Tagebuch: Ralkarion
Sitzung 101 - Part 2
Vorher: [siehe Part 1 - Arem]
Tatsächlich wartete ich nicht allzu lange. In der Dunkelheit erhoben sich kurz nach meiner Ankunft Silhouetten. Aber es waren nur drei? Noch bevor ich genau erkannt hatte wer fehlte stand auch schon eine ziemlich übel gelaunte und durchaus gefährlich wirkende humanoide Echse vor mir und wedelte mit ihrer Waffe vor meinem Gesicht. Hätte schlimmer sein können, wenn es Ava gewesen wäre. So blieb lediglich die Verwunderung, dass ich ihre Stimme nicht vernahm. Auf den zweiten Blick fehlte sie. Und wo war der Zinnsoldat abgeblieben? Ein in mich gekehrtes Grinsen überkam mich ob der Tatsache warum gerade die beiden fehlten – so kühl wie beide wirkten ergaben sie doch das perfekte Paar. Dann brachten mich aber die Worte von meinem Gegenüber, welchen ich nun als Drachengeborenen erkannte, zurück in den Moment.
Aus ihm platschte so ein Gewäsch heraus von Tieflingen aus den Shales, welche bösartig seien. Überraschung … meine Familie kam von da. Garret gab sich alle Mühe dem Fleischberg zu vermitteln, dass ich zur Gruppe gehörte, während ich versicherte nichts mit denen zu tun zu haben, von denen er da sprach. Schien angekommen zu sein. So wurde es Zeit für ein bisschen Aufklärung.
Typisch für Garret fand er so wenig Worte wie irgend möglich mir mitzuteilen was sich im Dreadspire ereignet hatte. Und da beklagte die Elfe meine Kommunikationsfähigkeit …
Interessant war, dass nun sie diejenige war, welche einen Abstecher machte. Eigentlich war es ein idealer Moment echauffiert zu sein. Jedoch ließen mich meine vorangegangenen Erlebnisse eher hoffen, dass ihre Reise weniger durchwachsen sein würde. Wer sie wohl diesmal sein würde, wenn sie zurückkehrte?
Der Fleischberg stellte sich als Calas Meiur vor, Söldner im Auftrag Mundi’s. Ja, das hatte noch gefehlt. Drachenähnlich, rote Farbe und dann von dem irren Untoten gesandt. Das war ja mal gar kein schlechtes Omen. Für einen Moment wollte ich Garret erwürgen. Den Gedanken hinterfragend wurde mir klar, dass ich in Zukunft eher die Momente benennen sollte, wo ich es nicht vorhatte. Das wäre mit weniger Schreibaufwand versehen.
Nach dem etwas ruppigen Start setzte Calas aber einiges daran ein paar Bedenken zu zerschlagen. Er war bereits ein alter Mann mit seinen 54, dafür aber top in Form und sogar magisch begabt. Stellte sich heraus, dass er einst für zwei Jahre an der alten Akademie von Zoica war. Reichlich überraschend. Er flog jedoch aus der selbigen hinaus, da er wohl zu viel Unfug in seiner Jugend veranstaltete. Das wiederum war amüsant und es blieb offen was man wohl alles tun musste, um final aus der Akademie geworfen zu werden. Machte mich neugierig. Mehr noch lebten seine Eltern wohl sogar noch hier. Sicher es war eine große Stadt, aber andere Drachengeborene wären sicher aufgefallen. Die Frage ob er Kryla kannte verneinte er. Aber Frau und Kind hatte er. So richtig ins Detail wollte er Fremden gegenüber aber nicht gehen. Konnte ich nachvollziehen, doch blieb meine Neugier was die ausgesparten Punkte anging.
Nun war es an mir zu berichten was die letzten Tage so passiert war. So erzählte ich von dem Signal, den Ungol, dass die Taverne in Kettlehall nun endlich in Verwendung war und zuletzt auch anteilig von meinen Erlebnissen in den Points. Dass ich meine Mutter dort traf und wie sie und Foamwave „verifizierten“, dass ich der bin für den mich ausgab. Dass aufgrund der vorangegangen Geschichte meiner Eltern meine Mutter damals in Kontakt mit Mad Dog Maddoc kam und ihre Beziehung in der tat dazu führte, dass Narchessa meine Tante war … ein Punkt über den ich nie hinwegkommen würde. Und einer den mir Ava sicher lang und breit unter die Nase reiben würde, wenn sie davon erführe.
Doch wie ich das vortrug brach es aus Calas hervor wie kaputt meine Familie sei. Und erst jetzt wurde mir das Ausmaß selber bewusst, wie ich meiner eigenen Stimme lauschte. Es war ein stetiges Auf und Ab seit wir in Cindercrest die ersten Hinweise erhielten. Von Hoffnung über Enttäuschung, Überraschung bis zu Irrsinn. Meine eigene Mutter hätte mich umgebracht, wenn nicht eine Eingebung der Götter es verhindert hätte. Ausgerechnet die Person, die immer als verloren galt, bis neue Zuversicht durch meine wiederentdeckte Schwester geweckt worden war. Alles in allem konnte ich in diesem Moment nicht mehr sagen, ob es gut gewesen war von ihnen zu erfahren, sie gar zu treffen. Hatte ich mich noch geborgen gefühlt als ich sie endlich in die Arme schließen konnte, so wusste ich nun nicht mal mehr ob diese Gefühl nicht schlicht Einbildung gewesen war.
Ich hatte es so sehr gewollt, seit ich von meiner Familie erfahren hatte … vielleicht zu sehr, um die Realität akzeptieren zu können. Wie ein einzelner Satz eines Fremden alles infrage stellen konnte …
Der Abend war fortgeschritten und draußen herrschte bereits Nacht. Krathus war zu Razora unterwegs ihr einen Besuch abzustatten. Unterdessen war Calas scheinbar auch zu seinen Eltern unterwegs. Ich verweilte noch ein bisschen und versuchte mich zu ordnen, bevor ich ebenso zu Razora ging. Hatte es ihr ja versprochen und die Zeit zusammen brachte mich zumindest auf andere Gedanken.
Zu meinem Leidwesen hatte Krathus mal wieder Mist gebaut. Kaum bei ihr angekommen trat ich in eine Bärenfalle, die eigentlich für den kleinen schuppigen Vollpfosten gedacht war. Nach ein paar Erklärungen und Verbänden waren zwei Dinge sicher: Zum Einen, dass meine Sorgen für den Abend trotzdem noch wie weggeblasen sein würden und zum Zweiten, dass der Katastrophenkobold niemals mehr unbeaufsichtigt zu seiner Mutter durfte.
Am nächsten Morgen planten wir im Compound unser Vorgehen. Mundi ließ uns, sehr zu meinem Missfallen, nur wenig Wahl was die Prioritätenliste anging. Der ursprüngliche Plan die Rachwood’ler nach Azoicstrum zu bringen war damit vorläufig auf Eis gelegt. Eisig war auch meine Stimmung gegenüber dem planlosen Gesichtsausdruck von Krathus. Calas heiterte die Situation aber auf, als er ihn mit Dolchen einen Pudding essen ließ. Das war zum schießen komisch. Nach dem Frühstück brachte uns unser Weg somit zu Chrylax. Gleichzeitig war es eine gern gesehene Bestätigung von Calas’ Geschichte, da sich das alte Bandagengesicht an ihn erinnerte – nicht unbedingt positiv, wobei das wohl auf niemanden zutraf, aber immerhin.
Wie üblich hatte Chrylax kein Verlangen uns zu helfen, doch die reine Erwähnung Mundi’s reichte aus, um ihn davon zu überzeugen das richtige zu tun. Es dauerte einige Zeit, aber er brachte mir zwei Teleportrunen bei. Währenddessen wollte sich Krathus um die bevorstehende Abwesenheit des Professors in der Akademie kümmern. Wer immer den guten Einfall hatte das durchzuwinken würde sicher bald dafür die Rechnung tragen. Garret und Calas beschäftigten sich derweil mit Kartenspielen.
Zwei bis drei Stunden später waren wir endlich bereit aufzubrechen. Der Kobold berichtete Chrylax noch von seinem Auftritt in der Akademie und man hätte schwören können ihm sei das Gesicht ein klein wenig entglitten, wenn es nicht eh schon so tief gehangen hätte. Es war ein guter Moment aufzubrechen. Chrylax wollte schon zum Teleport ansetzen, da kam ich ihm zuvor. Er hatte die Tendenz unliebsame Ergebnisse zu produzieren und zudem wollte ich meine neuen Fähigkeiten auch zum Einsatz bringen. Während ich den Spruch sagte gelangte die Mumie zu der Erkenntnis wohin wir auf dem Weg waren aufzubrechen und fing noch einen Satz an, den keiner von uns aber mehr zu Ende hören konnte. Im nächsten Moment standen wir auf der Spitze von Ark’Therion’s Teleportturms … wo sich eine magische Entladung ereignete, die uns fast aus den Latschen kippen ließ.
Irgendjemand hatte den Turm magisch vermint. Wir schauten uns die Gegend genauer an. Zuletzt musste jemand hier gewesen sein, doch alle Spuren betrafen bloß die obere Ebene des Turms. Derjenige musste also entweder per Teleport oder fliegend hierher gekommen sein. Krathus hatte derweil festgestellt, dass hier eine Form von Nexusmagie in der Luft lag. Doch entgegen des normalen „Flusses“ dieser Energie in eine bestimmte Richtung rieselte sie eher und verblasste dann zusehends. Ein unguter Gedanke machte sich breit.
Ark’Therion selbst war nur noch die Hülle einer einstigen Stadt. Die Hextor hatten ganze Arbeit geleistet. Alles brennbare war zu Asche geworden, so standen nur noch die Grundmauern der Stadt. Dieser Ort hatte eine gewisse Ähnlichkeit zu Ailamere, insofern als das es klarere Klassenunterschiede gegeben haben musste. Zumindest wiesen die verschiedenen Bezirke darauf hin. Gleichermaßen war es sehr viel übersichtlicher was die Größe anging als Zoica. Sehr breite Straßen waren ein markantes Merkmal. Schutzmauern oder Einrichtungen dieser Art gab es wohl damals nur bedingt. Es wurde klar, dass die einfallende Armee nicht viel zu überwinden hatte – mit Ausnahme eines Drachen vielleicht. Zugleich plünderten sie alles wirklich gewissenhaft. Nicht eine Tür, Luke oder versteckter Zugang blieb unberührt. Auffällig war, dass es keine Skelette gab, doch scheinbar eine Art von Grabstätte inmitten der einstigen Stadt.
Viel mehr gab es hier nicht in Erfahrung zu bringen. Nach Westerfell würde es ein paar Tage benötigen und so brachen wir in Richtung Süden auf.
Einige Zeit später sahen wir ein recht großes Skelett am Wegesrand liegen. Es war vierarmig und lag quasi auf seinem Gesicht. Es ähnelte dem im Dreadspire. Vielmehr war es eigentlich verdammt ähnlich zu dem, welches Lia damals in Scourgefaust bei sich hatte. Ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Auch wenn dieser Weg für unseren Kobold wenig amüsant war. Das Sonnenlicht war nicht gerade sein Freund. Es blendete wohl zu sehr und schien ihm Unbehagen zu bereiten, so dass er die meiste Zeit auf seinem Yak lag und sich treiben ließ. Als er gerade eingedöst war ergab sich meine Chance. Eilig wirkte ich einen kleinen Zauber und das Yak und Krathus verschwanden in tiefer Dunkelheit. Ich griff hinein und rüttelte ihn wach. Calas und Garret sprangen direkt drauf an und riefen ihn um Hilfe. Völlig desorientiert ob der Erschöpfung und der Dunkelheit um ihn herum sprang er panisch herab und lief einige Meter, bis er die Grenze des Zaubers erreichte und mit einem Mal im hellen Sonnenlicht stand. Man musste dabei gewesen sein, der Gesichtsausdruck war Gold wert. Etwas angepisst tapste er wieder zurück und genoß die zehn Minuten Dunkelheit, bevor der Zauber abklang.
Am Abend schlugen wir unser Lager auf. Calas und Krathus legten eine Trainingsrunde ein. Sie verlief aber erstaunlich schlecht für den kleinen. Hatte ihn bisher in einer Kampfsituation nie so unbeholfen gesehen. Dann begaben wir uns zur Ruhe … so dachten wir.
In der Nacht huschte plötzlich ein eisiger Schauer über mich hinweg. Das nächste an das mich erinnere ist wie die anderen mich wieder zusammengeflickt hatten. Etwas Großes hatte uns mit einem eisigen Hauch angegriffen und flog dann davon. Wir hatten wohl etwas aufgeschreckt, oder hatte es uns aufgelauert? Ein Drache? Gegebenenfalls war es gar Lia? In der Annahme, dass es floh und weit ausserhalb unserer Rehweite war versuchten wir ein wenig Ruhe zu bekommen, um uns von dem Angriff zu erholen. Zu unserem Leidwesen war die Kreatur aber keinesfalls geflohen. Sie kam zurück und erwischte uns ein weiteres Mal. Wieder wurde mir schwarz vor den Augen. Mein letzter Gedanke war die Frage, ob es das gewesen sein sollte. All das Erlebte und so endet es, bei einem Hinterhalt in der Nacht?
Ich erwachte sehr viel später. Krathus hatte glücklicherweise den zweiten Angriff überstanden. Der Rest von uns war völlig am Ende. Irgendwie hatte er es auch bewerkstelligt uns alle aus der Gefahrenzone zu bekommen. Ich war dankbar, auch wenn ich es nicht so richtig zu zeigen vermochte in dem Moment. Garret hatte derweil ein Versteck nahe des Weges ausgemacht. Wir brauchten Ruhe, vielleicht fanden wir sie dort. Calas nutzte seine Magie für einen Zauber, der uns im Falle eines Feindes in der Nähe alarmieren sollte. Wir schliefen leider nicht allzu lange bevor es in unseren Köpfen wie in einem Glockenturm zuging. Der Zauber hatte getan was er sollte, war aber scheinbar zu seicht eingestellt. Da stand dieses Huhn plötzlich vor uns und für einen Moment atmeten wir auf.
Krathus wollte es sich aber schnappen, was aber nicht so gut gelang. Es entwich ihm und rannte in die Nacht. Etwas war eigenartig, aber ich konnte es nicht genau benennen. Dann sprintete der Kobold dem Federvieh hinterher in die Nacht. Was war das für ein irrsinniger Gedanke? Es dauerte nicht lange bis uns allen klar war, das dies eine ganz schlechte Idee gewesen war. Etwas erhob sich in die Luft und hatte Krathus in Schlepp. Es musste wirklich ein Drache sein und er flog schnurgerade in die Höhe. Mit einem flauen Gefühl im Bauch was als nächstes passieren würde rannte ich in ihre Richtung los und wartete einen Zauber haltend darauf, dass etwas von oben herunterfallen würde. Und so geschah es. Im letzten Augenblick stoppte ich Krathus’ Fall. Dieses Mistvieh legte es wirklich drauf an uns Schaden zuzufügen.
Wir versuchten zumindest eine kurze Verschnaufpause hinzubekommen, doch der Drache kehrte gefühlt jede Viertelstunde wieder. Sobald er entdeckt wurde zog er sich kurz zurück. In der Annahme, dass es sich dabei eventuell um Lia handeln könnte riefen wir zu, das wir nur reden wollten. Es blieb jedoch ohne Reaktion. Nach einem weiteren Vorbeiflug fing plötzlich Garret an um sich zu schlagen. Ein kurzer Stoß mit dem Dolchgriff auf den Schädel brachte ihn aber bereits zu Fall. Wir alle waren am Ende unserer Kräfte und es war es nur eine Frage der Zeit bis es uns endgültig zerlegen würde. Was sollten wir nur tun?
Pre-Sitzung 101
Eine Weile blieb ich noch und tauschte mich mit Mutter aus. Es gab viel zu erzählen – gerade über die Umstände meiner Jugend –, mehr als mir Zeit zur Verfügung stand. Ava war eh schon am Kochen, ich wollte es nicht noch durch ein gebrochenes Versprechen verschlimmern. Auch hinterließ ich ein paar Informationen bezüglich Shadar Logoth. Nicht verfängliches, nur genug um die Bedrohung klarzumachen. Die Details hätten nur zu Problemen geführt, Begehrlichkeiten an seiner Macht geweckt. Aber potentiell betraf es eben alle Bewohner Logothil’s. So überließ es ihnen selbst darüber nachzudenken. Foamwave brachte mir noch die Runen für die Zirkel in Ailamere und den Points bei bevor ich dann nach Zoica zurückkehrte.
Chrylax war so erfreut wie immer mich zu sehen … mehr noch, als er erfuhr, dass ich ihm Arbeit bereiten würde. Ich stellte die Dringlichkeit dar und argumentierte ein wenig herum. Dann ließ er sich widerwillig dazu herab eine Portalrune für Kettlehall vorzubereiten.
Als ich in den Compound einkehrte erfuhr ich, dass die Gruppe schon losgezogen war. Das war zu erwarten gewesen. Angeschlagen wie ich war hätte ich sowieso jetzt keine Reise unternehmen können. So blieb ich daheim für den restlichen Tag, brachte Jashier auf den neuesten Stand und offenbarte ihm meine Idee für seine dauerhafte Unterkunft. Er schien ziemlich angetan davon. Besonders aus Ailamere heraus zu sein. Dass ich jedoch in familiärer Verbindung zu Narchessa stand schockte ihn genauso wie es mich geschockt hatte. Darüber tranken wir noch den ein oder anderen Humpen leer.
Und damit mir nicht alle Gliedmaßen gebrochen würden, wenn sie glaubte vergessen worden zu sein, kehrte ich noch bei Razora ein. Ein paar Dinge hielt ich vage, doch grundsätzlich erzählte ich ihr vom familiären Zusammentreffen. Die Dinge wurden dadurch nicht weniger interessant. Und ich versprach, dass sie auch bald Jashier kennenlernen könnte, sobald er in seiner neuen Heimat angekommen war. Ich wunderte mich aber darüber wie ich das mit meiner Mutter mal arrangieren sollte. Doch das war ein Problem für einen anderen Tag. Heute ging eh schon die Sonne unter.
Am nächsten Morgen schnappte ich mir zunächst Angstrum, holte dann Jashier und die Kids und setzte zum Weg nach Azoicstrum an. Wenn die anderen gerade sich um ein Problem kümmerten, dann konnte ich ein anderes auf dem Weg gleich mit erledigen. Angstrum hatte seine typischen Ausflüchte auf Lager, doch ich ließ nicht locker. In Azoicstrum angekommen ließen wir Jashier und die Kinder zunächst in Angstrums Turm. Er und ich zogen dann los zum Nexus. Auf dem Weg kam mir die Idee, dass es vielleicht möglich sein könnte das Nexus Signal von Azoicstrum zum Loch Meriander zu verlagern, statt ein falsches Signal zu erzeugen.
Doch das schlug leider fehl. Am Ende blieb es bei dem falschen Signal. Eine Bestätigung über die Wirksamkeit, oder gar den Erfolg des Wunsches gab es nicht. Aber zumindest hatte Angstrum keinen Fehlschlag als solchen registriert. Hoffen war das Einzige, was nun blieb. Wieder zurück am Turm schob ich den Bugbear zurück in den Zirkel und sandte ihn nach Zoica. Jashier, die Kinder und ich würden jetzt nach Kettlehall weiterziehen.
Es dauerte drei Tage, ohne besondere Vorkommnisse, bis wir Kettlehall erreichten. Mit Ausnahme der Tatsache, dass die erwartete Kommunikation mit Ungol nicht zustande kam – etwas, was ich bei meiner Rückkehr nach Zoica klären musste. Es war bereits Abend, also versuchte ich mich zu beeilen. In der Old Cat Tavern sollten sie sich vorerst ein neues Heim einreichten. Ich überließ Jashier etwas Gold mit der klaren Ansage, dass es für ihn und die sieben kleinen wäre – er sollte keine Wohltätigkeitsaktionen starten. Dieser Ort war anders und sie würden sich auch erstmal einleben müssen. Ich warnte sie dem Riesen nicht bei der Verteidigungsarbeit zu helfen und machte auf einen potentiellen Drachen aufmerksam, der hier lebte. Auch wenn ich Miriyala-Zofra beim Betreten der Stadt nirgends gesehen hatte.
Direkt im Anschluss suchte ich einen sicheren Ort in der Stadt und kreierte den Teleportzirkel mit der Rune, die Chrylax über das Kommunikationsbuch gesandt hatte. Es war eine ziemliche Fleißaufgabe den Zirkel zu erstellen, aber es glückte wider Erwarten. Ich sorgte dafür den Eintrag der Rune aus dem Buch zu tilgen, bevor ich schließlich den Zirkel selbst nutzte wieder nach Zoica zurückzukehren.
Mein Weg führte mich zunächst in die Kanalisation zu Veklani. Offenbar schlug die Kommunikation fehl und die Geduld der Spinnen war was das anging erschöpft. Danach ging es zum Compound. Hoffentlich würde ich nicht zu lange auf Garret, Ava und Krathus warten müssen.
Intermezzo
Vorher: [siehe Part 2 - Arem]
Kurz darauf gingen auch wir in den Zirkel. Dann aktivierte sie den den Teleport.
Ich tauchte über einer Wasseroberfläche auf und fiel hinein. Scheinbar hatte ich das Ziel verfehlt. Unangenehm kalt war das Meerwasser, aber zum Glück ließ mich meine Magie auf demselbigen laufen. Nur ungern hätte ich zur Insel vor mir schwimmen müssen. Sie war soweit ich sehen konnte recht groß und hatte ein hohes Gebäude an der Landspitze zu stehen. Es ähnelte sehr den bekannten Orten der Zirkel. Ostracitoren war wohl das eingängigste Beispiel. Es schienen auch zwei Personen vor Ort zu sein, die scheinbar sich in der Gegend umsahen. Ausgehend davon, dass die eine Foamwave war nutzte ich ein magisches Licht, um auf mich aufmerksam zu machen. Es dauerte einen Moment bis sie es bemerkten und nochmal mehr, bis ich vor Ort angekommen war.
Neben meiner Schwester stand eine Art Konstrukt. Auf meine Frage hin was es mit dieser Maschine auf sich hatte warf sie mir ein unhöfliches Verhalten vor, er hätte schließlich auch Gefühle. Ich war irritiert. Dieser metallene Koloss war am Leben? Er stellte sich als ein Geschöpf namens Bretar heraus. Und offenbar fand es gefallen daran andere aufzuziehen, oder zumindest mich in diesem Moment. Es dauerte einen kleinen Moment bevor ich die Frage nach einer Losung als blöden Witz erkannte. Auf die Nachfrage nach einem Geschenk prokelte ich einen alten Buttermilchkeks aus Ostracitoren heraus. Den hatte ich total vergessen … und so richtig gesund sah er auch nicht mehr aus. Aber einer Maschine würde es kaum schaden können.
Foamwave informierte mich, dass das Haus unserer Mutter in der Nähe sei. So begannen wir zu gehen. Die Zeit nutzend fragte ich sie einige Dinge. So erfuhr ich, dass die Teleportzirkel in Ailamere und den Points schon seit geraumer Zeit in Benutzung waren. Als sie damals entdeckt wurden bestach man wohl einige Zauberer das Geheimnis um deren Benutzung preiszugeben. Es ist auch der Grund wieso Foamwave häufiger bei Modron arbeitet. Auf diese Weise hat sie stets Zugang.
Dass Mutter soweit abseits wohnte lag an Maddoc. Er galt als tot und versteckte sich hier. Als seine Frau war es also logisch, dass sie bei ihm war. Doch sie war in der Tat nicht an diesen Ort gebunden. Da sie uneingeweihte Personen nicht mit ihm in Verbindung bringen konnte besuchte sie Ailamere ab und an.
Als nächstes wurde es aber noch abstrus. Es erschien mir suspekt, dass meine Schwester zu Narchessa „Tante“ sagte. Doch war dies keinesfalls auf eine abstrakte Weise gemeint. Die irre Halbelfe war Maddoc’s Schwester und damit in der Tat UNSERE Tante … Ich spürte wieder so ein Pochen in der Schläfe.
Nachdem wir ein Stück gegangen waren wunderte ich mich über die Größe der Insel und deren Bewohner. Scheinbar hatte Maddoc alle Getreuen hierher geholt. Es gab ein Dorf samt eines kleines Hafens wo meine Mutter lebte. Hier siedelten gut 50 Besatzungsmitglieder – darunter einige Farmer. Von hier aus operierten sie aus den Schatten heraus, überfielen ab und an die Wohlhabenden und stiegen nachhaltig im Wohlstand.
Es prasselte alles wie ein Sperrfeuer von Langbögen auf mich hinab. Eine verrückte Information jagte die nächste.
Wir erreichten nach kurzer Zeit dann auch das besagte Dorf. Es herrschte geschäftiges Treiben und auf einem größeren Hügel stand ein durchaus ansehnliches Anwesen. Übermäßig junge Leute und dazu Männer waren hier zu finden. Obgleich es an den Konterparts auch nicht mangelte. Und erst recht nicht an verschiedenen Rassen. Darunter auch etwas, was ich nie zuvor sah. Eine Spezies, die Foamwave als Thri-Kreen identifizierte. Dieser spezielle Geselle hieß Thrakkid. Ich vergaß dabei nie, dass es sich hier um durchweg Piraten handelte.
Das Anwesen erreichend gingen wir auch sogleich hinein. Im Inneren wartete bereits eine Tieflingsfrau im gehobenen Alter. Mit eher zittriger Stimme fragte ich ob sie Stonearch sei. Was sie kühl bejahte. Sie machte keinen Hehl darum, dass sie mir nicht vertraute. Es galt zunächst Sicherheit zu haben, dass ich der bin, für den ich mich ausgab. Doch ich wurde gewarnt, dass mir die Mittel dafür nicht gefallen würden. Es gab keinen Grund nicht zuzustimmen. Die Informationen stimmten. Spätestens durch Ocanar war dies bestätigt worden.
Sie bat mich in einem der Zimmer Platz zu nehmen. Dann wurde ich mit einem Seil festgebunden. Nun war mir wirklich unbehaglich. Ich fragte mich was für ein Test das sein würde, besonders nachdem die Nachfrage kam wie gut ich mit Feuer umgehen könnte. Auf meinen Wissensstand hin geprüft antwortete ich wahrheitsgemäß damit, dass ich nichts von früher wusste. Was konnte man schon von einem damals etwa fünfjährigen erwarten …
Zuvor hatte sie schon mein Familienwappen erhalten. Doch das hätte ich auch irgendwann anders über unbekannte Wege erhalten können. Alle weiteren Details, die ich in Erfahrung bringen konnte reichten auch nicht aus. Der Test wurde vollzogen. Und in der Tat gefiel er mir keineswegs.
Verschnürt wie ich war sollte ich nun dieses angeblich magische Seil aktivieren, um damit meine Zugehörigkeit zur Familie zu beweisen. Irritation machte sich breit. Scheinbar war dies eines von den vielen Kleinigkeiten, die mein Vater selbst erschaffen hatte. Mit einigem spielten wir damals. Er hatte dafür ein Faible. Aber ja nicht nur dafür, wie wir wussten.
Aber wie zur Hölle sollte ich dieses mir unbekannte Objekt aktivieren? Dann spürte ich einen stechenden Schmerz. Foamwave war unlängst hinter mich getreten und stach nun mit einem Dolch in meinen Rücken. Das ging zu weit. Sie machten daraus eine zeitgebundene Aufgabe. Was für ein blödsinniger Test war das!? Ich hatte doch schon gesagt, dass ich nicht von früher wusste. Wieder ein Stich.
Ich versuchte mich zu konzentrieren und schlau aus alledem zu werden. Ich spürte die Magie in dem Seil. Wieder ein Stich. Ich versuchte mich an früher zu erinnern. Wieder ein Stich. Ich fragte verzweifelt nach dem Sinn. Wieder ein Stich. Mehr und mehr spürte ich die Wunden auf meinem Rücken. Es schien hoffnungslos.
Irgendwann kam tatsächlich eine Erinnerung hoch. Unsere „Spielzeuge“ wurden durch Namen aktiviert. Stonearch wurde hellhöriger, als ich dies von mir gab. Aber wenn das stimmte war es mir nicht möglich es zu aktivieren. Ich kannte meinem echten Namen nicht. Wieder ein Stich.
Sollte es so zu Ende gehen!? Hier vor meiner wiederentdeckten Familie und gleichermaßen von ihr dem Tod übergeben? Wieder ein Stich. Ein Gedanke kam auf. Bisher trugen sowohl mein Vater, wie auch meine Schwester einen Namen, der sich aus unseren Familiennamen zusammensetzte. Das war kein Zufall, oder doch? Wieder ein Stich.
Ich probierte allerlei Kombinationen aus. Keine Schien zufriedenstellend. Obgleich meine Mutter sichtbare Anzeichen dafür im Gesicht hatte, dass ich auf der richtigen Fährte war. Wieder ein Stich. Langsam fühlte ich mich schwächer und schwächer werden. Das Leben verließ mich mit jedem weiteren Stich ein Stück mehr. Das Blut rann an mir herunter. Wieder ein Stich. „Umgekommen bei einem dämlichen Ratespiel …“ ging es mir durch den Kopf.
Als ich schon begann das Bewusstsein zu verlieren gab ich eine letzte Kombination von mir: Waterfroth.
Plötzlich entzündete sich das Seil. Um mich herum loderten Flammen auf. Zu Anfang schienen sie mich noch nicht direkt zu tangieren. Dann aber spürte ich die Hitze und verlor schlussendlich das Bewusstsein über die einsetzenden Schmerzen …
Die nächste Erinnerung war, dass ich die Augen aufschlug und drei Personen um mich herum vernahm. Zu meiner Schwester und Mutter war nun auch ein Zwerg in einem sehr martialisch anmutenden Rollstuhl dazugekommen. Foamwave hatte mir Heilung zukommen lassen. Ich fühlte mich elend, aber die Wunden am Rücken waren zumindest wieder verschlossen. Nun brabbelte mich dieser Zwerg an. Als ich mich sachte aufrichtete und meinen Blick scharf stellte traute ich meinen Augen nicht. Es war wirklich Mad Dog Maddoc. Etwas kürzer als man ihn immer dargestellt hatte, da inzwischen seine Beine fehlten.
Mutter schaute deutlich sanfter drein. Meine Schwester war so kalt wie zuvor. Eine Form von Ava als meine Schwester. Das hätte auch besser laufen können. Derweil machte Maddoc klar, dass ich ja ganz offenbar Familienmitglied sei. Kaum des Stehens mächtig kam auch direkt die Frage, ob ich ein Schiff kommandieren konnte. Ich verneinte. Woraufhin er enttäuscht wirkte und meinte, dass Foamwave dann die nächste Runde wieder übernehmen müsste.
Ich erfuhr aber noch ein paar Dinge. So zum Beispiel, dass Maddoc dieses kriegerische Zusammentreffen als Bluff und Chance genutzt hatte. Er entledigte sich dabei Galfridius’ Herrschaft über Ailamere und verschwand selbst in den sagenumwobenen „Tod“. Von hier aus arbeitete er mit seiner Schwester zusammen. Sie hatte dabei die Position inne die Stadt Stück für Stück zu unterwandern und Galfridius’ Sohn Xanthiope, welcher den Thron danach bestieg, zu manipulieren.
Das Ganze wurde aus seiner Sicht nötig, da Galfridius’ Hass auf die Piraten zu groß geworden war. Selbst ein von Maddoc unterbreiteter Waffenstillstand wurde abgelehnt. Ich verstand durchaus wieso den Gesetzlosen kein Freifahrtschein erteilt wurde. Maddoc trug den Kommentar mit Fassung.
Auch wurde mir mitgeteilt, dass mein Vater Topwater unlängst das zeitliche gesegnet habe. Darüber war ich jetzt weniger unglücklich. Selbst Modoc hielt ihn für ein Monster. Obgleich ich mir nicht sicher war, dass es nicht auf beide zutraf.
Nachfragend zu den Ereignissen, die mich überhaupt als Kind in den Hafen von Ailamere führten hieß es, dass ich verloren ging bei der Schlacht. Offenbar versenkte Galfridius das Schiff auf dem ich war. Wie ich jedoch bis nach Ailamere kam ist unklar. Maddoc glaubte gar, dass seine Schwester damit zu tun gehabt habe. Warum sonst hätte ich für sie arbeiten müssen. Nur Leute, die ihr etwas schulden würden, wären an sie gebunden bis zur Abzahlung der Schuld. Doch das ergab nicht viel Sinn.
Wenn sie darin beteiligt war, dann hätte sie ja wissen müssen wer ich bin. Damit hätte sie bewusst eine Information vor meiner Mutter verborgen. Als besonders gnädig hatte ich sie auch nicht kennengelernt. Sie war skrupellos. Maddoc verteidigte diese Eigenschaft, da es nunmal dazugehöre die Kontrolle zu behalten.
Auf meine Nachfrage was es eigentlich mit diesem bescheidenen „Test“ auf sich hatte kam heraus, dass es wohl schon drei Personen vor mir gab, die probiert hatten sich als ihr Sohn auszugeben. Trotz allem wollte mir nicht so recht in den Kopf, dass sie auf diese Weise riskiert hatten ihren echten Sohn umzubringen. Mein Verständnis dafür hielt sich wahrlich in Grenzen.
Nunmehr hatte ich viel zu verdauen. Aber mir lag nicht viel daran mich weiter mit dem Piratenkönig zu unterhalten. Und Foamwave hatte mir gerade nicht genug Empathie. So bat ich meine Mutter zu einem privaten Gespräch. Sie hatte sich zuvor glücklich gezeigt tatsächlich ihren totgeglaubten Sohn wieder zu haben, so dass dem nichts im Wege stand.
So wirklich überzeugt von Narchessa zeigte sie sich aber dann im privaten Gespräch nicht. Sie sei ganz in Ordnung. Für mich hörte sich das ganz nach Zweifeln an. Meine gemachten Erfahrungen in Ailamere würden bei ihr vielleicht tauf offenere Ohren stoßen. Aber das wollte ich später noch einmal angehen.
Auf die Frage hin wie sie an Maddoc geriet wurde es noch einmal interessant. Nach der Flucht aus Cindercrest hörte Topwater von Ailamere und wie dort alles möglich sei. Nach seinem Fehlschlag wollte er hier erneut beginnen. Doch Mutter wollte nicht länger dabei zusehen, wie ihre Kinder gefährdet würden. So ersonnen sie einen Plan. Sie buchte einen Kurztrip und ließ an den richtigen Stellen der Stadt das Gerücht verlauten, dass sie viel Geld bei sich hätten. Tatsächlich sorgte dies dafür, dass sie während ihrer Schiffsreise von Piraten abgefangen wurden.
Unter ihnen befand sich Maddoc. Sie sorgte dann final dafür, dass Topwater über Bord ging. Maddoc selbst erledigte dies. Vermutlich war dies die einzig ehrenhafte Tat seines ganzen Lebens. Dieses Zusammentreffen war es auch, dass sie in Maddoc’s Arme trieb. Scheinbar war sie glücklich. Besser als zuvor war es allemal meinte sie.
Was Foamwave anging so war diese schon immer etwas Emotionskalt. Mutter vermutete, dass es etwas mit den „Behandlungen“ durch meinen Vater zu tun hatte. Sie zeigte sich aber froh darüber, dass ich wohl anders wäre. Scheinbar hatte ich diesbezüglich noch Glück gehabt. Wer weiß wie ich sonst auf den Straßen Ailamere’s agiert hätte. Und der Einfluss meines Ziehvaters war vermutlich auch nicht ohne Belang. Es freute sie auch zu hören, dass unsere Reisen in Logothil einem höheren Zweck dienten. Ich hielt es aber besser zunächst eher vage mit meinen Ausführungen zu sein, da nicht klar war was hier mit derlei Informationen über unsere Erlebnisse geschehen würde.
Nachdem nun so viele Dinge klargestellt werden konnten hätte ich mich wohl besser fühlen müssen. Aber es nagte schwer an mir in direkter Verbindung zu der Despotin im Untergrund zu stehen. Ich erkannte jedoch auch eine Sache dort direkt vor mir, die es lohnenswert gemacht hatte. Meine Mutter lebte. Mir dieses Faktes jetzt erst wirklich bewusst werdend konnte ich nunmehr auch meine Tränen nicht länger zurückhalten. Einen Schritt nach vorne machend folgte darauf eine Umarmung. Sie war wirklich real. Und offenbar war dies kein Verhalten, dass sie von ihrer Tochter gewohnt war, was sie im Gegenzug noch glücklicher stimmte. Ich umklammerte sie so fest, dass man hätte meinen können ich wollte nie mehr loslassen. In diesen Moment fühlte ich mich obgleich jeglicher fragwürdiger Umstände anders als je zuvor … das erste Mal in meinem Leben wirklich geborgen!