Tagebuch: Ralkarion
Sitzung 114 - Part 1
Es dauerte einen Augenblick, bis der ganze ehemalige Bau sich final gesetzt hatte. Hier und dort war noch ein Rumpeln zu vernehmen. Das war dann wohl Harkis’ kleiner Forschungsposten. Unter anderen Umständen wäre ich weniger unzufrieden gewesen. Doch wir waren hier um einen potentiellen Alliierten zu gewinnen und nicht einen potentiellen Feind präventiv zu verkrüppeln. Die Talente dieser Gruppenmitglieder lagen aber wohl eher darin alles umgelehrt zu tun.
Ausgehend von den Erlebnissen und dem, was uns erwarten könnte stieg mir die Wut hoch. Scheinbar aber nicht so hoch, wie jene Ava’s. Ihr Blut kochte bereits. Kaum war Krathus in Reichweite entlud es sich auch schon. Ich musste mir eingestehen es ein wenig amüsant zu finden, da sonst ich derjenige war solche Ansprachen zu geben. Es war schön hierbei nicht wieder allein stehen zu müssen.
Krathus hatte indes nichts begriffen. Er versuchte die Schuld an der Situation abzugeben und verwies auf den etwas minder bemittelt wirkenden Kenku. Wenn man sie in eine Form gegossen hätte, dann wäre wohl eine halbwegs intelligente Person dabei rausgekommen. Ihr gemeinsames agieren als Individuen hingegen war eine Vollkatastrophe. Je mehr der kleine Schuppenträger Widerworte hatte, desto höher stieß Ava’s verbale Flamme.
Manchmal fragte ich mich auf welcher Seite Krathus eigentlich stand. Die Waage schlug bei ihm stets so heftig aus und die Konsequenzen waren wie hier so eklatant. Der Rote wurde direkt zu uns geführt. Er wusste somit nun zu einhundert Prozent, dass wir aus seinem kleinen Folterwerkzeug geflohen waren. Er wusste auch, dass wir aktiv Dinge taten, von denen er uns abgeraten hatte zu tun, sollten wir an unserem Leben hängen. Und im gleichen Atemzug entzog es uns eine potentielle Verbesserung unserer Situation. Alles was es gebraucht hatte war einen Kobold, der sich als Freund ausgab. Man musste sich wundern. War es im Grunde nicht sehr leicht sich diese Lande untertan zu machen und sich aufstrebender Gegenparteien zu entledigen …
Nachdem das größte Feuerwerk seitens Ava gezündet war setzte ich noch ein wenig nach. Es fiel mir aber schwer noch ungesagtes zu finden oder gar die Rösttemperatur zu erhöhen. Es fühlte sich wirklich merkwürdig an. Irgendwie festigte sich ein Gefühl von Ausgewogenheit in mir.
Harkis nahm es erstaunlich gefasst auf. Ich an seiner Stelle hätte uns wohl eingekerkert. Vielleicht verstand er aber auch Karma. Seiner sichtbare Freude an meinem Leid folgte nunmehr das seinige. Arina hingegen war am Boden zerstört über den Verlust der Forschung. Es machte den Anschein, als hätte dies alles einen viel größeren Einfluss auf die Yuan-ti denn uns bewusst war. Es bedeutete auch, dass sie nicht länger magiebegabte Schlangen zu produzieren vermochten.
Und zu allem Überfluss bemerkte ich nun, dass mein Körper sich merkwürdig zu verhalten begann. Mein Arm schien zu wabern und ich konnte in meinen Körper Eindrücken, als wäre es eines dieser gummiartigen Schleimmonster. Ein Unglück folgte auf das nächste. Wie hätte es auch anders sein können. Arina hatte so etwas noch nie gesehen. Wenn es eine Nebenwirkung von dem Ritual war, dann etwas Neuartiges.
Derweil machte Harkis Anstalten loszuziehen seinem Lord über die Geschehnisse zu informieren. Doch diese. Suna hielt ihn auf. Ihre Satzfetzen und gestikulierten Beschreibungen waren eher anstrengend. Doch es schien, als habe sie auf Anordnung von Ssai Sardak Kopien aller Forschungsmaterialien erstellt und anderweitig verwahrt. Anscheinend hatten weder Harkis noch Arina davon wissen sollen. Ich konnte in diesem Moment in Harkis’ Gesicht lesen wie in einem Buch. Und was ich las gab mir eine friedvolle Genugtuung.
Schnell kamen wir darüber zu einem Konsens. Wir sollten die Aufzeichnungen bergen und zurückbringen. Dafür war unsere Allianz nicht vom Tisch. Darüber hinaus war Mundi auch noch ein Thema, welches uns eine Vereinbarung einbringen mochte.
Harkis zog los Bericht zu erstatten, Suna leitete die Gruppe zu den Kopien und ich blieb zurück und legte Leben erneut in Arina’s Hände. Es konnte wahrlich überhaupt nichts schiefgehen …
Nachher: [siehe Part 2 - Suna]
Sitzung 113
Der Gedanke Arina auf meine Vorgeschichte mit den Experimenten meines Vaters anzusprechen wurde unerwartet vorverlegt, als mir plötzlich unglaublich übel wurde. Eilig gingen wir hinab in das Labor, wo ich mich kurzerhand vor einem Behandlungstisch wiederfand.
Arina verlor keine Zeit und war fast panisch. Damit war sie nicht alleine. Und zu allem Überfluss schien es, als gäbe es nur eine Möglichkeit und die sei mich sofort zu behandeln. Ich war starr vor Angst. Ihr Blick war eindringlich und ihre Stimme besorgt. Ava traute ihr. Doch ich konnte nur schwerlich abschütteln wo wir uns hier befanden und unter wessen Befehl sie stand. Doch stand, wieder einmal, der Sensenmann nur wenige Schritte von mir entfernt.
So willigte ich ein. Und bereute schon wenige Sekunden später auf was ich mich eingelassen hatte. Wie hätte ich eine solche Reaktion durch dieses dumme Ei auch erwarten können.
Kaum lag ich, da warnte mich die weibliche Schlange auch schon, dass es schmerzhaft würde. Dafür wollte sie mich fixieren. Sie wollte mich aufschneiden … bei den neun Höllen, das konnte sie vergessen. Ich wand mich, obgleich des Versuches der anderen mich zu halten. Dann zauberte Krathus etwas mit einer typischen Anbetungsphrase an Shadar Logoth und mein Körper erstarrte unter dem skeptischen Blick Arina’s.
Eine Sekunde später schnitt sie an mir rum, bis ich wie eine sezierte Roulade aussah. Die Schmerzen waren unsagbar, aber aus irgendeinem Grund fiel ich nicht in Ohnmacht. Gewünscht hatte ich es mir. Ich hörte noch, wie sie Krathus anwies ein weiteres der Eier zu holen und ich betete, dass er stattdessen nicht wieder irgendeinen Unfug treiben würde. Dann trat er wenig später mit zwei Eiern zurück ins Labor. Scheinbar war er sich unsicher welches das richtige Ei gewesen war. Wenig überzeugt wählte sie eines davon aus, während Arina noch anmerkte wie gefährlich das falsche Ei sein würde. Ich verdammte die zum Meter gestapelte schuppige Dummheit, war aber machtlos etwas dagegen zu unternehmen.
Um ein Organ erleichtert und mit einem Gift gefüllten Ei an dessen Stelle später wurde es nun noch absurder. Arina reichte mir ein merkwürdiges Instrument. Es war spitz zulaufend und mit einer Art Gewinde versehen. Dabei deutete sie auf mein Herz und meinte beklommen, dass ich die Blutmagie dort entfernen müsse. Das konnte nur ein schlechter Witz gewesen sein, dachte ich. Jedoch meinte sie dies völlig ernst. Krathus hatte den Zauber fallen gelassen.
Hadernd folgte ich der Anweisung und perforierte mein eigenes Herz, annehmend nun zu sterben. Doch dort, wo das Loch klaffte, strömte kein Blut heraus. Eine Art Barriere versiegelte es scheinbar von innen. Mein Blick traf sie fragend. Doch nun blieb sie still. Meine Panik wuchs. Dann erhaschte ich aber eine wohl nicht beabsichtigte Bewegung von ihr. Sie schien unterbewusst eine Art Quetschbewegung auszuführen. Das konnte sie nicht ernst meinen …
So packte ich denn mein eigenes Herz und drückte es mit all der verbliebenden Kraft zusammen. Plötzlich schoss eine Art schwarzer Nebel heraus. Anschließend musste ich den Inhalt des vorbereiteten Eies hinein füllen. Es war obskur und dieses giftgrüne Yuan-ti Zeug in mein Herz fließen zu lassen war das Letzte was ich wollte.
Danach hatten die Qualen ein Ende. Arina sorgte dafür, dass ich wieder zusammengeflickt wurde und auch das zuvor entfernte Organ wieder an seinen Platz fand. Die vorherige Entnahme sollte laut ihrer Aussage im Bestfall den Verwandlungsprozess verhindern, den sie durchgemacht hatte. Meine Hoffnung war groß, denn als Schlange wollte ich sicher nicht leben müssen.
Noch nie in meinem Leben hatte ich so unvorstellbare Schmerzen wie in diesem Augenblick. Mein ganzer Körper schrie auf. Doch zeitgleich hatte ich auch den Eindruck, dass eine Art Last genommen wurde. Etwas das wie ein Anker gewirkt hatte, der mich unter Wasser gehalten hatte. Es war ein eigenartiges Empfinden.
Statt mir direkt eine Verschnaufpause zu gönnen, kam nun aber noch das Thema mit Garret auf. Die Blutmagie sei nicht ungefährlich, denn ein mächtiger Blutmagier könnte jemanden, der mit einem Blutfluch infiziert sei sogar übernehmen, erzählte Arina. Ausgehend davon, dass der große Rote sich diese Magie aktiv zunutze machte, war dies eine echte Gefahr. Garret ging davon aus, dass sein Meister ihn damals mit solcher Magie gerettet habe. Um es aber mit Genauigkeit sagen zu können musste ein Test gemacht werden.
Dass ich dabei wieder zum Opfer wurde gefiel mir gar nicht. Aber was mir noch weniger gefiel war, wenn wir Gefahr laufen sollten eine Bedrohung in den eigenen Reihen haben zu können. Garret aber druckste herum und wandte sich wie eine Schlange. Was war sein verdammtes Problem, hatte er nicht begriffen wie gefährlich es sein konnte, wenn er im Zweifel von dem Drachen – oder wer weiß wem sonst noch – kontrolliert werden konnte!?
Ihn zu überzeugen einen simplen Test zu machen schien irrational lange zu dauern. Arina schritt schon vorab direkt zur Tat und wollte erneut an mein Herz heran. Als es um mein Blut ging, dachte ich an all das, was hier sowieso schon weit verbreitet ausgelaufen war. Die hatten doch alle eine Klatsche. Nichtsdestotrotz nahm sie ihre Probe und bot sie nun Garret an. Und dieser weigerte sich.
Wollte der Kerl mich verarschen!? Mir stachen sie ins Herz und holten da diesen rotgrünen Mist raus und er weigerte sich damit den Test machen zu wollen. Ich war wenig freundlich in meinem Verlangen, dass er zusehen sollte es verdammt nochmal zu akzeptieren. Schließlich stimmte er zu und Arina konnte bestätigen, dass er in der Tat unter Blutmagie litt.
Sicherlich keine guten Nachrichten, aber es war notwendig gewesen es zu wissen. Mehr noch mussten wir direkt handeln. Dieser Halbling war eine wandelnde Gefahr in diesem Zustand. Arina bot an das Prozedere morgen mit ihm durchführen zu können. Seine Abneigung war aber von Weitem zu spüren. Ich hatte aber für den Moment auf jeden Fall die Schnauze voll von alledem.
Die anderen halfen mir hinauf ins Schlafgemach und so erholten wir uns, oder vielmehr ich mich, erst einmal.
Zumindest war das der Plan, doch als ich zu Bewusstsein kam war ich plötzlich umzingelt von Feinden. Sofort stürmte ich hervor und verteidigte mich. Ich schlug auf ein Ziel ein. Ich umwickelte es mit meinem Schwanz, damit es nicht fliehen konnte. Ich biss es, gerade als wollte ich es verschlingen. Dann fing es an mir zu dämmern das irgendetwas nicht stimmte. Die Feinde waren in der Überzahl und so hatte ich keine Chance. Als ich erheblich verwundert worden war löste sich der Schleier.
Es waren Ava, Krathus und Garret gewesen. Offenbar hatte ich mich beim Eindösen in einen Yuan-ti verwandelt gehabt. Glücklicherweise stoppte die Wirkung und mein altes Ich kam wieder zum Vorschein. Aber es war für uns alle eine wenig erfreuliche Überraschung gewesen. Der Rest unserer Ruhezeit verlief ohne weitere Zwischenfälle. Und schon am nächsten Morgen lies uns Harkis mit einer Spur widerlichen Schlangenhochmuts und einem Anflug von Amusement wissen, dass er sowas schon erwartet hatte. Scheinbar konnte man es aber zu kontrollieren lernen, was mir etwas Hoffnung gab.
Nachdem wir eine Kleinigkeit zu uns genommen hatten, gab uns Arina einige Neuigkeiten. Sie hatte die Nacht über geforscht und einen weniger radikalen Weg gefunden die Blutmagie aus Garret zu bannen. Dieser verweigerte jedoch weiterhin seine Kooperation. Er schwafelte etwas von seinem Meister und wie er Kontakt zu ihm aufbauen wollte – zumindest den Resten in ihm, die durch die Blutmagie gebannt worden waren. Doch keiner von uns fand diese Wiedervereinigung wertvoller, als unsere Leben oder gar die Aufgabe, der wir uns verschrieben hatten.
Es ging darum den großen Roten aufzuhalten und diese Region vor ihrem Untergang zu bewahren. Doch Garret war wieder einmal typisch Garret. Vernunft war ihm ein Fremdwort. Selbst nach allem, was wir bisher durchgemacht hatten. Meine Wut stieg ins Unermessliche. Einen Shadar-Schläfer in der Gruppe zu haben war jenseits meiner Akzeptanz. Krathus war schon ein Fall für sich, doch zumindest schenkte ihm der Drache aufgrund seines Rituals keine Aufmerksamkeit.
Keiner drang zu ihm durch. Arina machte schließlich den Vorschlag, dass sie versuchen könnte den Kontakt der beiden herzustellen und Garret so in die Lage versetzt würde die Situation mit seinem Meister zu besprechen. Selbst jetzt zögerte er die Dinge noch heraus, willigte aber schlussendlich ein. Vielleicht würde der weise alte Mentor ihm ein wenig gesunden Menschenverstand einbläuen können, sofern der wirklich noch in ihm rumgeisterte.
Nachdem Garret fixiert war operierte Arina mit Ava’s Hilfe an seinem Hirn herum. Auch wenn ich glaubte zu sehen, wie Ava etwas zu tief bohrte und ein Stück herausriss. Innerlich zuckte ich mit den Schultern, da ich nicht davon ausging das dort noch mehr kaputt gemacht werden könnte. Es dauerte nicht lange da meinte Garret er habe Kontakt. Ich war überrascht. Dann hörten wir lange Zeit nichts von ihm. Er lag einfach nur da.
Einige Zeit später erklärte er, dass alles gut sei. Sein Meister sei noch da und wolle ihn unterstützen. Folglich sollte die Blutmagie bestehen bleiben. Wir waren fassungslos. So fassungslos, dass wir Suna’s „Im Namen Shadar Logoth’s“ und das Verschwinden von ihr und Krathus nicht wirklich realisierten. Er hatte tatsächlich nicht begriffen welche Gefahr dies mit sich führte. Die Seele des alten Knackers war niemals einem zum Gott aufsteigendem Drachen gewachsen, der mit Blutmagie spielte wie ein Kind mit Ameisen. Ich war drauf und dran eine gewalttätige Lösung herbeizuführen, als wir uns plötzlich beobachtet fühlten.
Aus dem an der Decke über dem Operationstisch hängendem Spiegel blickte uns ein Teil der Fratze eines Drachen an. Schon im nächsten Moment füllte sich der Raum mit Feuer. Ich verlor kurz das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam brannten die magischen Feuer des Drachenatems um uns herum. Wir hatten alle Hände voll zu tun den Feuern an den Körpern unserer Gefährten Herr zu werden. Krathus war dabei besonders hilfreich, als er die Flammen nacheinander bannte.
Dann begann das Gebäude nachzugeben. Scheinbar hatte das Feuer die tragende Struktur beschädigt. Arina rannte los Forschungsunterlagen retten zu wollen, Krathus setzte ihr nach. Wir restlichen suchten einen anderen Weg hinaus. Ava war aufgrund dessen, dass sie allen anderen half im Verzug. Ich selbst war heftig angeschlagen und würde den Kollaps kaum lebend überstehen. Weswegen ich mit einer Verwandlungsmagie in einen Riesenaffen transformierte, Ava ergriff und meinen Weg hinauf begann. So kamen wir zu einem großen Fenster. Es ging tief hinab und uns lief die Zeit davon, bevor der gigantische steinerne Schlangenkopf kollabieren würde.
Verzweifelt überlegte ich was wir tun konnten und setzte schließlich alles auf eine Karte. Ich befahl allen zu springen. Kaum in der Luft suchte ich Zugang zu der Nexusmagie. Und tatsächlich funktionierte es, so das wir sanft zu Boden glitten. Scheinbar hatten es alle geschafft. Zuletzt auch Harkis, der sich während all der Zeit woanders im Gebäude aufgehalten hatte.
So standen wir vor den Ruinen dessen, was kurz zuvor noch der Herrschaftssitz von Sshistana gewesen war. Nun richteten sich alle Augen auf Krathus …
Sitzung 112
Als ich wieder zurück zum Compound kam fand ich dort auch Ava vor. Mein Ausflug sie zu finden war also irgendwie als erfolgreich zu betrachten, auch wenn ich es mir genau genommen hätte sparen können. Doch konnte ich zumindest noch ein wenig Zeit mit dem Rätsel zubringen. Den ganzen Rückweg über hatte es mich weiterhin in den Bann gezogen. Aber es half alles nichts, es fiel mir einfach keine Lösung ein. Sowieso der Abend war angebrochen und Erschöpfung machte sich zunehmend breit.
Dann fing Krathus an zu jammern er müsse zur Toilette. Um weitere Probleme zu vermeiden ließ ich ihn erneut unsichtbar werden. Meine Skepsis war aber immens, als er alleine hinaustrat. Und sie sollte natürlich zurecht gewesen sein. Es dauerte viel zu lange. Zu allem Überfluss brach dann auch der Zauber verfrüht ab. Wo trieb sich der Kerl rum? Doch nicht wieder bei Razora? Ava bot an nach ihm zu suchen. Ihr Weg führte natürlich als erstes zu Krathus’ Ziehmutter. Als sie zurück kam, erzählte sie aber, dass von ihm keine Spur zu entdecken gewesen war. Er war scheinbar woanders hin gegangen. Dieser kleine schuppige Vollidiot … welches Chaos verbreitete er nun schon wieder?
Plötzlich klopfte es an der Tür. Garret und ich versteckten uns, während Ava sich mit dem unbekannten Störenfried abgab. Hoffentlich war es Krathus, dachte ich. Leider stellte sich heraus, dass es der andere Vollidiot war. Steffge, Gefolgsmann des dritten Vollidioten. Unter Berücksichtigung der bisher angetroffenen absoluten Hirnrissigkeit wunderte ich mich, wie wir eigentlich noch am Leben sein konnten. Ebenso wunderte ich mich, wie Steffge in den Compound gelassen wurde und den Weg zu uns fand. Lediglich Ava war aktiv von anderen gesehen worden. Er berichtete, dass er Krathus gesehen habe und dieser nun tot sei. Ich erstarrte kurz.
Schon wollte er sich umdrehen und abhauen, da ergriffen wir ihn kurzerhand am Kragen. Auf die Nachfrage was genau geschehen war erklärte er kurzum, dass Krathus mit dem Rätsel der Yuan-ti rumgespielt hatte. Was ihm an Intelligenz fehlte, machte er durch seine chaotische Natur wett. Offenbar dudelte er ein eher weniger harmonisches Musikstück vor sich hin und trommelte wild auf den Kerzen umher. Plötzlich öffnete sich eine Art Portal und der Hornochse ging direkt hindurch. Steffge war von uns mit dem Gedanken zurückgelassen worden, dass das Rätsel potentiell tödlich sein könnte. Also ging er folglich von Krathus’ Tod aus.
Seine Neuigkeiten ließen mich aber zudem in einem anderen Sinne fragend zurück … wie kam Steffge überhaupt an der Wache vorbei? Ich war unsichtbar hindurchgeschlüpft. Zumal wir ihm deutlich gemacht hatten sich von dem Ort fern zu halten. Jetzt hieß es herausfinden, wohin es den Schuppigen verschlagen hatte, da wir davon ausgingen, dass es sich um ein hoffentlich weniger tödliches Portal handelte. Ich malte mir aus, wie ich dieses kleine Ungeheurer bestrafen sollte. Ein Gedanke gefiel mir dabei besonders: Ihn an Steffge binden, Garret oben drauf schnallen und sie gemeinsam bei Sycora versenken.
Meine Erschöpfung war gigantisch und es kostete mich einige Kraft Garret und mich erneut unsichtbar zu machen. Wir gingen direkt zum Rätsel zurück. Die Wache ließ Ava und Steffge passieren, Garret und ich schlichen vorbei. Steffge war kaum eine Hilfe das Geheimnis um die Reihenfolge zu lösen, wie wir die Kerzen alle zum Leuchten bringen konnten. Nach zahlreichen Versuchen gelang es dann aber doch. Im Anschluss schnappte ich mir Steffge am Kragen, schubste ihn durch die Tür und brüllte der Wache entgegen, dass dieser Kerl hier nichts mehr drin zu suchen hatte. Unter der Maßgabe, dass ich ihn hier und jetzt hätte zerfleischen wollen, war das höflich gewesen. Zumal er inzwischen schon zwei Goldstücke von mir bekam – eines um seine Zunge zum Reden zu bringen und eines als „Dank“. Lieber hätte ich sie ihm in den Rachen gestopft.
Das Portal waberte in einem etwas ekeligen Gelbton vor uns. Hoffend nicht in unser Verderben zu gehen schritten wir hindurch. Hier erwartete uns ein kleiner Raum, in welchem ein albino-artiger Yuan-ti stand. Instinktiv wollte ich schon Magie bündeln, aber ausgehend von unserer Umgebung wäre ein Angriff wohl das dümmste Vorgehen. Dann sprach die Schlange und begrüßte uns in Sshistana. Irgendetwas an der Stimme kam mir vertraut vor. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das musste Harkis gewesen sein! Unsere Tage wurden wirklich schlimmer und schlimmer. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Garret. In Gedanken zählten die Sekunden. Schließlich wurde es auch ihm klar und in typischer Garret Manier setzte er zum Schlag an. Es war ein netter rechter Haken, aber kaum eine brauchbare Verhandlungsbasis.
Harkis machte keine Anstalten sich dagegen zu wehren. Garret’s Ausbruch war erschreckend lahm gewesen. Nach all dem Gejammer über Harkis’ „Verrat“ und wie er es ihm heimzahlen wollte, war dies alles gewesen? Irgendwie musste ich ob dieser Situation trotzdem in mich reinlachen. Armer Cuu, hätte er das gewusst, wäre er seinem Schicksal wohl entgangen, indem er Garret einfach persönlich beleidigt und eine Backpfeife kassiert hätte.
Die Schlange ließ uns aber nun wissen, dass sie ein Angebot für uns hätte. Sie schien aber ob Garret’s Verhalten nicht sicher, ob das Angebot noch unterbreitet werden sollte. Wir waren nunmehr hier und das Portal war geschlossen. Es blieb uns scheinbar nichts anderes übrig, als seiner gespaltenen Zunge wieder einmal zu lauschen. Daher versicherten wir, dass wir bereit wären zuzuhören.
Ich blickte noch kurz aus dem Fenster und erspähte eine umfassende Siedlung inmitten der Wüste. Es grünte überraschend viel und Unmengen an Personen waren auf den Straßen unterwegs. Wie es von dem Ausblick schien, waren wir derzeit weit oberhalb der Stadt gelagert. War es ein großer Palast oder ein Gebäude auf einer Anhöhe? Die Anderen waren schon ein Stück voraus und folgten Harkis einen Gang entlang. Ich huschte hinterher und stolperte direkt in eine Fallgrube, auf die keiner hingewiesen hatte. Wenigstens Ava erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden nach dem harten Aufschlag. Die Kammer war erstaunlich hochkarätig eingerichtet vermisste aber jedweden Ausgang. Das schummrige Licht war aber hilfreich. Ich verschmolz kurzerhand mit den Schatten und tauchte neben meinen Gefährten wieder auf.
Unsere Gefolgschaft gegenüber Harkis war kurz, denn schon wenige Augenblicke später waren wir in einer Art Speiseraum angekommen. Dort saß Krathus und stopfte sich den Wanst voll. Hinter ihm eine weitere Yuan-ti, die gerade dabei auszuhelfen schien sein Essen klein zu schneiden. Garret huschte plötzlich an uns vorbei und schlug die weibliche Schlange harsch. Und wie ich die drei später im Loch Meriander versenken würde, dachte ich so bei mir.
Der Irrtum ließ sich zum Glück schnell aufklären und dank noch mehr Glück sollte es keine direkten Folgen haben. Harkis stellte uns nunmehr „Frau Caulde“ vor. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Ava hingegen reagierte gar erschrocken. Sie schien dieses geschuppte Etwas zu kennen. Scheinbar handelte es sich um ihre verschollene Freundin Arina, wenngleich ich sie mir irgendwie anders vorgestellt hatte – eher … elfisch!?
Arina erläuterte kurzum wie sie hier gelandet war. Die Yuan-ti fanden sie fast tot und mit einem Blutfluch belegt. So wie sie es beschrieb retteten die Schlangen sie davor ihren letzten Atemzug machen zu müssen. Das klang ja ganz nett, aber aus Erfahrung wusste ich, dass hier keiner etwas aus Nächstenliebe tat. Aus Dank blieb sie dann hier und half Harkis.
Im Detail berichtete sie von einer Exkursion in Ravengrove in die Nähe des Anwesens der Baronesse. Warum dies so ein Akt sein sollte entzog sich mir. Dabei wurde sie verflucht, gefangen genommen und alterte im rasanten Tempo. Sie entkam wohl, aber aufgrund des Fluchs wandten sich alle von ihr ab. Niemand wollte ihr helfen. Sie erinnerte sich an eine gefiederte Besucherin, welche vor einiger Zeit in Ravengrove Unterschlupf fand und hielt es wohl für sinnig dieser Spur zur Folgen. Es musste sich allen Anschein nach um diese Sina handeln, von der Garret erzählte. Auf dem Weg stieß sie dann auf besagte Yuan-ti. Spannend dabei war die Tatsache, dass diese Schlangen die Blutmagie bannen konnten.
Ich bekam leider aber auch nicht alles mit, da Krathus wieder und wieder versuchte mich abzulenken. Dies endete darin, dass er mich mit zum Raum nahm, wo wir mit dem Portal erschienen waren. Erneut blickten wir durch das Fenster. Er Bestand darauf, dass ich einmal nach Magie Ausschau halten sollte von hier. Ich gab nach, obgleich er unlängst wusste, dass diese Sicht begrenzt war. Mein Erstaunen war groß, dass trotz allem ein wilder Mix an magischen Feldern, interkonnektiven Fäden und etliche Vergebungen magischer Energie in der ganzen Siedlung sichtbar wurden. Der ganze verschlänget Ort war wie eine gigantische magische Quelle – der Boden, die Gebäude, die Personen. Bedenkt man, dass diese Oase eigentlich ein Ödland hätte sein müssen, dann war magischer Einfluss keine schlechte Erklärung. Manchmal erstaunte Krathus mit seiner Bauernschläue – trotzdem überlegte ich zeitgleich bereits welche Seefahrerknoten ich nutzen wollte die drei Chaoten zu fesseln.
Offenbar hatte uns niemand wirklich vermisst, als wir zurück im Speiseraum angekommen waren. Arina war gerade dabei uns etwas zeigen zu wollen. Eine Treppe tiefer in einem ähnlichen Raum, mit jedoch gänzlich anderer Einrichtung, fanden wir so etwas wie eine Brutstätte vor. Überall waren merkwürdige Eier aufgestellt. Ausgehend von ihrer Beschreibung waren diese Eier „nicht lebendig“, also nicht befruchtet. Und mehr noch handelte es sich um Eier von Kenku. Diese wurden in einem Labor aufbereitet, oder verändert. Eine merkwürdige grüne Flüssigkeit wurde den Eiern injiziert. Irgendwie erinnerte mich diese Farbe ungemein an das Zeug, dass Semiazas injiziert worden war. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken herunter.
Arina verdeutlichte aber, dass dies der Grund für ihr Überleben war. Zwar verwandelte es sie als Nebenwirkung in eine Yuan-ti, doch bannte es auch den Blutfluch. Auch sei der ganze Prozess der Aufwertung der Eier nur durch das Zutun des Imperators Ssai Sardak möglich. So genau wollte ich mir aber nicht ausmalen was er genau dabei tat …
Zunächst gingen wir wieder nach oben. Harkis erklärte, dass er uns eine Allianz anbieten wolle, da Garret ja so nützlich bei der Wiederauferstehung der Sardak gewesen war. Bedenkt man die schwarze Wolke über Garret’s Kopf, seinen stoischen Blick und die stille Leichenbittermiene, dann konnte man sich kaum vorstellen, dass sie ihm im übertragenen Sinne eine Statue zu seinen Ehren bauen wollten. Ava wollte gern eine Nacht darüber schlafen. Harkis stimmte zu und ich war so glücklich endlich ein Bett sehen zu dürfen. Mein Kopf dröhnte und die Erschöpfung lief durch meinen ganzen Körper. Ausserdem konnten wir so noch etwas über die Situation beraten.
Wir wurden in ein wahrlich herrschaftliches Zimmer geführt. Der Prunk war immens und ich glaube kaum je etwas Gemütlicheres gesehen zu haben. Nachdem wir alleine waren stellten wir Krathus zur Rede. Der Geschuppte wand sich wie eine dieser Schlangen. Sein Ausflug hierher war aber nicht ganz seine Absicht. Offenbar hatte ihn Harkis durch das Portal hineingezogen. Ob ich das so glauben sollte wusste ich nicht. Zumindest kam heraus, dass die Yuan-ti Informationen wollten. Man hatte bereits ein bisschen mit ihm gesprochen. Primär ging es um Zoica. Hier hielt er sich bedeckt, doch plauderte er über Mundi’s Vorhaben die Sardak zu „besuchen“. Vielleicht sollte ich noch eine Stahlkette mit Schloss besorgen, für den Fall, dass sie die Seile wider Erwarten überwinden konnten bei ihre Abstieg in ihr nasses Grab …
Was Shadar anging waren die Yuan-ti aber wenig besorgt. Das wiederum irritierte wohl auch ihn. Hatten sie einen Deal mit ihm laufen, nahmen ihn nicht ernst oder gar eine effektive Verteidigung?
Krathus ließ uns dann noch wissen, was es seiner Meinung nach mit dem Blutfluch auf sich hatte. Gespannt spitzten wir die Ohren. Laut seiner Ansicht sei auch seine Mutter betroffen, mindestens einmal im Monat. Es klickte sofort, bei allen …
Wie ernst die Situation auch war, hierzu gab es von mir dumme Kommentare und selbst Ava ließ sich dazu herab ein wenig einzusteigen. Zur Abwechslung gab es etwas Amüsantes an diesem Ort.
Ich ließ es mir auch nicht nehmen dem stummen Garret auf’s Brot zu schmieren, wie lächerlich ich sein ganzes Gehabe fand. All das Gezeter wegen Harkis und mehr als einen Klaps und Schmollen kam dann nicht. Natürlich wäre mir ein Kampf unter diesen Umständen kaum gelegen gewesen, aber diese „Reaktion“ war erbärmlich. Und genau genommen konnte er eigentlich niemand anderem einen Vorwurf machen, als sich selbst. Sturheit gepaart mit Blind- und Taubheit machten ihn zu einem perfekten Werkzeug. Wünschte ich wäre so perfide wie Harkis gewesen, dann wären meine Ziele sicher leichter erreichbar gewesen.
Krathus erwähnte auch noch, dass die Yuan-ti mit dem Rätsel höchst magiebegabte Personen zu sich locken wollten. Offenbar hofften sie auf Chrylax. Mir schien, dass ihr Angebot uns gegenüber ihnen durch Umwege ermöglichen sollten, was ihnen zunächst verwehrt geblieben war durch unser Eintreffen.
Auf mein dringendes Anraten nun über unser weiteres Vorgehen zu sprechen, wurde ich jäh abgebügelt. Da ich es leid war konstant auf das Offensichtliche aufmerksam zu machen beließ ich es dabei. Würden wir morgen halt wieder in einen Fettnapf treten. So startete ich meine Reise in die Traumwelt, obgleich noch so ein lästiges hartes Objekt unter den Kissen störte. Eine Art Kette hervorziehend wunderte ich mich ob des Wertes, entschied aber zugunsten des dringend nötigen Schlafes, dass ich keine Lust hatte wegen Diebstahls noch mehr in Gefahr sein zu müssen und schleuderte sie in eine Ecke.
In der Nacht weckte uns Ava unsanft, als sie versuchte durch die Tür zu gehen. Das Dummerchen hatte nur vergessen sie zuvor zu öffnen. Was sowieso hinfällig war, da sie lautstark hinter uns verschlossen wurde. Zwischen genervt und amüsiert drehte ich mich wieder um und schlief.
Kaum waren wir alle wach, da stand auch schon Harkis in der Tür, um uns zum Frühstück zu geleiten. Ich war so froh, dass wir die Zeit gestern Abend sinnvoll genutzt hatten, dass ich voller Übermut beim Hindurchtreten durch die Tür nur die Augen rollen konnte. Zumindest würde es etwas zu Essen geben. In solchen Situationen musste man halt die kleinen Dinge zu schätzen wissen. Die Ernüchterung trat aber schnell ein, als auf dem Tisch lediglich vier Eier standen. Es wirkte etwas mager. Und handelte es sich dabei nicht um die Eier, die wir gestern sahen?
Weil wir bisher offiziell im Unklaren waren, was den Deal anging, forcierte Ava das Gespräch in diese Richtung. Krathus blickte voller Gier auf die Eier und ich konnte es ihm angesichts des knurrenden Magens kaum verdenken, trotzdem hatte er sich zusammenzureißen. Im Kern sollten wir die Untaten aufhalten und dafür böten sie uns Unterstützung. Die Eier seien eine Belohnung für vergangene nützliche Taten und würden unsere „Macht“ erhöhen. Letztere Information war keine Hilfe dabei Krathus zurückzuhalten. Nun war seine maximale Gier entfesselt. Da wir nichts über die Konsequenzen wussten, war es aber zu diesem Zeitpunkt nicht klug sich an den Eier zu vergehen.
Ava lenkte den Deal in eine Richtung, wo Zoica den Yuan-ti erlaubt an der Akademie zu studieren und im Gegenzug die Yuan-ti Zoica’s Kämpfer ausbilden. Nun bekamen sie ja doch Zugang zu Chrylax. Ava ließ es so erscheinen, als seien die Krieger besonders in Schutz zu nehmen bei dem Deal, da sie gegebenenfalls Kämpfe für die Yuan-ti bestreiten würden. Wir wussten nur zu genau, dass sie lieber andere Bluten lassen wollten. Aber ich musste innerlich grinsen, bei dem Gedanken wie Chrylax einige von ihnen zu gerösteter Schlange verarbeiten würde bei seinen „Lehrmethoden“. Wen galt es hier am Ende vor wem zu schützen?
Insgesamt ließ mich aber seit dem Eintreffen dieses kalte Gefühl von Sorge und Angst nicht los. Trotz all der sarkastischen Kommentare war es dies, was mein Handeln derzeit primär steuerte. Wir waren so verdammt machtlos und jeder nutzte uns zu seinem Zweck aus. Es machte selten den Eindruck, dass wir wirklich einen Sieg zu verbuchen hatten. Irgendwie ließ man uns stetig aus Glück oder Gutmütigkeit gewähren. Und mein Gefühl sagte dazu nichts Gutes.
Wir entlockten Harkis dann aber tatsächlich noch eine Information, die er scheinbar nur widerwillig gab. Im Norden hatten die Yuan-ti mit der Insektennation von Krakatar zu kämpfen. Sie empfanden, dass diese eine echte Bedrohung waren. Nicht wie die Untaten, die nur „lästig“ seien und unnötig Aufwand bedeuteten. Sie waren der festen Überzeugung keinerlei Schwierigkeiten mit denen zu haben, aber wollten sich einfach nicht drum kümmern, da es im Zweifel natürlich auch ein paar Opfer und Ressourcen fordern würde.
Das war nunmehr auch der Moment wo Krathus nicht mehr stillhalten konnte. Er griff sich inmitten der Unterredung eines der Eier und vertilgte es in einem Happs. Dieser gottverfluchte Narr …
Was Shadar anging, so dachten sie, dass sie sicher seien. Solange der Drache abgelenkt ist und keine Aufmerksamkeit auf die Yuan-ti fiele, betrachteten sie ihn ohne Sorge. Auf die Einwürfe seines Machtausbaus und was das bedeuten könne verhielt sich Harkis eher zurückhaltend neutral. Ich kaufte ihm das nicht ab, auch er musste erkennen, welche Gefahren dies barg. Und nicht zuletzt hatten wir eine sehr prophetische Vorhersage erhalten, in derer die Yuan-ti über Zoica herrschen … im Namen ihres Gittes Shadar Logoth. Skepsis umschrieb nicht im Mindesten, was ich empfand.
Krathus schien es direkt nach dem Verzehr des Eies nicht schlecht zu gehen. Ava machte bereits Anstalten das Ei zu essen. In meinem Kopf waberten so viele widersprüchliche Gefühle und Informationen umher. Arina hatte für den positiven Effekt eine Garantie ausgesprochen. Ava schien ihr zu vertrauen. Und ich fühlte mich sowieso schwach. Also griff ich zu. Erst beim Herunterschlucken kam mir wieder in den Sinn, dass meine ganze Historie auf Blutmagie basierte … ein dumpfes Gefühl machte sich breit. Was würde nun passieren, wenn es bei Arina die Blutmagie entfernt hatte – und sie zudem noch verwandelte. Na ja, mit einem Schwanz kannte ich mich bereits aus, aber auf meine Beine verzichten wollte ich nicht.
Garret weigerte sich beharrlich das Ei anzunehmen. Er war wie gestern bereits lediglich am Schmollen und bitter Dreinblicken. Keine Stimme am Tisch half dabei ihn zu überzeugen, dass wir definitiv mehr Potential brauchten, um in Zukunft erfolgreich sein zu können.
Am Ende kamen wir überein, dass wir die Untaten aufhalten würden. Im Gegenzug aber hatte ich ein Zugeständnis erhalten, dass die Yuan-ti uns bei der Beseitigung eines Problems helfen würden. Ich hielt es kryptisch – und entgegen unseres Plans hatten wir auch keinerlei Machtdemonstration mit dem Nexus gezeigt. Doch es bedeutete, dass wir mit ihrer Hilfe hoffentlich erfolgreich sein könnten den Wächter am Heart of Rage zu beseitigen. Zwei Nexi für uns klang doch gar nicht verkehrt.
Doch als Nächstes musste ich erst einmal dringend Arina aufsuchen. Es war notwendig, dass sie mich untersuchte, ob und wie das Ei eventuell negativ auf meinen Hintergrund mit Blutmagie reagieren würde. Oder auf dieses manchmal ziehende Gefühl, dass ich seit meinem ersten Besuch im Dreadspire mit mir rumführte.