• Freitag, 31. Januar 2025 10:01

Sitzung 104

Tueddelig
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Eine Feststellung, die Lia in Schockstarre fallen ließ, war doch der Grund, aus dem sie ihre eigene Stadt in Schutt und Asche legen ließ, ihr eigener Vater gewesen. Was war es nur in letzter Zeit mit den dysfunktionalen Familien? Den grauen Mann - Cenereth - schien das weniger zu berühren, vielmehr schlug er ein kleines Spielchen vor - der Gewinner dürfte die erste Frage stellen, dann der Verlierer - wir müssten jedoch wahrheitsgemäß antworten. Die genauen Regeln wollte er jedoch nicht verraten, was uns misstrauisch stimmte, doch nach kurzer Beratung willigten wir ein.

Irgendwie gewannen wir das erste Spiel, wenn auch knapp. Die Entwicklung hatte meine Schützlinge und zugegeben auch mich jedoch kalt erwischt, so dass die Fragen etwas holprig kamen. Die Frage, die wir stellten, war letzten Endes zu unklar formuliert, doch fanden wir immerhin heraus, dass er dem Roten zwar diente, allerdings weniger aus Überzeugung als aus Überlebenswille und Abscheu gegenüber Arcalys. Ich hatte nicht viel von ihm mitbekommen, als ich noch in Ferozoica gelebt hatte, doch auf Grund der Erzählungen konnte ich das sogar nachvollziehen. Wenngleich jede Sympathie daran verpuffte, dass er nun dem Drachen diente, der meine Heimatstadt nahezu zerstört hatte. Doch ich biss mir auf die Zunge. Brauchte ihn ja noch für einen Gefallen.

Seine Frage hingegen schien von größerer Reichweite - er fragte nach dem Ort eines bestimmten Nexus. Auch wenn ich nicht alles diesbezüglich verstand, so hatte Ralkarion doch deutlich gemacht, dass die Nexi nicht erwähnt werden sollten. Ich preschte daher vor und sagte, dass ich es nicht wüsste - wahrheitsgemäß, im Gegensatz zu den anderen. Unglücklicherweise spezifizierte Krathus die Antwort und sagte es ihm. Hoffte, das würde kein Problem werden - nun erschien es mir wichtig, die Motivation des Silbernen herauszufinden. Die Frage wurde jedoch abgelehnt, stattdessen fragten die anderen nach seiner Rolle im Gefüge. Offenbar hatte er für den Roten die Nexi gebaut und diesbezüglich nachgeforscht - aufbauend auf den Studien von Blutmagie von Mundi. Ich stutzte. Ausgerechnet Mundi, der angeblich kein Blut sehen konnte, hatte zu Blutmagie geforscht? Hatte er uns und Lia hinters Licht geführt oder waren diese Studien der Auslöser, warum er kein Blut sehen könnte? Seltsam allemal.

Die Antwort würde jedoch auf sich warten lassen müssen. Cenereth stellte die eher merkwürdige Frage, ob wir einschreiten würden, wenn er die derzeitige Herrscherin von Zoica töten würde. Sie sei ein Abkömmling des Roten und es Goldenen und damit unausweichlich böse. Mir gefiel, dass meine Schützlinge das ablehnten… sie konnte schlussendlich nichts für ihre Familie und verdiente eine Chance. Cenereth hingegen schien wenig glücklich darüber.

Letzten Endes fragten wir nach Beratung dennoch, was er sich von alldem erhoffte, doch durch eine unglückliche Formulierung wich der der Frage größtenteils aus. In Zusammenhang mit der vorhergehenden Antwort ließ sich jedoch vermuten, dass er zumindest die Erschaffung weiterer Nexi verhindern wollte. Ob das gut oder schlecht war, vermochte ich schlicht nicht einzuschätzen. Wir versuchten, mehr aus ihm herauszulocken, was jedoch nur zum Tel gelang - gleichzeitig wurde er immer ungeduldiger, der Rote würde ihn rufen. Wie wir wenig später feststellten, schien der Rote diesbezüglich Verzögerungen nicht zu dulden. Dennoch musste ich einfach darum bitten, dass er Craich lokalisieren würde. Seine Reaktion jedoch war niederschmetternd - er bestätigte, dass er es ohne Probleme könne, aber keinen Grund sähe, es zu tun. Es war wie ein Schlag in die Magenkuhle - noch nie war ich so nah dran gewesen, die Zerschlagung des Traums fühlte ich umso härter. Ich sackte in mir zusammen, besiegt, doch hörte immerhin noch, wie Ralkarion sich für mich einsetzte. Unerwartet, doch ich war ihm in diesem Moment unendlich dankbar dafür.

 Als wir uns dann doch hastig auf den Weg machten, war es bereits zu spät - rote Drachenschwingen hatten den Himmel verdeckt, wie uns Krathus nach einer Erkundung berichtete. Wir suchten hektisch nach einem Versteck, doch auf der engen Treppe gab es keine auch wenn Ralkarion die Lady Lia in eine Maus verwandelte und in seinem Rucksack verstaute. Ich konnte nur hoffen, dass es nutzen würde. So standen wir wenig später dem Roten in menschlicher Gestalt sowie einem weiteren, mir unbekannten Mann gegenüber, dessen Ausstrahlung jedoch verriet, dass man sich mit ihm besser nicht einfach so anlegte.

Zu unserem Glück (oder zumindest etwas, was ich zu diesem Zeitpunkt dafür hielt) schien der Rote nicht auf einen Kampf aus. Dennoch hätten ihn die Bemühungen meiner Schützlinge bisher zwar amüsiert, nun jedoch wären sie zu einer echten Gefahr für seine Pläne geworden. Er gab uns daher die „Wahl” zu sterben, was er laut eigener Aussage noch nicht tun wollte) oder in eine schwarze Box, die er zu Tage förderte, gesogen zu werden. Jedem von uns war noch im Kopf, was er in Westerfell angerichtet hatte - wir wählten die Box. Nach und nach berührten wir sie und wurden hineingesogen - ich hoffte, dass es hier nicht enden würde.

Als nächstes landeten wir in einem quadratischen Raum, interessant waren einzig allein der grüne Nebel in den Ecken - und der uralte Mann, der in der Mitte des Raums lag und kaum noch atmete, aber am Leben war. Auf Ansprache reagierte er nicht, jedoch fand Ralkarion einen Brief an seinem Körper, in dem er sich als Tanaos Ayumu identifizierte und - und hier wurde es interessant - genau vorhersagen hatte, was passiert war. Ralkarion schien davon etwas frustriert zu sein, doch der Brief hatte auch ergeben, dass sich der Magier für uns hier eingeschlossen hatte und den kürzesten Weg für uns herausgesucht hatte - 12 Räume. Wir befänden uns im ersten Raum, wir sollten Kraft im grünen Nebel tanken und den Wächter besiegen, der nicht mehr da wäre, wenn er tot sei. Mich beschlich ein ungutes Gefühl und auch meine Schützlinge dachten dasselbe: Wir würden ihn töten müssen. Alles in mir strebte sich dagegen, einen hilflosen alten Mann, der sich unseretwegen geopfert hatte, einfach zu töten. Als wir feststellten, dass der grüne Nebel verjüngte, schleppte ich ihn hinein, offenbar hatte er es jedoch wohl schon zu oft in Anspruch genommen, es gab nur einen sehr kleinen Effekt. Schlussendlich tat Ralkarion das Undenkbare und erstickte den alten Mann - erstaunlicherweise auch eine rührende Geste, da er es tat, damit Krathus nicht morden musste. Ich war tief beeindruckt von seiner Hingabe. Hatte ihn definitiv falsch eingeschätzt…

Halb erleichtert stellte ich fest, dass es die richtige Entscheidung gewesen war… diverse Portale öffneten sich. Geleitet von einer gefunden Münze sprang Krathus durch eines hindurch. Ich wollte folgen, doch zunächst galt es etwas zu erledigen. Der alte Mann hatte sich unseretwegen geopfert. Wir würden ihn nicht mitnehmen können, aber er hatte ein würdevolles Ende verdient. Also drehte ich ihn auf den Rücken und vollzog die viel zu gewohnten Riten, bevor ich seinen Körper verbrannte, statt ihn hier verrotten zu lassen.

Mit einem letzten Blick zurück betrat ich das Portal und fand mich im nächsten Raum wieder. Dieser unterschied sich in einigem vom ersten - der Nebel war lila, in der Mitte lag ein Podest, in der Ecke ein großer Edelstein - alles bewacht von einem gewaltigen Riesen. Die Aufgabe hier war klar, doch es wurde deutlich, dass es nicht leicht werden würde - nachdem Garret Ralkarion das Artefakt zuwarf, nutzte der Riese seine Keule, um den Edelstein zurückzuschlagen. Es musste etwas passieren, so kämen wir nicht weiter. Seine Bewegung nutzend gelang es mir, die Keule aus seiner Hand zu schlagen und in die Ecke des Raums zu treten. Während er seiner Waffe hinterher rannte und ich und Krathus ihm zwecks Ablenkung weiter zusetzten, gelang es Garret, den Edelstein auf das Podest zu stellen. Der Riese hatte vor, es zu verhindern, doch schnell reagierend unterdrückte ich seine aufgestaute Energie und der Edelstein blieb an Ort und Stelle. Im nächsten Moment hatte der Riese jedes Interesse an uns verloren, als erneut Portale entstanden. Krathus folgend betraten wir das nächste Portal. unsicher, was uns dort erwarten würde…