• Sonntag, 20. April 2025 00:29

Sitzung 105

Anarath
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Der nächste Raum stand vor Hitze. Es erinnerte stark an Cindercrest, besonders die mit Lava gefüllten Becken. In der Mitte stand eine Kreatur, die sowohl humanoide Bestandteile wie auch die eines Skorpions hatte. Vornehmlich war der Oberkörper ähnlich dem eines Menschen. Auf dessen Brust prangte ein goldenes Symbol. Es hatte Ähnlichkeit mit einem auf dem Kubus. Als wir so plötzlich vor dem Wesen standen schien es geradezu erfreut. Offenbar war jedes Leben hier drin schon über längere Zeiträume hier gefangen. Ausgehend von der Masse des Ungetüms und dem Fakt, dass es zur Abwechslung mal mit uns sprach, wollte ich es davon überzeugen mit uns zusammenzuarbeiten. Obgleich es in freudiger Erwartung neue Spielobjekte zu haben auch gleich einmal zuschlug.

Doch das übereifrige harte Durchgreifen von Krathus und Calas erwies sich als Auslöser dafür, dass es nun ernst machte. Wahrlich war dies keine Überraschung. Obgleich ich versuchte direkt einen sicheren Bereich in diesem arg begrenzten Raum aufzusuchen, ließ mich die Reaktion wortwörtlich fast aus den Latschen kippen. Zunächst kam ein direkter Angriff auf mich, den Krathus unerwartet zu blocken versuchte. Danach bebte der Untergrund und sorgte für den ein oder anderen Fallschaden. In was für einem grotesken Spiel waren wir hier nur gefangen? Beobachtete der rote Dreckssack uns die ganze Zeit bei diesem Spießrutenlauf?

Garret preschte als nächstes nach vorne und erwischte das Biest direkt auf dem goldenen Emblem, was es mit einem Mal erstarren ließ. Es war ungewöhnlich und absurd. Zumindest erwies sich das Gespür des Halblings diesmal als nützlich. Erneut öffneten sich die rot leuchtenden Tore. Wieder gab die Münze keine Reaktion. So durchschritten wir das nächstbeste Portal.

Was uns nun erwartete war etwas Zeit zum Durchatmen. Ein Podest stand mittig und zwei Rednerbereiche, ähnlich in einem Gerichtssaal, jeweils rechts und links davor. Auf dem Podest saß eine Taube? Es war Zeit eine Pause einzulegen. Die Taube jedoch hatte eine andere Idee. Sie sprach und erklärte, dass wir nun in „Meta’s Gaming Show“ wären. Was immer das nun wieder sein mochte. Offenbar ging es darum eine Reihe von Fragen zu beantworten, dabei traten wir aber in Zweierteams gegeneinander an. Kurzerhand schlossen Krathus und ich uns zusammen. Da wir aber befürchteten, dass dem Verlierer irgendetwas obskures passieren könnte, trafen wir die Abmachung auf ein Unentschieden hinzuarbeiten.

Nach einer Reihe von sehr irritierenden Fragen und selbiger Antworten zeigte sich schnell, dass wir etwas manipulieren mussten, um unser Ziel zu erreichen. Schlussendlich erwies sich die Befürchtung aber als grundlos. Tatsächlich bekamen die Gewinner Garret und Calas so etwas wie einen Gewinn. Calas erhielt eine protzige Statue von sich selbst und Garret ein Piano unfassbarer Qualität. Es musste ein kleines Vermögen wert gewesen sein. Als er anfing etwas darauf zu spielen fühlten wir uns unerwartet erholt. Die Prellungen von der Bekanntschaft mit dem Boden im letzten Raum waren in kurzer Zeit verschwunden. Dann bemerkten wir aber wie sich die Tore begannen zu schließen. Eigentlich waren sie sogar schon zur Hälfte geschlossen.

Eilig hasteten wir hindurch. Lediglich Calas ließ sich extrem viel Zeit. Als er dann hindurch wollte blieb er plötzlich stecken. Dieses verdammte Portal war dabei ihn in zwei Teile zu spalten. Intuitiv setzte ich zu einem Zauber an ihn in eine flüchtigere Form zu verwandeln. Aber er schien sich dem Zauber zu verweigern? Was zur Hölle ging nur in der Echse vor sich? Er war im Begriff zu sterben und widersetzte sich der Hilfe. Garret und Krathus versuchten ihn zu ziehen, hatten aber wenig Erfolg. Zwar fürchtete ich darum ihn damit einem gewaltsamen Ende zuzuführen, doch einzig verblieb ein telekinetischer Zauber. So ließ ich die Magie wirken. Das Ergebnis war zeitgleich hilfreich wie unangenehm.

Calas Rüstung war der Ankerpunkt beim Steckenbleiben gewesen. Daher war die volle Intensität des Zaubers notwendig. Als schließlich die Rüstung den dicksten Punkt überwunden hatte zog die Kraft ungebremst an Calas’ Körper. Er schoss schneller als jeder Pfeil aus einem Bogen heraus und heftig in das hinter uns befindliche Ungetüm donnerte, welches wir bisher ignoriert hatten. Ich seufzte. Damit war auch hier eine friedvolle Lösung undenkbar geworden.

Ein schneller Blick zeigte, dass wir auf Bergen von Gold standen. Und das Ding vor uns war eine gigantische ochsenhafte Kreatur. Sie war einem Drachen nicht unähnlich, wenngleich etwas kleiner, gedrungener und ohne Flügel. Krathus hatte scheinbar schon vor uns etwas „Freundschaft“ mit ihr geschlossen. Ich versuchte wieder eine günstigere Position zu finden. Aber nachdem Krathus völlig verblendet nach dem Gold um sich herum griff wurde er zugleich das Primärziel der Echse. Sie holte tief Luft, dann umfing ihn ein goldener Atem … und ebenso mich, da sich der Kobold direkt vor mir aufhielt. Das Vieh spuckte flüssiges Gold. Zum Glück war ich Hintze gegenüber stets resistenter als andere Personen, aber das nun erkaltende Metall musste ich schleunigst wieder loswerden.

Kurz darauf zeigte sich, dass auch dieses Wesen ein Symbol auf seiner Brust hatte. Doch war diese so nahe am Boden, dass wir Schwierigkeiten hatten es zu erreichen. In Gedanken spielte ich mit einer Idee, kam aber zu dem Schluss, dass es uns vermutlich alle töten würde. Doch bevor wir dazu kamen das Symbol zu treffen rammte Calas dem Getier schon das Schwert durch den Schädel und erlegte es. Erneut öffneten sich Portale. Es machte den Anschein, als kämen wir gut voran. Wenngleich nicht ohne Blessuren.

Im neuen Raum befand sich ein großer glühender Kristall. Schnell erwies sich, dass dieser irgendwie lebendig war. Er sprach zu uns und offerierte uns einen Ausweg, sofern wir ein Rätsel lösen könnten. Nachdem wir ein paar Fragen unsererseits gestellt hatten, wurde auch klar, dass ein Versagen bedeutete selbst zu einem Kristall zu mutieren. Viele kleinere Haufen von Kristallen um den großen herum waren ein Zeichen für all diejenigen, die zuvor versagt hatten. Sein Rätsel lautete: „Welche Waffe bringt alle Kämpfe(r) zur Ruhe?“

Um uns herum erschienen alle denkbaren Waffen, die jemals existiert hatten aufgereiht an den Wänden und stetig wechselnd je nach Gedanken den wir hatten. Klar war, dass es sich nie und nimmer um eine richtige Waffe gehandelt hatte. Im Ergebnis kamen wir überein, dass die Antwort „Zeit“ lautete. Was uns nunmehr daran erinnerte wieso uns Tanaos hatte in der grünen Energie, die uns verjüngt hatte, baden lassen. Ich war skeptisch wieviel unserer Lebenszeit der Kristall absorbieren würde und haderte daher. Calas hingegen ging ohne zu zögern vor. Zwar entzog der Kristall ihm Lebenszeit, aber es gab wohl ein Maximum pro Person. Musste nunmehr jeder von uns etwas geben? Gerade als ich im Begriff war den Kristall zu berühren schob sich Garret ungeduldig dazwischen. Närrischer O'Reilley.

So wirklich groß schien die Wirkung bei ihm nicht gewesen zu sein. Da erinnerte ich mich, dass dieses Volk eine längere Zeitspanne hatte als Menschen oder Tieflinge. In jedem Fall reichte die zweite Ladung an entzogener Energie um dieses Rätsel als abgeschlossen anzusehen. Wieder öffneten sich die Portale.

Der nachfolgende Raum hielt eine weitere Überraschung parat. Ein Stuhl stand in der Mitte. Er war auf einer Stange befestigt und machte den Eindruck drehbar zu sein. Fest an der Aufhängung montiert befand sich ein Arm, an dem ein Spiegel befestigt war. Dieser war dadurch so ausgerichtet, dass eine auf dem Stuhl sitzende Person stets hineinzublicken vermochte. Daneben stand eine Halblingsfrau in einem aufwändig verzierten Gewand. Weiterhin gab es noch ein paar eisige Flächen im Raum verteilt.

Sie war äußerst gesprächig und bot uns einen Haarschnitt an. Auf unser Nachfragen erfuhren wir, dass sie hier gelandet sei, weil angeblich irgendwelche Neider sie verflucht hatten. Neidisch seien sie auf ihre beruflichen Fähigkeiten gewesen. Das klang absonderlich. Garret machte jedoch den Anfang und setzte sich unbekümmert wie eh und je auf den Stuhl, wobei sie ihm aber zuvor eine Augenbinde verpasste. Mit eindeutigen Worten vermittelte sie, dass ein Absetzen unerwünscht war. Ausgehend von dem scharfen Objekt an Garrets Kehle und dem eigentümlichen Verhalten musste hier mehr vor sich gehen. Um die Chance zu haben mit meinem Spiegel einen Blick zu erhaschen musste sie jedoch abgelenkt werden.

Calas hielt sich an seinem Schwertgriff fest, falls etwas geschah. Blieb noch Krathus. Nachdem er die ganze Zeit mit einem Berg an Gold in den Händen rumlief und wir uns geweigert hatten es in unsere Taschen zu übernehmen, war er etwas genervt. Doch er brauchte eine Lektion seiner Gier nicht immer so unkontrolliert nachzugeben. Dies war etwas, wo Calas und ich uns einig waren. Doch im Zuge meinen Plan umzusetzen, bot ich ihm an die Hälfte seines Goldes zu übernehmen. Sogleich ließ er alles fallen und zauberte will Nahrungsmittel hinter die Frau in die Luft. Das war nicht was ich im Sinn hatte. Nicht zuletzt hatte sie soeben noch eine Klinge in der Nähe zu Garret’s Hals. Doch da war es schon geschehen.

Es polterte hinter ihr und ich glaubte einen Kürbis auf ihrem Kopf landen zu sehen. Dann rutschte sie ab. Garret schrie auf, riss die Augenbinde ab und kam röchelnd zu uns herüber. Glücklicherweise konnte Krathus ihn auch sogleich heilen. In dem kurzen Moment ohne verbundene Augen sah unser Halbling aber ihr Spiegelbild. Was er beschrieb war leicht verstörend, aber inzwischen auch nicht mehr allzu ungewöhnlich für diesen Ort. Obgleich des Ereignisses blieb die Frau ruhig. Und obgleich alle eigentlich ein ungutes Gefühl hätten haben müssen beschloss Calas sich stumpf einen Schuppenschnitt geben zu lassen. Währenddessen pflückte Krathus seien Münzen vom Boden auf. Rein zufällig bemerkte ich ein Spiegelbild darin.

Was Garret gesehen hatte sah nun auch ich. Aber in jeder Münze, egal welche Position sie hatte – auch wenn sie abgewandt von der Frau war. Die Fratze, die ich darin erblickte, war in der Tat als unangenehm einzustufen. So zog ich es vor weiterhin wachsam zu bleiben. Entgegen meinen Erwartungen schloss sie aber ihre Arbeit ohne weitere Vorkommnisse ab, woraufhin sich erneut Portale öffneten.

Ich hoffte, dass es bald ein Ende haben würde durch dieses Labyrinth des Irrsinns zu streifen …