• Sonntag, 20. April 2025 00:14

Sitzung 38

Tueddelig
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Unglücklicherweise müssen wir hier noch die Nacht verbringen. Ich weigere mich jedoch, auch nur eine Minute länger unter diesem Dach zu verbringen und schlafe lieber draußen. Unterwegs auf der Suche stelle ich fest, dass unter Aamstacias Haus eine Höhle ist. Am Eingang werde ich gleich von einem der Scheusale Aamstacias empfangen. Es ist zwar nicht offen aggressiv, folgt mir jedoch in einiger Entfernung, ich behalte es sicherheitshalber im Auge, will aber trotzdem sehen, was Amastacia hier unten wohl so treibt. Und es ist genauso schlimm, wie ich dachte. Nicht nur, dass mir ein übler Gestank entgegenschlägt, nein, an allen Ecken und Enden liegen Körperteile und halbfertige, absurde Körper sowie Flüssigkeiten, bei denen ich nichtmal wissen will, woraus die gemacht sind. Und ich hab wirklich keinen schwachen Magen. Die Kreatur bleibt am Eingang stehen, sie wirkt aus irgendeinem Grund etwas verwirrt. Dennoch: All dies übersteigt meine Erfahrung und meinen Verstand. Ich nahm mir vor, den anderen davon zu berichten und zu zeigen, insbesondere Ralkarion. Mal sehen, was er dann von unserer „Gastgeberin” halten würde.

Doch als ich ins Haus gehe, um Ralkarion nach unten zu nehmen, ist dieser sichtlich ungehalten. Gut, es ist etwas früh, aber er ist doch sonst so versessen darauf, alles zu erfahren… merkwürdig. Als ich Amastacia damit konfrontiere, ist sie sogar stolz auf ihr „Labor”, jedoch verwundert, dass ich keinen Schaden genommen habe - die Gase dort sind offenbar tödlich. Das wusste ich zwar nicht, doch aus irgendeinem Grund glaubt Ralkarion jetzt, ich hätte versucht, ihn zu beseitigen. Das entspricht zwar in keinster Weise der Wahrheit, doch wenig später wünsche ich mir fast, es wäre so gewesen.

Doch zuerst erwartete Amastacia wohl noch weitere Gäste, jedenfalls klopfte es. Amastacia lässt uns am Frühstückstisch sitzen und geht, um sie zu empfangen. Da ich dieser Katze keinen Meter weit traue, gehe ich hinterher und lausche an der Tür. Ich bekomme gerade noch mit, dass wohl zwei Frauen und ein Mann Amastacia begrüßen, da knallt mir einer ihrer Diener die Tür ins Gesicht und ich gehe zu Boden. Das hätte es nun wirklich nicht gebraucht. Und alles, worüber Ralkarion sich beschwert ist, dass sein Tee verschüttet wurde, ich hätte ja nicht lauschen müssen. Woher kommt nur plötzlich sein Vertrauen in diese… Person? Ausgerechnet Amastacia scheint mir die Lauscherei aber nicht krumm zu nehmen und stellt uns die Gäste als Familie vor. Dann entschuldigt sie sich, sie müsse nun der Tochter helfen und impliziert dabei deutlich, dass deren Großmutter als Teilelager herhalten muss. Diese ewige Unfähigkeit von Menschen, ihr Schicksal zu akzeptieren! Wenn die Tochter todkrank ist, dann soll es halt so sein. Kein Grund, die Großmutter auszuschlachten. Bah! Amastacias Arbeit unten hat auch Auswirkungen auf uns oben im Haus. Schmerzhafte, elektrische Auswirkungen, doch Ralkarion scheint immer noch von der Güte Amastacias überzeugt. Unfassbar.

Ich bringe bei der Gelegenheit vor, dass ich intendiere, nach diesem Auftrag beabsichtige, nach Zoica zurückzukehren um zu tuen, weshalb ich das Ganze überhaupt mitgemacht habe. Und schon wieder schießt Ralkarion quer, indem er die ganze Planung in Frage stellt. Das Problem dabei ist: In Bezug auf Zoica hat er recht, der aktuelle Plan lässt mit Blick auf die Zukunft doch enorm viele Fragen offen. Und das mir das egal ist, sollte ich möglicherweise nicht so offen sagen. Viel schlimmer ist jedoch, dass Garret sich davon beeinflussen zu lassen scheint. Und so tue ich das einzige, was mir einfällt: Ich beschwöre das Bild von Ralkarions Wutausbruch vor ein paar Wochen gegenüber Garret herauf und lasse einen gewaltigen Sturm auf ihn los, wie er viel zu vorsichtig sei, dass uns die Zeit davonlaufe, dass ein Risiko immer bestehen würde und wir nie zu etwas kommen würden, wenn wir alle unsere Risiken abdecken. Dann stürme ich davon und hoffe, das der eigentliche Adressat der Rede, Garret, wieder auf Kurs gebracht wurde. Da ich schlecht zurück kann, mache ich mich zu Fuß auf den Weg, diesen verfluchten Ort zu verlassen. Unterwegs holen mich die anderen mit der Kutsche ein und mit einiger Befriedigung höre ich, dass es nun tatsächlich zurück nach Zoica geht. Äußerlich nehme ich die Nachricht eher stoisch auf, innerlich jubiliere ich. Hat mir der Umgang mit so vielen verschiedenen Wesen in den letzten Monaten also doch etwas gelehrt.

Dummerweise sind meine Probleme damit noch nicht am Ende. Zurück in Kettlehall fällt uns sofort das Fehlen des Riesen auf und auf Nachfrage erzählt man uns, dass er mit den Ogerkindern auf Trainingsmission gegen die Grottenschrate gezogen ist. Bitte was? Das war nicht abgesprochen! Er sollte auf sie aufpassen, nicht sie in Gefahr bringen! Das konnte unsere Pläne in Zoica ernsthaft gefährden. Und wieder einmal stellt sich Ralkarion quer und salbadert etwas von wegen „Ein Riese und 13 Ogerkinder gegen Grottenschrate, was solle da schon passieren?”. Manchmal, zugegeben sehr selten, frage ich mich, ob er sich eigentlich selber reden hört. Doch auch diesmal kann ich ihn unter tatkräftiger „Mithilfe” von Garret überzeugen und wir ziehen den Ogerkindern hinterher, die glücklicherweise nicht schwer zu verfolgen sind. Wir finden sie etwa einen Tag später bei den Ausläufern der Stadt der Grottenschrate, Azoicstrum. Ein Ogerkind ist bereits verletzt, was mich in meiner Entscheidung bestätigt. Außerdem ist auch ein Halbling namens Fling dabei, der offenbar gut mit Ralkarion kann und diesen in ein Gespräch verwickelt. Unsere Versuche, Bolg Mor zur Umkehr aufzufordern, bleibt indessen erfolglos - unbedingt will er mit den Ogerkindern Azoicstrum auskundschaften und ihnen das beibringen. Ich füge mich in mein Schicksal, auch die anderen begleiten die Gruppe weiter, um Schlimmeres zu verhindern. Statt dann aber erstmal selbst vorzumachen, wie man auskundschaftet, schickt er sofort ein Kind vor. Ralkarion folgt unsichtbar, offenbar fürchtet sogar er mittlerweile um die Sicherheit der Ogerkinder. Doch es ist zu spät: Einer der Grottenschrat-Wächter schlägt auf eine Art großen Gong - und das Ogerkind zerplatzt förmlich in alle Einzelteile! Verdammt! Hoffentlich war das nicht Tuntuns Sohn, alles andere würde sich irgendwie ausgleichen lassen. Für mich steht sofort fest, dass die Oger hiervon nicht erfahren dürfen und hoffe, dass auch die anderen da mitspielen, habe aber wenig Hoffnung. Mir bleibt also nur, zu beten…

Immerhin lässt sich jetzt endlich der geschockte Bolg Mor zur Rückkehr bewegen und so kehren wir mit einem Ogerkind weniger im Schlepptau zurück nach Kettlehall. Wenigstens etwas. Dort angekommen, bitten wir die Ogerkinder noch um einen Beweis für ihre Eltern, dass sie am Leben und frei sind und erhalten ihn von Tuntuns Sohn. Den Göttern sei Dank, er war nicht der Getötete. Als wir uns damit am nächsten Morgen in Richtung Zoica aufmachen, eröffnet uns Ralkarion, dass er mit „unserem” Plan nichts zu tun haben möchte und in Kettlehall bleibt. Ich will ehrlich sein: Er wäre bei dem Vorhaben ausgesprochen hilfreich gewesen, doch sein Verhalten und scharfe Analysefähigkeit der letzten Wochen war immer wieder ein Problem für mich gewesen, also ist dies wohl die beste Lösung. Noch dazu nötigt mir sein Überlebenswille doch ein gehöriges Quäntchen Respekt ab und so verabschiede ich mich mit em ehrlichsten Kompliment, dass ich ihm machen kann: Er sei nützlich gewesen. Interessanterweise fällt auch Garrets Verabschiedung nur mäßig enthusiastisch aus - offenbar habe ich den Halbling mittlerweile völlig in meiner Tasche. Gut.

Wir machen uns auf den Weg nach Zoica, doch werden kurz vor dem Gebirge von Kampfeslärm und Geschrei abgelenkt. In Sicht kommt ein Riese, der von den Spinnen angegriffen wird und im Gegenzug auf diese einschlägt. Doch was unendlich wichtiger ist: Er schlägt mit einem Käfig auf die Spinnen ein, in denen eine Imperial Nightingale sitzt - eine Spezies von Vogel, die in höheren Kreisen der Yuan-Ti aufgrund ihres Gesangs sehr beliebt war. Ist dies ein gutes Zeichen? Ohne auf Garret zu warten, gehe ich sofort zum Angriff auf den Riesen über, um ihn für diesen Frevel zu strafen…