• Freitag, 31. Januar 2025 10:05

Sitzung 99 - Part 1

Anarath
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Ich ließ die Eindrücke eine Weile auf mich wirken, bis ich wieder eine gewisse innere Ruhe fand. Es half alles nichts. Noch heute Abend würde ich Foamwave gegenübertreten und offenbaren, was viel zu lange durch die Umstände verschleiert worden war. Allerdings empfand ich auch den Drang Krathus ein wenig mehr zu bieten als nur einen Reisebegleiter. Sein Ausspruch von zuvor, dass wir aufgrund meiner Verbindung zu Razora quasi Familie wären hatte mich eiskalt erwischt. Jashier brachte mir bei, dass Familie nicht zwangsläufig eine Frage des Blutes ist. Razora erweckte diese Ansicht erneut. Obgleich meine Fixierung jene meines eigenen Blutes endlich kennenzulernen dadurch nicht weniger gemindert wurde.

So bat ich den Kobold mir zu folgen. In unserem Zimmer lotete ich dann seine Bemerkung aus. Eine väterliche Figur in seinem Leben schien nicht abseits dessen, was er sich vorstellen konnte. Die Frage war eher ob ich es konnte. Unsicherheit überkam mich. Jashier war stets ein gutes Vorbild gewesen, hielt mich aus allem raus, was zu gefährlich war. Doch ich zweifelte an meiner Kompetenz es ihm gleichzutun. Auf einen Versuch kam es jedenfalls an. Einer Eingebung folgend versuchte ich es zunächst mit ein paar generellen Ratschlägen. Dinge aus meiner eigenen Erfahrung und Dinge, die seine Mutter wohl unterstützen würde. Vier Lektionen.

Am Ende war ich mir jedoch nicht sicher ob er diese wirklich verstanden hatte. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Krathus mehr als einmal einen zu heftigen Schlag auf den Kopf bekommen hatte als Kind. Mitunter konnte er kaum einem klaren Gedanken folgen, manchmal verdrehte er gar das Gesagte in seinem Kopf so absurd, dass man nie sicher sein konnte was dabei rauskommen würde. Mir blieb nur hoffen.

Ich sagte ihm er solle sich nie erwischen lassen, immer davon ausgehen, dass die anderen klüger sind und er daher immer einen Plan B in der Hinterhand haben sollte. Das war etwas, dass ich früh erlernen musste – es aber zugegeben bis heute nicht immer einhielt. Vermutlich daher wohl die schwerste Lektion. Besonders, da er sich selten viele Gedanken zu machen schien. Ausgehend davon, dass Razora ihm wohl bessere Manieren beigebracht hatte sollte er sich auch verdammt nochmal an diese erinnern. Seine Schulden bezahlen und sich den kulturellen Gegebenheiten anpassen konnte ja kaum so schwierig sein.

Wie ich älter wurde musste ich erkennen, dass man sich nicht immer aus unliebsamen Situationen raushalten konnte. Und war man ihnen zum Opfer gefallen, dann hieß es dafür einzustehen. So erklärte ich ihm, dass wir uns alle irgendwann für unsere Taten verantworten mussten. Dabei dachte ich nicht zuletzt an den aufschwellenden Konflikt mit Ava. Schätze aus der jeweiligen Perspektive hatten wir beide Recht. Hätte ich zuletzt nicht so viel auf mich einprasseln gehabt, dann wäre ich wohl anders damit umgegangen. Aber das war eine Frage für einen anderen Zeitpunkt.

Zuletzt sollte er aber auf jeden Fall verstehen, dass der Zweck nicht die Mittel heiligte. Zu häufig hatte ich dies erlebt. Es selbst getan. Die Konsequenzen holten einen aber stets ein, wenn man seine Moral über Bord warf. Vielleicht nicht heute, oder morgen. Doch irgendwann bekam man es zu spüren. Eine Situation wie die mit den Ungolspinnen war so etwas. Wer einen Genozid starten wollte musste unweigerlich eines Tages dafür büßen. Die Kluft unserer Ansichten war hier aber weiter, als bei den anderen Punkten.

Zuletzt schenkte ich ihm noch die Kriegsaxt, welche wir damals in Bolgmor’s Höhle gefunden hatten. Er wollte Shadar unschädlich machen – was passte also besser, als eine Waffe, die speziell die Schwächen von Drachen ausnutzte. Was immer zuvor gesagt worden war wich damit augenscheinlich in den Hintergrund. Sofort war Krathus Feuer und Flamme für das Geschenk. Jetzt überkamen mich Zweifel, ob es eine gute Idee gewesen war ihm dies zu überlassen. Aber gleichermaßen sah ich mich erstaunt glücklich über seine Freude. Das sollte es für den Moment auch erst einmal sein. Nun galt es sich etwas Größerem zu stellen.

Mein Weg führte mich hinunter in den Hort von Belaxarim. Die anderen hatten es beschrieben, aber es wäre sowieso nicht schwer gewesen es zu finden. Jedoch sah ich keinen Grund Ravel noch mehr von unserem Geld in den Rachen zu werfen. Ich lachte in mich hinein. So viel zu Lektion zwei. Aber solange Lektion eins Gültigkeit hatte … nun ja.

Zu meiner Überraschung stand dort wirklich plötzlich ein riesiger Drache vor mir. Ein echter. Belaxarim war real!? Ich war extrem skeptisch nachdem die anderen von ihr berichtet hatten. In einem Anflug von Panik setzte ich einen Zauber ab, um mit ihr kurz telepathisch Kontakt aufzunehmen. Für das Eindringen entschuldigend und meinen Anlass erläuternd. Unerwartet freundlich kam sie mir entgegen. Ein Welpling war auch neben ihr am Spielen. Noch mehr Drachen …

Und dann war da Foamwave. Belaxarim ermöglichte ein Gespräch mit ihr. Wenngleich es nicht so abgeschieden war, wie ich es erhofft hatte. Nebenan gab es eine offene Kammer. Ich versuchte zunächst es geheimnisvoller zu halten, wollte schauen wie sie zu Narchessa stand. Mit der Angabe ihr Informationen zu ihrer Familie geben zu können, die sie vermutlich nicht kennen würde. Doch sie war skeptisch. Wer konnte es ihr verübeln. Da stand ein Fremder vor ihr und wirkte noch seltsamer als die beiden von vorhin. Deutlich machend, dass Ava und Garret zu mir gehörten versuchte ich auf die bekannten Informationen einzugehen. Sie blieb aber zurückhaltend.

Was machte ich hier eigentlich? Innerlich seufzte ich. Ein Taktikwechsel war angebracht. Ich reichte ihr unser Familienwappen, erwähnte Details aus der Vergangenheit der Familie. Wo wir herkamen und was geschehen war. Zumindest anteilig. Kein Wort glaubte sie davon. Fest überzeugt hier geboren zu sein, einer anderen Familie anzugehören und auch unseren Vater Topwater nicht zu kennen, stieß ich auf eine Mauer. Nicht eine Information war ihr geläufig und mir blieb so keinerlei Ankerpunkt. Es war zum verrückt werden. Oder waren meine Informationen gar falsch gewesen? Mein Nachdruck aber ließ sie zumindest Spaß mit der Sache haben. Grinsend meinte sie, sie würde ihre Mutter kontaktieren.

Sie setzte augenscheinlich zu einem Zauber an. Scheinbar konnte sie auf längere Distanzen mit anderen Personen sprechen. Damit einhergehend wich ihr Grinsen kurz darauf aus ihrem Gesicht. Sie bekam eine Rückmeldung, mit der sie nicht gerechnet hatte. Unvermittelt zog sie an meinem ehemals gebrochenen Horn. Da musste ich ihr erst einmal erläutern, dass es regeneriert wurde und zog mein altes künstliches Horn, beziehungsweise meinen magischen Fokus, aus der Tasche. Einem zweiten Zauber folgte dann ein ungläubiger Gesichtsausdruck. Offenbar hatte Mutter ihr alles bestätigt, was ich behauptet hatte. So wurde sie nun etwas offener.

Ich erfuhr, dass sie in der Tat unseren Vater nie kennengelernt hatte. Sie hielt Maddoc für den ihren, dachte lediglich, dass sie aus der Verbindung Tiefling und Zwerg eher nach ihrer Mutter geraten war. Etwas abstrus fand ich das schon. Doch den Boden unter den Füßen entriss sie mir, als sie von „Tante“ Narchessa sprach. Meine Familie war in direkter Verbindung zu ihr. Maddoc arbeitete im Geheimen mit Narchessa zusammen, da ihn eigentlich jeder für tot hielt. Foamwave selbst machte scheinbar Streifzüge wohlhabende Schiffe von Zeit zu Zeit zu überfallen. Und wäre dies nicht schon genug, verteidigte sie das halbelfische Miststück auch noch nachdrücklich. Behauptete Narchessa würde nur das Beste im Sinn haben für Ailamere und seine Bewohner …

Wäre ich bei weniger guter Gesundheit gewesen, dann hätte mich wohl nun ein Hirnschlag ereilt. Meine Berichte über das Leben auf Ailamere’s Straßen waren für sie nicht glaubhaft. Und die Leute würden ja nur Leid erdulden, wenn sie der eigentlichen aber inkompetenten Stadtführung folgen würden. Das war sicher nicht, was ich dort erlebt hatte. Auf mein Ansinnen meinen Ziehvater aus den Klauen der Halbelfe zu befreien meinte sie lediglich, dass dieses Missverständnis nun aufgeklärt werden könne. Sie würde eine Nachricht an ihre „Tante“ absetzen. Waren das wirklich meine Ohren, die diese Worte vernahmen? Es war völlig surreal.

Nebenan hatte Belaxarim wohl gelauscht. Mitunter floßen Einzeiler ein und man konnte etwas trauriges in der dröhnenden Stimme der Drachin bemerken. Sie war ob dieser Familienzusammenführung deutlich emotionaler als es meine Schwester war. Sie hatte eher etwas von Ava … was mich ein wenig erschrocken zurückließ.

Ursprünglich nahm ich an, dass sie gegebenenfalls nach der Offenbarung Zeit für sich bräuchte. Manchmal aber entwickelten sich die Dinge jedoch nicht wie erwartet. So war nun ich derjenige, der diese Zeit für sich beanspruchen musste. Wir verabredeten uns für den kommenden Morgen, um noch einmal intensiver miteinander zu sprechen. Da es nun scheinbar möglich sein würde die Geschichte mit Jashier anders zu klären und ihre Sicherheit wohl nicht zur Debatte stand, würde sich unser Aufenthalt hier nun sehr viel kürzer gestalten, als zunächst angenommen. Ava wäre vermutlich froh darüber. Meine Gefühlslage war indifferent.

Ich verabschiedete mich. Eine Umarmung war ihr nicht unbedingt angenehm, aber sie hatte auch nicht das gleiche Bedürfnis wie ich. Nach all den Jahren zu erfahren, dass es lebende Familienangehörige gibt und sie schließlich zu treffen … noch nie hatte ich mich so verletzlich gefühlt. Im Gehen versuchte ich zu beginnen das Neue zu verarbeiten. Dabei gab Belaxarim noch etwas positiven Zuspruch. Surrealer konnte es kaum werden.

Vor der Tür hielt ich inne. Nahm tief Luft und wusste, dass es Zeit für einen Drink war. Nicht zuletzt, da ich mir vorgenommen hatte auch noch mit Ava zu sprechen. Snek zu finden war einfach. Beim letzten alkoholischen Getränk war sie eher schnell aus der Bahn geworfen, daher suchte ich etwas eher mildes aus. Und dann flammte ganz kurz mein normales Ich auf. Snek hatte ganz sicher Krathus’ Aktion mitbekommen, daher bezahlte ich ihn. Aber nicht ohne unserem Kobold eine Lektion zu vermitteln. Snek sollte sich Krathus später schnappen und zur Strafe in der Küche arbeiten lassen. Ihm war es einerlei und so stimmte er zu. Kurz grinsend nahm ich nun den schweren Weg zu Ava auf mich.

Die drei saßen zusammen als ich kam. Wie es aussah war Garret mal wieder beim Meditieren eingeschlafen, Krathus schlug derweil Löcher in den Boden mit seiner neuen Kriegsaxt. Alles unter dem amüsierten Gesichtsausdruck von Ava. Nachdem Krathus zunächst Einhalt geboten wurde, da die Reparaturen sonst ihm angelastet würden, sorgte ich dafür mit Ava allein zu sein für den Moment. Zwei Gläser und eine Flasche Whiskey in der Hand habend bot ich ihr eines an, welches ich mit bewusst weniger Inhalt gefüllt hatte. Sie griff unerwarteter weise zum volleren Glas.

Es war unsere ruhigste Unterhaltung seit Tagen. Ich versuchte nachzuvollziehen wie sie tickte. Die Erscheinung von heute Mittag hatte mir zumindest die Sorge genommen, dass sie vielleicht nur so eine Art Doppelgänger war. Für sich selbst vermochte sie wohl eine vollumfassende Gefühlswelt zu haben. Sie war aber überschattet von kalter Logik. So wirklich vermochte ich nicht durchzudringen hatte ich den Eindruck, aber das galt wohl für beide Seiten. Ihre Ansichten vertretend blieb die Frage zurück, ob wir uns je einig würden. Es ist ja nicht so, dass wir gänzlich unterschiedlich in der Ansicht zur Gesamtlage wären.

Jedoch gab es einen inhärenten Kontrapunkt. Nämlich wie wir mit dem was uns wichtig ist umgingen im Zuge der drohenden Gefahr. Sie war seit ihrer Rückkehr in der Lage alles beiseite zu schieben. Betrachtete ihr altes Selbst gar als eine Form von Gefängnis für das, was nun an die Oberfläche gekommen war. Innerlich trauerte ich genau dem Verlorenen hinterher. Freunde waren wir derzeit keine. Aber es gab ein gemeinsames Ziel. Vielleicht reichte dies zunächst. Vielleicht würden die Dinge sich wieder bessern in Zukunft …

Auf meinen Kommentar hin, dass ich alles daran setzen würde, dass wir ihre Freundin – was immer dieser Ausdruck aktuell für sie bedeutete – Arina zu finden, reagierte sie erwartet negativ. Es lagen Welten zwischen uns beim Thema der persönlich wichtigen Dinge in unseren jeweiligen Leben. Nichts stand über dem Drang den großen Roten aufzuhalten bei ihr. Keine Verzögerungen waren vorgesehen. Hier zu sein nervte sie bereits immens. Wenn eines klar war, dann das. Doch wie hätte ich anders handeln können, als ich es tat? Nie hätte ich zur Ruhe kommen können. Ihre Augen forderten etwas, so glaubte ich.

Es fiel mir zugegebener weise aber auch schwer mich gänzlich auf das Gespräch zu konzentrieren. So vieles ging mir durch den Kopf. Und dazu gehörte auch der Whiskey. Im Nachgang betrachtend hätte wohl mehr gesagt werden müssen …

Zumindest nahm mir das Gespräch dennoch dieses negative Gefühl der Unklarheit ihr gegenüber. Nachdem sie zuletzt einfach Regeln aufgestellt hatte, wie die Gruppe untereinander agieren sollte, tat ich dies nun zum Abschluss auch. Es sollten keine unnötigen Opfer mehr geben – keine Toten, außer uns bleibe keine andere Wahl. Es war beruhigend als sie zustimmend meinte, dass dies auch keinem Drang nach Blutvergießen entsprang.

Jetzt holten wir Garret und Krathus wieder dazu. Schließlich musste es noch einen Bericht zu meinem Zusammentreffen mit Foamwave geben. Von allen schien besonders Ava am zufriedensten mit dem Ausgang. Die ganze Familiensituation würde sich aufgrund der Umstände mit Narchessa nun deutlich einfacher lösen lassen. Ich blieb skeptisch. Mitten im Bericht suchte uns Snek auf. Mit eindringlicher Stimme verlangte er nach Krathus, welcher mühsam versuchte sich zu verstecken. Breit grinsend bedeutete ich mit einem Finger in seine Richtung. So zogen Snek und Krathus von dannen. Auch endete damit ein langer, nervenaufreibender Tag. Wer wußte wie es morgen weitergehen würde.

Nun … ich hätte es erahnen können. Verkatert. Es half aber alles nichts, meine Schwester würde bald da sein, also hieß es sich fertig machen. Noch vor einem anständigen Frühstück traten wir nun also alle zusammen. Foamwave kam wie versprochen. Sie sah meinen Zustand und machte Krathus an, dass er sich darum mal kümmern solle. Ich hatte gänzlich ausgeblendet, dass der Kleine seine magischen Fähigkeiten zum Kurieren dieses Zustandes einsetzen konnte. Er verneinte jedoch. Verwies mich auf die Lektion vom Vorabend mit den Konsequenzen leben zu müssen. So Unrecht hatte er damit nicht. Aber Foamwave war extrem fordernd. In ihrer Art war sie kaum warmherziger als Ava zuletzt. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich gab Krathus ein Signal es einfach zu tun. Mein Kopf wurde wieder klar. Von einem Drehen vor den Augen zu einem kompletten Stillstand … das verlangte meinem Magen dann doch nochmal kurz was ab. Womit ich mir direkt eine verbale Schelle von meiner Schwester einfuhr ich müsse mehr auf Schiffen unterwegs sein.

Sie wurde der Gruppe vorgestellt und wir fingen an ein paar Pläne zu erörtern. Jashier sollte schleunigst aus der Stadt raus. Ich wollte da nicht unnötig Zeit verstreichen lassen. Sie selbst war ja offenbar absolut sicher hier. Wegen des Weges hinaus drucksten wir ein wenig herum. Sie musste nicht unbedingt von dem Teleportzirkel erfahren. Doch sie sprach mit wenigen Worten ob unserer Pläne abzureisen schlicht davon, dass dies ja kein Problem sei – eben so wie wir gekommen waren. Auf eine direkte Nachfrage schob sie ein vom Zirkel zu wissen. Und es sei auch möglich mit ihm zu den Points zu reisen, wo meine Mutter sich aufhalte. Ich war fassungslos. Die Möglichkeit sie zu treffen, Antworten zu all meinen Fragen zu finden, war nur einen Teleport entfernt? Ich hatte zugesichert keine langwierige Suche nach ihr zu diesem Zeitpunkt zu unternehmen, aber wenn es in wenigen Stunden gesichert machbar wäre wieder in Zoica zu sein … den Kuchen bekommen und ihn auch essen zu können … wie hätte das irgendjemand ausschlagen können!?

Nach Verständnis umblickend fand ich dort nur Garret. Krathus verstand es mit ein wenig Erklärung, aber so richtig überzeugt wirkte er dennoch nicht. Ava hingegen war die schäumende Wut, als ich diese Option ins Auge fasste. Scheinbar würde sie es als gebrochenes Versprechen wahrnehmen, wenn ich von dieser Situation Gebrauch machen würde. Argumentativ war da nichts rauszuholen. Was wären ein paar Stunden schon. Gäbe es Anlass zu solcher Eile, dann hätte der Zinnsoldat uns schon eine Nachricht zukommen lassen. Ohne die langwierige Reise war das Problem für mich nicht ersichtlich. Wollte sie es schlicht aus Prinzip, oder mich testen? Das war dann aber ein Test, bei dem ich versagen musste. Es war auch wenig beschwichtigend anzumerken, dass ich auch alleine gehen kann und dann einfach in ein paar Stunden nachkäme. Ava war mit dieser Aussage dann durch. Sie würde ganz sicher nicht mitgehen. Krathus würde bei ihr bleiben. Garret war sich unsicher. Sie meinte, dass es vielleicht besser wäre, wenn Garret mitkäme. Aber ausgehend davon, dass nur er und ich mit Mundi bisher gesprochen hatten, und eben genau dies der nächste Schritt für Zoica’s Sicherheit war, musste er die Gruppe begleiten. Zumal … was konnte schon schiefgehen? Ein kleines Familientreffen, ein paar Antworten und zum Mittag wieder in Zoica. So redete ich es Garret also aus. Was Ava auch zu Missfallen schien. Es gab wohl keine mögliche Handlung meinerseits, die nicht so endete. Innerlich seufzte ich tief in mich hinein.

Nachdem nun der Plan mehr oder minder beschlossen war eröffnete uns Foamwave einen schnellen Weg zurück in die Stadt. Scheinbar war Belaxarim, oder „Trixi“ wie meine Schwester sie nannte, bereit uns fliegend zurückzubringen. Krathus war extrem enthusiastisch. Garret fand es auch entsprechend aufregend. Bei mir blieb es verhalten. Wir packten recht eilig alles ein und schon erwartete uns der Drache vor dem Anwesen der Dragon Lair Tours. Es wurde aufgesessen und losgeflogen. Auf halber Strecke kam mir der bloß säurehaltige Mageninhalt hoch, konnte ihn gerade noch in die richtige Richtung entleeren ohne jemanden zu treffen. Der Flug dauerte eine knappe Stunde.

Zu allem Überfluss landeten wir mitten im Stadtzentrum von Ailamere. Foamwave machte daraus eine große Propagandashow für die Tour. Einen Flug mit dem Drachen könne man mieten. So auf den Silbertablett fühlte ich mich wahrlich unwohl in dieser Stadt. Wir mussten zunächst auch noch Jashier und die Kinder holen, da sie direkt mit den anderen nach Zoica sollten. Im Compound würden sie erst einmal sicher sein. Ava weigerte sich mitzukommen und wartete direkt bei Modron auf uns. Lange brauchten wir nicht. Jashier war wie besprochen gut vorbereitet. Und Foamwave verschaffte uns einfachen Zutritt zu den Pleasure Domes. Mit Kindern hier hineinzugehen war sicher nicht wünschenswert, aber so früh am Morgen war wiederum auch nichts los. Mit der Losung „Purple is the new Black“ kamen wir ohne weitere Anstalten in den Dome Nummer zwei.

Ava verschwendete keine Zeit und teleportierte direkt nach Zoica. Meine Versicherung uns in einigen Stunden wiederzusehen ignorierte sie. Dann verabschiedete ich mich kurzerhand von den anderen. Ich bleute meinem Ziehvater und den Kindern ebenfalls ein in Zoica keinesfalls mit Marco oder anderen Kindern in Kontakt zu treten. Sobald ich zurück sei, würde ich einen dauerhaften Aufenthaltsort für sie suchen. So verschwanden nunmehr alle vor meinen Augen. Zurück blieben Foamwave und ich.

Nachher: [siehe Part 2 - Arem]