Sitzung 111

Anarath
0 Kommentare

Bargle stand scheinbar unter genug Druck von außen, dass er sein Wort halten musste. Die Menge blickte interessiert zu uns. Dann erklärte er uns zu den Gewinnern. Der Jubel, welcher uns entgegnete, war immens. Meine Abneigung gegen diesen Ork wuchs.

Zurück im Zelt wurden wir bewirtet und er erzählte uns davon, wie man die Orks vereinen könnte. Es gab einen Anführer, der über ein Artefakt verfügte, welches seine Autorität sicherte. Einen magischen Helm. Dieser ging aber verloren, als besagter Anführer gegen die Insekten aus Krakatar vorging und nicht wiederkehrte. Der Helm des Ork Herrschers, nannte er diesen. Geformt wie ein Schädel an dem Hörner befestigt waren. Bargle führte aus, dass wenn wir ihm diesen brächten, er willens wäre die Stämme zu einen und einen Deal mit uns einzugehen. Im Grunde sollten wir ihm die Drecksarbeit abnehmen und es gefiel mir nicht. Er erwähnte, dass wir einen schamanistischen Schutzzauber erhalten würden, damit wir den Auftrag auch nur ansatzweise ausführen könnten.

Auf die Nachfrage warum dies notwendig war, erläuterte er die Umstände genauer, die zu dem Verlust des Helms führten. Ein Überfall in der Nacht, bei welchem Yaks gestohlen wurden ließ sie aufhorchen. Eine Gruppe dieser Insekten samt eines Anführers wurden dabei gesichtet. Der damalige Herrscher der Orks brach auf die Diebe zu verfolgen und zu stellen. Als er nicht wiederkam ließ Bargle ihre Heimat verfluchen. Seither war es kompliziert sich ihnen zu nähern. So kompliziert und gefährlich ,dass scheinbar nicht einmal der große Bargle selbst den Mut aufbrachte, schoss es mir durch den Kopf.

Doch wir wollten Frieden zwischen Notherhall und den Orks. Mehr noch brauchten wir neue Alliierte, auch wenn sich bei dem Gedanken mein Magen verkrampfte.

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Unser erster Stopp sollte beim Schamanen sein, der den Schutzzauber wirken musste. Dies schien der Orks auf dem Hochstand gewesen zu sein, der sich eine Tagesreise Richtung Süden befand. Dort angekommen erklärte er, dass wir nicht wirklich nach Krakatar gehen würden. Dies sei vielmehr ein Code und unser echtes Ziel läge woanders. Wollte Bargle etwa den Aufenthaltsort der Krone geheim halten?

Auch würden wir noch Zutaten benötigen, damit der Schamane den Schutzzauber wirken könnte. So reisten wir einen Tag nach Norden zurück nach Bargleton, um die entsprechenden Zutaten zu erwerben. Warum wir diese nicht gleich hatten mitbringen können erschloss sich mir nicht. Doch sollten wir von hieran auch weiter nach Norden reisen. Unser schamanistischer Führer trank derweil unentwegt Alkohol. Einen weiteren Tag ging es nach Nordwesten.

Hier wandelte sich langsam die Landschaft. Die schwarze Färbung der Schwarzen Hügel wich auf extreme Weise einem Wüstenfarbton. Wir erreichten einen auffälligen großen Hügel. Der Schamane gab uns nun den „Schutzzauber“. Ein widerwärtiges Getränk, versetzt mit mehr Alkohol, als mein Körper vertrug. Sogleich kam es mir wieder hoch. Es machte klar, dass es nötig war, dieses Gesöff zu sich zu nehmen und ich besser mein Erbrochenes wieder zu mir nähme. Ich traute meinen Ohren nicht, aber eine andere Wahl blieb mir kaum. Keine Ahnung wie es mir gelang, aber unter heftigem Würgen brachte ich es dann doch hinunter.

Mein Kopf drehte sich und meine Wahrnehmung schien mir Streiche zu spielen. Da erschienen Schemen vor meinen Augen und ich hörte Flüstern. Es hatte Ähnlichkeiten zu dem, was wir in Mocny erlebt hatten. Dann glaubte ich eine Stimme zu hören, die sich von den anderen zu unterscheiden schien. Eine Frau … meine Mutter? „Entschuldige mein Kind, doch so musste es sein.“ Ein Schaudern durchfuhr mich. Aber auch eine gewisse Zuversicht, dass Mocny wirklich ein Pullzeteil meiner Vergangenheit sein mochte. Vielleicht würde es helfen Antworten zu erhalten.

Doch jetzt hieß es erst einmal sich der Aufgabe zu stellen, die direkt vor uns lag. Nachdem wir alle geschützt waren gingen wir Richtung des Eingangs. Eine alte Festung schien in den Hügel eingebettet zu sein. Zudem umschloss ein riesiger Zirkel das Gebiet, in dem alles einen sandfarbenen Ton hatte. Langsam traten wir dem entgegen und schritten in den Zirkel. Kaum setzten wir einen Fuß hinein änderte sich alles um uns herum.

Irgendwie hatten wir die Ebene gewechselt. Vor uns lag nunmehr eine Art Schwefelebene. Extreme Hitze und giftige Gase strömten uns entgegen. Lavafelder waren zu sehen. Und weiter in der Ferne sahen wir monströse Gestalten. Sie waren ein merkwürdiger Mix aus Schlange und Käfer. Ich versuchte zunächst einen friedfertigen Kurs einzuschlagen, doch schlug das ob der Natur einiger meiner Gruppenmitglieder fehl. So waren wir direkt in einen Kampf verwickelt, bei dem wir die beiden Wächter töteten.

Da meine Aufmerksamkeit auf ihre Speere fiel, beschloss ich einen davon mitzunehmen. Seine Machart war ungewöhnlich und er wirkte recht gefährlich und durchaus effektiv. Auch hatte ich den Eindruck gewonnen, dass meine Feuermagie hier eventuell weniger Einfluss haben könnte. Schließlich war diese Ebene in Feuer gebadet und seine Einwohner offenbar daran gewöhnt.

Wir betraten die Feste und sahen uns drei Wegen gegenüber. Eine große Tür direkt geradezu und zwei Gänge jeweils einen rechts und links. Um keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken erkundeten wir zunächst unsichtbar die Optionen. Voraus standen erneut zwei Wachen an der Tür. In einem Seitengang bewegte sich ein Elementar. So versuchten wir unser Glück mit dem rechten Gang. Hier gab es einen Fluss aus Lava. Kisten lagen an dessen Ufer, wovon wir eine öffneten. Fast explosionsartig poppte eine Unmenge an Mais aufgrund der Hitze auf. Ansonsten gab es hier nichts zu sehen.

So schlichen wir zurück und folgten dem linken Gang, als dieser gerade frei war. Ein Vorhang war an dessen Ende gespannt und dahinter war eine Stimme zu hören, die offenbar von einem angrenzenden Raum zu kommen schien. Vorsichtig blickten wir hinein und erkannten eine Art Feuerelementar, das zu einer Insektenstatue betete. Vor ihm stand eine Opferschale, in der ein merkwürdiges Feuer brannte. Sein Farbenspiel erstreckte sich von lila zu grün zu rot. Ein Schriftzug war darunter eingraviert, der in etwa „Gib mir Schätze und erhalte meinen Segen“ lautete. Auf das eine Gold, dass ich hineinwerfe geschieht nichts.

Gorok entschied sich dann aber das Wesen anzugreifen. In Gemeinsprache hisste es, dass wir das schwächste Glied seien. Es ergab für mich keinen Sinn. Als wir es töteten wandelte es sich in ein Insekt um, welches einen merkwürdigen Umhang bei sich trug. Ich steckte diesen ein, da er eventuell noch einmal nützlich sein konnte.

Bei genauerer Untersuchung der Opferschale und des Raumes bemerkte ich ein eigenartiges Ziehen in meinem Arm. Er verdrehte und verformte sich mit einem Mal. Völlig verstört blickte ich ihn an und musste feststellen, dass er sich in eine Art Insektenextremität verwandelt hatte. Was geschah hier bloß? Meiner Verstörung zum Trotz mussten wir erst einmal weiterziehen. Es musste sich später eine Lösung dafür finden lassen.

Beim Weitergehen kamen wir in einen Raum, der einem ehemaligen Schlafgemach ähnelte. Hier fanden wir das Skelett eines Menschen. Der Aufmachung nach zu urteilen konnte es sich eventuell um einen Priester gehandelt haben. Nebendran lag ein altes Holzbein, dass aus unerfindlichen Gründen trotz der Verhältnisse hier nicht verbrannt war. Vala entschied es einzustecken.

Hinter einer weiteren Tür hörten wir erneut Geräusche. Eine längere Diskussion entbrannte, wie wir vorgehen sollten. Es hatte schon zu viel Blutvergießen gegeben fand ich. Doch gab es auch Stimmen, die sich eher für ein weiteres Durchmetzeln aussprachen. Irgendwann hatte ich von alledem genug und schritt einfach durch die Tür. Dort standen zwei Salamanderwachen. Doch als ich versuchte in Infernal mit ihnen zu reden, drehten diese durch und griffen uns an. Wieder pflasterten Leichen unseren Weg. Und bisher wusste ich nicht einmal wieso. Waren diese Wesen denn unsere Feinde? Bargle hatte viele Details ausgelassen und in mir wuchs das Gefühl, dass wir eventuell dem falschen halfen.

Vor uns lag nun ein großes Bronzetor. In einer weiteren Diskussion um das Vorgehen entschied die Gruppe, dass wir mit höchster Gegenwehr vorgehen wollten. Auch wenn ich dieses Vorhaben nicht teilte. Schließlich waren wir die Eindringlinge hier und diese Wesen verteidigten bloß ihre Heimat.

Als wir das Tor öffneten, fanden wir dahinter einen Altarraum. Ein großer Wandteppich hielt das Konterfei der Königen, wie sie über den Insektoiden thronte, welche gegen Yuan-ti kämpften. Von hier aus führte ein weiters Tor in eine riesige Halle. Zuvor hörten wir dahinter bereits Feuer lodern und ein eigenartiges Klackern. Eine erhöhte Ebene mit einem Bronzethron war zu sehen. Ein riesiges rotes Insekt war dort und es trug scheinbar die gesuchte Krone. Myriaden von Insekten liefen ihr über den Körper. Diese Kreatur hatte zudem Klauen und einen Arm, der an eine Peitsche erinnerte. Und mehr noch, schien es uns zu verstehen.

Es reagierte in Gemeinsprache auf uns, wobei es eine irreguläre Dualität in seiner Stimme hatte. Es wirkte, als sei ein Teil Individuum und ein Teil eine Form von Schwarmbewustsein. Das zuvor wahrgenommene Kleckern kam von dem Chitin ihres Körperpanzers, wenn es sich bewegte. Und es war keinesfalls gut auf uns zu sprechen, da wir seine Untergebenen getötet hatten. So entbrannte erneut ein Kampf, einer den ich eigentlich hatte verhindern wollen.

Die Angriffe dieses Wesens und seiner gerufenen Insektoiden waren gefährlich und setzten uns ziemlich zu. Erschrocken vernahm ich wie Astreth der Fuß abgeschnitten wurde, sie ihn aber dank ihrer Magie wieder anheilen konnte. Meine Magie hingegen schien wirkungslos. Diese Ebene hatte diese Kreaturen gegen Feuer gewappnet, oder waren sie es vielleicht von ihrer Physiologie her zuvor schon gewesen? Das wilde Hin und Her setzte mehr uns mehr zu.

Verzweifelt versuchte ich etwas beizusteuern. In meiner Wut über all das Geschehene entließ ich meine Magie in Form des Brüllens eines Drachen, was sich durch ein feuriges Abbild zusätzlich manifestierte. Dies zeigte unerwartet Wirkung und verängstigte die Kreatur kurzzeitig. Es erkaufte uns wertvolle Sekunden. Doch es kam umso aggressiver wieder auf uns zu, nachdem es sich gefangen hatte. Gleichzeitig hatten wir den Eindruck, dass es nicht mehr lange durchzuhalten vermochte.

Doch dann geschah das unfassbare. In einer letzten Attacke griff es Gorok mit seiner scherenartigen Klaue am Hals und presste zu. Zunächst wandte er sich noch und versuchte dem Griff zu entkommen. Und dann mit einem Mal klappten die Scheren zu und Goroks Körper wurde schlaff. Sein Kopf fiel einfach von seinen Schultern. Das war auch der Moment wo Vala ihren finalen Streich ausführte und ebenfalls das riesige Insekt köpfte. Ich konnte nicht glauben, was meine Augen mir zeigten.

Ich bekam Garn nicht mit, wie der Schutzzauber ausgerechnet jetzt zu versagen begann, oder wie Fin und Vala die Krone und anderes rumliegendes Zeug schnellstmöglich ergriffen und zur Flucht ansetzten. Auch nur bedingt, wie Astreth Goroks Körper schulterte.

All meine Zweifel, meine Wut und Trauer brachen sich bahnen. Förmlich explosionsartig entlud sich meine Magie und ich brannte lichterloh. Doch ich spürte keine Hitze mehr. Da war kein Feuer, da war nur … ich. Aufbrüllend über den Verlust meines Freundes entließ ich Welle um Welle an Flammen über diesen Ort. Ich wusste, dass ich weinte, aber keine Träne konnte sich meiner Glut entziehen und verpuffte sofort zu Dampf.

Irgendwann spürte ich einen festen Griff um meinen Körper. Dieser zog mich hinaus aus der Halle, aus der Feste, aus dieser Ebene. Mein Feuer erlosch. Meine Emotionen nicht.