• Samstag, 16. November 2024 23:41

Sitzung 138

Anarath
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Mit dem Blick auf die Zerstörung ging gleichzeitig dennoch das Gefühl eines Erfolgs einher. Wir hatten immerhin etwas schier unmögliches geschafft und uns einer der Entitäten entledigt, die sich zu einem Gott aufschwingen und diese Lande dominieren wollte. Grund genug für viele in Feierstimmung zu verfallen. Obgleich nicht zuletzt die Intervention Posetine’s auch einen Anteil daran trug. Garret schlug vor das Lurkers aufzusuchen, aufräumen konnten wir auch später noch. Mehr konnten wir heute sowieso nicht mehr schaffen.

Auf dem Weg zum Lurkers fiel mir Fin’s Ausdruck auf. Er wirkte abwesend und in Gedanken versunken. Scheinbar machte ihm die ganze Situation zu schaffen, denn wo waren die Elfen nun wirklich geblieben? Mit dem Erscheinen von Rhungold verschwanden diese. Sie waren am Ende nur Illusionen gewesen, um uns an der Nase rumzuführen. Diesen Umstand hatte ich in meiner Freude über den Sieg zunächst ganz verdrängt gehabt. Die Ungewissheit über den Verbleib seiner Familie musste schwer auf ihm lasten. Mehr als für ihn da zu sein konnte ich leider nicht tun.

Die Stimmung im Lurkers war gedrückt. Es war eine Mischung aus Feierwütigen und jenen, die ähnlich wie Fin, bedrückt waren ob der Verluste. Unsere Gespräche waren daher eher einsilbig. Dann jedoch kontaktierte uns jemand völlig unerwartet. In unseren Köpfen hörten wir eine Stimme, die uns über die Situation in Sylvanar berichtete. Er selbst bezeichnete sich als „Fehler“. Seinen Ausführungen nach trieben sich hier über ein Dutzend Druiden herum, auch zwei Drachen hatte er gesehen und offenbar auch Ralkarion. Inmitten von Sylvanar stünde ein neues Gebäude, eine Art quaderartiger Tempel, welcher ein Portal beherbergte. Leute gingen hinein und traten einige Zeit später völlig fertig und ausgelaugt wieder hinaus. Wirre Lichter deuteten in der Dunkelheit den Weg zu diesem Ort.

Auch Informationen über das Innere konnte uns die Person benennen. Scheinbar gab es verschiedene Flure oder Ebenen, die Sternenkonstellationen beinhalteten. Was es genau damit auf sich hatte wusste er aber nicht zu sagen. Aber er benannte die Sternzeichen. Es handelte sich um:

  • The Twisted Serpent
  • The Shattered Mirror
  • The Distorted Maiden
  • The Fractured Crown
  • The Broken Dragon
  • The Mangled Warrior

Irgendwas ging da drin vor und er mahnte zur Eile. Danach brach die Verbindung ab.

Wir überlegten direkt loszuziehen, aber wir waren ziemlich angeschlagen gewesen nach dem Kampf mit Rhungold. Ohne uns gebührend auszuruhen sahen unsere Chancen in Sylvanar irgendetwas erfolgreich bewegen zu können schlecht aus. Auch überlegten wir, ob es nicht klug war ein wenig getarnter vorzugehen. Und auch an unseren magischen Ressourcen zu sparen. Dies führte uns dazu Melody um einen Teleport nach Sylvanar und Angstrum um eine illusionäre Tarnung bitten zu wollen. Dann war es Zeit unsere Schlafgemächer aufzusuchen.

Ich saß eine Weile auf meinem Bett und wusste nichts mit mir anzufangen. Morgen würden wir ins Herz des Feindes vordringen und womöglich unser Leben verlieren. Das hatte ich nun davon die Welt sehen zu wollen und auf Abenteuer zu gehen. Für eine Halbelfe war ich noch jung und ich hatte kein begehren schon zu sterben. Aber es war für eine gute Sache, redete ich mir ein. Schließlich würde diese Region dem Untergang geweiht sein, wenn Loganar und Posetine erfolgreich ihren Plan umsetzen konnten. Und wie immer ich dazu stand … hier war meine Heimat. Ich musste sie schützen. Der Gedanke meine Freunde zu verlieren – und im Besonderen eine Person – war dagegen schlimmer zu ertragen, als den eigenen Tod vor Augen zu haben.

Wieso war der nun aufkeimende Gedanke mit so viel Hadern verbunden? War es wirklich leichter sich auf das Ende vorzubereiten, als sich seine Gefühle einzugestehen und entsprechend zu handeln? Verwundert über meinen Zwiespalt schüttelte ich mich und biss die Zähne zusammen, stand auf, ging zur Tür des angrenzenden Raumes und klopfte. Fin öffnete die Tür. Seinem Gesicht nach zu urteilen war auch bei ihm zunächst noch nicht an Schlaf zu denken. Ich druckste eine Weile herum, bis ich zum Kern kam. Es war schließlich unsere potentiell letzte Nacht und wenn es jetzt nicht gesagt würde, geschah es nie. So gestand ich ihm meine Liebe.

Auf das erwiderte „Danke“ seinerseits war ich jedoch nicht gefasst … wie … „Danke“!? Es brauchte einen kurzen Moment. Ich war wie erstarrt, schon zweifelnd ob es das Richtige gewesen war hier zu sein. Offenbar waren seine Gedanken so abschweifend gewesen, dass sich das Formen seiner Worte verzögerte. Bis er schließlich seine Gefühle gestand und damit meine erwiderte. So wurde es dann doch noch eine erholsame Nacht.

Früh am Morgen bereiteten wir uns auf unsere Exkursion ins Herz des Übels vor und trafen Melody. Sie war bereit für den Teleport, aber schon beim Ansetzen des Zaubers haderte sie. Irgendetwas stimmte nicht, sie hatte den Eindruck, dass wir sterben würden, wenn wir jetzt loszogen. Wir überlegten, ob es noch etwas gab, dass wir vergessen hatten, oder wir ein anderes Vorgehen bräuchten. Bis uns bewusst wurde, dass keiner von uns über die Sternbilder genauer informiert war. Es schien sich nicht um die regulär verwendeten zu handeln und jeder dachte der andere wüsste bescheid. Eine kurze Unterrichtsstunde in antiken Sternzeichen später hatte auch Melody das Gefühl, dass es nun eine Chance gäbe. Angstrum setzte seine Illusion auf und Melody teleportiert uns.

Mit einem Mal waren wir in Sylvanar, Fin’s Heimat. Es war still wie auf einem Friedhof und nirgends waren Tiere zu bemerken. Leblose Ruhe herrschte vor. Aber es war eindeutig, dass hier gekämpft worden war. Allerdings hielt sich die Zerstörung sehr im Rahmen, kaum ein Gebäude hatte gelitten. Und es gab nur wenige tote Körper von Wachposten. Beim Durchstreifen der Stadt stießen wir schnell auf ein Fin unbekanntes Gebäude. Einen Steinblock mitten auf einem Platz. Wir gingen näher und entdeckten ein Portal in der Wand des Gebäudes. Dieses waberte voll magischer Energie und man konnte Bewegung auf der anderen Seite ausmachen. Wir traten davor und erkannten einen Druiden, der uns anblickte. Er fragte uns ob wir bereit seien. Calas war forsch wortgetreten und hatte direkt bejaht, woraufhin er und Garret reingingen, ich huschte schleunigst hinterher. Fin war etwas vorsichtiger gewesen und hatte sich zunächst abseits gehalten. Aber auch er folgte kurze Zeit später.

Obgleich uns dieser Druide durch das Portal ansah und mit uns sprach, so war er auf dieser Seite nicht zu sehen. Offenbar war er eine Art Projektion in das Portal, oder etwas anderes ging hier vor sich. Jetzt aber standen wir in einer recht großen Höhle. Es machte den Eindruck unterirdisch zu sein, Feuchtigkeit hing in der Luft. Und kreisförmig angeordnet empfingen uns sechs weitere Portale. Führten diese zu den sechs genannten Sternzeichen? Calas war nicht aufzuhalten, er wanderte von Portal zu Portal und sprach mit den Erscheinungen von weiteren Druiden, um zu erfahren wo ein jedes hinführte. Dabei fiel auch auf, dass es zwei Gesichter in den Portalen gab, die uns bekannt waren. Garret fiel Hoshana auf und mir Ayrthwil. Der Kataklysmus war hier stark am Werk, aber was genau hatten sie mit alledem eigentlich zu tun? Förderten sie Loganar’s Plan?

Wir konnten uns aber nicht ewig Gedanken machen. Was immer hier geschah, es war offenbar wichtig, dass wir diese Portale aufsuchten und die Zeit lief gegen uns. Also betraten wir das erste Portal zur Distorted Maiden.

Plötzlich standen wir in einer Eiswüste. So weit das Auge reichte nur Schnee und Eis, der Wind pfiff in bitterer Kälte. Doch trotz allem wirkte der ganze Ort, als sei er von seinen Maßen limitiert. Fast wie die Höhle, aus der wir kamen. So richtig wussten wir nicht, was es zu tun galt. Es deutete darauf hin, als habe es mal rudimentär Markierungen im Eis gegeben, welche aber durch die Eigenheiten dieses Ortes schnell zu verschwinden drohten. Wir sondierten den Ort weiter und sahen im Eis unter uns Gestalten. Ein Riese war hier eingefroren worden. Dies war keinesfalls ein gutes Zeichen, wir durften nicht ewig hierbleiben, oder wir würden ähnlich enden. Fin versuchte das Eis zu bearbeiten und eine Markierung hineinzuschlagen, damit wir das Sternzeichen eingravieren konnten.

Das klang erst einmal sinnvoll, löste aber auch das Aufwachen des Riesen aus, welcher sich brachial aus dem Eis befreite und uns angriff. Im gleichen Zuge folgten geisterhafte Kreaturen, die uns von allen Seiten zusetzten, während wir verzweifelt versuchten die Markierungen zu setzen. Der unerwartete Kampf in Kombination mit der Unsicherheit was wir zu tun hatten zehrte an uns. Schließlich aber vermochten wir die Markierung zu vervollständigen, woraufhin sich ein Portal öffnete, welches uns wieder zurück in die Höhle brachte. Hier stellten wir nun fest, dass eine große Rune unter dem besuchten Portal erschienen war. Ganz offenbar war dies unsere Aufgabe. Doch hatte wir ob des unvorbereiteten Kampfes bereits einiges einstecken müssen und wer weiß, was uns in den anderen fünf Portalen erwartete.

Konnten wir diese Prüfung wirklich bestehen und was würde an ihrem Ende geschehen? Wozu diente das alles? Wie half es uns den Plan der Drachen zu vereiteln und was war, wenn sie hier auftauchten?