So schnellte ich nach vorne, die Energien in meiner Hand bereit Zatar ein für allemal ein Ende zu setzen. Doch Fin versperrte mir den Weg. Beinahe traf ich ihn mit meinem Angriff, konnte aber gerade noch inne halten. Er erklärte, dass ich nicht so eine Person war, die jemanden kaltblütig umbrachte. Für mich war es ein kleiner Schockmoment, der mich aber wieder zur Besinnung kommen ließ.
Was jedoch aufgrund der Situation an uns allen vorbeiging war, dass Garret inzwischen Zatar den Rest gab. Auf der einen Seite fühlte ich mich damit besser und auf der anderen Seite war Fin’s eindringlicher Blick, der mich wanken ließ.
Auf jeden Fall hatten wir unseren Aufenthalt hier überzogen. Es gab nichts mehr zu tun, außer uns des Tagebuchs von Ocanar zu bemächtigen. Calas indes fand gefallen an Mundo’s altem Schwert und steckte es ein. Und mich ergriff der Gedanke, dass der abgetrennte und versteinerte Kopf von Mundo vielleicht auch hilfreich sein konnte. Den ganzen Körper mitzunehmen und zu hoffen ihn wieder zu beleben stand außer Frage. Aber mit den Ringen von Tangos Ayumu waren wir in der Lage die Versteinerung rückgängig zu machen und potentiell Mundo nachträglich mit Amastacia’s Hilfe Frage zu stellen.
Zeitgleich zu diesen Überlegungen deutete sich an, dass die veränderte Magie des Nexus offenbar weitreichendere Auswirkungen hatte. Sie schien und förmlich Energie abzusaugen. Daher wollten wir den Ort so schnell es geht verlassen. Auf dem Weg nach draußen versuchte Fin noch Ralkarion zu kontaktieren, doch schlug dieser Versuch fehl. Lediglich einen Schmerzensschrei bekam er als Reaktion zurück. Wir wunderten uns, was ihm wohl widerfahren war, hatte aber auch keinerlei Anhaltspunkt ihm zu helfen.
Ich setzte einen Teleportationszauber an und so landeten wir in Zoica … zumindest fast. Irgendwie konnte ich den Zielpunkt nicht richtig fixieren, was uns im Umland der Stadt auftauchen ließ. Mitten in einem Feld materialisierten wir. Vielmehr etwas darüber, was einen unangenehmen marginalen Fall mit sich brachte. Allerdings führte dieser dazu, dass Garrets Pferd sich zu schwer verletzte und verstarb. Was war nur falsch gelaufen? Lag es an der Nähe zum Nexus?
Kurz darauf bemerkten wir einen Bauern, der uns von Flüchtlingen aus Sylvanar berichtete, welche hier vorbeigekommen waren. Also stimmte es. Sylvanar war gefallen. Er berichtete auch davon, dass er gehört habe es gäbe eine neue Glaubensrichtung. Etwas einfältig wollte er dieser offenbar folgen, da sie etwaige Versprechungen mit sich führte.
Wir machten uns auf den Weg zurück zur Stadt. Einen halben Tag später brach der Abend an. Wir legten eine Rast ein während dieser Fin noch Lia kontaktierte. Schließlich musste wir uns mit ihr absprechen bezüglich der Informationen, die wir von Arcalis und Cenereth erhalten hatten. Sie war jedoch derzeit nicht in der Nähe und berichtete, dass sie auf der Suche nach Waffen sei, die uns im Kampf gegen Loganar helfen würden und dass sie später zu uns stoßen würde.
Als er dann jedoch noch versuchte mit Posetine Kontakt aufzunehmen, brach Fin plötzlich zusammen. Der Schreck war groß, aber zum Glück kam er bald wieder zu Sinnen. Doch irgendwie stand er komplett neben sich. Was war da nur geschehen?
Im Verlaufe des Abends stießen Garret und Calas noch auf den verstorbenen Kobold Krathus an, während ich versuchte schlau aus dem Tagebuch von Ocanar zu werden. Doch seine Chiffrierung war nicht leicht zu durchschauen.
Am nächsten Morgen ging es Fin schon deutlich besser, auch wenn er immer noch etwas geistig abwesend wirkte. Zumindest konnten wir den Weg nach Zoica fortsetzen. Es dauerte einen knappen halben Tag, bis wir die Stadttore erreicht hatten. Und es galt viel zu erledigen. Insbesondere war es notwendig schnellstmöglich mit Ungol zu sprechen und in Tan Wara das Versteck von Arcalis ausfindig zu machen.
Daher brachen wir direkt auf in der Kanalisation einen Ansprechpartner zu suchen, den wir auch erstaunlich schnell auftreiben konnten. Wie gewöhnlich war es schwierig mit diesen Kreaturen zu kommunizieren. Fin besorgte noch ad hoc ein Huhn, damit wir wenigstens etwas zu essen anbieten konnten. Doch es blieb eine Geduldsprobe. Wir erläuterten, dass unsere Nahrungsversorgung aus Kettlehall zusammengebrochen sei, was eine wenig zufriedenstellend Reaktion bei der Spinne auslöste. Garret brachte ein, dass sie sich ja an den Kobolden satt essen könnten, was mich als Vorschlag eher schockierte. Wussten wir denn, ob die alle unsere Feinde waren?
Da die Spinne alles irgendwie in den Flaschen Hals bekam begann sie uns nun zu drohen, da wir unseren Pakt brechen würden. Doch ich erklärte ihr, dass wir keine bösen Absichten verfolgten, den Pakt versuchen würde aufrecht zu halten, aber die Situation um Loganar verzwickt sei. Es war genug, damit sie uns zuhörte. Und im Nachgang dafür sorgte, dass wir zu Ungol gebracht werden und wir somit direkt mit ihm sprechen konnten.
Wir folgten ihr tiefer die Kanalisation hinunter, bis der Bereich in einen langgezogenen Höhlegang überging. Große Spinnen krauchten hier umher und ein eisiger Schauer lief meinen Rücken hinunter. Diese über dimensionierten Spinnentiere waren jenseits dessen, was ich als angenehm empfand. Doch wir brauchten ihre Hilfe. Eine riesige Jagdspinne wurde dann für uns gerufen. Auf ihrem Rücken sollten wir schnellstmöglich nach Tan Wara gebracht werden. Weder war es angenehm auf diese zu klettern und dort die kommenden Tage auf ihrem Rücken durch den Untergrund tiefer und tiefer in das Spinnenimperium vorzudringen, noch half es, dass auf Ihrem Rücken auch ihre Jungen mitreisten. Es war eine unbehagliche Nähe.
Gute zwei Tage dauerte die Reise. Wobei es ein wirklich wilder Ritt gewesen war. Geschwindigkeit war das eine, aber die unkontrollierten Wendungen plötzlich an der Wand zu laufen oder von der Decke zu hängen machten es zu einer nicht ungefährlichen Reiseart. Schließlich gelangten wir in eine gigantische Höhle. Hier sollten wir in Empfang genommen werden.
Ein monströs gigantischer Spinnenkörper verbarg sich unter dem Staub zu unseren Füßen hinauf die ganze Höhle einnehmend. Zuerst dachten wir dies könnte Ungol sein, dann aber hörten wir Geräusche wie von einer Gruppe in schwerer Rüstung. Aus einem der Gänge kamen einige weitere Spinnentiere. Unter anderem auch ein Wesen, dass einen humanoiden Oberkörper auf einem spinnartigen Unterkörper hatte. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
Von dessen Kopf sprang eine kleine Spinne hinunter, welche zwar die typischen Beine hatte, aber nach oben hin wie ein schrecklich schilfgelaufenes Experiment aussah. Auf ihrem Körper war ein Glasgefäß angebracht, in welchem sich ein Gehirn zu befinden schien. Sie begab sich hoch auf die gigantische Spinne und dann sprach sie mit uns in unseren Gedanken.
Bevor wir die wichtigen Themen ansprechen konnten bot sie uns zunächst einmal etwas zu essen an, um uns zu stärken. Sogleich wurde alles mögliche an Nahrung reingebracht, doch es war nicht unbedingt was wir erwartet hatten. Affenhirn auf Eis, Augensuppe … Mir dreht sich der Magen um, während Calas tatsächlich bereit gewesen war davon zu probieren. Wir wollten unseren Gastgeber ja auch nicht verärgern. Dann stellte sich aber heraus, dass es sich bloß um einen Streich gehandelt hatte. Zwar amüsiert, aber auch irritiert, dass wir überhaupt von dem falschen Essen probiert hatten, folgte dann das richtige Essen.
Wir berichteten unser Anliegen und wie wir unsere Absprache einzuhalten gedachten. Die Situation war eben nur außer Kontrolle geraten und wir brauchten Unterstützung. Ungol hatte keine Bedenken und wollte uns gerne entgegenkommen. Wenn wir eine neue Nahrungsquelle für seine Kinder auftun konnten, so wollte er sich auch weiterhin an die Absprache halten. Mundi habe ihm beigebracht stets Versprechen einzuhalten. Das war eine Erleichterung für uns.
Gleichsam konnten wir von Amastacia berichten, die ihn stets schätzte. Das erfreute ihn sichtlich.
Und dann war da noch die Sache mit Lia. Scheinbar war sie uns zuvorgekommen. Ungol berichtete, wie sie vor einiger Zeit hergekommen war und sich zu einem alten Tempel aufgemacht hatte. Laut seiner Aussage würde allerdings jeder sterben, der dort hinginge. Da war definitiv keine gute Nachricht gewesen. Und dazu kam, dass er Erlebnisse und Vorgänge beschrieb, die Calas in Verbindung mit seinen Erfahrungen aus dem magischen Kubus von Shadar Logoth brachte.
Um direkt eine Rückmeldung seitens Lia zu bekommen, versuchte Fin noch einmal Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch sein Zauber wurde direkt erstickt. Ein Gegenzauber löste seine magischen Energien auf, während ich aus den Schatten heraustretend die Silhouette von Leng wahrnahm. Als Sicherheitsmaßnahme hatte er sich verborgen und war bereit gewesen jede verdächtige magische Handlung zunichte zu machen. Wir erklärten uns kurzerhand und durften dann den Versuch fortsetzen.
Tatsächlich gelang es Fin Lia zu erreichen. Scheinbar hing sie allerdings irgendwo fest. Sie erklärte uns, dass sie das Versteck von Arcalis aufsuchen wollte. An den Whistling Guardians und den Whispering Halls sei sie vorbeigekommen, würde nun aber in der Chamber of Reflection nicht weiterkommen. Grund genug für uns möglichst schnell zu ihr zu gelangen.
Ungol stellte uns dankbarere weise für den Weg wieder einer seiner Jagdspinnen zur Verfügung, auch wenn ich mich nie an diese Viecher gewöhnte. Nur eine Stunde später waren wir am Ziel.
Eine merkwürdige Tempelanlage inmitten einer Form von Steinwüste tat sich vor uns auf. Blitze zuckten hinab und schlugen völlig zufällig in der Gegen dein. Das Gebäude vor uns wies eine sonderbare Oberfläche auf, welche magischer Natur zu sein schien. Auf ihr waren auch Schriftzeichen. Obelisken standen um das Gebäude herum und gaben Aufschluss auf den Namen dieses Ortes. Es handelte sich um den Tempel von Dolor’Amun. Hatte dieser Ort etwas mit dem Dolor in Nordosten von Logothil zu tun?
Als wir versuchten das Innere zu betreten kamen wir immer direkt auf der entgegengesetzten Seite des Tempels hinaus. Es war verwirrend. Irgendetwas machten wir im Bestreben hineinzugelangen falsch. Wir vermuteten zunächst, dass es mit den Blitzeinschlägen zu tun haben konnte und versuchten verschiedene Ansätze reinzugehen. Stets ohne Erfolg. Dann erinnerte sich Calas daran, was uns Lia gesagt hatte. Bezogen auf die Art des Baus duner Obelisken könnten dies wohl die Whistling Guardians sein. So versuchte er erneut mit einem Pfeifen auf den schuppigen Lippen hineinzugehen … und hatte scheinbar Erfolg, da er auf keiner Gegenseite wieder herausgetreten kam.
Wir taten es ihm gleich. Es war allerdings scho meine höchst eigenartige Sicherheitsmaßnahme. Im Inneren befanden sich eine Art von Leylines auf dem Boden und es gab eine Treppe in ein tiefer gelegenes Stockwerk. Hier drinnen war es absolut still. Draußen zuckten noch lautstark die Blitze, aber jetzt hörten wir davon nicht mehr. Die Linien am Boden ergaben nach einer genauen Betrachtung eine sehr abstrakte Darstellung von Logothil.
Wir entschlossen uns dem Weg nach unten zu folgen und stiegen die Treppe hinab. Auf dem Weg hinunter hörten wir Stimmen, die uns kontinuierlich mitteilten, dass wir chancenlos seien und wir keine Erfolg haben würden. Was mich anging, so brauchte ich nicht noch mehr Gedanken, die mich an unserem Vorhaben zweifeln ließen. So gut es ging versuchte ich daher diese Stimmen zu ignorieren.
Unten angekommen fanden wir uns vor einem großen Spiegel wieder, der einen goldenen Drachen zeigte. Uns wurde ein Rätsel präsentiert, dass wir alle im Chor in wenigen Sekunden lösten und sich ein neuer Weg vor uns auftat. Im gleichen Moment machte sich Lia aus den Schatten bemerkbar, die sichtlich angesäuert war, dass wir ohne Mühe dieses Rätsel lösten, welches sie hier seit geraumer Zeit festgehalten hatte.
Wenigstens hatten wir sie nun endlich gefunden und waren auf dem besten Wege Arcalis’ zurückgelassene Hilfsmittel aufzutreiben.