Ich hab’s dir gesagt” unter die Nase gerieben. Sein Soloabenteuer schien nicht ganz so verlaufen zu sein, wie er sich erhofft hatte, aber zuerst ging es rein in den Compound. Essen. Man merkte dem Grauen an, dass er sich bei seinen Erzählungen zurückhielt, wollte einem Fremden gegenüber nicht zuviel erzählen. Gesunde Vorsicht, sag ich mal. Legte selbst weniger Zurückhaltung an den Tag. Der Kerl berichtete von einem Ausflug zu seiner Mutter. Eine dermaßen beschissene Familie hatte ich noch nicht erlebt. Hatte selbst ne Menge Scheiße angestellt, aber sowas, was seine Eltern gemacht hatten, wow.

War schon fast erleichtert, als das Essen kam und sich damit erstmal leichtere Themen angesprochen wurden. Krathus legte allerdings Tischmanieren an den Tag, die seinesgleichen suchten. Wurde wohl wieder Zeit für ne kleine Lektion. Gab ihm nen Dolch zum Essen, was er grummelnd annahm. Da er aber immerhin akzeptierte, gab ich ihm einen zweiten, als er danach fragte. Musste ja auch belohnt werden, wenn er Fortschritte machte. Der Kobold war wirklich wie ein Kind. Freute mich schon auf den Nachtisch, könnte witzig werden. Im Zuge dessen kam heraus, dass Ralkarion wohl der Adoptivvater oder Ziehvater, irgend ne Art Vater von Krathus jedenfalls war. Schien aber nicht besonders erfahren darin… erinnerte mich an mich selbst damals. Es war noch kein Vater vom Himmel gefallen. Wenn er es annahm, würde ich mal versuchen, da ein paar Tips mitzugeben. Beim Nachtisch wies ich Krathus an, den Pudding ebenfalls mit dem Dolch und nicht mit dem Pudding zu essen. Schaute genüsslich zu, wie er sich abmühte, dann zog ich den Pudding zu mir schnitt mir ebenfalls etwas ab - dann zog ich den Löffel und begann zu essen. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kleinen war unbezahlbar.

Dann war allerdings erstmal ich mit Erzählen dran. Fair. Neben den üblichen Fragen der Loyalität zu ihnen war Thema auf mein Alter gekommen, die Jungspunde hatten daraufhin ne Menge fragen. War ja erst ganz harmlos… Thema Akademie, Garret schien ganz amüsiert davon, dass ich geflogen war. Mit Krathus am Tisch betonte ich allerdings besonders, dass ich halt ein Arsch gewesen war. War ich ja auch gewesen. Was wir alles angestellt haben, rückblickend wirklich nicht witzig. Der Kobold sollte besser nicht auf die Idee kommen, das wäre etwas Gutes gewesen. Trotzdem erlaubte ich mir ein wenig Spaß mit Ralkarion, als die Frage aufkam, wie weit meine magischen Fähigkeiten reichten. Der alte Trick mit dem illusionierten Essen. Dann unterbrach ich seinen Zauber, als er Garret verwandeln wollte. Dennoch, das hatte mein Interesse geweckt. Ich besah ihn mir mal genauer und tatsächlich - dieser schmächtige Graue war ein begnadeter Arkanist. In dieser Hinsicht weitaus stärker als ich.

Dann allerdings kam das Thema auf meine Familie. Heikles Thema. Eigentlich keins, was ich mit jedem teilte. Dennoch erzählte ich bereitwillig, dass ich eine Frau und einen Sohn hatte. Habe. Mehr war ich nicht bereit zu teilen - noch nicht. Die Bande hatte was an sich, aber nun ja: gesunde Vorsicht. Glücklicherweise waren sie auch ziemlich abgelenkt davon, als ich eröffnete, dass ich nicht im Compound nächtigen würde, sondern bei meinen Eltern hier in Ferozoica. Sowas wie mich hätten sie hier noch gar nicht gesehen, was sie verwirrte. Witzig. Der Graue fragte mich, ob ich jemanden namens Kryla kennen würde, die eine andere „Drachengeborene” sei. Weder kannte ich sie, noch fand ich die Bezeichnung besonders passend, was ich vor mich hin murmelte, als ich rausging. Freute mich, meine Eltern wiederzusehen. Waren ja auch nicht mehr die Jüngsten.

Am nächsten Morgen traf ich die anderen wie vereinbart am Compound. Wie am Abend abgesprochen, sollte es auf die Suche nach dieser Lia gehen. Teleport nach Ak’therion. War ich noch nicht, kam mir gut zupass. Außerdem war Professor Chrylax wohl für den Teleport zuständig, der wohl nicht mehr ganz er selbst war. War gespannt, den arroganten Fatzke wiederzusehen. Nach dem Frühstück, bei dem mal wieder eine Lektion für Krathus fällig war - der Kerl saß doch tatsächlich mit voller Rüstung bei Tisch - beschwor ich meine eigene. Ein nützlicher Taschenspielertrick, doch offenbar für die Gruppe etwas Besonderes. Ralkarion hingegen schien zu glauben, ich hätte die Rüstung die ganze Zeit angehabt und nur die Illusion von normaler Kleidung erzeugt. Cleverer Kerl, selbst wenn er auf dem Holzweg war.

Auf dem Weg dorthin wurde ich vor seiner Leidenschaft für Feuerbälle gewarnt. Mein Grinsen wurde ziemlich breit. Das könnte lustig werden. War schon fast wieder der Student von damals. Jaja, war ein Arsch, aber Chrylax auch, dem schadete es nicht. Während die anderen also zögerten, hinunterzugehen, verlagerte ich etwas Energie in meine Schuppen und stieß die Tür auf. Wie erwartet empfing mich ein Feuerball, doch aktuell war das für mich nicht mehr als ein laues Lüftchen. Ein Lachen kaum unterdrückend können, begrüßte ich ihn mit einem grinsenden „Hallo, Professor.” Erstaunlicherweise erinnerte sich der Typ sogar noch an mich. Hatte wohl Eindruck hinterlassen, der hatte sich doch sonst nicht für die Studenten interessiert. Es folgte ein Austausch an Nettigkeiten, dann begannen der Professor und Ralkarion mit der Vorbereitung des Teleportzirkels. Natürlich war er sofort bereit, seine Klassen dafür abzusagen und schickte Krathus los, um das für ihn zu tun. Spielte derweil oben mit Garret Karten. Ernstzunehmender Gegner, der Kerl, nötigte mir doch Respekt ab.

Nachdem Krathus zurück war, ging es los. Allerdings war nicht Chrylax derjenige, der den Teleport ausführte, sondern Ralkarion. Sieh an, sieh an, die alte Mumie wollte doch mal wen unterrichten? Wenige Sekunden später standen wir in einer Turmruine und wurden mit einem lauten Knall empfangen. Instinktiv baute ich einen Schild auf, der einen Teil der Energie absorbierte und Garret und Krathus entkamen dem Energiestoß mit einer Geschicklichkeit, die ich schlicht nicht mehr besaß. Ralkarion hingegen wirkte etwas zerzaust. Ich schlug mein altes Zauberbuch auf und begann einen der Sprüche von damals. Wollte wissen, ob es noch mehr Fallen von der Sorte hier gab, doch ich entdeckte nur den einen. So verließen wir den Turm und betraten eine Geisterstadt. Keine Spuren nirgendwo, was mich angesichts der intakten magischen Falle irritierte, zumal sie laut Aussage der anderen beim letzten Besuch nicht dagewesen war. Die Frage nach dem Verbleib der Bewohner stellte sich nicht mehr, als wir auf eine Massengrab stießen. Die Hextor erwiesen offenbar auch ihren gefallenen Gegnern die letzte Ehre. Was sie wiederum ehrte. Gegner wechselten ständig, es war wichtig, wie man mit den Besiegten umging, sonst entfachte man anhaltende Blutfehden, die keinem halfen. Wusste ich nur zu gut.

Außerhalb der Stadt begegnete uns ebenfalls niemand, doch noch ein paar Stunden Fußmarsch Richtung Süden, zu unserem Ziel Westerfell, sahen wir ein gewaltiges Skelettwesen etwas abseits vom Weg lagern. Wirkte nicht aggressiv, versperrte uns auch nicht den Weg. Krathus wollte aus irgendwelchen Gründen direkt anklopfen, die anderen hatten wohl schon einen Zusammenstoß mit so etwas gehabt und wollten es vermeiden. So zogen wir weiter. Machte mr eine Notiz, mit Krathus bei Gelegenheit mal drüber zu sprechen, wann man Kämpfen aus dem Weg gehen sollte. Oder besser, Ralkarion darauf hinzuweisen. Er war der „Vater”, nicht ich. Gegen Abend schlugen wir dann unser Lager auf. An einem ungünstigen Ort, wie sich herausstellte, doch zunächst stand ein weiteres Training mit Krathus an. Er lernte schnell dazu, der Schwanztrick funktionierte diesmal nicht, doch er war noch immer zu sehr darauf bedacht, was er konnte und zu wenig auf das, was der Gegner damit anstellte, so dass das Ergebnis am Ende das gleiche war. Dennoch, der Kleine hatte durchaus Talent.

Wir hatten uns kaum zur Ruhe begeben, da fuhr ein eiskalter Sturm über uns und durch alle Glieder hindurch. Doch bevor wir reagieren konnten, war unser ungesehener Gegner schon wieder geflohen. Ich verfluchte mich selbst dafür, nicht den üblichen Schutzzauber gewirkt zu haben. Wurde auf meine alten Tage wohl nachlässig. Ralkarion und Garret hatte es indes aus den Latschen gehauen. Fragte mich, wie die beiden mit der Konstitution so weit gekommen waren, aber zumindest erklärte das ihre Aversion gegen die Untersuchung des Skeletthaufens von vorher. Ralkarion konnte unseren Gegner noch als Drachen identifizieren, bevor auch seine Augen den Blickkontakt zu dem davonfliegenden Ungetüm verloren. Ein Drache! So ein Vieh hatte ich noch nie gesehen, glücklicherweise. Interessante Gegend jedenfalls. Hoffentlich war es nicht der Rote - gegen ein Vieh, dass mal eben den Herrscher von Ferozoica erlegte und dabei die halbe Stadt abbrannte sah ich schwarz. Aber auch so schien mit diesem Exemplar nicht zu spaßen zu sein. Ich schlug daher vor, unser Nachtlager zu verlegen, hier war es ganz offensichtlich nicht sicher. Aus unerfindlichen Gründen waren die anderen jedoch davon überzeugt, keine weiteren Störungen mehr zu erwarten zu haben. Mir war nicht wohl bei der Sache, aber sie waren mit anvertraut, also blieb ich natürlich bei ihnen.

Das nächste, an das ich mich erinnerte, war eisige Kälte und deutlich später erwachte ich in einer mir bekannten Postion. An den Füßen gefesselt, Rücken auf einer zurechtgebastelten, kruden Trage, über den Boden schleichend. Genau wie bei dem Einsatz bei Llachlun. Reflexartig beschwor ich Rüstung und Waffen und kappte das Seil, was mich vornüber stolperten ließ und mich mit einem Fluch am Boden landen ließ. Stöhnend stand ich auf, mein Körper war ziemlich zerschunden. Ich ließ mein Schwert aufleuchten, um mir die Situation genauer zu besehen. Krathus und Garret blickten mich vom Rücken eines Yaks aus an, beide ebenfalls recht mitgenommen. Ralkarion lag noch bewusstlos auf dem Rücken desselben. Nach einer Erklärung fragend, erklärte mir Krathus, dass der Drache eben doch wiedergekommen war und sie sich nun doch zur Verlegung des Camps entschlossen hätten. Kluger Zug. Beeindruckender fand ich jedoch, dass Krathus beide Angriffe überstanden hatte und uns alle aus der Gefahrenzone befördert hatte. Verstand langsam, warum die Elfe ihn mit dem Schutz der anderen beauftragt hatte, in dem Kleinen steckte Potential. Sagte ich ihm auch so und bedankte mich bei ihm, was ihm gut zu gefallen schien und seinem Yak etwas zuflüsterte. Als Ralkarion später erwachte, wies ich ihn mit einem Ellenbogenstoß an, dasselbe zu tun. Man musste Kinder nicht nur Regeln beibringen, man musste sie auch loben, wenn sie etwas gut gemacht hatten, so wie Krathus es getan hatte.

Eine Weile zogen wir durch die Dunkelheit, bevor wir einen scheinbar geeigneten Lagerplatz gefunden hatten und es wagten, uns wieder zur Ruhe zu betten. Diesmal vergaß ich nicht, den Schutzzauber zu wirken, auch wenn ich bezweifelte, dass er gegen einen Drachen etwas ausrichten würde. Mittlerweile kreisten sich meine Gedanken darum, warum er uns nicht längst umgebracht hatte, es wäre ihm spätestens nach dem zweiten Angriff problemlos möglich gewesen. Beschützte er nur etwas? Hatte er aus unerfindlichen Gründen trotzdem Angst vor uns? Oder verjagte er nur lästige Fliegen aus seinem Revier? Die anderen äußerten den Verdacht, dass es sich bei dem Drachen gar um die gesuchte Lia handeln könnte, diese sei von drachischer Abstammung. Das wurde ja immer besser.

Kurz nachdem wir uns erneut zur Ruhe gelegt hatten, wurden wir von meinem Zauber geweckt. Machte mich kampfbereit, doch es war nur ein Huhn gewesen. Oder war es das? Etwas stimmte nicht mit seinem Verhalten. Ich war unschlüssig. Wenn es eine Gefahr darstellte, wäre ein kurzer Feuerstoß ein adäquates Mittel, doch wenn es nur ein Huhn wäre, würde irgendein Bauer einen Verlust zu beklagen haben. Für arme Leute war so etwas nicht leicht zu verkraften. Krathus hingegen hatte da keine Skrupel und er rannte dem Huhn hinterher, alle Rue in den Wind schlagend, nachdem er mit seinen Versuchen, das Huhn zu ergreifen gescheitert war. Es stellte sich heraus, dass der Feuerstoß die bessere Alternative gewesen wäre - das Huhn verwandelte sich in den Drachen, der uns so zusetzte, schnappte sich Krathus und hob ihn in die Lüfte. Ich machte mich bereit, seinen Sturz abzufangen, doch Ralkarion kam mir zuvor.

Da das Vieh uns erneut gefunden und angegriffen hatte - wobei, hatte es das? Erneut hätte es uns problemlos auslöschen können, aber es nicht getan. War es schlicht feige? Wie dem auch sei, nach diesem neuerlichen Angriff schien die Nachtruhe nicht mehr in Reichweite, aber wenigstens eine kurze Pause war dringend nötig, wir pfiffen alle aus dem letzten Loch. Diesmal suchten wir uns allerdings ein offenes Feld, in der einsetzenden Dämmerung hatten wir einen besseren Überblick und würden frühzeitig gewarnt, wenn das Vieh wiederkam. Krathus bat darum, schlafen zu dürfen, was der kleine Kerl sich redlich verdient hatte, also sagte ich ihm, dass ich ihn wecken würde, wenn der Drache zurückkommen würde. Tatsächlich und wenig überraschend kam er wieder, drehte aber jedesmal wieder ab, wenn wir es sahen. Wirklich feige? Warum? Das Verhalten ergab nur dann einen Sinn, wenn es glaubte, dass wir noch immer genug Kondition hätten, um ihm gefährlich zu werden. Was nicht der Fall war, aber besser, wir ließen es das nicht wissen. Auf die Rufe von Ralkarion, dass wir nach Lia suchen würden und der Nennung von Mundo schien es allerdings auch nicht weiter zu reagieren und in einem unaufmerksamen Moment war es wieder da, wirkte irgendeine Art Zauber auf Garret, der uns daraufhin angriff, glücklicherweise dabei nicht besonders geschickt war. Ralkarion schlug ihn bewusstlos, während es mir immerhin gelang, ein Zeichen auf den Drachen zu legen. So sollten wir frühzeitig gewarnt werden, wenn er zurückkam - doch die Hoffnung währte nur kurz, nachdem es sich ein paar Meilen entfernt hatte, schien es das Zeichen zu entfernen. Unangenehm. In der Hoffnung, zumindest diese Rast beenden zu können und dann mit einem Gewaltmarsch aus den Fängen des Ungetüms zu entkommen, begaben wir uns zurück an die Wache…