• Samstag, 28. September 2024 23:44

Sitzung 23

Anarath
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Wir versuchten das Gespräch in eine Richtung zu lenken, welche uns Verhandlungsspielraum gewähren sollte. Die Seehexe schien mehr an ihrem persönlichen Vergnügen interessiert, als an dem Leben der Landbewohner. Mir kam der Gedanke, dass sie vielleicht durch Geschichten aus aller Welt an Zufriedenheit gewinnen würde. Und wir könnten dies beginnen in Gang zu setzen, in dem wir ihr Bücher nahebringen wollten. Sie könnte diese sammeln lassen und sich in die Geschichte, Märchen und Mythen dieser Lande entführen lassen.
 
Ihr Interesse schein geweckt. Allerdings hatten wir sehr unterschiedliche Vorstellung von einer potentiellen Umsetzung. Aber ein Anfang war gemacht. Zusätzlich galt es noch ein weiteres Problem zu lösen: Tundra. Er und die Drachenpriester waren dem Roganor Verschnitt ein Dorn im Auge. Würden wir dafür eine Lösung präsentieren, wäre die Seehexe uns wohlgesonnen. Mit dieser Aufgabenstellung verließen wir die Feste.
 
Wir berieten über unser Vorgehen, hatten aber zunächst noch andere Dinge zu tun. Unser Weg führte noch zum Schmied. Leeroy’s Rüstung hatte angepasst zu werden. Der dort arbeitende Gnom war kein Dummkopf. Er hatte ein gesteigertes Interesse an den Umständen unserer Einkehr in die Stadt. Aber auch an den politischen Zusammenhängen. Am Ende hatte es jedoch wohl kaum einen Unterschied gemacht ihm alles berichtet zu haben. Uns hingegen half dieses Zusammentreffen insofern, als das wir nun wussten, dass die Rüstung wohl eher von den Schmieden der Priesterschaft würde repariert werden können. Damit einher gingen auch Glaubensregeln.
 
Statt nun also die Taverne aufzusuchen, folgten wir nun den in der Ferne hochstehenden Türmen des Tempels der Drachenpriester. Es war nich schwer hineinzugelangen, auch wenn die Wache am Tor zunächst ein wenig abwesend ihren Dienst tat. Und kaum im Inneren angekommen, kam ein Akolyt heran, der sich uns als Führer anbot. All das verdankten wir unserer Tarnung. Tundra’s Schuppe öffnete Türen, die uns sonst verschlossen geblieben wären. Und ganz nebenbei beschützte sie auch unser Leben.
 
Der Akolyt führte uns als Erstes zu Toira Daili Wuduwu, der Priesterin des zweiten Grades, welche hier die Oberhand hatte. Sie wirkte etwas jung für diesen Posten, aber das änderte nichts daran, dass das folgende Gespräch mehr als aufschlussreich verlief. Sie wusste über alles eingehend bescheid. Die Natur Tundra’s, die Übernahme Roganor's durch eine fremde Entität, die Lüge um die Menschengefahr. Es wurde deutlich, dass sie auch eine bessere Lösung dafür wünschte, aber selber keine anbieten könnte. Zumindest keine, die nicht eventuell am Einfluss der Priester gerüttelt hätte. Ehrgeizig wie wir waren, machten wir uns daran sie davon überzeugen zu wollen, dass sie uns Zeit einräumte eine Lösung zu finden. Wider erwartend stimmte sie zu. Mit dieser Aufgabe wurden wir wieder fortgeschickt.
 
Wo wir schon einmal hier waren, wollten Leeroy und ich die Gunst der Stunde nutzen die Tempelbibliothek aufzusuchen. Wir bekamen von Toira bereits die Erlaubnis diese nutzen zu dürfen. Dort angekommen suchten wir nach den unterschiedlichsten Themen. Allerdings waren meine Themenbereiche schwierig bis gar nicht zu entdecken. Leeroy hatte mehr Glück. Es sollte eine ganze Abteilung mit allem rund um Technik beziehungsweise Mechanik geben. Es stellte sich aber schnell heraus, dass diese abhanden gekommen waren.
 
Ein Gnom namens Pan hatte sie wohl „ausgeborgt“. Widerrechtlich. Sie waren wohl auch schon seit geraumer Zeit weg. Da Leeroy ein gesteigertes Interesse an den Inhalten hatte und der Bibliothekar über die Frechheit Pan’s ordentlich erbost war, kamen wir überein nach Pan und den verlorenen Büchern Ausschau zu halten. Letztere dann natürlich auch zurückzubringen.
 
Anbei erfuhren wir von Buchbänden, die Prophezeiungen enthalten sollten. Sogar im Zusammenhang mit Drachen. Alle standen sie hier. Aber einer der Priester wäre besonders bewandert. Anlow Fenryl Rixi sei sein Name und er studiere zumeist in der Isolation seines Arbeitszimmers. Gleichzeitig wurden wir auch gewarnt wie merkwürdig er sich verhalten würde. In der Hoffnung jemanden zu finden, der uns mehr sagen könnte über all die Vorgänge hier, ließen wir uns von unserem Akolytenbegleiter zu Anlow bringen.
 
Und in der Tat, er war merkwürdig. Noch bevor wir klopfen konnten empfing er uns bereits mit einem „Herein“. Schnell stellte sich heraus, dass Anlow mehr als nur wissend war. Er war sehend. Dinge, von denen er nicht wissen konnte, erschienen ihm. Zeit spielte dabei offenbar keine Rolle. Vergangenheit und Zukunft waren gleichermaßen vertreten. Aber nicht immer klar, oder verständlich. Auch variierten die Ergebnisse. Doch allein, dass er meinen ganzen Namen kannte, ohne diesen je gesagt zu haben war schon verblüffend. Trotz seiner Fähigkeiten nahm er Abstand von dem Titel eines Propheten. Dies schien merkwürdig.
 
Wir erfuhren von dem aktuell umherziehenden Propheten. Travok. Der Verrückte Mann vor den Toren Caer Aeslyn’s soll ein wahrer Prophet gewesen sein. Und zudem ein Dreh und Angelpunkt für die verschiedenen Zukünfte, die Anlow wahrnehmen konnte. Und alles drehte sich um Shadar Logoth. Einen roten Drachen, der, laut den Vorhersagen, das Ende für uns alle bringen sollte. Angeblich war er zu einer Art Gott aufgestiegen. Keinem Guten, leider. Wie wir so am Sprechen waren erwähnte Anlow beiläufig, dass es eigenartig sei, dass er nicht sehen könnte, was in 10 Minuten passieren würde. Wir dachten uns nichts dabei. Sein Schwitzen war aber schon etwas besorgniserregend.
 
Ich hatte Sorge, dass es ihm ähnlich wie dem Barden damals in Caer Aeslyn ging. Seine Visionen etwas zu real würden. Daher versetzte ich ihn dank meiner Magie vorsichtshalber in einen tiefen Schlaf. Zu spät erkannten wir, dass der wahre Grund ein Anderer gewesen war. Aus einem großen Spiegel heraus starrte uns ein großes reptilartiges Auge an. Schuppen waren zu erkennen. Rote Schuppen. Es war Shadar Logoth, der genervt fragte, wer ihn gerufen hätte und einen Tribut in Form von Gold forderte.
 
Wir versuchten eine Erklärung zu liefern, aber er war an keiner interessiert. Gleichwohl er einen Kommentar in meine Richtung machte, der jenem von Tundra ähnelte. In diesem Fall würde ich vertraut riechen. Noch bevor wir darüber nachdenken konnten endete diese Unterhaltung abrupt. Leeroy bekam das vorzeitige Ende gerade noch rechtzeitig mit und reagierte, während ich mich noch wunderte wieso die Gestalt im Spiegel so schwer zu atmen begann. Ich spürte einen Ruck. Leeroy zog mich aus dem Raum und dann … Flammen. Überall.
 
Das Nächste, woran ich mich erinnerte war, dass ich irgendwo im Tempel wach wurde. Schwer verletzt, aber am Leben. Leeroy hatte mich gerettet gehabt und zu Toira gebracht, die meine Wunden kurzerhand versorgte. Anlow und der uns begleitende Akolyt waren im Flammenmeer umgekommen. Dann sah ich das Ausmaß der Zerstörung. Nicht nur, dass es überall in diesem Flügel des Tempels brannte, ein Großteil war schlicht nicht mehr existent. Hinweggefegt durch die gigantische Kraft des Drachenfeuers.
 
Gemeinsam traten wir zunächst ins Freie, um frische Luft zu schnappen und zu Atem zu kommen. Draussen hatte sich bereits eine große Menge an schaulustigen Gnomen versammelt. Und nun, da sie uns sahen, wirkten sie etwas angespannt. Auf meinen Kommentar, dass sie besser helfen sollten besorgten sie sich Waffen. Ich ahnte böses. Gleichzeitig schlappte Roganor entgegen. Er ignorierte aber sowohl die Massen, als auch uns. Da ich nicht in die Fänge von erzürnten Gnomen mit fehlgeleiteter Wut geraten wollte, schlug ich vor drinnen auszuhelfen. Die Priester würdendünn schon für unseren Schutz sorgen.
 
Leeroy und ich versuchten so gut es geht mit anzupacken. Meine Kräfte waren begrenzt aufgrund der vorangegangenen Verletzungen. Zusätzlich schien meine Magie nur bei den Sekundärfeuern Wirkung zu zeigen, nicht aber bei den primären Brandherden. Für jemanden, der sein Lebtag mit Feuer, besonders magischem Feuer, zu tun hatte, war dies geradezu verstörend. Hier hätte ich glänzen müssen, doch versagte indes auf ganzer Linie.
 
Leeroy vernahm plötzlich etwas. Ein nährkommendes Geräusch, fast wie Rauschen. Als er mich darauf aufmerksam machte pumpte mein Herz mit voller Wucht. Meine Gedanken kreisten um die Dinge, die wir erfahren hatten. Vor meinem geistigen Auge sah ich nur eines: Roganor. Wild brüllend befahl ich allen den Tempel sofort zu verlassen. Zum Glück gehorchten sie. Denn nur wenige Sekunden nachdem wir das Gebäude verlassen hatten, brach eine riesige Flutwelle über es hinein. Sie hätte uns mit Sicherheit erfasst und Opfer gefordert.
 
Die Flammen versiegten unter der hinabbrechenden Welle. Ein nebeliger Dunst legte sich über alles, Wasser tropfte oder strömte noch aus allen möglichen Öffnungen. Und zwischen alle dem trat plötzlich Roganor hervor. Sein Blick war so abwesend wie zuvor, sein Schritt verquer und fast schon lächerlich, da die Seehexe seine Motorik nicht völlig, oder fehlerhaft beherrschte. Stumm kam er uns entgegen …