Harkis und ich beschlossen, dass ein Besuch bei den Dacra’s sich eventuell als nützlich erweisen könnte. Das Anwesen lag direkt neben dem von Lafayette, daher war es auch kein Umweg.
Bereits kurz nach dem Läuten wurde uns die Tür geöffnet. Ein Mann, offensichtlich Bediensteter, stand im Türrahmen. Etwas unvorbereitet improvisierten wir, dass wir eine Handelsofferte hätten und den Herren des Hauses diesbezüglich gerne sprechen würden. Der Mann verschwand für einige Minuten. Nach seiner Rückkehr erklärte er uns dann, dass der Herr kein Interesse an einer direkten Verhandlung hätte. Geschäfte mit der Dacra Familie sollten mit Gereon besprochen werden. Damit beendete er die Unterhaltung, schloss die Tür und ließ uns auf der Straße zurück.
Warum sollte Gereon, ein Bediensteter Cuu’s, der Ansprechpartner für die geschäftlichen Belange der Dacra’s sein? Dies verstärkte unsere Skepsis die Gesamtsituation betreffend ein weiteres Mal.
Gerade, als wir uns in Bewegung setzen wollten, tauchten die Anderen auf. Offenbar hatten sie ihren Teil der heutigen Aufgabe auch abgeschlossen. Und in einigen kurzen Sätzen wurde deutlich, dass die Oger in Cuu’s Diensten tatsächlich keine freiwillige Arbeit leisten. Doch das Gespräch würde zu gefährlich auf offener Straße sein. Daher zogen wir wieder in Richtung Taverne. Eine Seitenstraße davor jedoch, verabschiedete sich Gorok. Er hatte noch einmal vor Derrin aufzusuchen und ihm die neuesten Informationen zukommen zu lassen.
Als wir die Zesty Clam betraten, wurde wir gleich ein weiteres Mal überrascht. Seit dem Morgen hatte sich die ganze Innenausstattung drastisch verändert. Zusätzlich waren Geräusche von Handwerksarbeiten aus dem hinteren Teil der Taverne zu hören. Lurk begrüßte uns und erzählte uns, dass er sich die neulich erwähnten Vorschläge durch den Kopf hatte gehen lassen. Das Ergebnis war dies. Eine neue Identität für die Taverne. Einschließlich eines neuen Namens: Lurkers. Wie die Halblinge das alles in nur ein paar Stunden hatten bewerkstelligen können war erstaunlich.
Gemeinsam mit Lurk stießen wir auf die Neueröffnung an. Während all dessen fiel uns plötzlich eine Gestalt in der Ecke auf. Sie war verhüllt durch einen Umhang und Kapuze. Ein Bier stand umangerührt seit geraumer Zeit vor ihr und sie schien alles zu beobachten, was sich hier abspielte. Auf unsere Nachfrage erzählte uns Lurk, dass dieser Gast schon den ganzen Morgen dort sitzen würde. Eine gewisse Unruhe machte sich zwischen uns breit. Wieder ein Spitzel Marco’s? Oder war uns Cuu auf die Schliche gekommen? Harkis wollte es genau wissen und ging beherzt hinüber. Doch die Person reagierte nicht, als sie angesprochen wurde. Sie saß regungslos einfach so da.
Eine zu merkwürdige Situation. Vielleicht stimmte etwas nicht mit ihm? So ging der Griff Richtung Kapuze. Als diese umgeschlagen wurde prangte dort aber kein Kopf, sondern ein Besen. Lurk war sichtlich erheitert und fing an zu lachen, was uns irritiert zurück ließ. Das gehöre alles zum neuen Lurkers.
Wir unterhielten uns noch eine Weile, während wir den Rest der Einrichtung im Detail inspizierten. Dann endlich kam Gorok wieder. Nun war es an der Zeit sich etwas privater zusammenzusetzen. Das weitere Vorgehen musste besprochen werden. Carook kam unterdessen unserer Bitte nach doch vor der Tür zu warten. Wir konnten auch weiterhin nicht zulassen, dass er zu viele Details aufschnappe würde. Wer weiß, was er andernfalls mit uns anstellte, sobald seine Eskortmission beendet sei …
Harkis und ich berichteten von den Dingen, die uns Lafayette im Bezug zur Dacra Familie sagen konnte und was nun mit Posetine geschehen würde. Garret und Gorok bestätigten, dass die Oger durch Erpressung in Cuu’s Diensten gehalten werden. Goblins hatten ihren Stamm überfallen und die Jungen entführt. Wie genau den Goblins das gelungen war blieb unschlüssig. Jedoch war dies in Cuu’s Auftrag geschehen. Wenn sie das Leben der Kinder nicht gefährden wollten, dann hätten sie für ihn zu arbeiten. Daher waren sie auch mehr als willig Derrin's Vorhaben Cuu zu stürzen zu unterstützen - sofern es uns gelingen würde für die Sicherheit ihres Nachwuchses zu garantieren.
Gorok fing an sich förmlich in Rage zu reden, was den Plan anging. Er schien so mitgerissen, seit dem Gespräch mit Derrin … es war beängstigend. Meine Einwände bezüglich der Unbedachtheit der getätigten Aussagen und eingeworfenen Ideen bezüglich allerhand wirrer Vorstellungen, was nun getan werden müsste, um Cuu zu stürzen, blieben ungehört. Was zur Hölle bringt es die Stadt zu destabilisieren, wenn Untote, riesige Spinnen und eine Armee von Fanatikern alle unterwegs zu diesem Punkt wären?
Was wäre denn die Verbesserung? Und was hätten wir davon? Das alles war ganz offenbar nicht von Belang. Die drei hatten ihre Entscheidung ganz offenbar getroffen, wider jeder Vernunft. Derweil spürte ich aufgrund all dessen einen Kopfschmerz aufziehen. Von der Sorte „wo bin ich hier nur reingeraten, dass sind alles Verrückte, wir werden alle sterben“. Während die Anderen weiterhin heiß diskutierten, brauchte ich eine Pause. Meine Schritte führten mich zum Fenster. Ein Blick hinaus enthüllte nicht nur die Straße, sondern auch ein Gesicht.
Ein jugendlicher war bis unter unser Fenster geklettert und belauschte uns offenbar. Ich riss das Fenster auf und wollte ihn packen, doch er löste schneller seinen Griff, als ich zupacken konnte. Er halb fallend halb schlitternd machte er seinen Weg hinunter. Dort angekommen rannte er los. Ich rief ihm noch zu er solle Marco sagen aufzuhören uns zu bespitzeln, bevor er in der nächste dunkle Gasse verschwand. Die Gruppe war überrascht und uneins, was sie davon zu halten hatte. Doch es sollte offenbar nicht viel an der Situation verändern.
Offensichtlich tendierte die Gruppe dazu dem nachkommen zu wollen. Daher ging es direkt weiter. Garret vermutete, dass es sich bei den Golbins um jene aus dem Norden handeln müsse. Ihnen war er vor knapp zwei Monaten begegnet, als diese ein Dorf überfallen hatten. Wegen einer Goblinbedrohung im Norden gab es auch einen Auftrag am Bounty Board, so erinnerte er sich. So würden wir gleichzeitig auch noch etwas Geld verdienen können. Irgendwas daran ließ mich stutzen, aber aufgrund der völlig abstrusen Entscheidungsfindung der Gruppe, dachte ich über anderes nach.
Unschuldige und gefangene Kinder zu befreien war zumindest etwas, wo ich eine persönliche Motivation hatte. Daher stimmte ich zunächst für den Plan. Hoffend, dass im Nachgang wir nicht die Hölle losbrechen würde. Nun galt es den Auftrag vom Brett zu besorgen, Nahrung einzukaufen und Pferde zu besorgen. Keiner von uns wollte eine lange Reise zu Fuß machen. Folglich setzten wir uns wieder in Bewegung.
Im Marktviertel angekommen machte ich noch einen kurzen Abstecher zu einem Händler, der Seile führte. Mein Letztes war bei Posetines Befreiung zurückgeblieben. Als ich gerade bezahlen wollte, sah ich eine Hand neben mir das Geld überreichen. Marco’s Stimme ertönte. Er ließ mich wissen, dass er die Rechnung übernähme. Ich war wenig begeistert ihn wiederzusehen. Daher fuhr ich ihn unhöflich an. Er ignorierte dies. Wieder einmal wollte er Informationen, gleichzeitig gab er aber auch welche. Was für eine Überraschung. Im Zuge dessen, dass er wohl Harkis noch einen Gefallen schuldete, ließ er uns wissen, dass es noch einen Goblinstamm im Süden geben sollte. Diese wären für die Situation mit den Ogern verantwortlich. Dann ging er wieder.
Obgleich ich ihm nicht traute, musste ich zugestehen, dass er bisher nicht gelogen hatte. Daher beschlossen wir dieser Spur zu folgen. Es sollte also in den Süden gehen. Gleichzeitig könnten wir dabei noch den Auftrag für Lafayette ausführen. Sehr zu meinem Leidwesen, wollte ich mich doch nicht von dem Speaker Staff trennen. Jedoch würde ein positiver Kontakt zu Lafayette sicher noch hilfreich sein können. Der Rest des Tages verlief ohne Vorkommnisse. Wir erwarben einige Pferde und machten Vorbereitungen. Am nächsten Morgen wollten wir los. So verbrachten wir eine weitere Nacht in Zoica.
Nach der Morgenroutine ging es dann auch schon los. Weder auf unserem Weg hinaus, noch im Verlauf des ersten Reisetages geschah irgendetwas besonderes. Die Bereiche um Zoica herum waren zumeist aus Höfen und Ackerflächen bestehend.
Als der Abend hereinbrach, galt es ein Lager aufzuschlagen. Da wir aber etwas abseits einen Hof ausmachen konnten, kam die Idee auf dort nach einer Rastmöglichkeit zu fragen. Beim Näherkommen wurde aber schnell klar, das etwas nicht stimmte. Der Hof schien leer zu sein. Keine Anwohner. Garret und ich gingen hinein, um uns umzusehen, während der Rest die Umgebung und Scheune untersuchen wollte. Wieso sollte ein intakter Hof verlassen werden? Das ergab keinen Sinn.Vielleicht gab es hier mehr, als das Auge wahrnehmen konnte. Daher fing ich an ein Ritual zu wirken, das es mir erlauben würde Magie wahrzunehmen.
Irgendwann waren Geräusche von draussen zu hören. Garret ging dem nach. Und bald darauf rief er nach mir. Für irgendwelche Spielereien hatte ich aber gerade keine Zeit. Ich würde das Ritual nicht unterbrechen. Der verbale Nachdruck von draussen nervte allmählich. Nachdem ich fertig war und ein kurzer Blick durch den Innenraum auch keine Hinweise auf magische Spuren offenbarte, folgte ich nunmehr dem Ruf von draussen. An der Scheune hatte sich offenbar eine riesige Spinne versteckt gehabt. Sie sprach. Offenbar wieder so eine Ungol-Kreatur. Doch bevor ich in die Unterhaltung involviert werden konnte, attackierte sie uns plötzlich.
Der Kampf war kurz. Ein gezielter Angriffszauber meinerseits ließ die Riesenspinne förmlich zerplatzen. Dieser Ausflug stand bereits unter einem schlechten Stern. Bei genauerer Untersuchung kam heraus, dass es auch Schleifspuren hinaus in die Dunkelheit gab. Aber da war noch mehr. Ein Kokon war zwischen den Heuballen versteckt worden. In ihm befand sich eine paralysierte Halblingsfrau. Nachdem wir sie von dem Gift der Spinne heilten, kehrte ihre Bewegungsfähigkeit zurück. Sie war hungrig, dehydriert und völlig abwesend. Geradezu irrational. Zu allem Überfluss zeigte Harkis ihr auch noch völlig ungerührt die vermeintlichen Überreste ihres Mannes, die er zuvor entdeckt hatte.
Es war nicht einzuschätzen, ob noch mehr Spinnen unterwegs waren. Daher holten wir die Pferde. Das Lager schlugen wir in der Scheune auf, damit wir ein Auge auf sie haben konnten. Eine ereignislose Nacht folgte.
Am nächsten Morgen sollte es weitergehen. Wir hatten angenommen, dass die Frau auf ihrem Hof bleiben würde. Doch aus unerfindlichen Gründen wollte sie einfach so nach Zoica aufbrechen. Zu Fuß und ohne Rationen, ohne Wasser. Es war eine krude Situation. Auch das Verhalten meiner Mitstreiter war ein wenig eigenartig. Sollten wir sie wirklich einfach so ziehen lassen? Keiner mochte sie aufhalten. So verschwand sie kurze Zeit später in der Ferne. Wir retteten in die entgegengesetzte Richtung weiter.
Nur einen halben Tag später türmten sich links und rechts der Straße zwei seltsame Steinhaufen. Vielleicht waren sie Teil einer uns unbekannten Markierung. Doch als wir weiter reiten wollten bewegten sie sich plötzlich. Acht Beine ragten heraus. Es wurde schnell klar, dass es noch größere Ungol waren. Sie hatten die Steine irgendwie an ihren Körpern befestigt, um sich zu tarnen. Jetzt fielen sie über uns her. Sie waren so entschlossen und hungrig, dass mein Versuch mit ihnen zu kommunizieren fehlschlug. All die großen Steinbrocken an ihren Körpern bildeten einen natürlichen Schutz. Es war schwer die Körper der Spinnen zu erreichen. Erst als wir mühsam einige der Brocken hatten herunterschlagen können, war es möglich sie zu verletzen.
Wir hatten bereits zwei Pferde verloren, Carook hatte Schwierigkeiten überhaupt in den Kampf zu finden und zu allem Überfluss wurde nun klar, dass sie ihre klebrigen Netze genutzt hatten die Steine an sich zu befestigen. Aus letzterem folgte, dass die Nahkampfwaffen der Anderen zwar durchaus Wirkung entfalteten, aber eben auch kleben blieben. Wäre es nur einem passiert, wäre das ja noch verständlich gewesen. Aber obgleich sie beobachten konnten, dass Garret's Stab nun fest hing, die Spinne ihn herumwirbeln konnte, da er sich weigerte loszulassen, hielt das keinen auf in die selbe Falle zu tappen. Gorok's Axt war das nächste Objekt, das kleben blieb. Dann folgte Garret’s Schuh, da er es für sinnvoll erachtete, trotz der Umstände, einen Tritt nachlegen zu müssen. Und zu guter Letzt biss Harkis in Panthergestalt auch noch beherzt zu … klebte nun mit seinem weit geöffneten Maul am arachnidischen Körper fest. Diese Art des Treffens von Entscheidungen war in der Unbedachtheit zumindest kohärent zu dem, was ich Tags zuvor bei der Planungssitzung erleben durfte. Mut machte mir dies nicht.
Weiter auf dem Pferd verweilend hatte ich einen guten Überblick und freies Schussfeld für meine Zauber. Ich konnte einige gute Treffer landen, verausgabte mich dabei aber auch ziemlich. Am Ende lag eine der Spinnen regungslos am Boden. Die Andere floh eilig. Ob sie wohl Verstärkung rufen würde? Unsere Nahkampfhelden befreiten sich mit etwas Mühe aus ihrer misslichen Lage. Wunden wurden verbunden. Dann analysierten wir unsere Situation. Mit zwei toten Pferden und zu vielen Reitern, würde die Reise wohl nun etwas langsamer von statten gehen. Ausserdem war anzunehmen, dass wir auf mehr dieser Spinnen treffen würden, wenn wir unseren Weg fortsetzen. Hatten wir an diesem Punkt aber noch eine andere Wahl?