• Sunday, 20. April 2025 03:11

Sitzung 67

Anarath
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Ich war mir unschlüssig was ich von den Pleasure Domes halten sollte, es wirkte alles ein wenig übermäßig eindeutig aber auch irgendwie anziehend und gemütlich, und dieses Getränk mit den darin aufsteigenden Luftblasen war wirklich lecker, ließ es daher unter eigentümlichen Blicken meiner Begleiter stetig nachfüllen
Gorok machte mit uns die kurze Führung durch den kleineren Dome, der Große war für eine andere Art Gast, aber seiner Erzählung nach muss es da drin wirklich toll sein, ein kleiner Ort unter Wasser mit vielen „Annehmlichkeiten“ wie er es beschrieb
Nach einiger Zeit gefiel es mir hier wirklich gut, ich war definitiv angetrunken und hatte die Wirkung bisher schlicht nicht bemerkt gehabt, es drängte sich heimlich hinein, das war jetzt das zweite mal in wenigen Tagen dass mich der Alkohol so erwischte, diesmal jedoch unerwartet
Alles ab dann ist eher fragmentiert, ich weiß noch wie ich mich sorgenfrei fühlte und mit einem beschwingten Gang an eines der hübschen Mädchen herantrat um von ihr einige Tipps der Optik halber zu erhalten, sie … zeigte mir dann so einiges, mehr als ich erfragt aber kaum weniger als ich gebraucht hatte
Keine Ahnung wie lang dies dauerte, im Anschluss brachen wir recht schnell auf, wir hatten einen neuen Begleiter dazu gewonnen, zu dem Zeitpunkt dachte ich zu halluzinieren da ich eine auf zwei Beinen laufende Katze sah, es stellte sich aber als richtig heraus, sein Name war Jashier und offenbar ein Bote von Narchessa, er sollte uns eskortieren
War mir alles egal denn Tarovo zeigte mir einen unglaublichen Zaubertrick den man mit dem Zeigefinger ausführen konnte, denke ich, eine eigenartige Zeichnung im Kommunikationsbuch deutet zumindest darauf hin, welches wohl auch bei der Fahrt Relevanz hatte da Ralkarion eine Nachricht hinterlassen hatte
Auch das kümmerte mich zu jener Zeit recht wenig, die Fahrt in der Kutsche war nicht so angenehm für meinen Magen gewesen und eine entsetzliche Übelkeit begann sich aufzubauen, dieser Jashier hatte glücklicherweise aber etwas im Innenraum was half, zusätzlich sollten wir noch so eine merkwürdige Flüssigkeit aus bereitstehenden Phiolen trinken, Gorok sagte das wäre nötig also tat ich es, zumindest half beides zusammen meinen Kopf wieder klar zu bekommen und den Magen zu beruhigen
Eigentlich hatte die Reise zurück zum Theater führen sollen, doch als der Wagen hielt waren wir ausserhalb der Stadt, ein Haus am Waldrand, wir waren irritiert und ich ziemlich besorgt, diese Narchessa hatte uns quasi hierher entführt, wir waren zudem auch völlig unvorbereitet auf ein Zusammentreffen mit ihr, ich verspürte eine tiefsitzenden Unruhe, was würde wohl nun passieren?
Wir wurden hineingeleitet, das Innere vermittelte ein überraschend gemütliches Ambiente, warme Farben, ein angenehmer Geruch lag in der Luft, es glich einem Wohnraum mit einem großen Esstisch in der Mitte, ein Feuer brannte im Kamin und es schien noch weitere Gäste zu geben
Narchessa empfing uns höflich, aber dennoch ließ irgendwas mir einen Schauer über den Rücken laufen, wir würden über das Geschäftliche reden doch sie erwartete offenbar von uns Geschichten aus unserer Vergangenheit zu erzählen - als eine Art Teil des Geschäfts?, aus Neugier?, ich war noch ein wenig benommen von meiner kleinen Eskapade und wusste auch gar nicht wie ich reagieren sollte
Tarovo machte den Anfang und erzählte eine wahrlich wundervolle Begebenheit [hier zufällige Begebenheit einfügen]
Gorok folgte, er erzählte von seinen Familienverhältnissen, wie sie unter Armut litten, so sehr dass seine Mutter ihn eines Tages verkaufte, so gelangte er zu Gladiatorenkämpfen, er war gut und machte sich bald einen Namen dort, er schloss mit einer unglaublichen Geschichte über einen Kampf mit einem Riesen, ein Kampf der einiges in seiner Wahrnehmung veränderte, seine Erzählung war herzzerreißend hoffnungsvoll erschreckend grausam und berauschend, alles in einem
Leeroy berichtete über eine Begebenheit die ihn und seinen Mentor bei einer Ausgrabungsreise beinhaltete, wobei klar wurde warum er anteilig vertraut mit der Unterwelt war, scheinbar waren Ränkespiele dieser Art notwendig um an manche Orte zu gelangen die einem eigentlich verschlossen waren, die Faszination alte Ruinen durchforsten zu können schien in der Tat sein primärer Antrieb zu sein, und dafür würde er wohl im Zweifel einiges tun, wie weit genau das reichen würde war nich genau erkennbar, das Ende seiner Geschichte kam jedoch etwas abrupt und es ließ die Frage offen ob da noch mehr an der Erzählung dran war
Nun lag Narchessa Blick auf mir, mir war unklar wieso doch ich begann ebenfalls zu erzählen, zum ersten Mal in meinem Leben berichtete ich anderen von der Ereignissen mit Malek, wie er mein Vertrauen gewann, meine Zuneigung erwarb, mir Hoffnung gab, mich wahrlich glücklich machte und mir dies alles im Bruchteil einer Sekunde wieder nahm, mich betrog vorführte beinahe misshandelte und mich grausames aus Verzweiflung und Angst tun ließ, am Ende zerstörte es ihn und einen Teil meiner selbst, zurück blieb eine plagende Unsicherheit und Schuld
Niemals hatte ich dies erzählen wollen und doch geschah es an jenem Tag, Narchessa war hochzufrieden und geradezu begeistert von unseren Geschichten, doch für mich fühlte es sich an als wäre jemand in meinen Geist eingedrungen und hätte dies mit brachialer Gewalt an die Oberfläche gezerrt, zitternd verblieb ich eine Weile Stil am Tisch
Die anderen hatten indes die Möglichkeit sich bei ihr zu informieren und tatsächlich geschäftliches zu besprechen, Tarovo verkaufte hier nun offiziell Anke an Narchessa und bat darum das Geld an den Auktionator zu senden damit dieser nicht auf massiven Schulden sitzen bliebe, ein feiner Zug, , Gorok und Leeroy erkundigten sich nun vorsichtig nach dem Buch aus Belaxarim’s Hort, der Gegenstand weswegen wir überhaupt beschlossen hatten sie zu treffen, doch sie besaß ihn nicht mehr, das Buch war Bestandteil eines Auftrages, sie sollte es beschaffen und hatte dafür Belaxarim überfallen, ihrer Ansicht nach gab es keine gute Drachen und diesen im Zweifel loszuwerden war daher absolut in Ordnung, nun befände es sich in Oclusar, diesen Namen hatten wir schon einmal gehört
Sie selbst hatte auch so einige Fragen, diese betrafen Zoica und Garret, die Ziele die er mit Ailamere habe, ob es Planungen gab auch in dieser Stadt einen Machtwechsel voranzutreiben, sie nutzet den Begriff „broken crown“ womit sie umschrieb wie eine Führung auf Basis eines Adelsgeschlechts abgelöst würde, irgendwie blieb es unklar ob sie persönlich dies gut oder schlecht empfand
Weiterhin befragte sie uns nach unserer Meinung ob wir den alten oder neuen Herrscher (Prinz Galfridius oder Meister Xanthioppe) von Ailamere besser fänden, Leeroy und ich waren irritiert über diese Frage da uns beide unbekannt waren, sie musste doch wissen dass wir nicht von hier waren, im Nachgang betrachtet sollte es wohl in die gleiche Richtung tendieren bezüglich der „broken crown“, doch mein Kopf war noch mit anderen Dingen beschäftigt
Und da war dieses Wiegenlid welches die Frau im Sessel ihrem Kind leise vorsang dass mich stetig aus der Bahn warf, Tarovo hörte es auch aber Gorok und Leeroy verneinten und wirkten sehr irritiert über mich
Zumindest erfuhren wir auch etwas über die Stadtführung, Xanthioppe war das Adoptivkind von Galfridius weil dieser selber keinen Nachkommen hatte, aufgrund der fehlenden Blutsverwandtschaft hat sein Sohn auch keinen Adelstitel, die Unterbrechung der Adelslinie war in Ailamere also bereits seit geraumer Zeit Realität
Zudem gab es fünf Familien oder Fraktionen die hier wohl eine Art Konzil bildeten, drei von denen sind für den Status Quo, zwei jedoch wollen den rechtmäßigen Weg zurück - eine intakte Monarchie also, das Oberhaupt der Kirche von Rudd aus der Familie Praeter und das Oberhaupt der Bank von Ailamere aus der Familie Corscantewin, die drei anderen Familien würde nur Xanthioppe kennen
Gorok kann sie schlussendlich davon überzeugen dass Garret für Ailamere keine Gefahr darstellen würde, es schien ein wenig eigenartig dass sie ernsthaft annahm dem könnte so sein, sowieso hatte sie deutlich mehr erhalten als wir
Die Unterredung wurde etwas plötzlich unterbrochen als eine eigenartige Vision einsetzte, ich sah meine Eltern, sie waren hier im Raum und das Kind in der Wiege war ich, meine Mutter sagte etwas beruhigendes kurz bevor mein Vater ihr einen Dolch durchs Herz stieß, es war erschreckend, dann war alles vorbei und nur noch wir saßen schlicht am Tisch in einem ansonsten nun leeren Haus
Die anderen machten Ähnliche Erfahrungen, offenbar hatte den Abend über jeder etwas anderes im Raum wahrgenommen, und als Narchessa ging wurde jedem von uns eine Vision zu teil
Leeroy sah einen Pfeife rauchenden Mann im Sessel sitzen, dieser formte den Rauch wohl künstlerisch wie er es von seinem Mentor kannte, doch am Ende erhob sich die Person und stellte sich als Leeroy’s Bruder heraus, wobei er wieder etwas beim Erzählen auszusparen schien, sein Blick verriet es in dem Fall aber
Gorok wirkte unsicher, was nahezu undenkbar schien, er sah einen roten Drachen im großen Spiegel über dem Kamin, und seine eigene Haut veränderte sich wurde schuppig und Feuer brach aus ihr hervor, nun waren wir alle verwirrt, besonders aber Tarovo der all dies nicht oder anders mitbekam und sich sehr darüber wunderte was wir von uns gaben
Wir schritten hinaus, die Kutsche war weg, weit und breit niemand zu sehen, wir setzten zum Rückweg zur Stadt an, grübelnd und verstört, war war hier nur geschehen?, wie konnte sie uns so manipulieren Dinge preiszugeben?, und was hatte es mit den Visionen auf sich?
Noch bevor wir weit gekommen waren stand plötzlich ein Mann vor uns, ein schlichter Räuber drohte uns mit dem Hinweis auf seine Freunde im Unterholz, Gorok hatte wahrlich keinen Nerv, verlangte dass der Mann den Weg räumen würden oder mit Konsequenzen zu rechnen hätte, dann schritt er vor mit Kurs an dem Mann vorbei, dieser hier war aber sehr davon überzeugt dass es gut war den 200 Kilo Ork zu ärgern, ich sah einen weiteren Räuber im Gebüsch und legte ihn mit einem Zauber schlafen, es gab genug unschönes am heutigen Tag
Dann kamen zwei weitere hinzu, Tarovo versuchte einen mit dem Hinweis auf einen Drachen in seinem Rücken abzulenken und eilte Gorok und Leeroy hinterher
Für einen Moment stand ich dort alleine, umringt von drei Fremden, auch wen der eine schlief hatten die anderen beiden ja doch Waffen parat, nach allem was heute geschehen war und den an die Oberfläche gezogenen Erinnerungen fühlte es sich plötzlich wieder so an wie damals, verlassen und umringt, ich geriet in Panik und war im Begriff einen Feuerball mit mir als Ausgangspunkt zu wirken … doch plötzlich veränderte sich meine Sicht und Wahrnehmung, ich spürte Flügel und einen seichten Auftrieb der mich an Ort und Stelle hielt, dies war Tamarax’ Körper und sein Atem setzte eine Wolke frei die die Räuber einschlafen ließ
In gewisser Weise war ich froh denn was ich eigentlich vor hatte hätte Opfer gefordert, noch mehr auf meiner Liste der schief gelaufenen Dinge, die plötzliche Verwandlung verhinderte dies und holte mich wieder in die völlig skurrile Realität zurück, neben Gorok’s stoischem Blick und Leeroy’s einseitig hochgezogener Augenbraue war lediglich Tarovo überrascht, und das im Übermaß, ich schloss zu den anderen auf und konzentrierte mich auf das Gefühl ein Drache zu sein, vielleicht half das Akzeptieren, in jedem Fall endete der Spuk einige Zeit später, gerade rechtzeitig in die Stadt zu gehen
In Tarovo’s Theater angekommen verabschiedete sich dieser auch direkt ins Bett, wir drei saßen noch etwas zusammen und Leeroy machte eine Bemerkung zu alledem die uns aufhorchen ließ, tatsächlich hatte es noch mehr mit seiner Geschichte auf sich, und nun holte er dies nach uns zu erzählen
Wir erfuhren davon wie seine Kindheit ablief, was sein Vater für eine Rolle spielte, wie dieser mit Leeroy’s Bruder die eigene Frau beziehungsweise Mutter umbrachten, wie er es erfuhr, als Nachfolger des Familiengeschäfts immer untauglicher für seinen Vater wurde und schlussendlich aus geschäftlichen Nutzen und um aus dem Weg zu sein zwangsverheiratet werden sollte, schließend mit seiner Flucht aus seiner Heimat und den Leuten die ihn aufgrund eines hohen Kopfgeldes verfolgten um ihn zurückzubringen, eine horrende und traurige Geschichte, und seine Vision ergab nun mehr Sinn, zumal sie beinhaltete dass sein Bruder ihm mitteilte ihn gefunden zu haben
Was sahen wir hier?, bloß Auszüge aus unseren Leben oder war es mehr?, Leeroy machte auf die Tatsache aufmerksam dass es aufgeteilt nach Vergangenheit Gegenwart und Zukunft war, jeder von uns hatte einen Part erhalten, aber war es auch real oder nur Abstraktionen unserer Erlebnisse und Ängste?
Meine Gedanken kreisten und ich nahm an dass es den anderen auch so ging, still beschlossen wir allesamt schlafen zu gehen, wobei unklar war ob wir heute Nacht schlafen könnten ...