Tagebuch: Layara
17
April
Tagebuch: Layara
Sitzung 29
Das Wetter war gut und unsere Aufgabe klar. Wir hatten einen weiten Weg vor uns, um Caer Aeslyn zu erreichen. Ganz nebenbei galt es aber noch einen Zwischenstopp in der Tempelbibliothek zu machen. Dementsprechend hatten wir keine zeit zu verlieren. Auf dem Rückweg begleitete uns keine Eskorte, doch zumindest waren wir beritten.
Auf halber Strecke ergab sich eine gute Gelegenheit für eine Pause und auch die Möglichkeit ein paar Kräuter zu sammeln. Beim Ernten kam mir ein Gedanke. Was wäre, wenn diese Ringe, die wir fanden, überhaupt nicht funktionierten? Wenn wir sie in einem Kampf einsetzen wollten, oder gar mussten, und sie versagen würden? So bat ich Leeroy sie einmal zu testen. Herauszufinden, ob sie taugten. Er willigte ein. Zu unserem Erstaunen war ihre Magie noch immer aktiv. Die Verwandlung in einen Ettin gelang, auch wenn das Gefühl eigenartig war.
Aus heiterem Himmel jedoch hallte plötzlich ein Schrei durch das Grasland. Die große Gestalt eines Orks schnellte uns entgegen, samt gezogener Axt. Und dazu gesellte sich auch noch ein Rachengeborener in dicker Rüstung. Wir kannten diese Leute nicht, sie mussten uns sicher mit jemandem verwechseln. So versuchten wir zum Einen den Schlägen auszuweichen, als auch die Situation aufzuklären. Irgendwann gelang es den Zauber der Ringe zu beenden. Als wir uns zurückverwandelten kehrte erst einmal wieder Stille ein. Zeit den Sachverhalt zu erläutern.
Es sollte sich herausstellen, dass der Rüstungsträger, Bahaamul war sein Name, ein Anhänger der Drachenpriester war. Sein Begleiter, ein Halbork namens Gorok, war ein Freund von ihm. Einige Erläuterungen folgten. Ich konnte glaubhaft darlegen, dass wir keine Bedrohung darstellen und im Auftrag von Toira unterwegs waren. Beide blieben zwar skeptisch, doch wir kamen überein gemeinsam zur Gnomenstadt zu reisen, um unsere Geschichte bestätigen zu lassen. Da wir nun zu viele waren, um beritten weiterzureisen, dauerte es etwas länger, als ursprünglich angedacht die Stadt zu erreichen.
Am Tor angekommen wurde zumindest gleich klar, dass Bahaamul hier ziemlich bekannt war. Die Wachen grüßten ihn sogar noch vor mir. Was nach allem, das ich bisher als Drachenpriester erleben durfte ungewöhnlich war. Doch unser Eintreten war keinesfalls ohne Probleme. Der Drachengeborene blickt hinüber zur Tempelanlage und sah auch schon aus der Ferne gewisse Teile der zuletzt stattgefunden Zerstörung. Samt einiger Rauchschwaden. Irgendwo musste noch immer etwas am Brennen sein. Mein beschwichtigender Kommentar bei dem Vorfall anwesend gewesen zu sein und dass er sich nicht Sorgen müsse führte jedoch dazu, dass er uns wieder misstraute.
Antworten wurden verlangt. Jetzt. Ich fürchtete, dass es erneut zu einem Missverständnis kommen könnte, wenn die Situation nicht aufgeklärt würde und willigte daher ein. Leeroy und ich folgten ihm, Gorok tat dasselbe. Wir erreichten eine Art Taverne mit dem eingängigen Namen „The Dark Horse“. Zu unserer Überraschung war es fast völlig dunkel im Inneren. Dank meines halbelfischen Blutes hatte ich die Fähigkeit in der Dunkelheit zu sehen. Und von dem was ich beobachten konnte galt das auch für Gorok. Bahaamul schien sich hier blind auszukennen. Leeroy hingegen hatte etwas mit der Orientierung zu kämpfen. Als wir schließlich saßen wurde klar, dass Bahaamul aufgrund seiner Herkunft als Drachengeborener ein immenses Ansehen genoß. Aber auch, dass dieser Ort wohl seine primäre Rückzugsstätte war. Offensichtlich hielt er es auch für sinnvoll sich hier über Themen zu unterhalten, die eigentlich eher nicht in der Öffentlichkeit besprochen würden.
So fingen Leeroy und ich zu erzählen an. Vielleicht ließen wir einige Details für den Moment aus, aber im Kern erfuhren die beiden nun das Meiste zu unserer Reise. Vor allem aber unsere Beweggründe und alles über die aufgezogene Gefahr Shadar Logoth’s. All dies führte zu einer überraschenden Aussage: Sie würden uns begleiten. Bahaamul scheint nes als seine Pflicht zu sehen aktiv zu werden. Gorok hingegen hatte eine nicht weniger überraschende Mitteilung zu machen. Nämlich, dass er mich kennen würde. Zumindest aus Erzählungen. So wie sich die Situation darstelle reiste er bis vor Kurzem noch mit Garret zusammen. Ich war perplex. Wie groß mochten die Chancen dafür gewesen sein? Dem chaotischen Halbling ging es wohl gut. Zudem hatte der Halbork auch noch einige interessante Details zu deren bisherigen Unternehmungen beitragen. Seiner Ansicht nach wäre seine Anwesenheit hier durch die neuesten Ereignisse absolut gerechtfertigt. Er würde zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu seinen Gefährten stoßen.
Zwar wusste ich Gorok nicht einzuschätzen, aber da er zuvor mit Garret gereist war, muss er wohl in Ordnung sein. Und Bahaamul machte einen aufrichtigen Eindruck. Auch Leeroy schien es zu freuen etwas mehr Muskelkraft an unserer Seite zu wissen. So hießen wir sie bei unserer Unternehmung herzlich willkommen. Nun galt es nur noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor wir nach Caer Aeslyn aufbrechen konnten. Ein schneller Besuch beim Schneider, um mein fertiges Gewand abzuholen. Im Anschluss der geplante Besuch im Tempel. Dort angekommen machte sich Bahaamul zunächst ein Bild von den Schäden, bevor er sich mit Gorok zu Toira aufmachte, um Bericht zu erstatten. Leeroy und ich gingen derweil Richtung Bibliothek.
Wir hatten am Tag der Katastrophe nur wenig darauf geachtet, aber die Flutwelle der Seehexe hatte die Bibliothek verwüstet. Von den Feuern verschont geblieben war sie stattdessen unter Wasser gesetzt und hinweggespült worden. Der Bibliothekar und einige andere Tempelangehörige waren dabei nach unversehrten oder restaurierbaren Büchern zu suchen. Meine Hoffnung schwand, dass wir nun noch Informationen zu der Prophezeiung oder gar Belaxarim finden würden. Einzig ein Buch fiel mir auf, dass in einem brauchbaren Zustand war. Es müsste etwas Arbeit hineinfliegen, um es aufzuarbeiten, aber das würde ich sicher hinbekommen. Mit der Erlaubnis des Bibliothekars nahm ich es an mich. Gemeinsam mit Leeroy schritten wir nun Richtung Halle.
Gorok und Bahaamul kamen uns soeben entgegen. Da er nun auch den Schaden der Bibliothek wahrnahm keimte erneut Skepsis in ihm auf. Wir erzählten zuvor von einem Feuer. Hier aber gab es nur Wasserschäden. Ich konnte ihm sein Misstrauen nicht übel nehmen, wir kannten uns auch gerade erst einen halben Tag und bereits jetzt bekam er den Eindruck, dass wir ihn belügen würden. Keinesfalls wollte ich die Situation verschlimmern. Also suchten wir uns eine stille Ecke. Gorok und Leeroy hielten nach neugierigen Zuhörern Ausschau, während ich Bahaamul von Roganor beziehungsweise der Seehexe berichtete. Es war für ihn nur schwer zu glauben, doch versicherte ich ihm, dass Toira auch darüber bescheid wusste und wir es derzeit einfach zu nehmen hatten, wie es kam. Die Stabilität des Ortes konnte nicht noch weiter in Gefahr gebracht werden, besonders nicht jetzt, da ein machthungriger Drache die Lande bedrohte.
Er akzeptierte. Da wir sowieso noch unser Schiff organisieren müssten, würde er zudem die Möglichkeit bekommen mit dem „neuen“ Roganor zu sprechen. Wir setzten uns also in Bewegung diesen aufzusuchen. Es folgte ein typisches Zusammentreffen. Die Seehexe hatte nicht viel für unsere Belange übrig, wirkten gar gelangweilt, hielt sich aber an die Vereinbarung. Ein schiff war schon bereitgestellt worden. Was aber auffiel war, dass sie nun ganz versessen auf Bücher war. Ich sollte ihr eines geben. Zunächst wollte sie das in Mitleidenschaft gezogene, doch konnte ich sie davon abbringen und gab ihr stattdessen ein Anderes, dass ich schon seit Caer Aeslyn mit mir herum trug. Und dann konnten wir nur ganz knapp verhindern, dass sie sich Gorok’s bemächtigten würde. Auf ein Kompliment hin prahlt dieser etwas fiel mit seiner Stärke, was die Seehexe offenbar anziehend fand. Insofern, als das sie zu überlegen schien einen neuen Körper in Beschlag zu nehmen. Dieser Kelch ging aber zum Glück an uns vorüber.
Wir suchten das Weite. Nicht zuletzt, da unser Schiff bereitstand und wir noch einiges vor uns haben würden. So folgten wir dem Weg zum Hafen. Nur eines der Schiffe dort war klar ersichtlich abfahrtbereit. Zu unserem Entsetzen wirkte das Gefährt nicht wirklich seetauglich. Der Dockmeister würde uns sicher mehr dazu sagen können. Bahaamul führte uns zu ihm. Dort angekommen bestätigte er unseren Verdacht. Das Schiff „The Third Wheel“, welches uns Roganor zur Verfügung gestellt hatte, war kaum mehr als Treibgut. Ein Trainingsschiff, das nicht für Aufgaben auf hoher See taugte. Es würde wohl an ein Wunder grenzen, wenn wir die Hälfte der Reise damit zurücklegen würden. Die Seehexe trieb ein übles Spiel mit uns - und sich selbst, denn Shadar Logoth würde kaum vor ihr Halt machen.
Jedoch Dank des Einflusses unseres Drachengeborenen und Hafenmeister Dodd’s Wunsch die Schiffe wieder seetauglich zu machen konnten wir uns ein Anderes aussuchen. So wählten wir das Schnellste unter ihnen, um möglichst wenig Zeit auf offener See verbringen zu müssen. Dodd würde sich dann um die Bemannung und das besorgen mit Versorgungsgütern kümmern. Besonders jene, die gebraucht würden, um etwaige ungebetene Gäste auf hoher See zu befrieden. In mir keimte Angst auf. Was für Ungetüme mochten dort unter der Wasseroberfläche hausen?
Je nach dem, ob die Besatzungsmitglieder noch volltrunken waren oder nicht, würde es einige Zeit dauern, bis das Schiff bereit wäre. Nun hieß es also warten.
27
März
Tagebuch: Layara
Sitzung 26
… und zog dann einfach an uns vorbei. Ohne ein Wort. Viele Gnome blickten ihn irritiert an und fingen untereinander an zu flüstern.
Leeroy und ich hatten aber nun Anderes zu tun, als Roganor zu folgen. Wir mussten Toira über die neue Sachlage informieren. Für mehr Privatsphäre suchten wir erneut ihr Arbeitszimmer auf. Wir klärten sie über den Vorfall auf. Was es mit Shadar Logoth auf sich hatte und welche Gefahr er für uns alle sein würde. Dass wir nun allesamt an einem Strang ziehen müssten, um dieser Bedrohung Herr zu werden. Doch sie haderte. Es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit einen Plan zu erarbeiten, der ihr zusagte.
Sie würde einen Diplomaten nach Mon Mithra entsenden, der um Beistand ersuchen sollte. Gegebenenfalls auch eine Nahrungsquelle für Tundra dort auftun zu können, damit dessen Unzufriedenheit nicht wächst - hoffend, dass er eventuell bereit wäre zu unterstützen. Obgleich wir dies für äusserst unwahrscheinlich hielten. Und Leeroy und ich würden nach Caer Aeslyn reisen. Das ziel war es Travok ausfindig zu machen und eine Allianz zwischen der Stadt und den Gnomen auszuhandeln. Doch zuvor wollten wir beide noch einmal mit Tundra sprechen. Da wir in jedem Fall mit dem ersten Drachenpriester reden müssten, um die aktuelle Situation zu besprechen, lag dies sowieso auf dem Weg.
Tundra hatte vielleicht brauchbare Informationen. Zumal es nicht unwahrscheinlich war, dass er den Roten kennen würde. Dies, plus die Informationen, die Travok uns geben könnte, würde uns eventuell in die Lage versetzen alles besser zu verstehen. Aber eben auch einen Plan zu entwickeln. Damit war dies beschlossen. Toira besorgte uns noch neue Gewänder, damit wir sofort aufbrechen konnten.
Die Reise zurück würde jedoch ohne ein Schiff viel zu lange dauern. Zudem wäre es gut weitere Verbündeten zu haben, damit unsere Chancen verbessert würden. So schlug ich Leeroy vor noch einmal Roganor aufzusuchen. Er beziehungsweise es könnte die Organisation für unsere Reise nach Caer Aeslyn in die Wege leiten. Und ganz nebenbei würde es nicht schaden eine Seehexe auf unserer Seite zu wissen. Leeroy stimmte zu. Auf unserem Weg zu Roganors Sitz trafen wir erneut auf Toira. Sie schien ebenso in seine Richtung zu wandern. Wir beschlossen unser Anliegen gemeinsam vorzutragen.
Ganz entgegen unserer Erwartungen war Roganor völlig desinteressiert. Er stopfte sich Essen in den Wanst und hatte nur wenig Interesse uns zuzuhören, oder gar Entscheidungen zu treffen. Genervt von Toira sprach er quasi eine Generalerlaubnis aus, dass sie sich um die Angelegenheit kümmern sollte. Danach bekamen wir noch einmal die Gelegenheit mit ihm privat zu sprechen. Ich hoffte ihn von der Wichtigkeit überzeugen zu können und bat um Beistand. Es schien eine Zeit lang, als habe die Seehexe vergessen, wen sie da okkupiert hielt, bevor sie Befehle erteilte. Wir würden eine Reisemöglichkeit zum Fubamizi und zurück erhalten, sowie später eine Passage über das Loch Meriander.
So machten wir uns direkt auf den Weg. Obgleich es ein wenig brauchte, bis die Wargs uns akzeptierten, war unser Start recht unkompliziert. Doch mussten wir auf halbem Wege kampieren, da die Nacht hereinbrach. Wir hatte keinen unglaublich langen Tag gehabt. Die Anstrengungen und der Stress hatten ihre Spuren hinterlassen. So fiel es uns nicht schwer in den Schlaf zu finden.
Ein neuer Tag brach heran. Wir würden etwa eine halbe Tagesreise benötigen, bis wir den Fubamizi erreichten. Leider blieben wir nicht von Unwegsamkeiten verschont. Grottenschrate hatten einen Hinterhalt gelegt. Und obwohl wir das haben kommen sehen und sie noch warnten, ließen sie nicht von ihrem Vorhaben ab. Ein wilder Kampf entbrannte. Zum Glück waren wir diesmal nicht allein. Als Eskorte bekamen wir zwei Gnomenkrieger zur Seite gestellt. Dazu waren wir alle auf einem Warg unterwegs. Diese waren nach unserem eigenen Erleben furchtlose und erbitterte Kampfmaschinen.
Im Kampfgetümmel verloren wir einen der Gnome. Auch ich verlor das Bewusstsein, nachdem ich einen nicht ungefährlichen Plan ausführte und dabei auch einen Warg in Mitleidenschaft zog, welcher sich nun mir zuwandte. Als ich wieder bei Sinnen war, hatte sich die Situation aufgeklärt. Der andere Reiter begrub seinen Kameraden, während Leeroy die Leichen plünderte. Als er sich aber weigerte der verbleibenden Eskorte etwas von der Beute abzugeben, machte diese Anstalten samt der Reittiere abzuziehen. Keine Ahnung, was ihn geritten hatte die Situation so mangelhaft zu bewerten, aber zumindest konnte ich Leeroy’s Fehlverhalten wett machen. Einigermaßen. Der Gnom verließ uns nicht.
Später am Tag erreichten wir erneut den Fubamizi. Bedenkt man unser erstes Erscheinen hier, erschien das simple Hinaufschreiten auf dem Rücken dieser Bestien, im Gewand eines Drachenpriesters und vorbei an all den eigentlich als feindlich deklarierten Gnomen irgendwie arg surreal. Wir gehörten jetzt dazu. Mehr noch fühlte es sich fast normal an. Einige Nackenhaare stellten sich auf bei dem Gedanken.
Es durfte keine Zeit vergeudet werden, daher sprach ich direkt mit dem ersten Drachenpriester Zeth Zeddicus Zarkanar. Nach meinem Bericht wollte er sich fast schon auf den Weg zur Stadt machen, doch konnte ich dies verhindern. Mir kam Toira als verständiger vor, als es Zeth war. Er würde alles tun, um zunächst Tundra zufrieden zu stellen. Wohingegen sie durchaus für Kompromisse offen war. Ausserdem galt die von Roganor ausgestellte Generalerlaubnis ihr. Was sicher zu Problemen führen würde, wenn Zeth dort aufschlagen würde. Er nickte den gefassten Plan ab, wenngleich etwas widerwillig.
Zu guter Letzt war da nur noch eine Sache zu erledigen, auf die ich mich nicht sehr freute. Mit Tundra sprechen …
Es kostete einiges an Argumentieren, damit Leeroy sich bereit erklärte den Drachen aufzusuchen und ihn um Informationen zu bitten. Da Tundra mich nicht sonderlich mochte, gab es nunmal auch niemanden sonst, der das übernehmen konnte. Auch hatte Leeroy Bedenken überhaupt etwas Brauchbares von ihm erfahren zu können. Wir mussten es aber zumindest probieren. So betraten wir erneut die große Kammer mit dem riesigen Ungetüm. Leeroy wollte gerade nochmal ein Argument einwerfen, da schubste ich ihn schon direkt in Tundra’s Blickfeld. Wobei ich mich selbst zunächst versteckt hielt.
Was dann passierte war völlig unerwartet. Offenbar hatte Leeroy ein echtes Händchen mit dieser Monstrosität zu sprechen. Die Informationen sprudelten nur so hervor. Und als der Name Shadar Logoth in Zusammenhang mit unserem Anliegen fiel, gab es - für Tundra’s Verhältnisse - kein Halten mehr. Es war klar geworden, dass er ihn fürchtete. Und auch, dass er nicht unbedingt willens war uns aktiv zu unterstützen. Aber wir bekamen eine Reihe Anhaltspunkte, sowie einige erklärende Zusammenhänge. Es fielen Namen wie Arcalis und Cenereth. Der eine ehemals Oberhaupt der Akademie von Zoica, der Andere Herrscher über eine nun zerstörte Stadt im Westen. Beide ihrerseits Drachen. Wobei Arcalis wohl auch der damals Mächtigste unter ihnen war und eine Art Anführer. Doch nach allem, was wir erzählt bekamen, versagte er dabei dem drohenden Übel Einhalt zu gebieten. Wir ahnten nun, wie es dem Roten gelingen konnte so viel Macht anzuhäufen. Pi mal Daumen hatten wir nun auch eine Vorstellung davon, wo sich Shadar Logoth aufhielt.
Ganz nebenbei erfuhr ich auch noch etwas zu meiner eigenen Vergangenheit, als Tundra mir gestattete zu sprechen und mir tatsächlich auch antwortete. Ich stand in irgendeiner Verbindung zu einem Messingdrachen namens Belaxarim, dem Nachwuchs eines Messingdrachen, dessen Skelett wir nur eine Kaverne weiter gefunden hatten. Auch machte es den Anschein, als ob dieser nicht nur meine Fragen beantworten könnte, sondern auch eine brauchbare Hilfe gegen den Roten wäre. Mein Ziel Belaxarim zu finden stand damit fest. Zumindest nachdem wir Travok aufgetrieben hätten.
Als unser Gespräch beendet war, waren wir beide durchgeschwitzt. Tundra's furchteinflößende Aura hatte auch dann ihre Wirkung, wenn er scheinbar neutral mit einem interagierte. Gleichzeitig waren wir aber auch voller Freude. Endlich bekamen wir mehr und mehr Kontext zu dem, was in diesen Landen geschah. Wir machten Fortschritte. Das wiederum gab uns Hoffnung. Ein wenig selbstbewusster schritt ich nun erneut in Zeht’s Arbeitszimmer. Ich wollte sicherstellen, dass er sich wirklich an unsere Absprachen halten würde. Zu diesem Zweck machte ich deutlich, was Tundra über den Sachverhalt dachte. Welche Anweisungen wir hatten. Damit war es unwiderruflich klar für ihn.
Schon im Begriff zu gehen machte ich dann nochmal eine Kehrtwende. Was würde wohl der Orden der Drachenpriester über die Dinge wissen, die uns Tundra mitgeteilt hatte? Das wollte ich genau wissen. Und tatsächlich hatte Zeth noch einige zusätzliche Informationen zu Belaxarim. Nicht viele, aber immerhin. Er gab auch noch den Hinweis in der Bibliothek des Ordens Halt zu machen. Dort würde es noch mehr Aufzeichnungen geben. So würden wir wohl vor unserer Abreise nach Caer Aeslyn ein weiteres Mal die Bücher wälzen müssen. Diesmal jedoch mit einer klareren Vorstellung wonach wir suchten.
Leeroy und ich besprachen noch einmal unser Vorhaben. Planten unsere Schritte und entschlossen uns hier die Nacht zu verbringen, um dann am nächsten Tag ausgeruht starten zu können.
27
Februar
Tagebuch: Layara
Sitzung 23
Wir versuchten das Gespräch in eine Richtung zu lenken, welche uns Verhandlungsspielraum gewähren sollte. Die Seehexe schien mehr an ihrem persönlichen Vergnügen interessiert, als an dem Leben der Landbewohner. Mir kam der Gedanke, dass sie vielleicht durch Geschichten aus aller Welt an Zufriedenheit gewinnen würde. Und wir könnten dies beginnen in Gang zu setzen, in dem wir ihr Bücher nahebringen wollten. Sie könnte diese sammeln lassen und sich in die Geschichte, Märchen und Mythen dieser Lande entführen lassen.
Ihr Interesse schein geweckt. Allerdings hatten wir sehr unterschiedliche Vorstellung von einer potentiellen Umsetzung. Aber ein Anfang war gemacht. Zusätzlich galt es noch ein weiteres Problem zu lösen: Tundra. Er und die Drachenpriester waren dem Roganor Verschnitt ein Dorn im Auge. Würden wir dafür eine Lösung präsentieren, wäre die Seehexe uns wohlgesonnen. Mit dieser Aufgabenstellung verließen wir die Feste.
Wir berieten über unser Vorgehen, hatten aber zunächst noch andere Dinge zu tun. Unser Weg führte noch zum Schmied. Leeroy’s Rüstung hatte angepasst zu werden. Der dort arbeitende Gnom war kein Dummkopf. Er hatte ein gesteigertes Interesse an den Umständen unserer Einkehr in die Stadt. Aber auch an den politischen Zusammenhängen. Am Ende hatte es jedoch wohl kaum einen Unterschied gemacht ihm alles berichtet zu haben. Uns hingegen half dieses Zusammentreffen insofern, als das wir nun wussten, dass die Rüstung wohl eher von den Schmieden der Priesterschaft würde repariert werden können. Damit einher gingen auch Glaubensregeln.
Statt nun also die Taverne aufzusuchen, folgten wir nun den in der Ferne hochstehenden Türmen des Tempels der Drachenpriester. Es war nich schwer hineinzugelangen, auch wenn die Wache am Tor zunächst ein wenig abwesend ihren Dienst tat. Und kaum im Inneren angekommen, kam ein Akolyt heran, der sich uns als Führer anbot. All das verdankten wir unserer Tarnung. Tundra’s Schuppe öffnete Türen, die uns sonst verschlossen geblieben wären. Und ganz nebenbei beschützte sie auch unser Leben.
Der Akolyt führte uns als Erstes zu Toira Daili Wuduwu, der Priesterin des zweiten Grades, welche hier die Oberhand hatte. Sie wirkte etwas jung für diesen Posten, aber das änderte nichts daran, dass das folgende Gespräch mehr als aufschlussreich verlief. Sie wusste über alles eingehend bescheid. Die Natur Tundra’s, die Übernahme Roganor's durch eine fremde Entität, die Lüge um die Menschengefahr. Es wurde deutlich, dass sie auch eine bessere Lösung dafür wünschte, aber selber keine anbieten könnte. Zumindest keine, die nicht eventuell am Einfluss der Priester gerüttelt hätte. Ehrgeizig wie wir waren, machten wir uns daran sie davon überzeugen zu wollen, dass sie uns Zeit einräumte eine Lösung zu finden. Wider erwartend stimmte sie zu. Mit dieser Aufgabe wurden wir wieder fortgeschickt.
Wo wir schon einmal hier waren, wollten Leeroy und ich die Gunst der Stunde nutzen die Tempelbibliothek aufzusuchen. Wir bekamen von Toira bereits die Erlaubnis diese nutzen zu dürfen. Dort angekommen suchten wir nach den unterschiedlichsten Themen. Allerdings waren meine Themenbereiche schwierig bis gar nicht zu entdecken. Leeroy hatte mehr Glück. Es sollte eine ganze Abteilung mit allem rund um Technik beziehungsweise Mechanik geben. Es stellte sich aber schnell heraus, dass diese abhanden gekommen waren.
Ein Gnom namens Pan hatte sie wohl „ausgeborgt“. Widerrechtlich. Sie waren wohl auch schon seit geraumer Zeit weg. Da Leeroy ein gesteigertes Interesse an den Inhalten hatte und der Bibliothekar über die Frechheit Pan’s ordentlich erbost war, kamen wir überein nach Pan und den verlorenen Büchern Ausschau zu halten. Letztere dann natürlich auch zurückzubringen.
Anbei erfuhren wir von Buchbänden, die Prophezeiungen enthalten sollten. Sogar im Zusammenhang mit Drachen. Alle standen sie hier. Aber einer der Priester wäre besonders bewandert. Anlow Fenryl Rixi sei sein Name und er studiere zumeist in der Isolation seines Arbeitszimmers. Gleichzeitig wurden wir auch gewarnt wie merkwürdig er sich verhalten würde. In der Hoffnung jemanden zu finden, der uns mehr sagen könnte über all die Vorgänge hier, ließen wir uns von unserem Akolytenbegleiter zu Anlow bringen.
Und in der Tat, er war merkwürdig. Noch bevor wir klopfen konnten empfing er uns bereits mit einem „Herein“. Schnell stellte sich heraus, dass Anlow mehr als nur wissend war. Er war sehend. Dinge, von denen er nicht wissen konnte, erschienen ihm. Zeit spielte dabei offenbar keine Rolle. Vergangenheit und Zukunft waren gleichermaßen vertreten. Aber nicht immer klar, oder verständlich. Auch variierten die Ergebnisse. Doch allein, dass er meinen ganzen Namen kannte, ohne diesen je gesagt zu haben war schon verblüffend. Trotz seiner Fähigkeiten nahm er Abstand von dem Titel eines Propheten. Dies schien merkwürdig.
Wir erfuhren von dem aktuell umherziehenden Propheten. Travok. Der Verrückte Mann vor den Toren Caer Aeslyn’s soll ein wahrer Prophet gewesen sein. Und zudem ein Dreh und Angelpunkt für die verschiedenen Zukünfte, die Anlow wahrnehmen konnte. Und alles drehte sich um Shadar Logoth. Einen roten Drachen, der, laut den Vorhersagen, das Ende für uns alle bringen sollte. Angeblich war er zu einer Art Gott aufgestiegen. Keinem Guten, leider. Wie wir so am Sprechen waren erwähnte Anlow beiläufig, dass es eigenartig sei, dass er nicht sehen könnte, was in 10 Minuten passieren würde. Wir dachten uns nichts dabei. Sein Schwitzen war aber schon etwas besorgniserregend.
Ich hatte Sorge, dass es ihm ähnlich wie dem Barden damals in Caer Aeslyn ging. Seine Visionen etwas zu real würden. Daher versetzte ich ihn dank meiner Magie vorsichtshalber in einen tiefen Schlaf. Zu spät erkannten wir, dass der wahre Grund ein Anderer gewesen war. Aus einem großen Spiegel heraus starrte uns ein großes reptilartiges Auge an. Schuppen waren zu erkennen. Rote Schuppen. Es war Shadar Logoth, der genervt fragte, wer ihn gerufen hätte und einen Tribut in Form von Gold forderte.
Wir versuchten eine Erklärung zu liefern, aber er war an keiner interessiert. Gleichwohl er einen Kommentar in meine Richtung machte, der jenem von Tundra ähnelte. In diesem Fall würde ich vertraut riechen. Noch bevor wir darüber nachdenken konnten endete diese Unterhaltung abrupt. Leeroy bekam das vorzeitige Ende gerade noch rechtzeitig mit und reagierte, während ich mich noch wunderte wieso die Gestalt im Spiegel so schwer zu atmen begann. Ich spürte einen Ruck. Leeroy zog mich aus dem Raum und dann … Flammen. Überall.
Das Nächste, woran ich mich erinnerte war, dass ich irgendwo im Tempel wach wurde. Schwer verletzt, aber am Leben. Leeroy hatte mich gerettet gehabt und zu Toira gebracht, die meine Wunden kurzerhand versorgte. Anlow und der uns begleitende Akolyt waren im Flammenmeer umgekommen. Dann sah ich das Ausmaß der Zerstörung. Nicht nur, dass es überall in diesem Flügel des Tempels brannte, ein Großteil war schlicht nicht mehr existent. Hinweggefegt durch die gigantische Kraft des Drachenfeuers.
Gemeinsam traten wir zunächst ins Freie, um frische Luft zu schnappen und zu Atem zu kommen. Draussen hatte sich bereits eine große Menge an schaulustigen Gnomen versammelt. Und nun, da sie uns sahen, wirkten sie etwas angespannt. Auf meinen Kommentar, dass sie besser helfen sollten besorgten sie sich Waffen. Ich ahnte böses. Gleichzeitig schlappte Roganor entgegen. Er ignorierte aber sowohl die Massen, als auch uns. Da ich nicht in die Fänge von erzürnten Gnomen mit fehlgeleiteter Wut geraten wollte, schlug ich vor drinnen auszuhelfen. Die Priester würdendünn schon für unseren Schutz sorgen.
Leeroy und ich versuchten so gut es geht mit anzupacken. Meine Kräfte waren begrenzt aufgrund der vorangegangenen Verletzungen. Zusätzlich schien meine Magie nur bei den Sekundärfeuern Wirkung zu zeigen, nicht aber bei den primären Brandherden. Für jemanden, der sein Lebtag mit Feuer, besonders magischem Feuer, zu tun hatte, war dies geradezu verstörend. Hier hätte ich glänzen müssen, doch versagte indes auf ganzer Linie.
Leeroy vernahm plötzlich etwas. Ein nährkommendes Geräusch, fast wie Rauschen. Als er mich darauf aufmerksam machte pumpte mein Herz mit voller Wucht. Meine Gedanken kreisten um die Dinge, die wir erfahren hatten. Vor meinem geistigen Auge sah ich nur eines: Roganor. Wild brüllend befahl ich allen den Tempel sofort zu verlassen. Zum Glück gehorchten sie. Denn nur wenige Sekunden nachdem wir das Gebäude verlassen hatten, brach eine riesige Flutwelle über es hinein. Sie hätte uns mit Sicherheit erfasst und Opfer gefordert.
Die Flammen versiegten unter der hinabbrechenden Welle. Ein nebeliger Dunst legte sich über alles, Wasser tropfte oder strömte noch aus allen möglichen Öffnungen. Und zwischen alle dem trat plötzlich Roganor hervor. Sein Blick war so abwesend wie zuvor, sein Schritt verquer und fast schon lächerlich, da die Seehexe seine Motorik nicht völlig, oder fehlerhaft beherrschte. Stumm kam er uns entgegen …