Als ich wieder zurück zum Compound kam fand ich dort auch Ava vor. Mein Ausflug sie zu finden war also irgendwie als erfolgreich zu betrachten, auch wenn ich es mir genau genommen hätte sparen können. Doch konnte ich zumindest noch ein wenig Zeit mit dem Rätsel zubringen. Den ganzen Rückweg über hatte es mich weiterhin in den Bann gezogen. Aber es half alles nichts, es fiel mir einfach keine Lösung ein. Sowieso der Abend war angebrochen und Erschöpfung machte sich zunehmend breit.
Dann fing Krathus an zu jammern er müsse zur Toilette. Um weitere Probleme zu vermeiden ließ ich ihn erneut unsichtbar werden. Meine Skepsis war aber immens, als er alleine hinaustrat. Und sie sollte natürlich zurecht gewesen sein. Es dauerte viel zu lange. Zu allem Überfluss brach dann auch der Zauber verfrüht ab. Wo trieb sich der Kerl rum? Doch nicht wieder bei Razora? Ava bot an nach ihm zu suchen. Ihr Weg führte natürlich als erstes zu Krathus’ Ziehmutter. Als sie zurück kam, erzählte sie aber, dass von ihm keine Spur zu entdecken gewesen war. Er war scheinbar woanders hin gegangen. Dieser kleine schuppige Vollidiot … welches Chaos verbreitete er nun schon wieder?
Plötzlich klopfte es an der Tür. Garret und ich versteckten uns, während Ava sich mit dem unbekannten Störenfried abgab. Hoffentlich war es Krathus, dachte ich. Leider stellte sich heraus, dass es der andere Vollidiot war. Steffge, Gefolgsmann des dritten Vollidioten. Unter Berücksichtigung der bisher angetroffenen absoluten Hirnrissigkeit wunderte ich mich, wie wir eigentlich noch am Leben sein konnten. Ebenso wunderte ich mich, wie Steffge in den Compound gelassen wurde und den Weg zu uns fand. Lediglich Ava war aktiv von anderen gesehen worden. Er berichtete, dass er Krathus gesehen habe und dieser nun tot sei. Ich erstarrte kurz.
Schon wollte er sich umdrehen und abhauen, da ergriffen wir ihn kurzerhand am Kragen. Auf die Nachfrage was genau geschehen war erklärte er kurzum, dass Krathus mit dem Rätsel der Yuan-ti rumgespielt hatte. Was ihm an Intelligenz fehlte, machte er durch seine chaotische Natur wett. Offenbar dudelte er ein eher weniger harmonisches Musikstück vor sich hin und trommelte wild auf den Kerzen umher. Plötzlich öffnete sich eine Art Portal und der Hornochse ging direkt hindurch. Steffge war von uns mit dem Gedanken zurückgelassen worden, dass das Rätsel potentiell tödlich sein könnte. Also ging er folglich von Krathus’ Tod aus.
Seine Neuigkeiten ließen mich aber zudem in einem anderen Sinne fragend zurück … wie kam Steffge überhaupt an der Wache vorbei? Ich war unsichtbar hindurchgeschlüpft. Zumal wir ihm deutlich gemacht hatten sich von dem Ort fern zu halten. Jetzt hieß es herausfinden, wohin es den Schuppigen verschlagen hatte, da wir davon ausgingen, dass es sich um ein hoffentlich weniger tödliches Portal handelte. Ich malte mir aus, wie ich dieses kleine Ungeheurer bestrafen sollte. Ein Gedanke gefiel mir dabei besonders: Ihn an Steffge binden, Garret oben drauf schnallen und sie gemeinsam bei Sycora versenken.
Meine Erschöpfung war gigantisch und es kostete mich einige Kraft Garret und mich erneut unsichtbar zu machen. Wir gingen direkt zum Rätsel zurück. Die Wache ließ Ava und Steffge passieren, Garret und ich schlichen vorbei. Steffge war kaum eine Hilfe das Geheimnis um die Reihenfolge zu lösen, wie wir die Kerzen alle zum Leuchten bringen konnten. Nach zahlreichen Versuchen gelang es dann aber doch. Im Anschluss schnappte ich mir Steffge am Kragen, schubste ihn durch die Tür und brüllte der Wache entgegen, dass dieser Kerl hier nichts mehr drin zu suchen hatte. Unter der Maßgabe, dass ich ihn hier und jetzt hätte zerfleischen wollen, war das höflich gewesen. Zumal er inzwischen schon zwei Goldstücke von mir bekam – eines um seine Zunge zum Reden zu bringen und eines als „Dank“. Lieber hätte ich sie ihm in den Rachen gestopft.
Das Portal waberte in einem etwas ekeligen Gelbton vor uns. Hoffend nicht in unser Verderben zu gehen schritten wir hindurch. Hier erwartete uns ein kleiner Raum, in welchem ein albino-artiger Yuan-ti stand. Instinktiv wollte ich schon Magie bündeln, aber ausgehend von unserer Umgebung wäre ein Angriff wohl das dümmste Vorgehen. Dann sprach die Schlange und begrüßte uns in Sshistana. Irgendetwas an der Stimme kam mir vertraut vor. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das musste Harkis gewesen sein! Unsere Tage wurden wirklich schlimmer und schlimmer. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Garret. In Gedanken zählten die Sekunden. Schließlich wurde es auch ihm klar und in typischer Garret Manier setzte er zum Schlag an. Es war ein netter rechter Haken, aber kaum eine brauchbare Verhandlungsbasis.
Harkis machte keine Anstalten sich dagegen zu wehren. Garret’s Ausbruch war erschreckend lahm gewesen. Nach all dem Gejammer über Harkis’ „Verrat“ und wie er es ihm heimzahlen wollte, war dies alles gewesen? Irgendwie musste ich ob dieser Situation trotzdem in mich reinlachen. Armer Cuu, hätte er das gewusst, wäre er seinem Schicksal wohl entgangen, indem er Garret einfach persönlich beleidigt und eine Backpfeife kassiert hätte.
Die Schlange ließ uns aber nun wissen, dass sie ein Angebot für uns hätte. Sie schien aber ob Garret’s Verhalten nicht sicher, ob das Angebot noch unterbreitet werden sollte. Wir waren nunmehr hier und das Portal war geschlossen. Es blieb uns scheinbar nichts anderes übrig, als seiner gespaltenen Zunge wieder einmal zu lauschen. Daher versicherten wir, dass wir bereit wären zuzuhören.
Ich blickte noch kurz aus dem Fenster und erspähte eine umfassende Siedlung inmitten der Wüste. Es grünte überraschend viel und Unmengen an Personen waren auf den Straßen unterwegs. Wie es von dem Ausblick schien, waren wir derzeit weit oberhalb der Stadt gelagert. War es ein großer Palast oder ein Gebäude auf einer Anhöhe? Die Anderen waren schon ein Stück voraus und folgten Harkis einen Gang entlang. Ich huschte hinterher und stolperte direkt in eine Fallgrube, auf die keiner hingewiesen hatte. Wenigstens Ava erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden nach dem harten Aufschlag. Die Kammer war erstaunlich hochkarätig eingerichtet vermisste aber jedweden Ausgang. Das schummrige Licht war aber hilfreich. Ich verschmolz kurzerhand mit den Schatten und tauchte neben meinen Gefährten wieder auf.
Unsere Gefolgschaft gegenüber Harkis war kurz, denn schon wenige Augenblicke später waren wir in einer Art Speiseraum angekommen. Dort saß Krathus und stopfte sich den Wanst voll. Hinter ihm eine weitere Yuan-ti, die gerade dabei auszuhelfen schien sein Essen klein zu schneiden. Garret huschte plötzlich an uns vorbei und schlug die weibliche Schlange harsch. Und wie ich die drei später im Loch Meriander versenken würde, dachte ich so bei mir.
Der Irrtum ließ sich zum Glück schnell aufklären und dank noch mehr Glück sollte es keine direkten Folgen haben. Harkis stellte uns nunmehr „Frau Caulde“ vor. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Ava hingegen reagierte gar erschrocken. Sie schien dieses geschuppte Etwas zu kennen. Scheinbar handelte es sich um ihre verschollene Freundin Arina, wenngleich ich sie mir irgendwie anders vorgestellt hatte – eher … elfisch!?
Arina erläuterte kurzum wie sie hier gelandet war. Die Yuan-ti fanden sie fast tot und mit einem Blutfluch belegt. So wie sie es beschrieb retteten die Schlangen sie davor ihren letzten Atemzug machen zu müssen. Das klang ja ganz nett, aber aus Erfahrung wusste ich, dass hier keiner etwas aus Nächstenliebe tat. Aus Dank blieb sie dann hier und half Harkis.
Im Detail berichtete sie von einer Exkursion in Ravengrove in die Nähe des Anwesens der Baronesse. Warum dies so ein Akt sein sollte entzog sich mir. Dabei wurde sie verflucht, gefangen genommen und alterte im rasanten Tempo. Sie entkam wohl, aber aufgrund des Fluchs wandten sich alle von ihr ab. Niemand wollte ihr helfen. Sie erinnerte sich an eine gefiederte Besucherin, welche vor einiger Zeit in Ravengrove Unterschlupf fand und hielt es wohl für sinnig dieser Spur zur Folgen. Es musste sich allen Anschein nach um diese Sina handeln, von der Garret erzählte. Auf dem Weg stieß sie dann auf besagte Yuan-ti. Spannend dabei war die Tatsache, dass diese Schlangen die Blutmagie bannen konnten.
Ich bekam leider aber auch nicht alles mit, da Krathus wieder und wieder versuchte mich abzulenken. Dies endete darin, dass er mich mit zum Raum nahm, wo wir mit dem Portal erschienen waren. Erneut blickten wir durch das Fenster. Er Bestand darauf, dass ich einmal nach Magie Ausschau halten sollte von hier. Ich gab nach, obgleich er unlängst wusste, dass diese Sicht begrenzt war. Mein Erstaunen war groß, dass trotz allem ein wilder Mix an magischen Feldern, interkonnektiven Fäden und etliche Vergebungen magischer Energie in der ganzen Siedlung sichtbar wurden. Der ganze verschlänget Ort war wie eine gigantische magische Quelle – der Boden, die Gebäude, die Personen. Bedenkt man, dass diese Oase eigentlich ein Ödland hätte sein müssen, dann war magischer Einfluss keine schlechte Erklärung. Manchmal erstaunte Krathus mit seiner Bauernschläue – trotzdem überlegte ich zeitgleich bereits welche Seefahrerknoten ich nutzen wollte die drei Chaoten zu fesseln.
Offenbar hatte uns niemand wirklich vermisst, als wir zurück im Speiseraum angekommen waren. Arina war gerade dabei uns etwas zeigen zu wollen. Eine Treppe tiefer in einem ähnlichen Raum, mit jedoch gänzlich anderer Einrichtung, fanden wir so etwas wie eine Brutstätte vor. Überall waren merkwürdige Eier aufgestellt. Ausgehend von ihrer Beschreibung waren diese Eier „nicht lebendig“, also nicht befruchtet. Und mehr noch handelte es sich um Eier von Kenku. Diese wurden in einem Labor aufbereitet, oder verändert. Eine merkwürdige grüne Flüssigkeit wurde den Eiern injiziert. Irgendwie erinnerte mich diese Farbe ungemein an das Zeug, dass Semiazas injiziert worden war. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken herunter.
Arina verdeutlichte aber, dass dies der Grund für ihr Überleben war. Zwar verwandelte es sie als Nebenwirkung in eine Yuan-ti, doch bannte es auch den Blutfluch. Auch sei der ganze Prozess der Aufwertung der Eier nur durch das Zutun des Imperators Ssai Sardak möglich. So genau wollte ich mir aber nicht ausmalen was er genau dabei tat …
Zunächst gingen wir wieder nach oben. Harkis erklärte, dass er uns eine Allianz anbieten wolle, da Garret ja so nützlich bei der Wiederauferstehung der Sardak gewesen war. Bedenkt man die schwarze Wolke über Garret’s Kopf, seinen stoischen Blick und die stille Leichenbittermiene, dann konnte man sich kaum vorstellen, dass sie ihm im übertragenen Sinne eine Statue zu seinen Ehren bauen wollten. Ava wollte gern eine Nacht darüber schlafen. Harkis stimmte zu und ich war so glücklich endlich ein Bett sehen zu dürfen. Mein Kopf dröhnte und die Erschöpfung lief durch meinen ganzen Körper. Ausserdem konnten wir so noch etwas über die Situation beraten.
Wir wurden in ein wahrlich herrschaftliches Zimmer geführt. Der Prunk war immens und ich glaube kaum je etwas Gemütlicheres gesehen zu haben. Nachdem wir alleine waren stellten wir Krathus zur Rede. Der Geschuppte wand sich wie eine dieser Schlangen. Sein Ausflug hierher war aber nicht ganz seine Absicht. Offenbar hatte ihn Harkis durch das Portal hineingezogen. Ob ich das so glauben sollte wusste ich nicht. Zumindest kam heraus, dass die Yuan-ti Informationen wollten. Man hatte bereits ein bisschen mit ihm gesprochen. Primär ging es um Zoica. Hier hielt er sich bedeckt, doch plauderte er über Mundi’s Vorhaben die Sardak zu „besuchen“. Vielleicht sollte ich noch eine Stahlkette mit Schloss besorgen, für den Fall, dass sie die Seile wider Erwarten überwinden konnten bei ihre Abstieg in ihr nasses Grab …
Was Shadar anging waren die Yuan-ti aber wenig besorgt. Das wiederum irritierte wohl auch ihn. Hatten sie einen Deal mit ihm laufen, nahmen ihn nicht ernst oder gar eine effektive Verteidigung?
Krathus ließ uns dann noch wissen, was es seiner Meinung nach mit dem Blutfluch auf sich hatte. Gespannt spitzten wir die Ohren. Laut seiner Ansicht sei auch seine Mutter betroffen, mindestens einmal im Monat. Es klickte sofort, bei allen …
Wie ernst die Situation auch war, hierzu gab es von mir dumme Kommentare und selbst Ava ließ sich dazu herab ein wenig einzusteigen. Zur Abwechslung gab es etwas Amüsantes an diesem Ort.
Ich ließ es mir auch nicht nehmen dem stummen Garret auf’s Brot zu schmieren, wie lächerlich ich sein ganzes Gehabe fand. All das Gezeter wegen Harkis und mehr als einen Klaps und Schmollen kam dann nicht. Natürlich wäre mir ein Kampf unter diesen Umständen kaum gelegen gewesen, aber diese „Reaktion“ war erbärmlich. Und genau genommen konnte er eigentlich niemand anderem einen Vorwurf machen, als sich selbst. Sturheit gepaart mit Blind- und Taubheit machten ihn zu einem perfekten Werkzeug. Wünschte ich wäre so perfide wie Harkis gewesen, dann wären meine Ziele sicher leichter erreichbar gewesen.
Krathus erwähnte auch noch, dass die Yuan-ti mit dem Rätsel höchst magiebegabte Personen zu sich locken wollten. Offenbar hofften sie auf Chrylax. Mir schien, dass ihr Angebot uns gegenüber ihnen durch Umwege ermöglichen sollten, was ihnen zunächst verwehrt geblieben war durch unser Eintreffen.
Auf mein dringendes Anraten nun über unser weiteres Vorgehen zu sprechen, wurde ich jäh abgebügelt. Da ich es leid war konstant auf das Offensichtliche aufmerksam zu machen beließ ich es dabei. Würden wir morgen halt wieder in einen Fettnapf treten. So startete ich meine Reise in die Traumwelt, obgleich noch so ein lästiges hartes Objekt unter den Kissen störte. Eine Art Kette hervorziehend wunderte ich mich ob des Wertes, entschied aber zugunsten des dringend nötigen Schlafes, dass ich keine Lust hatte wegen Diebstahls noch mehr in Gefahr sein zu müssen und schleuderte sie in eine Ecke.
In der Nacht weckte uns Ava unsanft, als sie versuchte durch die Tür zu gehen. Das Dummerchen hatte nur vergessen sie zuvor zu öffnen. Was sowieso hinfällig war, da sie lautstark hinter uns verschlossen wurde. Zwischen genervt und amüsiert drehte ich mich wieder um und schlief.
Kaum waren wir alle wach, da stand auch schon Harkis in der Tür, um uns zum Frühstück zu geleiten. Ich war so froh, dass wir die Zeit gestern Abend sinnvoll genutzt hatten, dass ich voller Übermut beim Hindurchtreten durch die Tür nur die Augen rollen konnte. Zumindest würde es etwas zu Essen geben. In solchen Situationen musste man halt die kleinen Dinge zu schätzen wissen. Die Ernüchterung trat aber schnell ein, als auf dem Tisch lediglich vier Eier standen. Es wirkte etwas mager. Und handelte es sich dabei nicht um die Eier, die wir gestern sahen?
Weil wir bisher offiziell im Unklaren waren, was den Deal anging, forcierte Ava das Gespräch in diese Richtung. Krathus blickte voller Gier auf die Eier und ich konnte es ihm angesichts des knurrenden Magens kaum verdenken, trotzdem hatte er sich zusammenzureißen. Im Kern sollten wir die Untaten aufhalten und dafür böten sie uns Unterstützung. Die Eier seien eine Belohnung für vergangene nützliche Taten und würden unsere „Macht“ erhöhen. Letztere Information war keine Hilfe dabei Krathus zurückzuhalten. Nun war seine maximale Gier entfesselt. Da wir nichts über die Konsequenzen wussten, war es aber zu diesem Zeitpunkt nicht klug sich an den Eier zu vergehen.
Ava lenkte den Deal in eine Richtung, wo Zoica den Yuan-ti erlaubt an der Akademie zu studieren und im Gegenzug die Yuan-ti Zoica’s Kämpfer ausbilden. Nun bekamen sie ja doch Zugang zu Chrylax. Ava ließ es so erscheinen, als seien die Krieger besonders in Schutz zu nehmen bei dem Deal, da sie gegebenenfalls Kämpfe für die Yuan-ti bestreiten würden. Wir wussten nur zu genau, dass sie lieber andere Bluten lassen wollten. Aber ich musste innerlich grinsen, bei dem Gedanken wie Chrylax einige von ihnen zu gerösteter Schlange verarbeiten würde bei seinen „Lehrmethoden“. Wen galt es hier am Ende vor wem zu schützen?
Insgesamt ließ mich aber seit dem Eintreffen dieses kalte Gefühl von Sorge und Angst nicht los. Trotz all der sarkastischen Kommentare war es dies, was mein Handeln derzeit primär steuerte. Wir waren so verdammt machtlos und jeder nutzte uns zu seinem Zweck aus. Es machte selten den Eindruck, dass wir wirklich einen Sieg zu verbuchen hatten. Irgendwie ließ man uns stetig aus Glück oder Gutmütigkeit gewähren. Und mein Gefühl sagte dazu nichts Gutes.
Wir entlockten Harkis dann aber tatsächlich noch eine Information, die er scheinbar nur widerwillig gab. Im Norden hatten die Yuan-ti mit der Insektennation von Krakatar zu kämpfen. Sie empfanden, dass diese eine echte Bedrohung waren. Nicht wie die Untaten, die nur „lästig“ seien und unnötig Aufwand bedeuteten. Sie waren der festen Überzeugung keinerlei Schwierigkeiten mit denen zu haben, aber wollten sich einfach nicht drum kümmern, da es im Zweifel natürlich auch ein paar Opfer und Ressourcen fordern würde.
Das war nunmehr auch der Moment wo Krathus nicht mehr stillhalten konnte. Er griff sich inmitten der Unterredung eines der Eier und vertilgte es in einem Happs. Dieser gottverfluchte Narr …
Was Shadar anging, so dachten sie, dass sie sicher seien. Solange der Drache abgelenkt ist und keine Aufmerksamkeit auf die Yuan-ti fiele, betrachteten sie ihn ohne Sorge. Auf die Einwürfe seines Machtausbaus und was das bedeuten könne verhielt sich Harkis eher zurückhaltend neutral. Ich kaufte ihm das nicht ab, auch er musste erkennen, welche Gefahren dies barg. Und nicht zuletzt hatten wir eine sehr prophetische Vorhersage erhalten, in derer die Yuan-ti über Zoica herrschen … im Namen ihres Gittes Shadar Logoth. Skepsis umschrieb nicht im Mindesten, was ich empfand.
Krathus schien es direkt nach dem Verzehr des Eies nicht schlecht zu gehen. Ava machte bereits Anstalten das Ei zu essen. In meinem Kopf waberten so viele widersprüchliche Gefühle und Informationen umher. Arina hatte für den positiven Effekt eine Garantie ausgesprochen. Ava schien ihr zu vertrauen. Und ich fühlte mich sowieso schwach. Also griff ich zu. Erst beim Herunterschlucken kam mir wieder in den Sinn, dass meine ganze Historie auf Blutmagie basierte … ein dumpfes Gefühl machte sich breit. Was würde nun passieren, wenn es bei Arina die Blutmagie entfernt hatte – und sie zudem noch verwandelte. Na ja, mit einem Schwanz kannte ich mich bereits aus, aber auf meine Beine verzichten wollte ich nicht.
Garret weigerte sich beharrlich das Ei anzunehmen. Er war wie gestern bereits lediglich am Schmollen und bitter Dreinblicken. Keine Stimme am Tisch half dabei ihn zu überzeugen, dass wir definitiv mehr Potential brauchten, um in Zukunft erfolgreich sein zu können.
Am Ende kamen wir überein, dass wir die Untaten aufhalten würden. Im Gegenzug aber hatte ich ein Zugeständnis erhalten, dass die Yuan-ti uns bei der Beseitigung eines Problems helfen würden. Ich hielt es kryptisch – und entgegen unseres Plans hatten wir auch keinerlei Machtdemonstration mit dem Nexus gezeigt. Doch es bedeutete, dass wir mit ihrer Hilfe hoffentlich erfolgreich sein könnten den Wächter am Heart of Rage zu beseitigen. Zwei Nexi für uns klang doch gar nicht verkehrt.
Doch als Nächstes musste ich erst einmal dringend Arina aufsuchen. Es war notwendig, dass sie mich untersuchte, ob und wie das Ei eventuell negativ auf meinen Hintergrund mit Blutmagie reagieren würde. Oder auf dieses manchmal ziehende Gefühl, dass ich seit meinem ersten Besuch im Dreadspire mit mir rumführte.