• Sonntag, 20. April 2025 04:21

Sitzung 21

Anarath
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Nun hieß es den Fubamizi verlassen und die Gnomenstadt aufsuchen. Denn egal was wir tun wollten, ein Gespräch mit Roganor El Pisanok war die einzige Option zu diesem Zeitpunkt.
 
Auf dem Weg nach draußen jedoch wurde es zunächst wieder kompliziert. Durch den Gang in Richtung  Lavaschlund blickend, konnten wir auf der anderen Seite viele Gnome sehen. Bewaffnet. Zudem stand ein in einem zeremoniellen Gewand bekleideter Gnom an der Front. Auch die Seilbahn lag nun an ihrer Seite.
 
Beschwichtigend bewegte ich mich der Gruppe entgegen. Über das in der Tiefe brodelnde Loch hinweg versuchte ich zu erklären was vorgefallen war. Und zu unserem Glück war der Anführer der Gruppe, ein Drachenpriester der ersten Stufe namens Zeth Zeddicus Zarkanar, sehr verständig. Nachdem er hörte, dass wir von Tundra beauftragt waren etwas zu erledigen, ließ er uns hinüberziehen um den Beweis anzutreten. Als er die Schuppe des Drachen gesehen hatte war für ihn klar, dass wir ebenso Drachenverehrende sein mussten. Mich hielt er dabei für einen Priester und Leeroy für eine Wache.
 
Obgleich er sich wunderte, dass wir nicht zeremoniell gekleidet waren. Die Notlüge wir wären aufgrund der beschwerlichen Reise nur in Wanderbekleidung unterwegs schien ihm wahr genug zu klingen. Er bestand darauf, dass zumindest ich mich aber standesgemäß zurechtmachen sollte. So geleitete er uns zu den Unterkünften und gab uns viel zu kurze beziehungsweise enge Klamotten. Schon als ich es mir an den Körper hielt, um die Maße zu überprüfen wurde Leeroy rot im Gesicht.
 
Zunächst kamen wir hier unter. Es gab Essen, Schlafplätze und Versorgungsgüter. Leeroy wollte sich zugleich daran machen zu versuchen die gefundenen Ringe zu untersuchen. Während ich derweil noch einmal die Höhlengänge erforschen ging. Besonders der Bereich hinter Tundra war interessant, da dort noch ein weiteres Drachenskelett lag. Dank der Befehlsgewalt meines neuen Titels - Drachenpriester der 5. Stufe - gelang es mir einige Arbeiter dazu zu bringen mich über den Lavafluss zu bringen. Leider war an dem Skelett widerratend nicht viel besonderes. Sehr alt war es und sehr mitgenommen. Die Gnome hatten bereits vor Jahrzehnten alles wertvolle abgebaut gehabt. Einzig das unbestimmte Gefühl, dass es sich dabei um einen Messingdrachen hatte handeln müssen blieb mir. Und das Wissen, dass dieser hier nicht abgestürzt war.
 
Die Stunden vergingen. Später fanden Leeroy und ich wieder zusammen. Nach meinem Bericht erklärte er mir was es mit den Ringen auf sich hätte. Es war erstaunlich. Offenbar waren die Ringe für je eine Person gedacht. Wobei sie gemeinsam einen Zauber wirken konnten, der sie in einen Ettin verschmelzen ließe. Eine mächtige Kreatur mit zwei Köpfen, die in diesem Falle aber alle Fähigkeiten der fusionierenden behielt. Vielleicht würde dies eines Tages mal nützlich sein. Meine Magie war zwar stark, aber meine Körperkraft hatte sich in bisherigen Konfrontationen als unzureichend herausgestellt.
 
Wir entschieden die Nacht hier zu verbringen. Erholung war dringend nötig nach all den Strapazen.
 
Am nächsten Morgen bereiteten wir unsere Abreise vor. Es sollten zwei Tage vergehen, bevor wir die Stadt erreichen würden. Um keine negative Aufmerksamkeit auf uns zu lenken blieben wir auf dem Weg. Sorgten aber dafür, dass wir uns stets als Drachenpriester ausweisen könnten. Auch wenn Roganor selbst nicht viel von dem Drachen zu halten schien, zumindest hatten wir dies aufgeschnappt, so zeigten die bisherigen Begegnungen, dass die Gnome die Hierarchie des Glaubens ohne Widerworte akzeptierten.
 
Die Reise verlief ereignislos. Weder Reisende, noch Monster hielten uns auf. Und schon bald erreichten wir den Stadtrand. Ein großer Hafen erstreckte sich vor uns. Dahinter die Dächer, Türme, Mauern und das Treiben der Bewohner. Das Tor lag etwas östlich, weswegen wir noch von niemandem gesehen worden waren. Um weitere Probleme zu vermeiden entschloss ich mich meine arg knappen Priestergewänder anzuziehen. Extrem eng, daher körperbetonend, und viel zu kurz fielen sie aus. Schließlich waren sie für Gnome gefertigt worden. Ich schien mich damit nicht als einzige Person unwohl zu fühlen. Leeroy mochte nicht einmal hinschauen.
 
So vorbereitet schritten wir gen Stadttor. Obgleich die Wachen über unser Auftreten irritiert wirkten, war die Schuppe des Drachen offenbar Grund genug uns unbehelligt passieren zu lassen. Sie gaben uns noch einige Auskünfte zu den lokalen Handwerksmeistern, aber natürlich auch dem Aufenthaltsort von Roganor. Aufgrund des Hinweises einer der Stadtwachen bezüglich unserer unpassenden Bekleidung wollten wir zunächst diese in Ordnung bringen. Als erstes wollten wir bei einem Schneider Halt machen. Als wir gerade dabei waren in die Statt einzutreten sprach Leeroy plötzlich in gnomisch einen Reim. Der eh schon irritierte Blick der Gnome verstärkte sich. Er selbst wusste nicht was da eben geschehen war, beschrieb es als Zwang. Vielleicht ein Zauber?
 
Wir beschlossen es dabei zunächst zu belassen und setzten uns in Bewegung. Hagar Zebel Webb hieß der freundliche Schneider und führte ein eigentlich primär an männliche Kundschaft gerichtetes Geschäft. Seiner Einschätzung nach würde das Anpassen meiner Kleidung etwa zwei Arbeitstage benötigen. Wir verständigten uns schnell über die Modalitäten. Währenddessen ich aber, wie Leroy zuvor, einen Reim von mir gab. Diesmal auf Gemeinssprache. Das führte zu weniger Irritation, da ich sowieso stets für Leeroy übersetzte. Hier ging ganz klar etwas vor. Es war, als ob jemand durch uns und mit uns sprach. Darüber konnten wir später aber noch philosophieren. Zu meinem Leidwesen gab es aber keine Umkleide. Daher vertraute ich darauf, dass die Herren sich umdrehten. Genau genommen war das aber eigentlich auch sinnlos, da der ganze Laden voller Spiegel hing. Was verkaufte er eigentlich … Kleidung oder Spiegel? Ich glaubte einen Tropfen Blut aus Leeroy’s Nase laufen zu sehen. Vielleicht Nachwirkungen von den Vulkangasen, hoffentlich ging es ihm gut. 
 
Als nächstes sollte es zum Schmied gehen. Leeroy’s neue Drachenschuppenrüstung galt es ebenso anzupassen. Doch auf dem Weg dorthin vernahmen wir das eilige Herannahen von berittenen Wächtern. Sie waren in Richtung des Schneiders unterwegs. Schnell vermuteten wir, dass es mit uns zu tun haben musste. Ich hatte Sorge, es würde etwas ähnliches wie damals mit Bartalion geschehen können. So überredete ich Leeroy zur Rückkehr zum Laden. Schon durch die Tür hörten wir die Fragen. Sie betrafen definitiv uns. Daher traten wir ein und suchten das Gespräch. Offenbar waren die Reiter angewiesen worden uns zu suchen und zu Roganor zu eskortieren. Das war zwar nun etwas schneller als erwartet, doch wir willigten ein ihnen zu folgen - hoffend, dass unsere Tarnung als Drachenpriester weiterhin bestand haben würde. Wieder sprach Leeroy einen Reim. Langsam wurde es unheimlich. Es kam das Gefühl auf, als gäbe es eine Macht in der Stadt, die auf magische Weise kommunizieren konnte. Aber der Inhalt der Botschaften war etwas wirr.
 
Die Wachen waren dazu angehalten ihrer Aufgabe nachzukommen und ließen uns daher keine Zeit für anderweitige Tätigkeiten. So folgten wir ihnen durch die Stadt zu Roganor’s Feste. Erstaunlicherweise kamen sie nicht mit hinein. Wir wurden einfach hindurchgelassen. Im Inneren gab es auch keine Wachposten. Das erschien uns alles etwas zu merkwürdig. Wir waren Fremde, dazu noch Menschen - zumindest in den Augen der Gnome. Und dennoch standen wir nun vor dem Thronsaal des Anführers der Gnome.
 
Kaum schritten wir durch das Tor in den Saal hinein, sahen wir auch schon die Gestalt eines Gnoms. Verhältnismäßig groß, muskelbepackt und irgendwie apathisch wirkend. Plötzlich sprach ich einen weiteren Reim. Insgesamt hatte es sich um die Zusammenfassung einer Geschichte gehandelt. Aber nicht die von Roganor. Er selbst reagierte nicht auf die Gemeinssprache. Weiterhin blickte er förmlich durch uns hindurch. Und wir hatten so unsere Zweifel, dass es hier mit rechten Dingen zuging. Dann bewegten sich seine Lippen. Er sprach. Es war aber nicht synchron und seine Stimme war viel zu hoch. Es wirkte, als sei er fremdgesteuert. Auf unsere Frage wer die Entität vor uns sei, machte sie uns klar, dass sie sich bereits erklärt hätte. Die Reime!
 
Wir erfuhren, dass es sich um ein Wesen handelte, dass in den Besitz eines Objektes gekommen war, welches sie einer toten Seehexe abgenommen hatte. Durch diese Tat wurde es selbst zu einer Seehexe, oder zumindest übernahm es jene Funktion. Es hütet den großen See, Loch Meriander. Zuweilen war es ihm wohl aber zu langweilig in der Tiefe. Daher übernahm es die Kontrolle über Roganor, um sich etwas zu vergnügen. Ein positiver Nebeneffekt war, dass es aufgrund der Belästigung der Ruhe des Sees die Angriffe auf Caer Aeslyn einstellen ließ. Zugleich war es auch genervt von den Forderungen des Drachen.
 
Wir versuchten unsere Anwesenheit zu erläutern und eine Lösung für all die Probleme der Region zu finden. Dauerhaften Frieden mit Caer Aeslyn, den Drachen loswerden und die offenkundige Langeweile der Seehexe zu besänftigen. Mit diesem Wesen als Verbündeten, könnte der ganze Süden dieser Lande profitieren. Während unseres Gesprächs schien es als würde ich plötzlich Flüssigkeit verlieren. Weniger amüsant als es klingen mochte tropfte und rann überall Seewasser von mir. Ich bemerkte erst spät, was passiert war. Meine Wildmagie hatte aus irgendeinem Grund ein winziges Portal zu einer Ort unter Wasser geöffnet. Dieses Drang hindurch. Der Nebeneffekt war allerdings interessanter.
 
Das Wesen schien mich plötzlich ebenso für eine Seehexe zu halten. War erstaunt und wollte wissen, wie ich so weit von meiner Heimat existieren konnte. Mein Verneinen tat sie als Geheimniskrämerei ab. Es stimmte sie allerdings auch nicht unzufrieden. Zumindest war sie etwas offener uns gegenüber geworden. Bei den weiteren Verhandlungen wurde uns auch bewusst, dass sie offenbar nicht lesen konnte. In uns wuchs eine Idee. Im Austausch für den dauerhaften Frieden zwischen Menschen und Gnomen offerierten wir ihr Wissen. Das Zähmen der Langeweile durch das Erleben der weite der Welt durch Geschichten aus Büchern und Schriftrollen.
 
Wir würden beim Start dieses Unterfangens helfen, sie würde dann die Gnome nutzen es fortzusetzen. Dafür gäbe es dann einen Pakt zwischen Caer Aeslyn und Turen Schappanok. Bisher machte sie den Eindruck, dass ihr das eventuell zusagen könnte. Doch schlussendlich würde da immer noch das Problem mit dem Drachen verbleiben. Auch wenn sie ein offenkundiges Interesse hatte den Drachen nahe am Wasser zu wissen, um ihn vermeintlich statt des Gnomführers zu übernehmen, schien uns das zu gefährlich zu sein. Ganz davon abgesehen, dass Tundra in seinem jetzigen Zustand seinen Vulkan nicht verlassen könnte.
 
Hier standen wir nun und mussten diese letzte Hürde meistern, um unser Ziel von Frieden erreichen zu können.