• Sonntag, 20. April 2025 04:50

Sitzung 15

Tueddelig
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Die Rüstung Mundos wurde höchst respektvoll hinaus eskortiert. Nachdem wir das Geschehene in Tundrins Büro erklärt hatten, dankte er uns und stellte uns zur Belohnung ein Papier für eine Art Lebensschuld aus. Dann blieb mir fast die Spucke weg: Außerdem sollte Carook zur Strafe dafür, dass er den Tempel nicht beschützen konnte, einen Monat bei uns bleiben. Einen Monat mit diesem Echsenmenschen? Wer wurde hier bestraft. Doch ich hielt mich weiterhin zurück. Wenigstens waren nun auch meine Begleiter dafür, den Ort möglichst schnell zu verlassen und in Richtung Sumpfland zu gehen, wo wir den zweiten Auftrag, den Speaker Staff von den Trollen zu holen, zu erledigen hatten. Reiselustig, die beiden. Sehr gut, dass passte mir hervorragend in den Kram.

Meine Ablehnung gegenüber Carook wurde nicht besser dadurch, dass er sich im Sumpfland bereits als enormes Hindernis erwies: Selbst dort nahm er seine Rüstung nicht ab und sank ständig ein. Minderbemittelter Idiot! Während wir langsamer als gedacht vorankamen, hörten wir plötzlich ein furchtbares Geräusch. Um keine unangenehme Überraschung zu erleben, ging ich als Spinne voran, um auszukundschaften, was uns erwartete. Das Bild, dass sich mir bot, war zwar kein schönes, aber auch kein bedrohliches: Dort saß ein alter Mann in einer Badewanne und "sang", umringt von einigen kreischenden Pilzwesen. Nachdem die anderen nachgekommen waren, gingen wir zu ihm. Er hielt uns zuerst für Attentäter - schien also keine Ahnung davon zu haben, wie sich Attentäter verhalten. Nach etwas Überzeugungsarbeit stellte er sich als Katan aus Ailamere vor und lud uns ein, über Nacht bei ihm zu bleiben. Die Pilze boten wenig später wieder ein seltsames Schauspiel, als sie sich um den alten Mensch scharten und ihn dazu nötigten, eine Zigarre mit einem interessanten Geruch anzuzünden. Dieser schien eine beruhigende Wirkung auf die Pilze zu haben, auf Nachfrage erzählten sie mir aber, dass diese die Mücken fern hielten. Das war wohl das summen von vorher. Dennoch: Pilze, die sich vor Mücken fürchteten… seltsam. Ebenfalls seltsam: Auch dieser Mann wusste offenbar, was ich war. Das nährte in mir die Hoffnung, hier vielleicht auf Angehörige meines Volkes zu treffen - wie sonst hätte er mich identifizieren sollen? Ich war in meiner Tarnung schließlich sehr vorsichtig. Glücklicherweise verriet er mich nicht, wie es Edria fast getan hätte.

Der nächste Morgen begann nicht minder seltsam: Auf dem Weg zum Fische fangen wurden wir von einem völlig unterernährten Riesenkrokodil angegriffen, dass Ralkarion in einem Biss ausschaltete. Wir konnten es in die Flucht schlagen und den Tiefling stabilisieren, aber dennoch - irgendwas war hier seltsam. Wie konnte ein derart majestätisches Raubtier, dass nicht viele Feinde haben dürfte, in einem Sumpf derart unterernährt sein. Der alte Mann erzählte uns, dass es in letzter Zeit kaum noch Tiere zu sehen gäbe. Und damit nicht genug: als wir unseren Fang aus dem Boot holen wollten, stellten wir fest, dass einige Fische verschwunden waren. Ein weiteres Mysterium, doch für eine spätere Zeit. Zuerst einmal musste mit den Trollen verhandelt werden. Katan erwies sich ein weiteres Mal als nützlich, als er uns von einem Troll namens Wendall erzählte, der Fremde nicht sofort angriff, wie die anderen Trolle es offenbar taten.

Nach dem Frühstück gingen wir in die angegebene Richtung. Der Tiefling zauberte eine Art Scheibe herbei, auf der Carook mit kam. So kamen wir immerhin schneller voran, aber ich hätte es trotzdem vorgezogen, wenn der Echsenmensch zurückgeblieben wäre. Leider stand dies nicht zur Debatte. Nach einiger Zeit sahen wir am Wegesrand zwei Leichen. Eine nähere Autopsie meinerseits ergab, dass sich ein Organismus namens Mush Creeper in ihren Köpfen eingenistet hatte und sie getötet hatte. Eine faszinierende Pflanze, die ofenbar auch über eine rudimentäre Intelligent besaß. Ich nahm eine Kapsel in einem Gefäß mit, die ich später studieren könnte. Jetzt blieb mir dazu keine Zeit, dazu geschah zu viel auf einmal: Erst wollte Garret die Leichen verbrennen. Ralkarion steckte ihm dazu eine Fackel an, woraufhin sich das Sumpfgas entzüdete und explodierte. Glücklicherweise kam ich mit ein paar versenkten Haaren davon. Und als nächstes stakte der Halbling mit seinem Stab im Wasser herum und scheuchte damit die Mücken auf. Nur dass es sehr große, fleischfressende Mücken waren. Damit wäre dieses Rätsel gelöst gewesen… zu allem Überfluss tauschte mittendrin auch noch ein gewaltiges Sumpfmonster auf und ich glaubte schon alles verloren. Doch schien sich Ralkarion blendend mit ihm zu verstehen: Nach einer kurzen Unterredung konnte er das Sumpfmonster überreden, seinen offensichtlichen Einfluss auf die Mücken dazu zu nutzen, sich ins Wasser zu stürzen und dort zu ertränken. Bewundernswert effizient. Der Tiefling beließ es nicht dabei und bat das Sumpfmonster, uns zu einer Insel in einem See zu bringen. Er erklärte uns, dass dort der Grund zu liegen schien, dass die Mücken so groß geworden waren. Es schien also in unserem eigenen Interesse zu liegen, dort nachzusehen.

Die Insel stellte sich als sehr kleine, von Gedanken kontrollierenden Pflanzen bewachsene Insel heraus. Ralkarion machte einige Phiolen aus. Die erste, die er sich mit einer Art magischen Hand herausholte, stellte sich aber als so brüchig aus, dass sie zerbrach und die zweite Explosion des Tages auslöste. Und als wäre das nicht genug, waren die Pflanzen mittlerweile unbemerkt an uns herangekommen. Sie bliesen Ralkarion eine Portion Sporen ins Gesicht, der daraufhin völlig willenlos zu werden schien und ins Feld rannte. All unsere Versuche, ihn aufzuwecken, blieben erfolglos, bis Carook in das Feld rannte, Ralkarion heraustrug und ihm mit behandschuhter Hand eine verpasste, wobei der Tiefling einen Zahn verlor. Natürlich hatte er nichts besseres zu tun, als seinem Zahn nachzutauchen. Ein sinnloses Unterfangen, dass dazu führte, dass ich ihm einige Blutegel von der Haut brennen musste. Gefangen zwischen Blutegeln und Pflanzen blieb uns nichts anderes übrig, über Bog den Rückzug anzutreten und zu hoffen, dass was immer die Mücken so veränderte seine Wirksamkeit verloren hatte.

Das Sumpfmonster brachte uns zurück zu Katan, denn es war nicht mehr daran zu denken, heute noch zu den Trollen zu reisen. Abends saßen wir noch um das Lagerfeuer und nachdem meine Begleiter einiges von sich erzählt hatten, entschied ich, dass auch ich einen Teil meiner Geschichte preisgeben könnte. Und so erzählte ich ihnen von meiner Kindheit in der Wüste und in Coalroth. Das schien bei ihnen Sympathien zu wecken. Sehr gut.

Am nächsten Morgen zogen wir erneut los, diesmal ohne unliebsame Unterbrechungen, bis wir an einen Fluss kamen, hinter dem das Trolldorf liegen musste. Der Einfachheit halber wirkte ich Water Walking und wir überquerten fußläufig den Fluss. Zu meiner tiefen Befriedigung schien das Carook große Angst zu machen. Nach nur fünf Minuten hörten wir wieder Gesang, der sich diesmal aber als zu einem Troll gehörig ausmachten. Instinktiv tarnte sich der Halbling wieder als Busch. Ein Busch mitten auf dem Wasser. Nun ja, der Hellste war er nicht, seine Qualitäten lagen definitiv in anderen Bereichen. Glücklicherweise stellte sich der Troll als Wendall heraus, der recht umgänglich erschien. Sagte Ralkarion, denn ich verstand leider kein Wort. Gemeinsam mit ihm gingen wir ans Ufer.