• Friday, 31. January 2025 15:52

Intermezzo

Anarath
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Vorher: [siehe Part 2 - Arem]

Kurz darauf gingen auch wir in den Zirkel. Dann aktivierte sie den den Teleport.

Ich tauchte über einer Wasseroberfläche auf und fiel hinein. Scheinbar hatte ich das Ziel verfehlt. Unangenehm kalt war das Meerwasser, aber zum Glück ließ mich meine Magie auf demselbigen laufen. Nur ungern hätte ich zur Insel vor mir schwimmen müssen. Sie war soweit ich sehen konnte recht groß und hatte ein hohes Gebäude an der Landspitze zu stehen. Es ähnelte sehr den bekannten Orten der Zirkel. Ostracitoren war wohl das eingängigste Beispiel. Es schienen auch zwei Personen vor Ort zu sein, die scheinbar sich in der Gegend umsahen. Ausgehend davon, dass die eine Foamwave war nutzte ich ein magisches Licht, um auf mich aufmerksam zu machen. Es dauerte einen Moment bis sie es bemerkten und nochmal mehr, bis ich vor Ort angekommen war.

Neben meiner Schwester stand eine Art Konstrukt. Auf meine Frage hin was es mit dieser Maschine auf sich hatte warf sie mir ein unhöfliches Verhalten vor, er hätte schließlich auch Gefühle. Ich war irritiert. Dieser metallene Koloss war am Leben? Er stellte sich als ein Geschöpf namens Bretar heraus. Und offenbar fand es gefallen daran andere aufzuziehen, oder zumindest mich in diesem Moment. Es dauerte einen kleinen Moment bevor ich die Frage nach einer Losung als blöden Witz erkannte. Auf die Nachfrage nach einem Geschenk prokelte ich einen alten Buttermilchkeks aus Ostracitoren heraus. Den hatte ich total vergessen … und so richtig gesund sah er auch nicht mehr aus. Aber einer Maschine würde es kaum schaden können.

Foamwave informierte mich, dass das Haus unserer Mutter in der Nähe sei. So begannen wir zu gehen. Die Zeit nutzend fragte ich sie einige Dinge. So erfuhr ich, dass die Teleportzirkel in Ailamere und den Points schon seit geraumer Zeit in Benutzung waren. Als sie damals entdeckt wurden bestach man wohl einige Zauberer das Geheimnis um deren Benutzung preiszugeben. Es ist auch der Grund wieso Foamwave häufiger bei Modron arbeitet. Auf diese Weise hat sie stets Zugang.

Dass Mutter soweit abseits wohnte lag an Maddoc. Er galt als tot und versteckte sich hier. Als seine Frau war es also logisch, dass sie bei ihm war. Doch sie war in der Tat nicht an diesen Ort gebunden. Da sie uneingeweihte Personen nicht mit ihm in Verbindung bringen konnte besuchte sie Ailamere ab und an.

Als nächstes wurde es aber noch abstrus. Es erschien mir suspekt, dass meine Schwester zu Narchessa „Tante“ sagte. Doch war dies keinesfalls auf eine abstrakte Weise gemeint. Die irre Halbelfe war Maddoc’s Schwester und damit in der Tat UNSERE Tante … Ich spürte wieder so ein Pochen in der Schläfe.

Nachdem wir ein Stück gegangen waren wunderte ich mich über die Größe der Insel und deren Bewohner. Scheinbar hatte Maddoc alle Getreuen hierher geholt. Es gab ein Dorf samt eines kleines Hafens wo meine Mutter lebte. Hier siedelten gut 50 Besatzungsmitglieder – darunter einige Farmer. Von hier aus operierten sie aus den Schatten heraus, überfielen ab und an die Wohlhabenden und stiegen nachhaltig im Wohlstand.

Es prasselte alles wie ein Sperrfeuer von Langbögen auf mich hinab. Eine verrückte Information jagte die nächste.

Wir erreichten nach kurzer Zeit dann auch das besagte Dorf. Es herrschte geschäftiges Treiben und auf einem größeren Hügel stand ein durchaus ansehnliches Anwesen. Übermäßig junge Leute und dazu Männer waren hier zu finden. Obgleich es an den Konterparts auch nicht mangelte. Und erst recht nicht an verschiedenen Rassen. Darunter auch etwas, was ich nie zuvor sah. Eine Spezies, die Foamwave als Thri-Kreen identifizierte. Dieser spezielle Geselle hieß Thrakkid. Ich vergaß dabei nie, dass es sich hier um durchweg Piraten handelte.

Das Anwesen erreichend gingen wir auch sogleich hinein. Im Inneren wartete bereits eine Tieflingsfrau im gehobenen Alter. Mit eher zittriger Stimme fragte ich ob sie Stonearch sei. Was sie kühl bejahte. Sie machte keinen Hehl darum, dass sie mir nicht vertraute. Es galt zunächst Sicherheit zu haben, dass ich der bin, für den ich mich ausgab. Doch ich wurde gewarnt, dass mir die Mittel dafür nicht gefallen würden. Es gab keinen Grund nicht zuzustimmen. Die Informationen stimmten. Spätestens durch Ocanar war dies bestätigt worden.

Sie bat mich in einem der Zimmer Platz zu nehmen. Dann wurde ich mit einem Seil festgebunden. Nun war mir wirklich unbehaglich. Ich fragte mich was für ein Test das sein würde, besonders nachdem die Nachfrage kam wie gut ich mit Feuer umgehen könnte. Auf meinen Wissensstand hin geprüft antwortete ich wahrheitsgemäß damit, dass ich nichts von früher wusste. Was konnte man schon von einem damals etwa fünfjährigen erwarten …

Zuvor hatte sie schon mein Familienwappen erhalten. Doch das hätte ich auch irgendwann anders über unbekannte Wege erhalten können. Alle weiteren Details, die ich in Erfahrung bringen konnte reichten auch nicht aus. Der Test wurde vollzogen. Und in der Tat gefiel er mir keineswegs.

Verschnürt wie ich war sollte ich nun dieses angeblich magische Seil aktivieren, um damit meine Zugehörigkeit zur Familie zu beweisen. Irritation machte sich breit. Scheinbar war dies eines von den vielen Kleinigkeiten, die mein Vater selbst erschaffen hatte. Mit einigem spielten wir damals. Er hatte dafür ein Faible. Aber ja nicht nur dafür, wie wir wussten.

Aber wie zur Hölle sollte ich dieses mir unbekannte Objekt aktivieren? Dann spürte ich einen stechenden Schmerz. Foamwave war unlängst hinter mich getreten und stach nun mit einem Dolch in meinen Rücken. Das ging zu weit. Sie machten daraus eine zeitgebundene Aufgabe. Was für ein blödsinniger Test war das!? Ich hatte doch schon gesagt, dass ich nicht von früher wusste. Wieder ein Stich.

Ich versuchte mich zu konzentrieren und schlau aus alledem zu werden. Ich spürte die Magie in dem Seil. Wieder ein Stich. Ich versuchte mich an früher zu erinnern. Wieder ein Stich. Ich fragte verzweifelt nach dem Sinn. Wieder ein Stich. Mehr und mehr spürte ich die Wunden auf meinem Rücken. Es schien hoffnungslos.

Irgendwann kam tatsächlich eine Erinnerung hoch. Unsere „Spielzeuge“ wurden durch Namen aktiviert. Stonearch wurde hellhöriger, als ich dies von mir gab. Aber wenn das stimmte war es mir nicht möglich es zu aktivieren. Ich kannte meinem echten Namen nicht. Wieder ein Stich.

Sollte es so zu Ende gehen!? Hier vor meiner wiederentdeckten Familie und gleichermaßen von ihr dem Tod übergeben? Wieder ein Stich. Ein Gedanke kam auf. Bisher trugen sowohl mein Vater, wie auch meine Schwester einen Namen, der sich aus unseren Familiennamen zusammensetzte. Das war kein Zufall, oder doch? Wieder ein Stich.

Ich probierte allerlei Kombinationen aus. Keine Schien zufriedenstellend. Obgleich meine Mutter sichtbare Anzeichen dafür im Gesicht hatte, dass ich auf der richtigen Fährte war. Wieder ein Stich. Langsam fühlte ich mich schwächer und schwächer werden. Das Leben verließ mich mit jedem weiteren Stich ein Stück mehr. Das Blut rann an mir herunter. Wieder ein Stich. „Umgekommen bei einem dämlichen Ratespiel …“ ging es mir durch den Kopf.

Als ich schon begann das Bewusstsein zu verlieren gab ich eine letzte Kombination von mir: Waterfroth.

Plötzlich entzündete sich das Seil. Um mich herum loderten Flammen auf. Zu Anfang schienen sie mich noch nicht direkt zu tangieren. Dann aber spürte ich die Hitze und verlor schlussendlich das Bewusstsein über die einsetzenden Schmerzen …

Die nächste Erinnerung war, dass ich die Augen aufschlug und drei Personen um mich herum vernahm. Zu meiner Schwester und Mutter war nun auch ein Zwerg in einem sehr martialisch anmutenden Rollstuhl dazugekommen. Foamwave hatte mir Heilung zukommen lassen. Ich fühlte mich elend, aber die Wunden am Rücken waren zumindest wieder verschlossen. Nun brabbelte mich dieser Zwerg an. Als ich mich sachte aufrichtete und meinen Blick scharf stellte traute ich meinen Augen nicht. Es war wirklich Mad Dog Maddoc. Etwas kürzer als man ihn immer dargestellt hatte, da inzwischen seine Beine fehlten.

Mutter schaute deutlich sanfter drein. Meine Schwester war so kalt wie zuvor. Eine Form von Ava als meine Schwester. Das hätte auch besser laufen können. Derweil machte Maddoc klar, dass ich ja ganz offenbar Familienmitglied sei. Kaum des Stehens mächtig kam auch direkt die Frage, ob ich ein Schiff kommandieren konnte. Ich verneinte. Woraufhin er enttäuscht wirkte und meinte, dass Foamwave dann die nächste Runde wieder übernehmen müsste.

Ich erfuhr aber noch ein paar Dinge. So zum Beispiel, dass Maddoc dieses kriegerische Zusammentreffen als Bluff und Chance genutzt hatte. Er entledigte sich dabei Galfridius’ Herrschaft über Ailamere und verschwand selbst in den sagenumwobenen „Tod“. Von hier aus arbeitete er mit seiner Schwester zusammen. Sie hatte dabei die Position inne die Stadt Stück für Stück zu unterwandern und Galfridius’ Sohn Xanthiope, welcher den Thron danach bestieg, zu manipulieren.

Das Ganze wurde aus seiner Sicht nötig, da Galfridius’ Hass auf die Piraten zu groß geworden war. Selbst ein von Maddoc unterbreiteter Waffenstillstand wurde abgelehnt. Ich verstand durchaus wieso den Gesetzlosen kein Freifahrtschein erteilt wurde. Maddoc trug den Kommentar mit Fassung.

Auch wurde mir mitgeteilt, dass mein Vater Topwater unlängst das zeitliche gesegnet habe. Darüber war ich jetzt weniger unglücklich. Selbst Modoc hielt ihn für ein Monster. Obgleich ich mir nicht sicher war, dass es nicht auf beide zutraf.

Nachfragend zu den Ereignissen, die mich überhaupt als Kind in den Hafen von Ailamere führten hieß es, dass ich verloren ging bei der Schlacht. Offenbar versenkte Galfridius das Schiff auf dem ich war. Wie ich jedoch bis nach Ailamere kam ist unklar. Maddoc glaubte gar, dass seine Schwester damit zu tun gehabt habe. Warum sonst hätte ich für sie arbeiten müssen. Nur Leute, die ihr etwas schulden würden, wären an sie gebunden bis zur Abzahlung der Schuld. Doch das ergab nicht viel Sinn.

Wenn sie darin beteiligt war, dann hätte sie ja wissen müssen wer ich bin. Damit hätte sie bewusst eine Information vor meiner Mutter verborgen. Als besonders gnädig hatte ich sie auch nicht kennengelernt. Sie war skrupellos. Maddoc verteidigte diese Eigenschaft, da es nunmal dazugehöre die Kontrolle zu behalten.

Auf meine Nachfrage was es eigentlich mit diesem bescheidenen „Test“ auf sich hatte kam heraus, dass es wohl schon drei Personen vor mir gab, die probiert hatten sich als ihr Sohn auszugeben. Trotz allem wollte mir nicht so recht in den Kopf, dass sie auf diese Weise riskiert hatten ihren echten Sohn umzubringen. Mein Verständnis dafür hielt sich wahrlich in Grenzen.

Nunmehr hatte ich viel zu verdauen. Aber mir lag nicht viel daran mich weiter mit dem Piratenkönig zu unterhalten. Und Foamwave hatte mir gerade nicht genug Empathie. So bat ich meine Mutter zu einem privaten Gespräch. Sie hatte sich zuvor glücklich gezeigt tatsächlich ihren totgeglaubten Sohn wieder zu haben, so dass dem nichts im Wege stand.

So wirklich überzeugt von Narchessa zeigte sie sich aber dann im privaten Gespräch nicht. Sie sei ganz in Ordnung. Für mich hörte sich das ganz nach Zweifeln an. Meine gemachten Erfahrungen in Ailamere würden bei ihr vielleicht tauf offenere Ohren stoßen. Aber das wollte ich später noch einmal angehen.

Auf die Frage hin wie sie an Maddoc geriet wurde es noch einmal interessant. Nach der Flucht aus Cindercrest hörte Topwater von Ailamere und wie dort alles möglich sei. Nach seinem Fehlschlag wollte er hier erneut beginnen. Doch Mutter wollte nicht länger dabei zusehen, wie ihre Kinder gefährdet würden. So ersonnen sie einen Plan. Sie buchte einen Kurztrip und ließ an den richtigen Stellen der Stadt das Gerücht verlauten, dass sie viel Geld bei sich hätten. Tatsächlich sorgte dies dafür, dass sie während ihrer Schiffsreise von Piraten abgefangen wurden.

Unter ihnen befand sich Maddoc. Sie sorgte dann final dafür, dass Topwater über Bord ging. Maddoc selbst erledigte dies. Vermutlich war dies die einzig ehrenhafte Tat seines ganzen Lebens. Dieses Zusammentreffen war es auch, dass sie in Maddoc’s Arme trieb. Scheinbar war sie glücklich. Besser als zuvor war es allemal meinte sie.

Was Foamwave anging so war diese schon immer etwas Emotionskalt. Mutter vermutete, dass es etwas mit den „Behandlungen“ durch meinen Vater zu tun hatte. Sie zeigte sich aber froh darüber, dass ich wohl anders wäre. Scheinbar hatte ich diesbezüglich noch Glück gehabt. Wer weiß wie ich sonst auf den Straßen Ailamere’s agiert hätte. Und der Einfluss meines Ziehvaters war vermutlich auch nicht ohne Belang. Es freute sie auch zu hören, dass unsere Reisen in Logothil einem höheren Zweck dienten. Ich hielt es aber besser zunächst eher vage mit meinen Ausführungen zu sein, da nicht klar war was hier mit derlei Informationen über unsere Erlebnisse geschehen würde.

Nachdem nun so viele Dinge klargestellt werden konnten hätte ich mich wohl besser fühlen müssen. Aber es nagte schwer an mir in direkter Verbindung zu der Despotin im Untergrund zu stehen. Ich erkannte jedoch auch eine Sache dort direkt vor mir, die es lohnenswert gemacht hatte. Meine Mutter lebte. Mir dieses Faktes jetzt erst wirklich bewusst werdend konnte ich nunmehr auch meine Tränen nicht länger zurückhalten. Einen Schritt nach vorne machend folgte darauf eine Umarmung. Sie war wirklich real. Und offenbar war dies kein Verhalten, dass sie von ihrer Tochter gewohnt war, was sie im Gegenzug noch glücklicher stimmte. Ich umklammerte sie so fest, dass man hätte meinen können ich wollte nie mehr loslassen. In diesen Moment fühlte ich mich obgleich jeglicher fragwürdiger Umstände anders als je zuvor … das erste Mal in meinem Leben wirklich geborgen!