• Freitag, 31. Januar 2025 11:59

Sitzung 103

Anarath
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Es gelang das Feuer zu ersticken und noch während dies geschah erwachte die arg geschundene Frau. Schwer von den Flammen gezeichnet tat es ihr aber ganz offensichtlich trotzdem keinen Abbruch auf einem recht hohen Ross zu sitzen. Für jemanden, der dem Tode geweiht gewesen war kam nur wenig Dankbarkeit entgegen. Wie die Mutter so die Tochter, dachte ich mir. Und trotz ihrer unleidlichen Art nahm das folgende Gespräch etwas Fahrt auf.

Nicht wissend inwieweit man ihr wirklich trauen konnte wollte ich einige Dinge nicht direkt preisgeben, insbesondere nicht mit der Tür ins Haus fallen bezüglich des Auftrags von Mundi. Das hingegen sah Calas gänzlich anders. Wenig bedacht polterte er dies gleich zu Anfang raus, was unser Ansehen bei ihr kaum steigerte. So entfuhren ihr zusätzlich noch Beleidigungen heraus. Ich wunderte mich wie schlimm es wohl wäre sie in eines der noch brennenden Drachenfeuer zu schubsen und Mundi zu sagen, dass Shadar sie erwischt hatte. Fortan machte ich auch keinen Hehl darum was ich von ihr hielt. Noch mehr Drachen … das Letzte was diese Region brauchte –  oder vielmehr ich für mein Seelenheil.

Zumindest wurden einige Dinge klarer. Scheinbar hatte diese Type, die wir schlicht als den grauen Mann kannten, Ark’Therion übernommen. Lia behauptete, dass jeder in der Stadt für ihn unwissentlich gearbeitet hätte. Doch es klang wohl so absurd für die Leute vor Ort, dass nicht einmal ihre Eltern dem Glauben schenken wollten. Aus ihrer Perspektive war die einzige Option die vermutete Forschung, die er betrieben hatte, durch einen Genozid zu beenden. Die logische Antwort eines Drachen auf alles, wenn man keine Ahnung hatte. Was waren die Leben „niederer“ Spezies schon wert!? Ich fühlte mich ach ein wenig an die großartige Idee erinnert Zoica mit einer Revolution zu segnen.

Zuletzt hatte sie versucht in den Ruinen nach Hinweisen zu suchen, die auf den grauen Mann hindeuteten. Jedoch wurde sie bei ihrer Ankunft von Shadar überrascht. Nicht weniger brillant erwies sich die Idee unter den übrig gebliebenen Flüchtlingen Ark’Therion’s hier in Westerfell Unterschlupf zu suchen. Dieser Frau folgten Tod und Verderben auf dem Fuße. Man hätte gar meinen können es wäre Absicht gewesen. Und ehrlicherweise vertraute ich ihr kein Stück. Dennoch gaben wir ihr einen kurzen Abriss des Erlebten, bei dem wir zwar die Nexi erwähnten, aber keine genauen Angaben zu ihren Standorten machten. Es stand zu vermuten, dass sie bei ihrer Vorgehensweise Shadar aufzuhalten nicht weniger als die ganze Region in eine leblose Wüste verwandeln würde. Womit sie mit den Nexi durchaus fähig wäre.

Wir gaben an, dass Mundi uns beauftragt hatte sie zu finden und welche Absprachen damit einhergegangen waren. Kriegsvermeidung, Leben retten, Allianzen schließen waren dabei alles Bestandteile. Und nichts davon schien sie zu interessieren.

Allianzen und Verbündete schien sie sowieso als überflüssig zu betrachten, verlautbarte gar, dass diese sich ja sowieso nicht bewährt hätten. Die Geschichte um Arcalis und Shadar diente ihr als ausreichende Begründung. Wie gut das aber für sie gelaufen war konnte man schnell erkennen, wenn man daran dachte wie wir sie verbunden hatten. Das war wenig überraschend allerdings ein Realitätscheck, der ihr weniger gefiel.

Laut ihrer Aussage war Mundi aber in jedem Fall ein Würstchen und völlig unbrauchbar für die Dinge, die getan werden mussten. Er könne keiner Fliege was zuleide tun. Nicht zuletzt weil er den Anblick von Blut nicht ertragen könne. Ich war sprachlos … Innerlich überdachte ich die Begegnungen mit ihm. Auch war meine vorherige Skepsis zu dem Verhalten, dass er scheinbar in der Vergangenheit gezeigt hatte und dem heutigen sowieso schon groß gewesen. Nun ergab dies Sinn, war aber nahezu unglaublich. Das war doch ein schlechter Witz, dass uns jemand, der nicht einmal einen Nadelstich in den Finger abkonnte uns so um den selbigen gewickelt hatte mit seinem Auftreten – insbesondere mich. Doch bei diesem Gedanken rollten die Erinnerungen der letzten Wochen über mich hernieder. Vieles war falsch eingeschätzt worden und blieb bis heute auch weiterhin ein Quell ewiger Irritation.

Auf den Kommentar mit dem anderen silbern scheinenden Drachen hin vermutete Lia, dass wir uns irren mussten. Es gäbe ja keine weiteren außer ihr. Das war ein guter Zeitpunkt von ihrer Mutter zu berichten. Sie konnte fast nicht glauben, dass diese noch leben sollte Meinte nun aber, dass wohl sie uns angegriffen haben musste. Ausgehend von Al’Chara’s Gemüt wäre das wohl sicherlich denkbar gewesen, doch bisher gaben wir ihr dafür keinen Grund. Entsprechend verneinten wir diese Theorie. Ich sah die Skepsis in ihren Augen wachsen, war mir aber auch sicher, dass sie meine vollausgebildete Skepsis ihr gegenüber ebenso vernahm.

Auf die Beschreibung des Angriffs durch den Drachen hin fragte sie ob er uns berührt hatte und etwas vermisst würde. Krathus, welcher eine unfreiwillige Flugeinlage hinter sich gebracht hatte, durchforstete seinen Rucksack. Wenig amüsiert stellte er ein fehlendes Seil fest. Lia merkte an, dass solche Objekte möglicherweise eine magische Verfolgung von deren Besitzer ermöglichen könnten. Wohingegen unser Kobold recht gewitzt feststellte, dass er nunmehr den Drachen aufspüren könnte, da er in der läge war auf diese besagte magische Art den Standort seines eigenen Besitzes zu ermitteln. Musste mir selbst eingestehen, dass ich dies für ebenso amüsant wie genial hielt. Es war nur die Frage wer zuerst ein Signal bekam, um nicht überrascht zu werden.

Scheinbar war ich auch nicht der einzige, der von Lia’s arroganter Art genervt war. Der kleine hatte ziemlich deutliche Worte gefunden, dass wenn sie sich nicht einmal bedanken könne doch wenigstens eine Belohnung geben solle. Um Gold ging es mir aber wirklich nicht und die Situation mit ihr würde es kaum entschärfen. Ein durch die Lippen gepresster Dank war dann aber eben nicht genug empfand Krathus. Zu allem Überfluss freute sich auch Calas über etwas Klimpergeld. Im Nachgang betrachtet war es wohl dieser Moment in dem ich aufgab meine Meinung mit Schleifen zu verpacken. Nachdem sie uns stumpfe Geldgier unterstellte stapfte Lia kurz davon. Sie kehrte dann mit einer Truhe wieder zurück und warf uns diese mit entsprechender Abscheu vor die Füße. Krathus und Calas wirkten glücklich, mich tangierte es kaum.

Ein Haufen Gold, einige Diamanten, eine Handvoll Tränke und zwei Schriftrollen waren die Ausbeute. Ausgehend davon wie gut sich der Kleine die letzten Tage geschlagen hatte und wie viel Freude ihm das Gold zu bereiten schien, überließ ich ihm meinen Anteil. Einst waren Reichtümer mir wichtig gewesen für das Erreichen meiner Ziele, inzwischen hatten sich die Dinge und meine Einstellung zu jenen aber verändert. Einen glücklichen Kobold zu sehen war eine Freude, die ich mir zuvor auch nicht vorstellen konnte.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs kamen wir überein ihr bei der Suche nach Hinweisen in Ark’Therion zu helfen. Auch wenn dies einen erneuten Zusammenstoß mit dem anderen Drachen bedeuten würde. Vielleicht hätten wir ja eine Chance zu überleben, wenn sie uns nicht hintergehen würde. Mir behagte es nicht, dass der Plan involvierte auf Lia’s Drachenform da hin zu fliegen. Schneller war es, unsicherer aber auch. Garret freute sich hingegen jetzt schon in typischer Naivität wie ein kleines Kind.

Calas merkte an wie hilfreich es sich für ihn erweisen würde, wenn wir uns die Ortungsfähigkeiten des anderen Drachen zunutze machen könnten. So wie es den Anschein machte suchte er seine Familie. Diese war bei einem Angriff von Tieflingen aus den Shales verschwunden. Dies erklärte auch gleich wieso er bei unserer ersten Begegnung so überaus freundlich mir gegenüber auftrat. Konnte es ihm nicht übel nehmen. Irgendwie bekam ich den Eindruck, dass mehr von meiner Art fragwürdigen Tätigkeiten nachgingen. Schlussendlich lastete auf uns Tieflingen ja auch ein Fluch – so hieß es. War dies dann somit auch mein Schicksal? Calas sagte Familie suche man sich aus. Konnte nicht behaupten, dass er damit falsch lag. Inzwischen war dies das dritte Mal diese Lektion erhalten zu haben und im Hinblick auf alle gemachten Lebenserfahrungen waren die ausgesuchten Personen in meinem Leben stets die verlässlichsten gewesen. Ich wischte den Gedanken beiseite und versicherte ihn bei seinem Vorhaben unterstützen zu wollen, so gut es eben möglich war.

Zwei Nächte würden wir hierbleiben. Lia hatte sich zu erholen und wollte einige Zauber vorbereiten, bevor es zurück nach Ark’Therion ging. So begaben wir uns zur ersten Nachtruhe.

Tags drauf bereitete sich unser Drache auf den morgigen Tag vor. Einer der gewirkten Zauber konnte ich grob zuordnen. Offenbar musste es sich um einen Schutzzauber handeln, der eine physische Blockade errichtete. Vielmehr war mir aber nicht möglich gewesen aus ihren Worten und Runen abzulesen.

Krathus schien guter Dinge zu sein. Zuvor hatten wir ihn draußen gehört, wunderten uns aber was da vorging. Nun kam er freudig auf mich zu und bot mir an einzuschlagen. Um ihm die Freude zu machen schlug ich ein … und landete prompt gute 100 Meter oder mehr in der Luft. Unter mir das juckende Fell von seinem Yak und vor mir ein diabolisch grinsender Krathus. Wieso hatte das Yak Flügel!? Schon schnellten wir mit irrwitzigem Tempo durch die Luft. Dieser verrückte schuppige Sohn eines roten Drachen bescherte mir fast einen Herzinfarkt mit dieser wenig willkommenen Überraschung. Als der Schreck nachließ und wir zurück am Boden angekommen waren entgegnete er mir nur süffisant, dass dies die Rache für den Dunkelheitszauber neulich war. Er hatte mich eiskalt erwischt. Konnte nicht sagen, dass ich es ihm übel nahm – eher im Gegenteil. Aber er sollte auch nicht zu sehr animiert werden so etwas in Zukunft zu wiederholen.

Der Tag schritt weiter. Lia ließ sich noch zu Gesprächen bewegen. So wurde auch klar, dass ihr Vater sie mit Mundi zwangsverheiratet hatte. Scheinbar hatte dieser dafür gezahlt. Doch was so wertvoll gewesen sein mochte, dass ihr Vater sich dazu hinreißen ließ blieb unklar.

Auch erwähnte sie die Lektionen, die sie von Tanaos Ayumu zu lernen hatte. Der durch die Zeit blickende Windbeutel war offensichtlich nicht nur uns auf den Keks gegangen. Ihr hatte er unter anderem eine Lektion vermitteln wollen, die sich um das Komprimieren ganzer Bibliotheken in einem einzelnen Buch drehte. Das klang durchaus interessant, auch wenn ich seinem ganzen Schicksalspalaver nichts abgewinnen konnte. Wie zu erwarten war Lia aber ziemlich lernresistent gewesen und erinnerte sich an nichts Genaues. Meine Versuche tiefer zu graben und gar mit einem kleinen Gedankentrick dem Ganzen auf die Sprünge zu helfen wurden aber von ihr unterbunden. Es blieb zu befürchten, dass uns etwas Wichtiges entgangen war.

Ansonsten war der Tag nicht sehr ereignisreich. Am Abend begaben wir uns zur letzten Nachtruhe vor unserem erneuten Zusammentreffen mit dem anderen Drachen. Es sollte nicht die ruhigste Nacht werden.

Am nächsten Morgen setzen wir uns früh in Bewegung. Krathus und Calas retteten auf diesem echt schrägen geflügelten Yak. Garret und mich trieb es daher notgedrungen auf Lia’s Rücken. Ob der jeweiligen verbalen Spitzen, die wir die letzten beiden Tage ausgetauscht hatten, sorgte sie sogleich für ein unangenehmes Sitzerlebnis für mich. Meine darauf folgende Reaktion „Ho, Pferdchen“ strafte das schuppige Miststück direkt damit mir den Halt zu rauben und mich fast von ihrem Rücken zu schleudern. Für den Moment ließ ich es auf sich beruhen. Sie brauchte sich aber nicht einbilden, dass Frieden herrschte.

Wir reisten die Strecke von fußläufig vier Tagen in knapp einem Tag. In der Ferne unter uns war Ark’Therion zu sehen. Krathus spürte derweil schon, dass sein Seil sich in der Nähe unterhalb der Stadt befinden musste. Auf Lia’s Hinweis hin gegen vorhandene Magie gerüstet zu sein bereiteten Calas und ich unsere magische Sicht vor.

Aus dem Nichts schoss jedoch der andere Drache hervor. Er war wirklich silbern und versprühte eine merkwürdige Gaswolke. Mein Körper verkrampfte und ich verlor die Kontrolle. Aus dem Augenwinkel vernahm ich ähnliches bei den anderen. Sowohl Calas wie auch ich selbst rutschten von unseren geflügelten Begleitern herunter uns stürzten in die Tiefe. Der Boden rauschte unaufhörlich näher und fast schon glaubte ich am Boden zerschellen zu müssen, doch dann fiel mir ein einen Ausweg parat zu haben. Bevor dieser aber genutzt werden musste löste sich die Paralyse und mehr noch sauste Lia i oder Tat an uns vorbei um uns aufzufangen. Calas hingegen rief noch irgendwas, bevor er sich todesmutig windschnittig in die Luft lag und dem anderen Drachen gen Boden nachschnellte. Was ging nur in dem Irren vor sich!?

Der Drache verschwand in einem unglaublichen schnellen Bremsmanöver kurz vor dem Boden. Zu meiner Erleichterung stellte ich fest, dass der alte Mann sich zuletzt doch noch seiner Vernunft besann und sich scheinbar magisch selbst abzufangen schien, bevor er schlussendlich am Boden zermatscht wäre.

Die Situation war für den Augenblick geklärt, der Drache verschwunden und wir alle heile am Boden angekommen. Ausgehend von dem Ort wo Krathus sein Seil vernahm hatte Lia nun eine Ahnung wo wir mit der Suche beginnen konnten. Unter dem ehemaligen Herrscherpalast befanden sich Katakomben in denen ihr Vater geforscht hatte. Irgendwie hörte sich das bereits jetzt fragwürdig an. Sie selber war nie dort unten gewesen und vermochte so nichts Spezifisches über den unterirdischen Bereich zu sagen. Doch wusste sie zumindest wie wir hineingelangen konnten. Auf direktem Wege machten wir uns auf zum Geheimgang. Calas und mir fiel sofort ein schwaches Leuchten auf, dass auf einen Zauber hindeutete. Möglicherweise ähnlich dem, was Calas selbst in den Nächten zuvor verwandt hatte. Mir war nicht ganz klar wie er den Zauber mit einem Hieb seines Schwertes auszuschalten vermochte, doch es gelang.

Einer nach dem anderen waren wir hinunter getreten. Nach einem Dutzend Stufen fiel mir auf, dass jemand fehlte. Der Blick ging zurück zur Tür. Lia stand regungslos dort oben und starrte blank hinunter. Auf meine Nachfrage was los sei reagierte sie wie gewohnt schnippisch, wenngleich mit einem verängstigten Unterton. Wenn sich selsbt ein Drache hier untern fürchten sollte wäre dies kein gutes Zeichen.

Unten angekommen konnten wir in ein einzelnes Arbeitszimmer blicken. Viel kleiner, als es zu erwarten gewesen wäre. Und Krathus spürte sein Eigentum in der Nähe, allerdings nicht innerhalb des Raumes. Es musste also noch weitere versteckte Zugänge geben. Als wir aber den Raum betraten spürte ich einen leichten Zug, ähnlich einem Kopfschmerz, der nur eine Sekunde angehalten hatte. Es unterbrach meine Konzentration auf einen Zauber, den ich aktiv hielt. So auch bei den anderen. Bevor Lia eintrat stoppte ich ihre Bewegung um sicherzustellen, dass die von ihr vorbereiteten Zauber nicht davon betroffen sein würden. Dann untersuchten wir den Raum. Fanden aber nichts was uns weiterhalf.

Lia warf sich resignierend in einen von zwei Sesseln und gab ihrer Enttäuschung verbalen Ausdruck. Woraufhin aus dem Nichts im zweiten Sessel plötzlich eine Gestalt auftauchte. Ein grauer alter Mann, der ihre Enttäuschung bestätige und den Satz mit dem direkten Bezug zu seiner neben ihm sitzenden „Tochter“ beendete …