• Freitag, 31. Januar 2025 15:56

Sitzung 106

Anarath
0 Kommentare

Der folgende Raum stand in einer dicken Schicht von Säure. In der Mitte stand ein gigantisches Holzfass, optisch ähnlich denen in Brauereien. Zunächst versuchten wir schnellstmöglich auf die Oberseite zu gelangen, um uns vor den Auswirkungen des toxischen Bodens zu schützen. Doch der Aufstieg war nicht ohne Hürden. Oben angekommen stellte sich schnell heraus, dass das Fass eine Art Eigenleben hatte. Unverhofft sprang eine Klappe auf und versuchte besonders Garret aus dem Tritt zu bringen. Wie durch ein Wunder klebte er beinahe an der Oberfläche und vermochte das heruntergelassene Seil und damit uns zu halten.

Weiter dabei uns nach oben zu ziehen hatte der Halbling aber noch mehr zu erdulden. Ein in der Mitte des Deckels sitzender großer Korken ploppte in die Höhe. Aus dem nun offenen Loch schoss eine Flüssigkeit heraus. Nur mühsam war ein Halt möglich. Weiter unten bemerkte ich auch, dass es sich dabei um Bier handelte. Wie es den säurehaltigen Boden berührte, verpuffte es in einem kurzen Zischen. Mussten wir für diesen dämlichen Test nunmehr das Fass zerbersten und das Bier ablaufen lassen? Ich zweifelte am Verstand Shadar’s – und seinem Humor.

Oben angekommen versuchten wir uns zu orientieren. Ich setzte mich stumpf auf den Korken, um ein erneutes Hochschießen zu erschweren oder gar zu verhindern. Diese Idee jedoch schlug fehl. Schon im nächsten Augenblick flog ich mitsamt des Korkens in die Tiefe. Irgendwas jedoch bremste meinen Fall, verhinderte aber nicht, dass ich ein erneutes Säurebad nahm. Mit letzter Kraft gelang es mich erneut nach oben zu hieven. Kurz darauf hatten sich Krathus, Garret und Calas sich allmählich dem Loch zugewandt. Krathus schien etwas im Inneren zu sehen. In typischer Koboldmanier sprang er ohne nachzudenken hinein. Ich fürchtete das Schlimmste. Sollte ich Razora erklären müssen wie er in einem Bierfass ertrunken sei … nun, sie würde es wohl verstehen. Es war aber nichts, was ich gutheißen konnte.

Auf Krathus folgte Calas, der mit seiner Plattenrüstung ebenso auf Tauchgang ging. Waren die alle verrückt geworden? Was immer da drin war konnte doch ebenso von außen dazu gezwungen werden herauszukommen. Einen brauchbaren Zauber hätte ich sogar gehabt, es wäre aber einige Vorbereitungen nötig gewesen. So entschied ich instinktiv die beiden verwandeln zu wollen, erinnerte mich aber noch daran, dass Calas diese Dinge stets komplizierter machte. Daher fokussierte ich mich zunächst auf Krathus und verwandelte ihn in einen riesigen Oktopus, bevor ich mir etwas für den eigentlich weiseren Schuppenträger überlegte.

Der Kleine fand scheinbar Gefallen an seiner neuen Form. Nun fing er an wild im Kreis zu schwimmen, erzeugte so einen starken Sog. Calas konnte ich nur schwer ausmachen, doch glaube ihn jetzt panisch um sich schwingend zu sehen. Obgleich weniger koordiniert als sonst hatte dies aber Erfolg. Das Fass sprang ein einer Stelle auf, das Bier begann dort herauszufließen. Eine Warnung telepathisch vorausschickend griff ich in die Zaubertrickkiste und sorgte dafür, dass Calas an die Oberfläche kommen würde. Vermutlich wäre er wohl mit dem Kopf gegen den Deckel geschlagen, doch das abfließende Bier hatte genug Raum zwischen der Obergrenze der Flüssigkeit und dem Deckel gebildet. Beide waren somit erst einmal nicht mehr in Gefahr zu ertrinken. So atmete ich innerlich tief auf.

Nachdem Garret sich die Tinte aus dem Gewicht hatte, welche Krathus in seiner offenbar übertriebenen Freude in dessen Gesicht gespritzt hatte, erweiterte er nun das Loch von aussen. Von unten zischte es heftig ob des konstanten Bierflusses in die Säure. Nun sahen wir sehr viel besser was sich im Inneren abspielte. Es musste so etwas wie ein Elementar gewesen sein … ein Bierelementar? Von solchem Unfug hatte ich ja noch nie gehört. Garret nahm es als Gottesgeschenk und hatte nichts Besseres zu tun, als während all seiner Aktionen konstant Proben vom Bier zu sammeln. Es war ein Irrenhaus.

Nachdem wir einiges an Schaden am Elementar gemacht hatten, versuchte es noch in einem letzten verzweifelten Akt das Loch abzudichten. Dabei scheiterte es schlussendlich. Zusammen mit den Resten des Bieres floss es hinab und fand ein jähes Ende. Damit war dann auch die Säure neutralisiert worden. Die Tore öffneten sich. Angeschlagen zogen wir weiter.

In diesem Raum war es ziemlich dunkel. Vier Säulen waren zu erkennen und an diesen hingen jeweils ein Amulett etwa mittig in der Höhe zum Raum. Im Zentrum des Raumes fand sich ein Podest mit vier rundlichen Öffnungen. Scheinbar war es möglich die Amulette dort einzusetzen.

Zunächst aber brauchten wir eine Pause, oder zumindest Heilung. Krathus setzte sofort an Garret und mich entsprechend aufzupäppeln. Irgendetwas aber wirkte auf seinen Zauber ein. Obgleich er nicht negiert wurde, kam es jedoch zu abnormalen Nebeneffekten. Erst fielen ihm die Hörner ab, dann schrie er jedes Wort, ein Nebel legte sich um uns, eine merkwürdige Kreatur huschte durch den Raum, Krathus wuchs zu unserer Verblüffung gute 30 Zentimeter in die Höhe und zuletzt erschienen ein Haufen Schmetterlinge um ihn herum. Und eigentlich reagierte er nur auf die letzten beiden Effekte. Größer zu sein fand er großartig und wegen der Schmetterlinge wunderte er sich lediglich sein Banner doch gar nicht eingesetzt zu haben. Mir war damit auch eines ganz klar geworden: Die Aufgabe ausgerechnet diesen Kobold als Ziehsohn zu haben bedeutete noch viele Migräneanfälle in der Zukunft. Gleichzeitig war es aber auch bemerkenswert wie unbeschwert er alles nahm.

Nachdem wir nunmehr einigermaßen frisch waren, widmeten wir uns den Amuletten, welche verschiedenste Symbole beherbergten. Eines war mit Runen beschrieben, eines hatte einen Ledersack darauf, ein anderes ein Schwert und das Letzte ein Kreuz. Auf dem Podest stand etwas in fünf Zeilen geschrieben. „A Gem, Sprite, if the, Freight, Doors Open“

Ad hoc hatte niemand eine Idee und so packte sich Garret im Versuchsverfahren Amulette und setzte sie ein. Das Amulett mit den Runen war nun ganz oben angeordnet und schien keinen Effekt zu haben. Als er aber das Schwert in die zweite Öffnung steckte kippte der Halbling einfach um. Als wir ihn wieder stabil hatten dachte ich eine Eingebung zu haben und setzte den Sack an dritte Stelle. Nichts geschah. Als Omen nehmend auf dem richtigen Weg zu sein blieben für das Schwert und Kreuz nur noch jeweils eine Option. Das Kreuz ging an die zweite und das Schwert an die erste Stelle. So öffneten sich erneut die Portale.

Zwar hätten wir deutlich mehr Erholung benötigt, doch wussten wir, dass die Portale nicht lange offenbleiben würden. Recht ausgebrannt und mit mindestens noch zwei Räumen rechnend schritte wir hindurch.

Dieser Raum hatte vier Runenkreise am Boden und zwei davon waren umgeben von größeren leuchtenden Bereichen. In der Mitte standen uns drei Orks gegenüber. Wenngleich diese ziemlich verunstaltet aussahen, mit Ausnahme der eher martialischen Anführerin zwischen ihnen. In der Hoffnung vielleicht diesmal auf willige Gesprächspartner zu treffen, zeigte ich mich ungefährlich und lud ein zunächst zu reden. Die Frau machte den Eindruck diese Geste erwidern zu wollen. Für einen Moment freute ich mich über diese Abwechslung und die Hoffnung eventuell ohne Blutvergießen auskommen zu können. Doch ihre gereichte Hand war eine Finte und ich fiel wie ein blutiger Anfänger darauf herein. Kurz darauf wurde es auch schon schwarz.

Als ich die Augen wieder aufschlug sah mir Krathus mit einem sehr energischen Blick direkt ins Gesicht. Dann huschte er herum schlug auf die „Orkdame“ ein. Er traf. Ein gleißendes Licht folgte dem Hieb. Die Energie dieses Angriffs zerfetzte sie regelrecht, so dass sich ihr Körper in mehr oder weniger schon fast flüssiger Form über alle Umstehenden ergoss. Ich war sprachlos … und auf eine verdrehte Art unglaublich stolz.

Leider hielt die Freude über das reduzierte Problem nicht lange an. Das Tückische in diesem Raum war das stetige Wiederkehren unserer Feinde. War einer umgefallen, so erschien er kurz darauf erneut in der Mitte des Raumes. Wir hatten inzwischen ermittelt, dass die zwei größeren Bereiche jegliche Magie negierten. Eine Hilfe war es bisher aber nicht gewesen.

Wir positionierten uns neu, versuchten weitere Taktiken. Es musste etwas mit den Runenkreisen auf sich haben. Einen der Orks darin seinem Ende zuzuführen hatte aber einen Effekt. Es stellte sich die Frage was passierte, wenn wir darin Platz fänden. Wie immer wir dies auflösen wollten, es musste schnell geschehen. Unsere Ausdauer Kämpfe zu führen schwand zusehends.