Sitzung 26

Anarath
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… und zog dann einfach an uns vorbei. Ohne ein Wort. Viele Gnome blickten ihn irritiert an und fingen untereinander an zu flüstern.
 
Leeroy und ich hatten aber nun Anderes zu tun, als Roganor zu folgen. Wir mussten Toira über die neue Sachlage informieren. Für mehr Privatsphäre suchten wir erneut ihr Arbeitszimmer auf. Wir klärten sie über den Vorfall auf. Was es mit Shadar Logoth auf sich hatte und welche Gefahr er für uns alle sein würde. Dass wir nun allesamt an einem Strang ziehen müssten, um dieser Bedrohung Herr zu werden. Doch sie haderte. Es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit einen Plan zu erarbeiten, der ihr zusagte.
 
Sie würde einen Diplomaten nach Mon Mithra entsenden, der um Beistand ersuchen sollte. Gegebenenfalls auch eine Nahrungsquelle für Tundra dort auftun zu können, damit dessen Unzufriedenheit nicht wächst - hoffend, dass er eventuell bereit wäre zu unterstützen. Obgleich wir dies für äusserst unwahrscheinlich hielten. Und Leeroy und ich würden nach Caer Aeslyn reisen. Das ziel war es Travok ausfindig zu machen und eine Allianz zwischen der Stadt und den Gnomen auszuhandeln. Doch zuvor wollten wir beide noch einmal mit Tundra sprechen. Da wir in jedem Fall mit dem ersten Drachenpriester reden müssten, um die aktuelle Situation zu besprechen, lag dies sowieso auf dem Weg.
 
Tundra hatte vielleicht brauchbare Informationen. Zumal es nicht unwahrscheinlich war, dass er den Roten kennen würde. Dies, plus die Informationen, die Travok uns geben könnte, würde uns eventuell in die Lage versetzen alles besser zu verstehen. Aber eben auch einen Plan zu entwickeln. Damit war dies beschlossen. Toira besorgte uns noch neue Gewänder, damit wir sofort aufbrechen konnten.
 
Die Reise zurück würde jedoch ohne ein Schiff viel zu lange dauern. Zudem wäre es gut weitere Verbündeten zu haben, damit unsere Chancen verbessert würden. So schlug ich Leeroy vor noch einmal Roganor aufzusuchen. Er beziehungsweise es könnte die Organisation für unsere Reise nach Caer Aeslyn in die Wege leiten. Und ganz nebenbei würde es nicht schaden eine Seehexe auf unserer Seite zu wissen. Leeroy stimmte zu. Auf unserem Weg zu Roganors Sitz trafen wir erneut auf Toira. Sie schien ebenso in seine Richtung zu wandern. Wir beschlossen unser Anliegen gemeinsam vorzutragen.
 
Ganz entgegen unserer Erwartungen war Roganor völlig desinteressiert. Er stopfte sich Essen in den Wanst und hatte nur wenig Interesse uns zuzuhören, oder gar Entscheidungen zu treffen. Genervt von Toira sprach er quasi eine Generalerlaubnis aus, dass sie sich um die Angelegenheit kümmern sollte. Danach bekamen wir noch einmal die Gelegenheit mit ihm privat zu sprechen. Ich hoffte ihn von der Wichtigkeit überzeugen zu können und bat um Beistand. Es schien eine Zeit lang, als habe die Seehexe vergessen, wen sie da okkupiert hielt, bevor sie Befehle erteilte. Wir würden eine Reisemöglichkeit zum Fubamizi und zurück erhalten, sowie später eine Passage über das Loch Meriander.
 
So machten wir uns direkt auf den Weg. Obgleich es ein wenig brauchte, bis die Wargs uns akzeptierten, war unser Start recht unkompliziert. Doch mussten wir auf halbem Wege kampieren, da die Nacht hereinbrach. Wir hatte keinen unglaublich langen Tag gehabt. Die Anstrengungen und der Stress hatten ihre Spuren hinterlassen. So fiel es uns nicht schwer in den Schlaf zu finden.
 
Ein neuer Tag brach heran. Wir würden etwa eine halbe Tagesreise benötigen, bis wir den Fubamizi erreichten. Leider blieben wir nicht von Unwegsamkeiten verschont. Grottenschrate hatten einen Hinterhalt gelegt. Und obwohl wir das haben kommen sehen und sie noch warnten, ließen sie nicht von ihrem Vorhaben ab. Ein wilder Kampf entbrannte. Zum Glück waren wir diesmal nicht allein. Als Eskorte bekamen wir zwei Gnomenkrieger zur Seite gestellt. Dazu waren wir alle auf einem Warg unterwegs. Diese waren nach unserem eigenen Erleben furchtlose und erbitterte Kampfmaschinen.
 
Im Kampfgetümmel verloren wir einen der Gnome. Auch ich verlor das Bewusstsein, nachdem ich einen nicht ungefährlichen Plan ausführte und dabei auch einen Warg in Mitleidenschaft zog, welcher sich nun mir zuwandte. Als ich wieder bei Sinnen war, hatte sich die Situation aufgeklärt. Der andere Reiter begrub seinen Kameraden, während Leeroy die Leichen plünderte. Als er sich aber weigerte der verbleibenden Eskorte etwas von der Beute abzugeben, machte diese Anstalten samt der Reittiere abzuziehen. Keine Ahnung, was ihn geritten hatte die Situation so mangelhaft zu bewerten, aber zumindest konnte ich Leeroy’s Fehlverhalten wett machen. Einigermaßen. Der Gnom verließ uns nicht.
 
Später am Tag erreichten wir erneut den Fubamizi. Bedenkt man unser erstes Erscheinen hier, erschien das simple Hinaufschreiten auf dem Rücken dieser Bestien, im Gewand eines Drachenpriesters und vorbei an all den eigentlich als feindlich deklarierten Gnomen irgendwie arg surreal. Wir gehörten jetzt dazu. Mehr noch fühlte es sich fast normal an. Einige Nackenhaare stellten sich auf bei dem Gedanken.
 
Es durfte keine Zeit vergeudet werden, daher sprach ich direkt mit dem ersten Drachenpriester Zeth Zeddicus Zarkanar. Nach meinem Bericht wollte er sich fast schon auf den Weg zur Stadt machen, doch konnte ich dies verhindern. Mir kam Toira als verständiger vor, als es Zeth war. Er würde alles tun, um zunächst Tundra zufrieden zu stellen. Wohingegen sie durchaus für Kompromisse offen war. Ausserdem galt die von Roganor ausgestellte Generalerlaubnis ihr. Was sicher zu Problemen führen würde, wenn Zeth dort aufschlagen würde. Er nickte den gefassten Plan ab, wenngleich etwas widerwillig.
 
Zu guter Letzt war da nur noch eine Sache zu erledigen, auf die ich mich nicht sehr freute. Mit Tundra sprechen …
 
Es kostete einiges an Argumentieren, damit Leeroy sich bereit erklärte den Drachen aufzusuchen und ihn um Informationen zu bitten. Da Tundra mich nicht sonderlich mochte, gab es nunmal auch niemanden sonst, der das übernehmen konnte. Auch hatte Leeroy Bedenken überhaupt etwas Brauchbares von ihm erfahren zu können. Wir mussten es aber zumindest probieren. So betraten wir erneut die große Kammer mit dem riesigen Ungetüm. Leeroy wollte gerade nochmal ein Argument einwerfen, da schubste ich ihn schon direkt in Tundra’s Blickfeld. Wobei ich mich selbst zunächst versteckt hielt.
 
Was dann passierte war völlig unerwartet. Offenbar hatte Leeroy ein echtes Händchen mit dieser Monstrosität zu sprechen. Die Informationen sprudelten nur so hervor. Und als der Name Shadar Logoth in Zusammenhang mit unserem Anliegen fiel, gab es - für Tundra’s Verhältnisse - kein Halten mehr. Es war klar geworden, dass er ihn fürchtete. Und auch, dass er nicht unbedingt willens war uns aktiv zu unterstützen. Aber wir bekamen eine Reihe Anhaltspunkte, sowie einige erklärende Zusammenhänge. Es fielen Namen wie Arcalis und Cenereth. Der eine ehemals Oberhaupt der Akademie von Zoica, der Andere Herrscher über eine nun zerstörte Stadt im Westen. Beide ihrerseits Drachen. Wobei Arcalis wohl auch der damals Mächtigste unter ihnen war und eine Art Anführer. Doch nach allem, was wir erzählt bekamen, versagte er dabei dem drohenden Übel Einhalt zu gebieten. Wir ahnten nun, wie es dem Roten gelingen konnte so viel Macht anzuhäufen. Pi mal Daumen hatten wir nun auch eine Vorstellung davon, wo sich Shadar Logoth aufhielt.
 
Ganz nebenbei erfuhr ich auch noch etwas zu meiner eigenen Vergangenheit, als Tundra mir gestattete zu sprechen und mir tatsächlich auch antwortete. Ich stand in irgendeiner Verbindung zu einem Messingdrachen namens Belaxarim, dem Nachwuchs eines Messingdrachen, dessen Skelett wir nur eine Kaverne weiter gefunden hatten. Auch machte es den Anschein, als ob dieser nicht nur meine Fragen beantworten könnte, sondern auch eine brauchbare Hilfe gegen den Roten wäre. Mein Ziel Belaxarim zu finden stand damit fest. Zumindest nachdem wir Travok aufgetrieben hätten.
 
Als unser Gespräch beendet war, waren wir beide durchgeschwitzt. Tundra's furchteinflößende Aura hatte auch dann ihre Wirkung, wenn er scheinbar neutral mit einem interagierte. Gleichzeitig waren wir aber auch voller Freude. Endlich bekamen wir mehr und mehr Kontext zu dem, was in diesen Landen geschah. Wir machten Fortschritte. Das wiederum gab uns Hoffnung. Ein wenig selbstbewusster schritt ich nun erneut in Zeht’s Arbeitszimmer. Ich wollte sicherstellen, dass er sich wirklich an unsere Absprachen halten würde. Zu diesem Zweck machte ich deutlich, was Tundra über den Sachverhalt dachte. Welche Anweisungen wir hatten. Damit war es unwiderruflich klar für ihn.
 
Schon im Begriff zu gehen machte ich dann nochmal eine Kehrtwende. Was würde wohl der Orden der Drachenpriester über die Dinge wissen, die uns Tundra mitgeteilt hatte? Das wollte ich genau wissen. Und tatsächlich hatte Zeth noch einige zusätzliche Informationen zu Belaxarim. Nicht viele, aber immerhin. Er gab auch noch den Hinweis in der Bibliothek des Ordens Halt zu machen. Dort würde es noch mehr Aufzeichnungen geben. So würden wir wohl vor unserer Abreise nach Caer Aeslyn ein weiteres Mal die Bücher wälzen müssen. Diesmal jedoch mit einer klareren Vorstellung wonach wir suchten.
 
Leeroy und ich besprachen noch einmal unser Vorhaben. Planten unsere Schritte und entschlossen uns hier die Nacht zu verbringen, um dann am nächsten Tag ausgeruht starten zu können.