Wir besprachen noch einige Details vor dem Aufbruch, Beatrix gab mir noch ein Plüsch-Belaxarim mit, ich ahnte dass es weniger für mich als für Tamarax gedacht war, trotzdem gefiel mir das auf eigenartige weise, es gab mir das merkwürdige Gefühl so etwas wie eine Mutter zu haben
Am Abend erreichten wir Ailamere, Gorok hatte bereits von einem Freund namens Tarovo berichtet der uns wohl helfen könnte, sei es mit Informationen oder einer Unterkunft, und wie es der Zufall wollte trafen wir ihn auch schon auf dem Weg zu seinem Wohnort, überschwänglich begrüßten sich die beiden ziemlich ungleichen Charaktere, es hatte etwas eigentümliches Gorok mit seiner Statur und dagegen den Paradiesvogel Tarovo daneben zu sehen
Seinem Auftreten folgte auch eine ebenso überdrehte Art in den Formulierungen, es hatte etwas unterhaltendes und amüsantes, ich mochte es
Gemeinsam machten wir uns zum 'Joyous Escape‘ auf, einem Theater und dem Zuhause von Tarovo, doch auf dem Weg dahin konnte ich nicht umhin über vieles nachzudenken, eine ungünstige Bemerkung ließ mich dabei die anderen an meinen Gedanken teilhaben, vielleicht war es unpassend doch es viel mir schwer nicht zu reagieren in dem Moment
Ich fühle mich hilflos, all die Vorsätze zu helfen oder Leute vor Schaden zu bewahren aber die Liste des Versagens ist lang, Personen starben wegen meiner Handlungen, Gorok versuchte dies alles herunterzuspielen, er denkt ich sollte keine Schuld empfinden weil es nichts an der Situation ändere und manchmal Dinge einfach geschehen wie sie es tun, hat er Recht?, wieso nur kann ich nicht ähnlich neutral empfinden?
Im Theater werden wir rumgeführt, lernen die Halbelfe Lorelei und den weiblichen Tiefling Irega kennen, sie gehören zu Tarovo Schauspieltruppe, Gorok erzählt Tarovo rudimentär warum wir hier sind
Es stellt sich heraus dass Narchessa einen guten Ruf genießt, sie sei sehr wohltätig und habe ein gesteigertes Interesse an Tarovo’s Talenten als Unterhalter, angeblich ist sie die Witwe eines schwerreichen Geschäftsmannes und lebe nun von dessen Vermögen, wir erfahren auch wo sie wohnt und dass sie eine Halbelfe sei
Morgen soll eine Auktion stattfinden und Tarovo will sich das nicht entgehen lassen, er lädt uns ein dabei zu sein, ob besagte Narchessa auch dort sei vermag er nicht zu sagen, Leeroy will aber lieber ihr Anwesen ausspähen und plant im Geiste offenbar bereist einen Einbruch, ich gewinne immer mehr dein Eindruck dass da mehr bezüglich seiner Vergangenheit oder stiller Interessen ist als er bisher durchblicken ließ, seit wir in Ailamere sind legt er es sehr darauf an sich illegalen Tätigkeiten hinzugeben
Der Abend wird lang, Tarovo kollabiert über seinem Bier und ich führe ein zunächst interessantes und mich dann unwohl fühlendes Gespräch mit Lorelei, ich habe aufgrund meines unreinen Blutes einiges durchmachen müssen doch ihr blieb das alles erspart, ein Ort wie dieser hier schwemmt offenbar alles mögliche an und in der Mehrzahl der Fälle interessiert man sich nicht für woher jemand kam, klingt für mich fast utopisch, das Gespräch ging aber ein wenig in die falsche Richtung als die Anziehung die sie auf mich hat an die Oberfläche kommt, sie missversteht dies als Offerte lehnt ab aber meint ich könne mich ja mit wem anders vergnügen
Hinterlässt mich ein wenig verlegen um Worte, besonders da ich ihr kaum verständlich machen kann was in mir vorgeht, zumindest endet es glimpflich
Schlussendlich verlassen sie und Gorok den Tisch, scheint als wenn sie bereits vorher eine gewisse Chemie hatten und dies nach all der Zeit wieder ausleben wollen, muss schön sein …
Leeroy und ich teilen uns ein Gästezimmer, die Nacht verläuft ruhig und erholsam
Nach dem Frühstück brechen wir alle auf, Leeroy zu Narchessa’s Haus und wir anderen zur Auktion, dort angekommen fielen ein paar Personen auf, eine Halborkin in einem hübschen aber an ihr etwas deplatziert wirkenden Kleid kümmert sich um den Einlass, ein recht auffälliger Gnom scheint der Auktionator zu sein, am Rande steht ein Tiefling in farbenfrohen Gewändern, und in der Mitte steht eine Frau in einem purpurnen Gewand umringt von vier schwer gepanzerten Leibwächtern und einem großen Bären mit einer für ihn gemachten Panzerung
Der Anblick ist ein wenig furchteinflößend, dies war ein wildes Tier in einer urbanen Umgebung, nur wenige schien dies aber zu stören, Tarovo ließ durchblicken dass es sich bei der Frau um Narchessa handelte, diese Frau hatte nicht den Hauch eines Anflugs von Unbehagen oder Angst mit so einem Tier im Rücken, eher Langeweile bezüglich der bisher zur Auktion befindlichen Viehs
Dann kam die Auktion zum großen Finale, eine besondere Errungenschaft aus dem Sludge Basin wurde hereingeführt, es war eine riesige Kreatur, echsenartig mit einer Art Papageienschnabel und einem Schwanz dessen Ende einem Morgenstern gleichte, es sah definitiv gefährlich aus und wurde lediglich an einem dünnen Seil gehalten
Die Gebote starteten bei Tarovo, er war völlig aus dem Häuschen sich dieses Wesen in seinem Theater vorzustellen, doch die aufkommende Unruhe der versammelten Gesellschaft versetzte sowohl den Exoten wie auch den Bären in Stress
Gorok reagierte sofort als die Echse ihr Verhalten zu ändern schien, ich war beeindruckt davon wie gut er das Tier beruhigen konnte, der Bär hingegen eskalierte, ein Mann wurde von ihm erfasst, der Tiefling verschwand plötzlich ähnlich einer Unsichtbarkeit wie ich sie einsetzen konnte, die Wachen nahmen sofort eine Verteidigunsghaltung gegenüber Narchessa ein, sie hatten aber kein Glück den Bären unter Kontrolle zu bekommen, die Frau in Purpur zeigte nur wenig Regung bis auf die Tatsache dass sie genervt wirkte, ich reagierte hingegen direkt
Um den Mann aus den Fängen des Bären zu retten verbannte ich diesen kurzzeitig, der Mann fiel zu Boden und machte sich aus dem Gefahrenbereich, Tarovo half ihm mit einem improvisierten Verband, es herrschte eine Menge Aufruhr, kurz bevor mein Zauber enden würde entsandte ich noch eine magische Nachricht an eine der Wachen um sie vorzuwarnen, dieser Zauber schien allerdings auf eigenartige weise fehlzuschlagen, das Tier kam zurück, unvorbereitet konnte es nicht gehalten werden und es fiel sofort eine andere Person in der Masse an
Gorok stürmte vor, Tarovo versuchte es abzulenken und ich es noch einmal aufzuhalten, wir alle versagten, der zweite Mann starb direkt vor Ort, dann beruhigte sich das wilde Tier und Ordnung kehrte zurück, alle waren verängstigt und verschwanden schnell, Narchessa reagierte das erste mal und schritt in Richtung der verbleibenden Menschentraube erkundigte sich nach dem Mann und seiner Familie um diese zu entschädigen und ging, entschädigen … für ein verlorenes Leben, wie sollte das gehen
Die Auktion endete und Tarovo war in der Tat der neue Besitzer des exotischen Wesens geworden, zu einem gigantisch niedrigem Preis, der arme Auktionator machte den Eindruck als ob dies seinen Ruin bedeuten könnte
Gleichermaßen erfuhren wir dass der Tiefling niemand anderes als Modron war, der Inhaber des 'Pleasure Dome‘, er wirkte schon sehr speziell schien, auch schien er eine gewisse Art des gegenseitigen Respekts für Tarovo zu haben
Tarovo nahm das ersteigerte Tier an sich, er gab ihm den Namen Anke, ein wenig verwirrt versuchte ich mir den Namen an dieser Monstrosität vorzustellen, es hatte aber sicher etwas beruhigendes für aussenstehende von Anke zum hören bevor sie sie sahen
Tatsächlich versuchte er Anke durch die Stadt zu seinem Theater zu führen, eskamotieren aber schnell heraus dass er weder eine adequate Unterkunft hatte noch die nötige Verpflegung auf die Schnelle für solch ein großes Lebewesen bereitstellen konnte, während des Weges hinein in die Stadt begegnen wir erneut Narchessa, Tarovo bietet ihr das Tier zu einem günstigen Kurs an und bittet um einen Termin für morgen, auch fragt er in unserem Sinne an ob wir als Freunde seines Hauses ebenso zu der Einladung zugelassen würden, sie stimmt zu
Offenbar hatte sie geplant die Echse in jedem Fall zu ersteigern, der Vorfall mit dem Bären kam nur dazwischen, so hatte sie aber im Vorfeld schon einiges präpariert und bat darum dass wir Anke nun zu der vorbereiteten Stallung bringen, wir stimmten zu
Zurück am Theater besprachen wir noch einmal die Situation, wenn wir uns mit ihr treffen würden dann sollten wir alle denkbaren Informationen über sie haben, bisher hatten wir sehr unterschiedliche Meinungen und beschriebene Aktionen über sie, die Wohltätigkeit passte nicht zusammen mit dem Angriff auf einen friedvollen Drachen, Tarovo ließ durchblicken dass niemand in Ailamere völlig ohne Sünde sei, vielleicht hätte aber Modron noch einige Infos zu ihr, denn jeder kehrt früher oder später bei Modron ein
Am späten Nachmittag setzten wir unseren Weg zu den Pleasure Dome’s an, ich war ein wenig nervös da ich nicht wusste was ich dort zu erwarten hatte, nach einem kurzen Gespräch mit der Dame vom Eingang empfing uns Modron persönlich, es zeigte sich wie gut sich Tarovo und er verstanden, auch Gorok hatte hier wohl so einige Male Zeit verbracht, er schien ein interessanter Tiefling zu sein, obgleich er eine extrem extrovertierte Art hatte die mich ab und an ein wenig unwohl zurückließ, besonders diese Tendenz Körperkontakt zu suchen, obgleich die Farbe die er meinen Lippen gab durchaus hübsch war
Wir nutzten eine kleine Notlüge um nicht zu viel über unser Vorhaben zu berichten ihm klarzumachen dass wir mehr über Narchessa wissen müssten, es lag nicht in seinem Interesse bewusst irgendetwas preiszugeben, ich bot ihm das in Shabd Kosh erworbene Teeset an, es passte wirklich gut in seinen etwas überkandidelten Einrichtungsstil, er war hin und weg wollte aber selber nichts verraten weil dies sein Geschäft schädigen könnte, aber wenn wir Vermutungen aufstellen würden könnte er ja nichts dagegen tun wenn er unterbewusst Reaktionen zeigen würde
Das stimmte uns guter Dinge, wir sprachen also einige Gedanken offen aus und erwarteten seine Reaktion, so ziemlich jeder der was zu sagen hat einschließlich ihr habe mit der Unterwelt irgendwann irgendwas zu tun gehabt, bei ihr könnte aber noch mehr dahinter stecken, sie würde nicht zögern uns zu übervorteilen wenn möglich, die Wohltätigkeit schien eher ein Deckmantel zu sein um die öffentliche Meinung zu formen
Als ich mich etwas schockiert über den fast harmlos klingenden Umgang mit der hiesigen Unterwelt zeigte erklärte Modron dass der Untergrund in Ailamere einen großen Anteil an der Beseitigung des Piraten Mad Dog Maddoc Hatte, es spielte Dankbarkeit mit rein, es gab ein gewisses allgemeines Wohlwollen so schien es
Modron musste aber wieder an die Arbeit, wir verabschiedeten uns, er gewährte uns noch einen kostenfreien Tagesaufenthalt und ging dann, wir standen wieder im Foyer und Gorok platzte fast vor Vorfreude uns diesen Ort zu zeigen