Fin, Astreth und Valaria wurden behandelt, aber mussten noch mindestens diesen Tag unter Beaufsichtigung bleiben. Das ließ uns zu viel Zeit unter Leuten verbringen, die Fin und mir Bauchschmerzen bereiteten. Einen anderen Weg gab es jedoch gerade nicht. Vielleicht hätte ich ob der Hilfe zufriedener sein müssen. Doch wie schüttelte man 50 Jahre horrende Erfahrungen einfach so ab? Es war mir unklar und daher unmöglich. Obgleich ich es schaffte mehr Ruhe in meine Gedanken einkehren zu lassen.
Die erzwungene Pause von unserer Reise nutzten wir zunächst einmal zur Informationsgewinnung. Joni war sehr daran interessiert uns in den Konflikt um Bargle und Notherhall einzubinden. Konstant gab es Angriffe und diese sollten gestoppt werden. Als nicht-Elfen schienen wir prädestiniert zu sein dies vollbringen zu können, da seine Leute stets angegriffen wurden. Zumindest würden Opfer auf beiden Seiten damit verhindert werden. Wenngleich wir anderes zu tun hatten war es doch etwas mit positivem Einfluss auf die Region. Meine ablehnende Haltung gegenüber den Vollblütern rechtfertigte schließlich keine Todesopfer. Wir stimmten also zu. Joni versprach noch eine Bezahlung für unsere Dienste, welche Fin für sich direkt ablehnte.
Im Grunde war mir das auch egal. Dann war da aber diese Gefühl, dass ich schon seit meines Erlebnisses mit Tamarax hatte. Etwas bisher noch unkontrolliertes verspürte ich im Inneren und einer Eingebung folgend bat ich um eine spezifische magische Komponente. Er gewährte sie, doch hatte sie zunächst angefertigt zu werden. Voraussichtlich stand sie also erst nach unserer Rückkehr zur Verfügung. Es enttäuschte mich. Wieso war ich bloß so ungeduldig? So kannte ich mich selbst kaum. Joni ging nachdem er unsere Zustimmung bekam und im Groben zusammengefasst hatte was er wusste. Als letzten Kommentar warf er noch einen sehr merkwürdigen Satz ein, mit dem er uns versicherte, dass es in Notherhall keine Monster gab. Das klang eigenartig.
Orks griffen in regelmäßigen Abständen Notherhall an. Die Verteidigung hielt bisher stand. Gleichermaßen war auffällig gewesen, dass die Angreifer eher junge Orks waren. Und dann gab es da noch neben den frontalen Angriffen einige eher hinterhältige Versuche einzudringen. Scheinbar ausgeführt von Assassinen. Die Elfen nahmen an, dass diese vorhatten ihre Anführerin umzubringen. Alles war bisher vereitelt worden. Es war verwunderlich wieso die Orks so besessen waren nach Notherhall zu gelangen. Besonders da sie stets versagten – nicht selten zu Lasten ihrer Leben. War es ein barbarischer Initiationsritus, oder steckte etwas anderes dahinter?
Als wir allein waren widmeten wir uns Valaria. Offenbar war sie nun Teil dieser Gruppe … zumindest für den Augenblick. Vermutlich wäre ich weniger hart in meinem Verhalten ihr gegenüber gewesen, wenn wir nicht ausgerechnet in einer Stadt voller Elfen gelandet wären. Verkrampft versuchte ich freundlich zu sein. Auf die Frage was sie überhaupt antrieb kam überraschend zutage, dass sie sich mit der Geschichte Logothil’s auseinandergesetzt hatte und dies in der Folge sie immer wieder auf Zusammenhänge mit Drachen stieß. Sie schien wirklich fasziniert von dem Thema. Ihrer Theorie nach war alles verknüpft mit deren Anwesenheit. So falsch lag sie da nicht. Als sie euphorisch erzählte riss mich das auch ein wenig mit. Lange Zeit hatte ich ebenso nach Hinweisen gesucht. Auch wenn dies aus anderen Gründen war.
Wir tauschten ein paar rudimentäre Informationen aus. Darunter auch was im Hort passiert war – was sichtlich ihr Interesse geweckt hatte. Richtig begierig auf Informationen war sie und entsprechend enttäuscht einen echten Drachen nun verpasst zu haben. Dazwischen machte sie auch klar, dass sie die Vorurteile ihrer Artgenossen gegenüber Mischlingen nicht teilte. Sie gar ablehnte. Das klang gut und schön, doch es blieb ein Rest Skepsis. Die Gesamtsituation war schlicht zu überfordernd, als dass es möglich war derzeit eine eingehende Bewertung ihrer Person vorzunehmen.
Die Resonanz auf ihren Heimatort war gemischt. Ich wusste nur zu gut von dem Bündnisbruch von Sylvanar. Fin hatte in ihr aber jemanden aus seiner Heimat gefunden. Und wie es aussah war Valaria die ehemalige Gruppierung um Fin durchaus bekannt. Sie sympathisierte mit ihnen. Ebenso freute sie sich mit uns reisen zu können. Besonders mit, laut ihrer Aussage, so attraktiven Gefährten. Verunsichert wandte ich meinen Blick ab, merkte aber wie mir das Blut ins Gesicht schoss ob ihrer schmeichelhaften Aussage.
Nach dem Gespräch stand uns der Tag offen. Fin hatte keine Lust die ganze Zeit im Zimmer zu verweilen. Wenn wir schon hier waren, dann konnten wir uns auch den Ort anschauen gehen. Leider war es Gorok verwehrt worden sich draußen zu zeigen. Als Halbork würde er eher nicht so positiv wahrgenommen werden, hatte Joni uns mitgeteilt. Es gefiel mir nicht ihn zurückzulassen, aber Gorok nahm es wie immer locker.
Notherhall hatte eine düstere Schönheit. Die Architektur war wunderschön. Allerdings war die Stadt viel kleiner als erwartet. Ihr Aufbau eher militärisch orientiert. Über allem hing ein Schleier des Zwielichts. Das Licht schien sich hier zu einem Punkt innerhalb der Stadt „hingezogen“ zu fühlen, was für ein nie zuvor gesehenes Farb- und Lichtspiel sorgte. Mysteriös und gleichermaßen faszinierend sah es aus. Die Einwohner waren eher ungewöhnlich gekleidet. Nicht einer lief ohne gewisse Anteile von Rüstung herum. Ein jeder war zumindest leicht bewaffnet. Das alles war wohl eine Folge von der direkten Nähe zu den eher unberechenbaren Anhängern von Bargle.
Auf unserem Weg durch die Stadt gerieten wir an einige aussergewöhnliche Spezies. Dafür, dass es keine Monster in der Stadt geben sollte wirkten diese Tiere schon monströs. Sie alle schienen aber keine Gefahr darzustellen, verhielten sich gar absonderlich normal obgleich ihres Aussehens. In der Mitte der Stadt befand sich eine Art riesiger Pavillon. Gerade waren zwei Anwohner damit beschäftigt einen Elefanten in die Mitte zu bringen. Es war erstaunlich ein solches Tier in diesen Breitengraden anzutreffen. Wo hatten sie es wohl her?
Auf einmal ertönte ein Gong, welcher die ganze Stadt mit seinem Klang umfing. Um uns herum holten die Bewohner etwas aus den Taschen und setzten es sich auf die Nase, fast wie Brillen. Wir erahnten, dass etwas geschehen sollte. Ich kniff die Augen zusammen, doch das plötzlich alles durchflutende Licht war zu grell. Es blendete für einen Augenblick. Nachdem es sich gelegt hatte schien alles wieder seinen normalen Gang zu nehmen. Doch der Elefant war verschwunden. An seiner Stelle stand nun ein riesiges grünes Etwas mit Tentakeln!? Verwandelten sie etwa herkömmliche Tiere in diese … Monster? Ein Anwohner erläuterte uns die Zusammenhänge, bestätigte dabei den Verdacht. Sie taten dies um gegen die Orks im Falle weiterer aggressiver Vorstöße aufzurüsten. Was für eine unglaubliche Quelle der Macht. Valaria schien mehr zu wissen. Sie erklärte, dass es sich dabei um ein Portal ins Fey Wild handeln müsse. Die Mächte die dort wirken seien unberechenbar.
Wir schlossen unsere Besichtigung des Ortes ab. Leider gab es nicht wirklich viel zu sehen. Die eher martialische Lebensweise hatte nur wenig Raum für normale Geschäfte oder Sehenswürdigkeiten gelassen.
Gorok hatte es sich derweil gutgehen lassen. Versorgt mit Wein und Essen war er trotz seines Hausarrestes bei guter Laune. Astreth hingegen war offenkundig weiterhin besorgt um die Abhängigkeit von Gorok zu seiner von Narchessa erhaltenen Waffe. Mir ging es da ganz genauso. Sie suchte das Gespräch mit ihm, um zu ermitteln ob die Waffe eine Gefahr für ihn oder uns sei. Erneut inspizierte sie diese genau, versuchte sogar eine Form des Kontakts herzustellen. Nachdem er uns neulich mitteilte, dass sie zu ihm sprechen würde war es sinnvoll und notwendig Antworten zu erhalten. Final war sie sich aber dann auch weiterhin unsicher. Es mochte sein, dass die gleichen Geister, die zu ihr sprechen, auch zu ihm Kontakt aufnahmen. Aber es wäre auf diesem Wege höchst ungewöhnlich gewesen. Gorok versicherte erneut nicht unter fremden Einfluss zu stehen. Er sähe es lediglich als effizienter an dem Ruf dieses Objektes zu folgen. Wirklich überzeugen konnte es mich nicht, so fürchtete ich mich weiterhin vor dem ersten Mal, wo wir die Ringe einsetzen würden …
Der Tag zog dahin und bald schon brach die Nacht an. Es war ruhig und erholsam. Speziell nach dem entbehrungsreichen Aufeinandertreffen mit Vronwe war dies sehr willkommen. Am Morgen kam schon bald Joni zu uns. Er erläuterte die letzten Details zu unserer Aufgabe. So also wo wir die Orks finden würden, wie auch eine Möglichkeit uns als die auszuweisen für die wir uns ausgaben. Statt aber eines Dekrets seiner Mutter übergab er uns seine Pfeife als Beweis mit. Orks würden ja nicht zwangsläufig lesen können, was Gorok eindringlich bestätigte. Reittiere gab es für uns keine, da jedes verfügbare Tier aktuell für die „Aufrüstung“ verwendet wurde. Das hieß also einen Fußmarsch von vier Tagen durch potentiell feindliches Gebiet. Ausgehend von der Wichtigkeit unserer Unternehmung hätte ich anderes erwartet. Bei einem potentiellen Scheitern, was hier wohl durchaus impliziert wurde, wollte man also keine Ressourcen verschwenden. Begaben wir uns hier auf einen Todesmarsch, oder war es bloß das typische Misstrauen von Elfen gegenüber Fremden? Es fiel mir schwer nicht eine gewisse Wut zu verspüren.
Es dauerte keinen halben Tag bis die anderen bemerkten, dass wir verfolgt wurden. Gorok sprach es direkt an. Suchte dann auch sogleich ein nahe liegendes Gebüsch auf in dem er augenscheinlich etwas vernommen hatte. Und tatsächlich erhielt er auf seine gestellte Anfrage eine Antwort. Eine weibliche Elfe, ein Ranger, trat heraus und befragte uns nach unseren Absichten. Wir erläuterten kurz was unser Auftrag war. Sie blieb für einen Moment skeptisch, bis ich eine typische Phrase von Joni verwendete. Daraufhin ließ sie uns mitten im Satz stehen und zog ohne weitere Worte ab. Ihr folgend trat nun um uns herum ein ganzes Kommando aus den Schatten und tat es ihr gleich.
Wir folgten dem genannten Weg noch eine ganze Weile. Die Wildnis hier hatte etwas Einzigartiges. Ich genoss die Schönheit der Natur in vollen Zügen.
Unterwegs unterhielten wir uns über einige Themen. Fin erzählte ein wenig von der Gruppe, mit der er schon seit den Zeiten in Sylvanar zusammen war. Sie waren alle Mischlinge und entsprechend war die Behandlung durch die Vollblüter gewesen. Sie nutzten dies sich zusammenzuraufen. So wie er es beschrieb machten sie eine Menge Blödsinn als Akt der Rebellion gegen diese unwürdige Behandlung. Während er dies berichtete wünschte ich mir die ganze Zeit auch solche Freunde gehabt zu haben … doch bei mir zuhause gab es neben mir niemanden der so war wie ich. Es klang beneidenswert sich als Gruppe gegen die Ungerechtigkeit zu stellen. Ursprünglich waren sie wohl zu fünft. Aber eine von ihnen verriet die Gruppe. Ich wunderte mich wieso jemand von unserer Art sowas tun würde. Schließlich wollte Sylvanar dann alle fremden Einflüsse entfernt wissen. So verließen die vier ihre Heimat und strebten Richtung Ailamere.
Astreth berichtete von ihrer spirituellen Verbindung zu den Geistern. Ich war überrascht zu erfahren, dass sie das wörtlich meinte. Geister von Verstorbenen, die in dieser Welt gebunden waren. Ihr war es möglich mit ihnen auf eine gewisse Art zu kommunizieren, ihre Kräfte zu nutzen. Das war beeindruckend. So erinnerte ich mich auch noch einmal an den Kampf mit Vronwe. Das war also was sie dort tat. Scheinbar war sie nicht weniger neugierig. Sie fragte nach meinem Glauben. Ich gestand, dass ich lange an gar nichts glauben konnte. Es schien mir ein Hohn zu sein, dass unser Orden Sirion gewidmet war – einem Gott des Wandels … und Feuers. Von Wandel war bei den Vollblütern aber nie etwas zu verspüren. Zuletzt überdachte ich aber die Lehren. So vieles war geschehen. Dinge, die absolut im Einklang mit dem standen, was mir einst vermittelt worden war. Ob dies auch meinen Glauben neu befeuern würde müsste die Zeit zeigen.
Der Tag verlief ansonsten unspektakulär, ebenso die erste Nacht. In der zweiten Nacht wurden wir von Valaria geweckt. Zwei Orks hatten sich wohl an Gorok vergreifen wollen, aber überlegten es sich scheinbar noch einmal. Wir sahen nur noch ihre Silhouetten in der Dunkelheit verschwinden. Von nun an war es wohl besser auf Astreth’s magischen Schutz zurückzugreifen, damit wir des Nächtens keine unliebsamen Überraschungen mehr erlitten. An Tag drei konnte man den Übergang zu den schwarzen Hügeln deutlich wahrnehmen. Das Gelände wurde in der Tat dunkler und dunkler. Fast sah es so aus, als ob sich ein Schleier mit vulkanischer Asche über alles gelegt hätte.
In der Ferne machten wir etwas Eigenartiges aus. Ein sonderbares Objekt bewegte sich schwebend, sehr schnell und im Zickzack huschend durch die Ebene. Es stellte sich als ein magisch kreiertes Auge heraus. Als es uns erblickte kam es näher, begutachtete jeden von uns ganz genau und machte dann Anstalten, dass wir ihm scheinbar folgen sollten. Sein Tempo hatte es zumindest an das unsrige angepasst. Wir wollten keinen Ärger, weswegen ein offenes Vorgehen wohl das Beste wäre. Wir folgten. Nach einiger Zeit kamen wir an eine Art Hochstand. Auf diesem befanden sich eine Liege und eine Form von Sonnenschirm. Die Liege war von einem dicklichen Ort besetzt. Gorok sprach zu ihm. Nachdem er unser Dasein erläutert hatte, bekamen wir die Aufforderung dem Auge bis zum Lager von Bargle zu folgen. Übergriffe hatten wir nicht zu befürchten solange wir dies taten. Dies einhaltend reisten wir weiter. Der Weg wurde konstant steiler.
An Tag vier erreichten wir den Mittelpunkt der schwarzen Hügel. Noch bevor wir das tatsächliche Lager sehen konnten gab es eine Begegnung mit einer mürrischen Orkfrau, die gerade Probleme mit ihrem Yak hatte. Astreth löste diese Wegblockade mit einem gezielten Hieb auf dessen Hintern. Ausgehend von den Umständen war dies eigentlich ganz amüsant.
Am Abend erreichten wir dann unser Ziel. Eine immense Ansammlung von Zelten. Sie waren in Schwarz und Rot gehalten mit einer weißen Hand als Symbol. Es mussten hunderte sein. Nur drei Orte stachen dabei hervor. Ein sehr großes Zelt, welches über allem anderen thronte. Dann eine Palisade, die auf einem Platz aufgestellt worden war. Und zuletzt ein großer Palisadenring, dessen Funktion sich mir genauso wenig erschloß, wie die einsam stehende Palisade. Die Orks im Umkreis betrachteten uns neugierig, aber keiner machte Anstalten uns anzugreifen. So folgten wir dem Auge hinein bis hin vor das große Zelt. Hier verpuffte unser Führer einfach. Ein Zeichen dafür, dass wir unser Ziel wohl erreicht hatten. Behaglich war mir keinesfalls. Bisher schien alles erstaunlich friedlich, doch wenn sich dies ändern sollte gab es kein Entkommen.
Gorok war wie gehabt nicht aus der Ruhe zu bringen und machte den Anfang beim Eintreten. Eine Orkfrau begrüßte uns. Zu unserer Überraschung wechselte sie in die Gemeinsprache, als ihr klar wurde, dass ausser dem Halbork vor ihr keiner ein Wort verstand. Während wir unser Anliegen vortrugen knüpfte sie weiter an einem zukünftigen Teppich. Überhaupt war es hier drin verhältnismäßig angenehm und bequem. Die Teppiche zu unseren Füßen hatten eine hohe Qualität. Nachdem sie im Bilde über unsere Absichten war sollten wir nunmehr Bargle the Infamous kennenlernen.
Nun wurde deutlich, dass sie wohl die Frau des Anführers war. Und die Art ihrer Kommunikation war sehr speziell. Sie rief nach ihm als „Bargle Longtooth the Vicious“. Dieser war aber derzeit mit einer Art Konkubine beschäftigt? Ein wildes Hin und Her entstand, dass mir innerlich schon ein Lachen abrang. Es wurde ganz klar deutlich wer in diesem Zelt die Hosen anhatte. Für einen Moment schienen die Sorgen wie weggeblasen zu sein. Aber schließlich mussten wir uns dem Anführer dieser Legionen erklären.
Er zupfte sich noch zurecht, als wir reinkamen. Sein Thron war ganz unzweifelhaft ein Drachenschädel. Zu gern hätte ich etwas Studienzeit damit zugebracht. Doch dafür warren wir nicht gekommen. Wir erläuterten ihm, dass sich Notherhall Frieden wünschte. Woraufhin er recht nüchtern darauf hinwies wie sie doch scheinbar den Kampf suchten. Es dauerte eine Weile diese „Logik“ zu verstehen. Kein reguläres Argument hatte funktioniert, da die allgemeine Ansicht der Orks war: Wer nicht kämpfen wolle, der ziehe halt auch keine Waffe. Er versicherte sie würden niemanden angreifen, der nicht bereit wäre zu kämpfen. Das Argument der Verteidigung ihrer Heimat schien er nur schwerlich nachvollziehen zu können. Astreth hatte zunächst versucht die Argumentation zu unterstützen, bis sie plötzlich eher provozierend wurde. Ich hatte mich schon weit aus dem Fenster gelehnt, was gerade noch so toleriert wurde. Sie schien aber den Bogen aus Bargle’s Sicht zu überspannen. So verwies er sie des Raumes.
Tatsächlich gab es gar keine Kriegserklärung der Orks. Es ging den jungen Orks nur darum zum Portal zu gelangen – obgleich ein paar Elfentrophäen ihnen auch Anerkennung brachten. Er war wohl selbst einst durch dieses getreten und schließlich in seiner jetzigen übermäßig kräftigen Gestalt herausgekommen. Seither versuchten es viele ihm gleichzutun. Nicht zuletzt in dem Glauben, sie könnten ihn eventuell im Nachgang herausfordern und besiegen. Gorok nahm dies zum Anlass schon fast zu einem Duell zu rufen. Er mochte sicher stark gewesen sein, aber die Gestalt von Bargle war in der Tat furchteinflößend. Dieses protzige zur Schaustellung von Stärke gefiel ihm aber. Selten fühlte ich mich falscher am Platz.
Auch machte Bargle klar, dass er den Orks nicht einfach Befehle erteilen könne. Es sei ein freies Volk und jeder entscheide für sich selbst. Mir kamen Zweifel ob dies vollumfänglich zutraf. Als Gesellschaft hatten sie ihn nicht umsonst als Führer auserkoren. Seine Stärke gab ihm Befugnisse, davon war ich überzeugt. Doch um überhaupt etwas bewirken zu können hielt es Gorok für sinnvoll uns ihren Respekt zu verdienen. In wenigen Sätzen handelten die beiden einen Kampf zur Belustigung der Massen und Beweiskraft unserer Stärke aus. Erschrocken über diesen Verlauf der Gespräche wusste ich nicht was ich denken sollte. Wieder würden wir in einen Kampf gezogen werden. Wieder gäbe es Opfer zu beklagen, dachte ich in mich hinein. Hätten diese verdammten Vollblüter ihre Arbeit nicht selbst machen können!?
Es gab von hier aus gar keine anderen Optionen mehr. Am nächsten Tag würden wir uns in einer Arena vorfinden. Scheinbar würden wir aber „nur“ gegen einige ziemlich gefährlich klingende Schlangenmonster antreten müssen. Ich hoffte Gorok wusste was er tat. Mehr noch hoffte ich, dass dies kein Vorwand war die Ringe zu benutzen.
Bevor wir gingen stellte sich im Übrigen noch heraus, dass der Drachenschädel keine im Kampf errungene Trophäe Bargle‘s war. Mit Drachen hätte er auch sonst nichts weiter zu tun. Und eine Gefahr von außen sah er nicht und sowieso interessierten sich die Orks nur für ihre angestammte Heimat hier in den schwarzen Hügeln. Zudem wurde Valaria aufgrund der Situation mit der Arena und eines Kommentars von ihr zu einem Duell herausgefordert. Sie wich aus, meinte eine Partie Schach wäre eher etwas für sie. Woraufhin Bargle zur Überraschung aller sofort einwilligte. Tatsächlich hatte er ein Schachbrett parat. Ich verfolgte das Spiel gespannt. Zug um Zug näherte sie sich dem Sieg, welchen sie ziemlich souverän dann auch für sich beanspruchte. Ich ertappte mich dabei darüber nachzudenken, dass sie eventuell doch keine so schlechte Ergänzung unserer Gruppe wäre. Zur Belohnung erhielt sie einen verzierten Trinkbecher aus Drachenknochen von Bargle. Es war ohne Frage ein beeindruckendes Geschenk.
Damit war aber auch alles gesagt worden. Bargle wollte sich wieder seiner vorangegangenen „Beschäftigung“ widmen und wir hatten vor das Nachtlager zu präparieren. Astreth sorgte dafür, dass wir zumindest in dieser Nacht sicher waren. Ihr Schutzzauber war etwas, dass mir stets ruhigere Nächte verschaffte. Ich nahm mir vor ihr mal zu sagen wie dankbar ich dafür war.
Draußen trat unversehens ein Ork an Astreth heran. Scheinbar forderte er sie zum Kampf heraus. Fälschlicherweise hatte er sie wohl auch für einen Mann gehalten. Als er dann von Gorok erfuhr, dass sie eine Frau war kam noch mehr Begeisterung in ihm auf. Wollte er sich etwa mit ihr … paaren? Es war etwas eigenartig seine Bemühungen zu beobachten. Um ihre Gunst zu erringen schlug er sich gar einen Stoßzahn heraus. Astreth lehnte ab. Doch war sie so freundlich ihm den Zahn wieder an den rechten Platz zu setzen. Dank heilender Magie funktionierte das sogar. Der Ork schien in seinem Stolz allerdings etwas verletzt, nicht zuletzt da er zu guter Letzt noch von seinen Kumpanen ausgelacht wurde. Ich war zwischen Mitleid und Amusement hin und her gerissen.
Am nächsten Morgen beobachteten wir wie immer wieder Orks zu Bargle ins Zelt gingen. Scheinbar berichteten sie von Erfolgen im Kampf, oder holten sich seinen „Segen“ für einen eben solchen. Der Einfluss auf die seinen war wie angenommen deutlich höher, als er das von sich gegeben hatte. Wenig später trat auch seine Frau vor unser magisches Zelt. Sie brachte die offizielle Einladung zu unserer verabredeten Prüfung der Stärke. Hierbei kam aber heraus, dass wir gegen Yuan-ti kämpfen würden. Das waren keine einfachen Tiere oder Monster. Mein Magen verkrampfte. Sie gehörten einer anderen Bevölkerungsgruppe an und wir wären nun gezwungen sie umzubringen … Doch niemand sonst schien damit ein Problem zu haben. Resignierend folgte ich zur Arena.
Rund herum war es prall gefüllt mit Orks, die dem Spektakel beiwohnen wollten. Bargle machte dann eine große Ankündigung und ließ durch seine Zweideutigkeit heftige Zweifel in mir aufkommen ob wir eine reelle Chance hatten. Dann öffnete er eine hölzerne Kiste, die er am Gürtel trug. Aus ihr heraus erschienen plötzlich fünf abgemagerte und mit Blut verschmierte Menschen, sowie eine sehr große Schlange direkt in deren Nähe. Der Kampf war direkt eröffnet worden. Die Menschen flehten um Gnade. Was für ein perverses Spiel war dies!? Ich rief ihnen zu, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten und bannte die Schlange zunächst hinter eine flammende Wand.
Der Rest war sich auch unschlüssig was hier geschah und hielt sich zunächst zurück. Dann jedoch erkannte ich meinen Fehler. Kaum waren die Menschen in scheinbarere Sicherheit, da verwandelten sie sich aus dem Nichts in Schlangenwesen und griffen uns an. Die eben noch einfach nur große Schlange vor uns wandelte sich hingegen in ein fünfköpfiges Schlangenmoster. Es hallten noch die Worte Bargle’s zu mir, der sich darüber lustig zu machen schien wie auch wir auf diese Finte reingefallen waren. Mich packte die Wut. Wir kämpften erbittert, Fin war in echte Bedrängnis geraten und Gorok sah auch schon extrem mitgenommen aus. Schlussendlich konnten wir aber all unsere Gegner besiegen. Wobei ausgerechnet den finalen Streich ein zufällig aus der Menge stapfender Ork machte. Er brüllte noch etwas bevor er angerannt kam, das große fünfköpfige Etwas vor uns angriff, dieses schließlich zu Boden fiel und dabei den besagten Ort mit einer feurigen Explosion von den Füßen riss. Erschrocken blickte ich in seine Richtung, aber ihm war nicht mehr zu helfen.
Der Kampf war vorbei, aber Bargle hatte Schwierigkeiten einen Sieger zu ernennen. Machte er Witze!? Ich spürte wie sie seicht eine Flamme in meiner Handfläche bilden wollte, unterdrückte den Impuls aber. Ich verlor zunehmend in solchen Situationen die Beherrschung. Schließlich kam ihm eine Idee. Er stellte uns ein Rätsel. Aus seiner Box holte er drei weitere und reiht sie vor uns auf. Eine war aufgemacht, als würde sie einem König gehören müssen. Eine Weitere ähnelte eher einem steinernen Sarg. Die Letzte sah nach Bruchware aus. Dann stellte er seine Frage: „Welche Kiste von uns würde uns alle Wünsche erfüllen können?“ Während ich mir diese zumindest einmal genauer anschaute zog Astreth direkt an mir vorüber. Sie machte Halt vor Bargle und deutete direkt auf seine. Das ergab durchaus Sinn. Bargle stammelte etwas herum, bis er am Ende uns den Sieg zusprach. Offenbar hatte er nicht mit einer so prompten Lösung gerechnet.
Was würde nun als nächstes passieren? Würde noch eine Überraschung folgen, oder könnten wir den Konflikt bereinigen?