Tagebuch: Harkis
Sitzung 22
Nach dem Schauspiel wurden wir und die anderen von Wachen in die Eingangshalle geführt und dort festgehalten bis "die Lage sich beruhigt hätte". Die Lage? Was ging dort vor? Nun gut, wenn wir ohnehin hier festsaßen, konnte ich auch einem immer dringlicher werdenden Bedürfnis nachgehen… ich bat Garret flüsternd darum, für eine Ablenkung zu sorgen. Das konnte er schließlich mit am Besten. Als alle abgelenkt waren, schlüpfte ich durch die Tür, die mich so magisch angezogen hatte. Dahinter war ein sehr kleiner Raum, der glücklicherweise leer war und eine weitere Tür. Ich schaute mich kurz um, dann erhitzte ich das Türschloss, bis es sich soweit verformte, dass eine Spinne zum Beispiel dort hindurch passen würde. Dann verwandelte ich mich und schlüpfte durch die Lücke.
Es stellte sich heraus, dass ich hier in den Kerker geraten war, der von Ogern bewacht wurde. Vorsicht war also geboten. Auf der ersten Ebene waren eine Menge Leute inhaftiert. Genau genommen sahen die gar nicht so sehr nach Verbrechern aus. Ich war etwas überrascht, auch dieses Drachenblut zu sehen - ich glaube, sie hieß Kryla? - offenbar wurden hier auch Leute eingesperrt, die einfach nur ihre Schulden nicht zahlten. Egal. Uninteressant. Mich zog es unaufhaltsam weiter nach unten. Die untere Ebene war bedeutend kleiner und wurde neben einem Oger von einer weiteren, sehr unangenehm aussehenden Gestalt bewacht, die gerade mit Folterungen beschäftigt war. Ich spürte, dass ich der Quelle meiner Unruhe immer näher kam und spähte in die Zellen. Eine alte Frau… hmm, nein. In der anderen Zelle ebenfalls eine Frau. Interessanterweise identifizierte sie mich fast sofort als verwandelten Druiden und bat mich, sie herauszuholen oder ihre Kinder zu retten. Na ja, wenn sich die Gelegenheit bot, warum nicht… aber dafür würde ich jetzt sicher nicht mein Leben auf das Spiel setzen.
Dann kam ich zur letzten Zelle und schlagartig war klar, dass sich nun wirklich alles ändern würde: In der Zelle war ein Yuan-Ti, ein angehöriger meines Volkes eingesperrt. Und zwar nicht nur ein unwichtiges Pureblood wie ich, sondern eine voll ausgewachsene Abomination! Ich kroch in die Zelle, verwandelte mich und stellte mich als Harkis vor. Darauf folgte die nächste Offenbarung: Der Yuan-Ti stellte sich als Ssai Sardak vor! Sardak! Ein Angehöriger der Herrscherfamilie oder sogar der Herrscher! Ich konnte mein Glück kaum fassen, dies war mehr, als ich je erwartet hätte. Ich kramte in meinem Gedächtnis nach dem richtigen Protokoll. Dann ging ich vor ihm in Ehrerbietung auf die Knie und schwor ihm meine Treue. Das schien ihm zu gefallen und er erzählte mir, dass er von Cuu unter Vorwänden nach Zoica gelockt und dann verraten und eingesperrt worden war. Sein Befehl brachte mich allerdings in Schwierigkeiten: Ich sollte ihn mit meiner Armee befreien. So musste ich ihm eröffnen, dass ich alleine war und keine Armee mitgebracht hatte, doch ich würde natürlich versuchen, ihn zu befreien - auch wenn dies möglicherweise meinen Tod bedeuten würde. Ssai stellte die beste Hoffnung für mein Volk dar. Natürlich würde ich mich nicht sinnlos opfern, das stand fest. In meinem Eifer versuchte ich als Spinne sofort, den Schlüssel von der Wand hinter dem Oger zu stehlen. Zwar gelang dies, doch leider machte ich dabei so viel Lärm, dass mir der Oger hinterherlief. Zwar wirkte er nicht aggressiv und bot mir sogar Fleisch an (eine merkwürdige Reaktion!), aber so konnte ich natürlich keinen Gefangenen befreien. Ich schoss ihm Spinnennetze in die Augen, aber dass schien ihn nicht davon abzuhalten, mir zu folgen. Auf Höhe der Zelle der Frau, die mich als Druide identifiziert hatte, musste ich mir schließlich eingestehen, dass ich in meiner Euphorie dieses Unternehmen von Beginn an nicht durchdacht hatte. Nicht nur, dass ich ihn ohnehin nicht befreien können würde, solange mir der Oger auf den Fersen war - mir fiel jetzt, klar denkend, auch die Idiotie des gesamten Planes auf. Was hatte ich denn erwartet, wenn ich meinen Herrn befreit hatte? Das wir einfach hier herausspazieren würden? Viel wahrscheinlicher war es, dass die Wachen meinen unbewaffneten Herrn erschlagen würden und mich gleich dazu. Nein, das war keine Option. So ließ ich den Schlüssel schweren Herzens fallen und machte mich aus dem Staub, nahm mir aber vor, Ssai Sardak sobald wie möglich eine Nachricht zukommen und ihn wissen zu lassen, dass ich ihn nicht verraten hatte.
Auf dem Weg zurück zur Taverne erwuchs ein Plan heran: Ich würde Garrets hirnverbrannte Revolution unterstützen und sogar vorantreiben, um dann das Chaos dafür zu nutzen, meinen Herrn aus dem Gefängnis zu befreien. Allerdings müsste ich dazu einige Informationen an meine Begleiter preisgeben die ich gerne noch zurückgehalten hätte, doch das Risiko musste ich eingehen. Über mein wahres Ziel würde ich sie aber im Dunkeln lassen - ich bezweifelte, dass sie dieselbe Loyalität aufbrachten wie ich.
In der Taverne angekommen, warteten wir auf Ralkarion, der in Begleitung einer jungen Frau kam. Nach einer erfolgreichen Ablenkung von Carook, in Zuge derer wir ihm glaubhaft machten, jetzt schlafen zu gehen, trafen wir uns auf dem Zimmer von Garret. Auch Gorok war dabei, da er offenbar in die Pläne eingeweiht gewesen war und somit auch mit "drinhing" wie sich Ralkarion auszudrücken pflegte. Bevor er jedoch weitersprechen konnte, begann ich, meinen Plan in Gang zu setzen. Ich erzählte ihnen von meinem Ausflug und davon, dass im Kerker ein Anführer meines Volkes gefangen wurde - gemeinsam mit anderen Unschuldigen. Sprach davon, dass ich ihm zur Treue verpflichtet war und zurück müsse - ohne meinen Zeitplan zu offenbaren und ich ließ mich "überzeugen", dass dies jetzt sinnlos wäre, weil ich dabei nur sterben würde. Schließlich schwor ich Garret meine Unterstützung für die Revolution, weil Cuu mein Volk verraten hatte - ohne ihn darüber aufzuklären, wie wenig es mir bedeutete, was danach oder sogar währenddessen geschehen würde. Wenn ich es richtig las, hatten zumindest Gorok und Garret mir meine kleine Theateraufführung abgekauft. Bei Ralkarion war ich mir nicht sicher, naturgemäß war er etwas misstrauischer. Das würde schwieriger werden, aber hatte auch Zeit.
Daran anschließend stellte sich die Begleitung von Ralkarion als Posetine Dacra vor, eine Nachfahrin der ehemaligen Herrscherfamilie. Sie wusste allerdings nur wenig über die Vorgänge in der Stadt, da sie ihr ganzes Leben bei Cuu aufgewachsen war. Sie bestätigte auch, was wir uns vorher bereits zusammen gereimt hatten: Das der Kobold tatsächlich Cuu war. Insgesamt warf dieses Gespräch für die Gruppe mehr Fragen auf, als das sie beantwortete und die es zu klären galt. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit musste aber alles andere erstmal warten. Posetine wurde mit Gorok zu Derrin geschickt, wo sie sicherer sein sollte. Mit dem Vorhaben, am nächsten Tag einigen der neuen Fragen auf den Grund zu gehen, gingen wir schlafen.
Am nächsten Morgen wartete eine kleine, unangenehme Überraschung auf mich: In der Schankstube saß Tarovo. Glücklicherweise wartete er dort nur auf seine Bezahlung, die schnell ankam. Daraufhin zahlte er uns unseren Anteil und verabschiedete sich wortreich. Endlich war ich diesen Kerl los. Gorok war ebenfalls da und hatte sich offenbar entschlossen, sich uns anzuschließen. Ralkarion lenkte zu meinem Vergnügen Carook damit ab, seine Rüstung zu beschmutzen. Als der Echsenmensch nach oben verschwunden war, besprachen wir schnell den Plan für heute: Gorok und Garret würden Carook in den Compound mitnehmen und näheres über die Oger und ihre Situation in Erfahrung bringen, während ich und Ralkarion bei Lafayette nach Informationen über die Dacras suchen würden.
Leider war das Glück zunächst nicht mit uns: Es gab zwar einen Angestellten auf Lafayettes Hof, doch weder wollte er uns hereinlassen noch gab es Termine, die angemessen erschienen. Glücklicherweise bog wenig später Derrin um die Ecke. Wie sich herausstellte, hatte der Zwerg einen Termin mit Lafayette und so ergriffen wir die Gelegenheit, ihn dabei zu begleiten. Die Vermutung lag nahe, dass unsere Anliegen nicht unähnlich waren. Tatsächlich hatte Lafayette nichts dagegen und hörte unserem Bericht zu. Er schien allerdings wenig begeistert auf die Nachricht von Posetine Dacra zu reagieren - zunächst zweifelte er daran, dass sie wirklich eine Dacra wäre, dann warnte er uns davor, dass dies die Stadt destabilisieren würde. Immerhin erbot er sich, Posetine in seinem Haus sicher unterzubringen und nahm uns damit ein Problem ab. Außerdem erfuhren wir, dass das Anwesen der Dacras direkt nebenan lag, dort aber schon lange niemand mehr gesehen wurde. Wir verabschiedeten uns - das heißt, Ralkarion blieb noch kurz zurück, er wollte noch etwas mit Lafyette besprechen. Ich wartete also draußen auf ihn. Als er herauskam, machten wir uns auf den Weg zu dem Anwesen der Dacras um dort hoffentlich mehr herauszufinden.
Sitzung 20
Oh, wie ich mich getäuscht hatte! Bereits kurz nach dem Eintreten wurde klar, dass ich Tarovo nicht mochte. Wo Carook ein strunzdummes Sicherheitsrisiko war, war dieser Mensch kaum leichter zu ertragen. Ständig kam ein ganzer Wortschwall aus seinem Mund, jeder noch so kleine magische Effekt versetzte ihn in eine Entzückung, dass man meinen könnte, er wäre gerade für das Aufstiegsritual erwählt worden. Zu allem Überfluss schien er gar nicht wahrzunehmen, wie sehr ich ihn verabscheute und war nur um so verzückter.
Ich machte also gute Miene zum bösen Spiel. Immerhin beschränkte sich meine Rolle in dem Stück lediglich auf die Erzeugung einiger Effekte, die Spielerei und das Vorlesen blieben Garret und Tarovo überlassen. Gut so. Wenn ich ehrlich bin, bezweifle ich, dass ich ein guter Schauspieler wäre, ganz gleich was dieser überkandidelte Typ im Nachthemd vor sich hin trällerte. Einziger Lichtblick war der zweite Teilnehmer der Theatergruppe, ein gewaltiger Halbork namens Gorok. Im Gegensatz zu Tarovo schien er erstaunlich geerdet und ruhig, ein angenehmer Gegensatz dazu. Das Üben des Theaterstücks wurde dadurch deutlich erträglicher, dennoch kehrte ich abends ziemlich genervt in die Taverne zurück und war froh, dass es vorbei war. Lange würde ich solche Pläne aber nicht mehr mitmachen.
Abends nutzten wir eine kurze Abwesenheit Carooks, um letzte Details des Plans zu besprechen: Garret und ich würden uns um das Stück kümmern, Ralkarion würde unsichtbar das Anwesen erkunden. Mit diesem Plan machten wir uns am nächsten Tag auf zu Cuus Compound, immer angetrieben vom sichtlich nervösen Tarovo. Auf dem Weg dorthin lernte ich zum ersten Mal den geheimnisvollen Marco kennen, der uns ständig mit den Kindern nachspionierte. Bisher kannte ich ihn ja nur aus Erzählungen. Er stand in einer Menge Vögel, die sich als Illusion herausstellten, nachdem Ralkarion irritierenderweise versucht hatte, sie mit lauter Stimme zu erschrecken. Daher erfuhr ich, dass die Abwesenheit von Tieren in Zoica wohl auch für eine Stadt etwas ungewöhnliches war. Ich blieb noch einen Moment zurück und sprach ihn an. Ein Mann mit solch einem Fundus an Informationen könnte sich eventuell als nützlich erweisen. Doch leider blieb er in seinen Aussagen sehr vage. Im Gegenzug bekam er von mir einige Informationen, die ich als eher banal einstufte, ihm offenbar aber halfen - er versprach mir, dafür einen Gefallen zu schulden. Nicht ungelegen, das konnte hilfreich sein.
Auf dem Weg zur Bühne fiel mir in der Eingangshalle der Burg eine Tür auf. Eigentlich war daran nichts Ungewöhnliches, aber irgendwas daran zog mich an… Leider würde das bis nach dem Stück warten müssen. Nach einer letzten Probe füllte sich der Theatersaal langsam. Größtenteils Stadtwachen. Nichts besonderes. Doch ein Besucher wirkte dann doch recht interessant: Ein Kobold! Das an sich war sicher schon ungewöhnlich genug, ich kannte Kobolde nur als in Schwärmen auftretendes Gesocks, dass vor allem nachts unterwegs war. Dieser hier war jedoch nicht nur allein am Tag aktiv, sondern trug dazu auch noch sehr aufwändig geschneiderte Kleidung, gehörte somit wohl zur oberen Schicht von Zoica. Einige Kommentare meiner Begleiter ließen schließlich darauf schließen: dieser Kobold war niemand geringeres als Cuu selbst! Ein Kobold als Chef der Stadt - um das zu schaffen, musste er entweder von herausragender Intelligenz sein oder mächtige Unterstützer haben. So oder so sollte man ihn vermutlich nicht unterschätzen.
Derweil nahm der Sog in Richtung der Tür beständig zu und beschrie mich förmlich, das Stück im Stich zu lassen und nachzusehen. Doch das war nicht der Plan, es musste warten. Das Stück begann also. Nach den ersten Zeilen schlich sich Ralkarion unsichtbar und von mir zusätzlich magisch unterstützt hinaus. Draußen gab es derweil offenbar doch etwas, was Tarovo nervös machen konnte, denn seine ersten Zeilen kamen deutlich holpriger über die Lippen als sonst. Nicht ohne Schadenfreude bemerkte ich durch den Spalt im Vorhang, dass sich einige Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Das gönnte ich diesem aufgeblasenen Laffen. Nichtsdestotrotz verlief das Stück recht gut, soweit ich das erkennen konnte. Ich war nicht so recht bei der Sache, ein Teil meiner Gedanken kreiste immer wieder um diese Tür. Als der Teil kam, an dem normalerweise Ralkarion das Metallschaf über die Bühne getragen hatte, warf ich es eher lustlos auf die Bühne. Keine Lust auf Rampenlicht. Seltsamerweise schien dies das Publikum sehr zu erheitern. Wenig erheiternd war jedoch, als gegen Ende des Stückes der gewaltige Halbork Landerson in den Saal stürmte und nach Aufmerksamkeit brüllte - doch da hatte er die Rechnung ohne Tarovo gemacht. Für den Schauspieler war dies offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Von seiner Kanzel brüllte er Landerson und das Publikum an, was sie denn für verfluchte Kunstbanausen seien und dass sie ihn doch verdammt nochmal das Stück zu Ende bringen sollten. Und tatsächlich: Landerson wirkte tatsächlich ziemlich eingeschüchtert (!), setzte sich hin und wartete brav das Ende des Stückes ab. Ich konnte nicht umhin, dem Schauspieler Respekt zu zollen. Gleichzeitig fragte ich mich jedoch, ob die Unterbrechung eventuell etwas mit dem nicht genehmigten Ausflug unseres Tieflings zu tun hatte. Ich schwor, wenn wir hier sterben würden, weil er sich erwischen hätte lassen, würde ich ihm vorher den Hals umdrehen…
Sitzung 18
Wir kehrten zurück in die Zesty Clam und besprachen unsere weiteren Schritte. Ralkarion schien etwas nervös und wollte ständig, dass wir uns auf dem Zimmer weiter besprechen. Wir gaben ihm letzten Endes nach. Kein Wunder, dass er auf das Zimmer wollte: Er äußerte den Wunsch, den Speaker Staff zu behalten, er sei schließlich ein mächtiger magischer Gegenstand! Nicht, dass der Gedanke nicht seinen Reiz hätte, aber damit würden wir uns möglicherweise Lafayette zum Feind machen - nicht die beste Idee. Mit vereinten Kräften konnten Garret und ich ihn letzten Endes vom Gegenteil überzeugen. Allerdings hatte Ralkarion auch die durchaus gute Idee, zunächst einmal mehr über Lafayette in Erfahrung zu bringen. Natürlich wurde dazu wieder ich ausgewählt. Ralkarion erbot sich, mich unsichtbar zu machen, um unbemerkt zum Anwesen zu kommen. Ein guter Plan, der früh am Morgen umgesetzt werden sollte. So klopfte ich um 5 Uhr an seiner Tür, doch obwohl dies abgesprochen war, schien er mal wieder schlecht gelaunt und nahm sich eine Menge Zeit für den Zauber. Diese verdammten Stimmungsschwankungen wurden langsam lästig. Glücklicherweise wurde er fertig, bevor der mittlerweile Wache Carook aus seinem Zimmer kam. Das hätte noch gefehlt, dass diese Echse mitkäme.
Leider verlief die Erkundungsmission erfolglos. Ein Gespräch mit Bing, Lafayettes Jaguar, brachte nichts wissenswerte zu Tage und im Anwesen war ebenfalls nichts Auffälliges zu entdecken, zumal ich sein Büro leider nicht wiederfand. Schlecht gelaunt kehrte ich in die Taverne zurück, wo die anderen beim Frühstück saßen und bestellte mir mein Eigenes. Doch auch das verlief nicht störungsfrei, aus dem Nebenraum erklangen permanent dumpfe Schreie, die mir meine letzten Nerven raubten. Darauf aufmerksam gemacht, stürmten meine Begleiter nach nebenan, um sich darum zu kümmern. Sie waren halt doch zu etwas nutze, jedenfalls verstummten die Schreie kurz darauf und ich hatte endlich etwas Ruhe. Wie sich herausstellen sollte, nur die Ruhe vor dem Sturm.
Im Anschluss gingen wir zu Lafayette. Widerwillig hatte Ralkarion sich davon überzeugen lassen, ihm den Stab zu überlassen. Erstaunlicherweise war Lafayette auch nicht davon beeindruckt, dass die Hextor keine Artefakte verkaufen wollten, im Gegenteil schien ihn das eher zu erheitern. Seltsamer Mensch. Jedenfalls gab er uns daraufhin den Auftrag, den Stab nach Boulderbane im Süden zu bringen, wo die eigentliche Auftraggeberin namens "Amastacia" saß. Wir sollten die Beschützer nicht angreifen - ein seltsamer Ratschlag, warum sollte man sofort Wachen angreifen? Wie gesagt: Ein seltsamer Mensch. Garret befragte ihn indes zu einer Person namens Derrin. Es stellte sich heraus, dass Garret hier offenbar eine Revolution planten und Derrin eine wichtige Person dafür war. Und Lafayette hatte sich diesem Wahnsinn offenbar angeschlossen und war erstaunlich gut informiert. Wo war ich hier bloß reingeraten??? Nicht, dass ich Zoica besonders mochte, aber hier eine gewaltvolle Revolution loszutreten erschien mir mehr selbstmörderisch denn sonst etwas. Der Freedom Fighter Squad, wie sie sich nannten, waren im Haus des Professors untergebracht, den ich anfangs bereits kurz kennen gelernt hatte. Garret drängte darauf, dorthin zu gehen, allerdings müsste sich jemand um Carook kümmern, der nicht mit konnte. Mir schwante bereits Übles und natürlich: Diese Aufgabe kam mal wieder mir zu. Ein ganzer Tag mit dem Echsenmensch, was für eine Aussicht. Zunächst versuchte ich schlicht, ihn im Gewirr abzuschütteln, aber er konnte sich in einer Stadt deutlich besser orientieren als ich. Außerdem hatte er dummerweise kein Problem damit, Leute einfach umzurennen oder brutal aus dem Weg zu schubsen. Und so fügte ich mich in mein Schicksal und versuchte im Gegenzug, Carook seines zur Hölle zu machen. Uns war bereits aufgefallen, dass er viel Wert auf die Sauberkeit seiner Rüstung legte und so ließ ich, während ich mir ein genaueres Bild von Zoica machte, ständig diverse Pflanzen darauf wachsen, was die Echse sichtlich ärgerte. Immerhin etwas.
Dennoch, der Nachmittag konnte gar nicht schnell genug kommen. Als meine Begleiter endlich zurück kamen, verspührte ich so etwas wie Erleichterung, allerdings überlagert von einer unglaublichen schlechten Laune. Zu allem Überfluss erfuhr ich dann auch noch, dass die beiden sich von einer Schauspieltruppe hatten anheuern lassen und mich gleich zwangsverpflichtet hatten. Was bildeten die sich eigentlich ein! Aber mir blieb keine Wahl und immerhin sorgte Ralkarion ein wenig für Erheiterung, als er Carooks Rüstung beschmutzte, dem offenbar auch die Nerven durchgingen: Er nahm seinen Kriegshammer und schlug den Tisch einfach in zwei. Wenn er damit Mitleid heischen wollte, von mir würde er sicher keines bekommen. Als Carook verschwunden war, trat der Wirt an uns heran und fragte, ob Carook nicht anderswo untergebracht werden könnte. Oh, nicht s lieber als das! Wir gingen nach oben um Carook mit den neuen Realitäten zu konfrontieren, doch als Reaktion holte dieser lediglich einen Diamanten aus seinem Beutel und gab ihn Lurk - woraufhin dieser plötzlich ganz erpicht schien, Carook dazubehalten. Heute war wirklich nicht mein Tag…
Immerhin stieg Ralkarion ein wenig in meinem Ansehen, als er sich bereit erklärte, die Echse ein wenig auszuführen, damit Garret und ich uns austauschen konnten. Ein Nachmittag ohne die Echse - Gott sei Dank! Garret wies mich unterdessen in den Plan ein. Offenbar hatte er dem Schauspiel zugestimmt, damit wir währenddessen den Compound von Cuu, dem Herrscher von Zoica, für die kommende Revolution ausspionieren konnten. Auch wenn ich nach wie vor wenig von der Revolution hielt: Nach dem heutigen Tag hätte ich kein Problem damit, diese Stadt brennen zu sehen. Ich willigte ein, am nächsten Tag mit Garret zu diesem Derrin und dem Chef der Schauspieltruppe Tarovo zu gehen - nicht zuletzt, weil dies bedeutete, dass ich einen weiteren Vormittag ohne Carook vor mir hatte. Der morgige Tag versprach dadurch um einiges besser zu werden, als der heutige.