Nachdem wir nunmehr auf dem gleichen Stand von Informationen waren, konnten unsere Bemühungen weitergehen den Aufstieg Loagnar’s zu verhindern. Doch eine der großen Fragen blieb, wo Posetine sich wohl aufzuhalten vermochte. Bisher war sie die beste Hoffnung in einem potentiellen Kampf gegen Loganar. Mit ihrem Verschwinden vor drei Monaten verstummte diese Hoffnung aber bisweilen.
Unser Weg führte uns dementsprechend in den Compound. Vielleicht würden wir Hinweise auf ihren Verbleib erhalten können. Zu unserer Überraschung fand sich aber Alchara vor Ort. In ihrer stets überheblichen Art stellte sie klar, dass sie ja in der Abwesenheit von Posetine die Herrin sei. Auch wenn sie bisher nicht wirklich etwas dazu beigetragen hatte, außer auf der Schatzkammer der Stadt zu hocken.
Meine Geduld mit diesem Drachen schwand zusehends, jedoch brauchten wir ihre Kooperation. So blieb ich respektvoll unterwürfig, was Garret weniger gelang.
Sie erzählte uns, dass sie Kontakt zu Kendak Blossom hatte, welcher Kunde über die vermeintliche Zerstörung Sylvanar’s brachte. Das war eine niederschmetternde Nachricht, insbesondere für Fin. Für mich war es ein zwiespältiges Gefühl von Mitgefühl und Genugtuung. Die Elfen hatten einen Überlegenheitskomplex, welcher sich mit einer Alchara messen konnte und nun würden ihre Flüchtlinge auf uns angewiesen sein. Aber dann waren da noch Fin’s Familie … Was wurde wohl aus ihnen?
Wo Posetine nun war wusste auch Alchara nicht. Aber ausgehend davon, dass niemand sie hatte weggehen sehen musste es eventuell noch einen Weg aus dieser Kammer geben. Mit Erlaubnis Alchara’s durchsuchten Fin und ich die Kammer. Garret und Calas gingen derweil eigenen Beschäftigungen nach.
Wir konnten nach einigem Hin und Her einen Durchgang in der Decke ausmachen, durch welchen wir in den Heizungsraum des Compounds gelangten. Es war recht dunkel hier und angenehm warm. Dann blickten uns einige Schemen aus der Dunkelheit an. Hier arbeiteten Kobolde und hielten die Anlange am laufen. Offenbar beeindruckt durch meine drachisch anmutenden Schwingen waren sie auch sehr aufgeschlossen mit uns zu sprechen.
Sie erwähnten einen weiteren „Apex Priester“, der vor knappe drei Monaten hier hindurch gekommen sei. Für den Moment spielte ich meine Rolle und versuchte mehr zu erfahren. Aber am Ende blieb nur die Erkenntnis, dass dieser „Priester“ einen neuen glauben proklamiert haben sollte. Ob dies einen Wechsel von Shadar zu Loganar meinte?
Für den Augenblick beließen wir es dabei und trafen uns mit Garret und Fin.
In unseren Überlegungen was wir tun könnten stellte sich besonders die Frage nach Informationen. Wir wussten noch immer wenig und hatten keinen Ansatz, wie wir uns gegen einen werdenden Gott zur Wehr setzen könnten. Auch wäre es gut gewesen mehr zu den Nexi in Erfahrung zu bringen. Laut Garret’s Erzählung schienen die nicht mehr wie gewohnt zu operieren.
Arcalis war der Urheber eines Nexus. Wenn es jemanden geben mochte, der uns mehr zu alledem zu sagen vermochte, dann er. Doch war er tot. Jedoch konnte uns hier, so Garret’s Ausführungen, jemand assistieren. Eine Frau namens Amastacia hatte wohl potentiell die Fähigkeit den Tod kurzzeitig zu überwinden.
Nach den Berichten zufolge gab es einen Teleportzirkel ganz in ihrer Nähe. Einen Teleportieren später befanden wir uns in einer Höhle. Dies war nicht ganz was ich erwartet hatte. Garret schien sich hier aber auszukennen. Schnell stellten wir fest, dass die Höhle bewohnt war, war nicht zuletzt auf den Geruch von frischgebrühten zurückzuführen war. Eigentlich sollte sich der ursprüngliche Bewohner gerade bei den Halblingen in Kettlehall aufhalten.
Dann trafen wir auf einen gigantischen „Hund“ mit zwei Köpfen, den Garret ganz banal als „Essmehr“ vorstellte. Und gleich daneben fanden wir den Riesen Bolg Mor. Es handelte sich wirklich eine große Kreatur, die aber schwer verletzt aussah. Kaum des Bewegens mächtig siechte er förmlich in seinem Bett dahin.
Er erzählte, dass eines Tages aus dem Nichts plötzlich eine riesige Kreatur erschien und innerhalb von Sekunden die ganze Stadt dem Erdboden gleichmachte. Er entkam nur aufgrund seiner mächtigen Statur und da er sich außerhalb des Epizentrums befand. Eine grauenvolle Nachricht und zudem eine, die uns noch gar nicht erreicht hatte. Wer hätte es auch berichten sollen, wenn seine Erzählungen stimmten.
Seine Verletzungen wirkten auch eigenartig. Durchaus verbrannt, aber sie hatten auch etwas unklares an sich. Aufgrund meiner Fähigkeiten der Heilung versuchte ich mein Glück. Ein erster zaghafter Anlauf zeigte keine Wirkung. Aber ich wollte nicht aufgeben und steigerte die Intensität meiner Magie. Das zeigte Erfolg. Als die Welle der Heilung durch seinen Körper schnellte schien eine Art dunkler Schleier sich von ihm zu lösen, woraufhin die Heilung positiv auf die schlimmsten Schäden einzuwirken vermochte.
Gänzlich genesen konnte ich ihn nicht, aber sein Leben war gerettet. Mich besorgte diese düstere Magie, die auf ihm gelegen hatte. Schlichte Heiler wären wohl nicht Inder Lage gewesen ihm zu helfen. Es war eine bösartige Art überlebende Opfer zu verfluchen.
Mit der Information über Kettlehall wollten wir auf dem Rückweg von Amastacia dort noch einmal vorbeischauen, um uns einen Überblick zu verschaffen.
Wir konnten dank unserer Reittiere bereits einen halben Tag später an den Ausläufern von Boulderbane ankommen. Am Eingangsbereich zur Domäne von Amastacia erwartete uns ein kleiner Schreck. Eine Kreatur, die aussah als sei sie aus verschiedenen Körpern zusammengewürfelt worden hielt hier Wache. Garret kannte dieses Wesen, dass er Steve nannte. Sie teilten einige warme Worte und ich war überrascht, dass dieses Etwas in der Lage war eigenständige Gedanken zu haben. Allein das es „lebte“ glich einem Wunder und ließ mich zumindest ahnen, dass Amastacia’s Macht vielleicht wirklich nützlich sein könnte.
Das Gespräch mit Steve nahm dann eine Wendung, als es sich in die Länge zog und sich über Tattoo’s zu drehen schien. Steve wünschte sich gern ein neues von Garret, wenn dieser auf seinen Reisen auf eins stoßen sollte. Womit er meinte, es einem Toten herauszuschneiden und mitzubringen. Garret stimmte zu. Es war eine höchst absurde Situation. Die Fin dadurch krönte, dass er Steve anbot ihm direkt ein Tattoo zu stechen, was dieser befürwortete.
Nach dieser eigenartigen Erfahrung gelangten wir nunmehr zu Amastacia’s Anwesen. Es wirkte hier alles etwas düster und die Nähe zu den Hazepeaks machte mich, nach allem was Garret zu Loganar berichtet hatte, nervös. Eine Frau öffnete uns die Tür und bemutterte uns eifrig, während wir von Katzen umschwärmt wurden. Ich liebte Katzen und es dauerte nicht lange, bis ich mich auf einem Sessel gemütlich mit Decke und Verpflegung samt einer Katze auf dem Schoß befand. Zunächst hielt ich die Frau für unsere Ansprechperson und war über ihre ausweichende Art irritiert. Dann stellte sich heraus, dass eine der Katzen Amastacia war.
Telepathisch konnte sie mit uns sprechen und es zeigte sich, dass „Mensch“ eine Art Haustier war. Wir erläuterten unser Vorhaben und sie schien interessiert zu sein. Schließlich hatte sie nicht jeden Tag die Option mit jemandem wie Arcalis in Kontakt zu treten. Ganz davon abgesehen, dass sie ein gesteigertes Interesse an den Überresten hatte. Als wir dann noch das Ableben von Cenereth und seinen weites gehend intakten Körper erwähnten war sie geradezu Feuer und Flamme.
Und da war ja auch noch diese eigenartige Situation mit Garret’s düsteren Begleiter … der Seele seines Meisters, die via Blutmagie in ihm verankert wurde. Eine scheinbare Gefahr im Zusammenhang damit, wie zuletzt Shadar dies beeinflussen vermochte und daher potentiell auch Loganar. Mit den Optionen zweier großer Drachenüberreste war es aber möglich Garret’s Meister in Arcalis und Amastacia in Cenereth übertragen zu lassen. Obgleich uns die Katze drauf hinwies, dass sie einige Vorbereitungszeit brauchen würde.
Auch schien sie Körper wie Kleidung zu tauschen und musste inzwischen schon ziemlich alt sein und viel gesehen haben. Sie berichtete auch von ihrer Zeit an der Akademie. Solange wir zuerst mit den beiden genannten reden konnte, sollte sie mit den Körperteilen tun dürfen, was sie wollte. Auch wenn es grotesk war.
Zuletzt führte Mensch noch eine illusionäre Vorstellung auf, die wohl Anleihen bei einem von Tarovo’s Werken hatte. Es war recht unterhaltsam. Doch Calas war so angetan, dass er unbedingt etwas beisteuern wollte und die Darstellung durch seine illusionäre Darbietung in der Tat zu verbessern wusste. Alles in allem war dies eine wirklich willkommene Abwechslung zu allem, was wir erlebt hatten und dem, was uns noch erwarten würde.
Da es inzwischen später Abend wurde, lud sie uns ein über Nacht zu bleiben. Es war gemütlich, gar eine willkommene Abwechslung, daher stimmten wir zu. Am nächsten Morgen ließ sich Amastacia von Mensch einen Rucksack packen und dann zogen wir los. Auf dem halbtägigen Weg zurück zu Bolg Mor nahmen wir Steve zur Reisegruppe auf, woraufhin er für die Katze gesattelt wurde.
Wir heilten den Aufenthalt beim Riesen kurz und nutzten den Teleportzirkel hier für einen schnellen Trip nach Kettlehall.
Seine Erzählungen waren keinesfalls übertrieben. Mit Schrecken stellten wir fest, dass die ganze Stadt völlig vernichtet worden war. Ein riesiges Gebiet, dass zuvor eine ganze Population beinhaltete war einfach weg. Eine ebenso düstere Magie lag auf diesem Ort, wie zuvor schon auf dem Riesen. Allein die schiere Macht all dies in einem Atemzug zu bewirken ließ mir den Atem stocken. Waren wir dem auch nur ansatzweise gewachsen?
Wir sondierten die Umgebung in der vagen Hoffnung noch ein paar Überlebende finden zu können. Fin stolperte dabei über ein magisches Objekt, dass Garret als den Cauldron of Plenty identifizieren konnte. Offenbar hatten sie es als Option hierhergebracht, damit die Halblinge nicht mehr auf das Vieh angewiesen waren und dieses den Spinnen zur Verfügung stellen konnten. Unser Deal war somit jetzt in Gefahr.
Dann sahen wir etwas unerwartetes. Taya tauchte auf. Sie hatte hierher kommen wollen und wir nahmen an, sie sei eventuell auch dem Drachen zum Opfer gefallen. In der Tat irrten wir und viel überraschender hatte sie einen Kobold, eine Schar Kinder und einen merkwürdigen katzenhaften Humanoiden im Schlepp. Letzterer erwies sich als Ralkarion’s Ziehvater. Es war ein merkwürdiger Umstand, ein glücklicher dazu.
Die vermeintlichen Berichte zur Sichtung des Übeltäters waren aber indifferent. Besonders, da es sich um einen eher dunklen Drachen handeln sollte. Zofra? Doch wieso sollte sie sowas tun? Loganar? Wahrscheinlicher, aber auch hier stellte man sich die Frage nach dem Warum.
Unsere Reise galt es aber nun fortzusetzen. Wir konnten keine allzu großen Verzögerungen in Kauf nehmen.