Sitzung 117

Tueddelig
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Krathus indessen war sichtlich glücklich über seine Funde. Das Grinsen von seinem Gesicht verschwand über die gesamte Rückreise nicht, und warum nicht… er hatte sich in der Tat gut geschlagen. Eine gewisse Belohnung hatte er sich verdient, wenn auch nicht alles. Wir würden jedoch abwarten müssen, was die Reaktion der Yuan-Ti sein würde.

Wie sich herausstellen sollte, ließ sich diesbezüglich kaum eine Antwort finden. Die Yuan-Ti hatten schnell reagiert und bis auf Arina waren bereits alle Bewohner aus Sshistana ausgezogen. Der ganze, florierende Ort war nun nicht mehr als ein Zelt und die Ruine eines gewaltigen, ehemals schlangenkopfförmigen Gebäudes. Arina war in Bezug auf die Frage nach der Mitnahme der Reichtümer aus dem Grab eher vage. Was ich daraus deutete, war, dass die Yuan-Ti möglicherweise nicht das größte Interesse daran hatten, es Zweifelsfall gegen uns verwenden würden, aber auch nicht so ganz genau wussten, was dort lagerte. Ich beschloss daher, zweigleisig zu fahren: Gegenüber Arina pochte ich darauf, dass Krathus alles dazulassen hatte, damit sie glaubwürdig versichern könnte, wir hätten nichts mitgenommen - immerhin würde sie es nicht besser wissen. Allerdings würde ich Krathus bei Gelegenheit stecken, dass er sich ruhig etwas einstecken, wenn sich die Gelegenheit böte. Um das abzukürzen, die Subtilität dieses Hinweises schien an dem Kobold vollständig vorbei zu gehen. Nun ja. Das Nachteil des Denkens in Absoluten.

Bis dahin lenkte mich jedoch etwas anderes deutlich mehr ab - Ralkarion schien sich in der Zwischenzeit etwas… merkwürdige Seemannstattoos zugelegt haben. Wenngleich sich herausstellte, dass der Ursprung dieser Tattoos keineswegs auf eine durchzechte Nacht oder ähnlich harmloses zurückging, sondern deutlich rätselhafter und besorgniserregender war, konnte ich mir nicht helfen. Auf eine fast schon morbide Art und Weise amüsierte mich das Auftauchen dieser Tattoos, so dass der arme Tiefling sehr unter meiner… ähem… Ausdrucksweise leiden musste. Er fand das eher wenig amüsant, und so recht konnte ich mir ja nicht einmal selbst erklären, warum ich es so amüsant fand, aber es war, als hätte ich jede Kontrolle verloren. Im guten Sinne…

Da es bereits spät geworden war, verschoben wir die Abreise auf den nächsten Tag. Erst dann stellte sich die Frage der Rückreise, denn Eile war geboten, doch war der Teleportzirkel nun in luftiger Höhe. Letzten Endes kamen wir darüber überein, dass Ralkarion mit Krathus auf seinem Yak hinaufreiten würde, während Ich und Garret in Shrimps verwandelt mitkommen würden. Warum Ralkarion eine Vorliebe für Verwandlungen in diese Tiere hatte, verstand ich nicht - vielleicht war er mehr Fischer und Seemann, als er zugeben wollte. Aber es war nunmal eine praktikable Lösung.

Immerhin funktionierte sie, denn als Ralkarion die Verwandlung fallen ließ, standen wir vor dem am Teleportzirkel Wachhabenden. Kurz durchblitzte mich der Gedanke, wie es so lange gedauert haben konnte, zum Teleportzirkel hinaufzufliegen und ihn zu aktivieren, bevor ich den Gedanken als unwichtig beiseite schob. Nachdem wir außer Hör- und Sichtweite von neugierigen Augen waren, wurde es Zeit, das Zauberbuch aus dem Grab der Yuan-Ti an Ralkarion zu übergeben in der Hoffnung, dass er dort etwas Nutzbringendes finden möge. Er war natürlich nicht begeistert, Krathus allerdings flippte regelrecht aus. Er hatte den Hinweis, dass er sich auch etwas mitnehmen könne, also ganz offensichtlich nicht verstanden. Sehr bedauerlich, doch es ließ sich nicht ändern. Während Krathus grummelnd davon machte, gingen Garret, Ralkarion und ich zum Compound. Ralkarion hatte versucht, uns zu überzeugen, direkt zu Mundi zu gehen, doch ich wollte davon nichts wissen. Wir wussten so gut wie nichts über den Lich, Lia hingegen war mit ihm vermählt gewesen. So unglücklich sie auch darüber war, sie konnte Informationen haben, die uns bei weiteren Verhandlungen oder Problemen zum Vorteil gereichen könnte. Ralkarion wehrte sich zunächst mit nicht unberechtigten Einwänden der geringen Kooperationsbereitschaft der Drachen dagegen, lenkte letzten Endes jedoch ein.

Im Gespräch mit der jungen Drachin und ihrer Mutter wurde ich allerdings wieder überdeutlich daran erinnert, warum unsere „Partnerschaft” so wenig erfolgreich war. Die Drache hielten sich natürlich für völlig überlegen, während Ralkarion einmal mehr keine Gelegenheit ausließ, sie zu reizen und unangebracht sarkastische Kommentare zu machen. In kurz, Al’Chara wollte Lia an Mundi ausliefern, um den Pakt ihres Ehemannes zu erfüllen, Ralkarion wollte das auf keinen Fall. Lia selbst kam kaum noch zu Wort. Noch während ich innerlich wieder die Augen verdrehte, nam das Gespräch eine weitere unerfreuliche Wendung, als Al’Chara mit dem unwiderlegbaren Beweis von Cenereth’ Ableben, mehr aber noch seinem vorherigen Überleben konfrontiert wurde. Für einen Augenblick verlor die alte Drachenlady völlig die Beherrschung und verwandelte sich in ihre eigentliche Gestalt, nahm dabei einen Teil des Compounds mit und ihrem Maul entfuhr ein unkontrollierter Eisatem, der uns wünschen ließ, wir hätten uns für den Winter angezogen und Ralkarion, den Drachenreizer, in eins umfallen ließ. Oder besser gesagt, in seine Yuan-Ti-Gestalt verwandelte. Die er nun offenbar unter Kontrolle hatte. Interessant. Und sehr erleichternd.

Als sich das Chaos etwas gelegt hatte und Al’Chara sich wieder in ihre normale Form zurückverwandelt hatte, waren mehrere Dinge klar. Erstens dürfte nun so ziemlich jede Seele in Logothil wissen, dass sich mindestens ein silber Drache in Zoica aufhielt. Zweitens hatte sich Lia aus dem Staub gemacht, worüber ich insgeheim fast glücklich war, nahm es uns doch eine unangenehme Entscheidung aus der Hand. Drittens, der Hof war gefüllt von den Lehrlingen der Akademie, die offenbar für den Fall des Erscheinens eines Drachen angehalten waren, in den Innenhof zu stürmen und zu warten, was der Drache mit ihnen machen würde. So erklärt von Chrylax, der wie aus dem Nichts zusammen mit Krathus auftauchte, wie auch immer dieses Treffen zustande gekommen sein mochte. Nicht einer von der Lehrlinge hatte aber auch nur einen Zauber abgefeuert. Natürlich war ich persönlich dafür recht dankbar, hätten sie doch lediglich uns und eine… nun, eine Art von Verbündeten gegrillt. Dennoch kam ich nicht umhin, ihre Effizienz zu bemängeln. Die Rachwoodler, die die Abziehenden bei ihrem Sturm auf den Innenhof fast umrannten, waren immerhin bewaffnet und zum Kampf gerüstet, nur gab es nichts mehr zu bekämpfen. So hatte Razora als ihre Anführerin genug Zeit, sich ihren gewählten Gefährten genauer zu betrachten. Offenbar schien ihr Ralkarion mit seiner Schlangenanatomie sehr zuzusagen, denn sie zögerten kaum, um zusammen in Richtung eines Zimmers zu verschwinden. Es brauchte keine Fantasie, um zu wissen, wozu.

Krathus nutzte die Gelegenheit, um etwas Gold unter die Rachwoodler zu bringen - und sich gleichzeitig als Second in Command in Position zu bringen. Etwas, dass seinem Onkel als bisheriger Inhaber dieser Position natürlich nicht gefiel, mir hingegen taten sich durchaus Möglichkeiten vor Augen auf, die ein Krathus as Zweiter Befehlshaber einer schlagkräftigen Söldnergruppe mit sich bringen könnte. Während Juntos also Krathus zu einem Zweikampf herausforderte, den dieser annahm, nutzte ich seine Abgelenktheit, um Krathus auf magische Weise etwas nachzuhelfen. Unehrenhaft, sicher, aber aus meiner Sicht waren wir längst an einem Punkt angekommen, an dem Ehre eher ein Grab als Erfolg versprach. Während Lia also entkam, gab Ralkarion seinen niederen Instinkten nach, Krathus prügelte sich mit seinem Onkel und Garret… nun, Garret. Und wenn ich ehrlich war, gefiel mir der Gedanke, dass Lia entkam. Ich sah kaum einen anderen Ausweg, als sie an Mundi auszuliefern, das hieß aber nicht, dass mir das gefallen musste.

Während es zunächst so aussah, als würde Krathus unterliegen, schaffte er es nach mehreren vergeblichen Versuchen, seinen Onkel zu lähmen und das Blatt zu wenden. Ein paar Schläge später, die Razora alle Ehre gemacht hätten, war der Kampf entschieden und Krathus wies seine „Gefolgsleute” an, den Sieg gebührend zu feiern. Achselzuckend, aber durchaus fröhlich, zog ich also mit Krathus, Garret, und den lärmenden Rachwoodlern los in die nächste Kneipe.