• Freitag, 31. Januar 2025 19:43

Sitzung 85

Anarath
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Tatsächlich handelte es sich bei der Kreatur um Tiago. Ava reagierte prompt und kniete nieder. Erst jetzt war dieser Gedanke auch mir gekommen und so tat ich es ihr gleich. Zu sehr in Gedanken, ob unseren potentiellen Dahinscheidens. Zunächst testete er scheinbar Krathus, ob dieser wirklich der war, den er vorgab zu sein. Ein Anhänger Shadar Logoth’s. In einer was umständlichen Begrüßung, die definitiv zu häufig den Namen des Drachens beinhaltete, wurden mehrere Dinge klar. Tiago war gesprächig, offenbar der letzte König der Naga – so behauptete er – und Krathus’ kleine Schummelei hielt dem Test stand. Ausgehend von der erheblichen Anzahl der hier durch die Luft geisternden Augenviecher ersparte uns dies erst einmal das vorschnelle Ableben. Es war aber offenkundig, dass die Mitteilung der Kobold reise mit Sklaven bereits die Runde gemacht hatte. Ich wunderte mich, ob ein Herold sich auch dem Test hätte unterziehen müssen. Trotzdem behagte mir der Gedanke nicht dem kleinen Naivling ausgeliefert zu sein.

Während sich der Kobold und die Schlange unterhielten kam das Thema der Nexi auf, besonders des hier vorhandenen. In einem Seitenkommentar erwähnte Tiago, dass die Hextor damit in Verbindung stünden. Ich wollte mehr wissen. Nahm all meinen Mut zusammen und biss mir zugleich ob meiner notwendigen Unterwürfigkeit auf die Zunge. Dann bat ich Krathus um Erlaubnis eine Frage stellen zu dürfen. Die Scharade musste bestehen bleiben … was half es. Aber irgendwann bekäme er das zurück. Mit der Erlaubnis und der an Tiago gestellten Nachfrage seitens Krathus stellte sich heraus, dass dieser Nexus göttliche Energie sammelt. Wann immer die Hextor ihre Magie nutzten floß ein Teil direkt hier herein. Grandios. Die Metallbüchsen, die nun auch in Zoica hockten, halfen noch dabei Shadar mit Energie zu versorgen. Ganz beiläufig.

Dann kam es zu einigiger Verwirrung wegen der grünen Energie an Krathus’ Banner. Tiago zauberte offen, doch konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Ava hingegen machte Anstalten, als ob sie etwas wahrgenommen hatte. In aller Stille setzte ich einen Kommunikationszauber ab. Sie bestätigte die Vermutung. Scheinbar hatte Tiago die Natur der Magie aufgedeckt. Ob das gut oder schlecht war brauchten wir nicht überdenken. Er schien recht begeistert. Wollte mehr wissen. Ob der Meister einen neuen Nexus erschaffen hätte. Was Krathus etwas forsch bejahte. Und sich gleich noch als eine neue Form von Pilger darstellte. Starten wir den Tag doch einfach mal mit noch mehr Lügen. War so die ganze Geschichte in dieser merkwürdigen Parallelwelt auch abgelaufen?

Jedenfalls hatte es den Effekt, dass wir zum Herrscher gebracht werden sollten. Ein wenig zu erfreut über diese Aussage wollte Tiago direkt los. Hieß das … Ocanar? Für einen Moment stockte mir der Atem. Tiago stürzte sich die Klippe hinab und schwamm zum anderen Ufer. Krathus bekam das Privileg auf magische weise durch die Luft hinüber zu schweben. Wir hingegen sollten wieder in die Gondel steigen. Hatten auch nur einer von uns an einen so angenehmen Flug wie zuvor gehofft, war diese Hoffnung mit dem Betreten der letzten Person sofort dahin. Mit einem heftigen Schubs schoss die Gondel mit uns an Bord durch die Luft. Offenbar war unser ehemaliger „Flugbegleiter“ diesmal weniger interessiert daran uns heile auf die andere Seite zu bringen. Würden wir so aufschlagen, könnte das im Zweifel tödlich enden. Ich versuchte die Gondel mit einem Zauber unter Kontrolle zu kriegen. Aber irgendwie gelang es nicht. Als ich gerade dabei war etwas anderes zu probieren bemerkte ich das Augenvieh und nachblickend. Es grinste. Sehr breit.

Der Aufschlag würde uns ereilen. So viel war gewiss. Und mit einem fast gelangweilten Gesichtsausdruck verharrte mein Blick bis zu jenem Moment auf diesem Sadisten. Es blieb nicht zu tun. Obgleich die anderen sich scheinbar alle einen Halt suchten. Der Aufprall war so schmerzhaft wie befürchtet. Da war sicher was gebrochen. Krathus aber nahm sich unserer, oder eher besonders meiner, geschundenen Gestalt an. Tiago fand das höchst erfreulich, würde es doch dabei helfen den Nexus zu füllen.

Nun, da wir wieder Richtung Höhle gekommen waren, war auch der Haufen Statuen besser zu erkennen. Ein ganzer Berg voller humanoider, die scheinbar alle versucht hatten etwas zu erklimmen und/oder etwas ergreifen wollten. Es waren so viele. Ein bizarrer Anblick. Und nicht zuletzt wo wir die Option besaßen ihnen zu helfen. Doch es würde ewig dauern alle aus ihrem steinernen Gefängnis zu befreien. Doch ganz sicher nicht unter Aufsicht dieser vielen Augen an diesem Ort.

Tiago ließ uns folgen. Die gigantische augenförmige Kuppel wäre unser Ziel und wir gingen direkt darauf zu. Mittendrin war Ava aus meinem Blickfeld verschwunden. Sie war etwas weiter zurück und schien sich für ein aus dem Boden blickendes Auge zu interessieren. Jetzt war wirklich nicht die Zeit damit rumzuspielen. Aber von Spielen konnte keine rede sein. Sie trat drauf, was sofort die Aufmerksamkeit eines dieser fliegenden Augen auf sich zog. Es kam direkt auf sie zu. Krathus informierend holte er die Info ein, dass Ava wohl etwas zu erwarten habe. Aufgrund eines Missverständnisses auf Tiago’s Seite wurde Krathus zweite Anfrage dann fehlinterpretiert. Das Auge konzentriere seinen Angriff nun auf ihn statt auf Ava. Ich hoffte inständig, dass wir nicht dauerhaft mit solchen Situationen hier zu tun haben würden. Wir waren nicht mal in einen richtigen Kampf verwickelt und hatten schon Blessuren davongetragen. Bei dem Tempo wäre bald nicht mehr viel von uns übrig. Ich versuchte meine Gedanken zu zerstreuen.

Das Gebäude vor uns war wahrlich eine riesige Kuppel, aber ohne ersichtlichen Eingang. Bis sich die Schlange einem bestimmten Punkt näherte. Dann öffnete es sich wie das Lid eines Auges. Im Inneren fand sich eine große Leere. Nur zwei Dinge gab es hier. Zum einen eine große Kugel mit einem kläglichen Rest an weißer Substanz. Definitiv ein Nexus! Daneben schwebte ein ziemlich zugerichtetes Augenvieh, dass starr in jenen Nexus blickte. Ihm fehlten einige der kleinen Augententakel und auch sonst wirkte es, als habe es einen harten Kampf hinter sich gebracht. Das zentrale Auge gar fehlte. An dessen Stelle prangte jedoch eine Nexussphäre. Mochte es auch wenig sehen, so konnte es sich wohl zumindest viel wünschen. Nur seine Heilung wohl nicht? Eigenartig.

Dieses verrottende Etwas war also Ocanar. Vielleicht hätten wir doch gute Chancen uns seiner zu entledigen. Doch zu welchem Preis. Hier kämen wir kaum lebend hinaus. Es sei denn … wir würden den Nexus einsetzen. Doch war Tiago nicht der Sphärenmeister? Und dann blieb da trotzdem noch das prall gefüllte Auge Ocanars. Wenn hier irgendwas schief ginge, wären wir nicht mehr als eine Randbemerkung der Geschichte. Ich hatte so viele Fragen, die sich gerade erst auftaten. Hier zu sterben war keine Option! Schöner Mut machender Gedanke, gefolgt von einiger beißenden Kälte in meinem Körper. Ich seufzte in mich hinein.

Tiago verließ uns und Ocanar begann sich nun uns zu widmen. Sein Blick blieb starr auf den Nexus gerichtet, sein Mund bewegte sich nicht. Aber eine Begrüßung hallte durch meinen Kopf. Mein Blick verzerrte sich und ich konnte kaum das Gleichgewicht halten. Den anderen schien es ähnlich zu gehen. Mein Körper wollte einfach nicht mehr reagieren. Kurz zuvor war mein Blick noch bei Juntos gewesen, welcher sich scheinbar auf einen Angriff vorbereiten wollte. Doch auch er rührte sich nun nicht mehr. „Es wäre besser es bliebe so“ dachte ich.

Ocanar donnerte weiter in unseren Köpfen. In wenigen Worten ließ er uns wissen, dass er sich genau im Klaren darüber sei wer wir sind und was wir wollten. Ob meines Gedankens, dass dies dann wohl das Ende der Reise markieren würde, folgte hingegen eine überraschende Wendung. Zunächst konnte ich mich zunächst wieder bewegen, der Blick klarte sich. Und zum Anderen machte er klar, dass der Nexus nicht voll genug sei, um Krathus Banner aufzuladen. Doch noch erstaunlicher war was er dann verlangte. Wir sollten für ihn Shadar Logoth töten. Das war keine kleine Überraschung. Scheinbar hatte der Drache Ocanar zwangsverpflichtet und ihm den ersichtlichen Schaden zugefügt. Ocanar war ein Gefangener, ein Spielball eines mächtigeren Wesens. Das Gefühl kannten wir.

Als er plötzlich direkt vor Krathus teleportierte hatten offenbar alle inzwischen das lähmende Donnern in ihren Köpfen unter Kontrolle gebracht. Sehr zu unserem Leidwesen. Jetzt war Ocanar nah. Und Juntos voller Tatendrang seinen scheinbaren taktischen Vorteil zu nutzen. Es war wie ein Münzwurf in meinem Kopf. Eher eine spontane Reaktion, denn eine wohl durchdachte. Würde Juntos angreifen, dann wäre die Kacke am dampfen. Doch ich wollte unsere Chancen definitiv erhöht wissen. So machte ich einen Zauber bereit …

Dann setzte Juntos sich in Bewegung und blieb einfach mitten in dieser stehen. Ava hatte irgendeinen Zauber angewandt, der ihn an Ort und Stelle hielt. Innerlich atmete ich erleichtert auf und ließ meine vorbereitete Energie verpuffen. Die Apokalypse dieser Gruppe war für einen weiteren Moment aufgehalten worden. So dachte ich. Ocanar jedoch ließ ein gleißendes Licht durch ein sich soeben gebildetes Loch in der Kuppeldecke kommen und richtete dessen Strahl auf Juntos. Es geschah nichts. Doch er warnte uns beim nächsten Mal würde er nicht so gnädig sein und einen wirklich mächtigen Zauber wirken. Obgleich Juntos wirkte, als habe ihn etwas durch Mark und Bein erschüttert brauchten wir Sicherheit. Ich erklärte ihm er solle ruhig bleiben, unser Ziel würden wir so nicht erreichen können. Glaubte ich wirklich er würde dem Folge leisten? Natürlich nicht, also setzte ich dem Ganzen einen Kontrollzauber oben drauf. Es wirkte. Seine Pulsschlagader am Hals war zwar kurz vor dem Bersten, aber er tat wie ihm befohlen wurde.

Nun war es Zeit mehr in Erfahrung zu bringen. Es gab einen Auftrag und dafür sollte es etwas im Gegenzug geben. Ocanar war … nun sagen wir, für unsere Verhältnisse war er erstaunlich normal. Ein verrottender Betrachter, Herrscher über eine ganze Region und definitiv nicht unser Freund, war gesprächsbereiter und zugleich weniger exzentrisch, als so manch ein Humanoid, dem wir begegnet waren. In meiner Erinnerung kam das Bild eines mumifizierten Zauberers hoch. Würden wir tun, was er verlangte, so ließe er Razora frei und würde unseren stärksten Alliierten nicht verkrüppelt zurücklassen. Damit spielte er auf die Hextor Legionen an, die gerade im Begriff waren auf Iris zu marschieren. Unser mächtigster Verbündeter waren diese … Leute. Sagte der „Allsehende“. Mein Blick fuhr wohl eher aus Gewohnheit in Garrets Richtung, als mir bewusst wurde was das hieße. Wir wollten mehr und leierten ihm zudem einen Betrachter für unsere Akademie aus den Tentakeln. Wobei es wohl eher in seinem, denn unserem Interesse lag dieses Angebot zu unterbreiten. Chrylax und ein Betrachter in Zoica.

Innerlich vorstellend wie ich meinen Kopf gegen die Wand schlug dachte ich nur „da braucht’s keine Untoten oder Drachen mehr vor den Toren, die Zerstörung kriegen wir ganz alleine hin“. Der Weg zu den neun Höllen ist mit guten Absichten gepflastert.

Ocanar freute sich diebisch, als wir den Deal eingingen. Er hasste Shadar, er hasste die Kobolde – welche er immer hofieren musste. Letztere würde er wohl demnächst auch mal ausbluten lassen. Doch würde er? Ich testete eine Theorie und gab zu bedenken, dass ein solches Verhalten sicherlich Shadar auf Ocanar aufmerksam machen würde. Die Folgen dürften wenig erfreulich sein, denn scheinbar hatte Ocanar schon das erste Mal dem Roten nicht viel entgegenzusetzen. Das nächste woran ich mich dann erinnere waren immense Kopfschmerzen und Dreck in meinem Gesicht. Telekinetisch schlug es mich zuerst gegen die Außenwand der sehr ausgedehnten Kuppel und dann auf den darunter befindlichen Boden. Mir tat so ziemlich jeder Teil meines Körpers weh, doch ich war sicher, dass ich einen Nerv bei Ocanar getroffen hatte.

Er mochte sich für so großartig halten, wie er wollte. So mächtig er auch sei, er war was das anging kaum weniger als wir. Einem mächtigeren Geschöpf untertan. Keinen Kobold würde er anrühren. Schwer zu sagen, ob es bloße Wut oder auch Angst war, die jene Reaktion bei ihm hervorrief. Dafür hatte ich gerade zu viel mit dem Zusammenkratzen von Kraft zum wieder aufstehen zu tun. Eines aber war klar: Ich hatte panische Angst. Hätte es zuvor den Deal nicht gegeben, dann wäre die Wand das kleinste meiner Probleme gewesen. Nichtsdestotrotz ergaben sich hier auch Chancen. Ocanar machte kein Geheimnis um sein umfassendes Wissen. Davon wollte ich Gebrauch machen. Und Ava scheinbar ebenso.

Ich wollte wissen wo meine Schwester sei und wie sie hieße. Er verlangte dafür eine Gegenleistung. „Was würde ihn wohl interessieren!?“ ging es mir durch den Kopf, als ich meine Hand in den zimmervollen Beutel steckte. Dann erspürte ich etwas. Auf den Kommentar hin, dass er von mir schonmal einen Vorgeschmack auf unseren Deal bekäme lachte er nur lautstark. Doch als ich ihm einen Drachenknochen entgegen hielt verschwand dieses Lachen in einer Mikrosekunde. Geradezu geifernd danach willigte er ein. Die Information, die ich erhielt war aber anders als erhofft. Ich wusste nun meine Schwester hieß Foamwave. Aber sie sei derzeit auf Mad Dog Maddoc’s Schiff, der Wavecrest. Ein paar Dinge machten nun „Klick“ in meinem Kopf. Es fügten sich einige vorherige Informationen zusammen und ein mulmiges Gefühl erhob sich in mir. Üble Voraussichten.

Ava hatte indes ihren Handel abgeschlossen. Eine mir bisher unbekannte Schriftrolle – nun ja, wir waren nicht unbedingt die engsten Freunde bisher gewesen – gegen Informationen über eine Arina. Ihre Freundin, die sie seit geraumer Zeit suchte. Die Antwort Ocanar’s war schmal. Da er dem unbekannten Inhalt der Schriftrolle nicht Ballzuviel Vertrauen entgegenbrachte, trotzdem neugierig genug war zu erfahren was drin stand, gab es zumindest diesen Satz: Ava solle diese Frage lieber der Baroness stellen, was diese mit ihren Opfern täte. Für uns eine super kryptische Aussage. Doch Ava schien damit vollauf zufrieden. Ich war mir nicht sicher, ob ihre kühle Reaktion darauf positiv zu werten war. Klang das doch eher nach einem unerwünschten Ergebnis für den Verbleib ihrer Freundin. Aus dieser andersartigen Ava wollte mir noch nichts zu recht klar werden. Und es beunruhigte mich. Wir hatten schon einmal einen Weggefährten, der sich eigentümlich verhielt. Doch wem machte ich etwas vor … ich reiste mit Garret und Krathus. Und hier neben mir stand noch ein mutierte Elf, der mich all meine Konzentration kostete unter Kontrolle zu halten damit er uns nicht alle sofort ins Grab zu schicken würde durch seine angestaute Wut. Dennoch …

Ocanar hatte indes Lust sich die Zeit anderweitig zu vertreiben. Razora sei frei, so sagte er. Gleichzeitig vernahmen wir einen Schrei. Ganz ähnlich war es als ich damals Juntos aus dem Stein holte. Doch draussen gab es mehr Lärm. Der Betrachter kündigte ein Event an. Das konnte ja nicht Gutes bedeuten. Wir begaben uns nach draußen und tatsächlich war Razora frei – gerade im Begriff den Haufen Steinstatuen zu erklettern. Wir wussten was dies hieß. Ocanar war nicht gerade subtil gewesen. An der Spitze würde sie versteinern. So setzte ich einen Zauber, rief sie in Gedanken, sagte ihr inne zu halten. Sie reagierte prompt und erstaunt. Ich lief näher und machte klar, dass sie frei sei und da runter kommen könnte. Doch ihr hatte man gesagt, dass alle Gefangenen frei währen und gehen könnten, wenn sie es schaffte die Spitze in der Zeit zu erreichen. Fassungslos starrte ich sie an, wie sie mich fragte was sie tun solle. All diese Leute aus Rachwood gegen Razora. Ich konnte, nein vielmehr wollte ich diese Entscheidung nicht treffen … Wie könnte ich sie jetzt aufgeben, nach allem was wir für ihre Rettung getan hatten. Ocanar hatte wahrlich Sinn für bösartigen Humor.

Meine Schultern wurden schlaff, die Arme baumelten an mir herunter. Der Blick verblieb auf ihr. Hinter mir machte sich allerdings Ava dafür stark, dass bei einem Erfolg mehr Verbündete zur Verfügung stünden und feuerte sie an. Innerlich schrie ich laut auf. Dann spürte ich aber den Ring weder bewusst an meinem Finger. Es würde Hoffnung geben sie zu befreien. Auf die eine oder andere Weise. Währenddessen setzte Razora ihren Weg fort, merkte aber klettern war zu ineffizient auf diesem Grund und setzte zu einem mächtigen Sprung an. Es gelang, sie stand triumphierend in nur wenigen Sekunden auf der Spitze … wo sie erneut versteinerte. Doch scheinbar hatte sie es tatsächlich geschafft diesen „Wettbewerb“ zu gewinnen. Ocanar wies an alle Gefangenen freizulassen und sie fortan nicht mehr mit ihnen zu „spielen“. Die Massen an Augenviechern da draussen war geradezu geschockt. Und obgleich er seine Gefangenen freilassen musste gab es da dieses hämische Lachen Ocanar’s in unseren Hinterköpfen.

Wissend um die Tatsache, dass er zuhörte gab es da nun den Rückweg zu klären. Wie erwartet hatte dies einen neuen Deal zur Folge. Wir könnten alle die Höhle nutzen, doch das würde deutlich teurer werden, als die kleinen Deals von vorhin. Ava war schon kurz davor das Buch anzubieten. Doch ein Bauchgefühl sagte mir, dass wir dieses lieber bei uns behalten sollten. Also zog ich das einzig Nützliche aus meiner Tasche, dass wohl wertvoll genug wäre. Ich haderte allerdings auch hier mit mir. Den Kessel mit Leerenenergie, den die drei mitgebracht hatten, an Ocanar zu geben war wohl auch nur eine bedingt gute Idee. Doch das Buch schien mir fataler. Ocanar willigte ein und zog es zu sich in die Kuppel. Doch scheinbar widersetzte sich der Kessel zeitweise? Was konnte die Leerenenergie bewirken gegen Ocanar oder die Nexusenergie? Diese Fragen mussten nun aber warten. Wir mussten von hier weg und das so bald wie möglich. Der Betrachter konnte jetzt jederzeit uns den Rückweg offenbaren.

Im Versuch Razora von dem Steinhaufen zu bekommen war mein erster Impuls mit ein paar anderen hochzuklettern und sie runter zu tragen. Ava intervenierte. Wir wären kaum in der Lage sie zu stemmen, oder gar nicht zu versteinern dort oben. Innerlich fluchte ich, versuchte dann aber mit telekinetischer Magie mein Glück. Der Bereich war übersät mit Augenviechern. Eines von ihnen erblickte mich bei dem Versuch, was wohl scheinbar meinen Zauber konterkarierte. Es war zum verrückt werden. Sie würde nicht hierbleiben. NIEMALS!

Dann hatte Krathus mit seiner chaotischen Art eine hilfreiche Idee. Er rief aus heiterem Himmel „Schaut, das Lama ist wieder da“. Woraufhin alle Augenviecher sofort abgelenkt waren und in eine von ihm gedeutete Richtung blickten. Als ich gerade dabei war Razora mit letzten verbleibenden magischen Kräften herunterzuholen versagte die Ablenkung. Woraufhin der Kobold schließlich einfach in eine andere Richtung zeigte wo das Lama nun sei. Scheinbar waren diese Dinger nicht sonderlich helle hinter ihrem Primärauge. Sie fielen erneut herein. Er hatte damit genug Zeit erkauft, dass ich sie herunter bekam und Ava den Ring einsetzte sie zu entsteinern. Ich atmete erleichtert auf. Derweil entließ ich Juntos aus meinem Bann, nachdem ich ihm sagte er solle sich zusammenreißen und es mir nicht übel nehmen. Die Folge war, dass er seiner Schwester direkt im Anschluss auftrug mir eine zu verpassen. Was sie anstandslos tat … und mir gleich darauf einen dicken Kuss aufdrückte. Sichtlich zu Krathus Verwunderung – und ich denke auch zu Juntos’.

Wir versammelten die ehemaligen Gefangenen. Dann kam Tiago mit etwas in der Hand angerauscht und begab sich ins Innere der Kuppel. Erneut hallte seine Stimme in unseren Köpfen. Wir sollten wohl auch kommen. So standen wir ein weiteres Mal vor Ocanar und dem Nexus von Iris. Was wir da aber zu sehen bekamen war verblüffend. Tiago versuchte eine geladene Sphäre zurück in den Nexus zu leiten. Ein nicht unerheblicher Teil ging dabei verloren. Scheinbar war das keine Prozedur die so gedacht war. Doch der Nexus hatte eine deutlich annehmbarere Füllung. Ocanar ließ uns nunmehr wissen, dass nun klar sei war wieso der Preis für unsere Rückreise erheblich war. Krathus sollte nun sein Banner aufladen lassen. In einer Stunde wäre es fertig. Wir seien solange hier drin aber nicht willkommen.

Versammelt vor der Kuppel legten wir eine kleine Rast ein. Wir informierten die Rachwood’ler über die Ereignisse ihrer Freilassung. Sie hatten ob des verlorenen Gemetzels und der Einkerkerung hier einen eher gebrochenen Geist. Erst einmal in Freiheit würde sich das sicherlich wieder geben. Diese Leute waren nicht gerade weichlich. Ich wunderte mich nur, ob ich mich jemals von alledem erholen würde. Die Erkenntnisse der letzten Zeit waren ein Gewittersturm an Scheiße, der mich gefühlt unter sich begrub. Ocanar’s Befehl Shadar zu töten war ein schlechter Witz. Die Macht, der wir hier in Iris schon gegenüber standen war extrem. Wir hatten alliierte, die sich nicht scheuten ob ihrer Überzeugung eine Stadt mit Frauen und Kindern über die Klinge springen zu lassen – dass die Untoten angreifen würden schien ihnen egal. Hatte der Halbling nicht auch eine Stadt in den Händen einer Drachenbrut gelassen, die vermeintlich ein halber Shadar ist? Und dann war da meine eigene Familie … Nimmt man es genau, dann hätte ich kaum mehr gelitten, wenn ich in Ailamere geblieben wäre. Oder … ich schaute zu Garret, als er nicht hinguckte, ich IHM nie begegnet wäre. Ehrlicherweise waren es am Ende waren aber meine Entscheidungen, die mich hierher getragen hatten.

Einst wollte ich nur meinem „Gefängnis“ entfliehen, meinen Weg durch diese Welt ohne Bürden gehen, mächtiger werden um eine letzte Schuld zu begleichen – eines Tages. Es hat sich so vieles verändert. Meine Gedanken kreisten noch eine Weile. Was mich erstaunlich glücklich machte war Razora zu beobachten, wie sie sich um die ihren kümmerte. Als mich der Gedanke ereilte, dass ich sie in Sicherheit wissen wollen würde, musste ich über mich selbst lachen. Als ob diese Frau jemals auf sicher spielen würde. „Sag dem Regen, dass er nicht nass sein solle.“

Die Stunde verging und Krathus durfte sein Banner holen gehen. Ocanar machte klar, dass damit alles getan wäre und wir nun gehen sollten. Sollte das aufgeladene Banner schon die sichere Rückkehr durch den wurmverseuchten Tunnel sein? Wir testeten uns voran. Die Würmer verkrochen sich voller Panik, als Krathus auch nur in ihre Nähe kam. So zogen wir davon. Mit wesentlich mehr, als wir erhofft hatten.

Juntos gab auf dem Weg noch Hinweise zum Bärenvolk das Jenseits von Rachwood lebte. Ursula und ihr Stamm waren wohl ziemlich angesehen in den Kriegerkreisen von Rachwood. Dies ließ er uns wissen, als wir über eine Bleibe für diese Heimatlosen sprachen. Zoica und die Umgebung wurden abgelehnt. Aber die Idee mit den Bugbears sich einen Ort zu teilen fanden sie Wiederrum gar nicht so schlecht. Die seien ähnlich hoch angesehen als Krieger.

Derweil ließ ich Arem und Chrylax wissen, dass ein Betrachter auf dem Weg ist die Akademie zu ergänzen. Vielmehr schrieb ich aber auch der mir bisher noch nie persönlich vorgestellten Halbelfe Layara wegen Hinweisen zu meiner Schwester. Ihre Gruppe war zuletzt in Ailamere. Wer weiß was sie dort in Erfahrung gebracht hatten.

Wir rasteten vor dem Höhleneingang, als wir diesen verließen. Es gab ein paar Ideen was nun geschehen sollte. Auf jeden Fall führte der Weg über das Portal in Ostracitoren nach Zoica. Dann sollte mit Angstrum bzw. Toefel gesprochen werden, was die Unterbringung der Rachwood’ler anging. Garret müsste vielleicht auch mal wieder einen Blick in „seine“ Stadt werfen. Wer weiß was der Zinnsoldat, oder Posetine so taten. Aber für mich gab es einen starken Drang nach Ailamere zurückzukehren. In diese verfluchte Stadt. Ava versuchte ihre Suche nach Arina als Ansatz dafür zu nehmen, dass ich mich um die „unwichtigeren“ Dinge später kümmern könnte – so wie sie auch. Kann nicht sagen, dass ich ihr zustimmen konnte. Insbesondere aufgrund dessen, wie sie sich zuletzt verhielt. Und dann ergriff mich ein Gedanke, während ich in das Lagerfeuer starrte. Nach all den Erlebnissen hier … vielleicht könnte man einfach einen weiteren Pakt schließen, lediglich mit einem anderen Teufel …