• Freitag, 31. Januar 2025 11:46

Sitzung 82

Tueddelig
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Zunächst passierte nicht viel. Krathus ging erst vorsichtig, dann, als nicht geschah, immer schneller auf den Menhir zu, begleitet von einem von Guddens alternativen Ichs. Merkwürdig - er haut ständig Löcher in die Luft, weil er behauptet, ein alternatives Ich von sich beschützen zu müssen, aber hatte offenbar kein Problem damit, dieses in Gefahr zu schicken. Denn das er Angst hatte, war offensichtlich, so wie wir alle. Die merkwürdigen Stimmen taten dazu ihr übriges.

Zunächst hatte auch Krathus’ Ankunft keine Auswirkung, nicht mal, als er den Teekessel auf den Menhir richtete. Dann allerdings trat er dagegen und endlich kam eine Reaktion. An der Spitze erschien ein Schattenhaftes Wesen von undefinierbarer Form. Wie erwartet war eine friedliche Lösung unmöglich - wir waren immerhin hier, um seine Essenz einzusaugen, wenn auch für einen guten Zweck. Und so griff es auch nach kurzen … Erkundungen von Krathus und “Gudden” tatsächlich an. Zu unserem großen Unglück stellte es sich jedoch unseren Waffen gegenüber als völlig unempfindlich dar und schien noch dazu um die Funktionsweise des Teekessels zu wissen und zog sich ständig aus der doch begrenzten Reichweite von Krathus zurück. Noch dazu transformierte es das Gelände im inneren des Rings zu einem schaurigen Gemenge aus Lavaflüssen, Lavaseen und Bergen. Krathus schien es jedoch zu erkennen und es schien etwas in ihm auszulösen - jedenfalls rief er plötzlich, er hätte die Rüstung und das Banner nur aus Versehen geklaut. Von ihm hätte ich ein solches Verhalten kaum erwartet - wurde es besser dadurch, dass wir wussten, dass er vom großen Roten geklaut hatte? Mir blieb jedoch nicht viel Zeit, nachzudenken, denn das Schattenvieh griff weiter an, nachdem es Guddens zweites Ich außer Gefecht gesetzt hatte.

Probehalber steckte ich einen meiner Pfeile an einem der entstandene Lavaströme in Brand und schoss damit auf das Wesen. Während das Feuer ihm durchaus etwas anzuhaben schien, floss ein Teil von ihm wieder in den Menhir zurück. Um das zu überprüfen, tat ich es ein zweites Mal und es bot sich dasselbe Schauspiel. Daraufhin gab ich den Plan auf - nicht, dass der Menhir die abgesogene Energie nutzte, um ein zweites solches Wesen zu erschaffen. Stattdessen setzte ich mich in Bewegung, um zu Krathus, Garret und “Gudden” aufzuschließen. Ich konnte hier ohnehin nichts ausrichten, möglicherweise könnte Krathus mit seiner Magie etwas tun, während ich den Teekessel übernahm. Welch seltsamer Gedanke … doch bevor es soweit kam, hatte das Wesen irgendetwas mit Krathus angestellt, dass er den Teekessel plötzlich auf uns richtete. Völlig überrascht von diesem Ereignis, erwischte uns der Sog mit voller Wucht, eine höchst unangenehme Erfahrung. Glücklicherweise hatte Krathus sich schnell wieder unter Kontrolle, doch der Schaden war angerichtet. Ich begann, mit dem Gedanken an einen Rückzug zu spielen - wir waren noch keinen Millimeter näher an unser Ziel herangekommen. In einem letzten Versuch und einem Seitenblick übernahm ich den Teekessel von Krathus und richtete ihn auf das Wesen.

Schon im nächsten Moment wurden meine Gedanken erneut abgelenkt. Die Umgebung änderte sich erneut, während mein Leben vor meinen Augen ablief. So viele angenehme Erinnerungen und als ich die Augen öffnete, fand ich mich in Ravengrove wieder. Eine Welle der Nostalgie überkam mich und ich sah zu Olerian hinüber, der winselnd am Rand des Rings stand. Ich hoffte sehr, seinen Namensvetter eines Tages wiederzusehen.

Dann kam die Erinnerung an die letzten Monate und der Kontakt mit der realen Welt hier draußen. Ernüchternd. Dann erinnerte ich mich daran, dass Ravengrove in dieser Welt nicht existierte. Schlimm. Und dann begriff ich, dass das Ding die Umgebung aus meinen Erinnerungen gestohlen haben musste und versucht hatte, sie als Waffe gegen mich zu verwenden. Und nun überkam mich kalte Wut. Es reichte, ich hatte genug. Wenn das Ding es persönlich machen wollte, dann sollte es es bekommen. Mit neuem Fokus richtete ich den Teekessel auf das Wesen. Irgendwie hatte Garret es geschafft, das Ding zu betäuben und Gudden, es festzuhalten - es schien irgendwo einen soliden Kern zu geben. Zwar hatte es dadurch einiges an Substanz verloren, die in den Menhir entwichen war (wir hatten gehofft, dass es in die Lampe entschwinden würde, doch hatten natürlich wieder kein Glück), doch war dem Sog nun hilflos ausgeliefert. Seine Gegenwehr wurde schwächer und schwächer, während es Stück für Stück eingesogen wurde. In einem letzten Versuch schaffte dieser Schatten, Gudden gegen uns aufzubringen, der Garret bewusstlos schlug und auch nach mir schlug, doch von den Ereignissen gewarnt, schaffte ich es auszuweichen. Dummerweise war das Wesen dadurch entkommen, doch ich setzte ihm nach, während Krathus den um den Verstand gebrachten Gudden kümmerte, und schaffte es, auch den letzten Rest des Wesens einzusaugen.

Ich verspürte eine gewisse Erleichterung, doch die Wut blieb. Als Gudden, nun wieder er selbst, mir die Hand von Wuldan, die er als Waffe genutzt hatte, vor die Füße warf und sagte, ich solle sie doch wieder an mich nehmen, bekam er das zu spüren. Ich brüllte ihn an, er solle endlich aufhören mit seinem beschissenen „Arkanistenscheiß” und die blöde Hand gefälligst selber tragen. Wie konnte ein solcher Hüne ein solcher Feigling sein? Kurz half ich noch Garret mit meiner begrenzten Heilmagie auf die Beine, dann stapfte ich entschlossen aus dem Ring heraus. Ich hatte wirklich keine Lust, mir jetzt noch mehr anzuhören. Glücklicherweise schienen die anderen das zu merken und wir traten schweigend die Rückreise an …