• Freitag, 31. Januar 2025 11:44

Sitzung 104

Anarath
0 Kommentare

Hier standen wir nun im Gewölbe unter Ark’Therion. Vor uns befand sich scheinbar der graue Mann und mit Lia seine Tochter … noch eine dysfunktionale Familie, welch Überraschung.

Cenereth hielt auch nicht hinter dem Berg mit seiner Beteiligung an den Geschehnissen. Lia war fassungslos. Das konnte ich ihr kaum verdenken. Sie hatte ihre ganze Stadt dem Erdboden gleich machen lassen um, wie jetzt klar wurde, zu versuchen ihren Vater aufzuhalten. Ein Vorgehen, welches ich verurteilte und sie auch hatte spüren lassen.

Ihr alter Herr wollte Informationen, so wie wir. Statt uns auf einen Dialog zu einigen wollte er jedoch Spielchen spielen. Dabei konnten wir aber nur verlieren. Eine Frage für eine Frage, und nur wahrheitsgemäße Antworten waren erlaubt. Die anderen schienen das daraus resultierende Ungleichgewicht und potentiell gefährliche Situationen nicht zu erkennen. Schon die erste Frage könnte fatal enden. Doch wie schon damals im Dreadspire überwog die Mehrheit.

So stellten die Parteien ihre Fragen …

Um zu ermitteln inwieweit Al’Chara in die Vorgänge rund um Cenereth und Shadar involviert war, sowie zu klären wieso ersterer ihr nicht half fragten wir nach seiner Beteiligung an ihrer Einkerkerung. Er machte diese aktiv möglich, um sie zu schützen.
Wie befürchtet war seine erste Frage auch direkt auf den fehlenden Nexus ausgerichtet, dessen Standort wir unter meinem heftigen Zähneknirschen dann auch bekannt gaben. Das würde uns ganz sicher noch in den Hintern beißen.

Auf die Frage was unser Bestreben sei antworteten wir, dass wir Shadar’s Aufstieg zu einer Gottheit aufhalten wollten.
Im Gegenzug erfragten wir Cenereth’s Rolle in der Geschichte. Er war das teuflische Genie, dass die Nexi kreiert hatte.

Er hatte deutlich gemacht, dass Posetine – durch die Mischung aus Shadar’s und Arcalis’ Blutlinie – das ultimativ Böse sei. Seine Frage richtete sich dabei daran, was wir mit dem potentiellen Mörder von ihr tun würden. Angesichts der Tatsache, dass sie unschuldig und nur ein Opfer der Umstände war, würden wir, mit Ausnahme von Krathus, demjenigen Gerechtigkeit zukommen lassen.
Wir fragten nach seinen Absichten beziehungsweise Plänen. Ihm ging es primär darum das Dacra-Blut loszuwerden.

Angeblich war die einzige Option dieses Ziel greifbar zu halten nur dadurch möglich das Spiel von Shadar mitzuspielen. Doch ich misstraute der Gesamtsituation.
Wir erfuhren darüber hinaus, dass erst Mundi’s Forschung Posetine’s Existenz möglich gemacht hatte. Gleichermaßen könnte angeblich nicht mal die Macht der Nexi sie von ihrem Schicksal befreien.

Cenereth hatte seinerseits die Blutmagie Mundi’s studiert. Zu diesem Zweck hatte er seine eigene Tochter zum Tausch angeboten. Was dabei verstörender war wusste ich nicht direkt zu ermitteln. Wie ein Vater seine Tochter verkaufen konnte, oder dass der beim Anblick von Blut erstarrende Untote die Grundlagen für all dies mit Blutmagie geschaffen hatte. Arcalis jedenfalls stahl diese Forschungen und über Umwege verschaffte sich später Shadar dadurch Zugang.

Im Bestreben das Blut der Dacra Familie aus der Welt zu tilgen sorgte Cenereth auch für Yonci’s Tode, nachdem diese den geschützten Bereich ihres Kerkers verlassen hatte. Leider war dies nun auch der Zeitpunkt, an dem sich die Weitergabe von Informationen erschöpfte. Der alte Drache hatte darauf verwiesen, dass er von Shadar gerufen würde. Ausgehend davon, dass er bisher keine Antwort übermittelte, war jener nun auf dem Weg. Schwerlich eine gute Nachricht. Und der Teleportzirkel war ein Stück entfernt.

Calas versuchte noch einen Hinweis auf den Verbleib seiner Familie zu erhalten. Wir wussten ja, dass Cenereth in der Lage war weitreichende Ortungen vorzunehmen. Doch er lehnte ab. Es wäre eine Kleinigkeit gewesen uns zu helfen. Drachen …
Mein Versprechend an den Drachengeborenen ehrend versuchte ich es mit ein wenig Überzeugungsarbeit, scheiterte aber schlussendlich.

Krathus legte derweil etwas zu viel Wert auf sein Seil, dass ihm Cenereth zuvor abgenommen hatte. Bedachte man wie er sich selber gerne mal Dinge unrechtmäßig aneignete, war seine Reaktion gegenüber Diebstahl an seiner Person von fragwürdiger Doppelmoral. Doch das wäre ein Thema für später. Eilig brachen wir auf. Lia war regelrecht erstarrt und blickte an die Decke des Gewölbes. Glücklicherweise war Calas kräftig genug sie einfach über die Schulter zu werfen.

Obwohl wir nun mehr wussten als zuvor stellten sich so viele weitere Fragen, besonders Posetine betreffend. Und was war eigentlich Shadar’s Motivation? Auch wenn er gleich hier eintreffen mochte, wollte ich ihm diese Frage nicht persönlich stellen können.

Der Weg nach oben gestaltete sich fast federleicht. Nahezu schwebend glitten wir die Treppen hinauf. Irgendetwas hatte scheinbar immensen Einfluss auf diese Gegend und dieses Etwas würde uns vermutlich mit einem Happs vertilgen. Damit wir nicht unvorbereitet aus der Ruine traten schlich Krathus todesmutig voran, um einen Blick nach draußen zu erhaschen. Zwar wurde er nicht entdeckt, doch war unsere Zeit abgelaufen. Jemand kam uns entgegen und Krathus vernahm zwei Stimmen. Die einzige Option war wieder nach unten zu gehen, hoffentlich einen Zugang zu den anderen versteckten Räumen zu entdecken.

Es war völlig unklar was passieren würde, wenn Shadar erneut auf Lia traf. In einer Kurzschlusshandlung verwandelte ich die immer noch beinahe starre junge Frau in eine Maus und steckte sie in den magischen Beutel. Abseits dieser Ebene der Existenz wäre sie vorläufig wohl sicherer, auch wenn irgendwann die Luft ausginge. Aber darum könnte ich mich hoffentlich später kümmern.

Das Schicksal war jedoch nicht auf unserer Seite. Plötzlich schwebte eine Gestalt von oben direkt durch das Gemäuer in geisterhafter Form hinab vor unsere Füße. Shadar Logoth in humanoider Form. Er hatte schwarze lange Haare und war gänzlich in rotem Samt sowie goldenen Verzierungen gehüllt. Instinktiv warf sich Krathus auf die Knie und sprach seine Anrufung an ihn. Zumindest das erste taten wir ihm gleich. Wenn es eine Chance geben sollte diesen Kontakt zu überleben, dann definitiv nicht mit dem Schwert.

Shadar machte keinen Hehl darum, dass er die Taten der Gruppe verfolgt hatte. So sprach er auch Garret direkt auf seine Revolution an und etwas Hohn klang in dem Kommentar wieder, als er ihn „Töter von Cuu“ nannte. Fast schon verspottend rief er dann nach Cenereth, welcher keine Anstalten machte sich zu zeigen. Bei genauerer Betrachtung von Krathus und der um das Banner schwebenden grünen Kugel konnte man aber echte Überraschung im Gesicht des Drachen ausmachen. Wenngleich er nicht weiter darauf einging. Dann erschien ein Mensch hinter uns. Er war groß, blond und hatte ein Auge verloren.

In völliger Überlegenheit badend ließ uns der große Rote wissen, dass er uns bisher in Ruhe gelassen habe. Es sei amüsant die sterblichen zu beobachten und sie würden ihn stets mit ihrer kreativen Art unterhalten. In unserem Fall jedoch seien wir inzwischen dabei eine Grenze zu überschreiten. Wir konnten also entweder den Freitod wählen oder uns zu seinem Amüsement freiwillig einer Herausforderung stellen, die nur eventuell mit unserem Tod endete. So stellte er einen schwarzen Kubus vor sich hin. Seine Erwartung war, dass wir diesen „betraten“. Viel nachzudenken gab es eigentlich nicht. So sah das auch Krathus, der direkt den Kubus berührte und in diesen eingesogen wurde. Wir folgten einer nach dem anderen.

Wo immer wir nun waren, der Platz war begrenzt und es war dunkel. Kaum ein Problem für mich, aber Garret sorgte sofort für Licht. Es gab zwei Stellen im Raum mit einer wabernden grünlichen Energie. In der Mitte des Raumes lag ein unglaublich alter Mann. Irgendwas an ihm kam mir bekannt vor, doch ich konnte es nicht genau einordnen. Derweil spielte Krathus mit der Energiesäule rum, wohl aber ohne Konsequenzen.

Bei genauerer Untersuchung fand sich eine Schriftrolle im Besitz des Mannes. Jetzt ging uns ein anderes Licht auf. Sie beschrieb, dass es sich bei der Person um Tanaos Ayumu handelte. Er hatte sich absichtlich hierherbringen lassen, um uns benachrichtigen zu können, gleichzeitig verdammte er uns. Konnte nicht sagen, dass ich glücklich darüber gewesen war erneut in einer seiner Prophezeiungen gelandet zu sein. War die Aussicht hier lebend rauszukommen noch so positiv, gleichermaßen schienen unsere Leben einem fixen Pfad zu folgen. Das gefiel mir gar nicht. Bewundernswert hingegen war, dass sich der alte Mann wohl über viele Jahrzehnte durch dieses „Labyrinth“ bewegt hatte, um den kürzesten Weg ausfindig zu machen.

In der grünen Energie sollten wir uns „aufladen“, wie er es nannte, bevor wir uns auf den Weg machten. Was Krathus sogleich erneut ausprobierte, sich reinstellte und vor unseren Augen jünger zu werden schien. Doch es stand noch mehr in der Rolle.

Wir kämen erst dann weiter, wenn wir den Wächter dieses Raumes getötet hätten. Ausgehend davon hier niemanden sonst gesehen zu haben vermutete ich, dass er damit wohl sich selbst meinen könnte. Calas fand diese Perspektive nicht wünschenswert und versuchte hingegen Tanaos zu verjüngen. Hoffend, dass wir in ihm einen Verbündeten an unserer Seite hatten. Ich hielt es für fahrlässig einem potentiell mächtigen Magienutzer auf die Beine zu helfen, wenn dieser sich hier anschließend als unser Feind erweisen könnte. Viel konnte ich aber gegen den Muskelberg nicht ausrichten. Gleichermaßen richtete aber auch die Energie nicht viel aus. Wie oft Tanaos davon wohl selbst schon Gebrauch gemacht hatte …

Es war aber kein aktives Leben in ihn zurückzubekommen. Es blieb uns wohl nichts anderes übrig als ihn von seinem vegetativen Zustand zu erlösen und unseren Weg fortzusetzen, so wie er es wollte. Ehrlicherweise hielt ich es aber für genauso falsch, wie Calas es tat. Doch andernfalls würden wir hier drin nichts erreichen können. Krathus machte deutlich, dass ihm der Alte nichts bedeutete und kein Problem damit hätte sich seiner zu entledigen. Im Begriff diesen Worten Taten folgen zu lassen stellte ich mich aber in seinen Weg. Ich machte mir keine falschen Vorstellungen davon was Krathus in der Vergangenheit getan oder was er in Rachwood erlebt hatte, aber ich bezweifelte, dass Razora ihm erlaubte unschuldige wehrlose Personen umzubringen. Und ich würde ihm diese Schuld auch nicht aufbürden wollen.

Verunsichert griff ich zu meinem Dolch, bevor Garret auf weniger blutige Optionen hinwies. Das stimmte … was war nur mit mir los, ohne nachzudenken ausgerechnet zum Dolch zu greifen. Mit großem Widerwillen meinerseits und gleichermaßen ohne Gegenwehr seinerseits entschwand das Leben des Magiers mangels Sauerstoffs. Vor einigen Wochen wollte ich ihm noch den Hals umdrehen. Jetzt bekam ich wonach ich verlangt hatte. Es stellte mich keineswegs zufrieden.

Nachdem sein Herz aufhörte zu schlagen erschienen an allen vier Seiten dieses Raumes rot glühende Öffnungen. Scheinbar war dies unser Ausweg, zumindest in einen der nächsten von mindestens elf weiteren Räume. So lautete jedenfalls Tanaos’ Aussage. Während ich noch über die absurde Situation nachdachte, schoss mir in den Kopf, dass Lia bald auch Luft bräuchte. Ich griff in den Beutel doch fand sie nicht. Wie konnte das sein? Ich spürte noch immer eine Verbindung, da der Verwandlungszauber meine Konzentration erforderte. Wenn sie bei Shadar verblieben war, könnte dies ihr Ende bedeutet haben. Ich hoffte mich zu irren.

Calas wollte den alten Mann noch ad hoc beerdigen und strebte danach ein Feuer zu entzünden. Ich durchforstete noch schnell seine Taschen und fand dabei eine Kupfermünze, welche in der Schriftrolle angemerkt wurde für Krathus zu sein. Danach verbrannte Tanaos in kürzester Zeit. Die Tore jedoch begannen sich langsam wieder zu schließen. Da wir uns nicht einigen konnten welcher Durchgang der richtige sei stapfte Krathus stumpf auf einen zu. Kurz bevor er das rote Licht berührte, sprang die Münze aus seiner Tasche und ließ uns so wissen, dass dies der falsche Zugang sei. Wir probierten jeden Zugang, bis die Münze keine Reaktion zeigte.

So gelangten wir in den zweiten Raum. Vor uns erhob sich ein Riese, der auch sogleich mit Gewalt klarmachte, wie er zu uns stand. Die hier lila wabernde Energie umgingen wir weiträumig. Ein rundlicher Kristall lag in einer Ecke des Raumes, eine Art Altar mit entsprechend rundlichem Einlass in einer anderen. Schnellstmöglich sorgte Garret dafür, dass die Kugel an ihren vermeintlichen Platz kam. Glücklicherweise konnten wir so den Kontakt mit dem Riesen auf ein Minimum reduzieren. Jener verschwand vor unseren Augen als die Kugel einen Moment in dem Altar geruht hatte. Erneut gingen Zugänge auf. Doch diesmal reagierte die Münze bei keinem Durchgang. So entschieden wir uns spontan für einen, hoffend nicht von Tanaos’ ersonnenem Weg abzuweichen …