• Sonntag, 20. April 2025 00:29

Sitzung 22

Tueddelig
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Nach dem Schauspiel wurden wir und die anderen von Wachen in die Eingangshalle geführt und dort festgehalten bis "die Lage sich beruhigt hätte". Die Lage? Was ging dort vor? Nun gut, wenn wir ohnehin hier festsaßen, konnte ich auch einem immer dringlicher werdenden Bedürfnis nachgehen… ich bat Garret flüsternd darum, für eine Ablenkung zu sorgen. Das konnte er schließlich mit am Besten. Als alle abgelenkt waren, schlüpfte ich durch die Tür, die mich so magisch angezogen hatte. Dahinter war ein sehr kleiner Raum, der glücklicherweise leer war und eine weitere Tür. Ich schaute mich kurz um, dann erhitzte ich das Türschloss, bis es sich soweit verformte, dass eine Spinne zum Beispiel dort hindurch passen würde. Dann verwandelte ich mich und schlüpfte durch die Lücke.

Es stellte sich heraus, dass ich hier in den Kerker geraten war, der von Ogern bewacht wurde. Vorsicht war also geboten. Auf der ersten Ebene waren eine Menge Leute inhaftiert. Genau genommen sahen die gar nicht so sehr nach Verbrechern aus. Ich war etwas überrascht, auch dieses Drachenblut zu sehen - ich glaube, sie hieß Kryla? - offenbar wurden hier auch Leute eingesperrt, die einfach nur ihre Schulden nicht zahlten. Egal. Uninteressant. Mich zog es unaufhaltsam weiter nach unten. Die untere Ebene war bedeutend kleiner und wurde neben einem Oger von einer weiteren, sehr unangenehm aussehenden Gestalt bewacht, die gerade mit Folterungen beschäftigt war. Ich spürte, dass ich der Quelle meiner Unruhe immer näher kam und spähte in die Zellen. Eine alte Frau… hmm, nein. In der anderen Zelle ebenfalls eine Frau. Interessanterweise identifizierte sie mich fast sofort als verwandelten Druiden und bat mich, sie herauszuholen oder ihre Kinder zu retten. Na ja, wenn sich die Gelegenheit bot, warum nicht… aber dafür würde ich jetzt sicher nicht mein Leben auf das Spiel setzen.

Dann kam ich zur letzten Zelle und schlagartig war klar, dass sich nun wirklich alles ändern würde: In der Zelle war ein Yuan-Ti, ein angehöriger meines Volkes eingesperrt. Und zwar nicht nur ein unwichtiges Pureblood wie ich, sondern eine voll ausgewachsene Abomination! Ich kroch in die Zelle, verwandelte mich und stellte mich als Harkis vor. Darauf folgte die nächste Offenbarung: Der Yuan-Ti stellte sich als Ssai Sardak vor! Sardak! Ein Angehöriger der Herrscherfamilie oder sogar der Herrscher! Ich konnte mein Glück kaum fassen, dies war mehr, als ich je erwartet hätte. Ich kramte in meinem Gedächtnis nach dem richtigen Protokoll. Dann ging ich vor ihm in Ehrerbietung auf die Knie und schwor ihm meine Treue. Das schien ihm zu gefallen und er erzählte mir, dass er von Cuu unter Vorwänden nach Zoica gelockt und dann verraten und eingesperrt worden war. Sein Befehl brachte mich allerdings in Schwierigkeiten: Ich sollte ihn mit meiner Armee befreien. So musste ich ihm eröffnen, dass ich alleine war und keine Armee mitgebracht hatte, doch ich würde natürlich versuchen, ihn zu befreien - auch wenn dies möglicherweise meinen Tod bedeuten würde. Ssai stellte die beste Hoffnung für mein Volk dar. Natürlich würde ich mich nicht sinnlos opfern, das stand fest. In meinem Eifer versuchte ich als Spinne sofort, den Schlüssel von der Wand hinter dem Oger zu stehlen. Zwar gelang dies, doch leider machte ich dabei so viel Lärm, dass mir der Oger hinterherlief. Zwar wirkte er nicht aggressiv und bot mir sogar Fleisch an (eine merkwürdige Reaktion!), aber so konnte ich natürlich keinen Gefangenen befreien. Ich schoss ihm Spinnennetze in die Augen, aber dass schien ihn nicht davon abzuhalten, mir zu folgen. Auf Höhe der Zelle der Frau, die mich als Druide identifiziert hatte, musste ich mir schließlich eingestehen, dass ich in meiner Euphorie dieses Unternehmen von Beginn an nicht durchdacht hatte. Nicht nur, dass ich ihn ohnehin nicht befreien können würde, solange mir der Oger auf den Fersen war - mir fiel jetzt, klar denkend, auch die Idiotie des gesamten Planes auf. Was hatte ich denn erwartet, wenn ich meinen Herrn befreit hatte? Das wir einfach hier herausspazieren würden? Viel wahrscheinlicher war es, dass die Wachen meinen unbewaffneten Herrn erschlagen würden und mich gleich dazu. Nein, das war keine Option. So ließ ich den Schlüssel schweren Herzens fallen und machte mich aus dem Staub, nahm mir aber vor, Ssai Sardak sobald wie möglich eine Nachricht zukommen und ihn wissen zu lassen, dass ich ihn nicht verraten hatte.

Auf dem Weg zurück zur Taverne erwuchs ein Plan heran: Ich würde Garrets hirnverbrannte Revolution unterstützen und sogar vorantreiben, um dann das Chaos dafür zu nutzen, meinen Herrn aus dem Gefängnis zu befreien. Allerdings müsste ich dazu einige Informationen an meine Begleiter preisgeben die ich gerne noch zurückgehalten hätte, doch das Risiko musste ich eingehen. Über mein wahres Ziel würde ich sie aber im Dunkeln lassen - ich bezweifelte, dass sie dieselbe Loyalität aufbrachten wie ich.

In der Taverne angekommen, warteten wir auf Ralkarion, der in Begleitung einer jungen Frau kam. Nach einer erfolgreichen Ablenkung von Carook, in Zuge derer wir ihm glaubhaft machten, jetzt schlafen zu gehen, trafen wir uns auf dem Zimmer von Garret. Auch Gorok war dabei, da er offenbar in die Pläne eingeweiht gewesen war und somit auch mit "drinhing" wie sich Ralkarion auszudrücken pflegte. Bevor er jedoch weitersprechen konnte, begann ich, meinen Plan in Gang zu setzen. Ich erzählte ihnen von meinem Ausflug und davon, dass im Kerker ein Anführer meines Volkes gefangen wurde - gemeinsam mit anderen Unschuldigen. Sprach davon, dass ich ihm zur Treue verpflichtet war und zurück müsse - ohne meinen Zeitplan zu offenbaren und ich ließ mich "überzeugen", dass dies jetzt sinnlos wäre, weil ich dabei nur sterben würde. Schließlich schwor ich Garret meine Unterstützung für die Revolution, weil Cuu mein Volk verraten hatte - ohne ihn darüber aufzuklären, wie wenig es mir bedeutete, was danach oder sogar währenddessen geschehen würde. Wenn ich es richtig las, hatten zumindest Gorok und Garret mir meine kleine Theateraufführung abgekauft. Bei Ralkarion war ich mir nicht sicher, naturgemäß war er etwas misstrauischer. Das würde schwieriger werden, aber hatte auch Zeit.

Daran anschließend stellte sich die Begleitung von Ralkarion als Posetine Dacra vor, eine Nachfahrin der ehemaligen Herrscherfamilie. Sie wusste allerdings nur wenig über die Vorgänge in der Stadt, da sie ihr ganzes Leben bei Cuu aufgewachsen war. Sie bestätigte auch, was wir uns vorher bereits zusammen gereimt hatten: Das der Kobold tatsächlich Cuu war. Insgesamt warf dieses Gespräch für die Gruppe mehr Fragen auf, als das sie beantwortete und die es zu klären galt. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit musste aber alles andere erstmal warten. Posetine wurde mit Gorok zu Derrin geschickt, wo sie sicherer sein sollte. Mit dem Vorhaben, am nächsten Tag einigen der neuen Fragen auf den Grund zu gehen, gingen wir schlafen.

Am nächsten Morgen wartete eine kleine, unangenehme Überraschung auf mich: In der Schankstube saß Tarovo. Glücklicherweise wartete er dort nur auf seine Bezahlung, die schnell ankam. Daraufhin zahlte er uns unseren Anteil und verabschiedete sich wortreich. Endlich war ich diesen Kerl los. Gorok war ebenfalls da und hatte sich offenbar entschlossen, sich uns anzuschließen. Ralkarion lenkte zu meinem Vergnügen Carook damit ab, seine Rüstung zu beschmutzen. Als der Echsenmensch nach oben verschwunden war, besprachen wir schnell den Plan für heute: Gorok und Garret würden Carook in den Compound mitnehmen und näheres über die Oger und ihre Situation in Erfahrung bringen, während ich und Ralkarion bei Lafayette nach Informationen über die Dacras suchen würden.

Leider war das Glück zunächst nicht mit uns: Es gab zwar einen Angestellten auf Lafayettes Hof, doch weder wollte er uns hereinlassen noch gab es Termine, die angemessen erschienen. Glücklicherweise bog wenig später Derrin um die Ecke. Wie sich herausstellte, hatte der Zwerg einen Termin mit Lafayette und so ergriffen wir die Gelegenheit, ihn dabei zu begleiten. Die Vermutung lag nahe, dass unsere Anliegen nicht unähnlich waren. Tatsächlich hatte Lafayette nichts dagegen und hörte unserem Bericht zu. Er schien allerdings wenig begeistert auf die Nachricht von Posetine Dacra zu reagieren - zunächst zweifelte er daran, dass sie wirklich eine Dacra wäre, dann warnte er uns davor, dass dies die Stadt destabilisieren würde. Immerhin erbot er sich, Posetine in seinem Haus sicher unterzubringen und nahm uns damit ein Problem ab. Außerdem erfuhren wir, dass das Anwesen der Dacras direkt nebenan lag, dort aber schon lange niemand mehr gesehen wurde. Wir verabschiedeten uns - das heißt, Ralkarion blieb noch kurz zurück, er wollte noch etwas mit Lafyette besprechen. Ich wartete also draußen auf ihn. Als er herauskam, machten wir uns auf den Weg zu dem Anwesen der Dacras um dort hoffentlich mehr herauszufinden.