• Friday, 31. January 2025 08:48

Sitzung 92

Tueddelig
0 Comments

Im weiteren Gespräch erwies sich Marco als ausgesprochen kooperativ. Hellhörig wurden wir, als er erwähnte, dass Azoicstrum nach dem Vorbild von Westerfell erbaut worden war – und das Marco wusste, dass Arcalys dort irgendein Projekt verfolgt hatte. Mein Misstrauen verstärkte sich sofort wieder und ich ließ zum Test einige Fragen zu diesem Projekt vom Stapel, doch schien es, als würde er tatsächlich nichts vom Nexus dort wissen. Gut. Es gab also Grenzen von dem, was er tatsächlich wusste. Vielleicht war es einmal Zeit, diese Grenzen auszutesten.

Zunächst fragte ich ihn, was er von Ravengrove wusste. Seine Antwort war recht vage, genaues schien er nicht zu wissen – doch allein der Fakt, DAS er etwas zu Ravengrove zu sagen wusste, war schon Beweis seiner Reichweite. Ich hatte schließlich selbst leidvoll erleben müssen, wie geheimnistuerisch mein Volk dort war. Versuchsweise fragte ich ihn auch nach Arina, doch von ihr wusste er nichts. Nun ja, es wäre zu einfach gewesen, mal davon abgesehen, dass ich der Info gerade wohl ohnehin nicht hätte folgen können. Es gab wichtigeres zu tun – Horden grölender Rachwoodler, die aus Langeweile weitere Teile Zoica’s zu Ruinen zerlegten und Untote Armeen, die einfielen zogen vor meinem Geist vorbei.

Testweise fragte ich ihn auch nach Garret’s Meister – ich erwartete nicht, dass er etwas wüsste, immerhin kam Garret von einem anderen Kontinent, aber als Testballon war es einen Versuch wert. Erwartungsgemäß wusste er tatsächlich nichts weiter.

Wir verließen sein Versteck und machten uns auf dem Weg zu den Spinnen. Der initialen Analyse des Plans und seiner Möglichkeiten war ein Moment des Ärgers ob des Weiteren Alleingangs von Ralkarion gefolgt. Ich hatte gehofft, dass er nach seiner Erfahrung bei der Rettung Razora’s klüger geworden sei – bei Gelegenheit mussten wir das ansprechen.

Das Gespräch mit der Spinne war allerdings nur wenig produktiv, zu abgelenkt war sie vom potentiellen „Essen” Krathus in der Nähe. Nachdem sie mehrfach wiederholt hatte, dass ein Abkommen, bei dem mehr zu Fressen für sie herauskam, uninteressant sei, beschloss ich, dass Ralkarion und Garret ihre Chance mit ihrem Plan gehabt hatte und es nun Zeit für Krathus und meinen war. In einem Versuch, beide Pläne miteinander zu vereinen, bot ich der Spinne an, dass sie ein paar von den Kobolden essen dürfe und uns dann berichten solle, wo sie die Kobolde essen dürfe. Natürlich besaß Ralkarion nicht die Zurückhaltung, erstmal zu sehen wie sich die Situation entwickelte sondern widersprach sofort aufs Heftigste. Die Spinnen würden die Skelette an Mundi liefern und damit seine Armee vergrößern. Mochte ja sein, aber es war ja nicht so, als würden die Spinnen jetzt nichts liefern würden – Hügelriesen kamen mir in den Sinn. Einmal abgesehen davon, dass es vielleicht kurzfristig Mundi’s Armee stärken, langfristig aber schwächen würde, wenn die Kobolde und möglicherweise der Rote einen Krieg gegen die Spinnen begannen. Die Spinne hatte jedoch ohnehin primär verstanden, dass sie einen Kobold essen dürfe und war wieder auf Krathus fixiert. Als wir sie wieder von dieser Idee abgebracht hatten und ich das Angebot wiederholt hatte, tat sich ein weiteres Problem auf: Die wenigstens Spinnen konnten sprechen, ausschließlich Ungol und Mundi, der “Urvater”, hatten wohl die Fähigkeit dazu. Das machte die Idee von Spinneninformanten noch absurder, aber vielleicht könnte man mit Ungol sprechen? Tatsächlich bejahte Veklani dies, Ungol habe die Fähigkeit, mit jemandem mit telepathischen Fähigkeiten Kontakt aufzunehmen. Was in dieser Gruppe ausschließlich Ralkarion war. Dürfte ihm gefallen, der Einzige zu sein, der mit ihr verhandeln konnte, ohne störenden Einfluss. Was vermutlich war, wie er mich sah, sein „Alles, was mit dir zu tun hat, beunruhigt mich”, klang mir noch in den Ohren. Nun, er würde sich dran gewöhnen müssen, dass ich nicht länger ja und amen zu allen seinen Plänen sagen würde.

Was er davon hielt, machte er direkt im Anschluss an das Gespräch deutlich, als er mich dafür anmachte, ich hätte mich nicht an „den” Plan gehalten, die Tatsache völlig ignorierend, dass es ein Unentschieden zwischen beiden Plänen gegeben hatte und ich ihm eine Chance gegeben hatte, zuerst seinen Plan umzusetzen. Ich biss mir auf die Zunge und schluckte den aufwallenden Ärger hinunter, auch wenn ich ihm am liebsten an den Kopf geworfen hätte, dass er sich dann halt seine Alleingänge sparen sollte und einfach mal im Vorfeld abklären müsste, was er vorhat und sich davon erwartet. Stattdessen erinnerte ich ihn nur kühl daran, dass es nicht den einen Plan gegeben hatte und ich der Situation entsprechend reagiert hatte, da die Spinne sich nicht interessiert hatte. Schien ihn wiederum nicht zu interessieren. So sei es denn.

Auf dieses eher unerfreuliches Treffen folgend machten wir uns zu Chrylax auf, um endlich einmal nach Azoicstrum aufzubrechen, nachdem ich Garret und Ralkarion noch mit Mühe und Not ausgeredet hatte, zuerst Mundi aufzubrechen. Einmal abgesehen davon, dass ich nicht so recht verstand, warum wir die Nachricht unterbrechen würden – Arem hatte bereits Erfahrung damit, mit ihm zu verhandeln und könnte das genauso gut tun – war Azoicstrum nur einen Teleport entfernt und würde sich deutlich schneller erledigen lassen. Unterwegs sammelten wir noch Angstrum von der Akademie ein, wir benötigten ihn für unser Vorhaben. Wie üblich hatte niemand so recht Lust, als erster hinunterzugehen und sich den obligatorischen Feuerball einzufangen, also schickten wir Krathus vor. Der Kobold stellte sich allerdings erstaunlich geschickt an und versteckte sich rechtzeitig hinter seinem Schild, so dass ihm kein Härchen gekrümmt wurde. Ob er sich damit allerdings einen Gefallen getan hatte, durfte angezweifelt werden, denn Chrylax war davon gleichermaßen verblüfft wie begeistert und bestand darauf, dass Krathus sich morgen als Testsubjekt zum Dienst meldete. Selbst, als wir bereits im Zirkel standen und er ihn aktivierte, hatte er kaum Augen für etwas anderes als den Kobold.

Die Konsequenzen davon wurden auch uns schnell klar. Denn als wir teleportierten und Krathus plötzlich in den Armen einer halbnackten Frau tanzte, war klar, dass dies nicht Azoicstrum war. Stattdessen schienen wir in eine Art … vulgäres Fest geraten zu sein, dass in dieser von Lagerfeuern erleuchteten Höhle stattfand. Wie wir von der Dame erfuhren, handelte es sich dabei um Modron’s Pleasure Domes … ein Bordell in Ailamere, wie Ralkarion erklärte. Welch Zufall … und natürlich argumentierte Ralkarion sofort dafür, dass wir dann ja auch hier nach seiner Schwester suchen könnten. Innerlich stöhnte ich auf. Es war ja nicht so, als ob es drängende Probleme gäbe. Aber ich wusste auch, wie sinnlos eine Diesbezügliche Diskussion mit ihm sein würde, so stimmte ich zu, hoffend, dass das Ganze schnell über die Bühne gehen würde.

Für das Fest benötigte es einen goldenen Armreif als Beweis des Eintritts, den wir natürlich nicht hatten. Die anderen begannen sofort, sich diese mit illusionärer Magie zu erschaffen. Auch ich tat dies zunächst, doch lies es dann sein. Die Dame war bereits nach oben unterwegs und sie hatte gesehen, dass wir keine Armreife hatten. Einem Echtheitstest würden sie ebenfalls nicht standhalten, mal ganz davon abgesehen, dass der Zauber permanent neu gezaubert werden müsste. Ehrlichkeit würde uns hier weitaus besser dienen, mit ein wenig Zurückhaltung. Apropos Zurückhaltung … ich sah mit Angstrum an, der noch immer in seiner … unsittlichen neuen Gestalt herumstand und bat ihn daraufhin, sich in den Zirkel zurückzustellen. Nachdem ich ihm noch einschärfte, sich die Symbole zu merken, die Chrylax eingestellt hatte, um diesen Ort zu erreichen, schickte ich ihn per Kommando zurück.

Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment kam eine recht … merkwürdige Erscheinung auf uns zu. Ein ausgesprochen lila Tiefling, dessen Kleidungsstil mit dem Wort extravagant kaum Rechnung getragen war. Er stellte sich als Modron, der Besitzer dieses Etablissements, vor und schien von unserer Anwesenheit eher amüsiert als verärgert zu sein, wir hätten jederzeit die Möglichkeit, den Eintritt zu bezahlen. Obwohl er mich noch zu Beginn auf eine Art begutachtet und angesprochen hatte, die mir gar nicht gefiel, wurden meine Fragen nach dem wie viel anschließend schlicht ignoriert, denn heute war der Tag von Krathus’ Fans. Er schien ganz vernarrt in ihn zu sein und bat uns in sein Büro. Ohne große Wahl folgten wir ihm dorthin. Dort bot er uns an, den Eintritt zu erlassen, wenn er Krathus „malen” dürfe, woraufhin wir einwilligten. Darüber hinaus brachte Ralkarion in Erfahrung, dass eine Tiefling, auf den Ralkarion’s Beschreibung passte, in Belaraxim’s Hort als Tourguide arbeitete (der Hort eines Drachen, der vor langer Zeit von den Ailamere Drei getötet worden war). Daraufhin fragte Modron, ob er jetzt Krathus „malen” dürfe. Ich erwartete, dass Ralkarion ablehnen würde, doch aus irgendeinem Grund war der in Bezug auf seine Schwester so ungeduldige Tiefling plötzlich sehr geduldig. Darauf angesprochen erntete ich nur ein lapidares „Er hat gesagt, es dauert nicht lange”. Ich hatte keine Lust mehr, ihm zu widersprechen und der Schaden, den dieser Umweg anrichten mochte, war wohl ohnehin kaum noch zu verhindern, also machte ich das Beste aus der Situation. Ich hatte lange abstinent gelebt und die Getränke gingen für uns aufs Haus. Während Krathus also seine Show mit Modron abzog, probierte ich mich einmal daran. Mein ungeübter Körper machte das natürlich nicht all zu lange mit und ein Whiskey aus Garret’s Heimatbrauerei gab mir fast den Rest. Angenehm umnebelt stiegen alte Erinnerungen hoch, alte Verhaltensweisen. Nicht klar denkend, gab ich mich ihnen hin, amüsierte mich sogar dabei. Erzählte Ral, wie traurig ich sei, wenn er traurig war. Einen kurzen Moment war ich mir unsicher, ob ich wirklich dankbar war, als Krathus mich schlagartig ausnüchterte. Dann kamen die Kopfschmerzen und ich befand, dass ich eindeutig nicht dankbar war. Mit meinem schmerzenden Kopf beschäftigt, machten mich die anderen darauf aufmerksam, dass mich ein Halbork beobachtete. Warum nicht, offenbar hatten wir ja Zeit, die anderen schienen sich gerade erst häuslich einzurichten. Ich ging auf ihn zu. Offenbar hatte meine Spezies seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und er fragte mich, wo ich herkam. Seine Reaktion auf meine Antwort überraschte mich: Er hätte eher auf Notherhall getippt. Ein Halbork, der mehr über die unterschiedlichen Elfen wusste. Interessant. Erst jetzt fiel mir auf, dass er die andere Hälfte elfischer Abstammung war. Er lud mich zu einem kleinen Frage–Antwort–Spielchen ein. Ralkarion zog mich vorher allerdings beiseite. Er hatte Vronwe, wie sich der Halbork vorgestellt hatte, als einen der Ailamere Drei erkannt, also jemand Gefährliches. Ich überlegte kurz. In der Tat, doch mitten in den Pleasure Domes würde vermutlich nichts passieren. Und mehr über einen Drachentöter herauszufinden, konnte von großem Nutzen sein, wenn man bedachte, was unsere eigentliche, wenn auch pausierte Mission bedachte. Ich versicherte ihm, dass ich ihm nichts von Relevanz über uns erzählen würde. Da die anderen aber nun recht gerne gehen wollten, sagte ich ihnen, dass sie das ruhig tun könnten. Sie konnten ja schon einmal alles vorbereiten, damit es schnell weitergehen würde. Da Krathus bei mir bleiben wollte, wäre es auch kein Problem sie aufzuspüren.

Ich setzte mich wieder zu Vronwe. Das Gespräch war kurz, aber ausgesprochen interessant. Zunächst drehte es sich um Ravengrove und Notherhall. Ravengrove sei das Schattenreich, Notherhall das der Feen. Nicht unpassend. Interessanter war jedoch, dass er sagte, sein Vater habe in Ravengrove gelebt – ich hatte noch nie von einem Außenseiter gehört, der länger als sein Heilungsprozess es erforderte bleiben durfte, geschweige denn dort leben. Während die Tatsache an sich mich nur wenig überraschte – die Elfen meiner Heimat waren vernarrt in ihre beschissene Heimlichtuerei –, so war es dennoch ungewöhnlich. Auf irgendeine Art erschien es mir wichtig, ohne, dass ich genau zu sagen mochte, warum. Außerdem fragte Vronwe, ob die Leute in Ravengrove glücklich sein. Ich bedacht meine eigene Art, über Ravengrove zu denken, die meines Lehrers, Capra, Edria, die ganze verdammte Heimlichtuerei und antwortete mit nein. Ich konnte es mir zumindest nicht vorstellen.

Meine Fragen hingegen schienen ihn abwechseln zu ärgern und traurig zu machen. So antwortete er eher genervt, dass er und seine beiden Kumpane Kroft und Grimmalk Belaraxim tatsächlich getötet hatten allerdings das nicht der Auftrag war und sie sie eigentlich nur bestehlen wollten. Also in der Tat ein mächtiger Mann. Ich beschloss, einen Vorstoß zu wagen und fragte ihn, ob er glücklich sei, für Narchessa zu arbeiten. Seine Reaktion bestand darin, dass er sehr heftig darauf hinwies, dass er nur mit seinen Freunden arbeiten würde. Interessant – eine tiefe Loyalität empfand er wohl nicht … Doch nun nahm Vronwe seinen Abschied. Er wirkte … unglücklich? Genau vermochte ich es nicht zu sagen, doch das war auch nicht weiter wichtig.

Krathus wirkte seinen Zauber und wir folgten der ermittelten Position, die zu meiner Überraschung nicht der Marktplatz war, den Ralkarion genannt hatte, sondern eine kleine Hütte. Dort drin fanden wir Ralkarion und Garret in Begleitung mit einem Katzenwesen vor, der uns als sein Ziehvater Jashier vorgestellt wurde und dessen Avancen ich mich zunächst erwehren musste. Meine anfängliche Amüsiertheit ob seines Spitznamens für Ralkarion – Ralli – wich allerdings schlagartig, als ich erfuhr, was die drei besprochen hatten. Statt sich wenigstens einmal mit der Gruppe abzusprechen, war Ralkarion mal wieder vorgeprescht und hatte Jashier von dem Zirkel erzählt und dass wir möglicherweise die Waisen, die Jashier versammelt hatte, herausschmuggeln konnten. Ich bemühte mich, meinen erneut aufkeimenden Ärger herunterzuschlucken. Schon wieder ein Alleingang. Schon wieder etwas, was er nicht für nötig befand, vorher zu erzählen. Es gelang mir nicht ganz, die Aggressivität aus meiner Stimme zu verbannen, als ich auf unsere eigentlichen Probleme hinwies und darauf, dass es schwierig werden dürfte, Kinder in ein Bordell zu bekommen. Sein arrogantes Hinwegwischen meiner Einwände machte es nicht besser.

Im Gegenteil begann ich mehr und mehr, die Kontrolle über meine Wut zu verlieren, bis sie zu einem schwarzen Glühen herangewachsen war. Ohne ein Wort zu sagen, verließ ich die Hütte, knallte die Tür hinter mir zu und machte mich fast rennend auf den Weg zu den Dragonlair Tours. Du magst Alleingänge, Gehörnter? Dann mach deinen Scheiß halt alleine und ich kümmere mich um den eigentlichen Plan.

Es reichte. Erst Krathus, der mit dem Geheimnis um seine Mithrilrüstung nicht herausrücken wollte. Schön, alleine nicht weiter wichtig, wenn man außer Acht ließ, das er sie von dem verfluchten Großen Roten gestohlen hatte und ich ihm keine Sekunde abkaufte, dass das die ganze Geschichte war. Dann Garret, der ohne jede strategische Überlegung oder Rücksprache die Herrschaft und damit alle Ressourcen an den größenwahnsinnigen und gleichzeitig völlig unerfahrenen Abkömmling eines roten Drachens mit Götterkomplex und der senilen Frau eines Massenmörders abgab. Und dann Ralkarion. Der sich jedes Wort aus der Nase ziehen ließ. Der zu feige oder zu bequem war, Krathus die Wahrheit über ihn und seine Mutter zu erzählen. Der seine Pläne immer erst offenbarte, wenn er schon Fakten geschaffen hatte und offenbar erwartete, dass wir ihm freudig folgten. Der bei einem Gleichstand in der Abstimmung seine Version des Plans als die einzig gültige wahrnahm.

Ihr schafft gerne Fakten, Ralkarion und Garret? Gut, dann mache ich das jetzt auch. Wenn ihr so arbeiten wollt, ich kann das auch. Ich würde seine verdammte Schwester zu ihm bringen, damit das zumindest abgeschlossen wäre. Und wenn er dann irgendwann in einer kleinen Hütte mit seinen Waisen und seiner Schwester saß, während um ihn herum die Welt brannte, dann würde ich da sein, um es ihm unter die Nase zu reiben.

Unterwegs musste ich mehrmals anhalten und nach dem Weg fragen. Auch wenn ich dabei auf keinen Widerstand stieß, so holte mich Krathus unterwegs ein und fragte recht eingeschüchtert, was denn los sei. Ich war nicht in der Stimmung, dem kleinen Kobold alles lang und breit darzulegen, immerhin war er Teil des Problems, so verkürzte ich sinngemäß darauf, dass jeder immer egoistisch seinen eigenen Scheiß machen würde und es mich ankotzte, immer ausgeschlossen zu werden. Eine Übersteigerung? Sicherlich, aber ich hatte keinen Nerv für Nuancen mehr.

Angekommen bei der Tour buchten wir eine Kutsche. 10 Gold erschienen mir sehr viel, aber ich bezahlte einfach. As Krathus in Erfahrung brachte, dass die Kutsche erst in zwei bis drei Stunden auftauchen würde, stachelte das den gerade abflauenden Zorn wieder an. Krathus beschwor sein Reittier, doch ich musste mich abreagieren. Irgendetwas in mir regte sich und als ich die gelangweilte Angestellte aufforderte, uns dann das Geld zurückzugeben, spürte ich, wie sich die Adern in meinem Gesicht hervortaten. Was die Dame sichtlich entsetzte und als würde sie um ihr Leben fürchten, schmiss sie uns das Silber zurück. Ich hatte weder Muße, nachzufragen wieviel die Strecke an sich eigentlich kostete, noch nachzuzählen, sondern stieg einfach auf und befahl Krathus, aufzubrechen. Irgendetwas rann meine Wangen herab. Tränen? Warum das? Ich führte meine Finger dorthin und besah sie sich. Tränen, sicher, aber aus Blut. Interessant.

Den ersten Teil des Weges verbachten wir schweigend. Als meine Wut allmählich von einem schwarzen Glühen zu einem Lagerfeuer heruntergebrannt war, fragte ich Krathus nicht eben freundlich, ob er eigentlich wirklich so dämlich war, wie er tat, oder ob das nur eine Maskerade war. Was habe er zu verbergen? Ein recht eingeschüchterter Kobold erzählte mir daraufhin, dass er eigentlich gar kein Paladin war, sondern nur ein einfacher Bannerträger. Er und sein Freund Slip hatten eine bescheuerte Wette abgeschlossen, wer etwas vom Offizier klauen konnte. Sein Freund war seitdem verschwunden, doch er war mit der Rüstung entkommen. Na wunderbar. Er war also nicht einfach nur ein entlaufener Paladin, sondern hatte einen Offizier dieser offenbar recht mächtigen Garde verärgert. Die Tatsache, dass es bereits recht lange her war ließ zwar hoffen, dass der Offizier nicht mehr aktiv nach ihm suchte, doch manche Mächtige waren sehr hartnäckig, wenn es um ihren Besitz ging. Ich würde von nun an noch öfter über meine Schulter gucken. Ein Teil von mir wollte die Wut neu entfachen darüber, dass der Kobold das bis jetzt für sich behalten hatte, doch allmählich begann der rationale Teil wieder Oberhand zu gewinnen. Ich biss daher einmal wieder auf meine Zunge und konzentrierte mich auf die Tatsache, dass ich jetzt immerhin davon wusste. Und anders als die anderen hatte ich kein Problem damit, innerhalb der Gruppe Informationen zu teilen.

Nach einiger Zeit tauchte hinter und ein Pferd auf, dass zwei Gestalten mit sich trug. Ich konnte mir denken, wer das war. Ich konnte allerdings nicht sagen, dass ich darüber erfreut war. Eine Predigt wie alles, was sie täten ja völlig richtig und moralisch sei und ich ja nur übertreiben würde und rücksichtslos sei konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.