Zunächst galt es aber noch zu klären, was Mundi von Sycora wusste. Wie sich herausstellte jedoch nicht viel. Seine Reaktion war deutlich erhellender, fast schien er, als hätte er Angst von ihr. Nun, vielleicht eher Respekt vor ihrer Macht, die substantiell zu sein schien. Demzufolge also wohl ein guter Ort, um das falsche Signal für die Kobolde des Roten zu setzen.
Mundi schien derweil erpicht darauf, uns bei unserer Suche nach Lia Hilfe zukommen zu lassen. Was er darunter verstand, wurde direkt deutlich, als ein Koloss in Platte die Plattform betrat, dessen Äußeres dem eines Drachen auf zwei Beinen nicht unähnlich war. Mein Misstrauen war sofort geweckt - Mundi stellte uns einen Aufpasser (oder sollte ich sagen Überwacher?) an die Seite, der noch dazu Assoziationen mit dem großen Roten weckte? Das stank zum Himmel. Die anderen schienen mein initiales Misstrauen zu teilen - immerhin etwas. Schien an dem Kerl jedoch abzuprallen. Loswerden würden wir ihn wohl aber auch nicht, so fügte ich ich erstmal in unser Schicksal. Vielleicht würde er sich später als hilfreich erweisen - oder aber, es ergäbe sich eine Möglichkeit, ihn loszuwerden. Arem indes umtrieb wohl noch etwas anderes und er fragte mich, telepathisch natürlich, was ich vorhätte, wenn Lia nicht mitkommen würde. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass es manchmal nötig war, Opfer zu bringen, ob es einem gefiel oder nicht. Ich glaubte, von ihm eine gewisse Missbilligung zu spüren, doch stattdessen beglückwünschte er mich zu meinen Verhandlungen. Da war er vermutlich der Erste.
Ich hätte es bevorzugt, dass weitere Vorgehen mit der Gruppe abzusprechen, doch die veränderte Zusammensetzung erschwerte das - ich hatte kein Bedürfnis, mit diesem Calas meine Pläne zu teilen. So setzte ich mich auf dem Rückweg ein wenig mit Arem ab und unterbreitete ihm mein Vorhaben. Man konnte es drehen oder wenden, wie man wollte: Ich war in der Gruppe am entbehrlichsten. Gleichzeitig lief uns mit Lia die Zeit davon, doch die Bedrohung aus Arems Heimat erschien mir nicht als etwas, was man schlicht ignorieren konnte. Außerdem zog mich noch irgendetwas dorthin. Was jedoch… das vermochte ich selbst nicht zu sagen. Vielleicht hatte es etwas mit diesem anderen Ich zu tun? Sei es drum. Ich schob den Gedanken beiseite, darum ging es gerade nicht. Vordergründig. Arem war einverstanden, mich dorthin zu begleiten, während die anderen Lia suchten. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, sie damit alleine zu lassen, aber ich sah kenne andere Möglichkeit. Oder wollte ich keine andere sehen?
Zumindest war ich den anderen aber schuldig, mich zu erklären. Arem erklärte sich bereit, mit Garret zu sprechen, während ich mich mit Krathus unterhalten würde. Trotz seiner unbedarften und unvorsichtigen Art hatte er bisweilen einen erstaunlich klaren Blick für das, was die Situation erforderte. Als dieser rotgefärbte Fleischberg von einem Aufpasser außer Hörweite war, erklärte ich Krathus, was ich vorhatte und dass ich auf ihn zählen würde, auf die anderen aufzupassen und vor allem, auf Kurs zu halten - insbesondere Ralkarion. Ich hoffte sehr, dass er das auch tun würde. Krathus schien widerwillig - nicht unverständlich, hatte ich doch erst kürzlich die Alleingänge des Gehörnten verurteilt. Ich wusste ja selbst nicht ganz, was mich zu dieser objektiv dummen Handlung trieb, doch irgendwie konnte ich nicht anders. Dennoch sah ich mich zu einer Entschuldigung genötigt. Krathus akzeptierte und überraschte mich mal wieder auf die für ihn übliche Art, indem er mich plötzlich fragte, ob der Zweck nicht die Mittel heiligte. Eine der in ihrer Absolutheit verqueren Ansichten des Gehörnten aus ihrem Gespräch? Jedenfalls antwortete ich, dass das ganz auf den Zweck ankäme, eine Antwort, die den Kobold offenbar zufrieden stellte.
Im Anschluss sattelte ich mein Pferd und machte mich gemeinsam mit Arem auf den Weg. Über die Schultern blickend sah ich, wie die anderen sich ebenfalls in Begleitung des Söldners aufmachten und ertappte mich bei dem Gedanken, dass dies hoffentlich kein gewaltiger Fehler war…