• Saturday, 1. March 2025 19:07

Sitzung 101 - Part 2

Anarath
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Vorher: [siehe Part 1 - Arem]

Tatsächlich wartete ich nicht allzu lange. In der Dunkelheit erhoben sich kurz nach meiner Ankunft Silhouetten. Aber es waren nur drei? Noch bevor ich genau erkannt hatte wer fehlte stand auch schon eine ziemlich übel gelaunte und durchaus gefährlich wirkende humanoide Echse vor mir und wedelte mit ihrer Waffe vor meinem Gesicht. Hätte schlimmer sein können, wenn es Ava gewesen wäre. So blieb lediglich die Verwunderung, dass ich ihre Stimme nicht vernahm. Auf den zweiten Blick fehlte sie. Und wo war der Zinnsoldat abgeblieben? Ein in mich gekehrtes Grinsen überkam mich ob der Tatsache warum gerade die beiden fehlten – so kühl wie beide wirkten ergaben sie doch das perfekte Paar. Dann brachten mich aber die Worte von meinem Gegenüber, welchen ich nun als Drachengeborenen erkannte, zurück in den Moment.

Aus ihm platschte so ein Gewäsch heraus von Tieflingen aus den Shales, welche bösartig seien. Überraschung … meine Familie kam von da. Garret gab sich alle Mühe dem Fleischberg zu vermitteln, dass ich zur Gruppe gehörte, während ich versicherte nichts mit denen zu tun zu haben, von denen er da sprach. Schien angekommen zu sein. So wurde es Zeit für ein bisschen Aufklärung.

Typisch für Garret fand er so wenig Worte wie irgend möglich mir mitzuteilen was sich im Dreadspire ereignet hatte. Und da beklagte die Elfe meine Kommunikationsfähigkeit …

Interessant war, dass nun sie diejenige war, welche einen Abstecher machte. Eigentlich war es ein idealer Moment echauffiert zu sein. Jedoch ließen mich meine vorangegangenen Erlebnisse eher hoffen, dass ihre Reise weniger durchwachsen sein würde. Wer sie wohl diesmal sein würde, wenn sie zurückkehrte?

Der Fleischberg stellte sich als Calas Meiur vor, Söldner im Auftrag Mundi’s. Ja, das hatte noch gefehlt. Drachenähnlich, rote Farbe und dann von dem irren Untoten gesandt. Das war ja mal gar kein schlechtes Omen. Für einen Moment wollte ich Garret erwürgen. Den Gedanken hinterfragend wurde mir klar, dass ich in Zukunft eher die Momente benennen sollte, wo ich es nicht vorhatte. Das wäre mit weniger Schreibaufwand versehen.

Nach dem etwas ruppigen Start setzte Calas aber einiges daran ein paar Bedenken zu zerschlagen. Er war bereits ein alter Mann mit seinen 54, dafür aber top in Form und sogar magisch begabt. Stellte sich heraus, dass er einst für zwei Jahre an der alten Akademie von Zoica war. Reichlich überraschend. Er flog jedoch aus der selbigen hinaus, da er wohl zu viel Unfug in seiner Jugend veranstaltete. Das wiederum war amüsant und es blieb offen was man wohl alles tun musste, um final aus der Akademie geworfen zu werden. Machte mich neugierig. Mehr noch lebten seine Eltern wohl sogar noch hier. Sicher es war eine große Stadt, aber andere Drachengeborene wären sicher aufgefallen. Die Frage ob er Kryla kannte verneinte er. Aber Frau und Kind hatte er. So richtig ins Detail wollte er Fremden gegenüber aber nicht gehen. Konnte ich nachvollziehen, doch blieb meine Neugier was die ausgesparten Punkte anging.

Nun war es an mir zu berichten was die letzten Tage so passiert war. So erzählte ich von dem Signal, den Ungol, dass die Taverne in Kettlehall nun endlich in Verwendung war und zuletzt auch anteilig von meinen Erlebnissen in den Points. Dass ich meine Mutter dort traf und wie sie und Foamwave „verifizierten“, dass ich der bin für den mich ausgab. Dass aufgrund der vorangegangen Geschichte meiner Eltern meine Mutter damals in Kontakt mit Mad Dog Maddoc kam und ihre Beziehung in der tat dazu führte, dass Narchessa meine Tante war … ein Punkt über den ich nie hinwegkommen würde. Und einer den mir Ava sicher lang und breit unter die Nase reiben würde, wenn sie davon erführe.

Doch wie ich das vortrug brach es aus Calas hervor wie kaputt meine Familie sei. Und erst jetzt wurde mir das Ausmaß selber bewusst, wie ich meiner eigenen Stimme lauschte. Es war ein stetiges Auf und Ab seit wir in Cindercrest die ersten Hinweise erhielten. Von Hoffnung über Enttäuschung, Überraschung bis zu Irrsinn. Meine eigene Mutter hätte mich umgebracht, wenn nicht eine Eingebung der Götter es verhindert hätte. Ausgerechnet die Person, die immer als verloren galt, bis neue Zuversicht durch meine wiederentdeckte Schwester geweckt worden war. Alles in allem konnte ich in diesem Moment nicht mehr sagen, ob es gut gewesen war von ihnen zu erfahren, sie gar zu treffen. Hatte ich mich noch geborgen gefühlt als ich sie endlich in die Arme schließen konnte, so wusste ich nun nicht mal mehr ob diese Gefühl nicht schlicht Einbildung gewesen war.

Ich hatte es so sehr gewollt, seit ich von meiner Familie erfahren hatte … vielleicht zu sehr, um die Realität akzeptieren zu können. Wie ein einzelner Satz eines Fremden alles infrage stellen konnte …

Der Abend war fortgeschritten und draußen herrschte bereits Nacht. Krathus war zu Razora unterwegs ihr einen Besuch abzustatten. Unterdessen war Calas scheinbar auch zu seinen Eltern unterwegs. Ich verweilte noch ein bisschen und versuchte mich zu ordnen, bevor ich ebenso zu Razora ging. Hatte es ihr ja versprochen und die Zeit zusammen brachte mich zumindest auf andere Gedanken.

Zu meinem Leidwesen hatte Krathus mal wieder Mist gebaut. Kaum bei ihr angekommen trat ich in eine Bärenfalle, die eigentlich für den kleinen schuppigen Vollpfosten gedacht war. Nach ein paar Erklärungen und Verbänden waren zwei Dinge sicher: Zum Einen, dass meine Sorgen für den Abend trotzdem noch wie weggeblasen sein würden und zum Zweiten, dass der Katastrophenkobold niemals mehr unbeaufsichtigt zu seiner Mutter durfte.

Am nächsten Morgen planten wir im Compound unser Vorgehen. Mundi ließ uns, sehr zu meinem Missfallen, nur wenig Wahl was die Prioritätenliste anging. Der ursprüngliche Plan die Rachwood’ler nach Azoicstrum zu bringen war damit vorläufig auf Eis gelegt. Eisig war auch meine Stimmung gegenüber dem planlosen Gesichtsausdruck von Krathus. Calas heiterte die Situation aber auf, als er ihn mit Dolchen einen Pudding essen ließ. Das war zum schießen komisch. Nach dem Frühstück brachte uns unser Weg somit zu Chrylax. Gleichzeitig war es eine gern gesehene Bestätigung von Calas’ Geschichte, da sich das alte Bandagengesicht an ihn erinnerte – nicht unbedingt positiv, wobei das wohl auf niemanden zutraf, aber immerhin.

Wie üblich hatte Chrylax kein Verlangen uns zu helfen, doch die reine Erwähnung Mundi’s reichte aus, um ihn davon zu überzeugen das richtige zu tun. Es dauerte einige Zeit, aber er brachte mir zwei Teleportrunen bei. Währenddessen wollte sich Krathus um die bevorstehende Abwesenheit des Professors in der Akademie kümmern. Wer immer den guten Einfall hatte das durchzuwinken würde sicher bald dafür die Rechnung tragen. Garret und Calas beschäftigten sich derweil mit Kartenspielen.

Zwei bis drei Stunden später waren wir endlich bereit aufzubrechen. Der Kobold berichtete Chrylax noch von seinem Auftritt in der Akademie und man hätte schwören können ihm sei das Gesicht ein klein wenig entglitten, wenn es nicht eh schon so tief gehangen hätte. Es war ein guter Moment aufzubrechen. Chrylax wollte schon zum Teleport ansetzen, da kam ich ihm zuvor. Er hatte die Tendenz unliebsame Ergebnisse zu produzieren und zudem wollte ich meine neuen Fähigkeiten auch zum Einsatz bringen. Während ich den Spruch sagte gelangte die Mumie zu der Erkenntnis wohin wir auf dem Weg waren aufzubrechen und fing noch einen Satz an, den keiner von uns aber mehr zu Ende hören konnte. Im nächsten Moment standen wir auf der Spitze von Ark’Therion’s Teleportturms … wo sich eine magische Entladung ereignete, die uns fast aus den Latschen kippen ließ.

Irgendjemand hatte den Turm magisch vermint. Wir schauten uns die Gegend genauer an. Zuletzt musste jemand hier gewesen sein, doch alle Spuren betrafen bloß die obere Ebene des Turms. Derjenige musste also entweder per Teleport oder fliegend hierher gekommen sein. Krathus hatte derweil festgestellt, dass hier eine Form von Nexusmagie in der Luft lag. Doch entgegen des normalen „Flusses“ dieser Energie in eine bestimmte Richtung rieselte sie eher und verblasste dann zusehends. Ein unguter Gedanke machte sich breit.

Ark’Therion selbst war nur noch die Hülle einer einstigen Stadt. Die Hextor hatten ganze Arbeit geleistet. Alles brennbare war zu Asche geworden, so standen nur noch die Grundmauern der Stadt. Dieser Ort hatte eine gewisse Ähnlichkeit zu Ailamere, insofern als das es klarere Klassenunterschiede gegeben haben musste. Zumindest wiesen die verschiedenen Bezirke darauf hin. Gleichermaßen war es sehr viel übersichtlicher was die Größe anging als Zoica. Sehr breite Straßen waren ein markantes Merkmal. Schutzmauern oder Einrichtungen dieser Art gab es wohl damals nur bedingt. Es wurde klar, dass die einfallende Armee nicht viel zu überwinden hatte – mit Ausnahme eines Drachen vielleicht. Zugleich plünderten sie alles wirklich gewissenhaft. Nicht eine Tür, Luke oder versteckter Zugang blieb unberührt. Auffällig war, dass es keine Skelette gab, doch scheinbar eine Art von Grabstätte inmitten der einstigen Stadt.

Viel mehr gab es hier nicht in Erfahrung zu bringen. Nach Westerfell würde es ein paar Tage benötigen und so brachen wir in Richtung Süden auf.

Einige Zeit später sahen wir ein recht großes Skelett am Wegesrand liegen. Es war vierarmig und lag quasi auf seinem Gesicht. Es ähnelte dem im Dreadspire. Vielmehr war es eigentlich verdammt ähnlich zu dem, welches Lia damals in Scourgefaust bei sich hatte. Ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Auch wenn dieser Weg für unseren Kobold wenig amüsant war. Das Sonnenlicht war nicht gerade sein Freund. Es blendete wohl zu sehr und schien ihm Unbehagen zu bereiten, so dass er die meiste Zeit auf seinem Yak lag und sich treiben ließ. Als er gerade eingedöst war ergab sich meine Chance. Eilig wirkte ich einen kleinen Zauber und das Yak und Krathus verschwanden in tiefer Dunkelheit. Ich griff hinein und rüttelte ihn wach. Calas und Garret sprangen direkt drauf an und riefen ihn um Hilfe. Völlig desorientiert ob der Erschöpfung und der Dunkelheit um ihn herum sprang er panisch herab und lief einige Meter, bis er die Grenze des Zaubers erreichte und mit einem Mal im hellen Sonnenlicht stand. Man musste dabei gewesen sein, der Gesichtsausdruck war Gold wert. Etwas angepisst tapste er wieder zurück und genoß die zehn Minuten Dunkelheit, bevor der Zauber abklang.

Am Abend schlugen wir unser Lager auf. Calas und Krathus legten eine Trainingsrunde ein. Sie verlief aber erstaunlich schlecht für den kleinen. Hatte ihn bisher in einer Kampfsituation nie so unbeholfen gesehen. Dann begaben wir uns zur Ruhe … so dachten wir.

In der Nacht huschte plötzlich ein eisiger Schauer über mich hinweg. Das nächste an das mich erinnere ist wie die anderen mich wieder zusammengeflickt hatten. Etwas Großes hatte uns mit einem eisigen Hauch angegriffen und flog dann davon. Wir hatten wohl etwas aufgeschreckt, oder hatte es uns aufgelauert? Ein Drache? Gegebenenfalls war es gar Lia? In der Annahme, dass es floh und weit ausserhalb unserer Rehweite war versuchten wir ein wenig Ruhe zu bekommen, um uns von dem Angriff zu erholen. Zu unserem Leidwesen war die Kreatur aber keinesfalls geflohen. Sie kam zurück und erwischte uns ein weiteres Mal. Wieder wurde mir schwarz vor den Augen. Mein letzter Gedanke war die Frage, ob es das gewesen sein sollte. All das Erlebte und so endet es, bei einem Hinterhalt in der Nacht?

Ich erwachte sehr viel später. Krathus hatte glücklicherweise den zweiten Angriff überstanden. Der Rest von uns war völlig am Ende. Irgendwie hatte er es auch bewerkstelligt uns alle aus der Gefahrenzone zu bekommen. Ich war dankbar, auch wenn ich es nicht so richtig zu zeigen vermochte in dem Moment. Garret hatte derweil ein Versteck nahe des Weges ausgemacht. Wir brauchten Ruhe, vielleicht fanden wir sie dort. Calas nutzte seine Magie für einen Zauber, der uns im Falle eines Feindes in der Nähe alarmieren sollte. Wir schliefen leider nicht allzu lange bevor es in unseren Köpfen wie in einem Glockenturm zuging. Der Zauber hatte getan was er sollte, war aber scheinbar zu seicht eingestellt. Da stand dieses Huhn plötzlich vor uns und für einen Moment atmeten wir auf.

Krathus wollte es sich aber schnappen, was aber nicht so gut gelang. Es entwich ihm und rannte in die Nacht. Etwas war eigenartig, aber ich konnte es nicht genau benennen. Dann sprintete der Kobold dem Federvieh hinterher in die Nacht. Was war das für ein irrsinniger Gedanke? Es dauerte nicht lange bis uns allen klar war, das dies eine ganz schlechte Idee gewesen war. Etwas erhob sich in die Luft und hatte Krathus in Schlepp. Es musste wirklich ein Drache sein und er flog schnurgerade in die Höhe. Mit einem flauen Gefühl im Bauch was als nächstes passieren würde rannte ich in ihre Richtung los und wartete einen Zauber haltend darauf, dass etwas von oben herunterfallen würde. Und so geschah es. Im letzten Augenblick stoppte ich Krathus’ Fall. Dieses Mistvieh legte es wirklich drauf an uns Schaden zuzufügen.

Wir versuchten zumindest eine kurze Verschnaufpause hinzubekommen, doch der Drache kehrte gefühlt jede Viertelstunde wieder. Sobald er entdeckt wurde zog er sich kurz zurück. In der Annahme, dass es sich dabei eventuell um Lia handeln könnte riefen wir zu, das wir nur reden wollten. Es blieb jedoch ohne Reaktion. Nach einem weiteren Vorbeiflug fing plötzlich Garret an um sich zu schlagen. Ein kurzer Stoß mit dem Dolchgriff auf den Schädel brachte ihn aber bereits zu Fall. Wir alle waren am Ende unserer Kräfte und es war es nur eine Frage der Zeit bis es uns endgültig zerlegen würde. Was sollten wir nur tun?