Das erste, womit Scourgefaust grüßte, war ein nahezu endloses Feld mit gepfählten Leichen. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, dass die Hextor jeden Verbrecher pfählten und als Abschreckung hier draußen aufstellten. Er hielt das für eine übertrieben drastische Maßnahme, ich kam allerdings nicht umhin, die Effizienz zu bewundern - die Toten zu benutzen, um die Lebenden gesetzestreu zu halten, nicht die sinnloseste Politik. Im Anschluss daran kamen wir an einigen Grabsteinen vorbei. Dies stellte wohl die normale Form des Umgangs mit dem Tod da. Nun gut, irgendwohin musste man ja mit den Leichen und als gesetzestreuer Bürger wäre man wohl keine gute Abschreckung.
Nachdem wir auch den Friedhof hinter uns gelassen hatten, erblickten wir Scourgefaust. Ich hatte wieder eine Stadt wie Zoica erwartet, doch Scourgefaust schien mehr eine Festung zu sein. Eine beeindruckende Festung noch dazu, die zu stürmen sicher eine interessante Herausforderung gewesen wäre. Doch dieses Leben lag lange, lange hinter mir. Meine Begleiter schärften mir noch ein, mich zu beherrschen und nichts Unbedachtes zu sagen. Oh bitte, ich besaß mehr Selbstbeherrschung als beide zusammen. Dennoch fing ich den einen oder anderen merkwürdigen Blick auf.
Am Tempel angekommen, wurden wir von einer jungen Soldatin ins Innere geführt. Ein interessanter Ort, leider wurden alle Erkundungsversuche von einem weiteren Wächter unterbunden. Ich besah ihn etwas genauer und identifizierte ihn als Echsenmensch, eine dieser minderwertigen Verwandten meiner Spezies. Das ausgerechnet er mich davon abhielt, mich hier umzusehen, gefiel mir gar nicht, aber ich hatte die Warnungen meiner Begleiter noch im Ohr. Glücklicherweise blieb er zurück, als wir in die Kammer eines gewissen Tundrin geführt wurden, der hier wohl der Anführer war und für den wir die Botschaft von Lafayette überbringen sollten. Meine Begleiter schienen sehr nervös. Vermutlich, weil sie ihm auch noch vom Tod eines seiner Leute berichten mussten. Verständlich. Dennoch war es die Nachricht von Lafayette, die Tundrin zum toben brachte, während die Nachricht vom "ehrenvollen" Tod seines Soldaten offenbar eher milde zu stimmen schien. Meiner Meinung nach ist dieses ganze Konzept von Ehre eher Blödsinn, tot ist tot. Aber ich hatte das Verhalten hier ausreichend studiert, um zu ahnen, dass dies nicht der Ort für solche Anmerkungen war.
Als "Belohnung" durften wir uns ihr Heiligtum ansehen, auch wenn ich lieber möglichst schnell weitergezogen wäre. Hier gab es nichts von Interesse für mich. Und als wäre das nicht genug, wurde uns ausgerechnet der stumme Wächter zugeteilt und als Carook vorgestellt. Doch ich machte gute Miene zum bösen Spiel, es gab keinen Grund, diese Leute gegen mich aufzubringen. Zentrales Ausstellungsstück des Heiligtums war eine gewaltige Rüstung, die dort aufgebahrt war und offenbar einem gewissen Mundo gehört hatte. Auf dem Weg nach draußen hörten wir plötzlich Geräusche aus einer anderen Tür.
Und das war der Moment, in dem es interessant wurde. Aus der Tür kam ein Monstrum, vier Arme und… untot! Ich hasse Untote. Der Tod erfüllt eine wichtige Aufgabe, Wiederbelebung jeder Art war einfach nur unnatürlich. Ich verwandelte mich in eine Hyäne und griff an, Garret und sogar der Echsenmensch unterstützten mich dabei. Nur Ralkarion presste sich stattdessen lieber gegen die Tür. Feigling. Doch auch unsere vereinten Angriffe hatten keinen spürbaren Effekt, im Gegenteil wurden wir zurückgedrängt, bis wir vor der Rüstung standen. Dort fiel Garret plötzlich irgendetwas auf und er schlug wild in die Luft - und traf offenbar etwas, denn eine helle Frauenstimme schrie auf und kurz darauf stand dort eine Frau, die anscheinend Zauberformeln sprach. Hmm, der Halbling schien nützliche Fähigkeiten zu haben. Doch es war zu spät - wenige Sekunden später erhob sich ein Licht von der Rüstung und dann erhob sich die Rüstung selbst. Carook vergaß sofort alles um sich herum und kniete nieder, als würde er einem Anführer gegenüberstehen. Immerhin hatten die untote Scheußlichkeit und die Frau jedes Interesse an uns verloren und entschwanden Richtung der Tür. Ich blieb verwirrt sitzen, wo ich war. Wenig später stürmten eine Einheit von Soldaten, an der Spitze Tundrin herein.