• Freitag, 31. Januar 2025 18:53

Sitzung 22

Anarath
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Kaum standen wir im Gang, da hörten wir auch schon eine Menge Aufruhr. Offenbar kamen gerade Leute durch die Gänge gelaufen. Direkt in unsere Richtung. Selbst unsichtbar wäre es vermutlich zu schwer hindurch zu schlüpfen. Kurzerhand zog ich Posetine wieder zurück in das Zimmer und erklärte ihr, dass ihr ursprünglicher Plan nun doch attraktiv klingen würde. Schnellstmöglich befestigte ich mein Seil. Währenddessen verschloss sie das Zimmer. Dann ging es hinab.
 
Es war bereits Abend und die Wachen offenbar nicht sonderlich aufmerksam. So blieb das Seil zunächst unentdeckt. Doch von oben hörten wir bereits das Branden von Körpern gegen die Tür. Wenige Blicke genügten, um festzustellen, dass wir nur wenig Fluchtoptionen hätten. Das große Eingangstor wäre die beste Möglichkeit. Doch aufgrund des Alarms war es geschlossen. Es blieb gar keine Wahl, als auf die Öffnung zu warten. So huschten wir quer über den großen Platz des Compounds.
 
Zu unserem Glück mussten wir nicht einmal lange warten. Aus der Feste stürmten eine Reihe Personen, die aufgebracht zu den Ställen rannten. Man vermutete wohl, dass die Eindringlinge, also wir, bereits draussen wären. Als die berittene Kolonne vorbeikam, konnten wir ebenso ins Freie gelangen. Eigentlich musste ich zu den anderen zurückkehren, doch Posetine machte zuvor im Gespräch einen merkwürdig unsicheren Eindruck, weswegen ich beschloss sie selbst zur Taverne zu geleiten.
 
Auf dem Weg nach draussen konnte ich noch Marco aus dem Augenwinkel sehen. Irgendwie empfand ich seinen aufgeschnappten Gesichtsausdruck unheilvoll wirkend. Ich rannte, sie hinter mir herziehend. Plötzlich bemerkte ich einen kleinen Hund, der scheinbar hinter uns herumrennen schien. Er bellte unaufhörlich und zog eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Zu unserem Glück hielt die Unsichtbarkeit noch vor, so konnte dies niemand mit uns in Verbindung bringen. Aber der Köter durfte uns nicht bis zur Taverne folgen.
 
In einer Seitengasse lockte ich ihn in die Falle und platzierte eine Regentonne auf ihn. Was ohne Wirkung blieb. Dieser Hund war eine magische Manifestation. Er schlüpfte einfach durch das Gefäß hindurch und blieb direkt vor mir stehen. Als ich ihm sagte er solle verschwinden verpuffte er. Doch blieb das Bellen bestehen. Als er wieder auftauchte machte er ziemlich untypische Pfotenbewegungen. Als ob er wollte, dass ich nähe käme. Ich folgte dem Aufruf und beugte mich hinab. Dann erklang Marco’s Stimme. Sie sagte mir höchst eindeutig, dass er alles wisse. Danach endete die Illusion. Wir waren wieder alleine … und mit einem Problem mehr gesegnet.
 
Ich hatte vor dem Stellen der Falle Posetine gesagt, dass sie etwas abseits warten solle. Nun schloss ich wieder zu ihr auf. Weiter als bis hierhin konnte ich sie nicht bringen, da ich glaubte zurück zu müssen. Daher erklärte ich ihr, wie sie von hier aus zur Taverne Galgen würde. Und machte nochmal deutlich, dass sie auf keinem Fall jemand anderem als mir die Tür öffnen dürfe. Sie stimmte zu. Damit trennten sich unsere Wege für den Augenblick. Auf das Beste hoffend, vor allem aber, dass sie ihren Weg finden würde, rannte ich zurück. Mein Verhüllungszauber würde nicht mehr ewig anhalten.
 
Die ganze Exkursion hatte recht viel Zeit in Anspruch genommen. Gerade als ich den Compound erreichte, war die ganze Truppe meiner Kameraden und der Schauspieler gestattet worden zu gehen. Sie hatten soeben noch ein paar Worte mit Marco gewechselt. Als ich gewiss war vor neugierigen Blicken geschützt zu sein, ließ ich meinen Zauber fallen und schloss unauffällig zu ihnen auf. Ein wenig überrascht dreinblickend wurde ich nach dem Ergebnis meines Ausflugs befragt. Das war jedoch kein Thema für hier. So setzten wir uns zunächst in Bewegung Richtung Taverne.
 
Kaum angekommen gab es direkt die Bestellung zur ersten Runde. Ich nutzte die Gelegenheit fix zu überprüfen, ob meine Begleiterin ihren Weg gefunden hatte. Alles schien in Ordnung. Sie war im Zimmer und schien ganz fasziniert von dem Treiben der Stadt zu sein. Ich versicherte ihr, ich würde später noch Essen und vernünftige Kleidung besorgen. Sie müsste vorerst aber noch ein wenig ausharren. Dann ging ich wieder hinunter. Es gab Essen und Bier. Erste oberflächliche Berichte wurden ausgetauscht. Schließlich war Carooks neugieriges Gehör ebenso am Tisch anwesend.
 
Wenig später gaukelten wir ihm vor, dass wir bald ins Bett gehen würden. Er könne ja schonmal gehen. Erstaunlicherweise reagierte er darauf. Wir nutzten die Gelegenheit kurz nach ihm zu gehen und uns in Garret’s und Harkis’ Zimmer zu treffen. Gorok wurde ebenso eingeladen zu dieser Besprechung, da er genauso mit drin steckte wie wir. Oben konnten wir ungestört reden. Das Schauspiel war wohl gut gelaufen. Dann berichtete ich von meiner Reise durch die Feste. Es gab durchaus verwirrte Gesichter. Viel hatte ich ja nun nicht aufdecken können, aber zumindest brachte ich einen Bewohner der Feste mit. Das mochte hilfreich sein.
 
Sie sollte dazugehört werden, doch Harkis unterbrach dieses Vorhaben zunächst. Er fing an zu erzählen, dass er im Kellergewölbe der Feste gewesen war. Dort gab es so allerlei Ungewöhnliches. Volle Gefängniszellen, Foltereinrichtungen und einige Zellen mit besonderen Insassen. Einer davon schlangenartig. Ein Yuan-ti. Und nicht irgendeiner, sondern ein Anführer dieses Volkes. Es sollte sich herausstellen, dass Harkis einst bei diesem Volk lebte. Er war halb Mensch, halb Yuan-ti. Zeigte uns seine bisher verborgen gehaltenen Schuppen. Machte ihn für mich gleich mal sympathischer. War ich damit nicht der einzige in der Runde mit schuppigen Anteil.
 
Leider folgte seiner Offenbarung aber auch ein Problem. Er war den Seinen zur Treue verpflichtet. Das bedeutete, dass er klar machte noch einmal in den Compound hinein gelangen zu müssen, um diesen Yuan-ti zu befreien. Nichts lag mir ferner. Aber für den Moment wartete ich ab, was sich noch ergeben würde. Eine weitere Information ließ darauf schließen, dass die Oger im Compound nicht freiwillig Dienste für Cuu leisten. Sie schienen erpresst zu werden. Einige waren gleich eifrig dabei sich auszumalen, wie man dies zu unserem Vorteil nutzen könnte, um Cuu zu stürzen. Mein Blick verharrte steinern auf Garret.
 
Nun bat die Gruppe, dass unser Gast hinzugehört würde. Ich ging hinüber zu meinem Zimmer, nur um dort Carook vorzufinden. Er hatte sich selbst Zutritt verschafft, aber zum Glück keinen Unsinn angestellt. Ich schickte ihn weg und ließ mir von Posetine versichern, dass nichts schlimmes vorgefallen war. Ausgehend davon, wie sie gerade rumlief und ich vergessen hatte ihr Kleidung zu besorgen, machte ich nochmal einen Abstecher hinunter zu Lark. Er konnte mir mit einigen Sachen aushelfen, die ein ehemaliger Gast zurückgelassen hatte. Stellte sich heraus, dass es sich dabei um Winzeband’s Habe handelte. Als Lark darauf aufmerksam machte, dass er denjenigen entschädigen müsste, sofern er wieder käme und danach fragen sollte, verwies ich ihn an Carook. Seinen klingenden Beutel in Erinnerung habend kam ein zufriedenes Grinsen über die Lippen des Halblings.
 
Weder passten die Klamotten anständig, zudem waren es die eines Mannes und zu allem Überfluss auch noch jenseits dessen, was sie an Qualität gewohnt war. Posetine schein daher wenig begeistert. Aber gleichermaßen würde sie sich damit für den Moment abfinden können. So führte ich sie hinüber und stellte sie den Anderen vor. Sie brachte ein paar interessante Punkte ins Gespräch ein. Wir erfuhren, dass sie ihr ganzes Leben dort eingesperrt verbracht hatte. Zwar mit allem Luxus, aber immer beschränkt auf wenige Räume. Daher hatte sie nur wenig Ahnung, was dort vor sich ging.
 
Sie bestätigte, dass der Kobold im Theater tatsächlich Elijah Cuu war. Eine Befürchtung, die sich bei dem Einen oder Anderen bereits zuvor breit gemacht hatte. Was hat ein Kobold hier zu suchen? Und wie kam er an die Spitze dieser Stadt? Zudem fanden wir heraus, dass sie zum ehemaligen Herrschergeschlecht Dacra gehörte. Das komplizierte die ganze Angelegenheit noch weiter. Und neue Fragen entbrannten. Behielt Cuu eine Geisel, um die Familie Dacra unter Kontrolle zu halten? Sie hatten früher Zoica geführt und ihnen wird bis heute noch eine Menge Einfluss zugesprochen.
 
Vieles galt es in Erfahrung zu bringen. Die Zusammenhänge mussten aufgeklärt werden. Zunächst beschlossen wir sie besser bei Derrin unterzubringen. Gorok musste sowieso zurückkehren. Zusätzlich schickten wir Garret und Posetine unter dem Schutze eines weiteren Unsichtbarkeitszaubers mit. Sie würden dann mit Derrin den Rest absprechen, während wir anderen uns schonmal zur Ruhe betteten.
 
Am nächsten Morgen versammelten wir uns alle zum Frühstück. Auch Tarovo war gekommen, da er noch auf seine Bezahlung wartete. Es wurde ihm zugesagt, dass ein Bote sie hierher bringen würde. Dies erfolgte auch erstaunlich schnell. Wir alle bekamen einen Anteil ausgehändigt. Obgleich mich wunderte, dass ich etwas erhielt, da meine Beteiligung am Schauspiel lediglich das Heranreichen einer Schafattrappe enthielt. Kam wohl gut an. Gorok hatte sich inzwischen dazu entschlossen die Schauspieltruppe zu verlassen und sich uns anzuschließen. Für so einen grünhäutigen Muskelprotz hatte er einen verdächtig ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
 
Um kurz noch einmal eine kleine Planung nachschieben zu können, vergraulten wir Carook kurz vom Tisch. In aller Stille nutzte ich einen Zaubertrick, um seine Rüstung mal wieder dreckig zu machen. Er reagierte unfassbar genervt, als ich ihn auf die Verunreinigung aufmerksam machte. Aber es hatte geklappt. Er machte sich auf sie reinigen zu gehen. Schnell besprachen wir das Vorgehen für heute. Garret und Gorok würden sich Carook schnappen und einmal die Situation der Oger im Compound erkunden gehen. Harkis und ich sollten Lafayette aufsuchen und Informationen bezüglich der Dacra beschaffen.
 
Zeitlich passte es perfekt. Wir waren fertig, als Carook wieder kam. Doch seine Rüstung war noch immer verschmutzt. Er stellte sie vor Harkis ab, gab ihm ein Tuch in die Hand und verwies nichts sagend auf die Überbleibsel von Pflanzen. Scheinbar hatte Harkis auch nachgeholfen gehabt. Erstaunlich willig kam er Carooks Aufforderung nach. Was diesen recht zufrieden zurück ließ. Wir aßen auf, dann machten wir uns auf den Weg.
 
Als Harkis und ich bei Lafayette ankamen, gab es das übliche Problem des Eintritts. Wenigstens befand sich diesmal ein Angestellter im Hof. Weder wollte er uns aber hineinlassen, noch gab er zufrieden stellende Termine als Option. Aber uns war das Glück heute hold. Der von dem Bediensteten erwartete Besucher kam um die Ecke und stellte sich als Derrin heraus. Wir baten ihn, dass wir uns ihm anschließen dürften. Schließlich hatten wir ja auch denselben Grund hier zu sein. Er stimmte zu.
 
Lafayette war sichtlich interessiert an allem, was wir zum berichten hatten. Warnte uns aber auch nicht zu voreilig zu handeln. Würde sich Posetine als echte Dacra herausstellen, könnte dies das Kräftegleichgewicht in der Stadt stark verändern. Und es blieb abzuwarten, ob dies positiv oder negativ sein würde. Wir erhielten noch einige Informationen und Tipps. Zudem wollte er Posetine bei sich unterbringen lassen. Auf seinem Gründung Boden wäre sie vor allen neugierigen Augen geschützt - besonders denen von Marco. Wir willigten ein. Derrin würde sich darum kümmern.
 
Als dies geklärt war verabschiedeten wir uns. Derrin ging. Ich bat aber Harkis kurz draussen zu warten. Dann wandte ich mich noch kurz in eigener Sache an Lafayette. Ich suchte stets nach Informationen meiner Herkunft und hatte den Eindruck, dass er dabei helfen könnte. Daher zeigte ich ihm mein Familienemblem in der Hoffnung, dass er etwas wüsste. Leider war dem nicht so. Aber er machte eine Kopie des Wappens, fragte mich was ich ihm noch sagen könnte  und versprach sich einmal umzuhören. Besser als nichts. Daraufhin stieß ich wieder zu Harkis. Gemeinsam verließen wir das Anwesen. Ob die Anderen bereits etwas herausgefunden hatten? Wir würden uns bald mit ihnen treffen müssen.