• Sonntag, 20. April 2025 04:15

Sitzung 84

Anarath
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Ihr Fall war zum Glück nicht so tief. Aber meine Überraschung so groß, dass ich nicht mal instinktiv reagieren konnte ihnen den Aufprall zu ersparen. Juntos sofortige Reaktion zu ihrem Auftauchen war geprägt von Missfallen über die, aus seiner Sicht, körperlichen Unzulänglichkeiten meiner Freude. Krathus landete stumpf auf seinem Hintern, wohingegen sich Garret sauber abzurollen wusste. Ava hingegen klatschte wie ein nasser Sack einfach auf den Boden, ohne jede Regung. Was war hier geschehen? Die Fragen türmten sich in meinem Kopf. Zwei von dreien ging es offenbar soweit gut. So versuchte ich herauszufinden was mit Ava passiert war und machte es ihr derweil etwas bequemer. Kann nicht sagen, dass die beiden eine große Hilfe bei der Aufklärung gewesen wären. Garret’s Gesichtsausdruck sprach dieselbe ahnungslose Sprache wie sonst auch. Angeblich war alles ok gewesen. Zumindest freute sich Krathus darüber Juntos zu sehen. Eine weitestgehend belanglose Erkenntnis.

Da von unserer Begleiterin erst einmal keine Reaktion zu erwarten war spielte ich den Ball nun zu den beiden anderen hinüber. Ich wollte genau wissen was sich ereignet hatte. Sie erzählten eine skurrile Geschichte. Der von Taya erwähnte Bugbear spielte eine nicht unerhebliche Rolle darin. Sie seien in einer parallelen Welt gefangen gewesen. Dieser hier sehr ähnlich und doch mit bedeutenden Unterschieden. Trafen dort allerlei bekannte und unbekannte Personen. Wohl unter Anderem Zerrbilder von Al’chara und Layara, sowie auch einen Mann Namens Monta Kren – der wohl ein Dreh- und Angelpunkt ihrer Unternehmungen wurde. Sie hatten sogar einen Nexus gefunden. Krathus’ Banner sog sich gar mit dessen Energie voll. Erklärte zumindest den grünen Bommel der da kreiste. Ihr Bugbear Begleiter war wohl zurück geblieben. Hatte aber irgendwie eine Nexuskugel ergattert und sie damit zurück nach Hause geschickt. Die Erkenntnis, dass dieses Geschöpf für einen Loganar arbeitete und dies ein Abkömmling von Shadar war machte dies alles noch verwunderlicher. Das musste erstmal alles verdaut und in Relation gesetzt werden.

Mein Kommentar zu den Ereignissen des alternativen Sylvanar betreffend und wie sich manche Dinge wohl überall gleichen würden ließ Juntos hingegen unerwartet allergisch reagieren. Erst brachte er nur kryptisch etwas raus, aber ich ließ nicht locker. Und siehe da. Die Passivität Sylvanar’s, während Ark’Therion vor Jahrzehnten seinen Untergang durch die Hextor erlitt, war auf einen gleichzeitig geführten Krieg mit den Echsenmenschen zurückzuführen. Als ich ihn wissen ließ, dass ein angeblicher Dämon aus deren Region gerade auf dem Weg nach Sylvanar sei bekam ich dafür einen Stein an den Kopf. Herzallerliebst. War ja nicht so, als hätte er zuletzt mit Informationen um sich geschmissen.

Doch das Gespräch mit den beiden anderen war noch nicht vorbei. Offenbar hatte Krathus sich in der Abwesenheit dieser Welt recht viel an der Vorgehensweise Garret’s orientiert. Obgleich keine Revolution, dann doch eine Art Erstürmung des geltenden Herrscheranwesens war seine Lösung für ihr Problem zum Ende hin. Für einen Moment schrie eine warnende Stimme in meinem Inneren ganz laut auf. Nun ja, sie hatten es zumindest wieder zurück geschafft. Mit mehr Glück als Verstand, so schien es. Irgendwie vermutete ich, dass Ava die Dinge nicht so simpel betrachtet hatte, wie es die beiden halben Portionen taten. Doch sie war trotz der langen Erzählung noch immer bewusstlos. Was zum Einen Fragen unmöglich machte, mich aber zum Anderen extrem besorgte.

Derweil erläuterte ich den beiden meine Beweggründe für die damalige überhastete Abreise. Und nicht zuletzt was auf dem Weg passiert war. Bei weitem nicht so viel dramatisches wie bei ihnen, aber ausreichend.

Irgendwann gegen Abend ertönte dann Ava’s Stimme aus dem Nichts. Sie war endlich erwacht. Ich war heilfroh. Doch die Art wie sie sprach war milde gesagt irritierend. Rational, aber kalt. Natürlich erwartete ich keine freudestrahlende Umarmung oder so … eher einen Tadel. Beides blieb aus. Sie freute sich angeblich mich zu sehen, sagte sie. Doch hatte sie dabei etwa so viel Ausdruck im Gesicht, wie eine Steinwand. Mein verwirrter Blick traf auf den von Garret, welcher hingegen wieder Ahnungslosigkeit zur Schau stellte.

Wir waren gerade dabei einen Plan zu entwickeln die Höhle zu durchqueren, als sie die Stimme erhob. Und dort setzte sie dann auch nach der sehr kurz gehaltenen Begrüßung direkt an. Es kam ein verbaler Wasserfall an Gedanken aus ihr, der trockener in der Art ihrer Tonlage nicht sein konnte. Mit nicht zuletzt beunruhigenden Inhalten, die darauf hindeuten, dass sie ein Opferlamm in Verkörperung von Snurba zu wünschen schien, um den Durchgang testen zu können. Es war grotesk. Das war doch nicht dieselbe Ava, die ich vor etwas länger als einer Woche mit den beiden Torfnasen hatte ziehen lassen. Wir waren zwar nicht unbedingt einer Meinung gewesen, aber ich hatte den Eindruck, dass wir langsam auf einen gemeinsamen Nenner kamen. Uns annäherten.

Nachdem wir rudimentäre Ideen ausgetauscht hatten wie wir uns der Höhle annehmen sollten, rotierte es in meinem Kopf. Alles was von ihr kam war so fremd. Wer war diese Person!? Was verdammt nochmal war da drüben mit ihr geschehen!? Hatten sie ein Zerrbild von ihr mitgebracht, statt des Originals? Ich griff mir Garret und verlangte mehr zu erfahren. Dabei war ich kaum freundlich. Auf irgendeine naive, oder gar nutzlose Antwort konnte ich gerade überhaupt nicht. Hätte es besser wissen müssen … natürlich behauptete er keine Ahnung zu haben. Doch es kam raus, dass sie wohl schon länger emotional am Driften war. Krathus kannte sie nicht so gut, aber Garret hätte darauf reagieren müssen. Wieso er das nicht tat war mich völlig unverständlich. Er dachte wohl es sei alles okay, die fängt sich schon. TICKTE DER NOCH GANZ SAUBER!? 

Bevor ich drohte zu zerplatzen folgte ein Schubs in Ava’s Richtung und die klare Anweisung an ihn herauszufinden was mit ihr nicht stimmte. Diesem Kerl folgte das Chaos überall hin und hinterließ nur verbrannte Erde. Sogar in den Köpfen seiner Mitreisenden. Unglaublich.

Derweil wechselte ich noch einmal ein paar Worte mit Krathus. Ich musste sicherstellen zu verstehen auf wessen Seite er stehen würde. Was seine Pläne waren und ob wir Gebrauch von den Kräften des Banners machen konnten. Es war allerdings ernüchternd. Wir konnten uns dem Ritual anschließen, damit die Macht des Banners zunutze machen, aber eine Unterbrechung des täglichen Rituals würde auf Kurz oder Lang die Aufmerksamkeit Shadar’s auf denjenigen ziehen. Und was den Kobold selbst betraf hatte er nur das Ziel Razora zu befreien. Danach wollte er fliehen. Mir blieb unklar wohin er fliehen wollte. Zumal Razora kaum so denken würde, dachte ich in mich hinein. Alles bisher erzählte plus diese letzte Aussage ließ kein anderes Ergebnis zu … wir würden fortan mit zwei Garret’s reisen. Vor meinem geistigen Auge malte ich mir aus was das bedeuten würde. Hätte schwören können, dass ich für einen Moment eine einsetzende Hirnblutung spürte.

Garret hatte anscheinend keinen Erfolg gehabt irgendwas herauszufinden. Laut Ava selbst ginge es ihr gut. Sie hätte wohl einfach nur „dazugelernt“. Nicht zuletzt wegen seiner Handlungen. Das ließ wohl auch ihn zweifeln, hatte ich den Eindruck. Wäre zumindest ein Fortschritt.

Es war spät. Kopfschmerzen plagten mich ob der Geschehnisse. Und morgen würden wir gemeinsam weiterreisen, um nach Iris zu gelangen. So vieles war ungeklärt, fühlte sich falsch an und zeitgleich notwendig. Als ich mich schlafen legte, durchfuhr mich ein besonders kalter Schauer. Er ging durch Mark und Bein. „Grabeskälte“ im Volksmund. Ein Omen dafür, dass der Weg vor einem das Ende markierte. Im Versuch es als Aberglauben abzutun und das hier herrschende Klima dafür verantwortlich zu machen schlief ich irgendwann tatsächlich ein.

Gegen Morgen weckte uns Ava. Diese Augenviecher hatten uns erspäht und führten eine Diskussion darum, was sie nun tun sollten. Doch mein Blick verharrte auf Ava. Über Nacht hatte sie sich eine neue Optik verpasst. Ein martialischeres Auftreten durch Bemalung und Frisur. Sie beschwor magisch ihren Bogen, ich sah es im Augenwinkel, worüber sie selbst kurz aber bloß marginal erstaunt war. Dann wies sie mich an nach oben zu blicken. Für wie lange mein Blick wirklich auf ihr blieb wusste ich nicht. Aber was ich dort vor mir sah war ein Warnzeichen, dass es nicht zu unterschätzen galt. Und mich in Untiefen von Verwirrung stürzte. Beiläufig rief ich hoch, dass wir Pilger seien. Erst danach löste sich mein Blick von ihr. Darauf reagierten die Mehräugigen mit Unmut.

Die Viecher verschwanden. Ava machte sofort klar, dass ich mich als Herold des Pilgers ausgeben sollte. Krathus sollte in Zukunft auf mich und nicht Garret hören. Fest umwoben in meiner Irritation stand ich einfach nur da. Kurz darauf tauchte ein größeres Wesen dieser Art auf. Es hatte so etwas wie eine Gondel bei sich und ließ sie einfach vor unsere Füße knallen. Als das große Vieh Krathus dann aber fragte wer wir anderen seien und „Sklaven“ zur Auswahl stellte, hatte der Kobold schon wieder vergessen, was ihm soeben gesagt wurde. Antwortete er doch glatt mit einem „ja“. Ich unterdrückte den Impuls meine Handfläche gegen den Kopf zu schlagen. Zumindest sorgte er dafür, dass wir im Nachgang alle eine Mitfluggelegenheit bekamen. Auch wenn dies nicht im Interesse dieses fliegenden Auges war.

Wir überflogen das Gebirge in kürzester Zeit und kamen schon bald an einem Ort an, der uns als Iris vorgestellt wurde. Es gab unzählige Gänge und Höhlen in der primären Gebirgswand. Auf ihr thronte ein riesiges einer Arena ähnelndes Gebäude. Beim Herflug hatten wir hingegen gesehen, wo die Höhle ihren Ausgang zu haben schien. Ein Stück weiter gab es einen übergroßen Haufen voller steinerner Statuen, die alle nach etwas zu greifen schienen. Ich bekam Erinnerungsschübe aus Rachwood. Und schließlich wurden wir direkt vor einem Wesen abgesetzt, dass ich noch nie zuvor gesehen hatte. Doch seine Beschreibung kam Snurba’s Erzählung verdächtig nahe. Eine Schlange mit vielen Augen. War dies etwa der Sphärenmeister Tiago … ? „Grabeskälte“ dachte ich nur und erstarrte.